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Metaphernreise mit Berndt Ebler - Die psychologische Sprachbildergalerie

Die folgende Sammlung an Sprachbildern zur Veranschaulichung von Problemzuständen und Lösungswegen ist während meiner Tätigkeit an der Psychotherapieambulanz der Universität Trier 2009 – 2012 entstanden. Inspirationen sammelte ich durch die Zusammenarbeit mit Patientinnen und Patienten, Supervision, Lektüre und Eigenreflexion. Teilweise sind also auch Gedanken anderer Personen eingeflossen, an mancher Stelle hervorgehoben als Zitat. Es handelt sich dabei um mehr oder weniger vollständig ausformulierte Gedankenskizzen, die zur individuellen Weiterentwicklung einladen mögen. Ideen sind etwas Lebendiges und wollen sich mit neuem Bewusstsein verbinden. Ich wünsche viel Freude beim Einsatz der Impulse in der Lebenspraxis sowie beim Aufspüren eigener Symbolisierungen aus der faszinierenden Welt der menschlichen Psyche. Ich bitte darum, bei Verwendung in Texten auf den Urheber hinzuweisen. Ein schöner Film zum Thema: "Il Postino" / "Der Postmann"

 
 

Das kleine Pflänzchen des bereits
erzielten Erfolges schätzen und pflegen, statt von heute auf morgen einen
großen Baum zu erwarten.

Garten konstant pflegen, auch
wenn es mal Hagel gibt und eine Ernte ausfällt. Vielfältige Pflanzungen, die
absichern gegen Ernteausfall. Gelegentliche Brache zur Erneuerung des Bodens.

Gesunder "innerer
Faulpelz" versus "Miesmacher" und "Chancen-Vernebeler"

Aufschub als altes, ausgesessenes
Sofa, aus dem man schlecht hochkommt

Die Ruhe, die ein Angstpatient
durch Vermeidung verspürt, ist wie die Ruhe auf dem Gefechtsfeld mit
zwitschernden Vögeln und blühender Natur, wo nie ausgeschlossen ist, dass
plötzlich der Schuss eines Scharfschützen die Stille jäh zerreißt. Selbst wenn
er nicht mehr im Krieg ist, kann er nie so ganz wissen, ob es sich um eine
echte oder eine trügerische Ruhe handelt. Am besten ist es, eine aktive
Auseinandersetzung mit der Bedrohung zu suchen, um die Erfahrung zu machen, dass
man damit umgehen kann und dass die katastrophale Gefahr gar nicht existiert.

Der Pat. mit zwanghaften Anteilen
kann seine Sorgfalt immer noch ausleben, wenn er sich mehr als Dirigent eines
Orchesters sieht, dessen Aufgabe es nicht mehr ist, jedes einzelne Instrument
zu spielen, sondern dessen wertvoller Beitrag in der Koordination der
Mitglieder zu sehen ist.

Bei ausgeprägtem Bedürfnis nach
"Positivem" und Vermeidung von Konfrontation: 1. Einige Zeit kann es
erleichternd sein, an einem unaufgeräumten Schrank vorbeizugehen, doch das
Ziel, ihn zu sortieren, zu entrümpeln, Überflüssiges oder Aufgedrängtes zu
entfernen und ihn mehr den eigenen Vorstellungen entsprechend auszustatten
erfordert, dass man sich mit dem Inhalt auseinandersetzt, was Arbeit bedeutet,
dann aber schrittweise zu mehr Klarheit führt. 2. Damit ein Arzt eine
Behandlung einleiten kann, muss er zunächst feststellen, wo es wehtut.

Bei Entwertung
"kleiner" Fortschritte und alles-oder-nichts-Denken (was auch den
unbewussten Grund der Selbstsabotage durch zu hoch gesteckte Ziele haben kann):
Ist es auf dem Weg zur Überwindung von Alkoholismus mit täglichen Besäufnissen
kein Fortschritt, wenn ein Niveau mit täglich einem Glas Bier oder Wein
erreicht wurde?

Konkretisierung des Ausmaßes an
Unangenehmem durch Vergleich mit Schmerz / Hitze / Kälte: zu vermeiden auf
jeden Fall dann, wenn Schädigung droht. Unter der Schädigungsschwelle hängt die
Toleranz gegenüber dem Unwohlsein auch davon ab, was man im Gegenzug erhält
(z.B. Bestaunen von Winterlandschaft und Abhärtung bei großer Kälte).

Der Umgang mit belastenden
Gedanken und Verhaltenstendenzen ähnelt der Steuerung eines Flugzeuges im
Landeanflug: optimal ist es, die Abweichung von der persönlichen Optimallinie
frühzeitig zu registrieren. Dann kann mit kleinen Ruderausschlägen korrigiert
und sicher gelandet werden. Überreaktion ist kontraproduktiv, weil dann
Aufschaukelung und Taumelflug drohen. Wenn die Bewegung zu hektisch geworden
ist, lohnt es sich, eine Auszeit in Form von Durchstarten zu nehmen. Im neuen
Anlauf kann es besser gelingen und man kann auf seinen Erfahrungen aufbauen.

Um aus einem schnell fahrenden
Auto rauszukommen, hilft es nicht, aus dem Fenster zu starren und Panik zu
entwickeln. Vielmehr ist es erforderlich, ruhig und ohne ins Schleudern zu
kommen auf die Bremse zu drücken. Selbst eine resolute Bremsung braucht dann
einige Zeit.

Das Umlernen von Gewohnheiten
braucht Zeit, doch es ist prinzipiell möglich. Oft erscheint eine
Herausforderung in der Vorstellung schwieriger als sie dann in Wirklichkeit
ist. Ein Beispiel dafür ist das Linksfahren in Irland.

Unzufriedenheit ist ein
mehrdeutiges Material. Als unorganisierte Masse ist sie überwiegend Ballast,
doch ich habe auch die Möglichkeit, aus ihr Flügel zu bauen, die mich in neue
Regionen des Lebens tragen.

Wer eine schwere Last trägt, muss
manchmal pausieren, um durchzuhalten.

Mit leerem Tank lässt sich nicht
fahren. Zum Tanken ist die Fahrt zu unterbrechen, auch wenn der Impuls
eigentlich wäre, auf der Straße zu bleiben.

Tyrannisierende Sätze kommen oft
in irreführender Verkleidung, als Mogelpackung, betreiben Etikettenschwindel.
Sie vertreten eine Partei, die den eigenen längerfristigen Interessen
zuwiderläuft.

Beim Fliegen kann man in
Turbulenzen geraten (vergleichbar mit der Provokation durch eine andere
Person), kann diese aber durch Gegensteuern ausgleichen. Gravierende Probleme
bekommt man erst, wenn man einen Tunnelblick entwickelt und Aspekte wie
Fluglage, Höhe und Geschwindigkeit aus den Augen verliert. Auf Turbulenzen kann
man sich schon vorher vorbereiten.

Bevor der Schmetterling fliegt,
muss er ausreichend lange die Verwandlung im Kokon abwarten. Das Schlüpfen ist
anstrengend, wie auch die Geburt des Menschen oder Übergänge in neue
Lebensphasen. Den richtigen Zeitpunkt kann man nicht erzwingen. Reifung braucht
Zeit und Raum.

Im Aquarium lebende Fische werden
nicht so groß wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Das Wachstum eines
Lebewesens passt sich also der Weite des Entwicklungsraumes an.

Erleichterung der Zielverfolgung
durch Visualisierung eines guten Korridors.

Eine Verkomplizierung der
Lebenslage ist nur aus einer eindimensionalen Perspektive eine
Verschlechterung. Es ist durchaus möglich, dass die Entwicklung auf einer
zweiten Dimension einen Fortschritt darstellt.

Treibe ich mit meiner Energie
mein eigenes Fahrzeug an in der
gewünschten Richtung oder diene ich eher dem Fortkommen anderer? Das eine lässt
sich durchaus mit dem anderen in Einklang bringen, doch wichtig ist ein persönlich
stimmiges Verhältnis.

Abweichung von der
Durchschnittsnormalität ermöglicht Einübung in Selbstbehauptung auf dem
individuellen Weg und kann zugleich auch das Interesse an den gängigeren Routen
wiederbeleben, im Sinne einer freien Entscheidung.

Wer vorankommen will, muss sich
wenigstens vorübergehend für Ziel und Weg entscheiden und darauf verzichten,
die Fahrt anzuhalten und das Terrain abseits der Route genauer zu erkunden.
Dies kann natürlich zu einem späteren Zeitpunkt mal ein Ziel für sich werden.

Wenn einen das Verhalten anderer
Menschen nervt, kann man sich vor Augen führen, dass diese Andersartigkeit
gleichzeitig auch die Kontrastfolie für das Erleben der persönlichen
Einzigartigkeit ist.

Man sollte ein Fundament schaffen
vor dem Bauen in die Höhe.

Aus der Vogelperspektive gewinnt
man den Überblick. Dies erfordert ein vorübergehendes sich-Lösen.

Langfristig kommt man mit der
Arbeit besser voran, wenn man hin und wieder sein Sägeblatt schärft.

Haltgebendes kann in übermäßiger
Dosierung auch einengen und Entwicklung hemmen.

Vorankommen impliziert immer auch
Verzicht auf Alternativen.

Arbeitselefanten kann man dazu
bringen, sich in der Kindheit daran zu gewöhnen, dass Widerstand gegen einen
kleinen Holzpflock, an den sie angebunden waren, vermeintlich sinnlos ist,
obwohl sie, ausgewachsen wie sie sind, dieses Hindernis ohne weiteres aus der
Welt schaffen könnten. (Anregung aus dem Buch "Komm, ich erzähl Dir eine
Geschichte" von Jorge Bucay)

Motivation durch Einbettung in
ein Sinngebäude: Der eine sagt, er behaue einen Stein, der andere sagt, er baue
ein Spitzbogenfenster, der andere sagt, er baue (mit anderen zusammen) eine
Kathedrale. Oder so: Mit welcher Begeisterung ich einen Streckenabschnitt einer
Fahrt erlebe, ist davon abhängig, ob das Ziel zum Beispiel Wasserbillig oder
Rom ist. (Auf die erste Passage bin ich in einem Buch gestoßen, an dessen Titel
ich mich nicht erinnern kann. Den zweiten Teil habe ich einem Gespräch mit
meinem Freund Oliver zu verdanken.)

Nach einem Unfall besteht die
gesunde Konsequenz in einer konstruktiven Wachsamkeit, dysfunktional hingegen
sind Verkrampfung und Vermeidung.

Bezüglich Ausloten von
Veränderungsspielraum: Schauen, ob Ergiebigkeit eines Gartens durch Boden,
Klima, etc. beschränkt ist oder ob auch vielfältigere Sorten angepflanzt und kultiviert
werden können. Manchmal hilft Brache und Sortenwechsel dabei, dass sich der
Nährboden wieder regenerieren kann.

Wenn man jeden Tag unter das
Pflaster schaut, ob die Wunde verheilt ist, wird es immer wieder zu
Entzündungen kommen. Besser ist es, sich anderen Körperregionen zu widmen und
die Problemzonen erst mal in Ruhe zu lassen.

Es kann eine neue, reifere Form
von Kontrolle darstellen, sich über seine Hartnäckigkeiten hinwegzuschwingen
und eine Balance zwischen unterschiedlichen Zielen zu gestalten.

