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1 Einleitung:Konfrontation mit dem Unerwünschten als Wesensmerkmal menschlicher Existenz
2 Rumination
2.1 Merkmale ruminierenden Denkens
2.2 Mechanismen
2.2.1 Chronifizierung depressiver Symptomatik durch dysphorische Rumination
2.2.2 Rumination als Reaktion auf Zieldiskrepanzen
2.2.3 Rumination durch Vermeidung
2.2.4 Aufmerksamkeits-Steuerung und Rumination
2.2.5 Rumination als Ausdruck sinnorientierter Integrations-Bemühungen
2.2.6 Rumination als Symptom eines Regulationskonfliktes
2.3 Dispositionelle Unterschiede
3 Das Erlebnis positiver Veränderung nach
belastenden Ereignissen
3.1 Mutmaßungen über Wachstum
3.2 Ein theoretisches Modell
belastungsbedingten Wachstums
3.2.1 Das Belastungserlebnis
3.2.2 Bereiche posttraumatischen Wachstums
3.2.3 Rumination als potentieller Mechanismus der Wachstums-Generierung
3.2.4 Dispositionelle Unterschiede
3.2.5 Die Rolle sozialer Unterstützung
3.2.6 Erlebtes Wachstum in Relation zu anderen Indikatoren der Anpassungsgüte
4 Das Zwei-Prozess-Modell der Entwicklungsregulation
4.1 Grundgedanken des Modells 4.2 Assimilative Aktivitäten: hartnäckige Zielverfolgung
4.3 Akkommodative Aktivitäten:flexible Zielanpassung
4.4 Differentielle Bedingungen
4.5 Aufmerksamkeitsregulation und
Informationsverarbeitung im assimilativen und akkommodativen Modus
4.6 Theoretische Erweiterungen
4.6.1 Depression und ruminierendes Denken
4.6.2 Entlastendes Denken und erlebtes Wachstum
5 Fragestellung und Hypothesen
5.1 Zusammenhangs-Hypothesen
5.2 Explorativer Analyse-Fokus
6 Untersuchungsmethode
6.1 Die Stichprobe
6.2 Das Messinstrument
6.2.1 Fragen zu einem belastenden Ereignis
6.2.2 Fragen zur gegenwärtigen gedanklichen Beschäftigung mit dem Erlebten
6.2.3 Fragen zum Umgang mit Problemen
6.2.4 Fragen zu Veränderungen im Umgang mit Problemen seit dem Ereignis
6.2.5 Fragen zur Wahrnehmung positiver Auswirkungen des Ereignisses
6.2.6 Fragen zur Befindlichkeit
6.2.7 Fragen zum Selbstbild
6.2.8 Fragen zur Lebenszufriedenheit
6.2.9 Ergänzende Fragen
7 Ergebnisse
7.1 Bivariate Zusammenhänge
7.1.1 Zusammenhänge mit der Initialbelastung
7.1.2 Innen- und Außenbeziehungen der Rumination
7.1.3 Benefit-finding
7.1.4 Konstellationen im Zusammenhang mit „hartnäckiger
Zielverfolgung“ und „flexibler Zielanpassung“
7.1.5 Zusätzliche Belastungen und der soziale Kontext
7.1.6 Zusammenhänge mit dem Alter
7.2 Kanonische Korrelationen
7.2.1 Kanonische Korrelationsanalyse der Ruminations-Facetten mit den Indikatoren der Anpassungsgüte und benefit-finding
7.2.2 Kanonische Korrelationsanalyse der Ruminations- und benefit-finding-Facetten mit „hartnäckiger Zielverfolgung“ und „flexibler Zielanpassung“
7.2.3 Kanonische Korrelationsanalyse ausgewählter Verarbeitungs- und Anpassungsindikatoren mit den Dispositions- und Kontextparametern
7.3 Hierarchische multiple Regression
7.4 Moderatoranalyse per multipler Regression
7.4.1 Akkommodative Flexibilität als Moderator
7.4.2 Assimilative Hartnäckigkeit als Moderator
8 Diskussion und Ausblick
8.1 Zusammenschau und Interpretation der Befunde
8.2 Grenzen der vorliegenden Untersuchung
8.3 Impulse für Forschung und (Lebens-)Praxis
Literaturverzeichnis
Anhang
Nicht nur an Silvester
dürfte er zu den häufigeren Vorsätzen zählen: der Selbst-Appell, ein bestimmtes Gut künftig besser zu pflegen
und nicht mehr für selbstverständlich zu nehmen. Zur Präzisierung dieser
Alltagsbeobachtung ist hinzuzufügen, dass derlei Absichtserklärungen besonders
dann Hochkonjunktur haben, wenn das jeweilige Gut vorher beschädigt wurde oder
gar dessen Verlust zu beklagen ist.
Wer sich über solch späte Einsicht ärgert, mag Trost in
der Tatsache finden, dass Werte und zerbrechliche Gleichgewichte oft erst nach
massiven Veränderungen ins Bewusstsein gehoben werden. Organe,
Körperfunktionen, zwischenmenschliche Beziehungen, Aufgaben, Frieden, ... eine
kleine Auswahl aus dem Reigen der Zufriedenheits-Zutaten und tragenden
Strukturen, derer wir mit großer Wahrscheinlichkeit erst dann tiefgreifend
gewahr werden, wenn die Dinge gründlich aus dem Lot geraten sind. Es sind auch
die gern ausgeblendeten Passagen im Kleingedruckten des Lebens, die Eigenheiten
der conditio humana, die in solchen Zeiten spürbar werden können. Mehr denn je
werden wir dann „Erlebniszeugen unseres eigenen Daseins“ (Fink, 1995, S. 39).
Allen Verlusten, Abschieden und Umwälzungen wohnt
gewissermaßen ein „memento mori“ inne: Das Verfließen der Zeit wird evident und
auch das Signum der Endlichkeit kann klarer hervortreten. Im
Stellungnehmen-Können und -Müssen zur eigenen Sterblichkeit manifestiert sich
auf besonders prägnante Weise die Situation des Menschen, die in der
Philosophie etwa als Mittelstellung zwischen Tier und Gott charakterisiert
wurde (vgl. Fink, 1995; Kenyon, 2000). Allmachts-Allüren können nicht darüber
hinwegtäuschen, dass Handeln und Entwicklung des Menschen Einschränkungen
unterliegen. Im Gegensatz zu solipsistischer Seinsdeutung lebt der Mensch nie
im Vakuum, ist stets in ein Netz von Abhängigkeiten und Beziehungen
eingebunden. Heidegger (1979) beschreibt dies als den existentiellen Zustand
der Geworfenheit in die Welt.
Vollkommen autonome Kontrolle ist illusorisch und bei
aller Planungs- und Gestaltungsaktivität bleibt ein erheblicher Spielraum für
die Wechselfälle des Lebens, für Kontingenz, Ungewissheit, ja sogar Tragik
durch die nicht gänzlich überschaubaren Spätfolgen und Nebenwirkungen eigener
Entscheidungen (Brandtstädter, in Druck-a; Filipp & Aymanns, 2005). Wer im
Durchdeklinieren aller möglichen Eventualitäten und Ausarbeiten von
Notfallplänen nicht verrückt werden möchte, tut gut daran, diese „partielle
Unbestimmtheit“ (Brandtstädter, 2001, S. 117) menschlicher Lebenslinien zu
akzeptieren.
Restrisiko, aber auch vorerst unentdeckte Chancen geben
der Reise des Lebens ihr charakteristisches Gepräge (Kenyon, 2000). Dies
beinhaltet aber auch die Möglichkeit, dass bereits eingetretene unerwünschte
Widerfahrnisse eine unerwartet zuträgliche Implikations-Dynamik entfalten, sich
gleichsam als retardierendes Moment der Lebensdramaturgie mit insgesamt
glücklichem oder zumindest erstaunlich akzeptablem
Ausgang erweisen. All dies verdichtet sich zu Lebenserfahrung und „Erfahrung“
geht nicht zufällig etymologisch auf „fahren“ zurück.
Das Bewusstsein
der Ungewissheit des Lebens nimmt dem Menschen nach Wust (2002), die „Seinsbehütetheit“
des Tieres und stellt ihn vor die Herausforderung, sich als „animal insecurum“
in der „Insecuritas humana“ zurechtzufinden. Diese Daseinssituation bietet aber
gleichzeitig auch Spielraum für Wagnis und Entscheidung (Wust, 2002). Damit die
Nicht-Festgelegtheit, die „Offenheit
und Plastizität“ (Brandtstädter, in Druck-a)1
der menschlichen Geschichte zu Chance und Entwicklungsstimulans werden kann,
ist der Mensch mit vielfältigen Bewältigungskompetenzen und -ressourcen
ausgestattet. Es sind dies wesentliche Bestandteile der Kultur, die nach
Ansicht von Gehlen (1971) dem „Mängelwesen“ Mensch „zur zweiten Natur“ geworden
ist. Die chronische Problemlösungsaktivität verleihe ihm gar die Aura prometheischer
Trotzkraft.
Da der Mensch zu sich selbst in Beziehung treten kann,
umfasst dieses gestalterische Wirken auch die Selbstkultivierung (Brandtstädter,
2001). Odo Marquard (1985) geht soweit, in seinem Verständnis von philosophischer
Anthropologie als „Philosophie des Stattdessen“ die Defekt-Korrektur gegenüber
dem Zielstreben in den Vordergrund zu rücken und charakterisiert den Menschen
als „homo compensator“. Auch Frankl (1982) betont das Potential des Menschen,
dem faktischen Sein ein „fakultatives Sein“ gegenüberzustellen. Die „Trotzmacht
des Geistes“ ermögliche die Überwindung von Determiniertheit und gestatte es
dem Menschen, sich in konstruktiver Weise von sich selbst und den
Widerfahrnissen des Lebens zu distanzieren, um von dieser Warte aus neue
Lösungen zu finden. Die Frage, aus welchen Quellen sich diese „Trotzmacht“
speist, steht auf einem anderen Blatt.
Das Vermögen des Menschen, angesichts der Gegebenheiten
auf kreative Weise Haltung einnehmen zu können, Ist-Zustand mit Möglichkeit zu
kontrastieren und vermeintliche Ausweglosigkeit zu transzendieren, wurde immer
wieder als konstitutives Element existentieller Sinnkonstruktion beschrieben (Kenyon,
2000; Sartre, 1976). Der „Wille zum Sinn“ (Frankl, 1982) sei dem Menschen
inhärent und äußere sich in dem Drang, seinem Leben Richtung zu geben und belastende
Erlebnisse durch Perspektivenwechsel auszuhalten, ja vielleicht sogar gestärkt
daraus hervorzugehen. Dem „Sucherwesen auf gefahrvoller Wanderschaft“ (Wust,
2002) wird dies letztendlich zur Daueraufgabe und adelt ihn zum „homo viator“
(Marcel, 1947). Ganz besonders wird das Ringen um Sinn wohl durch die
„Grenzsituationen“ (Jaspers, 1983) des Daseins auf den Plan gerufen. In der
Konfrontation mit solch verstörenden Erfahrungen erlangt die wohl basalste
aller typisch menschlichen Qualitäten besondere Virulenz: die Fähigkeit, zu
reflektieren.
Obwohl in Philosophie, Religion und Weisheitslehre seit
Menschengedenken versucht wird, Rezepte zum Umgang mit schweren Zeiten zu
formulieren und Antwort auf Sinnfragen zu geben, ändert dies nichts an dem
existentiellen Auf-sich-selbst-gestellt-Sein. Gerade wenn der Weg steinig wird
und sich Barrieren auftun, ist der Mensch aufs Äußerste gefordert und muss all
seine Kompetenzen für erfolgreiches Lebensmanagement in die Waagschale werfen.
Glücklich, wer sich in solchen Lagen bei der Verfolgung seiner Ziele als wendig
und flexibel erweist und somit über einen Intelligenzaspekt von besonderer
Relevanz für die Daseinspraxis verfügt (vgl. Cantor & Harlow, 1994).
In der Schule des Lebens gibt es kein Abschlusszeugnis. Die
Maßstäbe für Erfolg und Zufriedenheit sind über weite Strecken individueller
Natur und können sich wandeln. Jede Situation trifft den Menschen wenigstens
teilweise unvorbereitet. Wenn nun Krisen gewissermaßen Kondensate der conditio
humana darstellen, könnten diese Prüfungen zur Ausbildungszeit werden, zum
Kristallisationskern für Wachstum.
So vielgestaltig wie das
Leben sind auch die theoretischen Wurzeln, die im Laufe der Beschäftigung mit
Fragen der Krisenbewältigung zum Vorschein kommen. Im Zuge einer Annäherung an
das Thema von den Ursprüngen her entstanden im Vorfeld der schrittweisen Fokussierung
der Fragestellung ergänzende Textpassagen. Sie leuchten den
Entstehungshintergrund des Forschungsinteresses weiter aus und repräsentieren
den Versuch, der Komplexität des Gegenstandes gerecht zu werden. Für das
Verständnis der Kernaspekte der vorliegenden Arbeit sind sie in Anbetracht des
gegebenen Rahmens allerdings nicht essentiell. Da sie besonders interessierten LeserInnen jedoch die Möglichkeit bieten
können, die präsentierten Ideen in ein erweitertes theoretisches Netzwerk
einzuordnen, ergänzende Querbezüge herzustellen oder einigen Gesichtspunkten
eine Extraportion Aufmerksamkeit zu schenken, sollen sie nicht vorenthalten
werden. Als „Vertiefungs-Option“ bezeichnet,
sind diese differenzierenden Bausteine im Anhang zu finden. Im Theorieteil werden
im Kontext thematisch verwandter Ausführungen entsprechende Verknüpfungen
hergestellt, zusammen mit einer kursorischen Zusammenfassung als Navigationshilfe.
Ein alternativer Weg zu diesem Angebot führt über das Anhangsverzeichnis. Schon
an dieser Stelle sei auf die ersten zwei Exkurs-Möglichkeiten hingewiesen.
Vorschau auf Vertiefungs-Option VO_1:
Kritische Lebensereignisse als
Kreuzungspunkte (siehe Anhang, S. 194)
Geboten wird ein Aufriss
der
Lebensereignis-Forschung. Ein Teil des eingesetzten Fragebogens (siehe Kapitel
6.2.1 und Anhang) basiert auf den dort vorgestellten Überlegungen.
Veränderung kann Stress
hervorrufen.
Die dabei ins Spiel kommenden Wahrnehmungsprozesse beinhalten auch
Konstruktionsaspekte im interaktiven und transaktionalen Sinne.
Ereigniswirkungen entstehen im Brennpunkt von Person- und Umweltfaktoren, wobei
alle Einflussgrößen durch wechselseitig-systemische Durchdringung
modifikationsoffen sind.
Kritische Lebensereignisse
lassen
sich als Forschungsgegenstand aus unterschiedlich akzentuierten Perspektiven
betrachten. Es wurden zahlreiche Versuche unternommen, sie durch objektive,
objektivierte und subjektive Ereignisparameter einzuordnen. Der individuelle Belastungsgrad
resultiert unter anderem aus der Erwünschtheit, Bedeutung, Kontrollierbarkeit
und Vorhersehbarkeit des Ereignisses sowie den wahrgenommenen
Bewältigungsmöglichkeiten. Grundsätzlich empfiehlt sich eine multidimensionale
Bewertung des Geschehenen mit besonderer Gewichtung des individuellen Erlebens
der betroffenen Person. Wesentliche Komponenten für die Analyse kritischer
Lebensereignisse sind das Ereignis selbst, vorauslaufende Bedingungen, die
Person, der Kontext, die Bewältigungsaktivitäten sowie die Effekte der
Auseinandersetzung.
Wenn durch die
Widerfahrnisse zentrale
Grundannahmen und sinnstiftende Ziele in Frage gestellt werden, kann dies in
eine tiefgreifende Krise münden. Entsprechend groß wird dann der
Anpassungsdruck und Neuorientierungsbedarf.
Vorschau auf Vertiefungs-Option VO_2:
Coping als Form der Auseinandersetzung
mit kritischen Lebensereignissen (siehe
Anhang, S. 204)
Es werden konzeptuelle
Grundlagen
der psychologischen Erforschung von Bewältigungsprozessen vorgestellt. Die in
Kapitel 2, 3 und 4 fokussierten Aspekte entstammen diesem allgemeinen
theoretischen Rahmen.
Angesichts des breiten
Spektrums an
Bewältigungsresultaten stellt sich die Frage nach zwischengeschalteten
Abläufen, zu denen auch Coping zählt. Zu den Grunddimensionen des
Bewältigungsverhaltens zählen Aufmerksamkeitssteuerung, Einbettung in soziale
Bezüge sowie bewusste Handlungen und automatisierte Mechanismen, die auf
externale oder internale Veränderungen hinwirken. Ganz wesentlich ist hierbei
auch der kognitive Umgang mit dem Geschehenen. Ziele sind neben der Sinnfindung,
also der Suche nach Ursachen und Bedeutung - vielleicht sogar positiven
Implikationen - des Ereignisses auch das Wiedergewinnen von Kontrolle sowie die
Stabilisierung von Selbstwertgefühl und Identität. Ein potentieller Indikator
erfolgreicher Bewältigung kann auch im Erleben von positiven Emotionen und
Wachstumseffekten gesehen werden.
Diverse personale und
kontextuelle
Ressourcen fungieren als Treibstoff und Schmiermittel, um den Motor des Coping
am Laufen zu halten. Dabei spielen auch dispositionelle Stilmerkmale im Umgang
mit Problemen eine Rolle. Entscheidend für deren Adaptivität ist die Vielfalt
des Repertoires und der Grad der Passung mit den spezifischen Anforderungen der
Situation.
1
Zum Zeitpunkt der Anfertigung dieser Arbeit war die endgültige Reihenfolge der
Kapitel noch nicht festgelegt. Deswegen kann keine Seitenangabe gemacht werden.
Ein Mensch, der
mit sich und der Welt im Reinen
ist, in seinem Tun voll aufgeht, weder Unterforderung noch Überforderung, weder Frustration noch Sättigung
erlebt, befindet sich, um mit Csikszentmihalyi (2002)zu
sprechen, im Zustand des „flow“. In solchen Zeiten wird das Leben eher als
tragende Welle empfunden denn als Last und die Gedanken strömen frei als
schwungvolle Begleitmusik.
Ein Mensch in der Krise dagegen
erlebt die Widerständigkeit des Daseins, bisweilen bis zum Gefühl grotesker Ironieund lähmender
Ohnmacht. Das Bonmot „Jeder ist seines Glückes Schmied“ kann jenen, die
enttäuscht oder vom Schicksal heimgesucht wurden, deren Wille und Tatkraft auf
unüberwindlich wirkende Barrieren stößt, wie blankerHohn erscheinen.
Spätestens in solchen
Grenzsituationen kann sich das Nachdenken über die Misere auch bei ansonsten
gelassenen Menschen in einem solchen Ausmaß in den Vordergrund drängen, dass es
als „Grübeln“ empfunden wird. In die Psychologie hat dieses Phänomen unter dem
Stichwort „Rumination“ (lat. ruminare =
wiederkäuen) Eingang gefunden.
Im Folgenden geht es darum,
Erscheinungsformen und Ursachen dieser Variante gedanklicher Aktivität zu erörtern. Im Rahmen dieser Arbeit wird
davon ausgegangen, dass Rumination Ausdruck eines gedanklichen
Verarbeitungsprozesses ist und im Zuge kritischer Lebensereignisse in besonders
prägnanter Weise auftreten kann.
2.1 Merkmale ruminierenden
Denkens
Wer grübelt,
nimmt die Welt anders wahr. Ganz bestimmte Themen vereinnahmen den Betroffenen,
werden zur Quelle kognitiver Gravitation, bis hin zum Kopfzerbrechen. Auch die
Mitmenschen können die gedankenverlorene Person als verändert erleben. Dies
kann sich darin äußern, dass der ruminierende
Interaktionspartner abwesend und unkonzentriert wirkt. Eine eher expressive
Manifestation besteht im häufig wiederkehrenden Gespräch über die immer
gleichen Inhalte, sei es direkt oder indem ausgehend von anderen Themen
assoziative Brücken geschlagen werden. Bei
Rumination handelt es sich um wiederkehrende, kreisende Kognitionen mit
ähnlicher thematischer Struktur, die über einen langen Zeitraum hinweg
auftreten können. Identischer Gedankeninhalt ist nicht zwingend erforderlich,
doch ein gemeinsamer thematischer Nenner ermöglicht die Abgrenzung vom bloßen frei flottierenden Bewusstseinsstrom
(Brandtstädter, in Druck-c; Martin & Tesser, 1996). Unter Rumination werden
neben verbalen Inhalten auch Gefühle, bildhafte Vorstellungen und
Körperempfindungen subsumiert.
Im Zentrum stehen dabei zumeist
problembehaftete Sachverhalte. Gerade wenn es sich um aversive Ereignisse und Erlebnisse handelt,
die als fait accompli nicht mehr ungeschehen gemacht werden können, kann das
Ruminieren als ausgesprochen unangenehm und unproduktiv erlebt werden (Martin
& Tesser, 1989; Beckmann, 1998). Selbst das insgesamt eher als angenehm empfundene Tagträumen
kann sich in eskapistischer Ausformung längerfristig als störend erweisen, wenn
es mit praktischen Aufgaben kollidiert. Gerade die Interferenz mit aktuellen
situativen Anforderungen und die Schwierigkeit der Beendigung per Willensentschluss
kann der grübelnden Person zu schaffen machen (Brandtstädter, in Druck-c).
Rumination beinhaltet sowohl
automatische als auch kontrollierte Prozesse (Martin & Tesser, 1996).
Mentale Simulationen (Taylor & Schneider, 1989) im Sinne von kognitiver
Konstruktion hypothetischer Szenarien oder Rekonstruktion realer Szenarien
können als Beispiele für eher
selbstgesteuerte Unterformen gelten.
Das Grübeln an sich ist bewusst,
jedoch liegen die Ursachen und zugrundeliegenden Mechanismen oft im Nebel des
Unbewussten. Allgemein gebietet eine
Absage an intentionalistische Hybris die Sichtweise, dass Gedanken nicht
rein willentlich in Gang gesetzt werden (Brandtstädter, 2001). Gleichwohl fällt
es bei vielen Kognitionen verhältnismäßig leicht, sich einer Selbstgenerierungs-Illusion
hinzugeben und einen klaren Zusammenhang mit bewussten Anliegen herzustellen.
Ruminierende Gedanken hingegen
werden häufig als ungebetene Eindringlinge erlebt. Der Charakter des sich
Aufdrängenden kann auch als intrusiv oder zwanghaft umschrieben werden (vgl.
Rachman, 1981). Kennzeichnend für Intrusionen seien subjektive Attribution auf
internalen Ursprung, stark eingeschränkte Kontrollierbarkeit sowie
Unterbrechung gegenwärtiger Aktivitäten. Nach Horowitz (1976) sei Stress der Hauptauslöser für
intrusive Gedanken.
Die Nähe zum Zwanghaften zeigt sich
auch im Potential zum Ambivalenz-Erleben: Angenommen, eine Person sieht sich
mit dem nicht-intentionalen Impuls konfrontiert, über eine Situation
nachzudenken, in der sie auf verletzende Weise übervorteilt wurde. In solchen
Momenten mag ein geradezu unwiderstehlicher
Drang empfunden werden, das Geschehene wieder und wieder Revue passieren zu
lassen, nach Schuldigen zu suchen und Vergeltungspläne zu schmieden. Wenn
darüber der Tag verstrichen ist und die Person sich nachtsaufgewühlt von
der einen Seite zur anderen wälzt, mag sie sich Vorwürfe machen,
dass sie sich auf die Gedanken eingelassen, sie sogar genährt hat, trotz des
oft erneuerten Vorsatzes, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Im Umgang mit
den intrusiven Impulsen liegt gleichzeitig Spielraum für die oben angesprochenen
kontrollierbaren Anteile ruminativer Aktivität.
Rumination ist aufgrund ihres
-zumindest anfangs - impulsiven und als ablenkend empfundenen Charakters eher dem
Bereich respondenter Kognitionen zuzuordnen. Die Reagibilität sei auf „current
concerns“ (Klinger, 1975) – also gegenwärtig virulente Anliegen –
zurückzuführen, die auch auf nicht-reflexiver Ebene verankert sein und von dort aus ihre Wirkung entfalten können. Das
vorerregte psychische System kann dann auf minimale externale Stimuli
anspringen (Martin & Tesser, 1996).
Intrusive Kognitionen sind nicht
notwendigerweise dysfunktional. So hat die kreative Eingebung nach einer Phase
der Inkubation auch Widerfahrnisqualität, wird aber mit einem Heureka! begrüßt.
Selbst aversiven Intrusionen werden unter bestimmten Umständen zuträgliche
Wirkungen, besonders im Hinblick auf Trauer-Verarbeitung, zugesprochen (vgl.
Greenberg, 1995; Horowitz, 1986;
Janoff-Bulman, 1992).
Wie so oft, unterscheidet aber auch
hier die Dosis zwischen Gift und Heilmittel. So gilt quälendes mentales
Wiedererleben über mehr als einen Monat hinweg als eines der zentralen Kriterien
zur Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung nach DSM-IV (Saß et al.,
2003; vgl. auch Steil & Ehlers, 2000). Des Weiteren liegen Hinweise auf
anbahnende und aufrechterhaltende Wirkung bestimmter Ruminations-Facetten im
Kontext depressiver Störungen (Nolen-Hoeksema, Parker & Larson, 1994;
Pyszczynski & Greenberg, 1987) und allgemeiner Unzufriedenheit (McIntosh
& Martin, 1992) vor. Nicht nur Intensität, Frequenz und Dauer der ruminativen
Kognitionen haben Weichenstellungsfunktion für die Auswirkungen auf das Befinden.
Wenn Rumination als breitgefächerte Kategorie betrachtet wird (Martin &
Tesser, 1996a), sind je nach inhaltlicher Akzentuierung sowie dem eigenen
Umgang damit differenzierte Zusammenhänge im Hinblick auf Adaptivität und
Maladaptivität zu erkennen (Greenberg, 1995). Entsprechende Befunde werden
weiter unten dargestellt.
Als strukturierendes Raster für die
vielfältigen Erscheinungsformen von Rumination kann das Modell der „Modes of
Ruminative Thought“ von Martin & Tesser (1996) dienen. Der konzeptuelleRaum wird dabei
durch drei Dimensionen aufgespannt. Die Valenz
bezieht sich auf die affektive Tönung des Ruminationsinhaltes. Hinsichtlich der
Zeitperspektive wird zwischen Vergangenheits-,
Gegenwarts- und Zukunftsorientierung differenziert. Ein weiteres
Ordnungskriterium ist die Relation zu
einem Standard, wobei sich die
Varianten Diskrepanzfokus und Erreichungsfokus ergeben.
Vorschau auf Vertiefungs-Option VO_3:
Ruminations-Inhalte (siehe Anhang, S.
224)
Dieses
Modul widmet sich einer differenzierenden Darstellung verschiedener Ruminations-Typen.
Die Lektüre kann als Hintergrund für eine bessere Nachvollziehbarkeit der Ableitung
entsprechender Item-Formulierungen im Fragebogen dienen (siehe Kapitel 6.2.2
und Anhang).
Es
erfolgt eine Auffächerung in sechs Facetten. Im Zentrum dysphorischer, depressiv gefärbter Rumination stehen belastende
Erinnerungen, Selbst- und Sinnzweifel, ein entmutigender Blick auf die
gegenwärtige Lebenssituation sowie zukunftsbezogene Sorgen. Von Intrusionen spricht man, wenn sich
Gedanken, Bilder und Gefühle gegen den eigenen Willen impulsiv aufdrängen. Kontrafaktisches Grübeln ist dadurch
geprägt, dass sich die Person vor Augen führt, welchen alternativen Verlauf das
eigene Leben unter anderen Voraussetzungen hätte nehmen können. Problemlösungsorientierte Rumination ist
auf Ursachenanalyse, Strategieentwicklung, aktiv-zupackenden Umgang mit
konkreten Widerständen sowie die praktische Umsetzung eigener Anliegen
gerichtet. Palliative Rumination ist
gekennzeichnet durch entlastende Umdeutungen und Anspruchsanpassungen. In sinnorientierter Rumination schließlich
manifestiert sich das Bedürfnis nach ganzheitlich-erklärender Einordnung des Erlebten
sowie die Suche nach Anstößen für eine nachhaltige Umstrukturierung des Lebensentwurfes.
2.2 Mechanismen
Um Rumination in
dynamischen Zusammenhängen verstehen zu können, ist es wichtig, verschiedene
Positionen zur Einbettung des Phänomens in Ursachen Wirkungs-Gefügen zu
eruieren. Es wird deutlich werden, dass sich die Argumentationslinien nur bei
oberflächlicher Betrachtung widersprechen, dass jeder Ansatz ausgewählte
Aspekte akzentuierend hervorhebt und so das eigene wissenschaftliche Grübeln in
konstruktive Bahnen geleiten kann.
2.2.1
Chronifizierung depressiver Symptomatik
durch dysphorische
Rumination
Nolen-Hoeksema
und ihre KollegInnen haben das Hauptaugenmerk auf die unheilige Allianz von
Rumination und Depression gerichtet. Es sei vorausgeschickt, dass Rumination
dort in einem recht engen Begriffsverständnis mit dysphorischer Rumination
gleichgesetzt wird. Diese äußere sich im häufig wiederkehrenden Grübeln über
Ursachen und Bedeutung belastender Gefühle, die eigene Person sowie
Implikationen eines Problems (Lyubomirsky & Nolen-Hoeksema, 1993; Nolen-Hoeksema, 1996, 2001; Nolen-Hoeksema
et al., 1997; Nolen-Hoeksema et al., 1993; Nolen-Hoeksema et al., 1994).
Die Hauptthese lautet, dass diese
Variante selbstbezogenen Denkens die Dauer depressiver Episoden verlängere.
Nolen-Hoeksema zufolge sei diese Art der Reflexion unstrukturiert und leiste
keinen substantiellen Beitrag zur Steigerung von Problemlösungs-Effektivität.
In der Regel erweise sich dysphorische Rumination gar als dezidiert
dysfunktional. Gleichwohl räumt die Autorin ein, dass auch ein Defizit an
Problem-Konfrontation maladaptiv sein könne (Nolen-Hoeksema, 1996) und verweist
dabei auf Befunde von Pennebaker (1990 1993), denen zufolge sich die
Auseinandersetzung mit belastenden Erlebnissen in schriftlicher Form und durch
vertrauensvolle Selbstöffnung als verarbeitungsförderlicher erwiesen hat als Vermeidung.
Die Ausführungen zu Wegen der
Depressions-Aufrechterhaltung via dysphorische Rumination sind dabei angelehnt
an kognitive Depressionstheorien (vgl. etwa Pyszczynski & Greenberg, 1987,
1992), die auf die dysfunktionale Persistenz von Selbstregulations-Prozessen
abheben. Durch selbstbezogenes Grübeln werde die Wahrnehmungsschwelle für
aversive Gefühle und Erinnerungen gesenkt. Diese einseitige Aktivierung des
assoziativen Netzwerkes reite den Betroffenen noch tiefer ins aktuelle
Stimmungstief hinein, leiste pessimistischem Denken Vorschub, binde kognitive
Ressourcen und erschwere so die strukturierte und konstruktive Problembearbeitung
(Nolen-Hoeksema et al., 1993, 1994). Gefangen in dieser dysphorischen
Abwärtsspirale kreise die ruminierende Person gedanklich um die eigene
bedrückende Stimmung anstatt sinnvolle Schritte zur Verbesserung der Lage in
die Wege zu leiten.
Dies könne seinen Ursprung auch in einer Unterminierung der
Selbstwirksamkeitsüberzeugungen haben. Durch die Einengung der Aufmerksamkeit
auf die eigenen Defizite nehme sich die ruminierende Person selbst den Wind der
Veränderung aus den Segeln. Gemessen an der kapitulativen Bewertung der eigenen
Potentiale können schon kleine Initiativen wie zum Beispiel die Vorbereitung
und Durchführung einer Wanderung mit Freunden wie unüberwindbare Hürden
erscheinen. Durch die Fixierung auf die dunklen Seiten des Jetzt könne die
Fähigkeit zur Inkaufnahme vorübergehender Anstrengungen im Interesse künftiger
Befindens-Aufhellungen außer Kraft gesetzt werden. Wer sich dann als selbst an
diesen kleinen Aufgaben scheiternd erlebt, kann sich vollends für
lebensuntauglich erklären und jegliche vorwärtsgerichtete Bewegung im Keim
ersticken. Die ohnehin schon ernüchternde Selbstbewertung wird sich weiter verdüstern,
wenn zur Wahrnehmungsverzerrung noch tatsächliche handfeste sekundäre Probleme
hinzukommen. Dabei kann es sich etwa um eine Rüge wegen ruminationsbedingt
vernachlässigten Arbeitsverpflichtungen oder zurückweisende Reaktionen
nahestehender Menschen handeln, die des notorischen Lamentierens überdrüssig
geworden sind.
Durch dysphorische Rumination und die dadurch verschärfte Unterschätzung
der Selbstwirksamkeit sinkt auch die Zugänglichkeit für Ablenkung, welche in
moderater Dosierung ein effektives Mittel darstellt, um depressivem Abgleiten
Einhalt zu gebieten (Nolen-Hoeksema et al., 1993).
Da pessimistisch-filternde Rumination eben die Prozesse unterbindet, die
zu ihrer Auflösung beitragen könnten, sprechen Lyubomirsky & Nolen-Hoeksema
(1993) von den „self-perpetuating properties of dysphoric rumination“. Dieser
Effekt könne dann auch auf die depressive Symptomatik ausstrahlen. Die
Autorinnen betonen, dass bei aller Nähe zur depressiven Dynamik keine völlige
Übereinstimmung auf inhaltlicher Ebene bestehe. So sei dysphorische Rumination
als „behavioral and attentional style“ (Nolen-Hoeksema et al., 1993)
abzugrenzen von automatischen, negativ verzerrten Gedanken oder dem depressiven
selbst-fokussierten Stil, der Pyszczynski
& Greenberg (1987) zufolge vor allem auf Themen des Scheiterns und Diskrepanzen
zwischen Ideal- und Real-Selbst zentriert ist. Auf diese Weise wird Rumination
als Meta-Prozess konzipiert, der den Umgang mit der depressiven Symptomatik
moduliert, aber nicht eine bloße Erscheinungsform derselben ist. Die Sicht von
Rumination als habituellem Stil der Reaktion auf erlebte depressive Verstimmung
wird im Abschnitt zu interindividuellen Unterschieden erläutert.
Die Perseveranz ruminativer Reflexion ist teilweise auch darauf zurückzuführen,
dass sich Menschen von dieser Art der Introspektion neue Einsichten über die
eigene Person und die Welt versprechen (Nolen-Hoeksema, 1996). Neben eher
intrusiver Initiierung kann ruminative Selbst-Analyse
also auch gezielt angestrebt oder aufrechterhaltend ausgestaltet werden. Es
werden Beispiele von Personen aufgeführt, die sich für diese Art der
Komtemplation bewusst Zeit reserviert und sich von anderen Menschen
zurückgezogen hatten, wobei es sich dabei freilich auch um eine retrospektive
Selbstrechtfertigung handeln könnte. Insgesamt erscheint es auch fraglich, ob
die besagten Personen sich dabei wirklich primär in Symptom- und
Implikations-Analyse ergangen haben. Es wurde bereits angesprochen, dass
Rumination auch andere - augenfällig konstruktivere - Stoßrichtungen aufweisen
kann. Auch wenn Menschen sich bisweilen auf das selbstbezogene Gedankenwälzen
in der Hoffnung auf problemlösende Effekte einlassen, stellt Nolen-Hoeksema derartig
funktionale Qualitäten des Grübelns in Abrede, wobei sie dabei nur der
dysphorischen Variante das Markenzeichen „Rumination“ zuerkennt.
Verglichen mit den klaren Aussagen zur Konsequenzen-Seite ist ein
Erklärungs-Defizit im Hinblick auf mögliche Ursachen dysphorischer Rumination
festzustellen. An einer Stelle jedoch spekuliert Nolen-Hoeksema, dass die
kreisenden Denkbewegungen dadurch ausgelöst werden könnten, dass es der
betroffenen Person an einer „plausible theory for their discontent“ (Nolen-Hoeksema,
1996, S. 142) mangele und die Rumination damit gleichsam dem Zwecke der Problem-Präzisierung
diene. Der diffuse Leidenszustand könne so potentiell konkretere Formen annehmen,
um dann einer aktiven Bearbeitung zugeführt zu werden. Allzu oft bleibe der
ruminierende Mensch allerdings im Stadium der Problem-Definition und Defizit-Bestandsaufnahme
stecken.
Empirische Befunde aus Labor- und auch Feldstudien unterstützen in ihrer
allgemeinen Tendenz die theoretischen Annahmen zu den Folgen einer
Wechselwirkung von Depression und dysphorischer Rumination (Überblick bei
Nolen-Hoeksema, 2001). Im experimentellen Rahmen wurde bei Personen mit
natürlich gegebener dysphorischer versus nicht-dysphorischer Stimmung entweder
Rumination induziert oder ablenkende mentale Beschäftigung nahegelegt. Die
Ruminations-Induktion führte bei vorher dysphorischen Personen zu einer
weiteren Stimmungsverschlechterung, während bei ProbandInnen mit eingangs
unauffälligem Befinden keine Veränderung zu verzeichnen war. Unter
Ablenkungs-Bedingungen reagierten dysphorische Personen mit
Stimmungs-Aufhellung. In Folgeaufgaben produzierten sie im Anschluss an
Rumination mehr negative Erinnerungen, machten im Hinblick auf die Zukunft
pessimistischere Prognosen und lieferten vermehrt Selbstwert-abträgliche
Interpretationen hypothetischer negativer Ereignisse. Bei der Bearbeitung
interpersoneller Konfliktszenarien präsentierten sie weniger effektive Lösungen
als vergleichbar gestimmte Personen nach dem Ablenkungs-Durchgang. Bei
nicht-dysphorischen TeilnehmerInnen konnte im Gegensatz dazu bei
Ruminations-Induktion teilweise sogar die Generierung besonders konstruktiver
Lösungsvorschläge registriertwerden.
Diese Ergebnisse sprechen für die dysfunktionalen Effekte negativ getönter
Rumination speziell im Zusammenwirken mit vorheriger dysphorischer Stimmung.
Vorübergehende Ablenkung hingegen scheint nicht nur negativen Affekt zu
dämpfen, sondern leistet darüber hinaus auch noch einen Beitrag zu effektiverer
Problemlösung. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass es gerade für affektiv
labile Personen wichtig sei, Strategien zu entwickeln, die es ihnen
ermöglichen, vor anstehender Problem-orientierter Reflexion ihre Stimmung
aufzubessern. In der Phase der Problembearbeitung könne gegebenenfalls der
vorübergehende Einsatz von Leitfäden - beispielsweise aus der kognitiv-behavioralen
Therapie - dazu beitragen, eine einseitige Selbst- und Symptombezogenheit zu überwinden (Nolen-Hoeksema, 1996).
In naturalistischen Längsschnittstudien erwies sich dysphorische
Rumination einen Monat nach einem kritischen Lebensereignis als signifikanter
Prädiktor für Depression zu einem zweiten Messzeitpunkt im Abstand von sechs
Monaten. Dabei wurde das initiale Depressionsniveau statistisch kontrolliert,
um auszuschließen, dass es sich bei Rumination lediglich um ein Depressions-Symptom
handelt. Dies wird als Nachweis der depressionsverlängernden Wirkung gewertet.
Des Weiteren wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen Ruminations-Abnahme und
Besserung der depressiven Symptomatik festgestellt. Diese Effekte ergaben sich
über verschiedene Ereignisklassen hinweg. Ebenfalls aufgenommen in die
Überprüfung der Modellannahmen wurden weitere psychosoziale Faktoren, die
potentiell auf das Ausmaß dysphorischer Rumination Einfluss nehmen können.
Dabei standen insbesondere zusätzliche Stressoren sowie Unzufriedenheit mit der
erlebten sozialen Unterstützung in positivem Zusammenhang mit dem Ausmaß des Grübelns
(Nolen-Hoeksema et al., 1993, 1994, 1997).
Das Modell dysphorischer Rumination im Kontext von Depression ist -
abgesehen von Erklärungslücken in Bezug auf Mechanismen der Entstehung -
theoretisch plausibel und empirisch recht gut unterfüttert. Brandtstädter (in
Druck-c) sieht Querverbindungen zu allgemeinpsychologischen Befunden der
Stimmungskongruenz (Bower, 1981), wonach Stimmungen durch die Erzeugung
affektiv verwandter kognitiver Inhalte aufrechterhalten werden können.
Nichtsdestotrotz gibt es Ansatzpunkte für Kritik. Nolen-Hoeksemas
Verständnis von Rumination kommt einer begrifflichen Engführung gleich.
Zweifellos entspricht die Variante des dysphorischen Grübelns der landläufigen
Vorstellung unergiebigen gedanklichen Auf-der-Stelle-Tretens. Jedoch gibt es
auch andere Formen des angestrengten, oft als störend und ablenkend empfundenen
Grübelns, die eher zielführende, handlungsvorbereitende Qualitäten aufweisen, etwa
wenn ein Mensch sich die Reibungen am Arbeisplatz nicht nur wieder und wieder
vor Augen führt, sondern sich auch fragt, wie es dazu kommen konnte um dann in
einem nächsten Schritt vielleicht korrigierende Maßnahmen zu ergreifen. Nach
Ansicht von Nolen-Hoeksema wäre diese Art der Reflexion keine Rumination.
Neben
der sehr reduktionistischen Kategorienbildung ist auch die Abqualifizierung von
dysphorischer Rumination als durchgängig dysfunktional zweifelhaft.
Brandtstädter (in Druck-c, S. 68) warnt vor der Gefahr „kausaler Fehlschlüsse:
Der Umstand, dass ruminative Tendenzen als Begleitsymptom depressiver Störungen
auftreten, bedeutet nicht notwendig, dass sie zur Aufrechterhaltung dieser
Störungen beitragen.“ Dies gilt natürlich in besonderem Maße für positiv
akzentuierte Ruminations-Varianten, wenn beispielsweise eine Person viel Zeit
damit verbringt, aus Geschehnissen einen Sinn herauszulesen, damit Erfolg hat
und von dem entlastenden Effekt profitiert. Auf diese potentiell befindensstabilisierenden
und verarbeitungsfördernden Aspekte (im Sinne von „mood repair“; Isen, 1999) wird
noch vertiefend eingegangen.
Doch selbst die Konzentration auf
Symptome und persönliche Defizite kann längerfristig positive Nebenwirkungen
zeitigen: Wie bereits erwähnt, hält es selbst Nolen-Hoeksema (1996) für
denkbar, dass durch dysphorische Rumination das Problem klarere Konturen
annehmen kann und dadurch greifbarer wird. Auch Psychotherapie kann nur dann in Schwung kommen, wenn KlientInnen
zuallererst möglichst anschaulich beschreiben, was ihnen denn fehlt. Zudem gibt es auch Lesarten von
Depression, die deren inhärenteTendenz
zur Selbstauflösung und damit auch den potentiell adaptiven Wert entsprechender
Symptome in Betracht ziehen (vgl. etwa Nesse, 2000). Aus diesem Blickwinkel
könnte dysphorische Rumination durch die Dauerbeschäftigung mit den eigenen
Symptomen deren Unerträglickeit so weit steigern, dass es zu einer
„crystallization of discontent“ (Baumeister, 1994) und mithin zu Ablösungs- und
Reorientierungsprozessen kommt.
Auch der aufmerksamkeitsbindende
Charakter von Rumination und die positive Korrelation mit der Depressionsdauer
sprechen nicht per se für deren Dysfunktionalität, „denn schwierigere Probleme
fordern üblicherweise auch einen längeren und intensiveren Einsatz von
Bewältigungsressourcen“ (Brandtstädter, in Druck-c, S. 68). Derselbe Autor
bedient sich zur Veranschaulichung dieses möglichen logischen Drehers eines
eingängigen Bildes: „wenn etwa bei einem Brand die Anzahl der Löschfahrzeuge positiv
mit der Höhe des Brandschadens korreliert, bedeutet dies nicht, dass
Löschfahrzeuge den Brandschaden vergrößern oder ihr reduzierter Einsatz zur
Schadensprävention beiträgt“ (Brandtstädter, in Druck-c, S. 68)2.
Dabei ist anzunehmen, dass
die Psyche selbständig entscheidet, was momentan vordringlich – um nicht zu
sagen brandaktuell – ist, selbst wenn sich von rationaler Warte aus dadurch ein
Konflikt mit vermeintlich wichtigeren praktischen Anforderungen ergeben kann.
2.2.2
Rumination als
Reaktion auf Zieldiskrepanzen
Der Ansatz von
Martin & Tesser (1989, 1996; vgl. auch Carver, 1996; Carver & Scheier,
1998) widmet sich der Frage, auf welchem Nährboden Rumination gedeiht und
leistet damit einen größeren Beitrag zur Erhellung der Ursachenseite des
Grübelns. Anliegen dieser Herangehensweise ist es, bei Erscheinungsformen
perseverierenden Denkens mit unterschiedlichen Oberflächenmerkmalen funktionale
Äquivalenzen herauszuarbeiten und die Entwicklung eines integrativen Ruminationsmodells
voranzutreiben (Martin & Tesser, 1996b).
In ihrem Zieldiskrepanz-Ansatz wird
postuliert, dass Rumination dann auftrete,
wenn der gewählte Weg zur Erreichung eines persönlich bedeutsamen Zieles
blockiert sei oder – allgemeiner gesprochen – die Geschwindigkeit der Annäherung
an das Ziel unter einen Erwartungswert sinke3
(Martin & Tesser, 1989, 1996a).
Diesem Konzept liegt ein Bild vom Menschen als vor allem zielorientiertem
Organismus zugrunde, „in which goals – concrete and abstract, low level and
high level – are intimately woven into the fabric of behavior, of existence“
(Carver, 1996, S. 59). Es wurzelt in kybernetischen Modellvorstellungen (vgl.
auch Miller, Galanter & Pribram, 1960) und der Theorie der Selbstregulation
des Verhaltens von Carver & Scheier (1998). Demzufolge sind die Ziele des
Menschen in eine Hierarchie eingebettet. Auf diese Weise ist so gut wie jedes
Ziel gleichzeitig auch Mittel,
steht ein Ziel niedrigerer Ordnung im Dienste übergeordneter Ambitionen. So
wird die Ausübung einer Erwerbsarbeit zur Erwirtschaftung von Geld in aller
Regel auch auf den Zweck hingeordnet
sein, mithilfe der materiellen Ressourcen einen Lebensstil zu
finanzieren, der wiederum die Lebensfreude steigern soll. Selbstverständlich
kann die Erreichung eines Zieles ein ganzes Bündel von Funktionen erfüllen. Es
gibt beispielsweise durchaus Menschen, die nicht nur um des Geldes willen
arbeiten, sondern auch, um ihre Talente sinnvoll einzusetzen oder Anerkennung
nicht-pekuniärer Art zu erwerben. Was die höheren Ziele anbelangt, so führen
meist mehrere Wege nach Rom. Der soeben unter die Lupe genommene
Erwerbsarbeiter tut gut daran, schon vor dem Ruhestand alternative Spielarten
sinnvoller Tätigkeit außerhalb des professionellen Kontextes zu erkunden,
sofern ihm produktive Selbstverwirklichung und Leistung Herzensangelegenheiten
sind.
Das Bild einer hierarchischen Leiter
zur Veranschaulichung von Mittel-Ziel-Relationen sollte nicht in verkürzender
und simplifizierender Weise bemüht werden. Brandtstädter (in Druck-c, S. 71) gibt den Aspekt der „Polyvalenz“ zu
bedenken, also den Umstand, „dass Ziele einen Systemzusammenhang bilden und Handeln daher
zumeist mehreren Zielen dient.“ Frankfurt (1999) geht soweit,
reziproke Beziehungen zu erwägen, in denen auch die Tätigkeit an sich Ziele
ganz entscheidend mit Wertigkeit auflädt. Je wichtiger einem Menschen bestimmte
Handlungsweisen sind, desto gravierender kann sich dann die Blockade
präferierten Tuns auswirken – gerade dann, wenn hierdurch der Mechanismus der
tätigen Sinn-Zuweisung gehemmt wird und Ziele zu abstrakten Hüllen
degenerieren. Schließlich ist auch noch zu berücksichtigen, dass bestimmte
Ziele wie etwa „sich weiterentwickeln“ dynamischen Charakter haben und
teilweise sogar unerreichbar bleiben müssen, um weiterhin als lebendige Sinnquelle
wirken zu können.
Bei Störungen im Prozess der
Zielverfolgung wird zunächst auf niedrigstmöglicher Ebene versucht werden, auf
Seiten der Mittel Modifikationen vorzunehmen. Eine Freizeit-Tennisspielerin
wird nach mehreren verlorenen Begegnungen in Folge aller Voraussicht nach
zunächst einmal selbständig an Technik und Kondition feilen, anstatt sofort
einen teuren Einzeltrainer zu engagieren.
Sollten sich auch alternative Mittel
als nicht fruchtbringend erweisen, besteht immer noch die Option einerRelativierung von Zielen
auf sukzessive höheren Regulationsebenen. So mag unsere Tennisspielerin
zuallererst ihre verbissene Sieg-Orientierung hinterfragen, bevor sie ihre
geliebte Sportart oder körperlich fordernde Bewegung insgesamt an den Nagel hängt.
Gerade die Aufwärtsverknüpfung mit
abstrakteren, übergeordneten Zielen wird oft erst anlässlich der Unterbrechung von Routinen bewusst (Martin &
Tesser, 1996b), wenn etwa der entgegen aller Selbstprognosen nicht beförderte
und dadurch geknickte Angestellte erstmalig wirklich eindringlichempfindet, wie sehr sein
Selbstwertgefühl von einer stetig steigenden Erfolgskurve abhängt. In solchen
Momenten kann sich „linking“ (Martin, Tesser & McIntosh, 1993; McIntosh
& Martin, 1992) bemerkbar machen, also die individuumsspezifisch ausgeprägte
Tendenz, bei der Nichterreichung von vermeintlich eher niedrig angesiedelten
Zielen Glück und Zufriedenheit bedroht zu sehen. Konkrete Einzelprobleme
befördern ihre explosive Fracht dann auf einer Schnellstraße in umfassende Schaltstellen des Sinn-Erlebens. Wenn
beispielsweise häufige Unternehmungen mit dem alten Freundeskreis als
unerlässlich für ein erfülltes Leben betrachtet werden, kann der ausbildungs-
oder berufsbedingte Umzug einer persönlichen Katastrophe gleichkommen. Es wurde
empirisch nachgewiesen, dass unter solchen Voraussetzungen die Ruminationsintensität
ein besonderes Ausmaß erreicht. Rumination erwies sich dabei als Mediator, also
als vermittelnder Faktor, der „linking“ in Unzufriedenheit umsetzt (McIntosh
& Martin, 1992).
Das Grübeln wird darüber hinaus umso
mehr angeheizt, je weniger substituierbar ein Ziel ist. Dies ist dann der Fall,
wenn es einen hohen Rang in der persönlichen Agenda besetzt oder durch
zahlreiche instrumentelle Verbindungen eine zentrale Schlüsselposition einnimmt
(Martin et al., 1993).
Nach Martin & Tesser (1989) wird
durch Rumination die Aufmerksamkeit zunächst überwiegend vom blockierten Ziel
absorbiert. Die Fokussierung auf abstraktere Ebenen hingegen würde es leichter
machen, alternative zielführende Pfade zu entdecken oder eingefahrene Orientierungen zu
überdenken, gleich einem Wanderer, der sich in einem orientalischen Gassenlabyrinth
verirrt hat und von der Spitze eines Turmes den Kurs neu bestimmen kann oder
hinter den Stadtmauern vielleicht eine verlockende Oase erspäht, die nun
attraktiver erscheinen kann als die Durchschlageübung zum Platz der
Schlangenbeschwörer.