In der Partnerschaft kann es sich
in manchen Situationen so anfühlen, als würde man Tauziehen praktizieren. Doch
auch dann zieht man an einem gemeinsamen Strang und fühlt sich. Es kann Spaß
machen, allmählich dazu überzugehen, in eine Richtung zu ziehen und damit
gemeinsam viel zu bewegen.

Das Schiff trotz mancher
kompromissbehafteter Stellen fahren lassen, statt durch Reparaturarbeiten Lecks
zu erzeugen oder durch Beschleunigung zu schnell in den Hafen zu fahren und
dort Schäden anzurichten.

Holzwege können reizvoll sein,
doch wenn man sie belastet mit vielen Sorgen und Problemen befährt, können sie
Unfälle heraufbeschwören.

Bei Dysthymia und leichter,
langandauernder Depressivität: Wenn man jeden Tag ohne erkennbaren Nutzen einen
mittelschweren Stein mit sich herumschleppt, kann das auch zu einer
besorgniserregenden Belastung werden.

Wenn man in Seenot ist,
beinhaltet effektive Rettung in der Regel eine gewisse Überlegenheit des
Retters, oder will man einfach nur in mitleidender Gesellschaft im Wasser treiben?

Wie beim Autofahren oder bei der
Töpferscheibe ist der größte Aufwand meistens für die Beschleunigung zu
erbringen. Natürlich bedarf es auch eines Energieeinsatzes zur
Aufrechterhaltung der Bewegung, weil sonst Widerstände bremsen.

Je schneller ich mich auf ein
Ziel zubewege, desto weniger kann ich mich auf Eindrücke und Erlebnisse
drumherum einlassen.

Norman Vincent Peale: „Wirf Dein
Herz über den Zaun - und der Rest wird nachkommen.“

Mark Twain: „Es gibt keine Sicherheiten
im Leben, nur Chancen.“

„In der konsequenten Umsetzung
ist der durchschnittlich Begabte dem nicht konsequenten Genie haushoch
überlegen.“ (aus dem Buch "Dem Leben Richtung geben" von Jörg W.
Knoblauch, Johannes Hüger & Marcus Mockler)

So schmerzhaft es auch im Moment
sein mag, auf einen Umweg gezwungen zu werden, kann sich dieser alternative Weg
langfristig als der gangbarere erweisen. Oft trägt man erschwerende Maßstäbe im
Gepäck. Am Rande des Zusammenbruches kann die Entschlossenheit steigen, den
Ballast loszuwerden.

Im Eigeninteresse ist es wichtig,
den Unterschied zwischen mußevoller Pause und sich-Verlieren, sich-Verzetteln
zu beachten. Während einer Reise, auf dem Weg zum Bahnhof oder Flughafen ist es
durchaus schön, nochmal anzuhalten, eine gute Mahlzeit oder einen Ausblick zu
genießen. Man würde sich allerdings höchstwahrscheinlich ins eigene Fleisch
schneiden, wenn man den Aufenthalt so lang ausweitet, dass das Erreichen der
geplanten Verbindung in Frage gestellt ist.

Kaum ein Abgrund ist so
unwirtlich, dass darin nicht auch noch grüne Stellen zu entdecken sind, wo
etwas Schönes wachsen kann.

Auf der Reise in die Welt des
Wohlbefindens können sich Hindernisse auftun, doch es gibt Menschen und
Hilfsmittel, die es leichter machen, diese Barrieren zu überwinden. (Anregung
aus dem Buch "Wohlbefinden fördern" von Renate Frank)

Gesellschaft funktioniert ähnlich
wie das Treiben in einer Eissporthalle: damit alle sicher und mit Freude
unterwegs sein können, ist es wichtig, dass die Bewegungen der Einzelnen
einigermaßen berechenbar bleiben und Einigung auf eine Hauptverkehrsrichtung
erfolgt. Dieser Grundkonsens und diese Harmonisierung bietet dann einigen
Exzentrikern Spielraum für Eskapaden, die in einem gesunden Rahmen für die
Anderen durchaus anregend wirken können.

Kirchen und andere Gebäude in
gewachsenen Städten wie Rom oder Neapel vereinigen in sich oft unterschiedliche
Schichten ihrer Vergangenheit und zeigen, dass gerade die Integration der
Geschichte mit nicht stilkonformen Elementen zum unverwechselbaren Charakter
der Architektur beitragen kann.

Es gibt Gleichgewicht durch
Koexistenz von Extremen und Gleichgewicht durch Flexibilisierung von
Teilbereichen. Beispiel: exzessiv intellektuell arbeiten und dann am Wochenende
exzessiv feiern vs. während Arbeit manchmal Pausen machen.

Wie beim Malen kann ein einzelner
Bereich an sich unangenehm oder kompromisshaft sein, doch durch die Einbettung
in ein Ganzes kann sich insgesamt eine gute Komposition ergeben.

Wenn man nur auf einem Bein
steht, lässt man sich leichter umstoßen. Je klarer man sich seines Standpunktes
ist, desto mehr Halt gewinnt man. Eine gewisse Flexibilität fördert die
optimale Stabilität.

Kann eine Partei ohne
Konflikttoleranz produktiv und selbstbewusst tätig sein?

Wenn man mit
Stimmungsschwankungen und Ängsten besser umgehen kann, hat sich der Tsunami
oder Monsun in eine dunkle Wolke, vielleicht auch mal ein Gewitter verwandelt,
zwar bedrohlich wirkend, aber weitestgehend harmlos. Leichtsinnig sollte man im
Umgang damit auch nicht werden, doch es bestehen sehr gute Schutzmöglichkeiten,
wie etwa das vorübergehende Aufsuchen eines Raumes, oder, wenn es nur eine
normale Wolke ist, das Mitnehmen eines Regenschirmes.

Um ein Flugzeug beim Trudeln
abzufangen, ist es vorübergehend erforderlich, die Ruder zu neutralisieren und
einen Sturzflug in Kauf zu nehmen, damit die Strömung auf den Tragflächen
wieder anliegt und die Maschine kontrollierbar wird. Zu hektisches und
voreiliges Gegensteuern wirkt kontraproduktiv.

Lasten lassen sich mit einem
Flaschenzug leichter heben. Das Konstruieren des Hilfsmittels erfordert
allerdings das Ruhenlassen der Betriebsamkeit.

Schwimmen über eine weite Strecke
wird erleichtert durch sich manchmal treiben lassen und gelegentlichen Einsatz
von Schwimmhilfen, auch wenn der Anblick vielleicht gewöhnungsbedürftig sein
mag.

Ich kann mich einer anstrengenden
Arbeit leichter widmen, wenn ich erkenne, dass zentrale Stoffe und
Erfahrungsinhalte des Lebens auch in dieser Situation verkörpert sind. Viel vom
Wichtigsten geschieht genau jetzt!

Wenn man manche Dinge mal
schleifen lässt, kann dadurch die Geschwindigkeit auf ein gesünderes Maß
reduziert werden. Vielleicht entstehen auch ein paar Funken, an denen sich ein
Feuer entzündet, das Wärme schenkt.

Im Leben ist es oft wie beim
Landeanflug auf eine kurze und schmale Piste: um sicher zu landen, muss man die
Annäherung geduldig aufbauen und beizeiten auf eine geeignete Geschwindigkeit
und Ausrichtung Wert legen.

sein Lebensgebäude mit einer
Dachterrasse ausstatten

Es ist anstrengend, aber
lehrreich, sich und das Leben von den Grenzerfahrungen her zu verstehen.

Intensivierung von Erleben durch
Schaffen günstiger Rahmenbedingungen sowie impulsgebende Lenkungsangebote für
die Aufmerksamkeit

Wenn ich meine Muskeln und meinen
Kreislauf pausenlos belaste, so etwa bei Klimmzügen, Hanteltraining oder
Jogging, tritt Übersäuerung und Erschöpfung ein. Versuche ich dann trotzdem,
weiterzumachen, handele ich mir hausgemachte Frustrationen und Misserfolgserlebnisse
ein und schädige womöglich sogar meinen Körper. Im psychischen Bereich tritt
die Überforderung meist nicht so schnell zutage. Wenn der Organismus dann eine
Auszeit einfordert, trifft einen das häufig unerwartet und irritierend.

Genauso wie man ein Fahrzeug am
flachen Anfang eines Hanges noch am besten vor dem Abgleiten auf die schiefe
Bahn retten kann oder ein Flugzeug vor dem Beginn einer Trudelbewegung am
besten stabilisieren kann, kann man auch im Bereich psycho-physischer
Fehlentwicklungen mit frühen Korrekturen und Ausgleichsmaßnahmen am meisten
erreichen.

Wenn man Zweifel an seiner
Schwimmfähigkeit hat und ein See von schroffem Terrain und Dornengestrüpp
umgeben ist, kann es sein, dass man aus Angst vor dem Ungewissen einen sehr
mühsamen Weg auf sich nimmt. Stattdessen ist es möglich, das Vertrauen in seine
Kompetenzen im Umgang mit Wasser in flacheren Bereichen wiederzugewinnen,
gegebenenfalls einen Auffrischungskurs zu nehmen, ja vielleicht auch
Schwimmhilfen zu verwenden. Auf diese Weise wird man nach einer mutigen
Neuorientierungsphase den direkten Weg wählen können.

Statt nur Spielball der Umstände
zu sein, kann man Turbulenzen gegensteuern.

Sirenen haben zwar magische
Stimmen, verführen aber zu einer Kursänderung in Richtung Schiffbruch.

auch mal einfach entspannt im
Meer der Zeit treiben, statt sie immer in etwas "Produktives" im engeren
Sinne verwandeln zu wollen

Um mit einem Drachen abheben zu
können, braucht man den Mut, die Rampe hinunterzulaufen und sich der Tiefe
eines ungewohnten Elementes anzuvertrauen.

Muss man leistungsbezogen ständig
Schwimmbewegungen durchführen oder hat man 
auch einen sicheren Boden unter den Füßen?

Wenn man den Blick fixiert nach
unten richtet, kann eine Mauer unüberwindbar hoch erscheinen.

Bevor man sich wieder für Genuss
und Entspannung sensibilisiert hat ist es so, als würde man essen, ohne etwas
zu schmecken, oder so, als würde man trinken, ohne dass die Inhaltsstoffe vom
Körper wirklich aufgenommen werden.

Daueranspannung: wie ein Läufer,
der immer in Startposition ist oder den Startblock mit sich herumschleppt,
dessen Muskeln dadurch ermüden, der die Spannkraft für die wirklich
entscheidenden Augenblicke verliert.

Dauerhaft positive Veränderung
gelingt in aller Regel am besten mit der Methode der kleinen Schritte. Eine
Fremdsprache erlerne ich nicht in einem kurzen Kraftakt sondern durch die
kontinuierliche Beschäftigung damit in überschaubaren Portionen. Durch
Wiederholung und Ritualisierung verbindet sich das Neue mit dem eigenen Wesen
und dann kommt die Zeit, wo ich beim Anblick eines Baumes geradezu automatisch
das passende Wort auf meinen Lippen spüre.

Die Energie, die in Symptomen wie
zum Beispiel Zwangsritualen steckt, kann verglichen werden mit der Kraft von
Wildpferden. Werden sie gebändigt, kann eine Balance aus Impulsivität und neuer
Lenkung gefunden werden und die Energie auf hilfreiche Weise umgewandelt
werden.