Je nach subjektiver Bedeutung des
Zieles und Ausmaß der reibungsbedingten Rumination komme es auch zu unterschiedlich
starken affektiven Reaktionen, wobei insgesamt eine Grundtendenz zu emotionaler
Polarisierung bestehe (Carver & Scheier, 1998; Martin & Tesser, 1989,
1996a). Ein Gefühl der Frustration müsste sich durch problemorientiertes
Grübeln demnach zunächst vertiefen, wodurch die Distanz zum Ziel überschätzt
werden kann. Besonders dann, wenn keine instrumentellen Aktivitäten verfügbar
erscheinen und die Gedanken um eben dieses Faktum, die erlebten Symptome und
mögliche Konsequenzen kreisen, liegt der Prototyp der dysphorischen Rumination
vor (Martin & Tesser, 1989; Nolen-Hoeksema, 1996). Im Zieldiskrepanz-Modell
nimmt die Angelegenheit an
diesem Punkt allerdings einen hoffnungsvolleren Verlauf, da hier auch mögliche
Problemlösungsfunktionen ruminierenden Denkens in Betracht gezogen werden: „a
problem-solving tendency [is] somehow woven into the mechanism leading to the
rumination“ (Carver & Scheier, 1998, S. 233).
Um Missverständnissen vorzubeugen,
sind an dieser Stelle begriffliche Präzisierungen angebracht. Unter
Problemlösung werden gleichermaßen explizite und implizite (also nicht gezielt
beabsichtigte, indirekt zum Ausdruck
kommende) Versuche verstanden, die Zieldiskrepanz aufzuheben, wobei die
Betonung auf „Versuch“ liegt (Carver, 1996). Es ist nicht gesagt, dass Rumination
letzten Endes zu einer befriedigenden Lösung führt: „We did not suggest that
rumination always involves efficient or effective goal attainment“ (Martin
& Tesser, 1996b, S. 199). Nach dem hier zugrundegelegten breiteren
Verständnis wird beispielsweise auch angestrengtes, repetitives Nachdenken über
Mittel und Wege, außer Kontrolle geratenen pubertären Nachwuchs vor dem
Abgleiten ins Drogenmilieu zu bewahren, dem Oberbegriff Rumination zugeordnet.
Trotz des bisweilen intrusiven Erscheinungsbildes wird funktionale Ähnlichkeit
mit zielgerichtetem Verhalten gesehen. Selbst wenn die ruminativ entwickelten
Veränderungen der Erziehungs-Strategie nicht von Erfolg gekrönt wären, würde
dem Grübeln demnach der Charakter der Problemlösungs-Orientierung attestiert werden.
Nolen-Hoeksemas (1996) Verständnis
von Problemlösung ist das eines systematischen, strukturierten, bewusst
zielgerichteten Verhaltens, das noch dazu bestimmten Effizienz- und Effektivitätskriterien
genügen muss. Vor diesem Hintergrund läuft ihre Kritik, Martin & Tessers
Ansatz stelle eine Kategorien-Überdehnung dar, weitgehend ins Leere. Außerdem
ist es zumindest diskussionswürdig, auch dysphorischer Rumination jeglichen
Beitrag zur Problemlösung abzusprechen, da kurz- und langfristige Effekte durchaus differieren können.
Nolen-Hoeksema (1996) selbst räumt ein, dass es schwierig sein kann, die
Zeitspanne zu bestimmen, nach deren Ablauf man unergiebig wirkendes Hin- und
Herwälzen der Gedanken nicht mehr Anbahnung von Problemlösung nennen kann und
stattdessen als dysphoriche Rumination
bezeichnen muss, zumal auch der Komplexität des Sachverhaltes Rechnung zu
tragen sei.
Potentiell
irreführend ist auch der Begriff des Zieles. Im Alltagsverständnis wäre der
Prototyp eines Zieles die erklärte Absicht, einen bestimmten Berg zu besteigen,
gefolgt von der Zusammenstellung der Ausrüstung und schließlich Durchführung
des Unternehmens. Eine derartig prägnante Artikulation wird im
Zieldiskrepanz-Konzept jedoch nicht vorausgesetzt. Entscheidend sei vielmehr,
dass auf irgendeiner Ebene - bewusst oder unbewusst - eine Kluft zwischen
Ist-Zustand und subjektiv angestrebtem Zustand festgestellt wird und dadurch
wiederkehrende Denkprozesse ausgelöst werden, die mit der Diskrepanz und
Diskrepanz-Reduktions-Möglichkeiten in Zusammenhang stehen. Ziele werden also
verstanden als Standards, die eine maßgebliche psychische Instanz definiert und
durchzusetzen versucht. Es könne somit durchaus vorkommen, dass die
involvierten Ziele unbewusst sind und nur über das gezeigte Verhalten spekulative
Rekonstruktionen möglich sind: „They are hypothetical entitites that are
inferred on the basis of convergent operations“ (Martin & Tesser, 1996b, S.
201). Wenn jemand notorisch versucht, andere von seinen Prinzipien zu überzeugen,
dabei auf Granit beißt, zurückgewiesen wird und darüber ins Grübeln gerät,
deutet einiges darauf hin, dass Bewunderung angestrebt oder ein unsicheres
Weltbild durch äußere Zustimmung stabilisiert werden soll.
Im Falle unbewusster Ziele wird
die ruminierende Person selbst Aufschluss darüber erlangen wollen, was ihr
fehlt und was sie braucht. Die Suche nach einer Antwort wird sich im Zweifelsfall
an eigenen impliziten a priori-Theorien und Plausibilitäts-Annahmen orientieren
(Martin & Tesser, 1996a; vgl. auch Nisbett & Wilson, 1977). Dabei kommen
Inferenz-Prozesse ins Spiel. So mag der Prediger in der Wüste von gerade eben
schlussfolgern, dass es sein Wunsch ist, seinen Mitmenschen zu Einsicht zu
verhelfen und es ihre Ignoranz ist, die ihn stört, was ohnehin gut in sein
Menschenbild passt.
Inhalt der Rumination und
eigentlicher, psychisch relevanter Anlass müssen daher nicht unbedingt
übereinstimmen und die Annäherung an eine Lösung des Problems erfolgt
gegebenenfalls nur zufällig. Somit ist der Rumination immer auch das Risiko der
kräftezehrenden Themaverfehlung inhärent. So kann dann das Grübeln über das
eigene Grübeln zum Meta-Problem werden (vgl. Brandtstädter, in Druck-c). Je
länger vergeblich über Definition und Lösung des Problems nachgedacht wurde,
desto größer wird die Wahrscheinlichkeit „einer „holistischen“ Ausweitung, in
der allgemeinere Implikationen für die eigene Person und Lebensorganisation
ausgeleuchtet werden“ (Brandtstädter, in Druck-c, S. 71). So werden oftmals
erst durch die Unterbrechung von Lebenslinien die mannigfachen Vernetzungen
des eigenen Zielsystems bewusst. Insofern können Krisen durchaus einen Beitrag
zur Selbsterfahrung leisten, wobei allerdings offen ist, wie diese Erkenntnisse
umgesetzt werden.
Welche Prozesse werden nun dafür
verantwortlich gemacht, dass Zielabweichungen eine kognitiv derartig
vereinnahmende Wirkung entfalten kann, obwohl dies angesichts konkurrierender
Anforderungen der Lebensgestaltung oft als sehr einschränkend empfunden wird?
Wenn persönlich relevante Anliegen nicht umgehend realisiert werden können, ist
es wichtig, dass ein Mechanismus existiert, der die Zielintenionen
aufrechterhält. Nur so können „current concerns“ als Wegweiser menschlichen
Denkens und Verhaltens wirken (Klinger, 1975, 1977). Der mittlerweile als
klassich zu bezeichnende „Zeigarnik-Effekt“ (Zeigarnik, 1927) liefert
Hinweise auf die Existenz einer
derartig automatisierten Erinnerungs-Funktion. In den von Zeigarnik durchgeführten
Experimenten stellte sich heraus, dass unvollendete Aufgaben besser behalten
werden als erledigte. Wenn konträre Effekte beobachtet werden - also verstärkte
Vergegenwärtigung erreichter Ziele - so kann dies auf strategische Prozesse im
Dienste der Selbstwerterhöhung zurückgeführt werden (Brandtstädter, in Druck-c).
Befunde, wonach unerledigte Aufgaben teilweise schlechter erinnert werden,
gerade wenn die Zielerreichung ernsthaft in Frage gestellt ist, können ihre Wurzeln
im Primat der Selbstwert-Verteidigung haben (vgl. Greenwald, 1982). Martin et
al. (1993) erklären derartige Evidenz durch vorübergehend wirksame Ablenkung,
was zu einer Suspendierung der Rumination führe.
Martin & Tesser (1996a)
berichten von Experimenten, in denen Unternehmensführungs-Aufgaben zu
bearbeiten waren. Allen Probanden wurde Erfolg ermöglicht. Einer Teilgruppe
wurde die Rückmeldung gegeben, dieser Erfolg sei auf Glück zurückzuführen,
während den anderen die selbstwertdienlichere Attribution auf Intelligenz
nahegelegt wurde. Nach dem Glücks-Feedback wurde vermehrt auf Distraktoren -
also ablenkende Reize - zurückgegriffen. Eine Worterkennungsaufgabe zur
Überprüfung der Verfügbarkeit intelligenzbezogener Konzepte ergab unter der
Glücks-Bedingung unmittelbar nach der Rückmeldung längere Reaktionszeiten - ein
Indiz für geringere Verfügbarkeit - aber schnelleres Erkennen nach einer
Verzögerung von fünf Minuten. Nach Intelligenz-Feedback resultierte der
umgekehrte Effekt. In aller Regel scheinen sich also die noch anhängigen
Intentionen - wie zum Beispiel die Absicht, in schöner Regelmäßigkeit Beweise
für die eigene Intelligenz zu erbringen - nach einiger Zeit wieder zu Wort zu
melden.
Martin et al. (1993) schreiben
der motivierten Aktivierung von Informationen à la Zeigarnik einen größeren
Stellenwert zu als der bloß passiven Aktivationsausbreitung durch semantische
Netzwerke. Allerdings könne es durchaus vorkommen, dass selbst nach erfolgter
Zielerreichung das Grübeln andauert, wenn sich im Laufe der Zeit eine Koppelung
mit den unterschiedlichsten kontextuellen Stimuli aufgebaut hat. Martin &
Tesser (1996a) bezeichnen dies als „channelized rumination“. Die
Zielintentionen können also trotz vorübergehender Zurückstellung perseverieren,
da zielbezogene Konzepte in besonderem Maße verfügbar bleiben und die
Informationsverarbeitung entsprechend ausrichten: „This accessibility makes it
likely that people will detect goal-relevant information in the environment,
interpret ambiguous information in terms related to the goal, and experience
the motives and emotions associated with the pursuit of that goal“ (Martin
& Tesser, 1996b, S. 195).
Für Carver (1996; vgl. auch
Carver & Scheier, 1998) ist Rumination symptomatisch für die präattentiv
erfolgte Heraufstufung eines Zieles in seiner Dringlichkeit. Die
Prioritäten-Verschiebung orientiere sich dabei an affektiven Signalen: „the
affect represents a call for reprioritization, and the rumination is the mental
activity that follows from that priority shift“ (Carver, 1996, S. 52). Affekt,
insbesondere negativer Affekt kann demnach als Barometer für Zieldiskrepanzen
fungieren und bisweilen auch zu einer Überschätzung der Kursabweichung
beitragen (Martin & Tesser, 1996a). Eine derartige Alarmierung kann sich in
einschießenden Gedanken-Impulsen bemerkbar machen, die als umso intrusiver
erlebt werden, je weniger Ziel und Zieldiskrepanz bewusst repräsentiert sind (Carver,
1996). Carver (1996; vgl. auch Carver & Scheier, 1990) schreibt aversiven
Emotionen allgemein einen größeren Stellenwert für das Überleben der
menschlichen Spezies zu, da sie stärkeren Aufforderungscharakter für
korrigierende und kompensierende Handlungen besitzen und eine profundere
Problembearbeitung anregen. Positiver Affekt kann ergänzend zur
kontrastierenden Markierung erstrebenswerter Soll-Zustände beitragen.
Brandtstädter (in Druck-c, S. 70)
erweitert die funktionale Sichtweise belastender Emotionen im Falle
unerreichbarer Ziele: Sie „besitzen ein Antriebspotential für entlastendes
Denken und Handeln auch insofern, als sie Verhaltensabläufe und eventuell auch
kognitive Aktivitäten, die zur Reduzierung des aversiven Gefühls führen, im
Sinne eines negative reinforcement
verstärken.“ Wenn aktive Problemlösungen nicht zu Gebote stehen, könne dies mittels
palliativer Kognitionen geschehen.
Hiermit sind wir mit einer
zunächst vielleicht kontraintuitiven Antwort bei der Frage angelangt, was denn
nun Rumination beenden könne. Wenn Grübeln auf Zieldiskrepanzen zurückgeführt
wird, ist im Sinne eines Regelkreises die Kluft zwischen Anspruch und
Wirklichkeit zu beseitigen, um der störenden Rumination ein Ende zu bereiten.
Wie gerade angedeutet, kann dabei auch die entlastende Reinterpretation der
gegenwärtigen Lage oder gar eine vollständige Ablösung vom Ziel im Sinne von „disengagement“ (Klinger, 1975; vgl. auch
Brandtstädter, in Druck-b; Carver, 1996; Carver & Scheier, 1998) zur
Diskrepanz-Reduktion oder Neutralisierung der Abweichung beitragen. Bei hoher
Zielwichtigkeit und geringer Substituierbarkeit wird die Preisgabe der Ambition
allerdings eher das allerletzte Register darstellen. Bei Fortbestehen der subjektiven
Ziel-Relevanz mag Ablenkung vorübergehende Erleichterung verschaffen (Martin
& Tesser, 1996a). Der
wirkungsvollste Weg zur dauerhaften Befreiung vom ruminativen Schwelbrand sei
jedoch die Erreichung des ursprünglichen Zieles (Martin et al., 1993; Martin
& Tesser, 1996a). Gleichwohl muss selbst dieser an sich wünschenswerten
Variante nicht unbedingt immerwährender Erfolg beschieden sein. So ergeben sich
gelegentlich „auch aus dem Erreichen eines
Zieles Anschlussprobleme, die Rumination anstoßen können - etwa wenn mit der
Erreichung des Zieles Sinn- und Motivationsverluste einhergehen“
(Brandtstädter, in Druck-c, S. 71). Dies mag in besonderem Maße auf Personen
zutreffen, die durch das Ruminieren auf Nebenschauplätzen die Konfrontation mit
noch viel größeren Sorgen vermeiden wollen (Dugas, Freeston & Ladouceur, 1997; Roemer & Borkovec,
1993) oder die - jenseits aller Pathologie - einfach lieber auf dem Weg sind
als angekommen.
2.2.3
Rumination durch
Vermeidung
„Denken Sie nicht
an das Experiment mit dem weißen Bär!“ zu
sagen, wäre wahrscheinlich
ein probates Mittel, um hin und wieder die Erinnerung an eine einfache, aber aufschlussreiche
Studie aufzufrischen. Wer in seiner Schulzeit nach einem Lachanfall versuchte,
den auslösenden Gedanken zu vermeiden und nach einer beeindruckenden Rotfärbung
des Gesichtes dann wieder losprusten musste, weiß um die Wahrheit hinter dieser
pardadox erscheinenden Prognose.
Das Experiment: Wegner, Schneider, Carter & White (1987) forderten ihre Versuchspersonen
auf, nicht an obiges Tier zu denken. Mit dieser Instruktion leisteten sie ihren
ProbandInnen einen Bärendienst, da diese nun kaum an etwas anderes denken
konnten. Ein Echo des Effektes konnte sogar nach Beendigung der
Gedankenvermeidungs-Bemühung festgestellt werden. Erber & Wegner (1996)
erkennen an, dass Zieldiskrepanzen häufig die Initialzündung für Rumination
bilden, jedoch sei vor allem der Versuch, eben diese Gedanken zu unterdrücken,
der wesentliche Faktor für langandauerndes Grübeln. Dies treffe vor allem auf
pathologische Verschlimmerung im Zusammenhang mit zwanghaften Gedanken, Angst
und Depression zu.
Die Suppressions-Anstrengung
impliziert einen kontrollierten und einen automatischen Prozess. Wenn jemand
versucht, sich durch schwelgerische Antizipation eventuell besserer Zeiten von
momentanen Sorgen abzulenken, entspricht dies der kontrollierten Komponente. Auf
automatischer Ebene operiert dagegen die
Überwachungsfunktion und erzeugt
dort ein ironisches Phänomen: Um nämlich feststellen zu können, ob der
jeweilige Gedanke unterdrückt wird, kommt dem Thema auf unterschwelliger Ebene
chronische Beachtung zu. Solange die Ablenkungsmanöver greifen, ergibt sich
daraus kein Problem. Wenn jedoch diesbezügliche Ressourcen erschöpft sind, drängt
sich der von bewusster Aufmerksamkeit unabhängige automatische Überwachungsprozess
in den Vordergrund, frei von Distraktor-Rauschen. Dann ist es so, als würde man
aus Angst vor zu schnellem Herzschlag den eigenen Puls messen, mit der
Konsequenz, dass man gerade dadurch wieder an die eigene Angst erinnert wird.
Erber & Wegner (1996) machen
diese Dynamik für die „hyperaccessability“, also die extrem übersteigerte Verfügbarkeit
der jeweiligen Inhalte
verantwortlich. Selbst in Phasen, in denen die Ablenkung funktioniert, könne
künftigen Intrusionen der Boden bereitet werden. Zwischen den unterdrückten
Gedanken und den Distraktoren würden Assoziationen aufgebaut, so dass jede Ablenkung
Resonanz in der Mitaktivierung des vermiedenen Inhaltes findet. Dies ist die
zweite Erklärung für den sogenannten „rebound“-Effekt, also das vermehrte
Auftreten eines unerwünschten Gedankens nach dem Versuch, ihn abzuschalten
(Beckmann, 1998; Erber & Wegner, 1996; Wegner et al., 1987). Der vermiedene
Impuls gleicht einem Bumerang, der einen dann am härtesten treffen kann, wenn
man ihn von sich weg schleudert. Das lange Nachschwingen der diskreditierten
Gedanken wird also verstanden als „outcome of frequent priming caused by the
ironic monitoring process“ (Erber & Wegner, 1996, S. 71; vgl. auch Higgins,
1989). Entsprechende Effekte wurden auch durch lexikalische
Entscheidungsaufgaben nachgewiesen, die als sensitive Indikatoren für
Voraktivierung gelten.
Suppression ist übrigens umso mehr zum
Scheitern verurteilt, je konkreter der Kontext ist, in dem sich das Individuum
bewegt. Darüber hinaus verknüpfen sich unterdrückte Gedanken auch mit der
Stimmung, die im Moment des Vermeidungs-Versuches vorherrschte (Wenzlaff,
Wegner & Klein, 1991). Wer in einer depressiven Phase dysphorische
ruminierende Gedanken wegzuschieben versucht, kann sich dadurch bei der
nächsten Verstimmung eine umso vehementere Rückkehr der belastenden Kognitionen
einhandeln.
Martin & Tesser (1996a) ordnen
Effekte der Gedanken-Suppression in ihrem Zieldiskrepanz-Modell ein: Das
erfolglose Unterdrücken entspreche einer Abweichung vom Ziel effektiver Vermeidung.
Das ist plausibel, kann aber nicht erklären, warum gerade dieses Ziel so schwer
zu erreichen ist. Vor diesem Hintergrund erweist sich der Ansatz von Wegner und
Kollegen als fruchtbare Ergänzung. Allerdings erscheint es sinnvoll, den
Gültigkeitsanspruch auf jene Fälle zu beschränken, in denen eine dezidiert
ablehnende Haltung dem eigenen Ruminieren gegenüber eingenommen wird. Ein
Beispiel dafür wären die verzweifelten Versuche einer mit dem moralisierenden
Zeigefinger erzogenen Person, Rache-Impulse in die Schranken zu weisen. Wenn
ein von Haus aus nachtragender Mensch dagegen jahrelang durch angestrengtes
Grübeln auf Möglichkeiten für Vergeltungsinnt,
ist dies wohl am ehesten auf das nicht erreichte Revanche-Ziel und nicht auf einen unterdrückten Wunsch
zurückzuführen.
2.2.4
Aufmerksamkeits-Steuerung
und Rumination
Effizientes
Selbstmanagement ist immer auch eine Frage adäquater Aufmerksameits-Allokation.
Sinn selektiver Aufmerksamkeit ist die Fokussierung gerade besonders relevanter
Informationen. Wenn wir uns voll und ganz auf die Lösung eines Rätsels
konzentrieren, haben wir diese Richtungsentscheidung selbst getroffen. In
vielen anderen Fällen spielt diese vorwiegend aktive Kontrolle allerdings eine
untergeordnete Rolle. Dieser Autonomieverlust ist ein kleiner Preis, verglichen
mit dem Chaos, das ausbrechen würde, müssten wir alle auf uns einwirkenden
Reize bewusst hinsichtlich ihrer Bedeutung für unsere Anliegen prüfen. Die
koordinierte Verfolgung multipler Ziele wäre ohne diese hinter den Kulissen
agierende Assistenz kaum denkbar. Auch wenn das Leben aus dem Ruder läuft, sind
es in aller Regel „subintentionale Mechanismen, die gleichsam ihr Mitspracherecht
in der Handlungsregulation anmelden und die reflexiv-intentionale Ebene umgehen
oder überlagern“ (Brandtstädter, in Druck-c, S. 64). Der Stellenwert
präattentiver Prüfprozesse zur Diagnose von Zieldiskrepanzen wurde bereits im
Ansatz thematisiert (Carver, 1996).
Der postulierte unbewusste Überwachungs-Mechanismus wird verschiedentlich als
eine zentrale Schaltstelle des Ruminations-Geschehens beschrieben. Beckmann
(1998) versteht den selektierenden „Gatekeeper“ als eine Hierarchie von
Aufmerksamkeits-Kontroll-Instanzen, wobei die oberste Ebene die Schnittstelle
zum Bewusstsein konstituiere. Auch Carver (1996) sieht im Bewusssein die Endstrecke vieler impliziter
Vorentscheidungen. Wenn als brisant eingestufte Probleme mehr oder weniger
schnell ins Bewusstsein sickern, äußere sich dies in Form von Rumination. Es ist davon auszugehen, dass die dann
aufkommenden Gedanken gerade im Übergangsbereich der beiden Kontroll-Sphären
als intrusiv und eher Ich-fremd erlebt werden. Je klarer der
Delegations-Vorgang, desto prägnanter werden die Konturen des Problems wahrgenommen
und desto effektiver kann es auf dem Arbeitstisch des Bewusstseins behandelt
werden. Beckmann (1998) zufolge verschiebt
sich die Schwelle zur Wahrnehmung normalerweise vorbewusst ablaufender
Erörterungen je nach Flüssigkeit der Intentions-Umsetzung. Das Fehlen jeglicher
Reibungen könne in Selbst-Vergessenheit zum Ausdruck kommen. Je mehr gewohnte
Routinen versagen, desto mehr Instandsetzungsarbeiten in Tiefenstrukturen
werden erforderlich. Die dabei zum Vorschein kommende Komplexität vorher
subintentional orchestrierter Systemzusammenhänge
könne überfordernd und
verstörend wirken und ziehedann
eine oft längerfristige Selbstzentrierung der Aufmerksamkeit nach sich. Dass
dies nicht dysfunktional sein muss, sondern vielmehr Bestandteil eines
Coping-Prozesses sein kann, wurde an anderer Stelle erläutert (vgl. Vertiefungs-Option VO_2 im Anhang; Filipp
& Aymanns, 2005; Filipp & Ferring, 2002). Wenn trotz dieser
selbst-reflexiven Prozesse eine Wiederherstellung der Handlungsorientierung
nicht gelingt, kann die Rumination depressive Züge annehmen. Ingram (1990)
erachtet exzessiven Selbst-Fokus als Kernelement vieler psychischer Störungen.
Intensive Selbstbeobachtung und Selbstbewertung wiederum können zur Verschärfung
negativer Stimmung und Chronifizierung von Rumination beitragen, die
Ausschöpfung funktionaler Ressourcen beeinträchtigen sowie über negativ gefilterte
Informationsverarbeitung einer Überschätzung von Diskrepanzen den Boden bereiten
(vgl. auch Matthews & Wells, 1996).
Auch Linville (1996) hat den
Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeit und Rumination unter die Lupe genommen.
Die Hauptaufgabe des auch bei Beckmann (1998) thematisierten hypothetischen„Gatekeeper“
bestehe in der Zurückweisung oder Hemmung („inhibition“) irrelevanter Reize und
Salienz-Steigerung oder Anregung („excitation“) zielführender Informationen.
Zieldiskrepanzen seien handlungsrelevant und eine Durchlässigkeits-Steigerung
des Filters mit nachfolgend einsetzender Rumination ein völlig normaler
Vorgang. Eine dysfunktionale Schleusen-Öffnung liege demgegenüber beispielsweise dann vor,
wenn Probleme reaktualisiert werden, die eigentlich keine mehr sind und bei den
unbewussten Akten liegen sollten oder frühere
Ziele, die sich als unerreichbar erwiesen haben, und von denen man sich schon verabschiedet hatte, wieder ins
Arbeitsgedächtnis transferiert werden. Linvilles zentrale These lautet, dass
insbesondere Stressbelastung und Depression zu einer Erschöpfung der Inhibition
beitragen. Zur experimentellen Prüfung griff sie auf das
„Negative-Priming“-Paradigma4 zurück.
Dabei sahen die ProbandInnen auf einem
Computerbildschirm rote und grüne Wörter. Die Aufgabe bestand darin, die Wörter
einer vorher vereinbarten Farbe
zu benennen und die anderen zu ignorieren. Wegen der kurzen Expositions-Zeit
sollten die Distraktor-Wörter unter normalen Bedingungen nicht bewusst in
Erinnerung bleiben. Erfolgreiche Inhibition und damit zielorientierte,
selektive Aufmerksamkeits-Allokation manifestiere
sich demnach darin, dass bei Umwandlung von Distraktor-Wörtern in Ziel-Wörter
diese in einem Folgedurchgang - durch ein Nachwirken der Inhibition - mit größerer
Verzögerung benannt werden. Depressive und durch Stress belastete
Versuchspersonen zeigten signifikant kürzere Reaktionszeiten, was auf eine
generelle Lockerung der Inhibition unabhängig von persönlicher Relevanz der
präsentierten Inhalte hindeutet. So kann es verständlicher werden, warum
Depressive im Zuge eines Krankheits-Schubes von offensichtlich dysfunktionalen,
selbstverurteilenden und schwarzseherischen Gedanken heimgesucht werden,
während diese außerhalb der Episoden oftmals kaum oder gar nicht in Erscheinung
treten. Verantwortlich für den protektiven Effekt könnte die funktionierende vorbewusste
Zensur sein. Es ist anzunehmen, dass unter Bedingungen massiver
Inhibitions-Aufweichung zwar auch weiterhin die regulären
Zieldiskrepanz-Informationen das Bewusstsein erreichen, sich auf dem Weg
dorthin aber auch mit stark irrational verzerrten Fragmenten vermischt haben.
Die daraus resultierende verstörende Rumination kann unter Umständen nur mühsam
in strukturiertere Problemlösungs-Bemühungen übersetzt werden. Entsprechend
stark könnte dann auch die Tendenz zur Suppression ausfallen. Das Ende vom Lied
ist mittlerweile bekannt (vgl.
Kapitel 2.2.3).
2.2.5
Rumination als
Ausdruck sinnorientierter Integrations-Bemühungen
Die Erfahrungen,
die ein Mensch in der Konfrontation mit kritischen Lebensereignissen macht ,
können im Widerspruch zum bisherigen Selbst- und Weltbild stehen. Diese
Abweichung lässt sich ebenfalls als
Zieldiskrepanz sensu Martin & Tesser (1996a) verstehen. Das blockierte übergeordnete
Ziel wäre in diesem Falle eine Bewährung des persönlichen
Grundannahmen-Gefüges. Theorien kognitiver Verarbeitung fokussieren den Umgang
mit auftretenden Konflikten zwischen Realität und haltgebenden Vorstellungen.
Rumination kann im Brennpunkt dieses
Ringens um Kohärenz und Sinn stehen. Janoff-Bulman (1992) und Horowitz
(1986) unterstreichen in ihren Theorien posttraumatischer Adaptation den
Stellenwert wiederholter Vergleiche zwischen Trauma-Inhalt und vorher
existierenden, maßgebenden Schemata sowie mentalen
Modellen. Janoff-Bulman (1992) zufolge ende das quälende Grübeln, wenn eine
sinnstiftende Integration gelungen ist. Dies kann auf dem Wege der Entwicklung
kausaler
Erklärungsmodelle
(vgl. auch das Konzept des „account“; Clark, 1996; Weber & Harvey, 1994)
oder mittels Ableitung positiver Nebenaspekte des Erlebnisses und seiner Folgen im Sinne von „benefit-finding“ (vgl.
Affleck & Tennen, 1996; Davis, Nolen-Hoeksema & Larson, 1998) geschehen.
Gerade bei älteren Menschen können kritische Lebensereignisse auch einen Lebensrückblick
induzieren. Erst Verständnis und Akzeptanz der eigenen Lebenslinien ermöglichen
ein versöhnliches Verhältnis den Mäandern der eigenen Biographie gegenüber
(Clark, 1996; Wong & Watt, 1991). Erfolglose Sinnsuche kann zu Rumination,
Entfremdung, innerer Leere und Rückzug aus dem Leben führen (Greenberg, 1995;
Silver, Boon & Stones, 1983; Tait & Silver, 1989). Sinnorientierte
Verarbeitung ist demnach als ergebnisoffener Prozess gewissermaßen eine
Gratwanderung.
In diesem Zusammenhang ist auch die
wenig wünschenswerte Möglichkeit zu bedenken, dass zwar Ursachen und Bedeutung
gefunden werden, diese Antworten sich aber als Gift für das Selbstbild und
zwischenmenschliche Verhältnis erweisen (Clark, 1996). Beispielhaft hierfür
wäre eine von Trennung betroffene Person, deren Verständnis des Trennungsherganges
einzig und allein auf Zuschreibung von Fremdverschulden beruht und die davon überzeugt ist, dass die einzig sinnvolle Konsequenz aus
alledem ein Rachefeldzug sei, verbunden mit einem Freibrief zur Kultivierung lang unterdrückter misanthroper Untugenden.
Adaptive
Antworten auf die Sinnfrage sind also so weit wie möglich vereinbar mit
liebgewordenen Grundannahmen, Selbstwertgefühl, Kontrollüberzeugungen und
positiven Illusionen und halten den Weg frei für konstruktives Miteinander
(Greenberg, 1995; Janoff-Bulman, 1992).
Das Modell von Janoff-Bulman (1992)
sieht jedoch auch die Option der Schema-Revision als ultima ratio vor. Dies sei
besonders dann erforderlich, wenn bisherige Glaubenssätze einer Realitätstestung
nicht standhalten können und im Falle der Fortschreibung einen dauerhaft heißen
Herd desillusionierender Diskrepanzerfahrungen in Betrieb halten würden. In
solchen Fällen sei Ablösung –
etwa von „degenerierten Intentionen“ (Beckmann, 1998; Kuhl & Helle, 1986) –
Voraussetzung für eine Beendigung des Kopfzerbrechens.
Es sei der Wechsel aus Intrusion und
Vermeidung, der nach dem ersten Aufschrei die Verarbeitung der verstörend neuen
Evidenz vorantreibe, meint Horowitz (1986) und schreibt damit einer
spezifischen Variante von Rumination potentiell genesungsfördernde Wirkung zu
(vgl. auch Beckmann, 1998; Mikulincer & Florian, 1996; Tait & Silver,
1989). Die wiederholte, wohldosierte Konfrontation mit dem Erlebten sei
integraler Bestandteil des Durcharbeitens („working through“), an dessen Ende
idealiter ein Abschließen mit dem
Geschehenen und eine Öffnung für neue Perspektiven steht. Auch Clark (1996, S. 67) beschreibt
in seiner Konzeptualisierung von Grübeln als kognitivem Reparatur-Mechanismus „ruminations
[...] as the triggers that prod individuals to reconsider life values,
attitudes, and goals [...] as well as the data or building blocks used to
reform one’s mental models.“ Befunde von Wortman & Silver (1989)
deuten allerdings darauf hin, dass Intrusionen keine unerlässliche
Voraussetzung für erfolgreiche Anpassung sind.
Je nach Ausmaß der
Schema-Infragestellung und persönlichen Dispositionen schwebe über dieser
weitgehend automatisierten, schubweisen Exposition immer das Damoklesschwert
des Umkippens ins Pathologische.
Besonders gefährdet seien Menschen, die entweder verbissen versuchen,
Intrusionen auszublenden („frozen in avoidant states“) oder dieselben als
Anlass für unentwegtes dysphorisches Grübeln nehmen („stuck in undercontrolled
intrusion“) oder aber zwischen beiden Extremen oszillieren (Greenberg, 1995, S.
1268f.).
In der Tat sprechen die Ergebnisse
einiger Studien für die adaptive Wirkung früher intrusiv bedingter Rumination.
McIntosh, Silver & Wortman (1993) beispielsweise führten Interviews mit
Eltern durch, deren Kinder kurz zuvor an plötzlichem Kindstod verstorben waren.
Zum ersten Interview-Zeitpunkt 30 Tage nach dem Verlust gingen Rumination und
ereignisbezogene Intrusionen mit größerem Leidensdruck einher. Sie erwiesen
sich jedoch als Prädiktoren gesteigerten Wohlbefindens zu einem
Katamnesezeitpunkt nach 18 Monaten.
Greenberg (1995) vermutet, dass die
kognitive Konfrontation mit belastenden Erfahrungen insofern einen paradoxen
Effekt ausüben könnte, als dadurch auch die Zugänglichkeit für positive
affektive Zustände gesteigert würde. Die Autorin beruft sich dabei auf eine
Annahme von Pennebaker & Beall (1986),
wonach allgemeine emotionale Inhibition eine wesentliche Ursache für krankhafte
Reaktionen auf Stressereignisse sei.
Chronifizierte Rumination wird
demgegenüber vielfach als Indikator für einen unabgeschlossenen und
stagnierenden Verarbeitungsprozess gewertet (Greenberg, 1995; Silver et al.,
1983; Tait & Silver, 1989). Risikofaktoren hierfür seien dauerhaft
spürbare, auf viele Lebensbereiche ausstrahlende Implikationen des Ereignisses
sowie Bewältigungs-boykottierende, unempathische Resonanz des sozialen Umfeldes
(Tait & Silver, 1989). Den zuletzt genannten Aspekt haben King &
Pennebaker (1996) aufgeriffen. Demzufolge sei das Leben des Menschen ein
verschachteltes Konglomerat aus dem eigenen Lebensplan und den Gedanken,
Gefühlen und Handlungen anderer Menschen. Rumination werde dann zusätzlich
provoziert, wenn durch eine Asynchronizität und Imbalance dieses Gesamtsystems die personspezifischen
Integrations-Bemühungen auf Widerstand stoßen. Dies würde sich beispielsweise
bei einem Muster der Trauerverarbeitung ergeben, das, gemessen an den
expliziten oder aber auch unterschwellig
wirksamenStandards der jeweiligen Kultur ein als normal erachtetes Zeitfenster
über- oder unterschreitet und verständnislose Reaktionen heraufbeschwören kann.
Es stellt sich die Frage, wie die
ruminierende Verarbeitung kritischer Lebensereignisse auf einen guten Weg
gebracht werden kann, um das heilsame Potential auszuschöpfen. Einige AutorInnen
vertreten die Position, dass dem Ausdruck des Erlebten eine Schlüsselfunktion
zukomme (vgl. etwa Niederhoffer & Pennebaker, 2003; King & Pennebaker,
1996). Geeignete Medien hierfür seien vor
allem das Gespräch und das Schreiben. Dadurch werde die Rumination
gleichsam nach außen verlagert. Gleichzeitig ergebe sich dadurch auch die
Chance zu einfühlsamen Rückmeldungen und wertvollen Impulsen für die weitere
gedankliche Auseinandersetzung mit dem Erlebten.
Greenberg (1995) sieht im Grad der
Strukturiertheit und Organisiertheit eine Weichenstellungsfunktion für die
Freisetzung der adaptiven Qualitäten ruminativer Aktivität. King & Pennebaker (1996) kommen mit Blick auf
eine Vielzahl von Studien zu dem Schluss, dass insbesondere der Akt des
Schreibens diese Funktion erfüllen kann. Ein entscheidender Vorteil der
schriftlichen Variante gründe in der Möglichkeit der Verbalisierung und
Greifbarmachung ansonstendiffuser
Gefühlszustände. Zudem steigere die Festlegung auf bestimmte Formulierungen die
Wahrscheinlichkeit für systematische und progressive Bearbeitung vielfältiger
Aspekte der konfliktträchtigen Lebenslage. Die schriftliche Artikulation des
Erlebten wirke befreiend, vermittle ein Gefühl der Kontrolle und teile das
Gesamtproblem in überschaubare Einheiten auf.
Inhaltsanalytische Auswertungen
ergaben, dass die Emotionalität des Textes und das Ausmaß an Ableitung neuer
Einsichten mit der Effektivität der Intervention korrespondieren (Pennebaker,
1993). Somit kann die schriftliche Elaboration ruminativer Gedanken dazu
beitragen, dass die kognitive Verarbeitung eine produktive Richtung nimmt anstatt
im Sog deprimierender Reflexionsstrudel zu versinken.
2.2.6
Rumination als
Symptom eines Regulationskonfliktes
Wenn ein
persönlich bedeutsames Ziel in unerreichbare Ferne gerückt und der Abschied
unausweichlich ist, die Bindung an diesen Fixpunkt der Lebensgestaltung aber
fortbesteht, resultiert eine regulatorische Konfliktlage. Aus Sicht des
Zwei-Prozess-Modells von Brandtstädter und Kollegen (vgl. etwa Brandtstädter
& Renner, 1990; Brandtstädter & Rothermund, 2002a) ist gerade dieses
Spannungsfeld ein wesentlicher Entstehungsort für Rumination. Im zugehörigen
Kapitel 4.7.1 wird der hier nur angedeutete Aspekt weiter entfaltet und
theoretisch rekonstruiert.
2.3 Dispositionelle Unterschiede
Wer sich mit der
Verarbeitung kritischer Lebensereignisse befassen will, ohne sich dabei in grob
pauschalisierende Aussagen zu versteigen, kommt am Einfluss der Persönlichkeit
als intervenierender Variable nicht vorbei. Erst im Durchlaufen individuumsspezifischer
Filter synthetisieren sich Reize zu psychischer Realität. Denkprozesse sind
dabei eminent wichtig. So ist zu erwarten, dass auch Rumination Persönlichkeit
in Aktion ist. Das Konzept des „linking“ (McIntosh & Martin, 1992) war ein erstes Beispiel dafür,
wie dispositionelle Strukturen – hier die Repräsentation von
Mittel-Ziel-Verknüpfungen – in Wechselwirkung mit Belastungserlebnissen zum Grübel-Nährboden
werden können. Der Rest dieses Kapitels ist einer – teilweise tentativen – Annäherung
an mögliche personseitige Vulnerabilitätsfaktoren für überwiegend dysphorische, intrusive und kontrafaktische Rumination
gewidmet.
Im Rahmen ihrer Untersuchungen zu
dysphorischer Rumination suchten Nolen-Hoeksema und Kolleginnen nach stabilen
interindividuellen Unterschieden hinsichtlich der Tendenz, auf depressive
Symptomatik grübelnd zu reagieren. Die erhebliche Konsistenz, die sie – auch
bei Kontrolle des Schweregrades auslösender Ereignisse – nachweisen konnten,
bestärkte sie in der Annahme, dass so etwas wie ein ruminativer Reaktions- oder
Copingstil tatsächlich existiert (Nolen-Hoeksema et al., 1994). Sie verstehen darunter einen „behavioral
and attentional style in which individuals focus intently on their symptoms of
depression without taking action to relieve them” (Nolen-Hoeksema et al., 1993, S. 20).
Scott & McIntosh (1999) wählten den Umgang mit Zieldiskrepanzen als
Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung ihres Ruminations-Inventars. Mithilfe
dieses Instrumentes soll es möglich sein, die allgemeine Tendenz zu erfassen,
bei Problemen im Prozess der Zielverfolgung mit kreisenden Denkbewegungen zu
reagieren. Exploratorische und konfirmatorische Faktorenanalyse ergab drei
Dimensionen. Sie charakterisieren das Ausmaß, in dem Menschen bei derartigen Reibungen
(1) aversive Emotionen erleben, (2) engagiert und motiviert über Möglichkeiten
der Problemlösung nachdenken und (3) dadurch von anderen wichtigen
Verrichtungen abgelenkt werden. Das Gesamt-Inventar korreliert signifikant positiv mit Sorge-Neigung, Neurotizismus,
„Linking“, Depression und habitueller Ängstlichkeit. Dispositionelle
Unterschiede im Umgang mit Problemen lassen sich auch anhand des dichotomen
Konstruktes „Handlungsorientierung“ versus „Lageorientierung“ beschreiben (Kuhl, 1985; Kuhl & Beckmann, 1994).
Handlungsorientierte Personen verfügen nicht nur über präzise Repräsentationen
des Ist- und Soll-Zustandes, sondern auch über zielführende Vorstellungen, wie
die Kluft überwunden werden kann. Sie sind eher dazu geneigt, auch von
ungeplanten situativen Opportunitäten Gebrauch zu machen. Bei markanter
Lageorientierung hingegen ist mindestens eine der soeben genannten
Repräsentationen unzureichend ausgeprägt. Infolgedessen wird die Handlungsinitiierung blockiert oder die Implementation
gerät immer wieder ins Stocken. Entsprechend veranlagte Menschen erweisen sich
als zögerlich und verlieren sich regelmäßig in sorgenvoller Selbstbespiegelung.
Bezugnehmend auf die Ausführungen von Kuhl und Kollegen beschreiben Martin & Tesser
(1996a) lageorientierte Personen als unflexibel hinsichtlich der
Selbst-Regulation. Es falle ihnen schwer, sich von einem Ziel abzulösen, wenn
dieses unerreichbar geworden ist. Wenn noch Chancen bestehen, aber alternative
Handlungspfade nicht unmittelbar verfügbar sind, absorbiere sie das erheblich.
Der Zusammenhang mit Rumination wurde gezielt untersucht. Nach induzierten
Misserfolgserlebnissen distanzierten sich handlungsorientierte Personen von
ruminativen Impulsen durch die vermehrte Beschäftigung mit Distraktoren (Kuhl
& Beckmann, 1994; Kuhl & Baumann, 2000). Die Autoren bezeichnen dies
als implizite Kontrolle, da sie nichtintendierte Begleiterscheinung der
Aufmerksamkeits-Fokussierung auf Neues sei. Lageorientierung demgegenüber
begünstige eine bewusste Hingabe an die aufkommenden Impulse zum Grübeln oder
bereite der Rumination auf Umwegen den Boden: Explizite Kontrollversuche im
Sinne direkter Vermeidungsbemühungen provozieren die bereits erläuterten
kontraintentionalen Effekte (vgl. Erber & Wegner, 1996).
Die Beschäftigung mit Defiziten und deren Implikationen könnte auch unter
Bedingungen erhöhter privater Selbstaufmerksamkeit (Fenigstein, Scheier &
Buss, 1975) verstärkt auftreten.
Dabei handelt es sich um die Tendenz, die eigene Person häufig zum Gegenstand
intensiver Reflexion zu machen. Sie kann auf stabile Persönlichkeitszüge
zurückzuführen sein oder aber durch Situationsumstände evoziert werden.
Matthews & Wells (1996) vertreten die Auffassung, dass ein einseitiger
Selbst-Fokus vor allem in Verbindung mit geringer Zuversicht zu dysfunktionalem
Coping führen und depressogen wirken kann (vgl. auch Ingram, 1990). Hinzu
kommt, dass bei ausgeprägter privater Selbstaufmerksamkeit aversive Emotionen
und Zieldiskrepanzen alsprägnanter
wahrgenommen werden, womit dann einige der Hauptzutaten für Rumination
verstärkt produziert werden. In diesem Zusammenhang sind auch Bezüge zu den
Konstrukten „Sensitization“
versus „Repression“ (Byrne, 1961) und
„Monitoring“ versus „Blunting“ (Miller, 1987) denkbar. Beide lassen sich
unter dem übergreifenden Thema
von Vigilanz und Vermeidung subsumieren, wobei aus den bereits genannten
Gründen beide Pole ruminationsfördernd wirken dürften, wenngleich durch
Aktivierung unterschiedlicher Mechanismen.
Eng verwoben mit der Akzentuierung ruminativen Geschehens können auch
metakognitive Einstellungen sein (Matthews & Wells, 1994). Parallel zur
eben dargelegten Zusammenhangsvermutung könnte sowohl die ausgeprägte
Überzeugung von der Funktionalität des Grübelns als auch eine diskreditierende
Haltung gegenüber problemorientierter Reflexion Wasser auf die Mühlen der
Rumination sein. Ist das Bedürfnis nach Denken und Problemlösung („need for cognition“;
Cacioppo & Petty, 1992) von Haus aus eine treibende Kraft, ist damit zu
rechnen, dass die wiederkehrenden Gedanken als weniger störend empfunden
werden, vor allem, wenn Fortschritte in Richtung auf eine Lösung erlebt werden.
Im Zuge der Erforschung des Grübelns wird immer wieder auch das Feld der
Informationsverarbeitung betreten. Es wurden etliche Versuche unternommen,
Menschen über diesbezügliche Präferenz-Profile zu differenzieren. Kritische
Lebensereignisse konfrontieren das kognitive System mit einer Vielzahl neuer
Sachverhalte und können dabei mit einer Reihe tief verankerter Bedürfnisse in Konflikt geraten und damit eine alarmierendeAbweichung von
persönlichen Standards nach sich ziehen. Rumination könnte dann eine Antwort
auf diese Abweichung sein oder als direkter Ausdruck der entsprechenden Neigung
interpretiert werden.
„Personal Need for Structure“ (Thompson et al., 2001) und „Personal Need for Closure” (Webster &
Kruglanski, 1994) bezeichnen das Bedürfnis nach klaren Strukturen und
eindeutigen Antworten. In komplexen und mehrdeutigen Situationen kann dies
Unbehagen verursachen. Rumination könnte aus dem Versuch heraus entstehen, die
bedrohte Ordnung wiederherzustellen. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass die
intensive und oft langwierige Auseinandersetzung mit dem Problemkomplex auch
als aversiv empfunden wird, was Suppression fördert. Besonders wäre dies bei
erhöhtem „Need for Closure“ zu erwarten, da ausgedehnte Rumination ja Indiz des
noch ausstehenden Abschlusses ist. Folge könnte ein zermürbendes Hin- und Herschwanken
sein. ruminationsverlängernd könnte sich auch „Personal Fear of Invalidity“ (Thompson
et al., 2001) auswirken. Damit ist die massive Beschäftigung mit möglichen
Fehlern, Unzulänglichkeiten und Risiken gemeint, verbunden mit besonders
gründlicher Informationssuche und Abwägung zur Fehlervermeidung. Unter diesen
Voraussetzungen können sich Entscheidungs-, Anpassungs- und
Reorientierungsprozesse ausgesprochen schleppend vollziehen. Hänze (2002) hat
einen besonders engen Zusammenhang der zuletzt genannten Eigenschaft mit
Lageorientierung nachgewiesen.
Wenn sich Menschen den Kopf zerbrechen, geht es häufig um mehrdeutige,
interpretationsoffene, intransparente Fragestellungen. Wie man sich dann auch
entscheidet: Die Unwägbarkeiten bleiben. Die Konstrukte der
„Ambiguitätstoleranz“ oder „Ungewissheitstoleranz“ (Andersen & Schwartz,
1992; Dugas, Freeston & Ladouceur, 1997; Dugas, Gosselin & Ladouceur,
2001) beziehen sich auf die Fähigkeit, derartig verwirrende Situationen ohne
Flucht in vorschnelle Vereinfachungen auszuhalten und stehen damit in klarer
Verbindung zu kompetentem Selbstmanagement, ja vielleicht sogar Weisheit. Es
ist zu erwarten, dass bei geringer Ausprägung vermehrt Widersprüche und
beunruhigende Eventualitäten wahrgenommen werden, was wiederum einen starken
Drang zur Wiederherstellung von Ordnung Vorschub leisten dürfte. Dugas et al. (1997, 2001) berichten einen
deutlichen Zusammenhang zwischen Ungewissheits-Intoleranz und Sorge-Neigung.
Rumination könnte dann als Instrument zum Ausbügeln dieser Dissonanzen dienen.
Zäsuren werfen Fragen auf, häufig genug Sinnfragen. Silver et al. (1983) ist bei manchen
Menschen ein besonders ausgeprägtes „Need for Meaning“ aufgefallen. Dies kann
Anstoß für sowohl zukunftsgerichtete Sinnsuche als auch retrospektive
Problemanalyse und kontrafaktische Rumination werden (Davis & Lehmann,
1995; Markman & Weary, 1998).
Die Möglichkeit einer Kompensations-Funktion von kontrafaktischem Denken
in Situationen wahrgenommenen Kontrollverlustes wurde bereits erörtert (vgl. Vertiefungs-Option
VO_3 im Anhang). Wer sich durch ein ausgeprägtes Kontrollbedürfnis
auszeichnet, dürfte im Umfeld kritischer Lebensereignisse besondere
Erklärungsnot erleben, öffnen sie die Augen doch oft genug für die Grenzen
persönlicher Einflussnahme. Die Verfügbarkeit multipler Projekte und
alternativer Pfade wird dem Gefühl der Ohnmacht entgegenwirken, gleich einem
Investor, der seine Aktien breit
gestreut hat und dann nicht gleich seine Felle in Richtung Weltuntergang
schwimmen sieht, wenn ein bestimmtes Vorhaben
den Bach hinuntergeht. Linville (1987) zufolge fungiere diese sogenannte
„Selbstkomplexität“ („self-complexity“) als Puffer gegen Krankheit und
Depression. Im Umkehrschluss müsste sich ein Mangel derselben katalytisch auf
aversive ruminative Aktivität auswirken. Komplexität und Flexibilität haben
also mehr als nur ein paar Buchstaben gemeinsam. Dem haben Davis &
Nolen-Hoeksema (2000) durch eine Studie Rechnung getragen, in der sie den
Zusammenhang zwischen kognitiver Inflexibilität und dysphorischer Rumination in
einem experimentellen Rahmen unter die Lupe nahmen. Die Ergebnisse sprechen
dafür, dass es Menschen mit deutlicher Grübel-Neigung schwer fällt, ihr kognitives System auf veränderte
Umweltbedingungen einzustellen. Das Perseverieren in alten Denkgewohnheiten
führe zusätzlich auch zu Problemen bei der Aufnahme und Beibehaltung neuer,
adaptiver Verhaltensweisen.
Martin & Tesser (1989, 1996a, 1996b) haben ihr Zieldiskrepanz-Modell
der Rumination betont allgemein
formuliert. Dem möglichen Einfluss interindividueller Differenzen haben sie wenig
Beachtung geschenkt. Unter der Prämisse, dass der Zusammenhang mit zentralen
Modell-Parametern theoretisch begründet werden kann, halten sie das Projekt einer Analyse differentialpsychologisch fundierter
Wirkfaktoren allerdings für durchaus fruchtbar. So sei es ihrer Ansicht nach denkbar, dass die
Ausprägung einer spezifischen Person-Variable das Ausmaß der Rumination
angesichts ansonsten vergleichbarer Bedingungen im Sinne eines
Moderatoreffektes beeinflussen könnte (zur Unterscheidung von Moderator- und
Mediatoreffekten siehe Baron & Kenny, 1986). Ihr Fazit lautet: „We have not yet encountered
such an individual difference variable. However, if one should turn up, it
would be important to incorporate it into the model because the effects of the
model variable (which interacts with the new variable) could not be specified
without knowing the level of the new variable“ (Martin & Tesser, 1996b, S.
204). Die richtungsweisenden
Befunde zum „linking“ mögen dieses Resumee etwas relativieren, doch am grundsätzlichen Bedarf für weiterführende Forschung ändert
sich dadurch nichts. An einer anderen Stelle loten die Autoren aus, was eine
potentielle einfllussreiche Persönlichkeitsvariable bewirken müsste. Bei
entsprechend ausgestatteten Personen würde besonders interessieren: „the extent to which they see
alternative paths to their goals, the extent to which they are able to generate
and make sense of alternate thoughts, and the extent to which they are willing
to give up the goal“ (Martin
& Tesser, 1996a, S. 20).
Das Zwei-Prozess-Modell der Handlungsregulation (Brandtstädter &
Renner, 1990; Brandtstädter &
Rothermund, 2002a) hat zwei dispositionelle Faktoren zu bieten, die genau diesem
Desideratum entgegenkommen:
„flexible Zielanpassung“ und „hartnäckige Zielverfolgung“. Wenn dieses dynamischeDuo und ihre
theoretische Heimat im Mittelpunkt stehen,
wird es sich daher anbieten, noch einmal einen kleinen Abstecher in die Welt
der Rumination zu unternehmen.
2 Die
zur Bücherverbrennung eingesetzten „Feuerwehr“-Kommandos in Bradburys beklemmender
Utopie „Fahrenheit 451“ können wir wegen ihrer Zweckentfremdung - mit Verlust notwendiger Voraussetzungen zur
Qualifizierung als funktional im Hinblick auf Lösch-Effekte - als
Gegenargument nicht gelten lassen.
3
Rumination könne demnach auch bei erwartungswidrig
schnellerem Fortschritt aktiviert werden. Diese eher als euphorisierend
und kurzlebig eingestufte Untergruppe ist nicht thematischer Bestandteil der
vorliegenden Arbeit.
4 Unter
„Priming“ versteht man in diesem Zusammenhang die Bahnung von Gedächtnis- und
Assoziationsleistungen durch vorherige Stimulus-Exposition.
3.1 Mutmaßungen über Wachstum
Auf den ersten Blick mag sie allzu
optimistisch, wenn nicht gar ein wenig weltfremd erscheinen: die Annahme,
Bewältigungserfolg könne noch mehr sein als der ausbleibende Totalabsturz.
Nicht zu Unrecht meinen Harvey,
Barnett & Overstreet (2004), dass insbesondere nach traumatisierenden
Erlebnissen oder in Zeiten massiver Belastungs-Kumulation das bloße Überleben
und Zurechtkommen im Alltag bereits ein großer Fortschritt gegenüber Stagnation
und Zusammenbruch sei.
Realistisch
sein erfordertaber auch
in diesem Zusammenhang, optimale Verläufe in Betracht zu ziehen. Dazu wäre es
erforderlich, nach Indizien zu suchen, die für eine Überschreitung des
vorherigen Funktionsniveaus oder – mit anderen Worten – für Wachstum sprechen
(vgl. Filipp & Aymanns, 2005; Taylor, 1983). Bewältigung wäre dann etwas
qualitativ anderes als eher oberflächliche Umdeutung, Meisterung
konkret-praktischer Probleme oder homöostatische Rückkehr zum status quo ante
– wobei letzteres durch den Verlustcharakter vieler kritischer Lebensereignisse
in der Regel ohnehin keine Option darstellt. Man kann sich dies als eine
Reorganisation oder Neukalibrierung des
Selbst vorstellen, wobei es sich hierbei über weite Strecken um autonom
ablaufende Regulationsprozesse handeln dürfte (vgl. etwa Brandtstädter &
Renner, 1990; Carver & Scheier, 1996; Mikulincer & Florian, 1996). Wenn
sich das vorherige Selbst- und Weltbild nicht mehr in Einklang mit neuen
Erfahrungen bringen lässt, können Modifikationen erforderlich werden, die zugleich
das Potential bieten, neue Möglichkeiten zu eröffnen und fruchtbaren Identitätswandel
anzuregen5 (Aldwin, 1994; Horowitz, 1986).
Schon
lange vor der Herausbildung von Psychologie als systematischer Wissenschaft war
das Phänomen des Wachstums Gegenstand der unterschiedlichsten Disziplinen. Über
das Leid als Quelle von Würde und positiver Veränderung sinnierten Vertreter
aus Religionen, Weisheitslehre und Philosophie. Hegels (1988) dialektisches
Modell etwa lässt sich durchaus auf den konstruktiv-produktiven Umgang mit
Krisen übertragen. Demnach wäre das ursprüngliche Selbst und Lebenskonzept die
These und das kritische Lebensereignis die Antithese. Der Synthese schließlich
entspräche das positive Resultat von Integrations- und Differenzierungsarbeit
(vgl. auch Linley, 2003).
Die Verarbeitung gesellschaftlicher
Katastrophen fand in sublimierender Weise Ausdruck in Belletristik und
politischer Aktion. Dostojewskij und Solzhenitsyn können hier stellvertretend
genannt werden. Das kollektive Trauma des zweiten Weltkrieges und der Alptraum
des Holocaust führten auch in der Psychologie keineswegs zu Resignation.
Autoren wie Frankl (z.B. 1982, 1984), Antonovsky (z.B. 1987) und Csikszentmihalyi
(z.B. 2002) erhielten durch persönliches Standhalten im Leid oder gründliche
Beobachtung des Bewältigungs-Verhaltens Überlebender Impulse für ihre Arbeit zu
den Themen Widerstandsfähigkeit, Sinn und optimale Entwicklung. In der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts erhielt der Aspekt Bewältigungs-bedingter Wachstumsschübe
zunehmend auch Beachtung in der US-amerikanischen psychologischen Forschungslandschaft.
Heute konvergieren diese Überlegungen auch mit neueren Ansätzen einer
„Positiven Psychologie“ (vgl. etwa
Seligman & Csikszentmihalyi, 2000; Snyder & Lopez, 2002). Deren Wurzeln
liegen im existentiellen Zugang Frankls und der humanistischen Psychologie
(vgl. etwa Maslow, 1970; Rogers, 1961) mit der Betonung von Sinnfindung und
Selbstverwirklichung als genuin menschlichen
Bedürfnissen.
Konzepte optimierender Transformation
im Zuge von Belastungserleben werden nunmehr unter Schlagwörtern wie „Benefit-Finding“ (Affleck & Tennen,
1996), „Posttraumatic Growth“
(Tedeschi & Calhoun, 2004), „Stress-Related
Growth“ (Park, Cohen & Murch, 1996), „Crisis Growth“ (Holahan, Moos & Schaefer, 1996), „Weisheit“ (Baltes & Staudinger,
2000; Sternberg, 1990; vgl. auch Linley, 2003) oder „Transformational Coping“ (Aldwin, 1994; vgl. auch Filipp &
Ferring, 2002) diskutiert.
Für die Auffassung von Stress als
Erklärungsprinzip für positiven ontogenetischen Wandel existieren auch
Analogien im physiologischen Bereich. Maximales Muskelwachstum beispielsweise
basiert auf Anstrengung im Grenzbereich und Resistenz durch Impfung kommt nur
dadurch zustande, dass der Organismus dem jeweiligen Krankheitserreger in
kontrollierter Form und Dosis ausgesetzt wird6.
Derartige Überlegungen standen dann wohl auch Pate, als Meichenbaum (1985) sein
Stressimpfungs-Programm aus der Taufe hob. Grundsätzlich ist noch anzumerken, dass
die Vorstellung von krisenbedingtem Wachstum als qualitativem Sprung zu
unterscheiden ist von Konzepten gradueller Veränderung im Sinne von eher
kontinuierlicher Reifung (vgl. Aldwin & Levenson, 2004).
3.2 Ein
theoretisches Modell
belastungsbedingten Wachstums
Als Bezugsrahmen für die
tiefergehende Auseinandersetzung mit erlebter positiver Veränderung im Zuge von
Krisen-Bewältigung soll im folgenden das Modell posttraumatischen Wachstums von
Tedeschi & Calhoun (2004)7 dienen.
Es fasst die Ergebnisse mehrjähriger Vorarbeit zusammen, aus der unter anderem
ein Inventar zur Wachstums-Erfassung hervorging (Posttraumatic Growth Inventory; Tedeschi & Calhoun, 1996). Das
Modell integriert Aspekte verwandter theoretischer Ansätze, die ergänzend
Erwähnung finden werden (für einen Überblick siehe Tedeschi & Calhoun,
2004). Von besonderer Relevanz sind hierbei die Arbeiten zum „Benefit-Finding“ (z.B. Affleck &
Tennen, 1996; Tennen & Affleck, 2001; Davis et al., 1998; Nolen-Hoeksema
& Davis, 2001).
Die
Autoren akzentuieren den Unterschied zu Resilienz-bezogenen Konzepten wie „Hardiness“
(Kobasa, 1979), „Kohärenzgefühl“
(Antonovsky, 1987) oder „Optimismus“,
bei denen Bewältigungs-begünstigende Persönlichkeitseigenschaften im
Mittelpunkt stehen. Posttraumatisches Wachstum beziehe sich auf eine
Veränderung innerhalb der Person, beinhalte „a movement beyond posttrauma
levels of adaptation“ und zeichne sich aus durch „transformation, or a qualitative
change in functioning“ (Tedeschi & Calhoun, 2004, S. 4).
Das Hauptaugenmerk gilt dem Prozess der Veränderung, dessen
postulierte Komponenten nun dargelegt werden, wobei dem Aspekt der kognitiven
Verarbeitung besondere Bedeutung zukommt.
3.2.1
Das
Belastungserlebnis
Wachstum braucht
Herausforderung und wenn Tedeschi & Calhoun vom „seismischen Ereignis“
sprechen, verwenden sie ganz bewusst die Metapher eines Erdbebens. Erschüttert
werde dadurch vor allem das Grundannahmen-Gefüge, welches bis zum Zeitpunkt der
Zäsur Produktionsstätte und Depot für Zusammenhangs-Erklärungen sowie Sinn- und
Zweckzuschreibungen war (vgl. auch
Emmons, Colby & Kaiser, 1998; Janoff-Bulman, 1992). Die inneren
Wiederaufbau- und Umbau-Maßnahmen könnten im Idealfall Strukturen
hervorbringen, die sturmerprobt und dadurch krisenfester seien als die
vorherigen Schemata. Das kritische Lebensereignis fungiert in diesem Falle als
Katalysator der Persönlichkeitsveränderung. Merkmalsdimensionen zur präzisen
Ereignisbeschreibung in Anlehnung an Filipp (1990) werden im Rahmen der Vertiefungs-Option VO_1 (siehe Anhang)
aufgezeigt.
Auch
im chaostheoretischen Ansatz von Ciompi (1997) werden erhebliche Belastungen
als Voraussetzungen dafür gesehen, dass das System in starke Schwingungen
geraten und sich danach neu konfigurieren kann.
Um die Relevanz der Theorie von
Tedeschi & Calhoun für die in der vorliegenden Studie berücksichtigten
Ereignis-Kategorien zu klären, sei darauf hingewiesen, dass die Autoren den Begriff
„traumatisch“ - in etwas missverständlicher Weise - weiter fassen als gemeinhin
üblich. Entscheidend sei eine „significant
life disruption“ (Tedeschi & Calhoun, 2004, S. 4), die über Alltagsstress
hinausgehe. Extreme körperliche und psychische Verletzung oder massive Bedrohung
der Unversehrtheit werde allerdings nicht vorausgesetzt.
3.2.2
Bereiche
posttraumatischen Wachstums
Die von Tedeschi
& Calhoun (2004) vorgeschlagenen fünf Manifestationsebenen des Wachstums
gehen zurück auf die faktorenanalytische Bündelung von Items, die aus
Interview-Studien und Literatur-Auswertung hervorgegangen sind. Es ist also zu
berücksichtigen, dass die Ergebnisse auf Selbstberichten basieren und
naturgemäß auch durch Formulierungs-Vorlieben und eingesetzte Analyse-Methoden
beeinflusst sind. Die Autoren halten es für durchaus denkbar, dass sich in
Folgestudien, zumal in anderen Kulturkreisen, auch Abweichungen von der extrahierten
Faktorenstruktur ergeben könnten. Es sei allerdings vorausgeschickt, dass die
postulierten Bereiche erhebliche Übereinstimmungen mit anderen
Empirie-gestützten Konzeptualisierungen aufweisen.
a) Positive Veränderung im
Zusammenhang mit Belastungsverarbeitung komme typischerweise in einer erhöhten Wertschätzung für das Leben und
gesteigerter Aufmerksamkeit für vorher vernachlässigte Kleinigkeiten zum
Ausdruck. Damit verbunden sei auch eine Neusortierung auf dem Kontinuum
wichtig-unwichtig. Ein derartiger Perspektivenwechsel kann durch die
wahrgenommene Zerbrechlichkeit des Lebens begünstigt werden (Nolen-Hoeksema
& Davis, 2001). Ein möglicher Nebeneffekt Stress- und
Verarbeitungs-bedingter affektiver Reagibilität ist auch eine Zunahme
subjektiver Erlebnistiefe (Greenberg, 1995), was der Sensibilität für leichtere
Stimulation Vorschub leisten kann - wahrscheinlich besonders dann, wenn über
längere Zeit Deprivation zu ertragen war. Wie schmal der Grat zwischen Nutzen
und Schaden sein kann, zeigt sich, wenn man die extremen Trauma-Reaktionen der
Hyper-Reagibilität oder aber Abstumpfung und Gefühlsverflachung bedenkt.
Unter
dieser Rubrik lässt sich auch die andernorts häufig berichtete
Prioritäten-Verschiebung einordnen (Affleck & Tennen, 1996). Nach einer
schweren Erkrankung beispielsweise mag einem gesundheitsorientierten Lebensstil
mehr Bedeutung beigemessen und dem Hier und Jetzt mehr Beachtung geschenkt
werden. Veränderungen im Präferenzen-System können auch daraus resultieren,
dass bestimmte Ziele nicht mehr erreichbar sind und nun alternative Lebensentwürfe
verfügbarer werden. So wohnt jeder Blockade auch die Chance zum Überdenken
bisheriger Gewohnheiten inne. Der Aufbau neuer Zielbindungen kann eine Schlüsselfunktion
für die Aufrechterhaltung von Kohärenz und Sinnerleben erfüllen (Emmons et al.,
1998). Es ist durchaus möglich, dass die alterskorrelierte Aufwertung von
Sinnressourcen gegenüber Handlungsressourcen (Brandtstädter, Meininger &
Gräser, 2003; vgl. auch Baltes & Baltes, 1990) teilweise auch durch
kritische Lebensereignisse induziert werden kann.
Immerhin wird die betroffene Person dabei
häufig auf sehr eindringliche Weise mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert. Emmons
et al. (1998) zufolge könne
Selbsttranszendenz – also Betonung der Verbundenheit mit anderen,
gegebenenfalls auch mit einer höheren Macht – durch religiöse und
philosophische Überzeugungen erleichtert werden. Genauso vermag erfahrenes Leid
freilich auch das Interesse für derartig gelagerte Fragen wecken. Wenn
neue Ideen, Werte und Ziele einen Platz im Bewusstsein erhalten, kann diese
Weitung des Blickfeldes als Wachstum erlebt werden: „From this perspective,
growth represents a process of establishing and committing oneself to a new set
of broad goals, ambitions, or purpose that gives one’s life a general sense of
direction” (Nolen-Hoeksema & Davis, 2001, S. 599).
b) Eine zweite Komponente wird abgeleitet aus Berichten über tiefere
und bedeutungsvollere Beziehungen zu anderen Menschen.
Nicht selten wird erst nach Rückschlägen damit begonnen, über eigene Gefühle zu
sprechen. Im Falle positiver Resonanz kann daraus mehr Nähe und Vertrauen entstehen
und zwischenmenschlich-kommunikatives Neuland betreten werden. Wer selber
schwere Zeiten durchlebt hat, mag nun eher dazuin der Lage sein, Einfühlungsvermögen und Toleranz zu entwickeln, was einen Prozess
des Gebens und Nehmens in Gang zu setzen vermag. Es ist nicht ausgeschlossen,
dass die verständnislose Reaktion einiger Mitmenschen Entfremdung bewirkt. Doch
die damit möglicherweise einhergehende Ausdünnung des sozialen Netzwerkes muss
keineswegs nur Nachteile haben - sofern
es nicht zur eklatanten Isolation kommt.Herausgefunden zu haben,
wer die wahren Freunde sind, kann bei aller anfänglichen Enttäuschung auch als Qualitätszuwachs erlebt werden.
Die sozio-emotionale Selektivitätstheorie (Carstensen, Gross & Fung 1998) kommt zu ähnlichen Vorhersagen
im Hinblick auf eine Gesundschrumpfung: im Alter werde eine geringere Anzahl
von Beziehungen als genauso befriedigend erlebt, solange sie dem zunehmenden
Bedürfnis nach emotionalem Rückhalt entgegenkämen. Angesichts der höheren
Wahrscheinlichkeit von Verlusterlebnissen ist es gut möglich, dass hier aus der
Not eine Tugend gemacht und jenseits der Einbußen ein neuer Reichtum entdeckt
wird.
c)
Eine weitere Domäne des Wachstums bezieht sich auf die gesteigerte Wahrnehmung persönlicher Stärke. Wer beispielsweise
einen Partnerverlust zu beklagen hat, kann gar nicht umhin, in neue Rollen
hineinzuwachsen und entdeckt dabei gegebenenfalls ungeahnte Fähigkeiten. Das
Bewusstsein, auch in der Krise nicht kapituliert zu haben, kann das Vertrauen
in die eigene Belastbarkeit und Selbstwirksamkeit festigen und positive
Selbstkonzept-Veränderungen hervorrufen (Nolen-Hoeksema & Davis, 2001).
Dies mag besonders auf jene Personen zutreffen, die vorher eher passiv und
abhängig gelebt hatten. Tedeschi & Calhoun merken an, dass dieser Selbstbild-Wandel
auch ein paradoxes Element enthalten könne:
die Wahrnehmung und Entfaltung von Stärke würde oft erst auf dem Wege der
Anerkennung der Schattenseiten und Risiken des Lebens konkrete Formen annehmen,
was zu einer größeren Realitätstauglichkeit beitrage. Krisen können so zu
unfreiwilligen Konfrontationen mit unbewussten Ängsten geraten. Sie bergen die
Chance in sich, dass durch diese Exposition und das Erlebnis eigener Bewährung
so manche Schreckgespenster an Bedeutung verlieren und Lebensmut-Bremsen gelöst
werden.
d)
Wenn die neu entdeckten Stärken auf die prospektive Lebensgestaltung übertragen
werden, mögen sich auf diese Weise innovative Wege auftun. Derartige
Weichenstellungen können proaktive und reaktive Anteile aufweisen. Der Zuwachs
an Selbständigkeit kann zum auslösenden Moment dafür werden, bislang auf Eis
gelegte Projekte in Angriff zu nehmen. Durch kritische Lebensereignisse
erweisen sich allerdings auch bestimmte Pfade als fortan ungangbar. Die Erschließung
neuer Aktivitätsbereiche schützt zunächst vielleicht primär vor dem Sinn-Vakuum,
kann längerfristig aber als echte Bereicherung -
nicht nur als Notnagel -erlebt werden. Der durch einen Unfall an
den Rollstuhl gefesselte Sportler wendet sich dann vielleicht zunächst mangels
Alternativen verstärkt der Lektüre zu, öffnet sich dann zunehmend ihrem Reiz
und begegnet dabei womöglich der eigenen literarischen Ader.
e)
Der fünfte Bereich Belastungs-bedingten Wachstums berührt spirituelle und existentielle Themen. Sofern vorher bestehende
Überzeugungen nicht auf tönernen Füßen gebaut waren, können sie durch eine Auseinandersetzung
mit Grenzfragen des Daseins differenziert und konsolidiert werden. Wer um sich
herum vieles wegbrechen sieht, wird sich zudemeher auf die Suche nach einem ruhenden Pol machen.
Manch einem öffnen sich dadurch völlig neue Türen. Die bewusste Hinwendung zu
vorher belächelten oder verschmähten
geistigen Gesichtspunkten menschlicher Existenz, die Entdeckung der
Tiefen-Dimension, mag als Vervollständigung der Person, als Integration vorher
impliziter Anliegen erlebt werden.
Vergleichbare
Kategorisierungen ergaben sich aus den Studien von Affleck, Tennen und Kollegen
im Zusammenhang mit medizinischen Problemen (Übersicht siehe Affleck &
Tennen, 1996) und den Untersuchungen von Davis et al. (1998) im Kontext von
Verwitwung. Weitere Parallelen zeichnen sich in den Literatur-Synopsen von
Tennen & Affleck (2001) ab, wobei hier der Schwerpunkt auf
Longitudinalstudien gelegt wurde. Insgesamt berichteten 50-80 % der untersuchten
Personen von wahrgenommener positiver Veränderung.
Maercker
& Langner (2001) führten eine Studie zur Validierung deutschsprachiger
Versionen des „Posttraumatic Growth Inventory“ (Tedeschi & Calhoun, 1996)
sowie der „Stress-Related Growth Scale“ (Park et al., 1996) durch. Für das
Instrument von Park et al. (1996) resultierte eine 1-Faktorenstruktur, trotz drei
theoretisch zugrundegelegter Dimensionen. Die Autoren geben der Übersetzung des
Inventars von Tedeschi & Calhoun (1996) den Vorzug. Hier konnte die
5-Faktorenstruktur repliziert werden. Einzig die Subskala „Persönliche Stärke“
fand sich nicht wieder, was gegebenenfalls Abbild einer Selbstkonzept-bezogenen
Differenz zwischen Europa und den USA sein könne.
Will
man der psychischen Realität von Ereignisfolgen in ihrer ganzen Komplexität
gerecht werden, scheint es also angebracht zu sein, die Forschungs-Antennen
nicht nur auf Verluste und Beeinträchtigungen, sondern auch auf mögliche
Zuwächse zu richten.
3.2.3
Rumination als
potentieller Mechanismus der Wachstums-Generierung
Die Überlegung, Rumination könne bei
der kognitiven Bewältigung von Belastungserlebnissen hilfreich sein, ist nicht vollkommen neu. So
schreiben King & Pennebaker (1996, S. 102): „Rumination may serve to provide closure
and, perhaps, lead to personal growth. Rumination may reveal not only effort to
close an existing gap in one’s goal pursuits but also the search for a purpose
toward which to strive.“Auch Martin & Tesser (1996a)
sehen in der Sinnsuche einen der möglichen Inhalte des Grübelns.
Was hier lediglichangedeutet wurde, rücken Tedeschi & Calhoun
(2004) in den Mittelpunkt ihrer Theorie posttraumatischen Wachstums: der
Königsweg zur Wahrnehmung positiver Veränderungen nach erfahrener Belastung -
trotz aller Einbußen - führe über kognitive Verarbeitung. Rumination diene
dabei als Vehikel. Dies gelte jedoch
nicht für alle Varianten gleichermaßen. Die Autoren nehmen an, dass
dysphorische, depressogene Rumination im Sinne von Nolen-Hoeksema kaum
Wachstums-fördernde Wirkung entfalten kann. Sie bevorzugen explizit die breitere
Konzeptualisierung von Martin & Tesser und verwenden den Terminus
„cognitive processing“ zur Charakterisierung konstruktiver mentaler Aktivität.
Hauptaufgabe sei die
Wiederherstellung von Kohärenz in der
eigenen Lebensbilanz, mit dem kritischen Lebensereignis als einer
Interpunktion, die Ambitionen und Schemata in Frage stellt. Wachstum
vollziehe sich im Spannungsfeld zwischen Ablösung und Neuorientierung: „The disengagement
from the unattainable goals or the worldview that cannot accommodate the
reality of the trauma can allow the trauma survivor to formulate new goals and
worldviews that allow a perception that one is moving forward again“(Tedeschi &
Calhoun, 2004, S. 10). Erst
die Einsicht in definitive Blockaden und Irreversibilität mache den Weg frei
für den Aufbau neuer Bindungen. Die Scherben, vor denen der Betroffene dann
steht, können so zur Grundlage für ein neues Lebens-Mosaik werden. Insofern
könnten Intrusionen durch ihre konfrontierende Wirkung potentiell auch die
Integration der neuen Realitätsaspekte forcieren.
Sie stehen gewöhnlich am Anfang des
Verarbeitungsprozesses, der Tedeschi & Calhoun zufolge qualitative
Veränderungen im Zeitverlauf aufweisen müsse, um Wachstums-Erleben zu
stimulieren. Charakteristisch für die Einstiegs-Phase seien neben den
intrusiven Kognitionen auch Vergangenheits-orientierte Gedanken mit
kontrafaktischem Gepräge (vgl. Vertiefungs-Option
VO_3 im Anhang). Sie würden häufig mit Reue einhergehen und um Fragen der
Vermeidbarkeit kreisen. Die Autoren schließen sich der Ansicht von Davis &
Lehmann (1995) an, wonach die kontrafaktische Aktivität vor allem durch das
Bedürfnis nach Verstehen und Nachvollziehbarkeit motiviert sei. Dies entspreche
der ersten Stufe von Sinnsuche, die auf „meaning as comprehensibility“ (Davis
et al., 1998; Nolen-Hoeksema & Davis, 2001) abziele. Dieser Schritt kann
umso mehr Zeit in Anspruch nehmen, je unvorhersehbarer und non-normativer das
Ereignis war, je mehr es also Erwartungen und Grundannahmenwiderspricht. Den Tod eines jungen
Menschen zu verstehen, fällt Betroffenen beispielsweise ungleich schwerer, als
wenn der Verstorbene ein höheres Alter erreicht hatte (Davis et al., 1998).
Wahrscheinlich greifen im letzteren Falle auch Prozesse antizipatorischen
Copings.
Die Wahrnehmung positiver Aspekte
werde durch diese Ereignis-Charakteristika
weniger tangiert. Benefit-finding im
engeren Sinne setzevoraus,
dass Antworten auf die Frage nach „meaning
as significance“ (Janoff-Bulman & Frantz, 1997; Davis et al., 1998)
gefunden wurden. Wenn die gewohnte Sicht der Dinge zu Dissonanzen im
Überzeugungssystem führt, entstehe ein Druck zur Umdeutung (Janoff-Bulman,
1992). Diese Öffnung des Wahrnehmungsfeldes für vorher ausgeblendete positive
Aspekte ist vergleichbar mit dem Konzept einer „selective evaluation“ (Taylor, Wood & Lichtman, 1983)
oder „positive reinterpretation“ (Taylor, 1983). Es ist anzunehmen, dass sich
hierbei subintentionale Prozesse im Sinne einer erhöhten Verfügbarkeit entlastender
Kognitionen (vgl. Brandtstädter, in Druck-c, 2001; Wentura, 1995) und aktives Coping wechselseitig ergänzen.
Eine einseitige Betonung des Kontroll-Aspektes (z.B. im Sinne von „interpretive control“; Rothbaum et al.,
1982) greift zu kurz. Tedeschi & Calhoun betonen den Unterschied zwischen
tatsächlichem Wachstum und konstruktivistisch erklärbaren, eher illusionären
Veränderungs-Wahrnehmungen (vgl. auch Tennen & Affleck, 2001). Gleichwohl
fällt es schwer, diese Grenze empirisch nachzuzeichnen und die Auswirkungen auf die Lebenspraxis zu beurteilen (vgl. auch
Vertiefungs-Option VO_4 im Anhang).
Tennen & Affleck (2001) schlagen
vor, „benefit-finding“ – das eher Widerfahrnis-Charakter aufweise – zu ergänzen durch die intentionale
Coping-Strategie des „benefit-reminding“. Demnach könne der Anpassungserfolg
stabilisiert werden, wenn positive Gesichtspunkte, die einem vorher gleichsam
inzidentell oder als Nebenprodukt der gedanklichen Beschäftigung mit dem
Geschehenen zugeflogen sind, aktiv und gezielt in Erinnerung gerufen werden.
Die Autoren berichten Studienergebnisse, die auf einen eher losen Zusammenhang
zwischen den beiden Facetten hinweisen. Das
eine resultiert also nicht automatisch aus dem anderen.An Tagen
mit verstärktem Einsatz von „benefit-reminding“ schilderten sich Fibromyalgie8-Patientinnen als besser gelaunt,
trotz unveränderten Schmerz-Niveaus, was darauf hindeutet, dass diese aktiv initiierte mentale
Auffrischungs-Impfung Leiden einzudämmen vermag.
Tedeschi & Calhoun schreiben dem
Übergang zu bewusst strukturierter Rumination eine Weichenstellungsfunktion zu:
„deliberate cognitive processing is crucial to growth outcomes, and this
processing is happening somewhere in the time frame between intrusive,
automatic thinking and posttraumatic growth“ (Tedeschi & Calhoun, 2004, S.
11). Vielleicht wird schon die bloße Fähigkeit, seine Gedanken wieder sortieren
zu können, als Zugewinn erlebt. Einen Schritt weiter geht die Vermutung, dass
durch Intrusionen zugänglich gewordene unbewusste Inhalte nun einer aktiven
Bearbeitung zugeführt werden und auf diese Weise vormals automatisch operierende
Schemata modifiziert und differenziert werden können. Wer beispielsweise lange
Zeit willfähriger Ausführungsgehilfe der unbewusst-programmatischen Verknüpfung „reich sein – glücklich
sein“ war, mag diesen Zusammenhang nun in Frage stellen und infolgedessen sein
Leben vielfältiger gestalten. Aldwin (1994) bezeichnet diesen Schub an
kreativer Selbst-bezogener Reflexion als „Mindfulness“ und sieht darin Chancen
zu mehr Selbstbestimmung. Das bewusste Überdenken der Grundlagen des eigenen
Lebensplanes kann auch einen Beitrag zur Steigerung der Selbstkomplexität
leisten: „It may be that the person is able to accommodate the change in a way
that leads to a more complex relationship with the environment“ (King
& Pennebaker, 1996, S. 102).
Die eben beschriebene Sequenz hat
Modellcharakter und muss sichdementsprechend
nicht restlos mit realen Abläufen decken.
Tennen & Affleck (2001) kommen nach Sichtung etlicher Studien zu dem
Schluss, dass benefit-finding auch zu
einem früheren Zeitpunkt im Verarbeitungsprozess auftreten kann. Interessanter
als die Frage der Abfolge ist aber wohl der Aspekt der Adaptivität in von Abhängigkeit
der zeitlichen Distanz vom Ereignis.
Tedeschi & Calhoun (2004)
berichten von einer Untersuchung mit Eltern, die den Verlust eines Kindes zu
beklagen hatten. Sowohl frühe als auch fortgesetzte intrusive Kognitionen
wiesen keinen eindeutigen Zusammenhang mit Wachstum auf. Nichtintrusives,
repetitives Denken und bewusste Versuche zur Sinnfindung erwiesen sich nur dann
als Wachstums-Prädiktoren, wenn diesbezügliche Aktivität nicht allzu lange
fortgesetzt wurde. Positive Reinterpretation und benefit-reminding
demgegenüber korrelierten mit erlebtem Wachstum nur dann positiv, wenn sie zu einem späteren
Zeitpunkt praktiziert wurden. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass sowohl
ausufernde Sinnfindungs-Bemühungen mit
dürftigen Resultaten als auch ein vorschneller Abbruch des mühsamenVerarbeitungs-Prozesses
das Wachstums-Erleben konterkarieren können.
Die unterschiedlichsten
Ruminations-Facetten scheinen zur Synthese wahrgenommener positiver Veränderung
beizutragen, wobei der sukzessiven Akzentverschiebung in Richtung auf eine Suche nach positiven Sinnantworten und tröstenden Neubewertungen besondere Bedeutung zukommt.
3.2.4 Dispositionelle
Unterschiede
Keineswegs alle Betroffenen können
Nutzen aus dem Krisenerlebnis ziehen. Zudem fällt auf, dass Ereignis-Merkmale
einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Art der wahrgenommenen positiven
Aspekte haben (vgl. Davis et al., 1998). Vor diesem Hintergrund stellt sich die
Frage, welche Persönlichkeitseigenschaften zum Nährboden für Wachstums-Effekte
werden könnten.
Tedeschi
& Calhoun verweisen auf Zusammenhänge mit Faktoren des
NEO-Persönlichkeits-Inventars9 (Costa
& McCrae, 1992). Bei der Validierung des „Posttraumatic Growth Inventory“
(PTGI; Tedeschi & Calhoun, 1996) korrelierte Extraversion auf moderatem
Niveau mit allen fünf Wachstums-Domänen (.15 £ r £ .28). Offenheit für neue Erfahrungen
stand nur mit den Bereichen „neue Möglichkeiten“ und „persönliche Stärke“ in
signifikant positiver Beziehung. Die Autoren vermuten einen Einfluss dieser
Persönlichkeitseigenschaften auf selektive Informationsverarbeitung und höhere
Sensitivität für positive Emotionen. Lediglich mäßige Korrelationen ergaben sich
mit Optimismus. Dieser
Zusammenhangs-Trend wird dahingehend interpretiert, dass es optimistischen
Personen leichter fallen könne, Aufmerksamkeit und Ressourcen auf Wesentliches
und persönlich Gestaltbares zu
lenken und sich von unlösbaren Problemen zu distanzieren. Affleck & Tennen
(1996) geben allerdings zu bedenken, dass zwei Optimismus-Items des „Life
Orientation Test“ (LOT; Scheier & Carver, 1985) eine Art habituelle benefit-finding-Tendenz repräsentieren
und ein Großteil der Korrelation darauf rückführbar sein könne. In ergänzenden
Analysen mit einer verkürzten Version des LOT verschwand der Zusammenhang. Die
Autoren schildern Befunde, denen zufolge sich dispositionelle Hoffnung als deutlich
stärkerer Prädiktor für benefit-finding
erwiesen habe. Zudem sei auch Selbst-Komplexität (Linville, 1987) ein vielversprechendes
Persönlichkeis-Konstrukt, insbesondere im Hinblick auf vielfältige und voneinander
unabhängige positive Selbst-Repräsentationen, die ein Ausweichen auf intakte Zonen erleichtern.
Tennen
& Affleck (2001) vertreten die recht kühne Hypothese, dass die Leichtigkeit
des benefit-finding auch durch ein habituell hohes hedonisches Niveau
mitverursacht sein könne. Wer sich relativ situationsunabhängig über
ausgeprägtes Wohlbefinden erfreue, könne auch Krisen als weniger belastend
erleben. Dies könne eine Erklärungsnot hervorrufen, zumal dann, wenn Erwartungen
bezüglich eines Stimmungseinbruches nach Belastung salient sind. Infolgedessen
könnte dann die verhältnismäßig gute Verfassung auf die gewachsene Fähigkeit
zur Freude an kleinen Dingen oder ähnlich positiven Veränderungen attribuiert
werden.
Insgesamt erscheint die Untersuchung
dispositioneller Faktoren im Kontext Belastungs-bedingten Wachstums allerdings
eher unterbelichtet. Dementsprechend unterstreichen Affleck
& Tennen (1996, S. 913) „the desirability of incorporating specific and
general personality measures in future research on individual differences in
benefit-finding and their association with psychosocial adjustment to adversity.”
3.2.5 Die
Rolle sozialer Unterstützung
Ähnlich wie King & Pennebaker
(1996; vgl. auch Niederhoffer & Pennebaker, 2002; Pennebaker, Colder &
Sharp, 1990) sind auch Tedeschi & Calhoun davon überzeugt, dass soziale
Unterstützung potentiell flankierend und stimulierend auf den Prozess der
Wachstums-Entfaltung nach erlebter Belastung einwirken könne. Empathische Akzeptanz vorausgesetzt, biete sich die Chance
zu Selbstöffnung und Emotionsausdruck und damit zur Erfahrung von Rückhalt,
Nähe und Vertrauen. In einem Klima der Wertschätzung falle es leichter, das eigene
Narrativ an die neue Realität anzupassen und bedrohte Sinnzusammenhänge auf
einem nachhaltigen Fundament in differenzierender Weise wiederherzustellen.
Durch Gedankenaustausch könnten auch
neue Perspektiven, Reformulierungen und bildhafte Vergleiche erschlossen und in
veränderte Schemata integriert werden. Auch ein Mehrwert für die Gesellschaft
sei denkbar, wenn das Umfeld in vikariierender Weise von den Bewältigungserfahrungen
und neuen Einsichten profitiert.Wohlgemerkt kann Selbstöffnung auch ein
belastendes Nachspiel haben, wenn der Betroffene in seinem So-Sein nicht
angenommen wird, Platitüden aufgetischt
bekommt oder aber die Erwartungen des Hilfesuchenden überzogen sind.
Tedeschi & Calhoun bewerten auch
die Studienergebnisse von Antoni, Lehman, Kilbourn, Boyers et al. (2001) als
ermutigend. Die Forschungsgruppe untersuchte bei Patientinnen mit Brustkrebs im
Frühstadium die Wirkung einer 10-wöchigen kognitiv-behavioralen Gruppenintervention
im Stileeines Stress-Management-Trainings
auf benefit-finding. Gegenüber der Kontrollgruppe
berichteten die Teilnehmerinnen über ein höheres Ausmaß wahrgenommener positiver
Aspekte und einen Zuwachs an Optimismus. Die Intervention zeigte die größte
Wirkung bei Frauen mit niedrigem initialem Optimismus. Gewisse diesbezügliche Defizite steigern vielleicht den
Verarbeitungs-Bedarf und erhöhen dadurch womöglich indirekt die
Auftretenswahrscheinlichkeit für Wachstums-fördernde Auseinandersetzung.
Benefit-finding war umso ausgeprägter,
je mehr emotionale Beteiligung im Verarbeitungsprozess empfunden wurde. Zu
profitieren schienen also insbesondere auch Personen mit hohem Leidensdruck und
Mitteilungsbedürfnis.
In diese Richtung weisen auch Befunde
von Nolen-Hoeksema & Davis (2001; vgl. auch Nolen-Hoeksema & Larson, 1999), wonach
vor allem bei Menschen mit hoher Ruminations-Tendenz soziale Unterstützung auf fruchtbaren Boden fiel und zum Abbau
depressiver Symptomatik führte. Nolen-Hoeksema & Davis (2001; vgl. auch
Nolen-Hoeksema & Larson, 1999) warnen allerdings davor, Wachstums-fördernde
Interventionen betont suggestiv zu gestalten. Direkte Fragen nach positiven
Aspekten oder gar Aufforderungen,
danach zu suchen, würden erfahrungsgemäß als eher unempathisch erlebt.
Hilfreicher seien allgemeine Fragen nach neuen Perspektiven, ermutigende
Rückmeldungen über gezeigte Fortschritte und – vor allem – urteilsfreies
Zuhören mit Respekt vor den mannigfachen
Wegen der Belastungsverarbeitung.
3.2.6 Erlebtes Wachstum in Relation zu
anderen Indikatoren der
Anpassungsgüte
Geht es Menschen
in psycho-physischer Hinsicht besser, wenn es ihnen gelungen ist, im Durchtasten
der Dunkelheit persönlich bereichernde Entdeckungen gemacht zu haben? Die
Befunde hierzu sind gemischt. Synchronizitäten mit klassischen Gesundheits- und
Wohlbefindens-Parametern sind durchaus dokumentiert und zahlreich vertreten.
Dabei sind Längsschnittstudien am aussagekräftigsten, da mit diesem
Forschungs-Format am ehesten ausgeschlossen werden kann, dass nur diejenigen, denen es von Anfang an besser ging, vor
allem deswegen ihrer Lage auch leichter
positive Seiten abgewinnen konnten ,
weil sie gleichsam mit einem hedonischen Extra-Guthaben in die schwere Zeit
gestartet sind oder dass derartige Wahrnehmungen nur nach Ereignissen
mit geringer Belastungsintensität auftreten (Affleck & Tennen, 1996; Tennen
& Affleck, 2001).
Im Rahmen des „Stanford Bereavement Project“ kontaktierten Davis et al.
(1998) Angehörige sterbenskranker Personen. Die Interview-Zeitpunkte lagen vor
dem Tod – sofern möglich – und danach in Abständen von 1, 6, 13 und 18
Monaten. Benefit-finding – erfragt
nach Eintreten des Todes – erwies sich als signifikanter Prädiktor positiven
emotionalen Befindens und zwar umso mehr, je später im Trauerprozess die
positiven Aspekte erschlossen wurden. „Making sense“ im Sinne von
Kausalerklärungen und Nachvollziehbarkeit war mit benefit-finding unkorreliert und erwies sich nur dann als
Anpassungs-Prädiktor, wenn diesbezügliche Antworten früh gefunden wurden.
Statistisch kontrolliert wurden der Belastungsgrad vor dem Tod und das Ausmaß
positiver „making sense“-Formulierungen. Die prädiktive Kraft des benefit finding war unabhängig von der
Anzahl der entdeckten positiven Aspekte. Entscheidend war, dass Zuwachs-Gesichtspunkte
verfügbar waren. Der Zusammenhang blieb auch nach Kontrolle des dispositionellen
Optimismus signifikant. Benefit finding
erwies sich darüber hinaus als Mediator dergestalt, dass „dispositional
optimism is a distal influence on adjustment that operates through the proximal
mechanism of finding something positive“ (Nolen-Hoeksema & Davis, 2001, S.
604).
McMillen, Smith & Fisher (1997) gelang es, Menschen zu befragen, die
einen schlimmen Tornado, den Absturz eines Flugzeuges in eine Hotel-Lobby oder
eine Massenschießerei miterleben mussten. Die Interview-Zeitpunkte lagen 4-6
Wochen nach dem Vorfall und 3 Jahre später. Wer zum frühen Zeitpunkt „benefit-finding“
berichtete, zeigte beim Katamnese-Termin mit weitaus geringerer Wahrscheinlichkeit
die Symptomatik einer posttraumatischen Belastungsstörung als jene, die eine
derartige Perspektive nicht einzunehmen vermochten. Statistisch kontrolliert
wurden Ereignis-Schwere, Geschlecht und Diagnosen vor der Zäsur. Es konnte
auch ein Wechselwirkungs-Effekt identifiziert werden: Der Zusammenhang zwischen
benefit-finding kam mit zunehmender
Ausgangsbelastung umso prägnanter zur Geltung.
Affleck, Tennen & Rowe (1991) interessierten sich dafür, wie Mütter eineschwere Erkrankung
neugeborener Kinder verarbeiten. Bei Kontrolle anfänglicher Stimmung und eines
objektiven Schwere-Index bezüglich der medizinischen Probleme kristallisierte
sich heraus, dass benefit-finding aufgehelltere Stimmung
und weniger Leidensdruck 6 und 18 Monate später prädizierte. Besonders
hervorzuheben ist, dass der Wachstums-orientierte Blickwinkel der Mutter zum
Ausgangszeitpunkt auch in signifikant positivem Zusammenhang mit
Entwicklungsfortschritten des Kindes 18 Monate später stand – auch nach
Kontrolle von Variablen wie Stimmung vor der Entbindung, Alter, Bildung und
perinatalen Komplikationen auf Seiten des Kindes. Tennen & Affleck (2001)
werten dies als Argument gegen die skeptische Lesart, Wachstum sei ein reines
Selbstberichts-Artefakt.
Vereinzelt existieren Befunde, die darauf hindeuten, dass
Verarbeitungs-bedingtes Wachstumserleben auch in Körperprozessen Resonanz
finden kann. Epel, McEwen & Ickovics (1998) berichten schnellere
Kortisol-Habituation in Reaktion auf Labor-Stressoren, sofern spirituelles
Wachstum und größere Wertschätzung des Lebens deutlich ausgeprägt waren. Eine
Studie von Bower, Kemeny, Taylor & Fahey (1998) ergab, dass bei
HIV-infizierten Männern, denen sinnorientiertes benefit-finding gelungen war, ein erheblich gedämpfter Rückgang an
CD4 T-Lymphozyten (einem Subtyp der T-Helferzellen, die eine für die
Immunabwehr wichtige Gruppe von Blutzellen darstellen) registriert
werden konnte. Unabhängig von anfänglichem Gesundheitsstatus und
Gesundheitsverhalten wiesen diese Männer zudem eine niedrigere Sterblichkeitsrate
innerhalb der folgenden vier bis neun Jahre auf.
Wachstums-Erleben scheint darüber hinaus auch eine Herzensangelegenheit
zu sein: In einer auf acht Jahre angelegten Studie mit Infarktpatienten
(Affleck, Tennen, Croog & Levine, 1987) erfreuten sich am Ende des
Untersuchungszeitraumes diejenigen Betroffenen besserer Herzwerte und
geringerer Wahrscheinlichkeit einer erneuten Attacke, die positive Lektionen
wie Impulse zur Lebensstilveränderung und Neusortierung der Werte und
Prioritäten abgeleitet hatten. Kontrolliert wurden dabei Alter,
sozioökonomischer Status und Schweregrad des Erstinfarktes.
Hinter Phänomenen wie diesen vermuten Ryff & Singer (1998) die stimulierende Wirkung von
positivem Sinnerleben auf multiple physiologische Systeme, was sich in verbesserten
neuroendokrinen Reaktionen und gesteigerter Immunkompetenz widerspiegele.
Derartig seelisch-körperliche Reziprozitäten würden zu sogenannter „optimaler
Allostase“ (Stabilität durch Veränderung) beitragen.
Gleichzeitig liegen allerdings auch Studienergebnisse vor, die keinen
markanten Zusammenhang zwischen erlebtem Wachstum und Befindens-Verbesserung zu
Tage förderten. Teilweise ergaben sich sogar positive Korrelationen mit
intrusiven Gedanken. Stellen solche Befund-Muster die adaptive Qualität von benefit-finding in Frage?
Tedeschi & Calhoun (2004) raten hier davon ab, Äpfel mit Birnen zu
vergleichen. Wachstum durch Belastungs-Verarbeitung sei etwas qualitativ
anderes als das Gegenteil von Depression oder ein Äquivalent zu ungetrübtem Wohlbefinden:
„Posttraumatic growth and distress are essentially separate dimensions, and
growth experiences do not put an end to distress in trauma survivors“ (Tedeschi
& Calhoun, 2004, S. 13).
Benefit-finding kann man sich
demnach wohl eher als Bewegungs-Melder denn als Ruhe- und Wellness-Indikator
vorstellen. Die Häufung von Argumenten dafür, dass es sich bei positivem und
negativem Affekt um relativ unabhängige Dimensionen handelt (vlg. Aldwin, 1994;
Watson, Clark & Tellegen, 1988), kann die Nachvollziehbarkeit zunächst
paradox erscheinender Konstellationen erleichtern. Schließlich berichten
Menschen immer wieder, auch in Zeiten erheblicher Belastung durchaus Phasen
tiefer Daseinsfreude erlebt zu haben.
Das „Opponenten-Prozess-Modell“ (Solomon, 1980) liefert hierfür
Erklärungsansätze: Demnach würde in Phasen der Stress-Belastung ein positiv
getönter affektiver Gegenprozess in Aktion treten, der auch nach Abflachen der
Stress-Kurve andauert und als euphorisierend empfunden wird. Es könnte sein,
dass die Wahrnehmung derartig generierter positiver Affektlagen in an und für
sich düsteren Zeiten für Überraschung sorgt und eine Attribution auf persönliches
Wachstum nahelegt. Aldwin (1994, S. 266) rekurriert auf
eine bekannte Cartoon-Figur: „In the words of Charlie Brown, banging your head
against a wall is useful because it feels so good when it stops!“ Die
Autorin verweist im gleichen Atemzug auf Befunde, wonach die Wahrscheinlichkeit
zur Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung erstaunlicherweise
umso geringer war, je intensiver die Betroffenen auf das kritische Ereignis
unmittelbar danach reagiert hatten. Starke a-Prozesse scheinen also entsprechend starke b-Prozesse nach
sich zu ziehen. Dies zeigt sich sogar auf neuroendokriner Ebene durch ein
schnelleres Zurückschwingen. Vielleicht wird ein relativ schneller Wechsel der
Affektlage rückblickend zudem als zeitgleiches Auftreten erinnert.
Tedeschi & Calhoun (2004, S. 13) argumentieren zudem, dass negativer
Affekt als Impetus für Wachstums-fördernde Verarbeitungs-Aktivität fungiere. Intermittierende Krisen könnten
insofern sogar die Aufrechterhaltung konstruktiver Rumination stimulieren: „The
maintenance of growth may also require periodic cognitive and emotional
reminders that are not pleasant, of what has been lost, but paradoxically, also
of what has been gained.“ Aus
dieser Perspektive können etwa auch intrusive Symptome und residualer
Leidensdruck in einem funktionalen Licht erscheinen (vgl. auch Greenberg, 1998).
Fortschritte im Durcharbeiten könnten sich dann durch ein allmähliches
Abflauen, wenn auch nicht völliges Verschwinden der negativen Affektkomponente
manifestieren. Dies entspricht einem Verständnis von Bewältigung als iterativem
Prozess. Bedürfnis-kompatible soziale Unterstützung könne auch deswegen
Wachstums-fördernd wirken, weil sie die Toleranz gegenüber dem schubweisen
Ansturm belastender Gefühle und Gedanken erhöhe.
Die angenommene Vereinbarkeit von Schmerz und Wachstum im Sinne einer
Koexistenz oder gar Bedingungs-Relation erweitert das Kriterien-Spektrum zur
Beurteilung von Verarbeitungsprozessen (vgl. auch Holahan et al., 1996;
Saakvitne, Tennen & Affleck, 1998; Tomich & Helgeson, 2004). Würde man beispielsweise
die Situation junger Eltern nur im Hinblick auf Belastungen durch den Geburtsvorgang
und morgendliches Früherwachen durch Kindergeschrei aus einem hungrigen
Mäulchen bewerten, bliebe der Blick auf das Wesentliche wohl auch verstellt. Starke emotionale Beteiligung begünstige
darüber hinaus eine tiefere Verarbeitung der Lebenssituation, wodurch
differenziertere und nachhaltigere Lösungen entstehen könnten, die größere
Tragweite aufweisen als rein intellektuelle Reflexion. Schon Alexander (Alexander
& French, 1980) charakterisierte korrigierende emotionale Erfahrungen im Rahmen derPsychotherapie
als Ineinandergreifen von Einsicht und starkem Affekt.
Im Hinblick auf die Frage der Intentionalität geben die Autoren zu
bedenken, dass Wachstum das Nebenprodukt eines Ringens mit der emotional
aufwühlenden Lage und drohenden Sinnentleerung
ist, nicht aber Resultat eines expliziten Vorhabens:
„The trauma itself remains a distressing event. It appears that few people consciously and
systematically intend to make meaning out of trauma or to benefit from it.
Posttraumatic growth is most likely a consequence of attempts at psychological
survival, and it can coexist with the residual distress of the trauma“ (Tedeschi & Calhoun, 2004, S. 5).
Dissonanztheoretisch argumentierend ließe sich zudem vermuten, dass durch
die immensen emotionalen und kognitiven Investitionen im Laufe der
Bewältigungsanstrengungen auf unbewusster Ebene die positiven Ergebnis-Aspekte
im Sinne einer Aufwands-Rechtfertigung zusätzlich akzentuiert werden. Auf Basis
dieser Annahmen raten Tedeschi & Calhoun (2004, S. 8) dazu, im Umgang mit
Betroffenen nicht auf eine schnellstmögliche Beendigung der teils schmerzhaften
Rumination hinzuarbeiten. Dadurch
könnte der Verarbeitungs-Prozess blockiert werden: „a rapid resolution is
probably an indication that the assumptive world was not severely tested, and
could accommodate the traumatic events.“
Was noch ausstehe, sei die Entwicklung
von Messinstrumenten zur Erfassung der komplexen Kognitionen, die mit
Belastungs-bedingtem Wachstum einhergehen oder diesem gar Auftrieb verleihen
können.