Man kann das Leben wie ein
Steckspiel betrachten, wo es darum geht, sich in wenige vorgegebene Formen
hineinzuzwängen, vielleicht sogar Teile von sich vorher abzuspalten oder eher
als kreativen Gestaltungsraum, wo man seine Zufriedenheit findet in einer
Mischung aus Anpassung und persönlicher Formgebung.

Gedanken und Gefühle wollen sich
nicht in Einbahnstraßen zwängen lassen. Man kann sich eine Pyramide von Nägeln
vorstellen, die in einer senkrechten Holzwand stecken. Lässt man oben eine
kleine Kugel immer wieder fallen, so beschreibt sie ihre Bahnen nach den
Prinzipien der Normalverteilung. Wäre sie festgefahren in bestimmten Mustern,
dann wäre sie von den randständigen Nägeln angezogen und würde sich auf
einseitigen Verläufen bewegen. Wenn der zugrundeliegende Magnetismus aufgelöst
wird und ein natürliches sich-fallen-lassen wieder ermöglicht wird,
normalisieren sich die Muster wieder in Richtung größerem Abwechslungsreichtum.

Balance entsteht durch das
ausgewogene Wechselspiel von Auftrieb und Schwere, von Freude und Traurigkeit.

Auf den ersten Blick ist
schlechtes Wetter ein Problem. Manchmal wird es einem aber zum Anstoß, nach Hause
zu gehen, sich ruhigeren Beschäftigungen und Vergnügungen zu widmen, bei sich
anzukommen. Genauso gut kann es in einem Trotzkraft mobilisieren und einen dazu
veranlassen, hinauszugehen und dem trüben Grau bunte Aktivität
entgegenzusetzen, etwas Neues zu wagen.

Wenn zwei gleich starke Kräfte in
genau entgegengesetzter Richtung wirken, resultiert daraus äußere Stagnation
bei innerer Zerrissenheit. Wenn nur eine Kraft ungebremst wirkt, kann man damit
gegen die Wand fahren. Vielleicht ist am besten eine Annäherung der Kraftpfeile
und eine variierende Intensität, woraus dann ein Schwingungsmuster entsteht,
das Lebendigkeit ausstrahlt.

Wenn problematische Gedanken,
Gefühle und Verhaltensweisen ihre Macht allmählich verlieren, kann sich das so
anfühlen, als würde sich vor eine neue Aussicht, schwächer werdend, hin und
wieder ein Hindernisthema schieben.

An einem Kreuzungspunkt hat man
die Wahl zum Beispiel zwischen einem ausgetretenen, bequemen Weg oder einem
Pfad, der einen Berg hinaufführt. Er ist steinig, teilweise noch verdeckt durch
Gebüsch, doch hinter der Kuppe bieten sich neue Aussichten, locken nahrhafte
Früchte in einer Obstplantage.

Mögliche Metapher zur
Motivationssteigerung und Ermutigung: vollgestopfter Schrank im Nebenzimmer
oder Keller, von dem man sich zwar ablenken kann, wenn man ihn nicht direkt im
Blickfeld hat, von dem man aber weiß, dass er existiert, was ein ungutes Gefühl
schafft. Je länger man es vermeidet, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen, ihn
zu ordnen, desto größer wird die Macht des Aufgeschobenen und desto mehr kann
man an seiner eigenen Fähigkeit zweifeln, offene Fragen zu bearbeiten.
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hat das Ziel, die Entstehung von
Schemata rekonstruieren und wichtige, vor allem emotionale Erfahrungsinhalte
zulassen zu können, um dadurch in der Gegenwart mehr Freiheit und Flexibilität
zu erlangen.

Das Aufrechterhalten einer
Fassade ist so, als würde man auf der Haut einen Lack oder einen zu engen Anzug
tragen. Die äußere Unauffälligkeit ist dann erkauft zum Preis der Einbußen an
Natürlichkeit. Das Übermaß an Anpassung kann dazu führen, dass man Konventionen
des Umganges zumindest innerlich pauschal ablehnt, mehr und mehr einen Groll
gegenüber den Menschen hegt.

"Gras wächst nicht
schneller, wenn man dran zieht." (unbekannte Quelle)

Lebensführung bedeutet aktive
Gestaltung eines Rhythmus von Anspannung und Entspannung, Fokussierung und
Lösung sowie Treffen von Entscheidungen an Kreuzungspunkten. Beim Verlassen
eines eingefahrenen Weges ist erst mal eine Böschung, ein anfänglicher
Magnetismus zu überwinden, bevor mit größerer Leichtigkeit die neue Aussicht,
der neue Weg, die neue Anziehung gesehen, wahrgenommen, geschätzt werden kann.

Lebendigkeit ist geprägt durch
Rhythmus. Das Herz mag noch so aktiv sein, es nimmt sich regelmäßig Pausen.

Es erfordert Mut und
Durchhaltevermögen, die eingefahrene Asphaltstraße zu verlassen und eine
Schotterpiste mit vielen Unebenheiten langsam tastend zu erkunden. So hat man
die Chance, einen wohltuenden Strand zu finden, der Weite und Ruhe schenkt.

Wer aktiv leben will, kommt am
Restrisiko nicht vorbei. Nehmen wir nur das Beispiel Autofahren. Man mag seine
Fahrkünste noch so perfektionieren und mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache
sein. Zwischenfälle oder gar Unfälle können niemals ganz ausgeschlossen werden.
Wer dies nicht akzeptiert, verzichtet darauf oder erträgt die Fahrten nur unter
großer Angst.

Wer sich in seinem Leben daran
gewöhnt hat, zu kämpfen und Schwierigkeiten damit hat, diese Haltung zu
verändern, kann sie zu seinem eigenen Vorteil einsetzen: auch die Veränderung
von Gewohnheiten und das Eintreten für tiefere Bedürfnisse erfordert oft
kämpferischen Einsatz, geht es hier doch um Reformen der Selbstorganisation und
des Umganges mit der Welt, was bisweilen sogar den Charakter eines
Befreiungskampfes, einer Revolution annehmen kann.

Wenn man Neues wagt, ist der
Widerstand meist anfangs am größten, wie beim Eintauchen ins wogende Meer, wo
das Schwimmen hinter der ersten Wellenlinie dann viel leichter fällt.

Manchmal hat man das Gefühl, kurz
vor einem tiefen Abgrund zu stehen, doch ein Blick über den Rand könnte einem
zeigen, dass es sich in Wirklichkeit um eine reizvolle Terrassenlandschaft
handelt.

Ein leeres Zimmer ist ungewohnt,
es fehlen die vertrauten Einrichtungsgegenstände und auch die Akustik hat sich
verändert. Gleichzeitig bietet es die Chance für eine Neugestaltung des
Lebensraumes.

Lebensmittel haben nicht einen
Geschmack an sich. Vielmehr entsteht er in Wechselwirkung mit der Person, die
schmeckt. Was sie schmeckt, wird zum Beispiel auch beeinflusst durch die
Aufmerksamkeit, die sie dem Genießen schenkt, durch den Grad an bewusster
Wahrnehmung.

Ein Nebelfeld ändert nichts
daran, dass blauer Himmel existiert. Um ihn wiederzusehen, erfordert es Geduld
oder die Bereitschaft, die Mühe auf sich zu nehmen, einen Hügel oder Berg
aufzusuchen. Mehrere Wege führen dorthin. Vielleicht war man es bislang
gewohnt, zu diesem Aussichtspunkt zu joggen. In Zeiten der Entkräftung hat man
allerdings auch die Möglichkeit, in Ruhe zu gehen oder ein Fahrzeug zu
verwenden.

Wenn das eigene Tun sinnvoll
eingebettet ist, entsteht ein Lebensbaum, in dem die Säfte bis in die kleinsten
Verästelungen steigen und zu neuer Blüte führen.

Wenn ich versuche, vor einem
Gedanken davonzulaufen, dann kann dieser zu einem Hund werden, der mich
verfolgt / dann ist es wie die Flucht auf eine Insel, die entweder von einem
gedehnten Gummiband beendet wird, das mich an die Probleme fesselt, das mich
zurückschleudert oder die Eskapade endet mit Angst und Übelkeit auf dem
Rückflug.

Selbst wenn man die Sonne wegen
Wolken nicht direkt sieht, berühren einen doch ihre Strahlen.

Kopf und Bauch sind
unverzichtbare Mitspieler im Konzert des Lebens.

Der irreführende Effekt
dysfunktionaler Gedanken ist in etwa vergleichbar mit der suggestiven Macht von
Werbebotschaften oder politischer Rhetorik. Nicht alles, was überzeugend
klingt, erweist sich auch bei näherer Betrachtung als hilfreich und
erstrebenswert.

Ein Erdbeben kann Risse erzeugen,
die Raum für Neues schaffen und dann wächst eine kleine Pflanze, die am Anfang
vielleicht noch Dünger braucht (vergleichbar zum Beispiel mit Medikamenten und
Psychotherapie).

Ein Marathon ist nicht nur dann
ein erfolgreicher Marathon, wenn er in Bestzeit gelaufen wird. Es geht darum,
sich auf den Weg zu machen und den Weg im Rahmen der eigenen Möglichkeiten
zurückzulegen.

Psychotherapie ist keine Garantie
gegen den Regen, aber sie kann dabei helfen, sich gegen Regen besser zu
wappnen, ihn besser vorhersagen zu können, ja vielleicht auch mehr Positives
daran zu sehen.

Lieber Verwirbelungen durch
Profil als stromlinienförmiges Einheitsformat.

Neue, hilfreiche Einstellungen
sind fest genug, um nicht gleich bei Erschütterungen zu zerbrechen und dabei so
flexibel, dass sie im Kontakt mit den Mitmenschen nicht zum potentiell
verletzenden Hindernis werden. So geben sie einem Halt und ermöglichen
gleichzeitig Beweglichkeit.

Statt konformer Parallelität im
Umgang mit Mitmenschen auch mal Kollision, Distanzierung, Wiederannäherung,
Einschwingen und Einfühlen, was womöglich so viel Lebendigkeit stiftet, dass
Flucht in Parallelwelten verzichtbar wird.

Angst ist manchmal wie ein
Monster aus Luft: wenn wir uns ihr stellen merken wir, dass wir trotz ihrer
Fratze durch sie hindurchgehen können, zwar mit pochendem Herzen, aber doch
unbeschadet und dabei freier.

Einen inneren Berater sollte man
erst dann fest anstellen, wenn er einen auch nach kritischer Befragung
überzeugen kann.

Wenn man es nicht gewohnt ist,
abzuschalten und sich schwer damit tut, es sich zu erlauben, bietet es sich an,
einen Ausflug auf eine Insel zu unternehmen, die weit genug vom Festland
entfernt liegt, um das hektische Getriebe hinter sich zu lassen und nah genug,
damit man mit Hilfe häufiger und kurzer Fährverbindungen schnell wieder zurück
in den Alltag gelangen kann.

Zwischen den eigenen
Verhaltensgewohnheiten und jenen von Sadisten, Betrügern und Machtgierigen
liegt meist ein Unterschied wie zwischen Erde und Mond. Wenn man mal abseits
des Üblichen wagemutig einen Berg besteigt, bietet sich von dort oben Überblick
mit neuen Perspektiven und man ist immer noch weit genug entfernt von denen,
deren Lebensauffassung einen anwidert.

Um ein Reiseziel zu erreichen,
sind Zwischenschritte erforderlich. Diese Mittel werden ihrerseits zu Zielen.
So kann man ein Ziel finden, das durch einen konkreten Schritt im Hier und
Jetzt erreichbar ist und einem dem Fernziel näher bringt.