Vorschau auf Vertiefungs-Option VO_4:
Selbstberichtetes Wachstum nach
Belastungen: offene und weiterführende
Fragen (siehe Anhang, S. 234)
Das
Wachstums-Postulat konstituiert, je nach Reichweite der Formulierung, eine mehr
oder weniger starke These, die zum Ausganspunkt für - durchaus auch skeptische
- Anschlussfragen werden kann. Was spricht dafür, dass benefit-finding mehr ist als das Schöndenken unangenehmer Tatsachen
oder bemäntelnde Selbstdarstellung? Kann eine Prise Illusion eventuell gar
nicht schaden? Welcher Maßstab ist hier überhaupt sinnvoll? Bedeutet erlebtes
Wachstum Persönlichkeitsveränderung und wenn ja: wie soll man sich das
vorstellen? Existieren Parallelen zur Entwicklung von Weisheit? Solch ein
Sortiment an Denkanstößen steht stellvertretend für einen Diskurs, der im
Rahmen dieser Ergänzungs-Passage in Auszügen wiedergegeben wird.
5
Dies kann auch auf gesellschaftlicher Ebene stattfinden, wenn etwa äußere
Bedrohung, eine Wirtschaftskrise, manchmal auch eine Fußballweltmeisterschaft
die gewohnten privaten und öffentlichen Routinen unterbricht. Hierdurch können
bisweilen günstige Voraussetzungen für einen Ruck in Richtung mehr Gemeinsinn
und Diversifikation von
Werteorientierungen und Selbstverständnis - durchaus auch im kollektiven
Sinne - geschaffen werden.
6
Ähnlichen nonlinearen Relationen zwischen Toxin-Applikation und Wirkung widmet
sich die Biologie auf dem Feld der „Hormesis“ (der aus dem Griechischen
stammende Begriff bedeutet „Anregung“/ „Anstoß“); für Erläuterungen siehe
Aldwin & Levenson (2004).
7
Sofern nicht durch anderweitige Querverweise kenntlich gemacht, beziehen sich
die folgenden Ausführungen auf den Beitrag von Tedeschi & Calhoun (2004).
8
Bei der „Fibromyalgie“ handelt es sich um eine chronische Schmerzerkrankung mit
Symptomen im Gelenk- und Bewegungsapparat, Erschöpfungszuständen sowie
Konzentrations- und Schlafstörungen.
9 Als
sogenannte „Big Five“ werden darin die Persönlichkeits-Dimensionen
Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für neue Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit
und Verträglichkeit postuliert.
4.1
Grundgedanken
des Modells
Im folgenden
soll es um die Regulationsmechanismen gehen, die in Aktion treten, wenn die Karten
der Machbarkeit neu gemischt werden und das Selbstsystem einen Übergang von
zielstrebigem Engagement zu unfreiwilliger Ablösung und Neuorientierung zu
vollziehen hat. Dies sollte in einer Weise geschehen, die es gestattet, die
Konsequenzen des Verlustes abzumildern. Besonders interessiert dabei die Frage,
welche Basisprozesse dafür verantwortlich sind, dass heteronom induzierte
Veränderung Identitäts-stabilisierend rekonstruiert werden kann, dass zunächst
Oktroyiertes geduldet, ja in mancher Hinsicht am Ende vielleicht gar begrüßt
werden kann.
Bisherige kontroll- und bewältigungstheoretische Modelle sind auf die
Annahme bewusst reflektierter Elaboration und Auswahl von
Problemlösungsstrategien angewiesen. Darüber hinaus schreiben sie - mehr oder
weniger direkt - aktiven Formen der Zielverfolgung unter Beibehaltung
bisheriger Standards eine höhere Qualität zu als eher defensiven, palliativen,
umdeutenden Varianten der Auseinandersetzung mit den Missständen. Ein Beispiel
dafür ist die Unterscheidung von „problemfokussierter“ und „emotionsfokussierter“
Bewältigung (Lazarus & Folkman, 1984), die das komplementäre Verhältnis der
beiden Formen des Umgangs mit Problemen vernachlässigt. Die von Rothbaum, Weisz
und Snyder (1982) vorgeschlagene Kontrastierung von „primärer Kontrolle“ - die
Welt ändern- und „sekundärer Kontrolle“ - sich selbst ändern - ist durchaus inspirierend.
Gleichwohl bleibt sie unbefriedigend, ist es doch schwer vorstellbar, wie der
Mensch auf sein eigenes Fühlen und Wollen in mehr als nur oberflächlich
autosuggestiver Weise gezielt lenkend Einfluss nehmen soll. Zumindest die
pauschale Rubrizierung unter der Kategorie „Kontrolle“ wirkt vorschnell und
vergröbernd. Zudem ist auch hier -
allein schon durch die Notation - eine gewisse Favorisierung von
Umweltbeherrschung impliziert.
Anstöße zur Entwicklung des
Zwei-Prozess-Modells - das handlungstheoretische und kognitionspsychologische
Befunde unter Berücksichtigung von Veränderungen über die Lebensspanne
integriert - erhielten Brandtstädter und Kollegen nicht nur aus der
Registrierung dieser Defizite, sondern auch durch kontraintuitive und dadurch
umso interessantere emprirische Befunde. Dem mit wachen Sinnen durch fremde
Kulturen oder Grenzbereiche des eigenen Lebensfeldes Reisenden sind die sogenannten
„Zufriedenheitsparadoxien“ mehr als nur Begriff: wirtschaftlich schlecht
gestellte und unterprivilegierte Menschen können durchaus mit sich selbst und
der Welt im Reinen sein. Auch das Alter mit seinen unvermeidlichen Verlusterlebnissen
hat die Fratze des Unglücksstifters offenbar überwiegend in der Phantasie der
Außenstehenden und den Ängsten derer, die einem obsessiven Jugendwahn zum Opfer
gefallen sind. Bei älteren Menschen ist im allgemeinen keine deutliche Prävalenz-Zunahme
depressiver Störungsbilder festzustellen (vgl. Brandtstädter, 2001, in Druck-b).
Wohlbefinden scheint also nicht davon abhängig zu sein, dass der Mensch in
unveränderter Weise schalten und walten kann. Ambitionen sind offensichtlich
nicht in Zement gegossen.
Brandtstädter und Kollegen konnten
beobachten, dass Zielen umso geringere Wichtigkeit zugeschrieben wurde, je
weiter entfernt sich Personen von deren Realisierung fühlten. Interessanterweise
war bei depressiven Personen diese negative Korrelation in den meisten
Zieldimensionen deutlich schwächer ausgeprägt oder gar nicht existent
(Brandtstädter, 1989; Brandtstädter & Rothermund, 2002a). Relativierungen
in der persönlichen Agenda scheinen also durchaus protektive Wirkung zu
entfalten, wohingegen eiserne Linientreue mit Zufriedenheit über Kreuz geraten
kann, zumal dann, wenn einem das Leben Kompromisse abverlangt.
Durch die Kollision von Selbst- und
Weltbild mit der Realtität oder die Infragestellung von Entwicklungszielen
entstehen Zieldiskrepanzen. Neben dem Alternsprozess sind kritische Lebensereignisse
typische Auslöser. Adaptiver Umgang mit Hindernissen und Verlusten muss Stabilität
und Flexibilität miteinander in Einklang bringen. Das Zwei-Prozess-Modell der
Entwicklungs- und Handlungsregulation postuliert ein Duett grundverschiedener,
jedoch potentiell komplementärer Aktivitäten des Selbstsystems, um diesen
konträren Anforderungen gerecht zu werden (vgl. Brandtstädter, 2001;
Brandtstädter & Renner, 1990; Brandtstädter & Rothermund, 2002a).
Im assimilativen Modus versucht das Individuum durch aktives und
engagiertes Handeln, die Umwelt und sich selbst in Übereinstimmung mit
unverändert bedeutsamen persönlichen Zielen zu bringen. Dies entspricht
gleichzeitig dem Prototyp intentionaler Selbstentwicklung und
Selbstkultivierung (Brandtstädter, 2001). Assimilation in Reinform ist geprägt
durch die willensstarke Entschlossenheit, die eigenen Vorstellungen auch gegen
Widerstände durchzusetzen.
Die Diskrepanz zwischen aktueller
und gewünschter Lebenssituation kann allerdings auch durch Anpassung der
Soll-Parameter reduziert werden, ganz wie ein Mensch, der geringe Ansprüche im
Hinblick auf geistreichen Gedankenaustausch und Wetter hat, auch ein flaches Gespräch
unter wolkenverhangenem Himmel als wenig störend empfinden dürfte. Die
Anpassung normativer Selbst- und Lebensentwürfe an die gegebenen Umstände ist charakteristisch für den akkommodativen Modus. Durch Modifikation
in der Ziel- und Präferenzstruktur und damit durch Veränderung der
Bewältigungsmaßstäbe können auf diesem Wege Abweichungen von gewünschten
Entwicklungs-Trajektorien neutralisiert werden, wenn sich die Person mit
unkontrollierbaren Faktizitäten konfrontiert sieht.
Assimilative und akkommodative10
Prozesse können nur dann in Gang gesetzt werden, wenn die Zieldiskrepanz
als solche überhaupt wahrgenommen wird. Dazu muss erst eine Barriere immunisierender
Zensur in Regionen der Informationsverarbeitung überwunden werden: „Auf der Ebene der Selbstrepräsentation
sind dies Mechanismen, welche die Verarbeitung selbstreferentieller Evidenz so
regulieren, daß konsolidierte Selbstdefinitionen stabilisiert und gegen diskrepante
Evidenz verteidigt werden“ (Brandtstädter, 2001, S. 144).
Assimilative, akkommodative und
immunisierende Prozesse stehen zueinander in einem partiell antagonistischen
Verhältnis: in dem Maße, in dem ein Modus aktiviert ist, werden die jeweils
anderen Tendenzen inhibiert. Dies ist jedoch nur im Hinblick auf einen
spezifischen Sachverhalt oder eine bestimmte Regulationsebene der Fall.
Ansonsten können die Prozesse durchaus koexistieren und sich synergistisch
ergänzen. Vor allem kritische Lebensereignisse und Entwicklungsübergänge
erfordern diese Koordination konträrer Bewältigungsformen: Szenarien wie „z.B.
Verwitwung, Scheidung oder chronische Erkrankung umfassen zumeist ein komplexes
Bündel von Anforderungen, die nicht nur aktive, problemfokussierte Bemühungen,
sondern auch die Anpassung von Zielen an die neue Situation erfordern, und oft
wird die Aufrechterhaltung bestimmter Ansprüche erst durch Zielakkommodationen in
anderen Bereichen ermöglicht“ (Brandtstädter,
in Druck-b). So kann bisweilen erst die Verabschiedung vom Projekt der
Wiederheirat nach einer Scheidung im fortgeschrittenen Alter die nötige
Entschlossenheit für Aufbau und Pflege neuer Hobbies und freundschaftlicher
Beziehungen freisetzen. Akkommodation ermöglicht dann eine aussichtsreichere
Allokation und Kanalisierung assimilativer Energie.
Die Feinabstimmung dieser dialektischen
Aktivitäten, mithin „the permanent coadjustment of goals and action resources
is a key source of resilience across the life span“ (Brandtstädter & Rothermund, 2002a, S. 118). Ihr dynamisches
Wechselspiel schafft die Voraussetzungen dafür, dass trotz lebenszyklischer
Veränderungen mit Verlustcharakter „Kohärenz und Kontinuität des Selbstsystems“
(Brandtstädter, 2001, S. 140) und damit Identität gesichert werden können.
Vorschau auf Vertiefungs-Option VO_5:
Festhalten und Loslassen: fundamentale
Tendenzen in den Gezeiten des Lebens (siehe Anhang, S. 242)
Hier
geht es um Pläne und das, was dazwischenkommt, die Suche nach dem Bleibenden im
Wandel, um Lebenskunst und die Daueraufgabe, die Kräfte des Festhaltens und
Loslassens miteinander in Einklang zu bringen, anstatt sie schwarzweißmalerisch
gegeneinander auszuspielen.
4.2
Assimilative
Aktivitäten: hartnäckige Zielverfolgung
Wenn der Mensch in
assimilativer Weise Probleme in Angriff nimmt, stammen die Strategien, die
dabei zum Einsatz kommen, häufig aus dem Repertoire proaktiver, Ziel- und
Wert-orientierter Lebensgestaltung. So kann eine Auslandsreise im höheren Alter
einerseits Ausdruck von Neugierde und Entdeckungsdrang sein, andererseits aber
auch als Trainingsmaßnahme zur Pflege körperlicher und geistiger Fitness
angesichts schwindender Restlebenszeit und Vitalität dienen: Wer eine Reise
nach - sagen wir - Nizza unternimmt, wird Französischkenntnisse aufbauen oder
auffrischen und damit gleichzeitig das Gedächtnis schulen. Die Organisation und
Durchführung der Unternehmung fördert Koordinationsvermögen,
Entscheidungsfreude und Kompromissbereitschaft. Das Flanieren auf der Promenade
des Anglais schließlich wirkt körperlichen Abbauerscheinungen entgegen und das
barfüßige Überwinden des Kieselsteinstrandes wird zur Übung in Tapferkeit en
miniature, an deren Ende das belebende Bad im türkisfarbenen Wasser winkt. Im
Kern geht es um Selbstkultivierung und die Aufrechterhaltung von Selbsteffizienz
(Brandtstädter & Rothermund, 2002a). „Kennzeichnend für den assimilativen
Modus sind in jedem Falle das hartnäckige Festhalten an Zielen und
selbstevaluativen Standards und die reaktante Anstrengungssteigerung bei
auftretenden Schwierigkeiten“ (Brandtstädter, in Druck-b; vgl. auch Klinger,
1975; Wright & Brehm, 1989). Gewissermaßen entspricht dies einer
praktischen Umsetzung der Redensart, wonach jeder seines Glückes Schmied sei.
Offensive Gegenregulationen zur Wiederherstellung
von Passung können nur dann in Aktion treten, wenn Konturen eines gewünschten
oder gesollten Selbst oder Entwicklungsverlaufes präsent sind und kontrastiert
werden mit der Wahrnehmung bedrohter Selbstentfaltungsperspektiven. Mit dem
größten Aufruhr ist dann zu rechnen, wenn identitätskonstitutive Aspekte betroffen
sind (Brandtstädter, 2001, in Druck-b; Brandtstädter & Renner, 1990; vgl.
auch Higgins, 1996).
Zu assimilativen Aktivitäten wird es in dem Maße kommen, in dem
energetisierende Selbstwirksamkeitsüberzeugungen wirken und der Sachverhalt als
hinreichend kontrollierbar eingeschätzt wird, was wiederum die Verfügbarkeit
von Handlunsressourcen erfordert. Auch kulturelle Vorgaben und Anreizstrukturen
können als Impulsgeber fungieren, wenn etwa der ausgeprägte Stellenwert
produktiver Arbeit und jugendlicher Erscheinung in einer Gesellschaft den durch
das Damoklesschwert des Personalabbaus bedrohten Mitarbeiter dazu treibt, durch
engagierte Weiterbildung und regelmäßige sportliche Betätigung konkurrenzfähig
zu bleiben (vgl. Brandtstädter, 2001, in Druck-b; Brandtstädter &
Rothermund, 2002a).
Hartnäckige Zielverfolgung kann optimierend,
präventiv, korrektiv, kompensatorisch
oder selbstverifizierend ausgerichtet
sein, wobei die Grenzen zwischen diesen Kategorien fließend sind. Optimierung ist die Steigerung einer an
sich schon guten Ernte. In ihr manifestiert sich das typisch menschliche - wenn auch nicht gleichverteilte - Motiv zur Ausschöpfung gegebener Potentiale.
Beispielhaft dafür ist neben Training zur progredienten Erweiterung der
persönlichen Leistungsgrenzen die „Selektion
und Konstruktion von Entwicklungsumwelten“ (Brandtstädter, 2001, S. 149).
Assimilativ im engeren Sinne ist dabei das intentionale Aufsuchen oder Herstellen
eines Milieus dergestalt, dass eine bestmögliche Realisierung persönlicher
Ziele sowie Entfaltung von Talenten und Neigungen gewährleistet ist. „Proaktive
Individuums-Umwelt-Koordinierungen [...]“ können „[...] insofern auch als
Aktualisierung und Extension von Selbstentwürfen begriffen werden“
(Brandtstädter, 2001, S. 151).11
Gerade nach kritischen Lebensereignissen oder im Alter kann dieser
expansive Fokus allerdings gegenüber eher Erhaltungs-orientierten Aktivitäten zumindest
teilweise an Bedeutung verlieren. So mag in präventiver
Hinsicht die stabilisierende Pflege einer oder einiger weniger
freundschaftlicher Beziehungen wichtiger werden als die Suche nach neuen,
provozierend-inspirierenden Seelenverwandten (vgl. „socioemotional selectivity
theory“; Carstensen et al., 1998). Eine Reduzierung des Aktionsradius kann
natürlich indirekt auch zu einer Qualitätssteigerung in den verbleibenden
Betätigungsfeldern und mithin zu Optimierung
führen (vgl. das Modell selektiver Optimierung mit
Kompensation; Baltes & Baltes, 1990).
Korrektive Selbstregulation
wird dann auf den Plan gerufen, wenn Hindernisse auf dem Weg zum gewünschten
Zielzustand zu überwinden sind. Dies kann auch Züge einer Selbstbemeisterung
aufweisen, wenn es etwa darum geht, störende Gewohnheiten zu überwinden. Es
handelt sich gewissermaßen um eine Art Selbst-Coaching, wobei Tendenzen der
Reiz- und Umweltkontrolle, Strategien der Aufmerksamkeitssteuerung, der
Emotions- und Motivationskontrolle sowie Techniken der Selbstinstruktion und Selbstverstärkung zur Anwendung kommen
können (Brandtstädter, 2001). Charakteristisch hierfür sind auch
Willensäußerungen zweiter Ordnung („second order volitions“; Frankfurt, 1971),
also die auf einer übergeordneten Ebene aktivierten Absichten, ein bestimmtes
Wollen - beispielsweise einen rechthaberischen Drang - zu unterdrücken (vgl.
Brandtstädter, 2001). Es ist auch denkbar, dass derartige Metakognitionen wirksam
werden, wenn akkommodativ gewonnene Einsichten bezüglich der Nicht-Erreichbarkeit
lang verfolgter Ziele - so etwa der Erhaltung eines jugendlichen Körpers - den
immer wieder aufflackernden, konservativ-assimilativen Handlungsimpulsen
entgegengesetzt werden.
Nach Brandtstädter (2001; S. 153) kann aus einer handlungstheoretischen
Perspektive „von Kompensation immer dann gesprochen werden, wenn zur Erreichung
eines Zieles oder zum Ausgleich von Defiziten Hilfsmittel und Strategien
eingesetzt oder entwickelt werden, die zuvor nicht zum Handlungsrepertoire des
Individuums gehörten.“ Unter Beibehaltung des Oberzieles werden auf der Ebene
von Mitteln und Unterzielen Modifikationen zugelassen. Kompensatorische Aktivitäten
reichen vom Einholen relevanter Informationen und der Aneignung neuer Kompetenzen
- einem wichtigen Kristallisationskern von Wachstumserleben - über die
Verwendung technischer Hilfsmittel bis hin zur Inanspruchnahme externer Hilfe
(Brandtstädter, in Druck-b; Brandtstädter & Renner, 1990; Brandtstädter
& Rothermund, 2002a; vgl. auch Bandura, 1977, 1982). Je mehr die Mittel Oberziel-Charakter
haben - beispielsweise im Sinne eines chronischen Selbermachen- oder
Selberschaffen-Wollens - desto mehr sind schon in dieser Phase flankierende
akkommodative Prozesse erforderlich, damit die Integration supportiver Elemente
nicht als Identitäts- oder Selbstwert-erodierend erlebt wird.
Auch sogenannte Selbstverifikationshandlungen12
können teilweise als Kompensationsversuche verstanden werden. Erscheinen zentrale
Selbstbild-Annahmen bedroht, mögen Anstrengungen unternommen werden, um
relevante Attribute zu erwerben oder wirkungsvoll zur Geltung zu bringen
(Brandtstädter, 2001; vgl. auch Swann, Rentfrow & Guinn, 2003). So mag nach
einer Scheidung besonders viel Wert auf die äußere Erscheinung gelegt werden,
um positive Rückmeldungen durch das Spiegelbild sowie Kommentare anderer Leute
zu erhalten und damit Zweifel bezüglich der eigenen Attraktivität zu
zerstreuen. Wird gezielt ein bestätigendes Umfeld aufgesucht oder ein großer
Bogen um potentielle Kritiker gemacht, ergeben sich Überschneidungen mit
Prozessen der Immunisierung (Brandtstädter, 2001).
Kompensatorische Aktivitäten erfordern den Einsatz von Ressourcen, die
nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Wer einen Beruf mit großer
Öffentlichkeitswirkung aufgeben musste und nun versucht, durch rauschende Feste
und spektakuläre Investitionen im Rampenlicht zu bleiben, kann sein
finanzielles und zeitliches Budget sowie seine Körperkräfte überstrapazieren. Somit
unterliegt Kompensation dem „Gesetz abnehmenden Ertragszuwachses“
(Brandtstädter, 2001, S. 155; vgl. auch
Brandtstädter & Wentura, 1995). Je mehr Ressourcen gebunden werden, desto
größer werden die Opportunitätskosten, desto mehr müssen alternative Projekte
vernachlässigt werden. Nachdem alle assimilativen Register gezogen wurden, das
Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag immer größer wird, und sich
Erschöpfung einstellt beim Versuch, Einbußen und Verluste auszugleichen oder zu
leugnen, drohen aus kontrolltheoretischer Sicht Hilflosigkeit, Depression sowie
Gefühle von Sinnlosigkeit und Verzweiflung (vgl. Abramson, Metalsky & Alloy, 1989).
Brandtstädter und Kollegen hingegen sehen in akkommodativen Prozessen zur
mentalen Neutralisierung von Zieldiskrepanzen den Schlüssel zur Tür, die sich
zu einem neuen Raum jenseits des vermeintlichen Totpunktes öffnet.
4.3
Akkommodative
Aktivitäten: flexible Zielanpassung
Im Bereich der
Technologie widmet sich die „Adaptronik“ der Entwicklung „intelligenter“ Funktionswerkstoffe,
wie beispielsweise Piezo-Kristallen. Adaptive Strukuren mit Sensoren und Aktoren
als aktiven Interface-Elementen sollen eine Flexibilisierung tragender
Strukturen zur Schwingungsdämpfung ermöglichen.
Wieder einmal wird versucht, die Wunder der Natur nachzubilden. So ist es
beim Menschen ganz wesentlich die akkommodative Flexibilität, die ihn vor einer
Aufschaukelung der Frustration und einem inneren Zerbrechen schützen kann. In
der kybernetischen Terminologie würde man solche „Systeme, die ihre Sollwerte
bei veränderten Rahmenbedingungen neu einstellen können, als ultrastabil“
bezeichnen (Brandtstädter, 2001, S. 156).
Akkommodative Prozesse entfalten ihre Wirkung durch eine kognitive
Nivellierung des Gefälles zwischen aktueller Lebenslage und gewünschtem Verlauf
(Brandtstädter, 2001, in Druck-b; Brandtstädter & Renner, 1990). „Dies wird
durch eine Erhöhung der Verfügbarkeit von Kognitionen und Argumenten erreicht,
welche die Attraktivität des Zieles reduzieren oder die Ist-Situation in vergleichsweise
günstigem Licht erscheinen lassen“ (Brandtstädter, 2001, S. 156). Ob der Mensch
dazu ad libitum in neue gedankliche Schubladen greifen kann, wird noch zu diskutieren
sein. Die Veränderungen im individuellen Überzeugungs- und Präferenzgefüge können
auch als Modifikation von Wissensstrukturen verstanden werden, die sich aus
Vorstellungen über die praktische Umsetzung von Zielen und Zuschreibung
positiver Wertigkeit zusammensetzen. Akkommodation bewirkt dann eine
Neutralisierung der Valenz-Verknüpfung (Brandtstädter, 2001; vgl. auch
Kruglanski, 1996). Dies entspricht einer Reduzierung oder gar Auflösung von
Zielbindungen oder „current concerns“ (Klinger, 1975; vgl. auch Carver &
Scheier, 1998). Genauso wie vorzeitige Preisgabe von Engagement im Sinne
defizitärer Frustrationstoleranz und Selbstdisziplin Entwicklungsfortschritte
hemmt, kann auch die Unfähigkeit zur Ablösung von nicht mehr erreichbaren
Zielen Lebensenergie aufzehren und die betroffene Person neuen Chancen
gegenüber blind machen. Genauso schädlich ist die temporäre Ausblendung
blockierter Ziele durch Drogenkonsum oder Deindividuation bei
Selbstauslieferung an autoritär oder charismatisch geführte Gruppierungen (Carver & Scheier, 1998; vgl. auch
Baumeister & Heatherton, 1996 für einen Überblick zu
Selbstregulations-Versagen und Formen der Flucht vor dem Selbst). Wrosch, Bauer
& Scheier (2005) konnten nachweisen, dass sich die Fähigkeit zur
Distanzierung von Unabänderlichem in deutlich geringerer reuevoller
gedanklicher Auseinandersetzung mit Fehlverhalten und verpassten Gelegenheiten widerspiegelte
und mit höherer Lebensqualität einherging, zumal bei älteren Personen.
Je tiefgreifender die Neu-Konfiguration des kognitiven Systems ausfällt,
desto mehr kann von einer Transformation des Selbst gesprochen werden (vgl.
Aldwin, 1994; Carver & Scheier, 1998; Filipp & Ferring, 2002).
„Eventually, such processes may lead to radical changes in a person’s system of
beliefs about him- or herself and the world, changes comparable to a revolutionary
paradigm shift in the domain of scientific theories“ (Brandtstädter &
Renner, 1990, S. 59).
Akkommodative Prozesse können auf vielfältige Weise in Erscheinung treten
und damit die Voraussetzungen für mehr Zufriedenheit unter Bedingungen
eingeschränkter Kontrolle schaffen. Bevor ein Ziel in seiner Bedeutung
vollständig dekonstruiert wird, erfolgt in aller Regel zunächst ein
Zurückschrauben von Ansprüchen und Ambitionen, mithin die „Neuverankerung von
Selbstbwertungsmaßstäben“ (Brandtstädter, 2001, S. 156). So wird etwa ein
begeisterter Bergsportler sein Hobby im Alter nicht ganz an den Nagel hängen,
sondern vielmehr versuchen, dieselbe freudvolle Grunderfahrung durch die
Besteigung kleinerer, aber sozusagen äquifinaler
Gipfel zu erlangen. Das Tieferhängen der Messlatte, die „defensive
Neufestsetzung der Kriterien“ (Brandtstädter, 2001, S. 158) wird erleichtert
durch die Unschärfe, Plastizität und Interpretationsoffenheit vieler Attribute.
So haben sowohl der schwerreiche Manager mit allerdings wenig Zeit fürs Privatleben
also auch der auf einer Halbtagsstelle arbeitende, weitaus weniger
einflussreiche Angestellte mit viel Zeit für Familie, Freunde, Hobbies und
Gesunderhaltung beide gute Gründe, sich als „erfolgreich“ zu bezeichnen.
Entscheidend ist nur, dass die Art der Definitionsmerkmale und das Niveau der gewählten Erfüllungskriterien persönliche
Relevanz aufweisen. Solch interindividuellen Unterschiede in der Konstruktion
von Zufriedenheit lassen sich auch auf intraindividuelle
Anspruchs-Readjustierungen übertragen, wenn Handlungsressourcen zur Neige gehen
oder ursprünglich wichtige Pfade der Selbstverwirklichung steinig bis
unpassierbar werden. Die Ansprüche des vergangenen Selbst mögen einem dann
genauso befremdlich erscheinen wie die Macht- und Mammon-frönenden Allüren
einer selbstverliebten prominenten Person.
Eminent stabilisierend wirken ferner selbstwertdienliche, entlastende
Vergleiche. Während im assimilativen Modus gleichsam im Interesse der
Selbstanfeuerung Aufwärtsvergleiche mit besser gestellten Personen oder eigener
besserer Verfassung in der Vergangenheit angestellt werden, kehrt sich diese
Perspektive im Zuge akkommodativer Prozesse um. Die Welt sieht ganz anders aus,
wenn die weitaus misslichere Lage anderer Menschen ins Bewusstsein rückt
(sozialer Abwärtsvergleich) oder an Zeiten gedacht wird, in denen es einem
selber schlechter ging respektive gehen könnte (ipsativer temporaler
Abwärtsvergleich).
Auch hier erweist sich das Fehlen objektiv verbindlicher, letztgültiger
Urteils-Maßstäbe als Anpassungs-förderlich. Bisweilen wird der
Artefakt-Charakter „natürlich“ wirkender gesellschaftlicher Normen - die durch
eigene Konformität zusätzliche Unumstößlichkeits-Aura erhalten - erst dann
durchschaut, wenn das Schwimmen mit dem Strom nicht mehr möglich ist und kreativere
Definitionen gelingenden Lebens gefragt sind. In Situationen wie diesen „findet
sich - angesichts der Mehrdimensionalität unserer Begriffe von Schönheit,
Kompetenz und Leistungsfähigkeit - im allgemeinen leicht eine
Merkmalsdimension, auf der man anderen überlegen ist“ (Brandtstädter, 2001, S.
162). Selbst die oft so diskreditierten Alternsstereotype mit ihrem zu Unrecht
prognostizierten Einbruch an Lebensqualität können durch ein Herunterschrauben
der Erwartungen - vom Alter könne man ja sowieso nichts Gutes erhoffen - bisweilen im Sinne eines defensiven
Pessimismus vor bösen Überraschungen
schützen, wenn der Lebensabend tatsächlich ausgeprägte Züge dieses
schwarzseherischen Klischees aufweist13
(Brandtstädter, 2001).
Zu den typischen Facetten akkommodativen Geschehens zählen auch „die
Generierung entlastender Bedeutungen wie etwa die positive Neubewertung einer
zunächst aversiven Situation oder die Einordnung von Verlusten und aversiven
Lebensereignissen in Sinnbezüge“ (Brandtstädter, in Druck-b). Durch eine
interpretative Überarbeitung der Kontrastfolie wird auf indirektem Wege der
alarmierende Effekt des problematischen Faktums abgeschwächt. Wird
beispielsweise eine schwere Krankheit auch als Chance zur Rückbesinnung auf
Wesentliches gesehen, mag sie etwas von ihrer destruktiven Spitze verlieren.
Schwindet der Spielraum für eine intentionale Implementation eigener
Lebensentwürfe, wird der Mensch zunächst versuchen, bei allem Kompromissdruck
ein Maximum der ursprünglichen Zielsubstanz zu bewahren. Sobald diese Option
nicht mehr gegeben ist, ist die Ablösung („disengagement“) von den blockierten
Zielen angezeigt, damit die eigenen Ressourcen auf aussichtsreichere
Aktivitätenfelder gelenkt werden können. Damit das Selbst durch diesen Abschied
nicht unterminiert wird, sorgen akkommodative Zielabwertungen für eine
verträglichere Gestaltung der Übergangsphase (Brandtstädter, 2001, in Druck-b;
Brandtstädter & Rothermund, 2002a). Verluste von Körperfunktionen
beispielsweise wirken weniger belastend, wenn körperliche Unversehrtheit nicht
mehr als notwendige Voraussetzung für das subjektive Empfinden von Gesundheit
und körperlich-seelischer Integritat wahrgenommen wird. Durch derartige
Relativierungen verringert sich der Anreizwert des Ursprungszieles (vgl.
Klinger, 1975) und „the hedonic differential between the goal and the actual
situation“ (Brandtstädter & Rothermund, 2002a, S. 122f.) wird abgetragen.
Die Annäherung an Null kann nicht nur durch Löschung von Pluspunkten, sondern
auch durch die Zuweisung von Minuspunkten beschleunigt werden. So mag sich ein
Fotomodell, das nach einem Unfall mit einer Narbe im Gesicht leben muss,
fragen, ob die frühere Makellosigkeit nicht vielleicht sogar das Finden wahrer
Freundschaft und Wertschätzung der inneren Person verhinderte.
Als empirischer
Beleg für solch adaptive Umdeutungen kann neben dem bereits erwähnten Befund
von Brandtstädter (1989) zur negativen Korrelation zwischen Zielwichtigkeit und
Zieldistanz eine Studie von Ulich et al. (1988) gelten, wonach bei arbeitslosen
Lehrern eine Abwertung des Lehrerberufes festzustellen war.
Gutgemeinte Sprüche wie „Nimm das
nicht mehr so wichtig!“ oder „Sieh’s doch mal von der positiven Seite!“ können
bei einer Person nur dann auf fruchtbaren Boden fallen, wenn akkommodative
Pionier-Einheiten bereits Brücken gebaut und den Acker vorbereitet haben.
Intentionalistisch-rationalistisch eingekleidete Erklärungen für
Ablösungsphänomene vernachlässigen das Potential des Selbst, mittels prä- und
subintentionaler Mechanismen und unter Umgehung reflexiven Abwägens Korrekturen
im kognitiven System vorzunehmen.14 Der
Entschluss, von einem blockierten Ziel Abstand zu nehmen, ist Etappe, aber
nicht Ausganspunkt der Akkommodation. Insofern können „Veränderungen in der
Verfügbarkeit von Kognitionen und in der Valenz von Zielen [...] nicht ohne
weiteres als intentionales Tun - und
also auch nicht als „Bewältigungsstrategie“ - beschrieben werden“
(Brandtstädter, in Druck-b; vgl. auch Brandtstädter, 2001).
Gelassenheits-orientierte Selbstmanagement-Techniken
sind für sich betrachtet assimilativer Natur, doch die Bereitschaft, sie
anzuwenden, ist in aller Regel akkommodativ angebahnt. Gleichwohl können sie
akkommodative Tendenzen flankierend aufrechterhalten, vielleicht sogar
stimulieren - vergleichbar mit einem Kreativitätstraining, das zwar keine
inspirierten Eingebungen auf Knopfdruck liefert, wohl aber die
Wahrscheinlichkeit für die Entdeckung neuer Ideen steigert. Schließlich mag
palliative und sinnorientierte Reflexion auch zu einer stärkeren Identifikation
mit dem Widerfahrnis innerer Veränderung beitragen.
Ausschließliche Akkommodation würde
dem Menschen als Sinn- und Beziehungswesen jedoch nicht zum Vorteil gereichen.
Die sukzessive Auflösung von Zielbindungen ohne Reorientierung und Aufbau neuer
Engagements käme dem Ausschütten des Kindes mit dem Bade gleich. Ein Rückzug
dürfte nur dann als wirklich akzeptabel empfunden werden, wenn er gepaart ist
mit dem Vorstoß in positiv konnotierte Erfahrungsbereiche und Wertedimensionen.
Da die Anbindung akkommodativ freigesetzter Energie an neue Perspektiven zum
Erleben vorwärtsgerichteter Entwicklung und innerer Balance beitragen kann,
stellt die simultane Steigerung der Verfügbarkeit alternativer Ziele und Werte
einen ergänzenden adaptiven Mechanismus dar (vgl. Brandtstädter & Renner, 1990;
Klinger, 1975; Rothermund, Dillmann & Brandtstädter, 1994). Dabei ist
gerade bei Verlusterlebnissen im höheren Alter zu erwarten, „dass die
Verkürzung des Zukunftshorizontes die Hinwendung zu Handlungs- und
Lebensorientierungen begünstigt, deren Wert in geringerem Maße von instrumentellen
Zweckbezügen und erwartetem zukünftigen Gewinn abhängt.“ Dadurch gewinnen „intrinsisch
valente, ich- und zeittranszendente Ziele“ (Brandtstädter, in Druck-b), wie die
Ausrichtung auf moralische, spirituelle und ästhetische Werte sowie
zwischenmenschliches Engagement im Rahmen eines erweiterten Verständnisses von
Liebe an Attraktivität (vgl. auch Brandtstädter et al., 2003). Wrosch, Scheier,
Miller, Schulz und Carver (2003) vertreten die Auffassung, dass der Aspekt des
„reengagement“ gegenüber dem „disengagement“
bislang stiefmütterlich behandelt wurde. Wrosch et al. (2003) konnten nachweisen,
dass reuevolle Rückwärtsgerichtetheit bei älteren Menschen umso geringer ausfiel,
je mehr über erlebte Ablösung hinausgehend auch neu entdeckte Zielperspektiven
berichtet wurden. Das auf diese innovativen Koordinaten ausgerichtete Handeln
ist dann wiederum assimilativ, wenngleich durch akkommodative Regulationen in
neue Bahnen kanalisiert, was dem bereits oben angesprochenen potentiell
komplementären Funktionszusammenhang entspricht.
Schließlich ist auch zu erwarten,
dass die durch flexible Zielanpassung begünstigte Erschließung neuer
Sinnquellen und Projekte dem Selbstsystem weitere Optionen der Daseinsdeutung
und -gestaltung öffnet und Selbstkomplexität sowie Flexibilität erhöht, was
subjektiv als Transzendierung bisheriger Grenzen und Horizonterweiterung erlebt
werden kann.
4.4
Differentielle
Bedingungen
Die
verschiedenen Manifestationsebenen des Bewältigungsgeschehens sind ineinander
verschränkt. Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht Wunder, dass viele der
internen und externen Faktoren, die Einfluss auf die relative Dominanz
assimilativer oder akkommodativer Prozesse ausüben, auch im Rahmen der
Thematisierung von Coping (vgl. Vertiefungs-Option
VO_2) und Rumination (vgl. Kapitel 2) angesprochen wurden, weswegen die
folgenden Ausführungen komprimierenden Überblickscharakter aufweisen.
Damit hartnäckige Zielverfolgung oder flexible Zielanpassung aktiviert
werden, müssen Ziel- und Selbstbilddiskrepanzen zunächst einmal hinreichend
brisant sein, „um „Verteidigungslinien“ zu durchbrechen, die das Selbstsystem
vor Bedrohung und Destabilisierung schützen“ (Brandtstädter, in Druck-b). Die hiermit
gemeinte Immunisierung kann unterschiedlich akzentuiert sein. Datenorientierte Immunisierung sorgt
beispielsweise für eine selbstwertdienliche Umdeutung der konfliktträchtigen
Evidenz oder eine Infragestellung der Glaubwürdigkeit der Informationsquelle,
während in der konzeptgerichteten
Variante die semantische Struktur der bedrohten Eigenschaft unter Ausschöpfung
von Interpretationsspielräumen so modifiziert wird, dass keine Angriffsfläche
mehr besteht. Wenn beispielsweise die persönliche Definition von Leistungsfähigkeit
nur minimal Körperkraft-basiert ist, wird nachlassende Fitness das Selbstwertgefühl
kaum tangieren (Brandtstädter, 2001; vgl. auch Brandtstädter & Greve,
1992). Interindividuelle Unterschiede im Sinne von „repression“ versus
„sensitization“ (Byrne, 1961) könnten die Durchlässigkeit des Schutzschildes
modulieren.
Nach Wahrnehmung einer Diskrepanz wird der Übergang von Assimilation zu
Akkommodation umso später erfolgen, je mehr Handlungsressourcen subjektiv
zugänglich sind. Dies hängt nicht nur von der konkreten personalen Ausstattung,
dem Ereignistyp und kontextuellen Gelegenheitsstrukturen ab, sondern wird auch
durch generalisierte Kontroll- und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen beeinflusst
(Brandtstädter, in Druck-b; Bandura, 1977; Rothermund et al., 1994).
Offensichtlich irreversible Verlustphänomene oder die Überschreitung
objektivierbarer Entwicklungsfristen müssten insofern am ehesten
Akkommodations-induzierend wirken oder zumindest zu einer Krise bislang
gehegter Kontrollierbarkeit-Annahmen führen.
Zielanpassung impliziert Verzicht. Dies wird umso mehr ultima ratio
bleiben, je wichtiger der betroffene Zielbereich für den persönlichen
Lebensentwurf ist. Zielwichtigkeit steht in einem inversen Verhältnis zur
Substituierbarkeit. Ersetzungen werden so lange wie möglich nur auf der
prozeduralen Mittel-Ebene vorgenommen. Der Abschied von Werten, Ambitionen und
Projekten wird dann besonders schwer fallen, wenn diese durch vielfältige
instrumentelle Verknüpfungen hohe Zentralität aufweisen und damit „multifinale“
Knotenpunkte mit essentiellem Stellenwert für die Infrastruktur von Sinn,
Identität und Zufriedenheit darstellen (Brandtstädter, in Druck-b; Carver &
Scheier, 1998; vgl. auch das Konzept des „linking“; McIntosh & Martin,
1992).
Ob sich Akkommodation eher auf das Ziel selbst oder gewählte Routen zum
Ziel richtet, hängt auch davon ab, ob es eng formuliert ist oder aber durch
abstraktere Repräsentation variantenreichere Realisierungen gestattet. Dies
berührt die Frage des „Phrasierungsniveaus“ (Little, 1989). Dabei ist zu
bedenken, dass die Macht der Gewohnheit, Ressourcenverknappung und eingegangene
Verpflichtungen ein Ausbrechen aus früher gewählten Bahnen tendenziell
erschweren (Brandtstädter, 2001).
Akkommodation hat bei solchen Menschen ein leichteres Spiel, die nicht
nur in taktisch-instrumenteller Hinsicht, sondern auch bezüglich
grundsätzlicherer Orientierungen mehrere Eisen im Feuer haben. So erleichtert
es eine „komplexe, multithematische Struktur von Lebensplänen und
Identitätszielen, sich von blockierten Lebenspfaden zu lösen“ (Brandtstädter,
in Druck-b, S. 12; vgl. auch das
Konzept der „Selbstkomplexität“; Linville, 1987).
Bei alledem ist zu beachten, dass der Parameter der Zielwichtigkeit nicht
uneingeschränkt bremsend auf akkommodative Prozesse einwirkt, sondern durch
ebendiese auch herunterreguliert wird, sobald sich erste Ansatzpunkte für
Relativierungen ergeben haben.
Loslassen wird umso einfacher, je weicher man fällt. Dafür sorgen
palliative, entlastende Kognitionen. Das Repertoire tröstender Deutungen der
jeweiligen Kultur, wie auch persönliche Bekenntnisse und existentielle
Einstellungen wie z.B. religiöse Überzeugungen oder philosophische Positionen
können hier die Assoziationsfähigkeit steigern (Brandtstädter, in Druck-b). Ein
reichhaltiger Wissens- und Erfahrungsschatz sowie die Fähigkeit, in
Alternativen zu denken, dürften diesbezüglich auch von Vorteil sein.
Personen unterscheiden sich in ihrer individuellen Tendenz, assimilative
und akkommodative Bewältigungsformen zu zeigen. Zur gezielten Erfassung dieser
Dispositionsmerkmale haben Brandtstädter & Renner (1990) die Skalen
„Hartnäckige Zielverfolgung“ und „Flexible Zielanpassung“ entwickelt. Die
Skalen sind unabhängig voneinander und stehen beide in positivem Zusammenhang
mit Maßen der Lebenszufriedenheit und des Wohlbefindens. Mit Depressionsindikatoren
korrelieren sie negativ. Beide Dimensionen repräsentieren demnach wesentliche
Komponenten adaptiver Kompetenz.
Es ist zu erwarten, dass die Passung der individuellen
Präferenz-Konstellation mit Anforderungs-Merkmalen der jeweiligen Problemlage
eine Nuancierung des Beitrages zum Bewältigungserfolg bewirkt. Beide Merkmale
unterliegen auch einer entwicklungspsychologischen Dynamik: Der Prozess des
Älterwerdens manifestiert sich in einer Zunahme von akkommodativer Flexibilität
gegenüber assimilativer Persistenz. Offensichtlich haben „akkommodative Bewältigungsformen
in späten Lebensphasen, die durch die Häufung irreversibler Verluste und Einbußen
gekennzeichnet sind, besondere Bedeutung“ (Brandtstädter, in Druck-b). Eine
ausgeprägte Tendenz zu flexibler Zielanpassung puffert die negativen
Auswirkungen von Alterns-bedingten Funktionsdefiziten, chronischen Schmerzen,
Ehezwistigkeiten, Abweichungen von der Normalbiographie und anderen
Problemtypen auf die Lebenszufriedenheit (für einen Überblick siehe
Brandtstädter, in Druck-b; Brandtstädter & Rothermund, 2002a). Gleiches
gilt für das Ausbleiben des eigentlich Erwünschten, also Nicht-Ereignisse in
Form von Lebensenttäuschungen (Preiser, Auth & Buttkewitz, 2003). Experimentelle
Befunde deuten ferner darauf hin, dass Personen mit hohen Flexibilitäts-Werten
empfänglicher für entlastende Informationen sind und mit größerer Leichtigkeit
positive Nebenbedeutungen aversiver Situationen generieren (Wentura, 1995; Wentura, Rothermund & Brandtstädter,
1995).
Die Randbedingungen assimilativer und akkommodativer Prozesse können sich
über die Lebensspanne, ja sogar innerhalb einer konkreten Bewältigungsepisode
verändern. Damit ist das Phänomen der „Selbstreferentialität der Ontogenese“
(Brandtstädter, 2001) angesprochen: Der Mensch wirkt intentional auf seine
eigene Entwicklung ein, handelt insofern „autopoietisch“ (Brandtstädter, 2001).
Gleichzeitig sind aber „die Bedingungen intentionalen Handelns – persönliche
Ziele, Überzeugungen, Handlungsressourcen – selbst entwicklungsoffen“
(Brandtstädter, 2001, S. 207).
4.5
Aufmerksamkeitsregulation
und Informationsverarbeitung im
assimilativen
und akkommodativen Modus
Das
Zwei-Prozess-Modell postuliert für den assimilativen und akkommodativen Modus
jeweils spezifische Funktionslagen des kognitiven Systems („mind sets“; vgl.
Gollwitzer & Moskowitz, 1996). Idealiter bewirkt ihr Wechselspieleine Abstimmung der Denkbewegungen
auf eigene Anliegen und Situationsanforderungen unter Berücksichtigung von
Ressourcen- und Machbarkeitsgrenzen. (Brandtstädter, 2001, in Druck-b;
Brandtstädter & Rothermund, 2002a).
In der assimilativen Phase zeigt sich die Psyche unbeugsam, konsequent, kämpferisch,
bisweilen sogar stur. Schließlich geht es um die Verwirklichung dominanter , hehrer Ziele, „current concerns“
(Klinger, 1975) also, wofür gerade angesichts auftretender Hindernisse ein
gerüttelt Maß an Persistenz aufgebracht werden muss. Die Umsetzung persönlich
bedeutsamer Werte und Projekte erfordert eine Bündelung der Aufmerksamkeit auf
die Einleitung und Fortschreibung konkreter Handlungsschritte sowie die Suche
nach Problemlösungs-Ideen zur offensiven Überwindung von Blockaden.
Übergeordnete, wohletablierte Orientierungen haben in diesem „implemental
mind set“ (vgl. Gollwitzer & Moskowitz, 1996) die Zügel in der Hand,
weswegen man auch von top-down-gesteuerter Informationsverarbeitung
sprechen kann. Der Zugewinn an Geradlinigkeit und Hartnäckigkeit erfordert eine
Einengung des Aufmerksamkeitsfeldes unter Abschirmung gegen Ablenkungen,
Versuchungen, Zweifel und Alternativimpulse, welche allesamt unter die Rubrik
der sogenannten „Distraktoren“ fallen. Aufgrund dieser selektiven Vigilanz
bezeichnet Brandtstädter (2001, S. 164) diese Konfiguration als
„konvergent-fokalisierten Modus“ (vgl. auch Bratman, 1987). Es wird angenommen,
dass hierbei primär subintentionale Automatismen am Werke sind.
Nichtsdestotrotz können diese jedoch auch durch gezielte
Selbstmanagement-Strategien unterfüttert werden (Brandtstädter, 2001).
Erleichtert wird die hartnäckige Beibehaltung des Ursprungskurses durch
charakteristische Urteilsverzerrungen („biases“). Dazu zählen beispielsweise
eine Überschätzung eigener Kontrollpotentiale (vgl. auch das Konzept der
„positive illusions“15; Taylor
& Armor, 1996; Taylor et al., 2000) sowie eine übersteigerte Erwartung
langandauernder und intensiver emotionaler Beeinträchtigung im Falle einer
Verfehlung des Zieles , was die
Motivation steigert, das Eintreten dieser Situation nach Kräften zu vermeiden
(„durability bias“; Gilbert, Pinel, Wilson, Blumberg & Brehm,
1989). Die Lok fährt also auf demselben Gleis unter Volldampf weiter. Die
Adaptivität gesunder Unbeirrbarkeit ist über jeden Zweifel erhaben: Wer seine
Werte und Projekte schon unter leichten Turbulenzen in Frage stellt, kommt
nicht voran, verfällt statt dessen in Resignation.
Wenn sich allerdings die Indizien verdichten, dass man auf das falsche
Pferd gesetzt hat, ein Traum geplatzt ist oder eigene Wünsche und Vorstellungen anderer Menschen zwei
Paar Schuhe sind, würde sich der eigentlich adaptive Wert hartnäckigen
Festhaltens ins Gegenteil verkehren.
Um sich aus der dysfunktionalen Schlagseite aufzurichten, bedient sich das Selbstsystem
der Seilwinde akkommodativer Mechanismen. Die Bezeichnung der entsprechenden
kognitiven Funktionslage als „holistisch-defokussiert“ (Brandtstädter, 2001, S.
164) trägt der nun einsetzenden Weitung des Aufmerksamkeitsfeldes Rechnung.
Vorher ausgeblendete Stimuli und Aspekte werden wieder wahrgenommen und in
Betracht gezogen. Die von unlösbaren Problemen und unerreichbaren Zielen
abgezogene Aufmerksamkeit verwandelt sich in freigesetzte Energie, die nun nach
neuen Andock-Stellen sucht. „Insgesamt setzt sich im akkommodativen Prozess ein
heuristisch-divergenter, stärker datengetriebener bzw. von bottom-up-Einflüssen
bestimmter Modus der Informationsverarbeitung durch“ (Brandtstädter, in
Druck-b). Gewissermaßen kommt es dabei zur Rückkehr in ein „prädezisionales“
Stadium, was auch als Vorbereitung einer tiefgreifend neuen Lebensphase
empfunden werden kann16.
Bedingt durch den bereits angesprochenen Funktionsantagonismus wird dies
begleitet durch einen Abbau assimilativer Wahrnehmungs-, Interpretations- und
Handlungsbereitschaften. Die Neutralisierung ursprünglicher Zielattraktivität bereitet
den Boden für die „Dekonstruktion belastender
Kognitionen“ bei gleichzeitig erhöhter „Verfügbarkeit von kognitiven
Inhalten, die dem ursprünglich aversiven Ist-Zustand positive Valenzen
verleihen“ (Brandtstädter, 2001, S. 165). Dieser Perspektivenwechsel kann auch
als Ausdruck von „mood repair“-Prozessen (Isen, 1999; vgl. auch Clark, 1996)
verstanden werden.
Das Nachlassen der Vigilanz für Ursprungsziel-bezogene Reize bei
gleichzeitiger Senkung der Wahrnehmungsschwelle für periphere Stimuli scheint
auch eine Antwort auf den wahrgenommenen Verlust an Kontrollmöglichkeiten zu
sein. Dafür sprechen experimentelle Befunde von Brandtstädter & Rothermund
(2002b). Während die Versuchspersonen der
Experimentalgruppe anfangs noch
lösbare, später dann unlösbare Aufgaben17
bearbeiteten, wurden im Umfeld Distraktor-Wörter präsentiert, die für den
Arbeitsauftrag irrelevant waren. Verglichen mit der Kontrollgruppe, die nur mit
lösbaren Aufgaben konfrontiert wurde, erinnerte sich die Experimentalgruppe in
einem unangekündigten Gedächtnistest an weniger Distraktor-Wörter aus den
ersten frustrierenden Durchgängen, jedoch an mehr aus den letzten. In diesem
Ergebnismuster manifestiert sich die initial Problem-bedingt auftretende
reaktante Aufmerksamkeits-Fokussierung, gefolgt von einer Weitung des
Wahrnehmungsfeldes. Die unbeabsichtigte Verarbeitung der Distraktoren – man
spricht hier von inzidenteller Erinnerungsleistung – weist auf die federführende
Beteiligung subintentionaler Automatismen hin.
Kennzeichnend für den akkommodativen Modus ist darüber hinaus eine
Modifikation der Filter und Voreingenommenheiten, teilweise sogar im Sinne
einer überpointierten Vorzeichenänderung: Optimistische
Handlungs-Ergebnis-Erwartungen erodieren und die subjektiven Kontrollmöglichkeiten
werden nüchterner beurteilt, wenn nicht sogar unterschätzt (Brandtstädter, in
Druck-b). Der illusionslose Blick auf sich selbst und die Welt in Gestalt eines
„depressiven Realismus“ (Alloy &
Abramson, 1979) wird dann zur schmerzhaften, aber potentiell auch hilfreichen
Begleiterscheinung und Triebfeder im Übergang zu akkommodativen
Neuorientierungen. Brandtstädter &
Rothermund (2002a) vermuten, dass sich eine ausgeprägte Tendenz zur Aufrechterhaltung
eines homogenen Überzeugungssystems („need for cognitive closure“; Webster
& Kruglanski, 1994) einer akkommodativen Veränderung der
Informationsverarbeitung widersetzen kann.
Hand in Hand mit Denkprozessen gehen affektive Phänomene: negative
Stimmungen begünstigen eine gründlichere kognitive Auseinandersetzung – also
auch die Bewusstwerdung unüberwindbarer Blockaden – während positive Stimmungen
einen ganzheitlicheren Blickwinkel unterstützen. Akkommodation wird also häufig eingeleitet durch negativen
Affekt infolge von Zielblockaden und profitiert dann im weiteren Verlauf von Affektaufhellungen, fungiert durch
die Auflösung frustrierender Bindungen aber gleichzeitig auch als
selbstverstärkender Generator dieses emotionalen Rückenwindes (Brandtstädter,
2001; in Druck-c; vgl. auch Bless, Bohner, Schwarz & Strack, 1990).
4.6
Theoretische
Erweiterungen
Das Zwei-Prozess-Modell bietet innovative und
differenzierende Erklärungsansätze für wesentliche Facetten kognitiver Auseinandersetzung
mit kritischen Lebensereignissen. Damit zeichnet sich ein theoretischer Rahmen
zur integrativen Betrachtung der für diese Arbeit besonders relevanten
Phänomen-Felder ab. Schließlich verkörpern diese den sinnlich erfahrbaren
Widerstreit von linientreuem Weitermachen-wie-gehabt und akzeptierender Ablösung als Vorstufe der Öffnung für
Neues.
4.6.1 Depression und ruminierendes Denken
Die dunklen Wolken der Depression ziehen vor allem dann
auf, wenn „die betroffene Person glaubt, nicht werden oder bleiben zu können,
wie sie zu sein wünscht, und ihr Leben nicht entsprechend ihren Vorstellungen
führen zu können“ (Brandtstädter, in Druck-b). Im Zuge eines kritischen
Lebensereignisses ist das Risiko für eine derartige Zuspitzung des
Missbefindens also vor allem dann erhöht, wenn zur biographischenVeränderung
Gefühle der Ohnmacht und Identitätsbedrohung hinzukommen. „Degenerierte
Intentionen“ (Kuhl & Helle, 1986) fahren dann gegen die harte Wand der
Fakten. Diese Entstehungsbedingungen von Depression werden vor allem aus
kontroll- und hilflosigkeitstheoretischer Perspektive betont (vgl. Abramson,
Metalsky & Alloy, 1989).
Brandtstädter (in Druck-b)
sieht jedoch ein Erklärungsdefizit dieser Ansätze im Hinblick auf die Frage,
warum sich depressive Zustände auch nach irreversiblen Verlusten immer wieder
spontan und ohne therapeutische Intervention zurückbilden (in der Fachsprache
als „Remission“ bezeichnet). Die Annahmen des Zwei-Prozess-Modells bieten sich
für eine präzisierende Betrachtung von Aspekten der Störungs-Ursachen, Aktualgenese und Remission an. Demnach trägt
nicht nur die Erschütterung von Axiomen des Selbst- und Weltbildes oder der
Verlust an Kontrolle über subjektiv hochrelevante Anliegen, sondern „offenbar
auch die mangelnde Bereitschaft oder Fähigkeit, sich von blockierten Zielen zu
lösen, zur Stärke und Dauer von Depressionen bei“ (Brandtstädter, in Druck-b).
Die sonst so hochgelobten
Kontroll- und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen können es in Akzeptanz-gebietenden Szenarien erschweren,
sich mit eigenen Grenzen zu arrangieren, Endgültigkeiten hinzunehmen oder ein
sinkendes Schiff zu verlassen. Hohe Kontrollüberzeugungen können beispielsweise
Reuegefühle schüren, was vor allem auf ältere Personen zuzutreffen scheint (Wrosch & Heckhausen, 2002). Wer sich einbildet, bei ausreichender
Anstrengung stets Herr der Lage sein zu können, hat auch mehr Stoff, sich
rückblickend Vorwürfe für Fehlentwicklungen zu machen, anstatt die Umstände
dafür verantwortlich zu machen.Es kann in diesem Zusammenhang auch
hilfreich sein, von Kontrollwünschen und –gewohnheiten auszugehen, denen die Erfüllungsmöglichkeiten
abhanden gekommen sind (vgl. auch das Konzept einer „pathology of high
expectations“; Janoff-Bulman & Brickman, 1982). Weitere situative und
personspezifische Parameter, die dysfunktionales Anhaften wahrscheinlicher
machen, wurden weiter oben bereits dargestellt.
Wenn die Ablösung von
unrealistischen Vorstellungen und blockierten Zielen zur Überwindung
depressiver Störungen beiträgt, stellt sich die Frage, welche Faktoren bei
diesem schweren, längerfristig aber
erleichterndenden Schritt Hilfestellung leisten können. Diesbezüglich
wird aus akkommodationstheoretischer Sicht von einer einseitigen
Pathologisierung affektiver Leidenszustände Abstand genommen. Statt dessen wird
davon ausgegangen, „dass der depressive Zustand und die damit verbundenen
kognitiven Funktionslagen den Ablösungsprozess unterstützen und somit adaptive
Funktionen haben“ (Brandtstädter, in Druck-b; vgl. auch Brandtstädter & Rothermund, 2002a).
Verstärkte Beschäftigung mit
der eigenen Person und Lebenslage, intensives Durchdenken von Ursachen und
Folgen der Misere sowie die Herausbildung einer ernüchternden Sicht der Dinge
(„depressiver Realismus“; Alloy & Abramson, 1979) provozieren eine
Unzufriedenheit, die zum Anstoß für eine akkommodative Revision des Ziel- und
Präferenzensystems werden kann
(Brandtstädter, in Druck-b). Brandtstädter (2001, S. 168) charakterisiert dies
als „inhärent selbstdestruktives Potential“ depressiver Reaktionen. Auch
Klinger (1975) hat in seinem Modell des Anreiz-Ablösungs-Zyklus den
funktionalen Aspekt von Depression zur Induktion von Disengagement- und
Umbewertungsprozessen in Betracht gezogen. Ein gewisses Maß an Niedergeschlagenheit
und Passivität kann –sofern es nicht zu Generalisierung und Chronifizierung
kommt – eine Neupositionierung erleichtern, vor Ressourcen-Vergeudung bewahren
und den Rückzug aus Kämpfen, die nicht zu gewinnen sind, Vorschub leisten
(Brandtstädter, in Druck-b; vgl. auch Nesse, 2000).
Somit können
Anspruchsregulationen und Zielpreisgabe indirekt sogar zu einer Stabilisierung
von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen beitragen, wenn dadurch Anlässe für
Enttäuschung und Erfahrungen des Scheiterns getilgt werden. Brandtstädter &
Rothermund (2002b) konnten empirisch nachweisen, dass generalisierte
Kontrollüberzeugungen unter Kontrollverlusten in einzelnen Zielbereichen umso
weniger litten, je mehr es im Laufe der
Zeit zu einer Relativierung dieser Ziele kam.Milde Depressionen
sind ein zweischneidiges Schwert. Wenn der durch sie angeregte Transformationsprozess
stecken bleibt, können sie sich zu schwerwiegenderen Störungen auswachsen18.
In wieder anderen Fällen mag das
Selbst so hohe spezifische Verwundbarkeiten aufweisen, dass bestimmte kritische
Tatsachen gar nicht zur Kenntnis genommen werden. Dafür sorgen die bereits
skizzierten Immunisierungsprozesse (Brandtstädter, 2001). Sofern depressive
Gefühle dann nicht verzögert mit umso größerer Wucht einschlagen, bleiben sie
gegebenenefalls aus, womit aber gleichzeitig auch die Chancen zu konstruktiver
Neuorientierung sinken.
Assimilative und akkommodative
Bewältigungformen können sich wechselseitig ergänzen. Dies setzt voraus, dass
sie sich einander nicht ins Gehege kommen. Ein Konflikt resultiert dann, wenn beide
Tendenzen gleichzeitig im Hinblick auf dasselbe Ziel aktiviert sind
(Brandtstädter, 2001). Eine solche Konstellation wäre beispielsweise denkbar,
wenn sich an manchen Tagen eines Ehekonfliktes dem Scheidungs-Ansinnen des
Partners gegenüber eine akzeptierende Haltung aufbaut, kurz darauf aber wieder
Überzeugungsversuche gestartet werden, die darauf abzielen, den anderen zum
Bleiben zu bewegen. Nach irreversiblen Verlusten kann sich eine ähnliche Situation
ergeben, wenn sich die betroffene Person auf der Kopfebene mit der
unumkehrbaren Veränderung abgefunden hat, im unbewussten Souterrain simultan
aber immer noch die gewohnten assimilativ-hartnäckigen Impulse ein von den
Fakten unbeeindrucktes Eigenleben führen.
Aus Sicht des Zwei-Prozess-Modells
ist dieses Regulationsdilemma eine wesentliche Ursache für ruminierendes Denken
(Brandtstädter, 2001, in Druck-c; Bak & Brandtstädter, 1998). Das „Schwanken
zwischen dem „Festhalten“ und „Loslassen“ von Zielen wird im Allgemeinen als
belastend empfunden, was sich auch in physiologischen Stressparametern zeigt“
(Brandtstädter, in Druck-b; vgl. auch Bak & Brandtstädter, 1998). Eine
ähnliche Konfliktlage wurde im vorherigen Abschnitt als Nährboden für
Depression beschrieben. Oftmals geht es in der Psychotherapie darum, den noch
vernebelten Widerspruch zwischen konkurrierenden Tendenzen herauszuarbeiten und
bewusst zu reflektieren. Das Regulationsdilemma tritt besonders dann auf, wenn
Ressourcengrenzen erreicht werden oder identitätskonstitutive Ziele auf dem
Spiel stehen (Brandtstädter, 2001,
in Druck-c). Die Spannungen dürften dabei umso massiver auftreten je
mehrdeutiger die Spielräume für Kontrollierbarkeit sind, was auch im Motto der
Anonymen Alkoholiker zum Ausdruck kommt. Demnach erfordere Lebensbewältigung
den Mut, Dinge zu ändern, die man ändern kann, die Gelassenheit,
Unkontrollierbares zu akzeptieren und die Weisheit, das eine vom anderen zu
unterscheiden. Was hier gewünscht wird, ist letztendlich eine Harmonie von
hartnäckiger Zielverfolgung und flexibler Zielanpassung.
Wer ruminiert, ist von dieser
Harmonie noch weit entfernt. Das Assimilations-Akkommodations-Konzept
ermöglicht - ähnlich wie im Hinblick auf Depression - die Würdigung, Begründung
und theoretische Einordnung der adaptiven Aspekte dieses überwiegend doch als
störend erlebten Phänomens. So wird vermutet, dass Rumination in negativer
Rückkopplung dazu beitragen kann, das Regulationsdilemma aufzulösen, aus dem
sie selbst hervorgegangen ist, um dann in letzter Konsequenz auch sich selbst
überflüssig zu machen (Brandtstädter, in Druck-b, in Druck-c).
Je nach Phase im Bewältigungsprozess
und dominanter Funktionslage werden inhaltliche und formelle Schwerpunkte der
Grübel-Aktivität erwartet. Im assimilativen
Modus - ein Regulationskonflikt ist hier kaum oder gar nicht gegeben -
sollte das angestrengte Nachdenken dementsprechend auf die Suche nach
praktischen Problemlösungs-Möglichkeiten konzentriert sein. Bei hoher
Zielwichtigkeit genügen dabei auch geringe oder illusorisch überhöhte
Erfolgswahrscheinlichkeiten, um das Engagement aufrechtzuerhalten
(Brandtstädter, in Druck-b, in Druck-c; vgl. auch Martin & Tesser, 1989,
1996a).
Gelingt es auf diesem Wege nicht, die Zieldiskrepanz zu überwinden,
steigt die Wahrscheinlichkeit für dysphorische Rumination (vgl. auch
Nolen-Hoeksema, 1996; Nolen-Hoeksema et al., 1994). Nach Brandtstädter (in
Druck-c, S. 73) handele es sich dabei um „die prototypische Form, die man am
ehesten mit dem Ruminationsbegriff assoziiert.“ Die depressiven Züge weisen auf
eine Zuspitzung des Dilemmas zwischen Zielbindung und Ablösung hin. Bisweilen
wird diesem Ruminationstyp die Eigenschaft zugeschrieben, durch „Stimmungskongruenzeffekte“
depressive Episoden zu verlängern oder gar zu ihrer Chronifizierung beizutragen
(vgl. etwa Lyubomirsky & Nolen-Hoeksema, 1993). Im Zwei-Prozess-Modell wird
demgegenüber die potentiell Verarbeitungs-stimulierende Wirkung dieser Form
kognitiver Aktivität betont. Indem sie die Obsoleszenz mancher bisheriger
Orientierungen vor Augen führt, wirke sie zwar einerseits demoralisierend,
erhöhe dadurch aber gleichzeitig auch den Druck in Richtung auf Initiierung von
Prozessen der Ziel- und Anspruchsanpassung (Brandtstädter, in Druck-b, in
Druck-c).
In dem Maße, in dem sich die Waagschalen der Funktionslagen auf die akkommodative Seite neigen, wird
ruminierendes Denken „in dieser Phase zunehmend dazu tendieren, die Attraktivität
des Zieles zu neutralisieren und positive, entlastende Interpretationen zu
erzeugen, die eine endgültige Ablösung von den blockierten Zielen anbahnen“
(Brandtstädter, in Druck-c, S. 73). Palliative
und sinnorientierte Varianten der Rumination entsprechen am ehesten diesem mood repair-Funktionsprofil
(vgl. auch Clark, 1996; Isen, 1999). Somit kann nicht nur die Zielerreichung,
sondern auch das selbstregulatorische Sich-loseisen vom
Frustrations-Herd zu einer Beendigung des Grübelns beitragen (Brandtstädter, in
Druck-c; vgl. auch Martin & Tesser, 1996a, 1996b).
Je stärker die ursprünglichen Bindungen waren, desto größer wird die
Wahrscheinlichkeit für ein gelegentliches Wiederaufflackern der Rumination sein.
Derartigen Altlasten lässt sich dann am ehesten durch die Erschließung neuer
Domänen der Selbstverwirklichung begegngen, womit sich ein Feld dezidiert
vorwärtsgerichteter kognitiver Suchprozesse auftut.
Die Vermutung liegt nahe, dass unterschiedliche Ausprägungen der
Dispositionsmerkmale „assimilative Tenazität (hartnäckige Zielverfolgung) und „akkommodative
Flexibilität“ (flexible Zielanpassung) mit differentiellen Affinitäten zu
bestimmten Facetten der Rumination einhergehen und gleichzeitig auch ein
spezifisches Muster des Durchlaufens der verschiedenen Phasen modulieren.
Befunde von Schattka (2003) weisen darauf hin, dass assimilative Persistenz vor
allem mit „problemfokussiertem“ Grübeln in Zusammenhang steht, während
akkommodativ flexible Personen eher zu „palliativer“ Rumination neigen. Damit
konvergiert auch die von Brandtstädter
& Renner (1990) gefundene Gemeinsamkeit von Flexibilität und Handlungsorientierung
(vgl. Kuhl, 1985): die Leichtigkeit, mit der sich eine Person nach Erlebnissen
des Scheiterns Neuem zuwendet, anstatt an Bauruinen der Vergangenheit
herumzuwerkeln, sollte sich auch im kognitiven Geschehen abbilden.
Es lassen sich darüberhinaus auch Bezüge zum kontrafaktischen Typus der
Rumination herstellen. Reueerfülltes Grübeln tritt bei geringer Flexibilität
häufiger auf und zwar umso stärker, je mehr ein begangener Fehler als
irreversibel erlebt wird (Kranz, 2005). Gold wert wäre hier das Vermögen, „sich
von versäumten Gelegenheiten und verfehlten Zielen zu lösen und „seinen Frieden“
mit der faktischen Lebensgeschichte zu machen“ (Brandtstädter, in Druck-b).
Je nach
relativer Dominanz assimilativer oder akkommodativer Prozesse und korrespondierender
Funktionslagen wird also eine inhaltliche Akzentverschiebung der
Ruminations-Aktivität postuliert. Damit sind Mechanismen angesprochen, die
einer Verfeinerung des Modells posttraumatischen Wachstums von Tedeschi &
Calhoun (2004) den Weg bereiten können. Wie bereits erwähnt wird dort der
Übergang von anfangs automatischer und intrusiver Rumination zu reflektierteren
und beweglicheren Formen des Nachdenkens im Rahmen kognitiver Verarbeitungsprozesse
als Kernaspekt der Generierung von Wachstumserleben herausgestellt.
Zielablösung („disengagement from
goals“) fungiere dabei als Bindeglied: „Eventually, if this process is effective, it leads to disengagement
from previous goals and assumptions, as it becomes clear that the old way of
living is no longer appropriate in radically changed circumstances.” (Tedeschi & Calhoun, 2004, S. 8)
Aus
einer akkommodationstheoretisch fundierten Elaboration dieser Sequenz lassen
sich weitere begründete Prognosen ableiten, wem unter welchen Bedingungen der
angenommene positive Wandel zuteil werden könnte.
4.6.2
Entlastendes
Denken und erlebtes Wachstum
ErstaunlichePhänomene wie „benefit-finding“, „stress-related
growth“ oder „posttraumatic growth“
(vgl. etwa Affleck & Tennen, 1996; Davis et al., 1998; Park et al., 1996; Tedeschi & Calhoun, 2004) werden vor
allem im Zusammenhang mit irreversiblen Verlusterlebnissen berichtet und
erfahren in der klinischen und sozialpsychologischen Literatur zunehmende
Beachtung. Überwiegend vernachlässigt wurde dort bislang eine
handlungstheoretische Einordnung. Welche Prozesse sorgen dafür, dass sich viele
Menschen selbst mit massiven Rückschlägen und Einschränkungen abfinden, der
neuen Lebenslage sogar positive Seiten abgewinnen können?
Die Überlegungen des Zwei-Prozess-Modells
schmälern in keinster Weise die Faszination einer derartigen
Adaptationsfähigkeit des Menschen, wirken stattdessen dem Verdachtsmoment
entgegen, dass es sich bei diesen paradox oder gar suspekt anmutenden
Erscheinungen primär um oberflächliche und strategisch inszenierte
Täuschungsmanöver handeln könnte. Brandtstädter (in Druck-c, S. 103) empfiehlt, solche
entlastenden Konstruktionen nicht vorschnell als illusionär einzustufen: „Die
Wahrnehmung von Bewältigungsgewinnen und positiven posttraumatischen Veränderungen
kann durchaus zutreffend sein - zumal der Gewinn oft schon in der Wahrnehmung
selbst besteht.“
Das organische Zustandekommen dieser
Wahrnehmungen wird nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die „Betonung von
positiven Aspekten der aktuellen Situation und die nachträgliche Einordnung von
aversiven Lebensereignissen in Sinnbezüge [...] zentrale Merkmale akkommodativer
Bewältigungsformen“ (Brandtstädter, in Druck-b) sind. Wie bereits argumentiert
wurde, ist die mentale Neutralisation von Diskrepanzen als subintentionaler
Vorgang aufzufassen, was die Wahrscheinlichkeit verringert, dass derartige
Veränderungen wider besseres Wissen auf der Grundlage strategischen Kalküls
berichtet werden. Vielmehr ist durch das automatisierte Hintergrundgeschehen
von einer subjektiven Veridikalität auszugehen. Ohne sie wäre die Dissonanzreduktion
ausgehebelt: Wer möchte sich schon selbst als Leugner und Schönredner erleben?
Akkommodative Prozesse werden ganz besonders
durch die Konfrontation mit Unkontrollierbarem aktiviert. Diese Probleme sind
dann durch Zupacken in der Außenwelt nicht mehr zu lösen. Die Abkehr vom
„implemental mind set“ (Gollwitzer & Moskowitz, 1996) ermöglicht eine
Konjunktur „handlungsinhibierender“ Kognitionen (Brandtstädter, in Druck-b),
die Akzeptanz fördern und große Überlappungsbereiche mit den typischen Facetten
von Selbstberichten im Stile von benefit-finding
aufweisen.
Brandtstädter (in Druck-c) betont, dass eine
allgemeine Tendenz zu benefit-finding
nicht bestehe. Solange im Hinblick auf ein Problem noch Handlungsspielräume
gegeben sind, wäre es maladaptiv, positive Zielvalenzen einzuebnen und sich für
Vorteile der aktuellen Lage zu öffnen. Im assimilativen Modus wird vielmehr die
schlechte Gegenwart Defizit-akzentuierend mit einer potentiell erreichbaren
Zukunft kontrastiert und dadurch die korrektive Handlungs-Motivation
energetisiert, die einen den Weg dorthin hartnäckig beschreiten lässt
(Brandtstädter & Rothermund,
2002a). Moderat illusionäre Selbstüberschätzungen beflügeln dabei noch die Zuversicht
und erleichtern die Überwindung von Hemmschwellen (vgl. Taylor &
Gollwitzer, 1995).
Für die asymmetrische Evaluation der
gegenwärtigen Lebenslage in Abhängigkeit von Kontrollmöglichkeiten und
dementsprechend aktivierten Funktionslagen sprechen empirische Befunde von
Brandtstädter & Rothermund (2002b). Erlebten die von den Autoren befragten
Personen in der Verwirklichung von Entwicklungszielen wie z.B. Gesundheit,
hohem Lebensstandard oder befriedigenden zwischenmenschlichen Beziehungen
Widerstände und Reibungen, so zeigte sich bei niedriger Kontrollierbarkeit eine
Tendenz, den jeweiligen Zielbereich abzuwerten. Bei wahrgenommenen
substantiellen Einflussmöglichkeiten resultierte ein gegenläufiges Muster im
Sinne von Bedeutungs-Heraufstufung.
Eine vergleichbare Gelegenheits-sensitive
Feinabstimmung der persönlichen Ankerwert-Setzung zur Stabilisierung von
Zufriedenheit oder Nährung Handlungs-mobilisierender Unzufriedenheit zeigt sich
auch im Hinblick auf Vergleichsprozesse: Aufwärtsvergleiche sind kennzeichnend
für den assimilativen Modus, während Abwärtsvergleiche durch Akkommodation begünstigt
werden (Brandtstädter, 2001). Intraindividuelle temporale Abwärtsvergleiche
sind vielleicht das zentrale Charakteristikum erlebten Wachstums: man fühlt
sich belastbarer, dankbarer, flexibler, etc. als früher.
Bestimmte Ereignismerkmale erzeugen also
einen Bedarf für palliative Interpretationen. Ob dieser Bedarf gedeckt wird,
ist auch eine Frage von Persönlichkeitsmerkmalen. Mit Hilfe eines experimentellen
Ansatzes konnte Wentura (1995) nachweisen, dass bei dispositionell starker
Ausprägung der Bereitschaft zu akkommodativer Bewältigung (gemessen mit der
Skala „Flexible Zielanpassung“; Brandtstädter & Renner, 1990) entlastende
Kognitionen verfügbarer sind: Den Teilnehmern wurden Beschreibungen aversiver
Szenarien vorgegeben, die neben belastenden auch entlastende Aspekte
enthielten. In einer anschließenden Wiedererkennungsaufgabe zeigte sich bei
Personen mit hohen Werten auf der Flexibilitätsskala nach Darbietung eines belastenden
Hinweisreizes (in Gestalt eines die problematische Situation repräsentierenden
Wortes) eine gesteigerte Wahrnehmungsbereitschaft für Wörter aus den positiv
akzentuierten Textpassagen. Dies kann auch als Hinweis darauf gelten, dass eine
Disposition zu flexibler Zielanpassung den Stil der Informationsverarbeitung
bereits auf einer sehr frühen Stufe moduliert und somit gefilterte Zutaten für
nachfolgende ruminative Elaboration liefert.
Auch bei einer Dominanz assimilativer Hartnäckigkeit
sind wahrgenommene Bewältigungsgewinne denkbar. Brandtstädter (in Druck-c, S.
106) erwartet diesbezüglich differentielle inhaltliche Manifestationen: „Bei
assimilativem Bewältigungsstil sollte z.B. eher ein erlebter Zuwachs an
Bewältigungs- und Problemlösekompetenz betont werden, während bei
akkommodativer Bewältigung Entwicklungsergebnisse wie die Neubestimmung von
Prioritäten oder der Gewinn neuer Lebenseinstellungen und Sinnperspektiven
stärker im Vordergrund stehen sollten.“
Mit dem Begriff der „hedonischen Tretmühle“
haben Brickman & Campbell (1971) einen vermuteten Mechanismus tituliert,
der dafür verantwortlich zeichne, exzessiven Steig- und Sinkflügen des
Befindens ein Ende zu bereiten. Es mag mit so mancher Alltagsbeobachtung übereinstimmen,
dass die Stimmung nach stärkeren Auslenkungen in positive oder negative
Richtungen dazu tendiert, wieder in gemäßigtere Breitengrade zurückzukehren.
Was der Dauereuphorie einen Strich durch die Rechnung macht, bewahre also auch
gleichzeitig vor dem endlosen Jammertal.
Es ist jedoch zweifelhaft, ob dieses
Dämpfungs- und Schutzprogramm unter allen Umständen gleichermaßen effektiv zum
Tragen kommt. Gerade in Sachen emotionaler Schadensbegrenzung ist zu
erwarten, dass akkommodative Flexibilität dem postulierten Amplituden-Reduktions-Mechanismus
zuarbeitet.
10
Brandtstädter und Kollegen verwenden die Begriffe „Assimilation“ und
„Akkommodation“ anders als in der
Piagetschen Terminologie. Während das Konzeptpaar hier unterschiedliche
Herangehensweisen zur Annäherung tatsächlicher an gewünschte Entwicklungsverläufe
repräsentiert, bezeichnet Piaget damit Aktivität und Modifikation kognitiver
Schemata (zur Unterscheidung vgl. auch Brandtstädter, 2001, S. 145).
11
Zusätzlich wird noch zwischen „reaktiven“ (basierend auf präintentionalen,
personspezifischen Verarbeitungsmustern) und „evokativen“ Wirkungsrelationen
(die persönlichen Eigenarten rufen im Umfeld komplementäres Verhalten hervor,
ohne dass dies gezielt beabsichtigt wäre) unterschieden.
12
Swann (2004) zufolge können Selbstverfikations-Tendenzen allerdings auch
dysfunktionale Formen annehmen. So liefere das Verhalten depressiver Personen
Indizien dafür, dass die Bestätigung eines konsistent negativen Selbstbildes
ein stärkeres Motiv darstellen kann als die Suche nach Selbstwert-Erhöhung.
13
Als hinderlich erweisen sich negative Alternsstereotype dann, wenn sie zur
abwertenden Etikettierung älterer Personen führen und ein entmutigendes Bild
späterer Lebensphasen nähren. Dadurch kann Eigeninitiative unterbunden werden,
was dann häufig in selbsterfüllende Prophezeiungen mündet.
14
Dies ist nicht als Total-Absage gegenüber Vorstellungen freien Willens zu
verstehen. Vielmehr geht es um die Anerkennung der Tatsache, dass in Bezug auf
kognitive Prozesse - ähnlich wie auch bei Organfunktionen - eine willentliche
Steuerung über weite Strecken weder erforderlich noch möglich ist. Es ist
anzunehmen, dass die Natur dies nicht ohne Grund so eingerichtet hat.
Dessenungeachtet verfügt der Mensch im Rahmen seiner Vorprogrammierungen über
immer noch beträchtliche Selbstgestaltungs-Optionen. Somit würde eine
reduktionistische Degradierung zum Bio-Automaten ohnehin einem wichtigen Aspekt
des menschlichen Wesens nicht gerecht werden. Da allerdings nicht mit absoluter
Sicherheit widerlegt werden kann, dass jede Bezugnahme auf sich selbst wiederum
auf einen subintentionalen Vorgang rückführbar ist - was in einen infiniten
Regress führt - sind hier Grenzgebiete der Naturwissenschaft erreicht.
Diesbezüglich letzte Aussagen sind somit -zumindest vorerst - auch eine Frage
des Glaubens oder sophistizierter Philosophie. Damit Diskussionen in diesem
Themengebiet einen fruchtbaren Verlauf nehmen, ist eine Klärung - mithin
Entautomatisierung - des eigenen Menschenbildes und eine Offenlegung desselben
erforderlich, was hiermit wenigstens ansatzweise geschehen sein soll
(persönliche Anmerkung des Verfassers).
15
Positive Illusionen können auch im
akkommodativen Modus, z.B. bei der entlastenden Umdeutung oder Sinnzuschreibung
eine konstruktive Rolle spielen. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass nicht
viele abgeleitete positive Aspekte auch durchaus „realen“ Gehalt haben können, wobei der Begriff des „Realen“ in
Ermangelung objektiver Maßstäbe mit Vorsicht zu gebrauchen ist.
16
Manchmal kann es aber wohl auch im implementativen Modus zu einer gelegentlichen
Weitung des Aufmerksamkeitsfeldes - vielleicht zu Erholungszwecken - kommen:
nur so war es dem Verfasser möglich, am Rande seines Computer-Bildschirmes der
durchaus adäquaten Aufschrift „FlexScan L557“ gewahr zu werden.
17
Bei den Aufgaben handelte es sich um
Anagramme, also „Buchstabensalate“, aus denen ein sinnvolles Wort zu rekonstruieren
war. Die manipulativ hergestellte Unlösbarkeit einiger Aufgaben ist nur schwer
ersichtlich. Somit ist eine Attribution auf eigene defizitäre Fähigkeiten recht
wahrscheinlich. Würde der Aufgabe – in diesem Falle zurecht – strukturelle
Unlösbarkeit unterstellt, läge ein klassicher Fall von Immunisierung zum
Schutze des leistungsbezogenen Selbstkonzeptes vor. Akkommodation hingegen wäre
eher bei aufkeimenden Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten zu erwarten. Dann
würde die technische Güte der Aufgabe nicht in Frage gestellt, wohl aber zum Beispiel
die Bedeutung des damit getesteten spezifischen Attributes relativiert.
18
Einige gravierende Subtypen des depressiven Formenkreises weisen darüber hinaus
auch andere, teilweise körperliche Entstehungsbedingungen auf.
Anliegen des empirischen Teils dieser Arbeit war es, anhand einer
Fragebogenstudie eine hinreichend differenzierte Momentaufnahme des
subjektiv repräsentierten Bewältigungsgeschehens im Zuge eines kritischen Lebensereignisses zu erstellen.
Analysiert
werden sollte das Zusammenhangs-Muster der zentralen Komponenten (1) initiale
Ereignisbelastung, (2) Rumination (ausdifferenziert in verschiedene Facetten), (3)
psychische Stabilität (verkörpert
durch Depression, Selbstwertgefühl
und Lebenszufriedenheit) und (4) erlebtes Wachstum/ erlebte positive
Veränderung19 (mit Unterscheidung
verschiedener Domänen).
Besonderes
Interesse galt der Suche nach Indizien für die differentielle Adaptivität
verschiedener Ruminations-Typen im Hinblick auf selbstberichtetes Wachstum und
klassische Indikatoren der Anpassungsgüte. In diesem Zusammenhang sollte auch
untersucht werden, inwieweit benefit-finding mit herkömmlichen
Anpassungs-Kriterien vergleichbar ist, oder aber eine qualitativ eigenständige
Dimension des Bewältigungs-Prozesses konstituiert. Einen weiteren Schwerpunkt
bildete die Untersuchung direkter und moderierender Relationen der
dispositionellen Tendenz zu flexibler Zielanpassung (akkommodativer
Flexibilität)20 respektive hartnäckiger
Zielverfolgung (assimilativer Tenazität)21
im Umgang mit Problemen in diesem Beziehungs-Gefüge.
Die
Hinzunahme weiterer Person- und Umwelt-bezogener Variablen, teilweise mit Vergangenheitsbezug,
sollte dem System- und Prozesscharakter von Bewältigungsaktivität wenigstens
annhähernd gerecht werden.
5.1 Zusammenhangs-Hypothesen
a) Das Ausmaß initialer subjektiver
Belastung durch ein kritisches Lebensereignis äußert sich in Form von Rumination
(„Grübeln“).
b) Dysphorische, intrusive und
kontrafaktische Rumination gehen mit ausgeprägterer depressiver Symptomatik22 und niedrigeren Werten für
Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit einher.
c) Palliative und sinnorientierte Rumination
stehen in signifikant positivem
Zusammenhang mit benefit-finding23.
d) FLEX
steht in signifikant positivem Zusammenhang mit palliativer und
sinnorientierter Rumination, Selbstwertgefühl, Lebenszufriedenheit sowie benefit-finding und in signifikant
negativem Zusammenhang mit dysphorischer, intrusiver und kontrafaktischer
Rumination sowie Depression.
e) TEN
steht in signifikant positivem Zusammenhang mit problemlösungsorientierter
Rumination, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit sowie in signifkant
negativem Zusammenhang mit palliativer und sinnorientierter Rumination sowie
Depression.
f) FLEX
puffert den Effekt von initialer Ereignisbelastung auf dysphorische,
intrusive und kontrafaktische Rumination.
5.2 Explorativer Analyse-Fokus
a) Zusammenhang von
Inititalbelastung und benefit-finding
a) Verhältnis
der Ruminations-Facetten untereinander
b) Zusammenhang von dysphorischer, intrusiver
und kontrafaktischer Rumination mit benefit-finding
c) Zusammenhang von problemlösungsorientierter
Rumination und Vermeidung mit Depression, Selbstwertgefühl, Lebenszufriedenheit
und benefit-finding
d) Zusammenhang von palliativer und
sinnorientierter Rumination sowie benefit-finding
mit Depression, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit
e) Zusammenhang von FLEX mit problemlösungsorientierter
Rumination und Vermeidung
f) Zusammenhang von TEN mit dysphorischer, intrusiver und kontrafaktischer Rumination,
Vermeidung sowie benefit-finding
g) Zusammenhänge von benefit-finding-Subskalen mit Depression, Selbstwertgefühl, Lebenszufriedenheit,
Ruminations-Facetten sowie TEN und FLEX
h) Mögliche Moderator-Effekte von TEN auf den Zusammenhang zwischen
initialer Ereignisbelastung und Ruminations-Facetten, Depression,
Selbstwertgefühl, Lebenszufriedenheit sowie benefit-finding
i) Mögliche Moderator-Effekte von FLEX auf den Zusammenhang zwischen
initialer Ereignisbelastung und problemlösungsorientierter, palliativer und
sinnorientierter Rumination, Vermeidung, Depression, Selbstwertgefühl,
Lebenszufriedenheit sowie benefit-finding.
j) Prüfung des Vorliegens von TEN- und FLEX-Veränderung sowie potentieller
Zusammenhangs-Differenzierungen
bei Berücksichtigung der Veränderungs-Werte
k) Komplexe Vorhersage von benefit-finding mit Ermittlung des
relativen Einfluss-Gewichtes wesentlicher Faktoren im Kontext der anderen
Parameter unter Einbezug weiterer Person- und Umweltvariablen
19 In den
weiteren Ausführungen wird erlebtes Wachstum mit „benefit-finding“ bezeichnet.
20 In den
weiteren Ausführungen wird flexible Zielanpassung (akkommodative Flexibilität)
mit „FLEX“ bezeichnet.
21 In den
weiteren Ausführungen wird hartnäckige Zielverfolgung (assimilative Tenazität)
mit „TEN“ bezeichnet.
22
Mit „Depressivität“ oder „Depression“ sind auch subklinische Ausprägungsgrade
entsprechender Symptomatik gemeint.
23 Sofern nicht anders spezfiziert, bezeichnet
„benefit-finding“ den Summenwert aller Subskalen.
6.1 Die Stichprobe
An der Studie nahmen 167
Erwachsene (123 Frauen, 42 Männer, 2 ohne Angabe im Alter von 18 bis 80 Jahren teil (M 24 = 54.5 Jahre, SD 25
= 13.4 Jahre).
Davon
waren 25.1 % ledig, 35.3 % verheiratet, 16.8 % geschieden und 21 % verwitwet. 3 Personen machten diesbezüglich keine Angaben.
26.9 % hatten Haupt- oder Volksschulabschluss, 26.3 % mittlere Reife und 44.3 % Abitur. 4 Personen machten keine Angaben.
1.8
% hatten keine abgeschlossene Berufsaubildung, 32.9 % eine Lehre, 53 % hatten
eine Fachschule, Fachhochschule oder Hochschule absolviert, 8.4 % Sonstiges. 3
Personen machten hier keine Angaben.
39.5
% übten eine Berufstätigkeit aus, 41.3 % waren berentet, 3 % arbeitslos, 3.6 %
befanden sich in Aus- oder Weiterbildung, 9.6 % waren Hausfrau/ Hausmann, 2,4 %
gingen einer sonstigen Tätigkeit nach. 1 Person machte keine Angaben.
Im
Hinblick auf Familienstand, Schulbildung, Berufsausbildung und Berufstätigkeit
ergibt sich somit ein relativ ausgewogenes Bild. Etwas überrepräsentiert sind
die höheren Bildungsgruppen. Frauen sind allerdings deutlich stärker vertreten
(3:1).
Bei der Rekrutierung
wurde darauf geachtet, Menschen in unterschiedlichen Zonen gesellschaftlichen
Lebens sowie innerhalb und außerhalb institutioneller Strukturen anzusprechen, um einer zu großen Selektivität
vorzubeugen. Um Mitwirkung an der Studie wurde an folgenden Orten geworben:
a) „Begegnungskreis Trier“ (eine
themenoffene Gesprächs- und Freizeitgruppe, die überwiegend von alleinlebenden
Personen in Anspruch genommen wird, die zumeist einen Partnerverlust durch Tod
oder Trennung hinter sich haben; Treffen in wechselnder Zusammensetzung werden
i.d.R. einmal wöchentlich angeboten; moderiert durch den Verfasser)
b) Studienbegleitseminar
im Rahmen des Seniorenstudiums an der Universität Trier
c) „Lebenscafé“ Trier (eine Gesprächsgruppe
zur Trauerbegleitung unter dem Dach einer Familienbildungsstätte in kirchlicher
Trägerschaft)
d) Siedlung „Trimmelterhof“ in
Trier
e) Verwandten-/ Bekanntenkreis
Viele der
TeilnehmerInnen waren dazu bereit, in ihrem Umfeld weitere Fragebögen zu
verteilen. Durch diese Mulitplikatoren-Tätigkeit wurde der Einzugsbereich
zusätzlich ausgeweitet.
Die Rückgabe und
Auswertung der Fragebögen erfolgte anonym. Als Aufwandsentschädigung wurde eine
Ermäßigung bei Teilnahme an einer Veranstaltung des „Begegnungskreises“ in Aussicht
gestellt.
Bei 300 ausgeteilten
Fragebögen ergab sich ein Rücklauf von 177 ausgefüllten Exemplaren. Darüber
hinaus wurden einige von den freiwilligen VerteilerInnen im Ursprungszustand
zurückgegeben, weil sich keine weiteren AbnehmerInnen fanden. Der Verbleib der
restlichen Fragebögen ist unklar. Aufgrund äußerst lückenhafter Bearbeitung
erfolgte in 10 Fällen ein Ausschluss von der Auswertung.
6.2 Das Messinstrument
Der eingesetzte
Fragebogen (siehe Anhang) besteht aus acht zentralen Komponenten. Diese werden
ergänzt durch die eingangs erhobenen demographischen Angaben sowie sieben Zusatzfragen.
Sechs Teil-Instrumente stimmen - von geringfügigen
Ergänzungen auf Item26- oder
Subskalen-Ebene abgesehen - mit bewährten Verfahren überein. Die zwei übrigen
Komponenten (siehe 6.2.1 und 6.2.2) wurden theoriegeleitet für die spezifischen
Belange dieser Untersuchung entwickelt.
Im Rahmen der nun folgenden Methoden-Darstellung werden
auch ausgewählte deskripitv-statistische Kennwerte (Mittelwert und
Standardabweichung) berichtet, um die Stichprobe auf verschiedenen Dimensionen
quantitativ verorten zu können. Zusätzlich wird über die interne Konsistenz27 (Cronbachs Alpha) eingesetzter Skalen
informiert, um deren Zuverlässigkeit (Reliabilität) zu beurteilen.
6.2.1
Fragen zu einem belastenden
Ereignis
Die TeilnehmerInnen
wurden aufgefordert, sich retrospektiv auf ein
belastendes Ereignis oder eine belastende Lebensphase zu beziehen.
Dazu war in einer Liste mit 18 Ereignistypen eine Auswahl zu treffen oder die
Rubrik „Sonstiges“ zur kurzen Umschreibung der jeweiligen Erfahrung zu
verwenden. Zusätzlich wurde die zeitliche Distanz in Monaten erfragt.
Bei
den fünf am häufigsten genannten Ereignissen handelte es sich um „Tod des
Partners“ (18 %), „Trennung“ (12 %),
„Tod einer nahestehenden Person“ (11.4 %), „Vertrauensmissbrauch/ Betrug/
zwischenmenschliche Enttäuschung“ (9.6 %) und „Ehe-Scheidung“ (9 %). Alle
Ereignis-Typen wurden von mindestens einer Person angegeben. Die Kategorie
„Sonstiges“ wurde in 11 Fällen (6.6 %) gewählt.
Im
Anschluss ging es darum, 23 Aussagen auf einer fünfstufigen Skala von -2 =
„trifft gar nicht zu“ bis +2 = „trifft voll und ganz zu“ dahingehend zu
beurteilen, wie gut sie das damalige
Erleben im Hinblick auf das Ereignis beschreiben28.
Die
Formulierungen wurden selbst ausgearbeitet. Als Leitlinien dienten dabei das
allgemeine Modell für die Analyse kritischer Lebensereignisse von Filipp (1990,
siehe Vertiefungs-Option VO_1 im
Anhang; vgl. auch Filipp & Ferring, 2002), das „Leipziger Ereignis- und
Belastungsinventar“29 (Richter & Guthke,
1996; vgl. auch Aymanns & Filipp, 1997) sowie der von Rothermund et al. (1994) gewählte
Ansatz zur Erfassung von belastenden Lebenssituationen im mittleren und höheren
Erwachsenenalter30.
Die
Items (die Nummerierung stimmt mit der Sequenz im Fragebogen überein) dienen
der Erfassung folgender Belastungs-Aspekte: (1) erforderliche Neuanpassung, (2)
defizitäre Coping- Ressourcen, (3) negative Affektgeladenheit, (4)
unzureichende soziale Unterstützung, (5) Unkontrollierbarkeit, (6) Bedrohlichkeit,
(7) Nicht-Vorhersehbarkeit, (8) irreversibler Verlust, (9) Non-Normativität/
Altersunangemessenheit, (10) depressive Reaktion, (11) Wirkungsgrad/ Negativ-Implikationen in anderen
Lebensbereichen, (12) auf andere Menschen gerichteter Ärger, (13)
Selbstwert-Bedrohung, (14) zwischenmenschliche Enttäuschung, (15) Identitäts-Bedrohung,
(16) Selbstvorwürfe, (17) Orientierungsverlust, (18) Reue, (19) Zielblockade,
(20) ereignisbedingte Isolation, (21) Reaktualisierung früherer Verletzungen,
(22) initiale Rumination, (23)
Chronifizierungs-Sorgen. Die Items
Nr. 14, 16, 18, 20 und 22 repräsentieren ergänzende Operationalisierungen.
Zur Ermittlung der
Gesamtbelastung wurde der Summenwert gebildet (mögliches Maximum = 92, M= 60.65, SD = 14.34). Im Hinblick auf die interne Konsistenz der Gesamtskala
ergab sich ein Cronbachs Alpha von .86.
6.2.2
Fragen zur gegenwärtigen
gedanklichen Beschäftigung mit dem
Erlebten
Zur Erfassung der
aktuellen Ereignis-bezogenen Rumination kreuzten die TeilnehmerInnen auf einer
fünfstufigen Skala von 0 = „nie“ bis 4 = „fast ständig“ an, wie häufig es in
den vergangenen vier Wochen zu bestimmten Formen kognitiver Auseinandersetzung
mit dem Geschehenen gekommen war.
Die
Items wurden auf Basis einer Auswertung der einschlägigen Literatur (siehe
Kapitel 2) weitestgehend neu entwickelt. Im Hinblick auf intrusive Kognitionen
erfolgte eine Orientierung an der revidierten Fassung der „Impact of Event-Skala“
(Maercker & Schützwohl, 1998). Da dort „Vermeidung“ (neben „Intrusion“ und
„Übererregung“) als wesentlicher Bestandteil Stress- und Trauma-bedingter
Belastungsreaktionen gewertet wird und verschiedentlich ein möglicher Kausalmechanismus
zwischen Suppressions-Versuchen und Rumination diskutiert wurde (vgl. Erber
& Wegner, 1998; Wegner et al., 1987; Wenzlaff et al., 1991), ist auch
dieser Aspekt enthalten, obwohl es dabei nicht um Rumination im engeren Sinne,
sondern eher um eine spezifische Form des Umgangs mit ruminativen Impulsen
handelt.
Es
resultierten folgende Dimensionen und Item-Zuordnungen (in Klammern jeweils der
operationalisierte Teil-Aspekt):
a) dysphorische
Rumination: Items Nr. 1 (Grübeln über die eigene Symptomatik), 3 (negative
Sicht der eigenen Person), 5 (belastende soziale Vergleiche), 10 (belastende
Reminiszenzen), 12 (negative Sicht der Anderen), 14 (belastende
intraindividuelle Vergleiche), 20
(negative Sicht der Zukunft), 26 („linking“-bedingte Negativ-Prognosen), 28
(existentielle Sinn-Zweifel), 35 (Grübeln über die Konsequenzen chronifizierter
Symptomatik), 37
(Vergegenwärtigung blockierter Ziele)
b) intrusive
Rumination: Items Nr. 2 (unwillkürliche Impulse), 11
(Konzentrationsschwierigkeiten), 21 (lebhafte Gefühlserinnerung), 30
(Ruminations-bedingte Schlafstörungen), 39 (Einsickern in Gespräche), 43
(assoziative Vernetztheit aversiver Gedanken mit Umgebungsreizen)
c) kontrafaktische
Rumination: Items Nr. 19 (Projektion
eines besseren alternativen Lebensverlaufes), 29 (Imagination der möglichen
Folgen eigenen alternativen Handelns), 38 (vorwurfsvolle Reflexion
bezüglich Handlungs-Alternativen anderer Personen)
d) problemlösungsorientierte
Rumination: Items Nr. 6 (Ursachen-Analyse), 15 (Nachdenken über aktive
Wiederherstellung von Kontrolle), 22 (Problem-Klärung), 24
(Revanche-Phantasien), 31 (Nachdenken über Konsequenzen-Management), 33
(Entwicklung von Persuasions-Strategien
unter Fortschreibung bisheriger Überzeugungen), 40 (Entwicklung von
Kompensations-Plänen unter Ziel-Beibehaltung)
e) palliative
Rumination: Items Nr. 7 (benefit-quest/ Suche nach positiven Aspekten), 9 (Fokus-Verschiebung auf
bestehende Alternativen im Ziel-Repertoire), 16 (Fokussieren des Positiven im
gegenwärtigen Leben), 18 (Gelassenheits-Streben), 23 (Reorganisation von
Prioritäten), 32 (Relativierung früherer Ziele), 41 (soziale
Abwärtsvergleiche), 44 (abstraktere
Reformulierung von Zielen zur Öffnung alternativer zielführender Pfade)
f) sinnorientierte
Rumination: Items Nr. 8 (Identitäts-Stabilisierung), 17 (Suche nach religiösen
Antworten), 25 (Suche nach
wegweisenden Impulsen), 27 (Bemühung um lebensphilosophische Integration), 34
(Rekonstruktion eines kohärenten Narrativs), 36 (Ausrichtung auf prospektiven
Sinn), 42 (Suche nach Lektionen), 45 (Vorbereitung eines altruistischen
Erfahrungs-Transfers)
g) Vermeidung:
Items Nr. 4 (Unterdrückung Ereignis-bezogener Gefühle und Gedanken), 13 (Vermeidung Ereignis-bezogener
Gespräche)
Zur Quantifizierung der durchschnittlichen
Ruminations-Aktivität in den verschiedenen Dimensionen wurden die Summenwerte
der einzelnen Skalen gebildet und durch die Anzahl der jeweils zugeordneten
Items dividiert. Bei einem theoretisch möglichen Maximalwert von 4 ergaben sich
folgende Mittelwerte (in Klammern werden Standardabweichung und interne
Konsistenz angegeben):
„dysphorisch“ = 1.54 (SD = .82, Cronbachs Alpha = .89), „intrusiv“ = 1.59 (SD = .90, Cronbachs
Alpha
= .84), „kontrafaktisch“ = 1.37 (SD = .87, Cronbachs Alpha = .53), „problemlösungsorientiert“
= 1.48 (SD = .75, Cronbachs Alpha = .75),
„palliativ“ = 2.27 (SD
= .72, Cronbachs Alpha = .79), „sinnorientiert“
= 2.11 (SD = .81, Cronbachs Alpha =
.83), „Vermeidung“ = 1.58 (SD = .96, Cronbachs Alpha = .42)
Zusätzlich wurde ein
Summenwert für die Gesamt-Rumination (inklusive Vermeidung) berechnet. Es
resultierte ein Mittelwert von 78.30 (mögliches Maximum = 180, SD = 26.65, Cronbachs Alpha = .93).
6.2.3
Fragen zum Umgang mit
Problemen
Um Aufschluss über
personspezifische Bewältigungstendenzen zu erlangen, kam der Fragebogen zur
Erfassung dispositioneller Unterschiede im assimilativen und akkommodativen
Bewältigungsverhalten (Brandtstädter & Renner, 1990; siehe auch Kapitel 4)
zum Einsatz. Das Instrument besteht aus zwei Skalen. Die Skala „Hartnäckige Zielverfolgung/ Tenazität“ (TEN) erfasst mit
15 Items die Bereitschaft oder Fähigkeit, Ziele und Pläne aktiv zu verfolgen
sowie an diesen beharrlich festzuhalten und Anstrengungen zu verstärken, wenn
sich widrige Umstände ergeben (Beispielitems: „Wenn sich mir Schwierigkeiten in
den Weg legen, verstärke ich gewöhnlich meine Anstrengungen erheblich.“ oder
„Ich neige dazu, auch in aussichtslosen Situationen zu kämpfen.“). Mit der
Skala „Flexible Zielanpassung/ Flexibilität“ (FLEX) wird
demgegenüber mit ebenfalls 15 Items die Tendenz abgebildet, persönliche Ziele
und Ansprüche an situative Beschränkungen oder psycho-physiche Veränderungen anzupassen sowie die Fähigkeit31, auch widrigen Lebenslagen positive
Seiten abzugewinnen und sich neu zu orientieren (Beispielitems: „Veränderten
Umständen kann ich mich im allgemeinen recht gut anpassen.“ oder „Auch im
größten Unglück finde ich oft noch einen Sinn.“). Brandtstädter & Renner
(1990) berichten interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) von .80 (TEN) und .83 (FLEX).