Der Versuch, eine hohe Decke
durch Springen zu erreichen endet in Frustration. Besser ist es, sich ein
Podest zu bauen.

Wenn man in einen Laden geht,
muss man nicht alles kaufen. Genauso kann man auch mit Empfehlungen anderer
Personen umgehen.

Energiemäßig kann man nicht
unendlich ausgeben und Kredit aufnehmen, sonst kommt man diesbezüglich in eine
Schuldenfalle mit Erschöpfung der Ressourcen.

Mit den Nachwirkungen positiver
Aktivitäten in einer depressiv getönten Phase verhält es sich oft wie mit einem
Gefäß, in dem sich Löcher befinden: von dem kräftigenden Trunk kann man nicht
lange zehren. Doch es gibt die Möglichkeit, ein zweites Gefäß zu nehmen, mit
dem man das kostbare Gut auffangen und über den Augenblick hinaus bewahren
kann. Pflege der Erinnerung kann dabei helfen, ein solches Reservoir
aufzubauen.

Bevor man sich zu fernen Gärten
aufmacht, kann man vor die Tür gehen, den eigenen Garten genießen und schauen,
wie man ihn pflegen kann, um sich weiter daran zu erfreuen.

Es gibt eine große Spannbreite
zwischen den eher theoretischen Polen "engelsgleicher guter Mensch"
und "böser Mensch". Bezüglich des Gut-Seins kann der Effekt wichtiger
sein als ein lediglich freundlich wirkendes Auftreten. Gut-Sein bedeutet auch
gut zu sich selbst sein. Wenn es darum geht, seine Ressourcen zu schonen, ist
es eine Überlegung und mutiges Handeln wert, sich auch mal im unteren grünen
Bereich aufzuhalten und sich damit zu begnügen, keinen böswilligen oder grob
fahrlässigen Schaden anzurichten.

Das Gold liegt bereits in der
Erde, muss nicht künstlich erzeugt
werden. Was bleibt, ist die Arbeit, es ans Tageslicht zu befördern.

In einem selbst herrscht nicht
mehr das ein-Parteien-System der eingefahrenen Einstellungen, sondern ein
Wahlkampf mit konstruktiver Konkurrenz.

Das Durchschnittsniveau der
Freundlichkeit kann sich verändern, so dass ein sehr engagiert freundliches
Auftreten eine Variante wird, die ihren Reiz auch durch die fehlende
Allgegenwart erlangt.

Man kann sich noch so gut
bemühen, eine Lösung für einen Konflikt zu finden, die Auflösung der
Restspannung ist oft eine Frage der Zeit. Dem vorweggreifen zu wollen, kann im
Zwang enden.

Urlaubsgefühle im Nahumfeld
entstehen durch die Kunst kreativer Wahrnehmung. So webt man in den Alltag
einen Goldfaden hinein.

Die Traumfrau / der Traummann
lebt mit allergrößter Wahrscheinlichkeit bereits auf diesem Planeten. Es kann
gut tun, sich jetzt schon die erste Begegnung vorzustellen und seine Fähigkeit
zur Wahrnehmung zwischenmenschlicher Anziehung weiter zu pflegen.

Wir verfügen über mindestens
einen weiteren Sinn, nämlich das Gespür für die eigenen Bedürfnisse, Vorlieben,
Fähigkeiten und Befindlichkeiten. Diesen kann man durch achtsame Beobachtung
eigener Resonanz im Kontakt mit der Umwelt schulen.

Anstatt sich in einem Zustand des
Getriebenseins den Kopf zu zerbrechen, kann man auch stilvoll grübeln, indem
man sich einen inspirierenden Ort sucht und sich dem Thema in einem
festgelegten Zeitrahmen und mit einer sinnvollen Struktur nähert, wie auf einem
persönlichen Kongress.

Um einen Fisch zu angeln, braucht
es Geduld und die Bereitschaft, stillzuhalten. Erfolg ist hier Ergebnis der
richtigen Mischung aus aktiver Anwendung von bewährter Technik und gelassenem
Abwarten. Ähnlich verhält es sich auch beim Surfen. Dazu auch ein Zitat aus dem
Buch "Herzensruhe" von Anselm Grün (S. 91 f.): „Die Mönche
vergleichen dann ihr Tun mit dem des Fischers. Der sitzt ruhig vor dem Wasser
und wartet, bis ein Fisch auftaucht. Dann fängt er ihn und wirft ihn an Land.
So soll der Mönch wachsam am Meer seines Herzens sitzen und warten, bis die
Fische seiner Gedanken und Emotionen auftauchen. Dann kann er sie fangen und
sie hinauswerfen. Aber wer in der Ruhe des Wassers seines Herzens betrachtet,
fängt nicht nur Fische, die auftauchen. Er kann auch sich selbst wie in einem
Spiegel sehen. Das hat ein Einsiedler seinen Besuchern vorgeführt, die ihn
provozieren wollten, dass sein Bleiben in der Einsamkeit doch nutzlos sei. Er
führt sie an seinen Brunnen. Dann wirft er einen Stein hinein und fordert seine
Besucher auf, hineinzusehen. Sie sehen nur Wellen. Dann lässt er sie warten,
bis alles ruhig ist. Nun sehen sie sich wie in einem Spiegel. Nur wer den Mut
hat, in seinem Kellion zu bleiben und im Schweigen in den Spiegel seiner Seele
zu schauen und seine Wahrheit vor Gott auszuhalten, findet den Weg zu wahrer
Ruhe.“

Viele Mönche haben besonders
darauf geachtet, durch Einkehr und Ertragen ihrer selbst durch ein bewusstes
Gewahrwerden der inneren Unruhe letztendlich zum inneren Frieden zu finden, was
sie als Begegnung mit Gott erleben. Sie wollen einen Raum in sich pflegen, der
stärker ist als alle Sorgen und Begierden, ein Raum, den sie schützen wollen.

Evagrius (zitiert von Anselm Grün
in "Herzensruhe", S. 92): „Sei ein Türhüter Deines Herzens, und lass
keinen Gedanken ohne Befragung herein. Befrage einen jeden Gedanken (einzeln),
und sprich zu ihm: Bist du einer der unseren oder einer unserer Gegner? Und
wenn er zum Hause gehört, wird er Dich mit Frieden erfüllen. Wenn er aber des
Feindes ist, wird er Dich durch Zorn verwirren oder durch eine Begierde
erregen.“ Erweiterung: Manchmal kann es darum gehen, sich wirklich gegenüber
ungebetenen Gästen, Eindringlingen und Hausbesetzern zu schützen oder sie
hinauszuwerfen. In anderen Fällen wird es eher darum gehen, sich mit Bewohnern
im Sinne von inneren Anteilen zu arrangieren und auszusöhnen, aber die Regeln
des Zusammenlebens strenger zu formulieren und konsequenter durchzusetzen.

Wenn man nach angenehmen
Erfahrungen besonders heftig ins Grübeln zurückverfällt, kann das auf einen
Kontrasteffekt ähnlich wie nach einer schönen Reise zurückzuführen sein. Die
Umgewöhnung und der Anpassungsbedarf bringt einen gewissen Stress mit sich, der
allerdings nichts daran ändert, dass man eine gute Zeit erlebt hat und sich
entspannen konnte. Man kann sich fragen, was einem lieber ist: chronisches
Grübeln oder ein auf und ab mit hellen Zeiten auf den Höhen.

Steine werden nur dann zu
Stolpersteinen, wenn ich sie nicht bemerke und sie mich überraschen. Wenn ich
dagegen meinem Weg Aufmerksamkeit schenke und ganz im Hier und Jetzt gehe, kann
ich den Stein rechtzeitig bemerken, einen Weg um ihn herum machen, ihn als
Stufe benützen oder vielleicht herausfinden, dass er ziemlich leicht ist und
ich ihn mühelos davonkicken kann.

Zitat aus dem Buch "Herzensruhe" von Anselm Grün (S.
113) über Meditation im weitesten Sinne als Weg zur inneren Ruhe: „Die Mystiker
sind davon überzeugt, dass in uns ein Raum des Schweigens ist, in dem Gott
wohnt. Dorthin haben die Gedanken und Gefühle, die Pläne und Überlegungen, die
Leidenschaften und die Verletzungen keinen Zutritt. Dort haben auch die
Menschen mit ihren Erwartungen und Ansprüchen keinen Zutritt. Es ist ein Raum
der Stille. Ich muss ihn gar nicht schaffen. Er ist schon in mir. Aber ich bin
oft genug davon abgeschnitten. Die Meditation will mich wieder in Berührung
bringen mit diesem inneren Ort. Der Kopf ist vielleicht noch weiter unruhig. Da
jagen sich die Gedanken weiter hin und her. Aber tief unten ist es still. Da
kann ich mich fallen lassen. Ken Wilber vergleicht die Meditation mit dem
Eintauchen in das Meer. Oben ist das Meer unruhig. Da gehen die Wellen und Wogen
hin und her. Aber je tiefer wir nach unten tauchen, desto ruhiger wird es.
Meditation ist das Eintauchen in die innere Ruhe, die auf dem Grund unseres
Herzens in uns verborgen ist. Die Redewendung „zur Ruhe kommen“ meint ja, dass
die Ruhe schon da ist, dass wir sie nicht erst herstellen müssen. Sie ist in
uns als ein Raum, zu dem wir hinkommen dürfen. Die Meditation ist der Weg, auf
dem wir zum inneren Ort der Ruhe kommen.“

Wer eine Gebirgsexpedition
leitet, kann nicht auf Gepäck verzichten. Es gehört dazu. Ein Übermaß an
Ballast ist allerdings auch nicht sinnvoll. Man kann Übergepäck an Träger
abgeben, die Teil des Teams sind, oder aber an Partner, die mit auf der Tour
sind. Priorität hat das Finden oder Aufbauen eines Basislagers, das Schutz
bietet und Ort der Regeneration ist. Von dort aus können unter günstigen
Bedingungen hin und wieder hohe Gipfel erklommen werden. Dies ist keine
Routine, sondern Glanzlicht ausgewählter Tage.

Man kann Situationen des Lebens,
wie beispielsweise das Arbeitsleben, als Bazar sehen, um ihnen die
schädlich-ernste Aura zu nehmen. Beteiligte des Verhandlungsprozesses steigen
oft mit Maximalforderungen ein. Formuliert man durch sein Reden und Handeln ein
Kompromissangebot, kann es zu Widerstand kommen, bisweilen flankiert durch
pseudo-moralische Argumente. Sich ihnen nicht zu beugen, bedeutet in beinahe
allen Fällen keineswegs, des Hauses verwiesen zu werden. In der Regel wird man
zurück an den Tisch gebeten und eine gedeihliche Einigung ist sehr
wahrscheinlich, getragen von wechselseitigem Respekt.

Ein Mensch, der in Mustern von
Abhängigkeit und mangelnder Selbstbehauptung feststeckt, lebt wie auf einem
schmalen, von Steilhängen umgebenen Hochplateau, wo er sich herumschubsen
lässt, sich in einem minimalen Aktionsradius einrichtet und Angst davor hat, in
die Tiefe zu stürzen. Es gibt dort zwar einen Drachen und eine Startrampe, doch
die Vorstellung, den Sprung ins Ungewisse zu wagen, bereitet Unbehagen.
Ermutigende Begleitung kann den entscheidenden Schritt erleichtern und öffnen
für die Erfahrung, dass genau das, was Angst machte, eine beflügelnde neue
Freiheit werden kann. Im Aufwind des neuen Lebensgefühls ist eine Rückkehr auf
das neue Hochplateau wieder möglich, doch dann ist es eine selbstgewählte
Zwischenlandung.