Die TeilnehmerInnen bewerteten auf einer fünfstufigen
Skala von -2 = „trifft gar nicht zu“ bis +2 = „trifft voll und ganz zu“, in
welchem Ausmaß sie dreißig Aussagen mit Ich-Bezug zustimmen. Die Items sind den
Skalen wie folgt zugeordnet32:
TEN: Items
Nr. 2, 3, 5, 6 (-), 7, 9 (-), 10 (-), 11 (-), 12 (-), 14 (-), 18 (-), 20 (-),
22 (-), 27, 28
FLEX: Items
Nr. 1 (-), 4, 8, 13 (-), 15, 16, 17, 19, 21, 23, 24, 25, 26 (-), 29, 30 (-)
Für TEN resultierte ein Mittelwert von 33.29 (mögliches Maximum = 60, SD = 8.65). Die interne Konsistenz
(Cronbachs Alpha) der TEN-Skala
beträgt in der vorliegenden Untersuchung .82. Für FLEX ergab sich ein Mittelwert von 37.30 (mögliches Maximum = 60, SD = 8.48). Für die FLEX-Skala wurde ein Cronbachs Alpha
von .82 ermittelt.
6.2.4
Fragen zu Veränderungen im
Umgang mit Problemen seit dem
Ereignis
Dieser Teil stellt den
Versuch dar, subjektive Veränderungen dispositioneller Tendenzen zu
„hartnäckiger Zielverfolgung“ (TEN)
und „flexibler Zielanpassung“ (FLEX)
seit dem Ereignis abzubilden.
Dazu
wurden den TeilnehmerInnen erneut die Items der TEN- und FLEX-Skalen (Brandtstädter & Renner, 1990)
vorgelegt. Es wurde darum gebeten, auf einer fünfstufigen Skala von -2 =
„trifft heute viel weniger zu als vor dem Ereignis“ bis +2 = „trifft heute viel
mehr zu als vor dem Ereignis“ zu beurteilen, inwiefern die Aussagen aktuell -
verglichen mit der Zeit vor dem Ereignis - mehr, weniger oder unveränderte
Gültigkeit besitzen. Bei dieser Form intraindividueller, retrospektiver Relationsbildung
zwischen Ausgangs- und Endwert handelt es sich um sogenannte „direkte
Veränderungsmessung“, die zum Beispiel auch in der Psychotherapie-Evaluation Anwendung
findet33 (vgl. Amelang, Schmidt-Atzert &
Zielinski, 2006).
Der
Veränderungswert für die Skalen wurde durch Aufsummieren der Ergebnisse der je 15 zugeordneten Items berechnet. Bei
einem theoretisch möglichen maximalen Veränderungswert von -30/ +30 ergibt sich
für die TEN-Skala ein Mittelwert von
.64 (SD = 7.65, Cronbachs Alpha = .80).
Für die FLEX-Skala beläuft er sich auf
7.13 (SD = 6.89, Cronbachs Alpha =
.74).
6.2.5
Fragen zur Wahrnehmung
positiver Auswirkungen des Ereignisses
Diese Komponente stellt
eine Synthese aus der deutschsprachigen Version des Selbstbeurteilungsfragebogens
„Posttraumatic Growth Inventory“ (PTGI; Tedeschi & Calhoun, 1996; Übersetzung:
„Posttraumatische Persönliche Reifung“; Maercker & Langner, 2001) und
selbstformulierten Items dar.
Das
übersetzte PTGI umfasst die Subskalen „neue
Möglichkeiten“ (Cronbachs Alpha = .81), „Beziehungen zu anderen“ (Alpha = .85), „persönliche Stärke“ (Alpha = .76), „Wertschätzung des Lebens“ (Alpha = .73) sowie
„religiöse Veränderungen“ (Alpha = .81)34. Für die interne Konsistenz des
Gesamtwertes ermittelten Maercker & Langner (2001) ein Cronbachs Alpha von
.92.
Neun
zusätzliche Items wurden im Hinblick auf die Fragestellung der vorliegenden
Studie entwickelt (weiter unten in Klammern angezeigt). Davon wurden sechs in
bestehende Skalen integriert . Drei spannen die ergänzende Dimension „Ambiguitätstoleranz“35 auf.
Die
TeilnehmerInnen beurteilten 30 Veränderungs-umschreibende Aussagen auf einer
fünfstufigen Skala von -2 = „trifft gar nicht zu“ bis +2 = „trifft voll und
ganz zu“.
Die Zuordnung der Items
zu den Wachstums-Bereichen ist wie folgt:
a) neue Möglichkeiten: Items Nr. 3, 7, 11, 14, 17
b) Beziehungen
zu anderen: Items Nr. 6, 8, 9, 15, 16, 20, 21, 22 (neu: Verzeihen),
25 (neu: Toleranz)
c) Wertschätzung
des Lebens: Items Nr. 1, 2, 13, 23 (neu: intensiveres Lebensgefühl),
26 (neu: Sinnerleben)
d) persönliche
Stärke: Items Nr. 4, 10, 12, 19, 27 (neu: Flexibilität),
29 (neu: Offenheit für neue
Erfahrungen)
e) religiöse
Veränderungen: Items Nr. 5, 18
f) Ambiguitätstoleranz
(neue Skala): Items Nr. 24 (Akzeptanz des Unkontrollierbaren),
28 (Aushalten von Ungewissheit), 30
(Aushalten von Widersprüchen und Konflikten)
Der Summenwert der
Gesamtskala wird im Ergebnisteil mit „benefit-finding“36 bezeichnet. Der Stichproben-Mittelwert
beträgt 79.37 (mögliches Maximum = 120, SD
= 18.22). Für die interne Konsistenz wurde ein Cronbachs Alpha von .94
ermittelt.
Für
die Subskalen ergaben sich - nach Division durch die Anzahl der zugeordneten
Items - bei einem möglichen Wertebereich von 0 bis 4 folgende Mittelwerte,
Standardabweichungen und interne Konsistenzen: „neue Möglichkeiten“ (M =
2.72, SD = .77, Cronbachs Alpha =
.84), „Beziehungen zu anderen“ (M
= 2.63, SD = .63, Alpha = .86), „Wertschätzung des Lebens“ (M
= 2.75, SD = .82, Alpha = .85), „religiöse Veränderungen“ (M = 2.20, SD = 1.16, Alpha = .91), „Ambiguitätstoleranz“
(M = 2.37, SD = .81, Alpha = .71)
6.2.6 Fragen zur Befindlichkeit
Um einen klassischen
Indikator für den Grad psychischer Beeinträchtigung zu erhalten, wurde auf die
Kurzform37 der Allgemeinen
Depressions-Skala (ADS-K) von Hautzinger & Bailer (1993) zurückgegriffen.
Es handelt sich hierbei um eine deutschsprachige Version der Center for Epidemiological Studies
Depression Scale (CES-D; Radloff, 1977), die für epidemiologische Untersuchungen
depressiver Symptome in der Bevölkerung konzipiert worden war. Die ADS ist als
Screening- (Vorauswahl-) Instrument zur Aufdeckung auch milderer Symptomatik für
den Einsatz in einer nicht-klinischen Stichprobe besonders geeignet. Ein Bezug
zu ätiologischen Konzepten der Depression wird nicht hergestellt. Hautzinger
& Bailer (1993) konnten unter anderem auch Zusammenhänge zwischen erhöhten
Skalenwerten und dem Vorliegen eines kritischen Lebensereignisses feststellen.
Das
Instrument besteht aus 15 Items. 13 Aussagen beschreiben emotionale, kognitive,
motivationale, körperliche und Verhaltens-bezogene Facetten einer depressiven
Symptomatik. Zwei Items (Nr. 9 und 12) erfragen das Ausmaß
an positivem Affekt. Dementsprechend sind sie negativ gepolt: niedrigere Werte
für diese Items gehen als Indizien für höhere Depressivität in die Auswertung
ein. Eine Faktorenanalyse von Hautzinger & Bailer (1993) replizierte zwar
die von Radloff (1977) interpretierten
vier Faktoren (depressiver Affekt, somatische Beschwerden und
Antriebslosigkeit, interpersonelle Erfahrungen, positiver Affekt), doch laden
alle Items auf dem ersten Faktor (depressiver Affekt), während die anderen drei
Faktoren nur wenige Items auf sich vereinigen. Dies spreche für die Verwendung
des Summenwertes als Referenzgröße.
Die
TeilnehmerInnen kreuzten auf einer vierstufigen Skala von 0 = „selten oder
überhaupt nicht“ bis 3 = „meistens oder die ganze Zeit“ an, wie häufig während
der vorangegangenen Woche der jeweils beschriebene Befindlichkeits-Aspekt
aufgetreten war. Als numerische Orientierungsmarke ist jeder Häufigkeitsstufe
eine Gesamtdauer zugeordnet (z.B. „öfters“ = 3-4 Tage lang). Der Gesamtwert
wird durch Aufaddieren gebildet.
Ein
Ergebnis von 17 in der Kurzform gilt als Schwelle (Cutoff) für die Einstufung
als klinisch relevant. In der Allgemeinbevölkerung überschreiten etwa 17 %
dieses Kriterium (vgl. Hautzinger
& Meyer, 2002). Bei Hautzinger & Bailer (1993) wiesen eine klinisch
unauffällige Bevölkerungsstichprobe in der ADS-Kurzversion einen Mittelwert von
10.72 (SD = 8.03), Schmerzpatienten
von 13.69 (SD = 7.38) und akut
depressiv Erkrankte von 29.41 (SD =
6.89) auf. Die Autoren berichten einen Konsistenzkoeffizienten (Cronbachs Alpha)
von .90.
In
der hier untersuchten Stichprobe ist M =
12.78 (mögliches Maximum = 45, SD =
8.48). Wird das soeben genannte Cutoff-Kriterium herangezogen, liegen bei 30.4
% Hinweise auf klinsich auffällige depressive Beeinträchtigung vor. Cronbachs Alpha
liegt bei .90.
6.2.7 Fragen zum Selbstbild
Zur Erhebung des
Selbstwertgefühls kam die Rosenberg
Self-Esteem Scale (RSES; Rosenberg, 1965; deutsche Fassung von Ferring
& Filipp, 1996; revidiert38 durch
von Collani & Herzberg, 2003) zur Anwendung. Rosenberg (1965) konzipiert das Selbswertgefühl als Einstellung
der eigenen Person gegenüber, die sich aus der Summe der Bewertung einzelner
Personmerkmale zusammensetzt. Ferring & Filipp (1996, S. 284) halten es für
„unumstritten, daß das Selbstwertgefühl als organisierte Einheit aller bereichs-
und situationsspezifischen Selbstbewertungen die wesentliche Komponente des
Selbstkonzepts abbildet.“ Im Gegensatz zu der bei Ferring & Filipp (1996)
bestätigten Eindimensionalität kommen von Collani & Herzberg (2003b) auf
der Basis faktorenanalytischer Untersuchungen zu dem Schluss, es handele sich
um ein mehrdimensionales Konstrukt mit den Komponenten Selbstabwertung und
Selbstakzeptanz39.
Ferring
& Filipp (1996) berichten eine bemerkenswerte Stabilität des
Selbstwertgefühls auch bei hochbelasteten Stichproben (Krebspatienten). In der
Gesamtstichprobe ergab sich dort ein Mittelwert von 2.27 (bei Division durch
die Anzahl der Items). Geschlechtsunterschiede konnten nicht festgestellt
werden. Ein alterskorrelierter Rückgang war nur bei den den „alten Alten“ (> 76 Jahre) zu verzeichnen.Die interne
Konsistenz (Cronbachs Alpha) lag zwischen .81 und .88.
Untersuchungen
zur kriterienbezogenen und konvergenten Validität ergaben, dass Selbstwertgefühl
mit Wohlbefinden, Optimismus und Selbstwirksamkeit in positivem Zusammenhang
steht. Darüber hinaus geht ein
positives Selbstbild mit niedriger Hoffnungslosigkeit einher.
Zehn
Aussagen, die das wertende Verhältnis der eigenen Person gegenüber umschreiben,
waren auf einer vierstufigen Skala mit
den Polen 0 = „trifft gar nicht zu“ und 3 = „trifft voll und ganz zu“
einzustufen. Fünf Items (Nr. 2, 5, 6, 8, 10) repräsentieren Facetten der
Selbstabwertung und sind folglich umgekehrt gepolt (ein niedriger Wert
indiziert ein positives Selbstbild). Es wurde der Summenwert der Gesamtskala
gebildet. Bei einer internen Konsistenz (Cronbachs Alpha) von .87 ist M = 23.09 (mögliches Maximum = 30, SD = 5.01).
6.2.8 Fragen zur Lebenszufriedenheit
In diesem Teil geht es
um die Erfassung der aktuellen und bilanzierend-retrospektiven Lebenszufriedenheit.
Ein probates Instrument hierfür ist die Satisfaction
with Life Scale (SWLS; Diener,
Emmons, Larsen & Griffin, 1985; deutsche Fassung von Schumacher, 2003). Mit
dem eindimensionalen Selbstbeurteilungsinstrument soll die globale (allgemeine)
Lebenzufriedenheit abgebildet werden. Es wird angenommen, dass es sich dabei um
die eher kognitiv-evaluative, Trait-ähnliche Komponente subjektiven
Wohlbefindens handelt40.
Diener et al. (1985) ermittelten im Zeitintervall von vier Jahren eine Test-Retest-Reliabilität
von .58, was die Testautoren als empirische Bestätigung der theoretisch
angenommenen zeitlichen Stabilität globaler Lebenzufriedenheit werten. Interne
Konsistenzen (Cronbachs Alpha) bewegen sich im Bereich von .87 bis .88.
Im
Hinblick auf fünf Aussagen - allesamt positiv formuliert - war auf einer
siebenstufigen Skala von -3 = „stimme überhaupt nicht zu“ bis +3 = „stimme
völlig zu“ der Grad des Zutreffens zu beurteilen. Aus den Einzelantworten wurde
ein Summenwert gebildet. Demnach beträgt die durchschnittliche
Lebenszufriedenheit in der vorliegenden Stichprobe 17.90 (mögliches Maximum =
30, SD = 6.91). Cronbachs Alpha liegt
bei .87.
6.2.9 Ergänzende
Fragen
a) Ruminations-Veränderung:
Direkt im Anschluss an
die Erfassung der gegenwärtigen gedanklichen Beschäftigung mit dem Erlebten (siehe
6.2.2) sollten die TeilnehmerInnen einschätzen, in welchem Ausmaß sich das Ereignis-bezogene
Grübeln seit jener Zeit verändert hat. Die siebenstufige Ein-Item-Skala reicht
von „heute sehr viel weniger als damals“ bis „heute sehr viel mehr als damals“.
Der Mittelwert beträgt -1.28 (möglicher Wertebereich von -3 bis 3, SD = 1.70).
Nach der TEN-/ FLEX-Veränderungsmessung (siehe 6.2.4) folgt ein Modul aus drei
separaten Items (b, c und d).
b) Ruminations-Tendenz vor dem Ereignis:
Die habituelle Neigung,
über bestimmte Themen immer wieder so intensiv nachzudenken, dass man von
anderen Dingen abgelenkt ist, wurde retrospektiv in Bezug auf die Zeit vor dem
Ereignis mittels einer sechsstufigen Skala von „überhaupt nicht“ bis „sehr
viel“ eingeschätzt. Der Mittelwert liegt hier bei 2.75 (möglicher Wertebereich
0 bis 5, SD = 1.20).
c) Zusätzliche gegenwärtige Belastung:
Anhand einer
sechsstufigen Ratingskala von „überhaupt nicht“ bis „sehr viel“ wurde das
Ausmaß der aktuellen Belastung durch Probleme, die nicht mit dem Ereignis in Zusammenhang stehen, beurteilt. Der
Mittelwert beläuft sich auf 2.46 (möglicher Wertebereich 0 bis 5, SD = 1.37).
d) Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen Netzwerk:
Anzahl und Qualität der
momentanen zwischenmenschlichen Beziehungen wurden über eine zusammenfassende
sechsstufige Skala von „vollkommen unzufrieden“ bis „vollkommen zufrieden“
bewertet. Der Mittelwert beträgt 3.19 (möglicher Wertebereich 0 bis 5, SD = 1.13).
e) Teilnahme
an Veranstaltungen des „Begegnungskreises“ und Zufriedenheit mit dem Angebot:
Um das Vorliegen
spezifischer Zusammenhangs-Muster bei Mitgliedern der themenoffenen Gesprächsgruppe
zur vorläufigen Klärung von Indikations-Fragen prüfen zu können, wurde die
Teilnahmehäufigkeit erfragt, wobei die Antworten „einmal“ und „mehrmals“ zur
Auswahl standen. Zur Vereinfachung wurde in der Auswertung nur zwischen
Teilnahme (42 Personen) und Nicht-Teilnahme unterschieden.
Ein weicheres, rein motivationales,
Implementations-unabhängiges Kriterium liegt der Frage zugrunde, ob schon
einmal Interesse bestand41
(Antwortmöglichkeiten „Ja“ und „Nein“).
65 Personen bejahten dies.
Teilnahme impliziert Interesse, woraus folgt, dass sich 23 (65 minus 42)
Personen für das Angebot interessierten, ohne bisher teilgenommen zu haben.
Im Hinblick auf
Optimierungs-Möglichkeiten wurde schließlich auch noch das Ausmaß der Zufriedenheit
mit dem Angebot durch ein summarisches, sechsstufiges Item (von „völlig unzufrieden“
bis „völlig zufrieden“) erhoben. Es resultierte ein Mittelwert von 3.69
(mögliches Maximum = 5, SD = .81).
24
M bezeichnet das arithmetische
Mittel, das aus einer Durchschnittsbildung gegebener Zahlenwerte resultiert.
25
SD bezeichnet die Standardabweichung
(engl. „standard deviation“). Dieser Kennwert informiert über das Ausmaß der
Streuung der Werte um ihren gemeinsamen Mittelwert. Im Falle einer
Normalverteilung befinden sich ca. 68 % aller Werte im Bereich von M ± 1SD.
Dementsprechend liegen dann jeweils ca. 16 % darüber oder darunter.
26
Der Begriff „Item“ bezeichnet eine einzelne Aussage oder Frage, auf die eine
quantifizierbare Reaktion (hier: Ankreuzen) gezeigt werden soll.
27
Die interne Konsistenz gibt Auskunft über das Ausmaß, in dem alle Items der
jeweiligen Skala von derselben Person in gleicher Weise beantwortet werden. Aus
dieser statistischen Maßzahl ist also ersichtlich, wie gut sich die Anworten zu
einer homogenen Gesamttendenz zusammenfügen. Ein Wert von Cronbachs Alpha =
1.00 würde bedeuten, dass bei allen Items dieselbe Einstufung vorgenommen
wurde. Als Faustregel gilt, dass die interne Konsistenz einer Skala ab dem Wert
.70 befriedigend und ab .80 gut ist. Die interne Konsistenz steigt unter
anderem auch mit der Item-Anzahl und dem Grad ihrer Ähnlichkeit.
28
Die der Auswertung zugrundegelegte numerische Verankerung der vorgestellten
Skalen kann von der Präsentation im Fragebogen abweichen. Eine Veränderung der
Ankreuzposition um einen Schritt wird jeweils durch den Betrag 1 berücksichtigt.
29
Beim LEBI handelt es sich um ein strukturiertes Interview, in dem neben dem
Grad subjektiver Belastung, Kontrollierbarkeit, Vorhersagbarkeit und erhaltener
sozialer Unterstützung auch die Interferenz mit persönlich bedeutsamen oder
übergreifenden Lebenszielen berücksichtigt wird.
30
Rothermund et al. (1994) empfehlen, ein ausgedehnteres Zeitintervall im
Interesse einer stärkeren Homogenisierung der Ereignisstichprobe zuzulassen.
Die affektive Erlebnisqualität wurde dort anhand der Emotionsadjektive „belastend“,
„deprimierend“, „erschütternd“, „beängstigend“ und „ärgerlich“ auf einer
neunstufigen Ratingskala beurteilt. Die Autoren erhoben zusätzlich das aktuelle
Belastungsausmaß und die Handlungsrelevanz des Problems (operationalisiert
durch wahrgenommene Herausforderung und Bedrohung sowie dessen
Kontrollierbarkeit/ Überwindbarkeit).
31
Damit ist nicht gesagt, dass die Bereitschaft zu derartig flexiblem Verhalten
willentlich herbeigeführt werden kann. Die durch akkommodative Funktionslagen
begünstigten Anschlusshandlungen bieten dann mehr Spielraum für intentionale
Mitgestaltung. So mag ein Mensch zunächst mehr oder weniger nur Zeuge interner
Relativierungsprozesse sein, kann sich dann aber gezielt überlegen, welchen
konkreten neuen Projekten er Aufmerksamkeit schenken will und welche
praktischen Schritte einzuleiten sind.
32
Die mit einem Minuszeichen markierten Items sind umgekehrt gepolt. Niedrige
Werte indizieren dann hohe Ausprägung von Hartnäckigkeit bzw. Flexibilität (und
vice versa).
33 Im Gegensatz dazu wird bei „indirekter
Veränderungsmessung“ die Differenz aus Werten ermittelt, die zu unterschiedlichen
Zeitpunkten erhoben wurden.
34 Maercker & Langner (2001) konnten
die 5-Faktorenstruktur der englischsprachigen Originalversion annähernd replizieren.
Lediglich die Subskala „persönliche
Stärke“ wurde nicht wiedergefunden. Ihre Items laden auf anderen, zum Teil
unterschiedlichen Faktoren. Die Autoren führen dies auf kulturbezogene
Differenzen des Selbstkonzepts zurück. Demnach könnte die Facette „persönliche Stärke“ in Nordamerika einen
höheren Kohärenzgrad aufweisen als in Europa.
35 Unter
„Ambiguitätstoleranz“ wird die Fähigkeit verstanden, an mehrdeutige, komplexe,
schwer zu verstehende und zu kontrollierende Situationen und Tatbestände
relativ gelassen heranzugehen. Als Grundlage werden generalisierte Modi der
Informationsaufnahme und Reizverarbeitung angenommen (vgl. Kischkel, 1984;
Norton, 1975). Die Forschung zur Ambiguitäts- oder Ungewissheitstoleranz geht
auf Frenkel-Brunswik (1949) zurück. Die Konzept-Entwicklung erhielt auch
Impulse aus Untersuchungen zum „Autoritären Charakter“ durch Adorno et al.
36 Die von Tedeschi & Calhoun (1996)
postulierten Wachstums-Bereiche decken sich weitestgehend mit den Domänen der
Bewältigungsgewinne, wie sie im Zusammenhang mit „benefit-finding“ diskutiert werden (vgl. Affleck & Tennen,
1996; Antoni et al., 2001; Davis et al., 1998).
37 Die
Kurzform weist der Langform entsprechende psychometrische Kennwerte auf.
38 von Collani & Herzberg (2003)
reformulierten Item Nr. 4. Die Autoren begründen diesen Schritt mit psychometrischen
Defiziten und suboptimaler inhaltlicher Validität. Die ursprüngliche
Formulierung lautete: „Ich besitze die gleichen Fähigkeiten wie die meisten
anderen Menschen auch.“
39 Den
Autoren zufolge sei Einheitlichkeit nur nur auf der Ebene eines Faktors 2.
Ordnung festzustellen.
40 Das Instrument wurde vor dem
Hintergrund der Theorie Subjektiven
Wohlbefindens entwickelt. Wohlbefinden konstituiere sich aus einer
emotionalen/ affektiven und einer kognitiv-evaluativen Komponente, wobei sich
die emotionale Komponente aus positivem Affekt, negativem Affekt und Glück (als
längerfristigem positiv-affektivem Zustand) zusammensetze. Lebenszufriedenheit
und Glück stünden für die Persönlichkeits-Komponente („Trait“) subjektiven
Wohlbefindens, positiver und negativer Affekt hingegen für die situativ
variable Komponente („State“).
41 Da Interesse der vorherigen
Information bedarf, dies aber nicht vorausgesetzt werden kann, bestünde eine
noch sensitivere Variante darin, nach einer Kurzbeschreibung des Angebotes den
mehrfach abgestuften Grad der Teilnahmemotivation zu erfragen.
In diesem Kapitel werden die Resultate der Fragebogenstudie vorgestellt. Um
Redundanzen vorzubeugen, erfolgt die Interpretation der Befunde vorwiegend im
8. Kapitel. Der durch die Auswertung bivariater Zusammenhänge angestrebte erste
Überblick erfährt anhand kanonischer Korrelationen eine Bündelung auf
Beziehungsmuster zwischen den spezifischen Variablengruppen der Belastungs-Parameter,
Ruminations-Facetten, benefit-finding-Facetten,
klassischen Indikatoren der Anpassungsgüte, den Dispositionsmerkmalen TEN / FLEX sowie ergänzenden Variablen mit Person- und Umweltbezug. Die
hierfür kennzeichnende gleichzeitige Berücksichtigung mehrerer Parameter
erfährt noch eine Steigerung bei Anwendung der hierarchischen multiplen Regression,
in der es darum gehen wird, den relativen Beitrag der einzelnen Variablen zur
Vorhersage von benefit-finding im
Kontext der anderen Einflussgrößen zu beurteilen. Mögliche Puffereffekte von TEN / FLEX werden schließlich anhand von Moderatoranalysen unter die Lupe
genommen.
7.1 Bivariate Zusammenhänge
Aus Tabelle A1 im Anhang sind alle bivariaten42
Zusammenhänge ersichtlich. Das komplexe Beziehungsgeflecht macht es
erforderlich, einzelne Felder abzustecken und nur solche Korrelationen43 zu betrachten, die für die vorliegende
Fragestellung besondere Relevanz aufweisen. Da einige Aspekte im weiteren
Verlauf der Auswertung erneut aufgegriffen werden, hat die Darstellung
komprimierenden Charakter. Nicht alle Werte werden im Detail angesprochen. Bei
Interesse vermittelt ein Blick in die Matrix entsprechende Aufschlüsse.
7.1.1
Zusammenhänge
mit der Initialbelastung
Rumination
Das Ausmaß retrospektiv berichteter Belastung durch das Ereignis steht in
deutlich positivem Zusammenhang mit allen Facetten der Rumination (.30 ≤ r ≤ .44, p < .001). Die einzige Ausnahme bildet Vermeidung, bei der es
sich aber wie schon gesagt um keine Form des Grübelns im eigentlichen Sinne
handelt, sondern eher um eine Art des Umgangs mit ruminativen Impulsen. Die
Beziehungen mit allen Ruminations-Skalen sind hoch-signifikant44.
Benefit-finding
Im Gegensatz dazu ist keine
Dimension erlebter positiver Aspekte signifkant mit der Initialbelastung
assoziiert. Eine Wachstums-betonende Bilanzierung der Bewältigungserfahrung
scheint hier also keinesfalls automatische Begleiterscheinung widriger
Lebensereignisse zu sein.
Depression, Selbstwertgefühl,
Lebenszufriedenheit und Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen Netzwerk
Mit Depression weist der multidimensional eingeschätzte Schweregrad des
Ereignisses eine recht niedrige Korrelation von r = .24 ( p < .01)
auf.
Hohe Ausgangsbelastung
geht nur marginal signifikant ( p =
.052) und in geringfügigem Ausmaß (r
= -.16) mit niedrigerem Selbstwertgefühl einher, was ein Indiz dafür ist, dass
dieses nicht primär von externen Geschehnissen abhängt.
Deutlich markanter, aber
trotzdem nur niedrig bis mäßig, ist der Zusammenhang mit Lebenszufriedenheit (r = -.36, p < .001) und der Zufriedenheit mit Anzahl und Qualität der
zwischenmenschlichen Beziehungen (r =
-.24, p < .01).
7.1.2
Innen-
und Außenbeziehungen der Rumination
Ruminations-Skalen
untereinander
Von drei Ausnahmen abgesehen (kontrafaktische Rumination - Vermeidung,
kontrafaktische Rumination - sinnorientierte Rumination, Vermeidung -
sinnorientierte Rumination), besteht zwischen allen Ruminations-Facetten eine
positive Wechselbeziehung (.21 ≤ r ≤
.83, p < .01/ .001). Besonders
ausgeprägt sind die Zusammenhänge zwischen dysphorischer und intrusiver Rumination
(r = .83, p < .001) sowie zwischen palliativer und sinnorientierter
Rumination (r = .79, p < .001). Mit allen hier
operationalisierten Unterformen des Grübelns stark verbunden ist die
problemlösungsorientierte Rumination (.49 ≤ r
≤ .71).
Rumination und benefit-finding
Der nicht-signifikante Zusammenhang zwischen den Summenwerten von
Rumination und benefit-finding nimmt bei Betrachtung
der Subskalen präzisere Konturen an. Höhere Ausprägungen von dysphorischer, intrusiver und kontrafaktischer
Rumination sind - wenn auch nur in geringem Maße - mit niedrigeren Werten auf
der neu operationalisierten Wachstumsdimension „Ambiguitätstoleranz“
verknüpft (-.19 ≤ r ≤ -.17, p < .05)45.
Problemlösungsorientierte Rumination und Vermeidung weisen keinerlei statistisch bedeutsame Beziehungen
mit
Facetten des benefit-finding auf.
Palliative Rumination ist - abgesehen von „religiöse Veränderungen“ - mit allen Wachstumsbereichen
signifikant
positiv korreliert (.22 ≤ r ≤ .48, p < .01/ .001).
Für sinnorientierte Rumination ergibt sich ein ähnliches Muster (.29 ≤ r ≤ .46, p < .001).
Zusätzlich ist hier auch noch ein deutlicher
Zusammenhang mit „religiöse Veränderungen“
festzustellen (r = .39, p < .001).
Rumination und die klassischen
Anpassungs-Indikatoren
Den höchsten Zusammenhang mit Depression
weisen erwartungsgemäß dysphorische (r
= .63, p < .001) und intrusive Rumination (r = .53, p <
.001) auf. Dahinter folgen - untereinander relativ gleichauf - kontrafaktisches und problemlösungsorientiertes Grübeln sowie
Vermeidung (.27 ≤ r ≤ .30, p < .01/ .001). Die Beziehung von Depression mit palliativer und sinnorientierter Rumination erreicht keine
statistische
Signifikanz.
Mit Blick auf das Selbstwertgefühl resultieren lediglich
Zusammenhänge mit dysphorischer, intrusiver
und kontrafaktischer Rumination (-.39
≤ r ≤ -.28., p < .001). Die Beziehungen zu palliativer
und sinnorientierter Rumination
weisen zwar in eine positive Richtung, werden aber nicht signifikant. Dasselbe
gilt - in negativer Richtung - für problemlösungsorientierte
Rumination und Vermeidung.
Offensichtlich schlecht
vereinbar mit Lebenszufriedenheit
sind dysphorische (r = -.58, p
< .001) sowie intrusive, kontrafaktische und problemlösungsorientierte (-.45 ≤ r ≤ -.30., p <
.001) Varianten des Grübelns. Der Negativ-Zusammenhang mit Vermeidung ist nur marginal signifikant ( p = .06). Die Korrelationen mit palliativer
und sinnorientierter Rumination
weichen lediglich auf der zweiten Nachkommastelle von Null ab.
Beziehungen mit TEN / FLEX
Die Zusammenhänge mit dispositioneller Hartnäckigkeit sind allesamt
statistisch uninteressant. Dieser Befund gilt auch für TEN-Veränderung46.
Prägnante Kontraste
werden hingegen im Hinblick auf die Tendenz zu flexibler Zielanpassung
aufgespannt: Zwischen FLEX und dysphorischer, intrusiver sowie kontrafaktischer
Rumination ergeben sich Negativ-Korrelationen (-.35 ≤ r ≤ -.29., p < .001),
was auf das protektive Potential dieses spezifischen Bewältigungs-Stils
hindeutet.
Mit sinnorientierter Rumination scheint Flexibilität auf eher gutem Fuß
zu stehen (r = .17, p
= .03). Dieser Trend betrifft auch - wenngleich mit p = .07 nicht signifikant - palliative
Formen intensiver gedanklicher Auseinandersetzung. Die Zusammenhänge mit problemlösungsorientierter Rumination
und Vermeidung haben sich bei Null
eingependelt.
Zieht man die Werte der FLEX-Veränderung47
heran, bleibt das Bild im Hinblick auf die aversive Ruminations-Trias sowie problemlösungsorientierte Rumination und
Vermeidung annhähernd gleich.
Demgegenüber vergrößert sich der Zusammenhang mit palliativer (r = .40, p <
.001) und sinnorientierter (r = .35, p < .001) kognitiver Aktivität um einen Faktor von mehr als
zwei.
Zeitlicher Abstand
Interessanterweise ist
der Zusammenhang zwischen der Zeit seit dem Ereignis und sowohl Gesamt-Rumination
als auch den Ruminations-Facetten nicht-signifikant. Selbst die negative Korrelation
der zeitlichen Distanz mit Ruminations-Veränderung (r = -.24, p <
.01) fällt verhältnismäßig niedrig aus. Dies bedeutet, dass ein Nachlassen des
Grübelns im Laufe der Zeit keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Sogar
Chronifizierung und Aggravation scheinen vorzukommen.
7.1.3 Benefit-finding
Benefit-finding-Skalen
untereinander
Die Domänen selbstberichteter positiver Veränderungen zeichnen sich durch
ein mäßig bis hoch ausgeprägtes Zusammenhangs-Gefüge aus (.32 ≤ r ≤ .81, p < .001). Die Spitzenreiter bilden dabei die Beziehungen
zwischen „persönliche Stärke“ und „neue Möglichkeiten“ (r = .81) sowie zwischen „Wertschätzung des Lebens“ und „persönliche Stärke“ / „neue
Möglichkeiten“ (r = .75 / .74). Etwas aus dem Rahmen fällt die Subskala „religiöse Veränderungen“: Abgesehen
von
der Korrelation mit „Beziehungen zu
anderen“ (r = .51) liegen die
Zusammenhänge mit den anderen Wachstums-Facetten nur zwischen .32 ≤ r ≤ .43.
Die Beziehungen
mit den Ruminations-Skalen wurden bereits unter 7.1.2 dargelegt.
Korrelationen
mit Depression, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit
Ein signifkant
negativer Zusammenhang mit Depression kann nur für die Skalen „Wertschätzung
des Lebens“ (r = -.22, p < .01) und „Ambiguitätstoleranz“
(r = -.19, p <
.05) diagnostiziert werden. Knapp verfehlt wird die Signifikanz bei „neue
Möglichkeiten“.
Markantere Relationen ergeben
sich wieder in Bezug auf das Selbstwertgefühl: Mit Ausnahme von „Beziehungen
zu anderen“ (r = .20, p < .05) und „religiöse
Veränderungen“ (Nullkorrelation) bewegen sich die Zusammenhänge mit den
Wachstums-Skalen in der Spanne von .32 £ r £
.43 ( p < .001).
Lebenszufriedenheit ist
mit allen benefit-finding-Bereichen, außer mit „religiöse Veränderungen“
(r = .18, p <
.05), auf vergleichbarem Niveau korreliert ( .29 £ r £
.42, p < .001).
Beziehungen
mit TEN / FLEX
Die
Korrelationen mit der Skala „hartnäckige Zielverfolgung“ verfehlen
allesamt die Schwelle für statistische Bedeutsamkeit. Bei Berücksichtigung von „TEN-Veränderung“
ergeben sich dann allerdings doch Anknüpfungspunkte, und zwar mit „Wertschätzung
des Lebens“ und „persönliche Stärke“ (beide r = .17, p <
.05). Die Korrelation mit „neue Möglichkeiten“ fällt marginal signifikant
aus (r = .15, p = .055).
Die FLEX-Skala weist mit vier
Wachstums-Bereichen nennenswert positive Zusammenhänge auf (.32 £ r £ .41, p <
.001). Von dieser Linie weichen nur „Beziehungen zu anderen“ und „religiöse Veränderungen“ ab
(beide nicht-signifkant). Ein weiterer Anstieg der soeben genannten
Korrelationen wird erkennbar, wenn man „FLEX-Veränderung“ betrachtet
(.52 £
r £ .57, p < .001). Nun wird auch
die Korrelation mit „Beziehungen zu anderen“ signifikant (r = .25, p <
.01). Der Zusammenhang mit „religiöse Veränderungen“ erfüllt beinahe das
vereinbarte Signifkanz-Kriterium (r =
.15, p = .056).
7.1.4 Konstellationen
im Zusammenhang mit „hartnäckiger Zielverfolgung“ und „flexibler Zielanpassung“
Die Beziehungen
mit Initialbelastung, Rumination und benefit-finding
wurden in den Unterpunkten 7.1.1 bis 7.1.3 bereits angsprochen. Darüber hinaus
verdienen noch ein paar ausgewählte Korrelations-Muster Beachtung.
TEN und FLEX stehen
miteinander in nur schwach positivem Zusammenhang (r = .16, p < .05).
Dies deckt sich mit der Annahme, dass es sich
bei TEN und FLEX um unabhängige, aber
nicht per se unvereinbare Bewältigungsdimensionen handelt. Die Beziehung
zwischen TEN-Veränderung und FLEX-Veränderung verfehlt das
Signifikanz-Niveau.
Deutlich positiv assoziiert sind TEN
und TEN-Veränderung (r = .59, p < .001) sowie FLEX und
FLEX-Veränderung (r = .46, p < .001).
Im Unterschied zu den Ergebnissen
von Brandtstädter & Renner (1990) ist die Korrelation zwischen FLEX
und dem Alter zwar positiv, aber nicht signifkant. Es ist denkbar, dass diejenigen jüngeren TeilnehmerInnen, die den
Fragebogen – auf freiwilliger Basis – ausfüllten, für ihre Altersspanne ungewöhnlich hohe FLEX-Werte aufweisen, vielleicht bedingt
durch spezifische Verlusterfahrungen, die üblicherweise in späteren
Lebensphasen auftreten. Ebensowenig überschreitet die
Negativ-Korrelation zwischen TEN und der Altersvariable die Zone
zufälliger Wahrscheinlichkeit. Dies
könnte daran liegen, dass sich viele der befragten Personen in Lebenslagen befinden,
in denen immer noch ein erheblicher Anteil hartnäckiger Problemlösungsbemühungen
gefordert ist. TEN-Veränderung im Sinne einer Zunahme der Tendenz
zu assimilativer Persistenz ist dann aber doch eher weniger vereinbar mit
höherem Alter (r = -.18, p < .05).
Die
Negativ-Korrelation von FLEX mit zusätzlicher gegenwärtiger Belastung
(r = -.27, p
<
.01) und das positive Pendant in Bezug auf Zufriedenheit mit dem
gegenwärtigen sozialen Netzwerk (r
= .22, p < .01) liefern – bei
angenommener relativ hoher Stabilität der Tendenz zu flexibler Zielanpassung –
Indizien für eine wichtige Rolle von FLEX im interpretativ geprägten und
durch Konstruktions-Elemente begleiteten Prozess der Belastungs- und
Zufriedenheitswahrnehmung.
Wie schon bei
Brandtstädter & Renner (1990) stehen sowohl TEN (r = -.24, p <
.01) als auch FLEX (r = -.29, p < .001) tendenziell
in einem antagonistischen Verhältnis zu Depression, was für ihre
protektive Wirkung spricht. In dieses Bild passen auch die positiven
Korrelationen mit charakteristischen Parametern psychischer Stabilität: In
Bezug auf das Selbstwertgefühl ist für FLEX r = .38 ( p <
.001) und für TEN r = .35 ( p < .001). Im Zusammenhang
mit Lebenszufriedenheit resultiert für FLEX r = .35 ( p <
.001), für TEN hingegen nur r = .16 (
p < .05).
Betrachtet man
die Veränderungswerte, so sind bei FLEX-Veränderung kaum
Abweichungen von den gerade beschriebenen Verhältnissen festzustellen. In Bezug
auf TEN-Veränderung allerdings verlieren die Korrelationen mit Depression
und Lebenszufriedenheit ihre Signifikanz. In Sachen Selbstwertgefühl sinkt
der Zusammenhang immerhin um etwa die Hälfte auf r = .18 ( p < .05). Im Umgang mit
den in der vorliegenden Studie genannten Problemfeldern scheint demnach ein
Zuwachs an Flexibilität insgesamt anpassungsförderlicher zu wirken als ein Plus
an Hartnäckigkeit.
7.1.5 Zusätzliche
Belastungen und der soziale Kontext
Zusätzliche
gegenwärtige Belastung geht einher mit Ruminations-Veränderung im
Sinne einer Zunahme des Grübelns seit dem Ereignis (r = .16, p <
.05) und weist positive Zusammenhänge mit dysphorischer, intrusiver,
kontrafaktischer und problemlösungsorientierter Rumination auf (.19 £ r £ .33, p
<
.05/.01/.001). Palliative und sinnorientierte Rumination und Vermeidung
hingegen scheinen von diesen extra-Stressoren abgelöst zu sein, ergeben sich
hier doch ausschließlich Null-Korrelationen.
Außer mit „religiöse
Veränderungen“ und „Beziehungen zu anderen“ – wo keine Signifikanz
erreicht wird – ist zumindest ansatzweise eine hemmende Relation zwischen zusätzlicher
gegenwärtiger Belastung und den Wachstums-Facetten auszumachen (-.23 £ r £ -.17, p
< .01/.05).
In Bezug auf Positiv- und Negativ-
Indikatoren psychischer Stabilität sind symmetrische Relationen festzustellen: r = .39 (p <
.001) mit Depression und r =
-.36/-.39 (p < .001) mit Selbstwertgefühl
/ Lebenszufriedenheit.
Der tendenziell
inverse Zusammenhang zwischen Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen
Netzwerk und Initialbelastung (r
= -.26, p < .01) kann etwa auf
ereignisbedingte Einbrüche im zwischenmenschlichen Beziehungsgefüge und auf
gefilterte Erinnerung durch aktuelle soziale Frustration zurückzuführen sein.
In eine ähnliche Richtung weist die Beziehung mit zusätzlicher gegenwärtiger
Belastung (r = -.23, p < .01).
Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen
sozialen Netzwerk weist mit Ruminations-Veränderung und dysphorischer,
intrusiver, kontrafaktischer sowie problemlösungsorientierter Rumination und
Vermeidung einen negativen Zusammenhang auf (-.45 £ r £
-.17, p < .001/.01/.05). Als
davon unabhängig erweisen sich abermals palliative und sinnorientierte
Rumination.
Mit Ausnahme der benefit-finding-Subskalen
„religiöse Veränderungen“ und „Ambiguitätstoleranz“, die mit der
zwischenmenschlichen Zufriedenheit zwar positiv, aber nicht-signifikant korreliert
sind, bestehen gleichsinnige Beziehungen mit allen Bereichen selbstberichteten
Wachstums (.19 £
r £ .25, p <
.05/.01). Genauso, wie soziale
Zufriedenheit die Wahrnehmung von Wachstums-Effekten erleichtern kann, ist es
auch möglich, dass erlebtes Wachstum zu einer günstigeren Bewertung der
zwischenmenschlichen Situation führt.
Die Verwandtschaft von Zufriedenheit
mit dem gegenwärtigen sozialen Netzwerk mit klassischen Indikatoren der
Anpassungsgüte zeigt sich durch die negative Korrelation mit Depression
(r = -.55, p <
.001) und einen positiven Zusammenhang mit Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit
(r = .30/.50, p <
.001).
Interesse am
Angebot des „Begegnungskreises“ korreliert signifikant positiv mit Initialbelastung
(r = .25, p <
.01), dysphorischer, intrusiver und problemlösungsorientierter
Rumination (.21 £
r £ .28, p <
.05/.01/.001) und Depression (r
= .30, p < .001). Negative
Zusammenhänge ergeben sich mit der Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen
sozialen Netzwerk (r = -.34, p <
.001) und Lebenszufriedenheit (r = -.22, p <
.01).
7.1.6 Zusammenhänge
mit dem Alter
Die Frage einer
Altersabhängigkeit der dispositionellen Tendenzen zu „hartnäckiger Zielverfolgung“
(TEN) und „flexibler Zielanpassung“ (FLEX) in der vorliegenden Stichprobe
wurde bereits unter 7.1.4 thematisiert.
Mit beinahe dem
gesamten Ruminationsspektrum - die
einzige Ausnahme bildet der nicht-signifikante Zusammenhang mit kontrafaktischer Rumination48 - ist das Lebensalter in der Größenordnung
von .22 £
r £ .27 ( p < .01) korreliert. Dieser
Zusammenhang bleibt bemerkenswerterweise sogar dann signifikant, wenn alle weiteren Variablen
herauspartialiert werden. Desgleichen ist eine positive Assoziation von Alter
und Ruminations-Veränderung im Sinne einer Zunahme des Grübelns festzustellen (
r = .22, p <
.01). In der vorliegenden Stichprobe scheinen außerdem ältere Personen auch
depressiver zu sein (r = .16, p < .05). Diese Befunde
sprechen für eine größere, eventuell auch kumulierte Ereignisbelastung bei
TeilnehmerInnen, die auf eine längere Biographie zurückblicken. Wenn vor allem
diejenigen älteren Personen den Fragebogen ausgefüllt haben, die einen
gesteigerten Verarbeitungsbedarf verpürten, würde dieser Trend noch zusätzlich
durch einen Selektions-Effekt unterstützt.
Im Hinblick auf
die Bereiche erlebten Wachstums hebt sich nur die positive Beziehung mit „religiöse
Veränderungen“ (r = .24, p < .01) gegenüber dem
ansonsten nicht-signifkanten Muster ab. Dies könnte auf den zunehmenden
Stellenwert zeittranszendenter Sinnorientierungen in späteren Lebensphasen hinweisen
(vgl. Brandtstädter, Meininger & Gräser, 2003).
7.2
Kanonische
Korrelationen
Mit dem multivariaten Verfahren der Kanonischen Korrelation ist es
möglich, die lineare Zusammenhangsstruktur zwischen zwei Gruppen von Variablen zu untersuchen und zu quantifizieren. Dadurch
kann der Einfluss mehrerer Prädiktorvariablen auf mehrere Kriteriumsvariablen simultan
analysiert werden. Es resultieren voneinander unabhängige (orthogonale) Faktoren,
die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Variablensätzen
bestmöglich abbilden. Die Kanonische Korrelation entspricht der optimierten bivariaten
Korrelation zwischen Linearkombinationen (gewichteten Summen) aus den beiden
Gruppen (vgl. Bortz, 2005). Eine Beispielfragestellung wäre die Suche nach
Assoziationsmustern zwischen verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften einerseits
und favorisierten Merkmalen der Berufstätigkeit andererseits oder zwischen
Charakteristika der Bebauungsstruktur einer Siedlung sowie Befindens- und
Interaktionsindikatoren der Bewohner.
7.2.1
Kanonische
Korrelationsanalyse der Ruminations-Facetten mit
den Indikatoren der
Anpassungsgüte und benefit-finding
Um systematische, differentielle Beziehungen zwischen Maßen aktueller
kognitiver Verarbeitungsaktivität und Parametern des Bewältigungserfolges
herauszupräparieren, wurden zwei Variablensätze gebildet. In Satz I befinden
sich die Werte der Ruminations-Subskalen. Satz II enthält neben den Ausprägungen
von Depression, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit zusätzlich auch noch
die Dimensionen selbstberichteten Wachstums im Sinne von benefit-finding. Es resultierten drei signifikante kanonische Korrelationen (Tabelle 1).
Die erste kanonische Korrelation bringt vor allem dysphorische und
intrusive Rumination - in geringerem Maße auch kontrafaktisches Grübeln - in
Zusammenhang mit höherer Depressivität und niedrigeren Werten für
Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit. Im Variablensatz II zeichnet sich
ferner ein Kontrast zu den Wachstumsbereichen „Wertschätzung des Lebens“, „Ambiguitätstoleranz“,
„persönliche Stärke“ und „neue
Möglichkeiten“ ab.
Die zweite kanonische
Korrelation verbindet mehr oder weniger den gesamten Ruminations-Komplex mit
den benefit-finding-Domänen „neue Möglichkeiten“, „persönliche Stärke“
und „Wertschätzung des Lebens“.
Besonders gilt dies für palliative, sinnorientierte und problemlösungsorientierte
Rumination, in vergleichbarem Ausmaß aber auch für dysphorische Rumination und
Vermeidung. Die klassischen Anpassungsindikatoren stehen dazu insgesamt in
recht neutralem Verhältnis. Interessant ist, dass die Depressionswerte
tendenziell mit einer derartig akzentuierten Verarbeitungs- und
Wachstums-Richtung vereinbar zu sein scheinen.
Auf dem dritten kanonischen
Faktor schließlich sticht ganz markant die Assoziation von sinnorientierter
Rumination und dem vorher Ladungs-neutralen Wachstumsbereich „religiöse Veränderungen“ heraus. Eine
noch nennenswerte Nähe zu dieser Konstellation weist zudem die Facette „Beziehungen zu anderen“ auf. Auch sie
spielte vorher eine vernachlässigbare Rolle. Die restlichen benefit-finding-Aspekte sind zumindest
Trend-kompatibel. Depression, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit werden
von diesem Faktor nicht tangiert.
Tabelle 1: Kanonische
Korrelationsanalyse der Ruminations-Facetten mit den Indikatoren der
Anpassungsgüte (erweitert durch benefit-finding)
|
Kanonische Faktoren |
||
1 |
2 |
3 |
|
Variablensatz I: Ru_dysphorisch49 |
.82 |
.54 |
.14 |
Ru_intrusiv |
.67 |
.39 |
.17 |
Ru_kontrafaktisch |
.43 |
.27 |
-.05 |
Ru_Vermeidung |
.15 |
.67 |
-.22 |
Ru_problemlösungsorientiert |
.24 |
.60 |
.08 |
Ru_palliativ |
-.31 |
.78 |
.32 |
Ru_sinnorientiert |
-.15 |
.53 |
.80 |
Variablensatz II: BF_neue |
-.41 |
.62 |
.44 |
BF_Beziehungen zu |
-.14 |
-.05 |
.50 |
BF_Wertschätzung |
-.57 |
.50 |
.27 |
BF_persönliche |
-.45 |
.55 |
.46 |
BF_religiöse |
-.09 |
-.11 |
.92 |
BF_Ambiguitätstoleranz |
-.53 |
.37 |
.24 |
Depression |
.86 |
.33 |
.11 |
Selbstwertgefühl |
-.61 |
-.06 |
.20 |
Lebenszufriedenheit |
-.73 |
-.27 |
.00 |
Kanonische Korrelation |
.74**
|
.65** |
.59** |
7.2.2
Kanonische
Korrelationsanalyse der Ruminations- und benefit-
finding-Facetten
mit „hartnäckiger Zielverfolgung“
und „flexibler Zielanpassung“
Um Aufschluss darüber zu erlangen, inwieweit in der vorliegenden
Stichprobe dispositionelle Tendenzen zu assimilativen und akkommodativen
Bewältigungsformen mit bestimmten inhaltlichen Akzentuierungen der
Ruminationsaktivität und des Wachstumserlebens assoziiert sind, wurde
Variablensatz I mit den Ruminations- und benefit-finding-Facetten bestückt und
Variablensatz II mit den TEN / FLEX-Skalenwerten. Es kristallisierte
sich eine signifikante kanonische
Korrelation heraus (Tabelle 2).
Der resultierende Faktor
wird in maximaler Höhe durch FLEX
repräsentiert und bringt diesen Bewältigungsmodus in einen prägnanten
Zusammenhang mit den Wachstumsdimensionen „persönliche Stärke“, „Ambiguitätstoleranz“, „neue
Möglichkeiten“ und „Wertschätzung des Lebens“.
Aus dem Reigen des Rumination fügen sich noch am ehesten palliative und
sinnorientierte Varianten in diese Richtung ein. Dysphorische, intrusive und
kontrafaktische Rumination hingegen sind eher einem Gegenpol zuzuordnen.
Tenazität steht zwar nicht im Widerspruch zu diesem Wachstum-fördernden Muster,
scheint hier aber eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Werden in Variablensatz II statt TEN
/ FLEX die Werte für selbstberichtete TEN
/ FLEX-Veränderung herangezogen,
nimmt dieses Profil sogar noch etwas klarere Konturen an FLEX-Veränderung kann die höchste Ladung für sich in Anspruch
nehmen. Die schon oben akzentuierten Wachstumsbereiche treten deutlicher in den
Vordergrund. Der höchste Anstieg ist hierbei für „Wertschätzung des Lebens“ zu verzeichnen. Zudem rücken TEN / FLEX-Veränderung in noch größere Nähe zu palliativer
und
sinnorientierter Rumination (Tabelle 3).
In beiden Berechnungs-Varianten behalten problemlösungorientierte
Rumination und Vermeidung ihren neutralen Status.
Tabelle 2: Kanonische
Korrelationsanalyse der
Ruminations- und benefit-finding-Facetten mit den Dispositionsvariablen „hartnäckige
Zielverfolgung“ (TEN) und „flexible Zielanpassung“ (FLEX)
|
Kanonische |
1 |
|
Variablensatz I: Ru_dysphorisch |
-.42 |
Ru_intrusiv |
-.52 |
Ru_kontrafaktisch |
-.55 |
Ru_Vermeidung |
-.01 |
Ru_problemlösungsorientiert |
-.02 |
Ru_palliativ |
.34 |
Ru_sinnorientiert |
.30 |
BF_neue Möglichkeiten |
.63 |
BF_Beziehungen zu anderen |
.25 |
BF_Wertschätzung des Lebens |
.55 |
BF_persönliche Stärke |
.75 |
BF_religiöse Veränderungen |
.17 |
BF_Ambiguitätstoleranz |
.66 |
Variablensatz II: TEN |
.20 |
FLEX |
1.00 |
Kanonische |
.60** |
Tabelle 3: Kanonische
Korrelationsanalyse der
Ruminations- und benefit-finding-Facetten mit den Variablen „Tenazitäts-Veränderung“ und
„Flexibilitäts-Veränderung“
|
Kanonische |
1 |
|
Variablensatz I: Ru_dysphorisch |
-.38 |
Ru_intrusiv |
-.39 |
Ru_kontrafaktisch |
-.33 |
Ru_Vermeidung |
-.01 |
Ru_problemlösungsorientiert |
.05 |
Ru_palliativ |
.58 |
Ru_sinnorientiert |
.47 |
BF_neue Möglichkeiten |
.73 |
BF_Beziehungen |
.30 |
BF_Wertschätzung des Lebens |
.81 |
BF_persönliche Stärke |
.81 |
BF_religiöse Veränderungen |
.16 |
BF_Ambiguitätstoleranz |
.72 |
Variablensatz II: TEN-Veränderung |
.30 |
FLEX-Veränderung |
.98 |
Kanonische |
.72** |
7.2.3
Kanonische
Korrelationsanalyse ausgewählter Verarbeitungs- und
Anpassungsindikatoren
mit den Dispositions- und
Kontextparametern
Um Verbindungsstränge zwischen Person- und Umweltvariablen einerseits und besonders aussagekräftigen
Indikatoren des Bewältigungs-Status andererseits zu extrahieren, wurde folgende
Gruppierung vorgenommen: Variablensatz I enthält neben (a) den Maßen für
Depression, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit und (b) dem benefit-finding-Gesamtwert auch noch (c) dysphorische und intrusive Rumination
sowie palliative und sinnorientierte Rumination als repräsentative Markier-Variablen
unterschiedlicher Phasen des kognitiven Verarbeitungsprozesses. Variablensatz
II setzt sich zusammen aus (a) der subjektiven Einschätzung initialer und zusätzlicher
gegenwärtiger Belastung, (b) der Zufriedenheit mit dem sozialen Netzwerk - als
evaluativer Bezugnahme auf einen wichtigen Aspekt des
Verarbeitungshintergrundes - und (c) - in dispositioneller Hinsicht - der
retrospektiv berichteten Ruminationstendenz vor dem Ereignis sowie der
individuellen Neigung zu „hartnäckiger Zielverfolgung“ und „flexibler
Zielanpassung“ bei zusätzlicher Berücksichtigung von erlebter TEN / FLEX-Veränderung seit dem Ereignis. Es ergaben sich zwei signifikante kanonische
Korrelationen (Tabelle 4).
Faktor 1 modelliert den positiven Zusammenhang von FLEX, FLEX-Veränderung
und einem befriedigenden sozialen Netzwerk mit Selbstwertgefühl, Lebenszufriedenheit
und selbstberichtetem Wachstum bei gleichzeitig geringem Ausmaß an sowohl
Depression als auch dysphorischer und intrusiver Rumination.
Anpassungs-inhibierend scheint sich zusätzliche gegenwärtige Belastung
auszuwirken, die mit Depression sowie dysphorischer und intrusiver Rumination
assoziiert ist. Die Ladungen von Initialbelastung, Ruminationstendenz vor dem
Ereignis, TEN, TEN-Veränderung sowie palliativer und sinnorientierter Rumination
auf diesem Faktor weisen kaum interpretierbare Niveaus auf.
Auf Faktor 2 verbindet die kanonische Korrelation ein Prädiktoren-Cluster
aus hoher Initialbelastung, ausgeprägter Ruminationstendenz vor dem Ereignis
und deutlicher Flexibilitäts-Zunahme mit starker palliativer und
sinnorientierter Ruminationsaktivität sowie benefit-finding.
So gut wie irrelevant im Hinblick auf diesen Zusammenhang zeigen sich
zusätzliche gegenwärtige Belastung, Beziehungszufriedenheit, TEN und TEN-Veränderung sowie die Maße psychischer Stabilität.
Erwähnenswert ist noch, dass dysphorische und intrusive Rumination in keinem Konkurrenzverhältnis
zu diesem Muster stehen.
Tabelle 4: Kanonische
Korrelationsanalyse
ausgewählter Verarbeitungs- und Anpassungsindikatoren mit den Dispositions- und
Kontextparametern
|
Kanonische |
|
1 |
2 |
|
Variablensatz I: Ru_dysphorisch |
-.63 |
.40 |
Ru_intrusiv |
-.48 |
.33 |
Ru_palliativ |
.27 |
.78 |
Ru_sinnorientiert |
.13 |
.85 |
benefit-finding |
.58 |
.65 |
Depression |
-.75 |
.28 |
Selbstwertgefühl |
.77 |
-.04 |
Lebenszufriedenheit |
.83 |
-.26 |
Variablensatz II: Initialbelastung |
-.22 |
.64 |
zusätzliche gegenwärtige Belastung |
-.72 |
.16 |
Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen Netzwerk |
.66 |
-.18 |
Ruminationstendenz vor dem Ereignis |
-.13 |
.56 |
TEN |
.39 |
-.14 |
TEN-Veränderung |
.22 |
-.10 |
FLEX |
.54 |
.23 |
FLEX-Veränderung |
.66 |
.59 |
Kanonische |
.79**
|
.69** |
7.3
Hierarchische
multiple Regression
Mit Hilfe multipler Regressionsanalyse ist es möglich, den gemeinsamen
Einfluss mehrerer unabhängiger Variablen (Prädiktoren) auf eine abhängige
Variable (Kritierium) im multivariaten Sinne zu untersuchen51. Dabei wird eine lineare Funktion
gebildet, die einen größtmöglichen Anteil der Wertevariation aufklärt, so dass
minimale Residuen52
übrigbleiben. Zusätzlich gestattet dieses Verfahren, das relative Prädiktionsvermögen
eines bestimmten Parameters unter gleichzeitiger Berücksichtigung anderer
Variablen zu schätzen. Somit können alternative Erklärungsansätze miteinander
verglichen werden. Anhand der „hierarchischen“ Variante kann man mitverfolgen,
wie sich die Vorhersagekraft einzelner Variablen und des Gesamtmodells
verändert, wenn man weitere Einzelprädiktoren oder Prädiktoren-Blöcke
hinzufügt.
Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse einer hierarchischen multiplen Regression
von selbstberichtetem Wachstum (benefit-finding)
auf Initialbelastung, Zeit seit dem Ereignis, Alter, Geschlecht, die
dispositionellen Bewältigungsformen „hartnäckige Zielverfolgung“ (TEN) und „flexible Zielanpassung“ (FLEX), zusätzliche gegenwärtige
Belastung, Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen Netzwerk, Ruminationstendenz
vor dem Ereignis, Ruminationsveränderung53
seit dem Ereignis, palliative und sinnorientierte Rumination sowie Depression,
Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit54.
In sieben Schritten
wurden Blöcke aus je zwei bis drei Prädiktoren hinzugenommen. R² informiert über den Anteil
aufgeklärter Kriteriums-Varianz55.
Ergänzend wird für jede Stufe der R²-Zuwachs
(Inkrement, gekennzeichnet durch ∆ R²)
angegeben. Die Regressionsgewichte (Beta) signalisieren den relativen Einfluss
der Prädiktoren unter statistischer Kontrolle aller übrigen bis zu diesem Punkt
herangezogenen Vorhersagevariablen.
Durch den ersten Block - bestehend aus Initialbelastung und Zeit
seit dem Ereignis - erfolgt eine erste, wenn auch nur moderat ausgeprägte
Varianzaufklärung. Dabei wird nur das Maß für die Initialbelastung als Einzelprädiktor
signifikant. Benefit-finding ist also
kein automatisches Folgephänomen erlebter Belastung.
Durch die Hinzunahme von Alter
und Geschlecht vergrößert sich die
Gesamtvorhersage in nicht-signifikantem Umfang. Der Prädiktor Initialbelastung büßt durch diesen
Schritt seine Signifikanz ein.
Ein bemerkenswerter Sprung resultiert aus einer Berücksichtigung der
dispositionellen Bewältigungsformen TEN
und FLEX, wobei FLEX (Beta = .41**) hierfür verantwortlich zeichnet. R² erhöht sich gegenüber der vorherigen
Stufe von .089* auf .243** (was einem Inkrement von .154** entspricht). Dies
bedeutet, dass durch gleichzeitige Berücksichtigung von subjektiver Initialbelastung
und individueller Akkommodations-Neigung bereits in erheblichem Ausmaß der
Ausprägungsgrad von benefit-finding
vorhergesagt werden kann. Interessanterweise
wird der Prädiktor Initialbelastung
nun wieder signifikant, wobei der Vorhersagebeitrag das Anfangsniveau sogar
überschreitet56.
Durch die blockweise
Aufnahme der kontextbezogenen Prädiktoren zusätzliche
gegenwärtige Belastung und Zufriedenheit
mit dem gegenwärtigen sozialen Netzwerk kommt es im vierten Schritt zu
einer mäßigen Verbesserung der Gesamt-Vorhersage. Mit der
Netzwerk-Zufriedenheit wird das Modell durch einen weiteren signifikanten
Einzelprädiktor bereichert. Die Vorhersagekraft von FLEX verringert sich etwas, bleibt aber immer noch dominant und hoch-signifkant.
Das Beta von Initialbelastung
erreicht auf dieser Stufe sein größtes Gewicht.
Berücksichtigung der
retrospektiv orientierten Variablen Ruminationstendenz
vor dem Ereignis und Ruminationsveränderung
seit dem Ereignis bringt einen kleinen, aber dennoch signifikanten Zuwachs
an Varianzaufklärung. Als neuer - und wohlgemerkt ebenfalls positiver
-signifikanter Einzelprädiktor erweist sich dabei die Ruminationstendenz vor dem Ereignis. An den sonstigen
Prädiktoren-Gewichtsverhältnissen ändert sich auf dieser Stufe wenig, abgesehen
vom leichten Nachlassen des Beta für Initialbelastung.
Den zweithöchsten
Aufschwung erfährt die Vorhersagekraft des schrittweise aufgebauten Modells
durch Hinzunahme der Variablen palliative
Rumination und sinnorientierte
Rumination. R² klettert von .353** auf .482**, was einem R²-Zuwachs von .129** gleichkommt. Sinnorientierte Rumination nimmt auf dieser Stufe den
Rang des
stärksten Einzelprädiktors ein, während palliative
Rumination keinen nennenswerten Vorhersagebeitrag leistet. Auf eine vermittelnde
Wirkung sinnorientierter Rumination weist die Verringerung des Beta von FLEX, in noch viel stärkerem Maße aber
das nahezu vollständige Verschwinden des Prädiktions-Gewichtes von Initialbelastung
und Ruminationstendenz vor dem Ereignis hin.
Erwähnenswert ist darüber hinaus die Niveaukonstanz des Beta von Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen
Netzwerk.
Für eine erneute
Relationsverschiebung sorgt die blockweise Aufnahme der Anpassungsindikatoren Depression, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit
im siebten Schritt. In dem nun aus 15 Prädiktoren bestehenden Modell (mit einem
R² von .569** in Bezug auf benefit-finding) etablieren sich Selbstwertgefühl (Beta = .27**) und Lebenszufriedenheit (Beta = .21**) als
stärkste Variablen, dicht gefolgt von FLEX
(Beta = .18*). Besondere Beachtung verdient die Tatsache, dass die
Dispositionsvariable „flexible Zielanpassung“ auch bei sehr früher Einführung den
Signifikanz-Status durchgängig bewahren konnte. Statistische Bedeutsamkeit nur
knapp verfehlt haben in diesem Variablenverbund die Prädiktoren Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen
Netzwerk, Ruminationstendenz vor dem
Ereignis, sinnorientierte Rumination und
Depression. Dass hierbei Depression
mit positivem Vorzeichen und immerhin
marginal signifikant ( p = .052) in
die Vorhersage von benefit-finding
eingeht, liefert interessanten Diskussionsstoff.
Tabelle 5: Hierarchische multiple
Regression des benefit-finding-Gesamtwertes
auf Initialbelastung, Zeit seit dem Ereignis, Alter, Geschlecht, „hartnäckige
Zielverfolgung“ (TEN), „flexible Zielanpassung“ (FLEX), zusätzliche
gegenwärtige Belastung, Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen sozialen Netzwerk,
Ruminationstendenz vor dem Ereignis, Ruminationsveränderung, palliative
Rumination, sinnorientierte Rumination, Depression, Selbstwertgefühl und
Lebenszufriedenheit
Prädiktoren |
Kriterium: benefit-finding
Regressionsgewichte
|
||||||
Stufe 1 |
Stufe 2 |
Stufe 3 |
Stufe 4 |
Stufe 5 |
Stufe 6 |
Stufe 7 |
|
Lebenszufriedenheit |
|
|
|
|
|
|
.21* |
Selbstwertgefühl |
|
|
|
|
|
|
.27** |
Depression |
|
|
|
|
|
|
.19ª |
Ru_sinnorientiert |
|
|
|
|
|
.33** |
.23ª |
Ru_palliativ |
|
|
|
|
|
.12 |
.19 |
Ru-Veränderung |
|
|
|
|
-.09 |
-.06 |
-.03 |
Ru-Tend. vor Ereig. |
|
|
|
|
.20* |
.10 |
.15ª |
Zufr. mit soz. Netz. |
|
|
|
.19* |
.19* |
.19* |
.15ª |
zusätzl. Belastung |
|
|
|
-.16ª |
-.14 |
-.15ª |
-.07 |
FLEX |
|
|
.41** |
.33** |
.34** |
.23** |
.18* |
TEN |
|
|
-.01 |
-.04 |
-.05 |
-.03 |
-.10 |
Geschlecht |
|
-.09 |
-.09 |
-.06 |
-.03 |
.03 |
.04 |
Alter |
|
.07 |
.02 |
.02 |
.04 |
-.04 |
-.02 |
Zeit seit Ereignis |
.18ª |
.17ª |
.11 |
.11 |
.10 |
.11 |
.08 |
Initialbelastung |
.19* |
.17ª |
.23* |
.27** |
.22* |
.09 |
.11 |
R²
∆R²
|
|
.089*
.013 |
.154** |
|
|
.129** |
.569**
|
Anmerkungen: N = 109 (listenweiser Fallausschluss bei
fehlenden Werten)
ª
p < .10, * p < .05, ** p < .01, „Ru“ indiziert Rumination
7.4
Moderatoranalyse
per multipler Regression
Um beurteilen zu können, ob dispositionelle Tendenzen zu „hartnäckiger
Zielverfolgung“ (TEN) und „flexibler
Zielanpassung“ (FLEX) sowie diesbezüglich
berichtete Zuwachs-Veränderungen seit dem Ereignis in der vorliegenden
Stichprobe dämpfende/ puffernde oder verstärkende Wirkung auf den Zusammenhang
zwischen subjektiver Initialbelastung einerseits und den Ruminations-Facetten,
den Indikatoren psychischer Stabilität und benefit-finding
andererseits ausüben, wurden im Rahmen des multiplen Regressionsansatzes
Moderatoranalysen durchgeführt. Mit dem Verfahren wird also geprüft, inwieweit die
Ausprägung einer Drittvariable die Beziehung zwischen zwei anderen Variablen
beeinflusst (moderiert). Dazu werden in die Regressionsgleichung (1) der
Basisprädiktor (hier: Initialbelastung), (2) die potentielle Moderatorvariable
sowie (3) der Produkt-/ Interaktionsterm aus Moderator und Prädiktor
aufgenommen. Ein Moderationseffekt liegt dann vor, wenn der Interaktionsterm
signifikant wird (für eine detailliertere Darstellung der Methodik siehe Aiken
& West, 1991; Cohen, Cohen, West & Aiken, 2003; Jaccard & Turrisi,
2003). Es wurden alle Konstellationen analysiert. Vorgestellt werden nur
signifkante oder marginal signifkante Ergebnisse. Wenn diese Anforderung sowohl
für TEN / FLEX als auch den zugehörigen Veränderungswert erfüllt ist, wird
jeweils der prägnantere Befund ausführlicher berichtet (Tabelle 6 und 7).
7.4.1
Akkommodative
Flexibilität als Moderator
Eine der Hypothesen dieser Studie lautet, dass FLEX den Zusammenhang zwischen Initialbelastung und dysphorischer,
intrusiver und kontrafaktischer Rumination puffert.
Im Hinblick auf das
Kriterium kontrafaktische Rumination
findet diese Vorhersage keine Bestätigung.
Dies bedeutet, dass der Anstieg kontrafaktischer Rumination mit zunehmender
Initialbelastung unabhängig von FLEX
annähernd gleich „steil“ ausfällt57.
Wird die Regression von dysphorischer Rumination auf
Initialbelastung, FLEX sowie das Produkt
aus FLEX und Initialbelastung
durchgeführt, resultiert eine marginal58
signifikante Interaktion (Beta = -.86, t[144]
= -1.92, p = .056). Zumindest in der
Tendenz dämpfen also hohe Ausprägungen akkommodativer Flexibilität das Ausmaß,
in dem sich subjektiv empfundene Belastung durch das Ereignis in dysphorischem
Grübeln manifestiert - und zwar besonders dann, wenn eine hohe Initialbelastung
vorliegt. FLEX-Veränderung zeitigt in
diesem Kontext ebenfalls einen marginal signifikanten Moderationseffekt (Beta =
-.59, t[142] = -1.88, p = .063).
Bei Betrachtung des
Kriteriums intrusive Rumination
erweist sich FLEX-Veränderung als signifkanter
Moderator (Beta = -.79, t[144] =
-2.51, p < .05). Die Hinzunahme
des Interaktionsterms aus FLEX-Veränderung
und Initialbelastung vergrößert die aufgeklärte Varianz um .033 ( p <
.05). Ein berichteter Zuwachs in der persönlichen Neigung, im Umgang mit
Problemen „flexible Zielanpassung“ zu
zeigen, scheint demnach besonders unter Bedingungen größerer Ausgangsbelastung
Bestandteil eines protektiven Reaktionsmusters zu sein. Abbildung 1
verdeutlicht die bedingte Regression von intrusiver
Rumination auf das Ausmaß der Initialbelastung bei hoher und niedriger
Zunahme von akkommodativer Flexibilität (± 1 SD)59.
In Bezug auf den Komplex der Anpassungsindikatoren verfehlt FLEX-Veränderung nur haarscharf das Signifkanz-Kriterium,
um auch offiziell das Gütesiegel eines Moderators für die Regression von Selbstwertgefühl auf Initialbelastung
zuerkannt zu bekommen (Beta = .65, t[144]
= 1.97, p = .51).
Sehr markant dämpft FLEX
belastungsbedingte Einbrüche in der Lebenszufriedenheit.
Der Interaktionsterm aus FLEX und
Initialbelastung wird signifikant (Beta = 1.18, t[144] = 2.63, p <
.05) und erhöht die aufgeklärte Varianz um .036 ( p < .05). Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass sich bei
Ausprägung von „flexibler Zielanpassung“ in Höhe von einer Standardabweichung
über dem Skalen-Mittelwert der Stichprobe ein Anstieg der Initialbelastung so
gut wie gar nicht mehr in einer niedrigeren Lebenszufriedenheit abbildet.
Tabelle 6: Regression von dysphorischer Rumination, intrusiver
Rumination, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit
auf Initialbelastung (IB) mit „flexibler Zielanpassung“ (FLEX) oder Zunahme von
„flexibler Zielanpassung“
(FLEX-Veränderung) als Moderator
Kriterium
|
Beta |
∆R²
|
Kriterium |
Beta |
∆R²
|
dysphorische Rumination |
|
|
Selbstwertgefühl |
|
|
Modell 1 |
|
.259** |
Modell 2 |
|
.151** |
IB |
.41** |
|
IB |
-.13ª |
|
FLEX |
-.25** |
|
FLEX-Veränderung |
.36** |
|
Modell 2 |
|
.019ª |
Modell 2 |
|
.022ª |
IB |
1.07** |
|
IB |
-.27* |
|
FLEX |
.40 |
|
FLEX-Veränderung |
-.27 |
|
FLEX x IB |
-.86ª |
|
FLEX-Veränderung x IB |
.65ª |
|
|
|
|
|
|
|
intrusive Rumination |
|
|
Lebenszufriedenheit |
|
|
Modell 1 |
|
.214** |
Modell 1 |
|
.219** |
IB |
.40** |
|
IB |
-.31** |
|
FLEX-Veränderung |
-.21** |
|
FLEX |
.30** |
|
Modell 2 |
|
.033* |
Modell 2 |
|
.036* |
IB |
.56** |
|
IB |
-1.22** |
|
FLEX-Veränderung |
.55ª |
|
FLEX |
-.59ª |
|
FLEX-Veränderung x IB |
-.79* |
|
FLEX x IB |
1.18* |
|
|
|
|
|
|
|
Anmerkungen: ª p < .10, * p < .05, ** p
< .01.
R² (Modell 1) entspricht ∆R² (Modell 1). R² (Modell 2) ergibt sich
aus Addition von ∆R² (Modell 1) und ∆R² (Modell 2).
Abbildung 1: Moderatoreffekt von
„Flexibilitäts-
Abbildung 2: Moderatoreffekt von „flexibler Veränderung“ (FLEX-V) auf den Zusammenhang
Zielanpassung“ (FLEX) auf den zwischen
Initialbelastung und
intrusiver
Zusammenhang zwischen
Initialbelastung
Rumination
und
Lebenszufriedenheit
7.4.2 Assimilative Hartnäckigkeit als Moderator
Gänzlich explorativer Natur ist die Suche nach moderierenden Einflüssen
dispositioneller Tenazität oder einer Erhöhung von Tenazität seit dem Ereignis
auf den Zusammenhang zwischen Ausgangsbelastung und Verarbeitungs- sowie
Anpassungsindikatoren.
Mit Blick auf die
Ruminations-Facetten ergibt sich ein signifikanter Effekt der Interaktion aus TEN und Initialbelastung auf das Ausmaß
an palliativer Rumination (Beta =
1.25, t[140] = 2.81, p < .01). Durch Berücksichtigung des
Produktterms ergibt sich ein Inkrement aufgeklärter Varianz von .049 ( p < .01). Auffällig ist, dass in
Modell 1 TEN keinen eigenständigen
Vorhersagebeitrag leistet. Die Tendenz zu hartnäckiger Zielverfolgung fällt im
Kontext des Grübelns also erst unter Bedingungen hoher Initialbelastung ins
Gewicht. Für TEN-Veränderung wird ein
geringerer, aber immer noch signifikanter Moderationseffekt (Beta = .68, t[140] = 2.16, p < .05) gefunden.
Ein
analoger Befund mit noch höherer Signifikanz zeigt sich, wenn sinnorientierte Rumination als Kriterium
betrachtet wird. In Wechselwirkung mit der Initialbelastung enpuppt sich auch
in diesem Zusammenhang TEN als
bedeutsame Moderatorvariable (Beta = 1.44, t[134]
= 3.27, p <
.01). Diesem Effekt ist hier sogar ein Zuwachs von 0.66 ( p < .01) an aufgeklärter Varianz zu verdanken. Wie schon im
Abschnitt zuvor steht dies im Kontrast zur Irrelevanz von hartnäckiger
Zielverfolgung in Modell 1. Der Interaktionsterm aus TEN-Veränderung und Initialbelastung erweist sich ebenfalls als
hoch-signifikant (Beta = .96, t[134]
= 3.15, p < .01). Abbildung 3 illustriert
den hier beschriebenen Moderationseffekt durch die bedingte Regression von sinnorientierter Rumination auf die
Initialbelastung bei hohen und niedrigen Kennwerten für dispositionelle
Tenazität (± 1 SD) und steht
gleichzeitig stellvertretend für das gleichsinnige Muster bezüglich palliativer
Rumination: Der Anstieg an sinnorientierter/ palliativer ruminativer Aktivität
fällt bei zunehmender Ausgangsbelastung umso steiler aus, je ausgeprägter die
individuelle Tendenz zu hartnäckiger Zielverfolgung ist. Die Kombination aus
hoher Tenazität und hoher Intitialbelastung wirkt anscheinend katalytisch auf Sinn-konstruierende/
entlastend fokussierte Rumination.
Personen, die seit dem Ereignis einen Zuwachs an hartnäckigem Umgang mit
Problemen berichten, werden durch das Ausmaß der retrospektiv eingeschätzten
Belastung weniger in ihrer Lebenszufriedenheit beeinträchtigt. Dieser Schluss
wird durch die Regression von Lebenszufriedenheit
auf Initialbelastung, TEN-Veränderung
und die Interaktion aus TEN-Veränderung
und Initialbelastung nahegelegt: Der Produktterm wird signifikant (Beta = .66, t[143] = 2.23, p < .05). Gegenüber Modell 1 - in dem TEN-Veränderung bereits als
gewichtiger Prädiktor eine Rolle
spielte - wird ein Plus an Varianzaufklärung von immerhin .028 ( p < .05) erzielt. In diesem Kontext
weisen die moderierenden Qualitäten von TEN-Veränderung
eine beträchtliche Ähnlichkeit mit den protektiven Wirkungsmerkmalen von FLEX auf (vgl. Kapitel 7.4.1). Dies kommt auch in
Abbildung 4 zum Ausdruck: Eine erlebte Steigerung an Kampfgeist vermag anscheinend
besonders nach schweren Krisen die oftmals demoralisierende Wirkung aversiver
Lebenserfahrungen abzufedern.
TEN-Veränderung ist zudem die einzige Variable,
die den gegen Null gehenden Zusammenhang zwischen Initialbelastung und benefit-finding (r = .10, n.s.) interaktiv auffächert. Wird im Rahmen einer
multiplen Regressionsanalyse benefit-finding
auf die Prädiktoren Initialbelastung und TEN-Veränderung
sowie deren Produktterm zurückgeführt, ergibt sich eine signifikante Interaktion
(Beta = .72, t[141] = 2.23, p < .05). Die aufgeklärte
Kriteriumsvarianz erhöht sich dadurch um ∆R² = .033 ( p < .05). Dieser Moderationseffekt wirkt sich auch differenzierend auf
die für sich betrachtet statistisch irrelevante Beziehung zwischen benefit-finding und TEN-Veränderung aus (r =
.13 n.s.; im Vergleich dazu beläuft sich die Korrelation zwischen benefit-finding und FLEX-Veränderung auf r = .53, p
< .001). Abbildung 5 zeigt, wie sich die zunehmende Ausgangsbelastung
mit tendenziell sogar unterschiedlichem Vorzeichen auf selbstberichtetes Wachstum
abbildet, wenn simultan deutlich über- oder unterdurchschnittliche TEN-Veränderungswerte vorliegen (± 1 SD). Im Umkehrschluss lässt sich sagen,
dass TEN-Zuwachs vor allem im Zuge
schwerer Zäsuren mit einer Sensibilisierung für positive Aspekte einhergeht.
Angesichts des niedrigen Mittelwertes für Veränderung in der Tendenz zu
„hartnäckiger Zielverfolgung“
(
M = .64, wobei 0
Konstanz indizieren würde) ist zu berücksichtigen, dass TEN-Veränderung unterhalb einer Standardabweichung (SD = 7.65) auf eine selbstwahrgenommene
Verringerung von assimilativer Tenazität hindeutet.
Tabelle 7: Regression von palliativer Rumination,
sinnorientierter Rumination, Lebenszufriedenheit und benefit-finding auf
Initialbelastung (IB) mit „hartnäckiger Zielverfolgung“ (TEN) oder Zunahme von
„hartnäckiger Zielverfolgung“ (TEN-Veränderung) als Moderator
Kriterium
|
Beta |
∆R² |
Kriterium |
Beta |
∆R² |
palliative Rumination |
|
|
Lebenszufriedenheit |
|
|
Modell 1 |
|
|
Modell 1 |
|
|
IB |
|
|
IB |
-.36** |
|
TEN |
|
|
TEN-Veränderung |
|
|
Modell 2 |
|
.049** |
Modell 2 |
|
|
IB |
|
|
IB |
|
|
TEN |
|
|
TEN-Veränderung |
|
|
TEN x IB |
1.25** |
|
TEN-Veränderung x IB |
.66* |
|
|
|
|
|
|
|
sinnorientierte Rumination |
|
|
benefit-finding |
|
|
Modell 1 |
|
|
Modell 1 |
|
|
IB |
.33** |
|
IB |
|
|
TEN |
|
|
TEN-Veränderung |
|
|
Modell 2 |
|
.066** |
Modell 2 |
|
|
IB |
|
|
IB |
|
|
TEN |
-1.03** |
|
TEN-Veränderung |
|
|
TEN x IB |
1.44** |
|
TEN-Veränderung x IB |
|
|
|
|
|
|
|
|
Anmerkungen: ª p < .10, * p < .05, ** p
<
.01. R² (Modell 1) entspricht ∆R² (Modell 1). R² (Modell 2) ergibt sich aus Addition von ∆R² (Modell 1) und ∆R² (Modell 2).
Abbildung 3: Moderatoreffekt von „hartnäckiger
Abbildung 4: Moderatoreffekt von Zielverfolgung“ (TEN) auf den
Zusammenhang
„Tenazitäts-Veränderung“
(TEN-V) auf den zwischen
Initialbelastung und sinnorientierter
Zusammenhang
zwischen
Initialbelastung
Rumination
und Lebenszufriedenheit
Abbildung 5: Moderatoreffekt von „Tenazitäts-Veränderung“ (TEN-V)
auf den Zusammenhang zwischen Initialbelastung und Benefit-Finding
Eine Zusatz-Analyse (Tabelle 8) ergab, dass TEN auch den negativen Zusammenhang zwischen FLEX und intrusiver
Rumination moderiert (Beta = 1.00, t[157]
= 2.21, p < .05, ∆R² = .026, p < .05). Der Rückgang einschießender
Kognitionen mit zunehmender akkommodativer Flexibilität fällt umso
prononcierter aus, je größer gleichzeitig die Tendenz zu hartnäckiger
Zielverfolgung ist, worin sich das im Idealfall synergistische Wechselspiel der
beiden Bewältigungsformen manifestiert (Abbildung 6). Ein analoges Muster
resultiert, wenn man jeweils die TEN
/ FLEX-Veränderungswerte heranzieht
(Beta = .27, t[156] = 2.20, p < .05, ∆R² = .028, p < .05).
Darüber hinaus
interagiert TEN-Veränderung mit FLEX-Veränderung signifikant im Hinblick
auf den positiven Zusammenhang zwischen FLEX-Veränderung
und Lebenszufriedenheit (Beta = -.26, t[155] = -2.25, p <
.05, ∆R² = .027, p < .05) und zwar dergestalt, dass sich ein
seit dem Ereignis erlebter Zuwachs an Flexibilität umso mehr auf höhere
Lebenszufriedenheit abbildet, je weniger
gleichzeitig die Tendenz zu hartnäckiger Zielverfolgung zugenommen hat (Abbildung 7). Ein vergleichbarer,
allerdings etwas schwächerer Moderationseffekt kann in dieser Stichprobe
festgestellt werden, wenn die ansonsten identische multiple Regression mit dem
Kriterium Selbstwertgefühl gerechnet
wird (Beta = -.23, t[155] = -2.01, p < .05, ∆R² = .021, p < .05). Im Hinblick auf zwei wichtige Anpassungsindikatoren scheint
ein Zuwachs an Hartnäckigkeit den adaptiven Wert gestiegener Bereitschaft zu
flexibler Zielanpassung also eher zu konterkarieren. Doch selbst dann, wenn die
TEN-Veränderung eine
Standardabweichung über dem Mittelwert liegt, bleibt der Effekt von FLEX-Veränderung im positiven Bereich
und erweist sich damit als robust gegenüber konkurrierenden Verschiebungen im
persönlichen Bewältigungsstil.
Tabelle 8: Regression von intrusiver Rumination,
Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl auf „flexible Zielanpassung“ (FLEX)
oder Zunahme von „flexibler Zielanpassung“ (FLEX-Veränderung) mit „hartnäckiger Zielverfolgung“ (TEN) oder
Zunahme von „hartnäckiger Zielverfolgung“ (TEN-Veränderung) als Moderator
Kriterium
|
Beta |
∆R² |
Kriterium |
Beta |
∆R² |
intrusive Rumination |
|
|
Lebenszufriedenheit |
|
|
Modell 1 |
|
.119** |
Modell 1 |
|
.156** |
FLEX |
-.34** |
|
FLEX-Veränderung |
.37** |
|
TEN |
-.04 |
|
TEN-Veränderung |
.11 |
|
Modell 2 |
|
.026* |
Modell 2 |
|
.027* |
FLEX |
-.92** |
|
FLEX-Veränderung |
.35** |
|
TEN |
-.75* |
|
TEN-Veränderung |
.31** |
|
TEN x FLEX |
1.00* |
|
TEN-V x FLEX-V |
-.26* |
|
|
|
|
|
|
|
intrusive Rumination |
|
|
Selbstwertgefühl |
|
|
Modell 1 |
|
|
Modell 1 |
|
.167** |
FLEX-Veränderung |
-.22** |
|
FLEX-Veränderung |
.37** |
|
TEN-Veränderung |
-.10 |
|
TEN-Veränderung |
.13 |
|
Modell 2 |
|
.028* |
Modell 2 |
|
.021* |
FLEX-Veränderung |
-.21** |
|
FLEX-Veränderung |
.36** |
|
TEN-Veränderung |
-.31* |
|
TEN-Veränderung |
.31** |
|
TEN-V x FLEX-V |
.27* |
|
TEN-V x FLEX-V |
-.23* |
|
|
|
|
|
|
|
Anmerkungen: * p <
.05, ** p < .01. R² (Modell 1) entspricht ∆R² (Modell 1). R² (Modell 2) ergibt sich aus Addition von ∆R² (Modell 1) und ∆R²
(Modell 2), „V“ indiziert „Veränderung“
Abbildung 6: Moderatoreffekt von „hartnäckiger
Abbildung 7:
Moderatoreffekt von Zielverfolgung“ (TEN) auf den Zusammenhang
„Tenazitäts-Veränderung“
(TEN-V) auf zwischen „flexibler Zielanpassung“
(FLEX)
den
Zusammenhang zwischen „Flexibilitäts- und intrusiver
Rumination
Veränderung“
und Lebenszufriedenheit
42
Als „bivariat“ bezeichnet man den Zusammenhang zwischen zwei Variablen. Sollen die Beziehungen zwischen mehr als zwei
Parametern simultan untersucht werden, kommen „multivariate“ Verfahren wie
beispielsweise die kanonische Korrelation oder multiple Regression zum Einsatz.
43
Die „Korrelation“ ist eine Beziehung zwischen zwei oder mehr statistischen
Variablen. Es gibt positive und negative Korrelationen. Bei der positiven
Variante gehen hohe Werte von A mit hohen Werten von B einher. Bei einer
negativen Korrelation sind hohe Werte von A mit niedrigen Werten von B
assoziiert. Je näher die Korrelation
(gekennzeichnet durch r ) an ±1
liegt, desto stärker ist der Zusammenhang. Bei einer Null-Korrelation besteht
zwischen A und B keine systematische Beziehung. Korrelationen erlauben keine Aussagen über Kausalzusammenhänge.
44
In der Statistik nennt man Zusammenhänge oder Unterschiede „signifikant“, wenn
die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sie durch Zufall zustande gekommen
sind. Entscheidend ist die Wahl des Signifikanzniveaus. Es hat sich
eingebürgert, die obere Grenze der akzeptablen Irrtumswahrscheinlichkeit (gekennzeichnet durch p) bei 5 % festzulegen. In der vorliegenden Untersuchung wird
dementsprechend ein Zusammenhang bei p
< .05 als „signifikant“ bezeichnet. Bei p
< .01 wird er als „hoch-signifikant“ berurteilt. Je größer der
Stichprobenumfang ist, desto leichter werden auch niedrigere Korrelationen
statistisch signifikant.
45
Das ≤ -
Symbol berücksichtigt das Vorzeichen, während für die Stärke des Zusammenhanges
der Betrag maßgeblich ist.
46 Hohe TEN-Veränderungs-Werte entsprechen einer
selbstberichteten Zunahme von hartnäckiger Zielverfolgung/ Tenazität.
47 Hohe FLEX-Veränderungs-Werte entsprechen
einer selbstberichteten Zunahme von flexibler Zielanpassung.
48
Der allgemeine Trend erstreckt sich also nicht auf reumütiges oder
vorwurfsvolles Grübeln bezüglich eigenen oder fremden Fehlverhaltens sowie
verpassten Alternativen. Im Hinblick auf Bilanzierungsprozesse kann dies als konstruktive
altersabhängige Filterung ruminativer Aktivität bewertet werden.
49 Ru_...
indiziert Ruminations-Facetten.
50 BF_...
indiziert benefit-finding-Facetten.
51 Kausalität oder zeitliche Abfolge kann
dadurch nicht nachgewiesen werden.
Die Sicht einer Variable als Prädiktor oder Kriterium orientiert sich an
theoretischen Plausibilitäts-Überlegungen.
52 Unter einem „Residuum“ versteht man in
diesem Zusammenhang unaufgeklärte Varianz.
53 Hohe Veränderungswerte entsprechen
einer Zunahme von Rumination.
54 Zum besseren Verständnis der
Terminologie: „Regression von y auf x“ bedeutet, dass untersucht wird,
inwieweit die Ausprägung von y auf x
zurückgeführt werden kann.
55 R²
wird auch als „multipler Determinationskoeffizient“ bezeichnet. Ein
hypothetischer Wert von R²=1.000 würde
bedeuten, dass 100 % der Kriteriumsvarianz durch gleicheitige Berücksichtigung
der gewählten Prädiktoren vorhergesagt werden können.
56 Hierbei könnte es sich um einen Suppressoreffekt handeln. Man bezeichnet
eine Variable X als Suppressorvariable, wenn sie in einer Variable Y Varianz
bindet, die für die Vorhersage von Z durch Y irrelevant ist. Dadurch wird
gleichsam störendes Rauschen herausgefiltert.
57 Trotz fehlender
Wechselwirkung kann gegebenenfalls ein eigenständiger Effekt auf das Kriterium
ausgeübt werden. Die in diesem konkreten Fall negative Korrelation zwischen FLEX und kontrafaktischer Rumination (r = -.33, p <
.001) ist demnach über verschiedene Grade von Initialbelastung hinweg
überwiegend gleich stark ausgeprägt.
58 Für
marginal signifikante Ergebnisse (.05 ≤ p
< .10) werden zur Präzisierung drei Nachkommastellen angegeben.
59 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass
auch eine Standardabweichung unter dem Mittelwert die Ausprägung von FLEX-Veränderung immer noch im positiven
Bereich liegt.
8.1
Zusammenschau
und Interpretation der Befunde
Anliegen dieser Arbeit
war es, aus bewältigungstheoretischer Perspektive differentielle Zusammenhänge
zwischen unterschiedlichen Facetten ruminativer Aktivität, erlebtem Wachstum
und Indikatoren psychischer Stabilität im Zuge der Verarbeitung eines kritischen
Lebensereignisses herauszuarbeiten. Von besonderem Interesse war dabei die
Rolle dispositioneller Tendenzen, im Umgang mit Problemen hartnäckig an Zielen
festzuhalten oder aber die eigenen Ansprüche an die jeweiligen Gegebenheiten
anzupassen.
Drei wesentliche
theoretische Bezugsrahmen wurden dazu miteinander in Verbindung gebracht:
a) In ihrem Modell posttraumatischen
Wachstums postulieren Tedeschi & Calhoun (2004), dass Rumination ein zentraler Stellenwert für die
Generierung der Wahrnehmung positiver Nebenbedeutungen
des Ereignisses und seiner Folgen zukomme. Essentiell hierfür seien spezifische Akzentverschiebungen bezüglich
der Inhalte des Grübelns. Der Wachstumsprozess könne
dabei durch residualen Leidensdruck flankiert werden (siehe Kapitel 3.2).
b) Autoren wie Martin & Tesser (1989,
1996a) oder Carver (1996) konzipieren Rumination primär als Reaktion auf Zieldiskrepanzen. Darin
manifestiere sich der - nicht selten implizite - Versuch, das Problem der Abweichung von persönlichen
Soll-Werten zu lösen
(siehe Kapitel 2.2.2).
c) Spezifische Modi der Problembewältigung
stehen im Mittelpunkt des Zwei-Prozess-Modells der
Entwicklungs- und Handlungsregulation von Brandtstädter und Kollegen (vgl. etwa
Brandtstädter, 2001, in Druck-b, in
Druck-c; Brandtstädter & Renner, 1990; Brandtstädter & Rothermund, 2002a). Es werden zwei grundlegende
und dabei zumeist komplementäre Formen der Auseinandersetzung mit
Schwierigkeiten unterschieden: assimilative
Aktivitäten zie len auf eine aktive Überwindung von
Widerständen ab, während es bei akkommodativen
Prozessen zur Anpassung von
Zielen und Bewertungsmaßstäben kommt. Die relative Dominanz
der beiden Reaktionsweisen sei nicht nur von den Problemcharakteristika und der
Bewältigungs-Phase abhängig,
sondern werde auch durch dispositionelle Stilmerkmale („hartnäckige
Zielverfolgung“ und „flexible Zielanpassung“) beeinflusst.
Besonders dysphorische Rumination wird in diesem Modell
als Dilemma zwischen Festhalten und
Loslassen rekonstruiert. Es wird angenommen, dass akkommodative Prozesse durch
die Neutralisierung von
Diskrepanzen zu einer Ablösung von blockierten Zielen und damit auch zu einer Reduzierung aversiven Grübelns
beitragen. Begleitet werde dies durch eine zunehmende
Fokussierung entlastender Aspekte und die Einordnung in Sinnbezüge. Die akkommodativ
gesteigerte Verfügbarkeit alternativer Perspektiven verleihe dementsprechend auch Wachstumserleben im Sinne von benefit-finding Auftrieb (siehe Kapitel
4).
Um das gemeinsame
Erklärungspotential dieser theoretischen Zugänge empirisch zu überprüfen, wurde
eine Fragebogenstudie durchgeführt. Methode und Auswertung orientierten sich
dabei an den unter 5.1 und 5.2 dargelegten gerichteten Hypothesen und
explorativen Fragen. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse der
Untersuchung zusammenfassend präsentiert, interpretiert und theoretisch eingeordnet.
Manifestationen subjektiver Ereignisbelastung
Rumination hat sich als
recht sensitives Barometer für kognitive Nachwirkungen retrospektiv berichteter
Initialbelastung erwiesen (Bestätigung von Hypothese 5.1a). Der trotzdem nur
mäßige Zusammenhang verweist auf mögliche Kombinationen aus hoher Belastung und
niedriger Rumination bzw. einer Erinnerung an niedrige Belastung bei dennoch
ausgeprägter aktueller Grübel-Aktivität. Die retrospektive
Belastungseinschätzung scheint demnach nicht vollständig an den Grad
gegenwärtiger gedanklicher Beschäftigung gekoppelt zu sein.
Die nicht-signifikanten bivariaten Beziehungen zwischen
Initialbelastung und den Wachstumsbereichen werden erst bei gleichzeitiger
Berücksichtigung anderer verarbeitungsrelevanter Faktoren interpretierbar
aufgefächert (siehe unten), was eindrucksvoll den Informationsverlust
unterstreicht, der droht, würde man sich nur auf die Betrachtung einfacher
Korrelationen beschränken.
Mit den Parametern psychischer Stabilität (Depression,
Selbstwertgefühl, Lebenszufriedenheit) ist die initiale Belastung nur gering
bis moderat assoziiert. Dies lenkt die Aufmerksamkeit auf intervenierende
protektive Prozesse.
Zusammenhänge zwischen Ruminations-Facetten und den Dimensionen
erlebten Wachstums
sowie Korrespondenzen dieser Muster mit Indikatoren psychischer
Stabilität
Die hohen
Interkorrelationen aller hier operationalisierten Varianten des Grübelns zeugen
von einer wenigstens partiellen Parallelität und sprechen dafür, Rumination
auch auf eine gemeinsame Aktivierung des kognitiven Systems zurückzuführen60. Dass Vermeidung einen recht hohen Zusammenhang
mit dysphorischer und intrusiver Rumination aufweist, deckt sich tendenziell
mit den unter 2.2.3 vorgestellten paradoxen Effekten von Suppressions- Anstrengungen
(vgl. Erber & Wegner, 1996; Wegner et al., 1987). Besonders starke interne
Verbindungen in Clustern aus dysphorischer und intrusiver Rumination einerseits
sowie palliativer und sinnorientierter Rumination andererseits, noch mehr aber
die variierenden Beziehungen zu Aspekten
der Verarbeitung und des Wohlbefindens sprechen gegen eine
verkürzend-monolithische Konzeptualisierung von Rumination als überwiegend
aversiv und dysfunktional (z.B. Nolen-Hoeksema, 1996; siehe 2.2.1 und Vertiefungs-Option VO_3).
Die Ergebnisse der ersten kanonischen Korrelationsanalyse
(7.2.2) sprechen für charakteristische Syndrombildungen zwischen
Ruminations-Facetten einerseits und Wachstumsbereichen sowie Befindensindikatoren
andererseits. Solange dysphorische, intrusive und kontrafaktische Rumination
markant ausgeprägt sind, geht dies mit höherer Depressivität und
Einschränkungen in Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl einher (Bestätigung
von Hypothese 5.1b). Im Umkehrschluss lässt sich sagen, dass für die Wiedererlangung
innerer Ausgeglichenheit vor allem der Abbau dieser aversiven Ruminations-Trias
von Bedeutung ist. Von den Domänen „Beziehungen
zu anderen“ und „religiöse
Veränderungen“ einmal abgesehen, scheint auch benefit-finding eine durchaus stimmungsaufhellende Wirkung
auszuüben. Allerdings liegt die Wahrnehmung positiver Aspekte mit einem noch
hohen Niveau dysphorischer, intrusiver und kontrafaktischer Rumination über
Kreuz. Zumindest in Bezug auf den hier erhobenen punktuellen Ausschnitt findet
sich somit Unterstützung für die Annahme, wonach dominant aversives Grübeln
Spiegelbild eines noch wenig fortgeschrittenen Coping-Prozesses und
fortgesetzter Bindung an blockierte Ziele ist (vgl. Kapitel 2, 4.6.1 und Vertiefungs-Option VO_3). Ebenso spricht
diese Assoziation für die These von Tedeschi & Calhoun (2004), derzufolge
Wachstumserleben erst dann möglich ist, wenn automatische Rumination (ein
Paradebeispiel hierfür sind Intrusionen) nicht mehr so stark die Bildfläche
beherrscht.
Das zweite Faktorenpaar illustriert, dass alle
Ruminations-Facetten - allen voran palliative Rumination - mit der Wahrnehmung
primär Ich-, Stärke- und Handlungs-orientierter Wachstumseffekte („neue Möglichkeiten“, „Wertschätzung des Lebens“, „ persönliche Stärke“) in Beziehung stehen.
Dass die Indikatoren der Anpassungsgüte hiervon relativ unbeeindruckt bleiben,
Depression, intrusive und kontrafaktische Rumination tendenziell, dysphorisches
Grübeln sogar markant in dieselbe Richtung weisen, zeigt, dass als Gradmesser
für die Effektivität von palliativer und sinnorientierter Rumination benefit-finding besser geeignet ist als ein
klassisches Verständnis von Wohlbefinden (womit Hypothese 5.1c keine empirische
Entsprechung findet). Die simultane Beteiligung von problemlösungsorientierter
Rumination und Vermeidung an dieser Merkmalsverbindung unterstützt die Annahme,
dass hierdurch ein Stadium der Bewältigung charakterisiert wird, in dem immer
noch nach Möglichkeiten zur aktiven Beeinflussung der eigenen Situation gesucht
und der eigenen Reflexion gegenüber eine ambivalente Haltung eingenommen wird.
Vielleicht zeugt die Begleitung durch aversive Rumination von diesem Rest an
innerem Schwanken. Nichtsdestotrotz scheint vor allem dysphorische Rumination
auch als Stimulus für die Suche nach neuen Perspektiven zu wirken. Wenn man benefit-finding als Indikator für Verarbeitungsfortschritte
heranzieht, ist die Sicht von aversiver Rumination als Coping-Hemmschuh, wie
sie von Nolen-Hoeksema und Kolleginnen vertreten wird, inadäquat. Zwar ist ein
Rückgang derselben wichtig für eine grundlegende Regenerierung, ein gewisses
Residuum scheint aber eine Beibehaltung des Wachstums-Kurses zu begünstigen
(vgl. etwa Greenberg, 1995; Tedeschi & Calhoun, 2004).
Am deutlichsten sticht sinnorientierte Rumination aus dem
Kreise anderer Varianten des Grübelns heraus. Sie steht in einem besonders
prägnanten Assoziationsverhältnis mit einem vertieften Verständnis für
religiöse und spirituelle Themen und der Festigung persönlicher Glaubensüberzeugungen.
Auch die übrigen Bereiche des Wachstumserlebens scheinen sich daraus zu nähren,
wenn auch in geringerem Ausmaß. Die neutrale Beziehung mit den herkömmlichen
Anpassungs-Parametern gibt Anlass zu der Vermutung, dass die Auseinandersetzung
mit Sinnfragen weder in erster Linie durch Labilität oder Symptomdruck
induziert wird, genauso wenig aber Garant für einen Befindensaufschwung ist.
Dies ist vereinbar mit der Vorstellung sowohl erbaulicher als auch potentiell
abträglicher Ausgänge der gedanklichen Konfrontation mit existentiellen Belangen
(vgl. etwa Bonanno, Wortman & Nesse, 2004; Meier, 1992; Taylor, 1983;
Kapitel 2.2.5 sowie Vertiefungs-Optionen
VO_2 und VO_3).
Insgesamt entsteht der Eindruck, dass, neben der
Affekt-Regulation mit erheblicher Erleichterung durch benefit-finding, in einem weiteren Sektor kognitiver Verarbeitung
durch vielgestaltige Rumination die Voraussetzungen eben hierfür geschaffen
werden. Die teilweise sichtbare Koexistenz von benefit-finding mit depressiven Tendenzen begegnet dem Verdacht,
Wachstumsberichte seien nur eine Spielart des Leugnens. Die ergänzende
Berücksichtigung des Wachstumsaspektes erhöhter Ambiguitätstoleranz hat sich
bewährt, besteht von hier aus doch der zweithöchste Zusammenhang mit
Wohlbefinden.
Jenseits der Wohlbefindens-Restabilisierung besteht
außerdem das Potential für Transzendierung rein Ich-bezogener Ziele und
Erweiterung des Wertespektrums via angestrengter sinnorientierter Reflexion im
Umfeld kritischer Lebensereignisse.