Erfolgserlebnisse schenken
Auftrieb und in der größeren Höhe gewinnt man einen besseren Überblick, kann
auch mal eine Weile gleiten, ohne ständig mit den Flügeln zu schlagen. Es kann
sich lohnen, sich Zeit zu lassen, um herauszufinden, wo die Luft am besten steigt.
Dies und der Weg dorthin mag bisweilen mühsam sein, doch auf lange Sicht winkt
dadurch Erleichterung.

Im Laufe unseres Lebens füllen
wir eine Vorratskammer an Erfolgen und schönen Erlebnissen. Befinden wir uns in
einer Selbstwertkrise, haben wir den Schlüssel zu diesem Raum verlegt. Doch er
lässt sich wiederfinden oder der Raum lässt sich auf andere Weise öffnen. Die
Vorräte existieren weiter, auch wenn sie vorübergehend nicht sichtbar sind.

Es kann erleichternd sein, wenn
man akzeptiert, dass das Leben zu einem großen Teil aus Arbeit und der
Auseinandersetzung mit Ungeplantem und Schmerzhaftem besteht. In einem nächsten
Schritt kann ich die wesentlichen Aufgaben fokussieren und sie in Zusammenhang
mit meinen übergeordneten Zielen sehen. In diesem Engagement für meine Ziele
kann ich Spielräume für eine realistische Vereinfachung der Arbeit ausschöpfen.

Ein dunkler Wald alleine macht
noch keine Angst. Es ist erst mal eine Ansammlung von Bäumen mit wenig Licht.
Erst das Hineinlesen von beklemmenden Phantasien und deren Aufbauschung - statt
schmunzelndem Registrieren - gibt der Situation Dramatik. Dabei kann man
vergessen, wie herrlich würzig die Luft ist.

Alternative Gedanken bahnen ist
wie das Befreien eines Weges von Dornengestrüpp. Dann ist er auch unter Druck
leichter auffindbar.

Es kann kränken, wenn man mit
Liebe und hohem Anspruch einen exzellenten Film produziert, ohne viel Werbung
zu machen, ohne sich selbst groß zu inszenieren und wenn der Film dann nur in
alternativen Kinos läuft, von einem kleinen Publikum wahrgenommen wird und
andere quantitativ mehr Erfolg haben, weil sie ein effektvolleres Marketing
praktizieren.

In Beziehungen und am
Arbeitsplatz ist es ähnlich wie beim Reisen: wenn man weiß, dass man auf dem
Weg auch mit unvorhergesehenen Situationen zurechtkommen kann, lässt man sich
auch eher auf ein Angebot mit Ungewissheiten ein, statt nur ein Pauschalangebot
mit allen - vermeintlichen - Sicherheiten zu buchen. Die kurvenreiche Straße
mit nicht überschaubarem Verlauf wird dann akzeptabel und letztendlich sogar
reizvoller als die breite, schnurgerade Asphaltpiste.

Wie wir die Insassen eines Busses
wahrnehmen, hängt auch stark von unserer Grundstimmung ab. Sind wir verliebt
und läuft alles gut, erfüllt uns ihr Anblick womöglich mit einem warmen Gefühl
der Zuneigung, können wir über Marotten lächeln oder sie sogar als faszinierend
und liebenswert empfinden. An Tagen allerdings, wo uns das Leben scheinbar über
den Kopf wächst und wir einen Überdruss gegenüber vielen Menschen verspüren,
zum Beispiel wegen schwelender Konflikte und ungelöster Probleme, kann die
Anwesenheit anderer Menschen mit all ihren Eigenarten für einen Ärgernis und
rotes Tuch werden.

Wir können Symptomstress in
gesunde Empörung und Entschlossenheit umwandeln, in Energie also, die es uns
leichter macht, die Probleme an der Wurzel zu packen.

Negative Gedanken sind wie ein
Strudel, in dessen Sog wir zu geraten drohen, während wir mit unserem Boot auf
der See des Lebens unterwegs sind. Der Strudel ist real, doch er ist nur ein
Bruchteil der Wirklichkeit. An Bord haben wir einen Motor, ein Segel, Ruder und
Funkgerät und damit verschiedene Möglichkeiten, den störenden Kräften
entgegenzuwirken und auf Kurs zu bleiben. Je früher wir das Abdriften erkennen
und Gegenmaßnahmen ergreifen, desto erfreulicher der Verlauf unserer Fahrt.

Ressourcen sind ein Steigbügel,
um auf das Pferd zu kommen, mit dem man sein Ziel erreichen und Barrieren
überwinden kann (sinngemäß aus dem "Lehrbuch Psychotherapie" [Hrsg. Wolfgang
Lutz], S. 359)

Das Schöne im Leben ist oft schon
vorhanden, nur momentan nicht sichtbar, so wie ein Fresko in einem dunklen
Raum, das im Lichtkegel einer Taschenlampe erstrahlt. Wir können die Tür
öffnen, die Lampe in die Hand nehmen, sie anschalten.

Eine Pistole an sich ist noch
keine Verletzung und kein Mord. Erst der Umgang des Menschen mit dieser
Innovation der Ingenieurskunst, seine Haltung dazu, die vom Benutzer
vertretenen Werte und die Konfliktspannungen im Umfeld entscheiden, welche
Wirkungen dieses an sich rein 
mechanische Objekt entfaltet. Allerdings bringen Erfindungen wie diese
den Menschen in Gefahr, seine Schatten zum Schaden der Welt auszuagieren.

Es gibt Dämonen und Gitterstäbe,
die nur dann existieren, wenn man vor ihnen zurückweicht. Geht man auf sie zu,
an sie ran, in sie rein, erkennt man, dass sie nur bemalte Luft und ein Produkt
der Einbildung sind.

Unabhängig davon, dass die
Startpiste ins Leben durch Hindernisse und Unebenheiten geprägt gewesen sein
mag, kann man irgendwann froh sein, den Start geschafft zu haben, nun fliegen
zu können und einen sicheren Landeplatz im eigenen Leben gefunden zu haben.

Es ist leichter, in einen dunklen
Tunnel zu gehen, wenn man einen Rucksack voll Licht und stärkender Verpflegung
mit sich trägt.

Wenn wir meinen, erst noch eine
bestimmte Kleidung zu brauchen, um ein wertvoller Mensch zu sein, rennen wir
diesen Stoffen hinterher, fühlen uns unvollständig, auf eine unangenehme Weise
nackt und verletzlich. Dann können wir in den Kleiderschrank blicken und
beruhigt feststellen, dass wir schon alles haben, was wir brauchen und
zusätzlich auch mit einem liebevollen Blick auf unseren Körper spüren und
verstehen, dass dieser ein Geschenk und schön ist.

Viel psychisches Leid entsteht
auf dem Boden der Annahme, man sei ein Versager und das Leben eine Prüfung, in
der dies jederzeit auffliegen könne. Viel leichter lässt es sich durchs Leben
gehen, wenn man sich als unverwechselbare Persönlichkeit mit Stärken und
Schwächen sieht, wobei auch die Schwächen in bestimmten Situationen und in den
Augen bestimmter Menschen Stärken sein können. Das Leben ist dann weniger eine
Prüfung und mehr ein Erlebnis- und Möglichkeitsraum, der sich aktiv gestalten
lässt.

Gefühle sowie das Bild von sich
selbst und der Welt entstehen oft durch einen Filter, der zwischen dem Selbst
und dem Außen sitzt. Auch wenn es hier und jetzt noch schwerfällt, die Dinge
anders zu sehen, kann man beruhigt davon ausgehen, dass dieser Filter kein Teil
des eigenen Wesens, dass er sich entfernen lässt.

Die Gedankenpferde wollen mit
einem durchgehen, doch wenn man die Zügel an einem wirksamen Punkt anbringt und
sie in die Hand nimmt, lassen sie sich bremsen und lenken.

Vieles, was im Moment schwer
erträglich ist, erweist sich in der Gesamtschau des Lebens als wirkungsvolles
Kontrastmittel und als würzende Zutat.

Emotionen weisen darauf hin, dass
ein persönlich bedeutsamer Raum betreten wurde und können als Einladung
verstanden werden, diesen Raum genauer zu erkunden. Manchmal leuchten sie aber
vorschnell mit umso stärkerem Lichtstrahl nur einen kleinen Teil aus, so dass
viele Gegenstände des Raumes und ihr Verhältnis zueinander im Dunkeln bleiben.
Dann kann man das Licht der emotionalen Lampe breiter streuen, um sich einen
besseren Überblick zu verschaffen. Dabei kann ruhiges Nachdenken wertvolle
Dienste erweisen. Zunächst ärgert man sich dann vielleicht über die
Verpackungen am Boden, freut sich dann nach einer Vergrößerung des Blickwinkels
aber über das auf dem geschmückten Tisch präsentierte, lang ersehnte Geschenk.

Wie Schauerwolken haben auch
unangenehme Gefühle eine Tendenz zur Auflösung. Man bereitet sich selbst Stress
und Frustrationen, wenn man versucht, sie direkt zu beenden. Sinnvoll ist es,
sich vor dem Regenschauer zu schützen, durch Standortveränderung dem
Niederschlag zu entgehen oder das Positive im Regen zu entdecken.

Manchmal genügt ein einfacher
Perspektivenwechsel, um einen neuen Blick auf die Welt zu gewinnen. So kann man
den Blick zum Himmel richten und sehen, dass die Wolken zwar nicht direkt
greifbar sind, aber dennoch existieren, dabei im Wandel begriffen, Gefühlen
ähnelnd. Die Gestalt der Wolken lässt sich am besten aus einer gewissen Distanz
bei gleichzeitig ungeteilter Aufmerksamkeit erkennen.

Der Übergang zu einem
selbstbewussteren Lebensstil ist wie die Veränderung einer Schifffahrt weg von
einem Schlingerkurs, um es allen recht zu machen, um Probleme zu vermeiden, im
Schatten des Festlandes, hin zu einem klaren Kurs auf offener See, angreifbar,
aber zufriedener und kraftvoller, unter dem eigenen Kapitänskommando.

Den Teufelskreis
selbstzerstörerischer Schemata, Denk- und Verhaltensmuster zu unterbrechen ist
so, als würde man einer dornigen Pflanze das Wasser abgraben, bis sie eingeht
und einen auf dem eigenen Weg nicht mehr behindert.

Wenn beim „Ja, aber“ sowohl das „Ja“
als auch das „aber“ ernstgenommen wird, gleicht dies dem Betrachten der beiden
Seiten einer Medaille und damit einer umfassenden Würdigung der Wirklichkeit.

Das individuelle Engagement, die
Hingabe an eine Arbeit, die persönliche Handschrift ist wie Safran in der
Paella. Das Gericht dieses Namens kann man an vielen Orten essen, doch nur
wenige Lokale bereiten es wirklich abgerundet zu. Damit das eigene Tun eine
unverwechselbare Note erhält, ist keine extreme oder dauerhafte Zusatzleistung
erforderlich, es genügt eine kleine Würze in geeigneten Momenten.

Es gilt, die Wurzeln der Pflanze
zu pflegen, anstatt nur zu ernten oder die Blätter anzumalen.

Je festgefügter das negative Bild
von einem anderen Menschen oder von sich selbst ist, desto mehr passende Partikel
werden, ähnlich wie bei einem Magneten, angezogen und desto mehr Kraft ist
erforderlich, um Nähe zu dem Menschen oder Umgang mit bestimmten Themen ohne
Eskalation von Unbehagen zu erleben und es wird zunehmend schwieriger, die
Wahrnehmung offen und flexibel zu halten.

Ich lerne Sonnenstrahlen umso
mehr zu schätzen, je mehr ich mir die Nähe von Wolken und Nacht vor Augen
führe.

„Wenn Du ein Schiff bauen willst,
dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben
und die Arbeit zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten
endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

Wenn ich mit einem Auto wertvolle
Waren ans Ziel bringen möchte, um andere Menschen damit zu beglücken, ist mir
bewusst, dass ich dafür neben den Warenwerten auch den Motor, das Getriebe und andere zentrale Teile des Autos brauche.
Somit ist es unabdingbar, auch gewissenhaft mit dem Fahrzeug umzugehen, um mein
Ziel zu erreichen. Wenn ich den Wagen überstrapaziere, kann es passieren, dass
ich gar nicht ankomme oder das Auto nach der Fahrt ein Wrack oder reif für die
Werkstatt ist. Wenn wir durch unsere Person Werte transportieren wollen, uns
einer Aufgabe widmen, sollten wir uns auch fragen, wie wir mit uns selbst
umgehen können, um auch langfristig unterwegs zu sein.

Genauso wie man durch
aufgeschlossene Erkundung der Umgebung seines Wohnortes dem Nahraum faszinierend neue Seiten abgewinnen kann,
vermag man auch im achtsamen Umgang mit sich selbst und nahestehenden Menschen
schlummernde Potenziale zu aktivieren.

Auch Menschen können für einen
wie Orte werden, an denen man sich besonders wohlfühlt. Da Menschen in Bewegung
sind, lassen sich ihnen glücklicherweise keine festen Koordinaten zuordnen.
Einen beständigen Platz haben sie im eigenen Herzen und der Gedanke an die
wohltuende Beziehung ist wie der Besuch in einem von Leben erfüllten Garten.

Genauso wie uns ausgewählte Orte
ganz in ihren Bann ziehen, ja geradezu überwältigen können und wir mit unserer
Aufmerksamkeit dann ganz anwesend sind, kann es auch mit dem Denken sein: in
deutlichem Kontrast zu zermürbendem Grübeln oder Ideenlosigkeit verdichtet sich
im kreativen Prozess die Wahrnehmung und ein Gedanke steigt empor, der nach
Ausdruck und Mitteilung drängt. Die intensiven Momente gewinnen noch an Reiz,
wenn sie eingebettet sind in Phasen der Ruhe und frei schwebenden Beobachtung.

Beim Anblick des Meeres können
wir erfüllt werden von einer irritierenden Mischung aus Sehnsucht und Angst,
Ruhe und Infragestellung des Gewohnten. So kann die Begegnung mit dem Meer uns
auf uns selbst zurückwerfen und das Interesse gleichzeitig auf Dimensionen
jenseits der Bahnen des Alltags lenken. Die Erhabenheit des geheimnisvoll
weiten Raumes kann erschaudern lassen und dabei befreiende Entgrenzung
schenken. Vielleicht steht das Meer auch für Ursprung und Horizont des Lebens,
für das bleibende Mysterium.

Wenn wir tief in die Augen eines
Mitmenschen blicken, sehen wir irgendwann uns selbst.

An einem Projekt zu arbeiten ist
wie ein Haus zu bauen. Es braucht viel Zeit für Fundament und Rohbau. Wenn der
Rahmen klare und stabile Formen angenommen hat, macht es Sinn und Spaß, die
Inneneinrichtung zu gestalten und den wohnlichen Ort schließlich für die
Einweihungsfeier zu öffnen. Dann kann man das Abbild seiner Schaffenskraft genießen
und sich daran erfreuen, wie das eigene Werk dem Miteinander weiteren Auftrieb
gibt.

Ich kann positive
Veränderungsprozesse unterstützen, indem ich mir vorstelle, die erfreuliche
Entwicklung ist ein leuchtender, starker Raum, der sich auf der von Problemen
besetzen Fläche ausbreitet, sich mit den eigenen Stärken verbindet und die
Probleme entweder verwandelt oder über die Kante der Fläche schiebt.

Wie bei einem
Kohlensäure-haltigen Getränk können auch bei einem Menschen die Gedanken
steigen und prickeln, wenn man den beengenden Verschlussdeckel löst.

Unser Körper und unser Geist sind
ein Geschenk der Schöpfung. Sie verdienen Schutz wie die anderen Wunder der
Natur.

Manchmal sind die Gedanken
Wildpferde, die wir bändigen, um uns schließlich mit ihrer Kraft zu verbinden,
anstatt von ihnen überrannt zu werden.

Das Leben ist auch deswegen
wunderbar, weil wir es immer wieder wunderbar finden können und weil das Leben
uns findet, solange wir uns nicht in einer Höhle der Ignoranz davor verstecken.

Der Weg zum persönlichen Sinn
führt auch über die Sinne.

Manches ist so widersprüchlich
wie ein Gespräch über das Schweigen.

Beim Autofahren auf Reisen können
sich vermeintlich eindeutige Definitionen der Lebenssituation auflockern,
Erinnerungen an frühere Kapitel und Phantasien wachgerufen werden. Im Pulsieren
der Fahrbahnstreifen steckt Energie, die Denken, Fühlen und Handeln in Fluss
bringt.

Ein Pessimist beschwert sich über
den Schatten der Wolke an einem ansonsten blauen Himmel und über den
Regenschauer, der die Natur erfreut. Ein Realist sieht vor allem den blauen
Himmel und bei einer größeren Wolkenwand
die Windrichtung und die Wettersituation am Horizont. Der Optimist hofft auf
eine überraschende Wendung trotz ungünstiger Prognose oder vertraut darauf,
auch bei schlechtem Wetter das Leben genießen und sinnvoll gestalten zu können.

Im Labyrinth eines
Schlossgartens können zentrale
Erfahrungen des Lebens wiederaufgefrischt werden: Der direkte Weg ist oft nicht
der kürzeste. Irrungen, Wirrungen, Sackgassen und Korrigierenkönnen gehören zum
Leben dazu. Die Aufgabe verliert an Reiz, wenn einem der Weg durch andere
vorgezeichnet wird.

Lebenskunst besteht auch darin,
sich aus freien Stücken auf eine überschaubare Auswahl an Projekten zu
konzentrieren, darin seine Fähigkeiten zu verfeinern, ein unverwechselbares
Profil weiterzuentwickeln und seine Fortschritte und Erfolge in Toleranz
gegenüber anderen Lebensentwürfen zu feiern. Einen guten Wein kann man weder
nebenbei noch in ein paar Wochen oder Monaten produzieren.

Zufriedenheit entsteht durch den
Wechsel aus fokussierter Produktivität und Weitung des Blickes für das bereits
bestehende Schöne, für eine Art von Basismenü des Lebens, das Menschen
unterschiedlichster Gesinnungen und Orientierungen an einen Tisch bringen kann.

„Krise ist ein produktiver
Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ (Max
Frisch)

„Eines nur ist Glück hienieden,
eins: Des Innern stiller Frieden und die schuldbefreite Brust!“ / „Und die
Größe ist gefährlich, und der Ruhm ein leeres Spiel; was er gibt, sind nicht’ge
Schatten, was er nimmt, es ist so viel.“ (Franz Grillparzer)

Manchmal mag man denken,
Erlebnisse wie liebevolle Begegnungen, Lektüre oder Reisen würden ihren Wert
nur entfalten, wenn man die Ergebnisse greifen, festhalten kann. Dabei können
wir uns darauf verlassen, dass all dies Spuren in uns schafft, die sich zu
einem zarten Netzwerk von Erfahrungen zusammentun, das uns von innen Halt gibt
und sich an unser Profil schmiegt.

Manchmal werden Saiten in uns
angezupft, manchmal ein ganzer Akkord.

Zukunft ist trotz aller Pläne vor
allem eine Vorstellung. Niemand kann garantieren, dass es so oder so kommt, in
welche Richtung auch immer. Insofern ist es unklug, sich in der Gegenwart
geballt mit allerlei schwierigen Szenarien von morgen zu beschäftigen. Dies
führt nur zu unproduktiver Entmutigung. Besser ist es, das Leben heute intensiv
zu erfahren und zu gestalten, denn Zukunft kann nur aus solchen Augenblicken
wachsen.

Das Leben wirkt viel länger, wenn
ich das Essenzielle nicht auf die Zukunft verschiebe, sondern als in jedem
einzelnen Tag erfahrbar sehe.

Das stetige Schaffen im Wechsel
mit Pausen, im Bewusstsein des jetzt schon Gelingenden schenkt mir Ruhe und
Kraft.

Lieben bedeutet auch lustvolles
Siegen von Vertrauen über Zweifel.

Eine Reise ist wie ein Leben en
miniature und wir erfahren Losgelöstheit, wenn wir kindgleich im Augenblick
aufgehen, durch unsere Achtsamkeit die Zeit dehnen und sonnenklar wird, dass
der Schatz dieser Erfahrungen unvergänglich ist. Es mögen nur wenige Tage sein
und vielleicht atmet gerade deswegen unsere Seele bis in den Bauch.

Am Rande des Festes der
Individualität wird es immer unsichere Nivellierer geben, die eine uniforme
Kleiderordnung durchsetzen wollen. Der bunte Tanz wirbelt ihre Blicke in den
Schatten.

Wenn man sich seines Wertes
bewusst ist, Projekte und Vorlieben pflegt und sich auch am Wohlbefinden seiner
Mitmenschen erfreut, ohne ihnen alles durchgehen zu lassen, trägt das ganz
wesentlich zu einer attraktiven Ausstrahlung bei.

Auch während eher mühsamen und
monotonen Alltagstätigkeiten üben wir uns in Tugenden, die uns dann bei größeren,
kreativen Projekten zugutekommen.

Es ist eine lohnende
Achtsamkeitsübung, in der Innenschau und im Gespräch zu erfragen und zu
erspüren, was der Kern der Bedeutung einer Situation, eines Erlebnisses ist,
was dadurch symbolisiert wird, welche Gefühle, Erinnerungen, Bewertungen und
Phantasien dadurch wachgerufen werden. Diese individuellen Wechselwirkungen
schaffen eine immense Vielfalt, die oft rätselhaften Charakter hat. Sie bietet
eine wahre Schatztruhe (z.B. für Psychotherapie und Poesie).

Das Schmerzhafte und
Beängstigende des Lebens verliert viel von seiner Spitze durch wohltuende und
faszinierende Begegnungen, Liebe, Genuss, Naturerleben und sinnvolle Aufgaben.

Das Leben gestaltet sich so viel
entspannter, wenn man es nicht nur akzeptiert, sondern sogar auch als
stimulierend empfindet, dass Strapazen zum Weg dazugehören.

Ein lohnendes Ziel: die Dinge
engagiert, aber nicht angespannt, mit Hingabe, aber ohne Abhängigkeit zu tun.

Manchmal lässt das bloße Erzählen
vom Wunsch und das Phantasieren den Wunsch Wirklichkeit werden.

Eine Parallele zwischen
Psychotherapie und Reise besteht darin, dass sowohl in der heilsamen Begegnung
als auch der Bewegung hin zu erholsamen und inspirierenden Orten Wachstumsräume
geöffnet werden.