Die differenzierende Kraft der Bewältigungsdispositionen „ flexible Zielanpassung“
und „ hartnäckige
Zielverfolgung“
Die dispositionelle
Neigung zu „flexibler Zielanpassung“ stellt ihre Qualitäten als protektive
Ressource auch hier eindrucksvoll unter Beweis. Was sich bei Betrachtung der
bivariaten Beziehungen andeutet, verdichtet sich durch das Befundbild der
kanonischen Korrelationsanalyse (vgl. Kapitel 7.2.2) noch zusätzlich: Mit einem
Wert von 1.00 definiert FLEX einen
wirkmächtigen adaptiven Faktor, der dysphorische, intrusive und kontrafaktische
Rumination einzudämmen vermag (Bestätigung zentraler Elemente von Hypothese 5.1d).
Damit wird eine wesentliche Brücke zur Befindensverbesserung durch
Neutralisierung aversiver kognitiver Aktivität geschaffen. Ein Großteil der
befragten Personen hat irreversible Verluste und Enttäuschungen zu verarbeiten.
Insofern ist es plausibel, dass die Fähigkeit oder Bereitschaft zu
Anspruchsanpassung und Ablösung einen wichtigen Treibstoff aversiver Rumination
- nämlich frustrierende Zieldiskrepanzen - bis zur Irrelevanz verdünnt (vgl.
Brandtstädter & Rothermund, 2002a; Brandtstädter, in Druck-b, in Druck-c;
Martin & Tesser, 1996a; Kapitel 2.2.2 und 4).
Das Zwei-Prozess-Modell postuliert die erhöhte
Verfügbarkeit entlastender Kognitionen und erleichterte Einordnung in Sinnbezüge
im Rahmen fortschreitender akkommodativer Reorientierungen. Dispositionelle
Flexibilität macht es dem Menschen noch leichter, das Beste aus widrigen
Lebensumständen zu machen. Dies spiegelt sich darin wider, dass die Wachstums-Bereiche
„persönliche Stärke“,
„Ambiguitätstoleranz“, „neue
Möglichkeiten“ und „Wertschätzung des Lebens“
erheblich auf dem durch FLEX
charakterisierten Faktor laden. Interessanterweise sind hier palliative und
sinnorientierte Rumination weniger stark vertreten (teilweise Einschränkung in
Bezug auf Hypothese 5.1d). Ähnliches gilt für die Wachstumsbereiche „religiöse Veränderungen“ und „Beziehungen zu anderen“. Dies könnte etwa dahingehend
interpretiert werden, dass bei einer hoch ausgeprägten Tendenz zu „flexibler Zielanpassung“
eine eher direkte Route zum Wachstumserleben offensteht, während unter anderen,
noch näher zu spezifizierenden Bedingungen,
verstärkt palliative und sinnorientierte Rumination auf den Plan gerufen
wird, wobei letztere dann besonders sensibilisierend für die Erschließung neuer
interpersoneller und transzendenter Entwicklungsräume wirken kann (vgl. auch Brandtstädter,
in Druck-a und Brandtstädter et al., 2003 hinsichtlich des Phänomens
zunehmender Betonung von Sinn- gegenüber Handlungsressourcen angesichts
alternstypischer Verluste).
Markanter tritt die Merkmalsverbindung mit palliativer
und sinnorientierter Rumination zutage, wenn FLEX durch den selbstberichteten Zuwachs an Flexibilität ersetzt
wird. Bedenkt man, dass ursprünglich eher unflexible Personen den größten
Bedarf und Spielraum für derartige Veränderungen haben, spricht einiges dafür,
dass die Suche nach positiven
Aspekten und Möglichkeiten zur Wiederherstellung von Kohärenz vor allem bei
Akzeptanz-Schwierigkeiten virulent wird, im Gegenzug aber auch die Akzeptanz-Fähigkeit
ausbilden kann. Dies wird dann zu einer weiteren Facette des Wachstumserlebens.
Damit konvergiert auch, dass bei Zugrundelegung subjektiven Dispositionswandels
in Richtung auf mehr Flexibilität die Beziehungen mit benefit-finding noch klarer zur Geltung kommen.
Immer wieder wurde eine Zunahme „flexibler Zielanpassung“
mit fortschreitendem Alter festgestellt (vgl. etwa Brandtstädter & Renner,
1990; Brandtstädter, in Druck-b). Durch belastende Einschnitte kann sich das Individuum
mit Herausforderungen konfrontiert sehen, die sonst eher kennzeichnend für
spätere Lebensabschnitte sind, wie etwa Kontroll-Einbußen und Irreversibilitäten.
Vielleicht tragen kritische Lebensereignisse somit zu einer Beschleunigung psychischen Alterns im positiven Sinne
bei, indem sie längerfristig einen
gelasseneren Umgang mit Problemen stimulieren61.
Die dispositionelle Tendenz zu „hartnäckiger
Zielverfolgung“ steht hier in keinem spezifischen Zusammenhangsmuster mit
Ruminations- und benefit-finding-Facetten.
Erst wenn die TEN-Veränderungswerte
(im Sinne einer Zunahme von assimilativer Persistenz relativ zur Zeit vor dem
Ereignis) herangezogen werden, zeichnet sich eine Tendenz zu verstärkter Wahrnehmung
persönlicher Stärken und gesteigerter Wertschätzung des Lebens ab. Doch auch
diese Wachstumsbereiche sind mit FLEX
und FLEX-Veränderung gleichsinnig und
um ein vielfaches stärker assoziiert. Hypothese 5.1e muss folglich im Hinblick
auf den erwarteten positiven Zusammenhang mit problemlösungsorientierter
Rumination und ein vermutetes Spannungsverhältnis mit palliativer und
sinnorientierter Rumination angesichts der tatsächlich gegebenen Neutralität
relativiert werden.
Somit lässt sich resümieren, dass „hartnäckige
Zielverfolgung“ ihren protektiven Wert anscheinend primär durch eine direkte
Beeinflussung des Befindens entfaltet, während „flexible Zielanpassung“ über
diesbezüglich vergleichbare Qualitäten hinaus noch als die dirigierende Instanz im Ensemble aus ruminativer Verarbeitung
und Wachstums-Generierung wirkt.
Nuancierende Aussagen sind mit Blick auf Moderator-Effekte möglich: Deutlich
überdurchschnittliche Flexibilität verhindert ausgeprochen effektiv, dass
höhere Ausgangsbelastung auf die Lebenszufriedenheit durchschlägt (vgl. Kapitel 7.4.1, Abb. 2). Zudem scheint
eine besonders hoch ausgeprägte subjektive Flexibilisierung des persönlichen
Bewältigungsstils geradezu immunisierend gegen intrusive Rumination zu wirken,
die ansonsten in einem markanten Zusammenhang mit Initialbelastung steht (Abb.
1). Hypothese 5.1f wird durch die Daten also nur im Hinblick auf Intrusionen
unterstützt und dies auch nur dann, wenn der Veränderungs-Dynamik Rechnung
getragen wird. Der protektive Effekt von „flexibler Zielanpassung“ kommt
unabhängig vom Belastungsgrad gleich stark zur Geltung.
Gerade nach schweren Krisen scheint ein Plus an
Hartnäckigkeit Einbrüchen in der Lebenszufriedenheit entgegenzuwirken (vgl.
Kapitel 7.4.2, Abb. 4). Es ist anzunehmen, dass sich dies auf kontrollierbare
Problem-Aspekte bezieht, da es andernfalls zu einem belastenden Regulationskonflikt
mit akkommodativen Tendenzen käme (Bak & Brandtstädter, 1998). Eine
relative Disharmonie besteht offenbar im Falle simultaner Zuwächse in beiden Dispositionsbereichen.
Der positive Effekt von FLEX-Veränderung
auf die Lebenszufriedenheit wird gebremst, wenn gleichzeitig auch TEN zugelegt hat (Abb. 7). Das
synergistische Wechselspiel von Tenazität und Flexibilität wird durch Abbildung
6 illustriert: Wenn beide Bewältigungsformen verfügbar sind, arbeiten sie Hand
in Hand an der Beseitigung intrusiver Symptomatik. Wie kommt es dazu? Wahrscheinlich
reduzieren akkommodative Prozesse die Fixierung auf überholte Projekte und
erlittene Verluste, während durch assimilatives Engagement in aussichtsreichen neuen oder auch wiederentdeckten
Betätigungsfeldern Erfolgserlebnisse begünstigt werden, was nebenbei auch
mentale Ablenkung verschafft.
TEN, TEN-Veränderung
und Initialbelastung haben eine Gemeinsamkeit in ihrem Verhältnis zu benefit-finding: die bivariaten
Zusammenhänge sind jeweils belanglos (vgl. Kapitel 7.1.1 und 7.1.3). Erst wenn
ein höheres Belastungsausmaß mit einem erlebten Hartnäckigkeits-Schub interagiert,
wird mehr Intitialbelastung auch in mehr benefit-finding
umgemünzt62. In der Auseinandersetzung
mit komplizierten Lebenslagen scheint ein Ausbau kämpferischer Qualitäten in gestaltbaren
Bereichen demnach nicht nur zu äußeren Erfolgen durch aktive Problemlösungsanstrengungen
zu führen, sondern steigert auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Krisen zu
den viel propagierten inneren Wachstums-Chancen werden.
Dass sich hartnäckige, zupackende Menschen wenig mit
Sinnfragen befassen, ist eine verlockend griffige, jedoch unzulässig
simplifizierende Annahme. Abbildung 3 (Kapitel 7.4.2) zeigt, dass bei stark
ausgeprägter Tenazität dies zwar auf subjektiv geringfügig eingeschätzte Problemkonstellationen
zutrifft. Bei zunehmendem Belastungsgrad ist dann aber ein deutlich steilerer Anstieg
sinnorientierter Rumination zu verzeichnen als bei Personen mit geringer
Hartnäckigkeit, die allerdings auch schon nach weniger schwerwiegenden
Rückschlägen in diese Form des Grübelns einzusteigen scheinen. Vermutlich
entsteht dieser Effekt vor allem dann, wenn assimilativ persistente Individuen
mit Problemlagen konfrontiert werden, in denen der bislang präferierte aktiv-offensive
Bewältigungsstil nicht das Mittel der Wahl ist. Dies kann einer Erschütterung
von Grundannahmen und etablierten Schemata gleichkommen (vgl. Beckmann, 1998;
Janoff-Bulman, 1992). Vielleicht kreist das Denken dann vor allem um die Frage,
wie unter massiv veränderten Umständen das eigene Lebenskonzept trotzdem noch
verwirklicht werden kann. Darüberhinaus könnten sogar Korrekturen am eigenen
Ziel- und Wertesystem durchaus hartnäckig in Angriff genommen werden. Ob
derartig intentionalen Versuchen dann ähnlicher Erfolg beschieden ist wie eher
organisch greifenden akkommodativen Prozessen, bliebe zu klären.
Kontextualisierte und weiter personalisierte Vorhersage von
benefit-finding
Die Ergebnisse der in Kapitel
7.2.3 dargestellten kanonischen Korrelationsanalyse (Tabelle 4) und der
hierarchischen multiplen Regression (Kapitel 7.3, Tabelle 5) liefern Aufschluss
über spezifische mehrstellige Konfigurationen von Person- und Umweltfaktoren,
die zu einer adaptiven Modulation ruminativer Aktivität und erhöhter
Auftretenswahrscheinlichkeit von benefit-finding
beitragen.
Das erste kanonische Faktorenpaar verdeutlicht, dass an
der Eindämmung von dysphorischer und intrusiver Rumination, der Begünstigung
von benefit-finding sowie der
Befindensaufhellung durch FLEX und FLEX-Zunahme auch die Zufriedenheit mit
Quantität und Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen wesentlich
beteiligt ist, während zusätzliche gegenwärtige Belastung dies konterkariert.
Will man Wachstumserleben prognostizieren, gilt es also auch, die Präsenz
weiterer Stressoren und die subjektive Wahrnehmung der sozialen Lebenswelt in
Rechnung zu stellen. Auch Tedeschi und Calhoun (2004) räumen in ihrem
Wachstums-Modell (vgl. Kapitel 3 und Abb. A 2 im Anhang) sozialer Unterstützung
eine wichtige Funktion ein. Damit die von Pennebaker (1990, 1993) beschriebene
heilsame Kraft der Selbstoffenbarung zum Tragen kommen kann, muss das Verhalten
der Interaktionspartner mit den Bedürfnissen und Erwartungen der betroffenen
Person kompatibel sein. Ein intaktes Umfeld konstituiert sich nicht aus der
bloßen Gegenwart Anderer. Flexibilität der Zielanpassung dürfte auch hier dazu
beitragen, durch eine Abstimmung der Ansprüche auf die schwer veränderbaren
Eigenschaften der Mitmenschen den Grad der Zufriedenheit mit den
Unterstützungsleistungen auf dem Wege von positiv filternden Wahrnehmungs- und
Interpretationsprozessen zu erhöhen. Aus Tabelle 5 geht dementsprechend hervor,
dass die wachstumsfördernde Wirkung von FLEX
teilweise auch durch Ausgestaltung der Zufriedenheit mit dem sozialen Netzwerk
sowie ein reduziertes Empfinden zusätzlich zu schulternder Lasten vermittelt
wird. Überhaupt deutet das Ergebnismuster der hierarchischen Regression auf den
Stellenwert solcher Mediationseffekte hin. Die Prädiktionskraft der Initialbelastung
für benefit-finding scheint völlig davon abhängig zu sein, ob es zur Umsetzung
in sinnorientierte Rumination kommt63. Diese
Form der Reflexion ist offensichtlich aber kein Allheilmittel. Erst wenn sie
auf eine Art und Weise praktiziert wird, die mit Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl
im Einklang steht, bildet sie sich auf Wachstumserleben ab. Gerade beim
Selbstwertgefühl handelt es sich um einen relativ stabilen Persönlichkeitsparameter
(vgl. Ferring & Filipp, 1996). Dies gibt Anlass zur Vermutung, dass neben
ausgeprägter Flexibilität auch solide Selbstachtung eine zentrale Ressource im
Prozess der Belastungs-Abfederung und Wachstums-Generierung darstellt. Die
Disposition zu „flexibler Zielanpassung“ konkretisiert sich auf ihrem Pfad der
positiven Veränderungsstimulation besonders in der Qualität der
Kontext-Evaluation sowie dem Grad an sinnorientierter Rumination und
psychischer Stabilität, geht in diesen vermittelnden Zwischenschritten jedoch
nicht völlig auf. FLEX bleibt also
auch bei strenger Prüfung möglicher Konfundierungen eine signifikant
eigenständige adaptive Kraft, deren Wirkung zusätzlich noch indirekt in anderen
anpassungsrelevanten Einflussgrößen zur Expression kommt.
Das
zweite Faktorenpaar der kanonischen Korrelationsanalyse aus Kapitel 7.2.3
unterstützt eine weitere Präzisierung der Randbedingungen, unter denen nach
größerer Initialbelastung positive Nebenbedeutungen verfügbarer werden: Wenn
sich ereignisunspezifische Grübelneigung mit einem Zuwachs an Flexibilität seit
dem Ereignis vermählt, stehen die Chancen gut, dass sich palliative und
sinnorientierte Rumination auf benefit-finding
abbilden. Diese Fortschritte werden eingerahmt durch aversive Restsymptomatik.
Nolen-Hoeksema und Kolleginnen (vgl. etwa Nolen-Hoeksema et al., 1993, 1994) haben
der dispositionellen Tendenz, mit dysphorischer Rumination auf erlebten Leidensdruck
zu reagieren, Depressions-verlängernde Wirkung zugeschrieben. Die vorliegenden
Befunde lassen eine diesbezügliche Differenzierung angebracht erscheinen:
Allgemeine Ruminationstendenz begünstigt wahrscheinlich tiefere Reflexion im
Zuge eines Belastungserlebnisses. Im Zusammenwirken mit akkommodativen
Neukalibrierungen auf der Ebene des Coping-Stils erfährt ruminative Aktivität
eine zunehmend palliative und sinnorientierte Akzentuierung. Gelegentliches
Wiederaufflackern dysphorischer und intrusiver Kognitionen sowie depressiver
Symptome sind wohl ein natürliches Echo der sukzessive überwundenen Tiefphase.
Sie erinnern an den Reorientierungsbedarf und wirken durch ihr allmähliches Verschwinden
verstärkend, was als Bestätigung für geänderte Sichtweisen erlebt werden kann.
Moderate dysphorische Rumination verlängert Depressivität also lange genug,
damit sich der Wandel in durchaus ernster Grundstimmung, dafür aber umso
profunder und nachhaltiger vollziehen kann. Eine prospektive Überschätzung der Dauer belastender Emotionen
(„durability bias“; Gilbert et al., 1998) kann auf mangelnde Vertrautheit mit
der Kraft akkommodativer Anpassungsprozesse zurückzuführen sein. Wenn diese
dann ihres Amtes walten, können die Ergebniss im starken Kontrast zu den eher
pessimistischen Erwartungen stehen. Es ist anzunehmen, dass der gepufferte
Sturz erleichternd wirkt und verhältnismäßig positivem Affekt Auftrieb
verleiht. Vielleicht fordert die Psyche Erklärungen für diesen Ausgang ein.
Antworten im Sinne von Wachstum liegen da nicht nur dank der akkommodativen
Funktionslage auf der Hand. Wer schwere Zeiten auf kurvigem Weg durchzustehen
hatte, war darauf angewiesen, sowohl stärker als auch beweglicher zu werden und
das Gesichtsfeld zu erweitern.
8.2
Grenzen
der vorliegenden Untersuchung
Wissenschaft erzeugt nur
in den Augen wissenschaftsgläubiger Menschen unumstößliche „Wahrheit“. Deswegen sind die soeben
angestellten Interpretationen bei aller Fakten-Fundierung nicht frei von
spekulativen Anteilen. Fragebogenstudien bieten Vorteile wie Ökonomie und Standardisierung,
erfordern aber auch, dass man spezifische Nachteile in Kauf nimmt. Dies
betrifft dementsprechend auch den hier gewählten Forschungsansatz. Zu nennen
sind beispielsweise diverse Antworttendenzen, das Problem sozialer
Erwünschtheit (teilweise auch begünstigt durch gesellschaftliche Stereotype und
kognitive Schemata), die Möglichkeit von Simulation und Dissimulation, das
erforderliche Ausmaß an Fragenverständnis, Introspektionsfähigkeit, Ehrlichkeit
sich selbst gegenüber und Gewissenhaftigkeit, das subjektive Deuten von
Begriffen und Setzen von Ankerwerten, die schwer zu bestimmende Lebensweltrelevanz
oder ökologische Validität der Items, das Potential für
Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanzen und nicht zuletzt auch die Einschränkung
von Freiheitsgraden bei geschlossenem Antwortformat (vgl. Mummendey, 2003).
Da nicht alle ausgeteilten Fragebögen bearbeitet wurden,
ist nicht auszuschließen, dass die Teilnahme-Bereitschaft auch mit
verarbeitungsrelevanten Merkmalen verquickt ist, was die Repräsentativität der
Ergebnisse relativiert.
Aufgrund des Querschnittdesigns sind Kausalitäts-Fragen
nicht zu beantworten. Diesbezügliche Überlegungen können nur unter Vorbehalt
auf Basis einer theoriegeleiteten und plausibilitätsorientierten Auswertung
statistischer Ergebnisse entwickelt werden.
Einige Fragen bezogen sich auf die Vergangenheit (z.B.
Initialbelastung, Ruminationstendenz vor dem Ereignis), womit ein Potential für
retrospektive Verzerrungen geschaffen wird. Allein schon die zeitliche Distanz
kann eine Veränderung der nachträglichen Belastungseinschätzung bewirken. Hinzu
kommt, dass die aktuelle Befindlichkeit in der Lage ist, einer stimmungskongruenten
und entsprechend selektiven Erinnerung Vorschub zu leisten. Somit ist aktuelle
Symptomatik nicht als lineares Resultat der Ausgangsbelastung zu verstehen.
Vielmehr kann es sein, dass Personen, denen es gerade schlecht geht,
vorzugsweise Zugriff auf die schattigen Episoden ihrer Biographie haben (vgl.
Bower, 1981; Hammen, 1988). Gerade auch die für Rumination kennzeichnende
Aufmerksamkeitsfokussierung kann überzeichnende Rekonstruktionen früherer Geschehnisse
mit sich bringen (vgl. Filipp, 1990).
Benefit-finding
könnte einen gegenläufigen Effekt ausüben, und zwar dergestalt, dass die aktuelle
Wahrnehmung positiver Aspekte auch manch durchlittene Unbill in Vergessenheit
geraten lässt. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings auch das Argument,
dass sich die adaptive Wirkung von benefit-finding
teilweise aus der Kontrastierung mit einer pointiert negativ ausgemalten
Repräsentation der Vergangenheit speist. Auch Persönlichkeitsmerkmale können
die retrospektive Belastungseinschätzung beeinflussen64.
Eine solche Mischung aus Unter- und Überschätzungen kann zum bivariaten
Nullzusammenhang von Initialbelastung und benefit-finding
beigetragen haben.
Zum Wesen assimilativer
und akkommodativer Prozesse gehört
es, eine Funktionslagen-adäquate „Brille“ der Wahrnehmung und Interpretation zu
erzeugen. Diese „motivierte Informationsverarbeitung“ (vgl. Brandtstädter, in
Druck-c; Kunda, 1990) ist untrennbar mit den zugehörigen Wirkmechanismen
verknüpft. Insofern ist ein gewisses Maß an spezifischer Verzerrung essentieller
Bestandteil der jeweiligen Bewältigungsphase und -vorliebe. Von der Vorstellung
einer destilliert-objektiven Diagnosestellung und Ursachenergründung muss
Abstand genommen werden.
Die Aussagekraft der Ergebnisse ist durch die punktuelle
Erhebung auch insofern cum grano salis zu bewerten, als durch das Fehlen von
Baseline-Werten und multiplen Messzeitpunkten weder die absolute Veränderung
noch die relative Verschiebung im Verhältnis zu anderen Merkmalen
nachzuvollziehen ist.
Um den Aufwand für die TeilnehmerInnen in einem
zumutbaren Rahmen zu halten, mussten bei der Fragebogen-Konstruktion Abstriche
im Hinblick auf die Präzision der Erfassung gemacht werden. So ist mit den ergänzenden
Ein-Item-Fragen der Komplexität des Kräftefeldes natürlich nur rudimentär
Genüge getan. Auch die Zusammenfassung der Belastungsaspekte zu einem Summenwert
anstelle einer Suche nach dimensionsspezifischen Beziehungen hat freilich Kompromiss-Charakter.
Betrachtet man die Formulierungen der Skala „flexible
Zielanpassung“ sowie die Operationalisierung der Wachstumsdomänen, so sind
gewisse Parallelen festzustellen. Hier mag der Einwand erhoben werden, dass
dadurch die Zusammenhänge künstlich überhöht würden. Dem kann allerdings
entgegengesetzt werden, dass sich FLEX
auf habituelle Bewältigungs-Neigungen bezieht, während benefit-finding vorwiegend ereignisspezifische Verarbeitungsresultate
beschreibt.
Rückblickend wäre es wohl besser gewesen, hinsichtlich
ereignisbedingter Veränderungen auch Aspekte möglicher Negativ-Bilanzierung zu
berücksichtigen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass eine einmal gewählte
Antwortrichtung relativ undifferenziert auf die weiteren Aussagen übertragen wird. Dadurch ließe sich auch
die Vielschichtigkeit der Ereignisnachwirkungen besser abbilden. Selbst
niedrige Ausprägungen von benefit-finding
und anderen in der Studie erhobenen subjektiven Veränderungswerten können in
Verbindung mit Deckeneffekten irreführend sein. Wer sich beispielsweise schon
vor dem Ereignis einer großen Wertschätzung für das Leben und
zwischenmenschliche Beziehungen erfreute, mag diesbezüglich keine merklichen
Zuwächse verspüren, aber im Rahmen der Verarbeitung dennoch von der früher
aufgebauten Ressource profitieren.
In forschungspragmatischer Hinsicht sei noch auf ein
grundlegendes Dilemma hingewiesen: Zweifellos ist es faszinierend und
aufschlussreich, aus einer mit Tausenden von Zahlenwerten gefüllten Matrix,
unterstützt durch leistungsfähige Computertechnologie, Muster abzuleiten, die
sich bei der Betrachtung von kleinen Stichproben oder Einzelfällen meistens
nicht in dieser Prägnanz abzeichnen würden. Im Hinblick auf das Erleben und
Verhalten des Individuums erlaubt
dieses Vorgehen allerdings nur tendenzielle Prognosen. Dabei könnte manchmal
gerade die Mikro-Analyse von „Ausreißern“, die in kein Schema passen, im
Gesamtdatensatz untergehen oder - bisweilen vorschnell als Messfehler
deklariert - für Störfeuer sorgen, den Blick auf Ausnahme-Phänomene lenken und
somit frischen Wind in die Theorieentwicklung bringen (vgl. Weinberger, 1994).
8.3
Impulse
für Forschung und (Lebens-)Praxis
Offenbar stehen
spezifische Ruminations-Profile in differentiellem Zusammenhang mit Indikatoren
mehr oder weniger erfolgreicher subjektiver Verarbeitung eines kritischen
Lebensereignisses. Erlebtes Wachstum trägt dazu bei, das Effektbild zu
arrondieren. Die dispositionelle Tendenz zu „flexibler Zielanpassung“ (vgl.
Brandtstädter & Renner, 1990; Brandtstädter & Rothermund, 2002a) hat
auch in dieser Studie ihre weichenstellende Funktion für Schutz und
Wiederherstellung von Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit unter Beweis
gestellt. Sie scheint ihre Wirkung auf zwei zentralen Wegen zu entfalten: durch
Eindämmung aversiven Grübelns und
durch Förderung palliativer und sinnorientierter Varianten der Rumination. Auch
Veränderungen im präferierten Bewältigungsstil scheinen eine Rolle zu spielen.
Dies deutet darauf hin, dass in der Akzentverschiebung des Reflexionsgeschehens
ganz wesentlich akkommodative Prozesse zum Ausdruck kommen.
Die Durchführung von Längsschnittstudien mit Erhebung von
Ausgangswerten und multiplen Messzeitpunkten wäre erforderlich, um
Anschlussfragen zu klären, die vor allem den prozessualen Charakter der
Bewältigung betreffen (vgl. Filipp, 1990; Lazarus, 1993). Auf diese Weise
könnten dynamische Umschichtungen im kognitiven Verarbeitungsmuster sowie deren
Abbildung auf Anpassungsparameter nachgezeichnet werden. Dabei wäre es
besonders interessant, zu erhellen, inwieweit der eher „mühsame“ Pfad über
sinnorientierte Rumination kurz- und langfristig zu qualitativ anderen
Resultaten führt, wenn man ihn mit dem bloßen Abbau dysphorischen, intrusiven
und kontrafaktischen Grübelns oder der Suche nach praktischen Problemlösungen sowie
der Vergegenwärtigung lindernder Apekte vergleicht.
Auch kann die Adaptivität und Nachhaltigkeit von benefit-findingnicht nur vom Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens
des
Perspektivenwandels (vgl. Tedeschi & Calhoun, 2004), sondern auch von der
Art der Anbahnung und inhaltlichen Schwerpunkten abhängig sein. Je nach
Phasen-Verortung kann es sich dabei eher um einen Prozess- oder aber
Ergebnisindikator handeln. Selbstberichtetem Zuwachs an Ambiguitätstoleranz
scheint eine vielversprechende Signalfunktion für ein weit fortgeschrittenes
Verarbeitungs-Stadium zuzukommen65. Tennen
und Affleck (2001) differenzieren zwischen benefit-finding
und benefit-reminding. Vielleicht
repräsentieren palliative und sinnorientierte Rumination zumindest unter
bestimmten Bedingungen die noch näher zu konzipierende Stufe einer benefit-quest. Es würde sich anbieten,
diese Reflexions-Varianten zusätzlich im Hinblick auf affektive Qualität,
persönliche Effektivitätseinschätzung, den Willkürlichkeits-Grad sowie die
Veränderungsdynamik zu qualifizieren. Hohe diesbezügliche Aktivität kann sowohl
für einen gerade begonnenen, vielleicht aber auch schon strapaziös lang
andauernden Suchprozess, eher spontane Gedankenimpulse als auch eine
Elaboration oder auffrischende Rekapitulation neu entdeckter Sichtweisen
stehen. Der letztgenannte Aspekt entspräche einem benefit-reminding zur Stabilisierung akkommodativ neutralisierter
Zieldiskrepanzen und Ausrichtung auf neue Werte- und Sinnkoordinaten. Es ist
anzunehmen, dass die habituelle Ruminationstendenz die evaluative Stellungnahme
dem eigenen Grübeln gegenüber und damit auch dessen Produktivität beeinflusst.
Die hier berichteten Ergebnisse sprechen dafür, dass Menschen, die von Haus aus
dazu neigen, angestrengt nachzudenken, in besonderem Maße versuchen, auf
reflexivem Wege zu einer Integration des Erlebten zu finden - und damit auch
vorwärts kommen (vgl. auch Nolen-Hoeksema & Davis, 2001). Hieraus lassen
sich weitere Ideen für Forschung an den Schnittstellen von Kognitions-,
Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie ableiten.
Dies berührt auch eine fortgesetzte Auseinandersetzung
mit der Frage, welche dispositionellen Faktoren dafür verantwortlich sind, dass
in manchen Fällen aversive Rumination nicht in der Lage ist, den Übergang zur
Akkommodation anzustoßen (vgl. McIntosh & Martin, 1992; Nolen-Hoeksema et
al., 1993, 1994; Pyszczynski & Greenberg, 1992). Auch Defizite an
„flexibler Zielanpassung“ wirken hier offensichtlich vulnerabilisierend (vgl.
Brandtstädter, in Druck-c).
Besondere Beachtung verdient die Frage, welche Variablen
moderierend oder vermittelnd Einfluss darauf ausüben, wann und wie effizient
das kognitive Reparaturpotential (vgl. Clark, 1996) palliativer und
sinnorientierter Rumination umgesetzt wird. Die Ergebnisse einer explorativen
Zusatz-Analyse (siehe Anhang) liefern Indizien dafür, dass auch in diesem
Zusammenhang die Berücksichtigung von Flexibilitäts-Status und -Verlauf
differenzierende Aussagen gestattet.
Das Methoden-Repertoire könnte dabei anhand von
hochfrequenten, zeitnahen Aufzeichnungen (etwa mittels tragbarer
Palmtop-Computer), zusätzlich aber auch durch idiographische Elemente
(beispielsweise halbstrukturierte, qualitative Interviews oder
inhaltsanalytische Auswertung frei formulierter Fragebogen-Antworten) als
Gegengewicht zu übermäßiger Abstraktion von der subjektiven Erfahrungswelt
erweitert werden. Zur ergänzenden Validierung der Wachstumseffekte bieten sich
neben der Befragung Nahestehender (Einwilligung der betroffenen Person vorausgesetzt)
auch implizite Messverfahren an. Beispiele dafür sind der Implizite Assoziationstest (Greenwald, McGhee & Schwartz, 1998)
oder Experimente im Rahmen des Priming-Paradigmas
(vgl. Wentura et al., 1995). Auf diese Weise könnte ein Korrektiv gegenüber
ausgeprägt Tatsachen-entstellender Selbstpräsentation geschaffen werden. Dabei
ist natürlich völlig offen, welche Informationsquelle letztendlich der beste
Prädiktor für langfristigen Anpassungserfolg ist. So mögen objekivierte
Indikatoren eine andere Sprache sprechen, im Endeffekt aber der Funktionalität
„positiver Illusionen“ (vgl. etwa Taylor & Armor, 1996) keinen Abbruch tun.
In der Beratungs- und Therapiepraxis, aber auch im
privaten Umfeld wird man immer wieder mit Lebensproblemen anderer Menschen und ihrem
Ringen um Sinn und inneres Gleichgewicht konfrontiert. Im Hinblick auf die
Effektivität der eigenen Hilfestellung wird man davon profitieren, Rumination
in ihrem ganzen Facettenreichtum als Teil des Verarbeitungsprozesses ernstzunehmen.
Selbst aversive Erscheinungsformen sollten nicht vorschnell als pathologische
Symptomatik gebrandmarkt werden, die es auf der Direktissima zu „heilen“ gilt
(vgl. auch Nolen-Hoeksema & Larson, 1999). Das Aushalten solcher
Spannungen, der gelassene Umgang mit kognitiven Wachstumsschmerzen kann so für
alle Beteiligten zum Anwendungs- und Entwicklungsfeld für Flexibilität,
Selbstkomplexität und Ambiguitätstoleranz werden.
Wahrscheinlich sind es gerade die Lebenslagen, in denen
assimilative und akkommodative
Aktivitäten simultan gefragt sind, die am meisten zur Steigerung einer Art von
Meta-Coping-Flexibilität beitragen. Man könnte sie als die Fähigkeit
umschreiben, mit einem ausgeprägten Gespür für die Grenzen des Machbaren sowohl
hartnäckig als auch flexibel mit verschiedenen Anforderungen des Lebens
umzugehen, sich selbst und seine Umwelt zu kultivieren, aber auch Veränderungen
in sich geschehen zu lassen, ohne all dies als Widerspruch zu erleben (vgl.
Cheng, 2003; Lazarus, 1993). Dazu gehört sicherlich auch die Tugend, Ziele mit
Leidenschaft zu verfolgen, die Freude, die daraus erwächst, aber nicht als
Besitz, geschweige denn als „concession à perpétuité“66
zu betrachten.
Lebenskunst hat also auch mit der Fähigkeit zu tun, „den
richtigen Zeitpunkt zur Preisgabe von Zielen und zum Verlassen eingeschlagener
Lebenspfade zu finden; ein erfolgreiches „Navigieren“ der persönlichen
Lebensgeschichte erfordert die Balance dieser zum Teil gegensätzlichen
Anforderungen“ (Brandtstädter, in Druck-a). Hier wird der Bedeutungshof eines traditionsreichen
Konzeptes betreten: „Weisheit - wie sonst immer definiert - hat nicht nur mit
effizienter Zielerreichung, sondern auch mit der Frage zu tun, welche Ziele es
angesichts der Begrenzungen und Unwägbarkeiten des menschlichen Lebens wert
sind, verfolgt zu werden“ (Brandtstädter, in Druck-b).
42 der hier befragten Personen hatten an der unter
Kapitel 6.1 skizzierten Gesprächsgruppe „Begegnungskreis Trier“ teilgenommen.
Im Rahmen der Zusammenkünfte wird prinzipiell auch die Möglichkeit gegeben, Lebensfragen
anzusprechen und aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu diskutieren -
wovon reger Gebrauch gemacht wird. In der Ausschreibung des Angebotes ist an
keiner Stelle von Problemzentrierung die Rede. Umso mehr erstaunen die
signifikanten Zusammenhänge mit Depressivität, niedriger allgemeiner und
zwischenmenschlicher Zufriedenheit sowie dysphorischer, intrusiver,
problemlösungsorientierter, palliativer und sinnorientierter Rumination (vgl.
Tabelle A 1 im Anhang). Die ermutigenden Ergebnisse einer summarischen Evaluation
der Veranstaltungen (vgl. Kapitel 6.2.9) sprechen gegen den Verdacht, das
Missbefinden könnte vorwiegend Teilnahme-induziert sein. Allem Anschein nach
hat sich hier eine Personengruppe mit erheblichem Verarbeitungsbedarf
eingefunden. In diese Richtung weist auch der Nullzusammenhang mit benefit-finding.
Damit ergeben sich Ansatzpunkte für mögliche
Interventionsstudien, nicht zuletzt aber auch für indizierte Prävention in
einem niedrigschwelligen und gemeindenahen Format (vgl. dazu auch
Brandtstädter, 1982; Filipp & Gräser, 1982). Zur theoriegeleiteten
Optimierung derartiger Programme wäre es beispielsweise wichtig, in Erfahrung
zu bringen, mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen die Teilnahme assoziiert ist
und Bedingungen herauszufiltern, die katalytisch auf den Verarbeitungsprozess
einwirken. Die Effekte des „social sharing“ und einer kohärenzstiftenden
Umdeutung der Biographie werden hierbei sicherlich eine Rolle spielen (vgl. Neimeyer,
2004; Niederhoffer & Pennebaker, 2002). Auch Aspekte sinn- und
entwicklungsorientierter Beratung (vgl. Brandtstädter & Gräser, 1999; Wong,
1998) können in den Gruppenkontext transferiert werden. Ein besonderer
Stellenwert dürfte dabei der behutsamen Förderung palliativer und sinnorientierter
Reflexion im Wechsel mit der Artikulation aversiver Regungen zukommen. Auch eine
wertschätzende Haltung gegenüber - gerade nach Trauerfällen - oft noch
tabuisierten Aspekten wahrgenommenen Wachstums trägt zu einem konstruktiven
Klima bei, in dem Gefühls-Sensitivität und -Ausdruck sowie das Denken in
Alternativen eingeübt werden. Trotz der unvermeidlichen Dissonanzen fair und
respektvoll miteinander umzugehen, kann die persönliche Konflikttoleranz
steigern. Dies begünstigt dann gleichzeitig einen entspannt-explorativen Umgang
mit den Mehrdeutigkeiten der persönlichen Geschichte. Im Idealfall wird auf
diese Weise der Entwicklungsanreiz ausgeschöpft, der kritischen Lebensereignissen
stets auch innewohnt. Ein solcher Prozess trägt dann Züge einer „produktiven
Verunsicherung“ (Motto von Wolf Lepenies, bis 2001 Rektor des
Wissenschaftskollegs zu Berlin und Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels
2006).
Mit der wertvollste Gewinn, der daraus hervorgehen kann,
ist ein Zuwachs an Flexibilität. Dieser Wandel beflügelt und stabilisiert den
Verarbeitungserfolg, öffnet neue Wege und macht es auch in Zukunft leichter,
mit dem Leben zu gehen und hinter die Kratzer und Schlieren auf dem Fenster zur
Welt zu schauen.
60
Ein weiteres Argument hierfür ist die hohe interne Konsistenz der alle Facetten
integrierenden Gesamt-Ruminationsskala
(Cronbachs Alpha = .93).
61
FLEX-Veränderung steht vor allem mit
der Zeit seit dem Ereignis, palliativer und sinnorientierter Rumination sowie benefit-finding in Zusammenhang, nicht
jedoch mit dem Alter. Dies deutet darauf hin, dass dieser Effekt in der
vorliegenden Stichprobe auf einen spezifischen ereignisbezogenen
Verarbeitungsprozess und nicht auf einen ontogenetischen Automatismus
zurückgeführt werden kann.
62
Noch markanter bildet sich dieser Moderatoreffekt auf die Domänen „ persönliche Stärke“ und „ Wertschätzung des Lebens“ ab, mit denen TEN-Veränderung bereits auf
bivariater
Ebene positiv assoziiert ist.
63
Dies ist gewissermaßen ein positives Pendant zum Mediationseffekt, den Martin
et al. (1993) für dysphorische Rumination im Zusammenhang von „linking“ und
Unzufriedenheit fanden.
64 So wird in der vorliegenden Stichprobe der
Zusammenhang zwischen „flexibler Zielanpassung“ und Initialbelastung mit r = -.16 immerhin marginal signifikant (
p = .052)
65 In der
vorliegenden Stichprobe handelt es sich hierbei um die einzige
Wachstums-Domäne, die signifikant negative Korrelationen mit dysphorischer und
intrusiver Rumination aufweist.
66 Diese
Aufschrift ist auf manchen Grabtempeln des Pariser Friedhofes „Père Lachaise“
zu finden. Sie steht für ewiges Bleiberecht, ist aber dennoch nicht imstande,
die Gebäude vor dem Zahn der Zeit zu bewahren.
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erledigter und unerledigter Handlungen. Psychologische
Forschung, 9, 1-85.
Anhangsverzeichnis
Abbildung A 1: Assimilative
und akkommodative Prozesse................................ 166
Abbildung A 2: Ein
Modell posttraumatischen Wachstums..................................167
Der Fragebogen..............................................................................................................168
Tabelle A 1:
Produkt-Moment-Korrelationen aller erhobenen Variablen............189
Zusätzliche Ergebnisse aus Moderatoranalysen.........................................................192
Vertiefungs-Optionen.............................................................................................................194
VO_1: Kritische
Lebensereignisse als Kreuzungspunkte..................................194
VO_2: Coping
als Form der Auseinandersetzung mit
kritischen
Lebensereignissen..................................................................204
VO_3: Ruminations-Inhalte...............................................................................224
VO_4: Selbstberichtetes Wachstum
nach Belastungen:
offene und
weiterführende Fragen......................................................... 234
VO_5: Festhalten
und Loslassen:
fundamentale Tendenzen
in den Gezeiten des Lebens...........................242
___Kognitive Funktionslage__
|
___Kognitive Funktionslage__
|
Dysfunktionale Nebenwirkungen
Effekte
|
Dysfunktionale Nebenwirkungen
|
__Moderierende + - -
|
|
AKKOMMODATIVER MODUS
|
Zieldiskrepanzen Entwicklungsverluste |
Abbildung A 1: Assimilative und akkommodative Prozesse:
Mechanismen und differentielle Bedingungen (nach Brandtstädter, in Druck-b;
Brandtstädter & Rothermund, 2002a)
PERSON |
SEISMIC |
CHALLENGES |
MANAGEMENT OF EMOTIONAL DISTRESS |
FUNDAMENTAL SCHEMAS: BELIEFS |
LIFE NARRATIVE |
RUMINATION
MOSTLY AUTOMATIC & INTRUSIVE |
SELF
WRITING, TALKING, PRAYING
|
SOCIAL
MODELS FOR SCHEMAS, COPING, POSTTRAUMATIC GROWTH
|
REDUCTION
MANAGEMENT
DISENGAMENT
|
RUMINATIONMORE DELIBERATE
SCHEMA
NARRATIVE |
POSTTRAUMATIC GROWTH ( 5 |
WISDOM |
ENDURING |
Abbildung A
2: Ein Modell posttraumatischen Wachstums (nach Tedeschi & Calhoun, 2004)
Der Fragebogen
Allgemeine Hinweise und Fragen zur Person
Der Fragebogen besteht aus mehreren Teilen. Bitte beachten Sie
|
Wie alt sind Sie?
|
____Jahre |
|
|
|
|
|
|
|||
Geschlecht |
|
|
weiblich |
|
männlich |
|
||||
Familienstand |
|
|
ledig |
|
|
|
verheiratet |
|
|
|
geschieden |
|
|
|
verwitwet |
Schulbildung |
|
|
ohne Schulabschluss |
|
|
|
Haupt-/ Volksschule |
|
|
|
Mittlere Reife |
|
|
|
Abitur |
Berufsausbildung |
|
|
ohne Abschluss |
|
|
|
Lehre |
|
|
|
Fachschule/ Fachhochschule/ Hochschule |
|
|
|
Sonstiges, nämlich_________________________ |
Berufstätigkeit |
|
|
ja |
|
|
|
nein, da |
|
berentet |
|
|
|
|
|
|
arbeitslos |
|
|
|
|
|
|
in Aus- oder Weiterbildung |
|
|
|
|
|
|
Hausfrau/ Hausmann |
|
|
|
|
Sonstiges, nämlich___________________________ |
Fragen zu einem belastenden Ereignis
Belastende Denken Sie nun
Im folgenden Wenn das
Wenn das
|
|
Tod meines |
|
Tod einer mir |
|
Ehe-Scheidung |
|
Trennung |
|
eigene schwere |
|
Verlust eines |
|
schwere |
|
Unfall |
|
Überfall |
|
Vergewaltigung |
|
Zeuge bei |
|
Zeuge bei |
|
Partnerschaftskrise |
|
sexuelle |
|
Misserfolgserlebnis |
|
Misserfolgserlebnis |
|
Vertrauensmissbrauch/ |
|
eigenes |
Sonstiges:
__________________________________________________________________
__________________________________________________________________
Versuchen Sie
|
Zeit seit dem belastenden Ereignis:
_____ Monate
( Beispiel: 2,5
Jahre >> 30
Monate )
Die folgenden
Versuchen Sie
Kreuzen Sie
Sie können
|
|
trifft gar nicht zu |
trifft voll und ganz zu |
1.
|
|
|
2.
|
|
|
3.
|
|
|
4.
|
|
|
5. Das Geschehen war für mich
|
|
|
6.
|
|
|
7. Was damals passierte, war
|
|
|
8.
|
|
|
trifft gar nicht zu |
trifft voll und ganz zu |
9. Was damals passierte, empfand ich als
|
|
|
10.
|
|
|
11.
|
|
|
12. Ich ärgerte mich über andere Menschen.
|
|
|
13.
|
|
|
14.
|
|
|
15.
|
|
|
16.
|
|
|
17.
|
|
|
18. Ich
|
|
|
19. Auch wichtige andere Lebensziele
|
|
|
20. Ich litt dadurch unter Einsamkeit.
|
|
|
21. Alte Wunden wurden wieder aufgerissen.
|
|
|
22. Ich konnte kaum an etwas anderes
|
|
|
23. Ich machte mir damals Sorgen, nie
|
|
Fragen zur gegenwärtigen gedanklichen Beschäftigung
Nach
Im folgenden
Es geht dabei
Geben Sie für
|
|
nie |
fast ständig |
|||||
1. |
|
||||||
2. Gedanken an die Ereignisse und ihre |
|
||||||
3. Ich denke über meine Schwächen und Fehler |
|
||||||
4. Ich versuche, Gedanken und Gefühle
wegzuschieben, die mit dem
|
|
||||||
5. Ich stelle mir vor, wie viel besser es |
|
||||||
6. Ich versuche, den Ursachen für das |
|
||||||
7. Ich suche nach Möglichkeiten, dem, |
|
|
nie
fast |
|||||
8. Ich denke darüber nach, was trotz |
|
|||||
9. Ich führe mir andere lohnende Ziele |
|
|||||
10. Ich erinnere mich daran, was für unangenehme |
|
|||||
11. Das Nachdenken über die Probleme |
|
|||||
12. Ich mache mir Gedanken über die |
|
|||||
13. Ich vermeide es, mit anderen Menschen |
|
|||||
14. Ich erinnere mich daran, wie viel besser |
|
|||||
15. Ich entwickle Strategien, wie ich mein |
|
|||||
16. Ich konzentriere mich auf die |
|
|||||
17. Ich denke darüber nach, wie mir |
|
|||||
18. Ich suche nach Gesichtspunkten, unter |
|
|||||
19. Ich stelle mir vor, wie viel besser |
|
|||||
20. Ich zerbreche mir den Kopf über all das |
|
|||||
21. Heftige unangenehme Gefühle, die ich |
|
|
nie |
fast ständig |
|||||
22. Ich frage mich, was der Kern des |
|
||||||
23. Ich denke darüber nach, wie ich die |
|
||||||
24. Ich male mir aus, wie ich die |
|
||||||
25. Ich frage mich, ob es vielleicht einen |
|
||||||
26. Ich stelle mir vor, wie schwer es nun |
|
||||||
27. Ich versuche, das Ganze in Einklang mit |
|
||||||
28. Mich überkommen Zweifel am Sinn des |
|
||||||
29. Ich frage mich, was passiert wäre, wenn |
|
||||||
30. Weil ich über das Ereignis grüble, habe |
|
||||||
31. Ich überlege mir, wie ich die Probleme, |
|
||||||
32. Ich frage mich, ob meine früheren Ziele |
|
||||||
33. Ich überlege mir, wie ich andere |
|
||||||
34. Ich versuche, das Geschehene in eine
|
|
||||||
35. Ich frage mich, was passiert, wenn ich
|
|
|
nie |
fast ständig |
|||||
36. Ich suche nach Möglichkeiten, trotz |
|
||||||
37. Ich mache mir klar, was ich nun alles |
|
||||||
38. Ich überlege, was andere Personen |
|
||||||
49. In Gesprächen mit anderen Menschen |
|
||||||
40. Ich entwickle Pläne, wie ich die durch |
|
||||||
41. Ich führe mir vor Augen, dass andere |
|
||||||
42. Ich denke darüber nach, was ich aus |
|
||||||
43. Dinge, die ich in meiner Umgebung sehe |
|
||||||
44. Ich richte mein Augenmerk auf |
|
||||||
45. Ich mache mir Gedanken, wie ich meine Erfahrungen
mit Lebensproblemen in |
|
In welchem Ausmaß hat sich insgesamt Ihre gedankliche Beschäftigung seit damals verändert?
Bitte kreuzen Sie an:
Ich beschäftige mich gedanklich mit dem Ereignis...
|
Fragen zum Umgang mit Problemen Die folgenden
Sie können
|
|
trifft gar nicht zu |
trifft voll und ganz zu |
1. Wenn ich mich in etwas verrannt habe,
|
|
|
2.
|
|
|
3.
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|
|
4.
|
|
|
5.
|
|
|
6.
|
|
|
7.
|
|
|
8.
|
|
|
9.
|
|
|
10. Ich
|
|
|
11.
|
|
|
12.
|
|
|
trifft gar nicht zu |
trifft voll und ganz zu |
13. Viele Probleme schaffe ich mir selbst,
|
|
|
14. Wenn ich mich lange vergeblich mit
|
|
|
15. Im Allgemeinen trauere ich einer
|
|
|
16. Veränderten Umständen kann ich mich im Allgemeinen recht gut anpassen.
|
|
|
17. Ich kann auch dem Verzicht etwas
|
|
|
18. Ich vermeide es, mich mit Problemen
auseinanderzusetzen, für dich
|
|
|
19. Im merke im Allgemeinen recht gut, wann
|
|
|
20. Wenn etwas nicht nach meinen Wünschen
|
|
|
21. Nach schweren Enttäuschungen wende ich
|
|
|
22. Vor ernsten Problemen verschließe ich manchmal die Augen.
|
|
|
23. Wenn ich nicht bekomme, was ich will,
|
|
|
24. Auch wenn mir ein Wunsch nicht erfüllt
|
|
|
25. Ich kann auch den unangenehmen Dingen
|
|
|
26. Mit Niederlagen kann ich mich nur
|
|
|
27. Selbst wenn alles aussichtslos
|
|
|
28. Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf
|
|
|
trifft gar nicht zu |
trifft voll und ganz zu |
29. Wenn ich in Schwierigkeiten stecke,
|
|
|
30. Ich will nur dann wirklich zufrieden
|
|
Nun lesen Sie
Die
|
|
heute viel weniger als vor dem Ereignis |
heute viel mehr als vor dem Ereignis |
1. Wenn ich mich in etwas verrannt habe,
|
|
|
2.
|
|
|
3.
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|
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4.
|
|
|
5.
|
|
|
6.
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7.
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|
|
heute viel weniger als vor dem Ereignis |
heute viel mehr als vor dem Ereignis |
8.
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9.
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|
|
10. Ich
|
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11.
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|
|
12.
|
|
13. Viele Probleme schaffe ich mir selbst,
|
|
14. Wenn ich mich lange vergeblich mit
|
|
15. Im Allgemeinen trauere ich einer
|
|
16. Veränderten Umständen kann ich mich im Allgemeinen recht gut anpassen.
|
|
17. Ich kann auch dem Verzicht etwas
|
|
18. Ich vermeide es, mich mit Problemen
auseinanderzusetzen, für dich ich
|
|
19. Im merke im Allgemeinen recht gut, wann
|
|
20. Wenn etwas nicht nach meinen Wünschen
|
|
21. Nach schweren Enttäuschungen wende ich
|
|
22. Vor ernsten Problemen verschließe ich manchmal die Augen.
|
|
23. Wenn ich nicht bekomme, was ich will,
|
|
|
heute viel weniger als vor dem Ereignis |
heute viel mehr als vor dem Ereignis |
24. Auch wenn mir ein Wunsch nicht erfüllt
|
|
|
25. Ich kann auch den unangenehmen Dingen
|
|
|
26. Mit Niederlagen kann ich mich nur
|
|
|
27. Selbst wenn alles aussichtslos
|
|
|
28. Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf
|
|
|
29. Wenn ich in Schwierigkeiten stecke,
|
|
|
30. Ich will nur dann wirklich zufrieden
|
|
Ergänzende ___________________________________________________________________________
Mensche |