Das gewöhnungsbedürftige
Verhalten von Mitmenschen kann sogar sympathisch werden, wenn wir mit ihnen
Kontakt aufnehmen, ihre Motive, ihre Lebensphilosophie kennenlernen und womöglich
herausfinden, dass die grellen Farben, die wir kurz sehen, hinwegtrösten über
lange graue Zeiten.

Das Wasser in den Wolken ist wie
eine Erfahrung, die sie auf ihrer luftigen Reise gesammelt haben. Haftet an den
Tropfen noch der Duft der Berge, Felder, Wälder, Flüsse, Seen, Meeresflächen
und Städte, von denen sie emporgestiegen sind? Wenn die Wolke gesättigt ist,
gibt sie den Schatz an die Erde weiter und leistet ihren Beitrag zum Leben, zum
Blühen. In Begleitung des Windes streichen sie über das Profil unseres
Planeten, lassen die Bäume tanzen und spielen ein Lied von Kommen und Gehen.

In gewisser Weise ähneln Länder
mit ihrer Vielfalt regionaler Identitäten und ihren inneren Spannungen und
wechselseitigen Bereicherungen einem Menschen, der ja auch vor der lohnenden
Herausforderung steht, seine Anteile und Prägungen anzunehmen, die Einheit im
Bunten zu finden und zu gestalten.

Manchmal mag man im Angesicht
einer großen Stadt eingeschüchtert sein, durch die Dimensionen der Gebäude, die
Komplexität des Gesellschaftslebens und einiges mehr. Doch dann erinnern wir
uns daran, dass diese ehrfurchtgebietenden Phänomene Resultat sind von
unzähligen menschlichen Einzeltätigkeiten, getragen von Interesse, Willen und
Geduld. Dann leuchtet auf unseren Gesichtern ein Lächeln auf und wir machen uns
weiter ans persönliche Werk.

Irgendwann hören wir die
Melodien, die dem Leben innewohnen, ohne dass dafür eine Taste zu drücken wäre.

Die Worte einer Beschreibung
liefern Rahmen, Leinwand und Skizzenstriche. Die Vorstellungskraft malt das
Bild nach dem eigenen Geschmack.

Unsere persönliche Realität
kristallisiert entlang der Metaphern, die bei uns eingezogen sind.

Je mehr wir von der Welt
erfahren, je achtsamer wir uns auf sie einlassen, desto mehr können wir sie
verkosten wie einen vollmundigen Wein.

Orte, die noch keinen
vereinbarten Namen tragen, lassen sich nicht durch einen Begriff zeigen.
Vielmehr sind wir darauf angewiesen, ausgehend von Fixpunkten und bekannten
Plätzen den Weg zu beschreiben. Ähnlich verhält es sich mit unseren
einzigartigen Gefühlen. Um sie zu verstehen und anderen Menschen mitzuteilen
nähern wir uns langsam an auf den Sohlen der Worte, Bilder, Gesten und Töne.

Worte, Musik, Bilder und Gesten
können wie Verstärker des eigenen Gefühlslebens sein. Lässt man sie an sich
ran, dann wirkt das wie die Annäherung zweier Elektroden, bis der Funke
überspringt und sich als Leuchtspur in den strahlenden Augen spiegelt,
vielleicht auch in einer glitzernden Träne.

Manche Orte, Menschen und
Kompositionen passen zu einem wie der Schlüssel ins Schloss und dann öffnet
sich sofort die Tür zu einer Welt wohltuender Empfindungen. In anderen Fällen
verbirgt sich die Passung unter einer lösbaren Schicht oder das Profil zum
Andocken ist zu ergänzen durch Aufbau von Wissen und Interesse. Durch diese
Aufgeschlossenheit können sich überraschend neue Erlebniswelten auftun.

Der Reiz des Kleidungskaufs kann
auch im Erlebnis der Passung und der Bestätigung sowie Verfeinerung der
Geschmacksidentität bestehen. Was womöglich in anderen Bereichen fehlt oder nur
mühsam zu erreichen ist, lässt sich nun als symbolische Vervollständigung und
Erneuerung auf der Haut tragen. Die textile Verpackung unserer Persönlichkeit
ist gleichzeitig auch Ausdruck unserer Auswahlkultur.

Das Leben schreibt in uns
Geschichten wie in einem Buch. In unserem Handeln kommt die Essenz dieser
Geschichten in Verbindung mit unseren Wünschen und Zielen zum Ausdruck, kann
unsere Mitmenschen inspirieren. Insofern ist Leben immer schöpferisch. Wir
können uns die kreativen Kräfte noch bewusster machen, wenn wir die Bewegungen
der biographischen Feder beobachten, Passagen aus einer gewissen Distanz deuten
und über zentrale Inhalte mit anderen Menschen ins Gespräch kommen.

Wir können uns entscheiden, ob
wir uns über alles Mögliche selbstquälerisch Sorgen machen, damit nur ein wenig
mehr vom Gefürchteten bannen, manch anderes womöglich als Nebenwirkung
heraufbeschwören und am Ende sowieso sterben oder ob wir einen Teil unserer
Kontroll- und Prognoseansprüche aufgeben und dann vor dem Sterben unbeschwerter
leben.

Eine schwierige und lohnende
Lektion in der Schule des Lebens: akzeptieren und sich öffnen lernen. Diese
zieht sich wie ein roter Faden durch unsere ganze Existenz, jede Lebensphase
ist ein Aufbaukurs. Je besser wir diese Grundfertigkeit beherrschen, desto
spielerischer und intensiver können wir uns die Fülle der anderen Stoffe
aneignen.

Wir bauen in uns und um uns eine
persönliche Kultur auf, in die wir andere Menschen einladen.

Je mehr ich das Sinnvolle und
Faszinierende einer Aufgabe fokussiere, anstatt unruhig deren Ende und die
Ziele danach in den Blick zu nehmen, desto leichter kann ich diese Zeit als
voll gelebtes Leben spüren.

Wenn man erwartet, dass der Boden
im eigenen Haus ständig weiß und sauber ist, hat man das Gefühl, die Arbeit so
gut wie nie befriedigend abschließen zu können und ein Fußabdruck kann schon
zum großen Problem werden. Wenn im Zielbild auch Graustufen zugelassen werden,
ergeben sich deutlich seltener Konflikte mit der tatsächlichen Lebenssituation.

Wenn sich in einer Wolke so viel
Regentropfen angesammelt haben, dass sie dunkel und schwer ist, entlädt sie
sich schließlich in einem Wolkenbruch. Wenn man sich dann darunter im Freien
befindet, hilft auch kein Regenschirm mehr. Ähnlich ist es mit der Dynamik
Depressions-fördernder Gedanken. Wenn man ihnen freien Lauf lässt, entwickeln
sie ein Eigenleben, dem man am Ende kaum noch etwas entgegensetzen kann. Je
früher wir den Aufbau der Wolke erkennen, desto besser können wir unsere
Position verändern, einen Regenschauer mit dem Schirm abfangen oder einen
Unterschlupf für die heftigste Phase suchen.

Negative Gedanken klumpen sich zu
einer dunklen, zähen, schweren Masse zusammen und werfen Schatten in ihre
Umgebung. Auflockerung des Denkens hingegen schafft Raum für Licht und fächert
auf, woraus sogar Flügel zum Start in neue Möglichkeitsräume entstehen können.

Die Perspektive ist, Goldnuggets
aus dem Fluss der Biographie zu schöpfen und den Blick zum reizvollen Horizont zu
richten. Dann ist es akzeptabel, jetzt gerade noch Töpfe zu waschen, das Gepäck
zusammenzustellen. Alles ist Teil der persönlichen Geschichte.

Probleme lassen sich viel
leichter in Bewegung bringen, wenn wir sie in einen Rollenkoffer packen, als
wenn wir sie ohne Hilfsmittel mit den Händen mitschleppen.

Anstatt energiemäßig auf Pump zu
leben, können wir jeden Tag etwas zur Seite legen und somit für schwerere
Zeiten sparen.

Es ist kurzsichtig, sein Haus mit
Material zu bauen, das man dem Fundament entnimmt. Selbst wenn man äußerlich
unter Druck gesetzt wird, ist es wichtig sich die Zeit zu nehmen das Material
an einem anderen Ort zu beschaffen und das Fundament zu pflegen.

Es vermittelt ein Gefühl von
Klarheit, auf einem selbstgewählten Weg zu gehen, der zwar auch Anpassung an
äußere Gegebenheiten erfordert, aber immer noch einen großen Grad an
Selbstbestimmung ermöglicht. Auf ihm lasse ich mich nur kurz aufhalten. Kontakt
mit Ereignissen und Menschen am Wegesrand ist möglich und durchaus auch
reizvoll, doch ich lasse mich in keinen Sumpf ziehen. In schwierigen
Situationen halte ich mir die Ziele, zu denen der Weg führt, vor Augen.

Tragende Worte und Aufgaben sind
ein Schiff, auf das man sich verlassen kann. Auf diesem Schiff haben wir dann
die Möglichkeit, uns weiteren Zielen und Problemen zu widmen, existenziell
bereits gut aufgehoben.

Der Unterschied zwischen
Grundzufriedenheit und gesteigertem Erfolgserlebnis kann so sein wie der
Unterschied zwischen einem einfachen Haus und einem raffiniert ausgestatteten,
großen Haus mit Pool. Auch das einfache Haus bietet schon alles Wesentliche,
was man fürs Wohnen braucht.

Statt auf dem Weg in der Mitte
eines Hanges nur nach oben zu schauen und verzweifelt an die Zeit zu denken,
als man auf der Höhe war, bevor man abgerutscht ist, kann man auch nach unten
blicken und sehen, dass man trotzdem noch recht hoch über der Talsohle ist und
dass man sich gefangen hat, bevor man an der Rand einer Klippe kam. Mit
gesammelten Kräften und Geduld kann man sich dann nach einer Orientierungsphase
aufmachen, um in weiten Serpentinen – und nicht auf der auszehrenden
Direttissima – von einer akzeptablen Mittellage aus den Weg nach noch weiter
oben zu wählen.

Wenn ich mir vorstelle, die Last
eines Umzuges auf einmal und ohne Hilfe zu schultern, kapituliere ich schon bei
dem Gedanken. Viel besser komme ich voran, wenn ich mir die Last in
überschaubare Kisten packe, mir Hilfe organisiere und dann die Arbeit Schritt
für Schritt bewältige. In Pausen blicke ich stolz auf das schon Gemeisterte und
freue mich über das Erleben von Gemeinschaft an der Schwelle zu einer neuen
Lebensphase.

An einer Kreuzung besteht
natürlich die Versuchung, den asphaltierten Weg zu wählen und nicht den
steinigen, ungewohnten Pfad. Allerdings besteht auf dem asphaltierten Weg die
Gefahr, dass ich mich zu schnellem Fahren hinreißen lasse und vielleicht aus
der Kurve getragen werde oder gegen ein Hindernis fahre. Auf dem Pfad hingegen
kann ich mich in Geduld üben und wenn ich das Gebüsch hinter mir gelassen habe
geht es auch schon viel leichter und es eröffnet sich reizvolles Neuland.

Ein Leben, in dem man aus einer
Grundzufriedenheit heraus motivierende Ziele verfolgt ist wie ein Haus, das auf
einem soliden Fundament steht, im Wesentlichen schon bewohnbar ist und an
einigen Stellen noch verschönert und ergänzt werden soll. So ist etwa der
Dachboden ein Möglichkeitsraum und kein Defizit oder Anlass für ein
Ausbau-Muss. Ein Haus, bei dem am Dach oder Fundament gespart wurde, ist
hingegen nur bewohnbar bei Schönwetter. Kommt es zu Starkregen oder Erdbeben,
wird erkennbar, dass es wichtiger ist, sich um tragende und schützende
Strukturen zu kümmern als um Dekoration.

Genauso wie man durch
Krafttraining Muskeln entwickelt, kann man auch durch den mentalen Umgang mit
schweren Situationen geistig reifen.

Man lebt zufriedener mit
realistischen Erwartungen. Wenn ich ein Pony habe, sollte ich mich damit auf
dem Ponyhof vergnügen und mich nicht zu einem Pferderennen anmelden.

Manchmal kann ein kreativer
Umgang mit der Perspektive auch Selbstbetrug sein. Wenn ich trunken torkelnd
durch die Straßen schwanke, kann ich zwar behaupten, mit mir wäre alles in
Ordnung und nur die Welt aus den Fugen, aber ob ich damit langfristig gut
fahre, ist eine andere Frage.

Manchmal sind die Dinge nicht so
eindeutig, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. So mag jemand, der gerade
mal von der Hand in den Mund leben kann, bemitleidenswert erscheinen, doch aus
ökologischer Perspektive kann er ein besserer Beitrag zu Welt sein als eine
wohlhabende Person, die zum Shoppen nach New York fliegt und ansonsten einen
spritfressenden Boliden fährt. Dies wiederum ist ein Kann und kein Muss, da
prekäre wirtschaftliche Verhältnisse den Menschen auch dazu verleiten können,
mit der Umwelt rücksichtslos umzugehen, um das eigene Auskommen zu sichern.
Vielleicht liegt ja eine mögliche Lösung darin, Wachstum und Wohlstand
anzustreben, diese Werte aber nicht zu vergöttern und auf dem Weg immer wieder
über die Ziele und die Grenzen des Sinnvollen und Verantwortbaren nachzudenken,
so dass das eigene Leben wenigstens einigermaßen in Balance bleibt mit anderem
Leben.

Wenn die gegenwärtige
Lebenssituation allzu provisorisch ist, kann sich das so anfühlen, als würde
man in einer erdbebenanfälligen und schlecht isolierten Hütte leben anstatt in
einer soliden Wohnung oder einem Haus, wo man sich nach dem eigenen Geschmack
eingerichtet hat.

Es lebt sich entspannter, wenn
man Ziele nicht verfolgt, um einen Hohlraum auszufüllen, sondern um sich selbst
auf der Basis eines soliden Selbstwertgefühls und vor dem Hintergrund von Freude
am Leben als solchem weiterzuentwickeln, intensive Erfahrungen zu sammeln und
Sinn zu stiften. Dabei ist es am besten, wenn man nicht den Anspruch hat, dass
der Weg auf einer geraden Linie und innerhalb starrer Zeitfenster verläuft.
Besser ist ein ausreichend dehnbarer Korridor der Zufriedenheit.

Reisesouvenirs sind wie
Übergangsobjekte, die einem dabei helfen, den guten Geist eines Ortes und die
dort gesammelten positiven Erfahrungen ins Alltagsumfeld zu transportieren.

Aus dem Wechsel von Anspannung
und Entspannung erwachsen die kleinen Urlaubserlebnisse im Alltag.

Wenn ich ständig etwas vor mir
herschiebe, kann das darauf zurückzuführen sein, dass sich mein Leben in engen
Bahnen bewegt und es mir dadurch schwer fällt, mal um das Hindernis herumzugehen
und es gründlich von allen Seiten zu betrachten oder gar links liegen zu
lassen. Ich kann mit Hilfsmitteln und neuen Kompetenzen meine enge Bahn
erweitern, so dass es weniger Reibungswiderstand gibt oder ich kann über das
Hindernis hinwegklettern. Vielleicht finde ich sogar heraus, dass ich das
schwere Objekt mit Rädern versehen kann und es dann kein Hindernis mehr ist,
sondern ein Fortbewegungsmittel.

Man sollte ein wichtiges Projekt
nicht erst dann anpacken, wenn man sich gut fühlt, sondern vor allem dann, wenn
man weiß, dass man sich durchs Anpacken besser fühlen wird.

„Sämtliche aktiven und passiven
Ausflüge werden eliminiert in der Illusion, im Schonraum des eigenen
Schneckenhauses "Seelenfrieden"
zu finden. Natürlich geht die Rechnung nicht auf. Denn der Seelenfriede steht
niemals am Ende einer Flucht, sondern immer am Anfang einer Akzeptanz“ (Eva
Jaeggi, "Kleines 1x1 der Seelenheilkunde – Impulse zur Selbsthilfe",
S.88f.)

Ein solides Selbstwertgefühl ist
wie eine vielseitig gefüllte Speisekammer. Mit Ihrer Hilfe kann man es lange
Zeit gut bei sich selbst aushalten und widrigen Umständen trotzen.

Anfangs mag man sich über
Schokoladenflecken in einem Buch ärgern. Später kann es sein, dass man bei
ihrem Anblick schmunzelnd an genussvolle Augenblicke erinnert wird.

Jeder Reise wohnt wahrscheinlich
auch die Sehnsucht inne, mit ausgesucht schönen Orten und Landschaften zu
verschmelzen. Ein Teil von einem bleibt dort und etwas von dort wird Teil der
eigenen Person.

Die Kunst der Verlängerung von
Reisefreude besteht auch darin, im Alltagsumfeld Formationen zu finden, die an
den Urlaubsort erinnern. So kann man sich dann auf grob behauenen Steinplatten
eines öffentlichen Platzes ein bisschen wie an einer kroatischen Felsbadestelle
fühlen.

Mitmenschen sind wie Inseln, die
man zwar schon bereist hat, von denen man aber wahrscheinlich noch nicht alle
Seiten gesehen hat und noch nicht bei allen Lichtverhältnissen. Es gibt also
noch viel zu entdecken!

Wie schön, wenn es in einem
Reiseland noch unbekannte Teile gibt! Selbst in einer schon besuchten Region
kann noch Neues entdeckt werden, schließlich kommen auch wir verändert wieder
und jedesmal ergibt sich eine zumindest in Nuancen neue Wechselwirkung, eine
faszinierende Mischung aus Vertrautem und Überraschendem. Ähnlich ist es auch
in einer Partnerschaft oder Freundschaft.

Ich kann zufriedener durchs Leben
gehen, wenn ich Freude an Lebendigkeit an sich und Sinneseindrücken wie zum
Beispiel Düften habe. Auch beim Arbeiten werde ich stets davon begleitet und
alles Wesentliche ist schon da, hier und jetzt.

Man kann sich glücklich schätzen,
wenn man schon oft den Zusammenhang zwischen anstrengender Vorbereitung und
einer folgenden guten Zeit erlebt hat. Dann geht die Arbeit leichter von der
Hand.

Eine gute Vorbeugung gegenüber
der Angst vor dem Verpassen ist es, wenn man sich auf eine überschaubare
Vielfalt fokussiert (Analogie: Reisen in Europa). Wenn man genau hinschaut,
findet man vielleicht auch heraus, dass im Einzelnen stets auch das Ganze
enthalten ist und in wohltuenden Farben aufleuchtet.

Achtsamkeit ist Sensibilität, die
im Interesse der Gesundheit und Entwicklung behutsam gelenkt wird. Aus
Verletzlichkeit und Anfälligkeit für Schwankungen kann so eine Quelle für
Selbstwertgefühl, Dankbarkeit und Lebensqualität werden.

Wenn man in schwierigen Zeiten
Rhythmus, Struktur und positive Aktivitäten pflegt, mag das oft mühsam sein,
doch diese Kraft bringt einen voran und verwandelt sich in beflügelnden
Schwung, wenn die Widerstände nachlassen und vielleicht sogar noch Rückenwind
aufkommt. Dann kann es sein, dass man sich intensiver des Lebens erfreuen kann
als vor der Krankheitsphase.

Wenn das Selbstwertgefühl auf
mehreren Säulen ruht, ist das so, als hätte man vor sich ein Buffet mit allen
wesentlichen und auch schmackhaften Speisen und Getränken. Trotzdem kann noch
Appetit auf ganz spezielle Gerichte bleiben (so zum Beispiel eine Form
beruflicher Weiterentwicklung), doch spürt man, dass das Wohlbefinden nicht
mehr grundlegend davon abhängig ist. Auch jetzt schon kann das Leben als
reichhaltig empfunden werden.

Die Suche nach einer Traumbucht
erinnert ein bisschen an die Suche nach einer idealen Partnerschaft oder nach
einer gelingenden Beziehung mit Gott. In der Traumbucht fühlen wir uns geborgen,
finden eine gute Mischung aus Wildheit und Komfort und erfreuen uns an einer
weiten, befreienden Perspektive. Der Weg zu diesem wohltuenden Ort darf
durchaus mit gewissen Strapazen verbunden sein. Erholung in der Traumbucht
entsteht durch das wohltuende Gefühl des Ankommens sowie durch Verweilen und
achtsames Erkunden. Allerdings wäre es lebensfremd, das Glück im dauerhaften
sich-Fallenlassen zu suchen. Mit der Energie, die wir dort tanken, können wir
uns weiter auf den Weg der Entdeckung, des Lernens und Gestaltens machen. Dabei
bleibt die Bucht ein Bezugspunkt in unserem Herzen. Immer wieder können wir uns
an die dort erlebbare Zufriedenheit und Ruhe erinnern und diesen besonderen Ort
auch wieder aufsuchen.

Wenn wir einen Ort als besonders
wohltuend empfinden, ist dieses Erleben bereits weit entfernt von Beliebigkeit.
Dennoch können wir an unterschiedlichen Orten ähnliche Zufriedenheit, ähnliches
Glück empfinden. So kann jede Reise für sich als gelungen erlebt werden und
muss nicht mit anderen konkurrieren oder in eine Rangordnung gebracht werden.
Je mehr wir wissen, was wir brauchen und was uns gut tut, desto mehr können wir
in den unterschiedlichsten Reiseregionen ebendies finden, wobei dann natürlich
bestimmte Gebiete prädestiniert dafür sind. Das Faszinierende an einer
gelingenden Partnerschaft ist unter anderem, das sie zugleich Ort und Bewegung
wird. Wir wollen sie gegen nichts eintauschen, erleben in ihr Einzigartigkeit
und ebenso etwas ganz Fundamentales. Wir können uns festlegen ohne Verpassensangst,
weil wir ahnen, dass uns damit ein weiter Erfahrungsraum geöffnet wird.

Abends ins Bett zum Schlafen zu
gehen bedeutet nicht, den Tag und das Leben abzulehnen. Es ist vielmehr ein
akzeptierendes sich-Fügen in den Rhythmus der Existenz. Sich dagegen zu wehren
mündet in Krankheit. Sich hinzugeben schenkt Ausgeglichenheit und wohltuende
Erfahrungen auf einer neuen Ebene, wo uns die Sprache der Träume Inspiration
vermittelt.

Auf dem Weg, es sich im Leben
leichter zu machen, sind gerade am Anfang erst mal steinige Passagen zu
überwinden und ein Umgang mit der Angst zu finden, man hätte nicht genügend
Ausrüstung dabei oder würde sich zu durchschnittliche Ziele setzen. Dann, nach
einiger Zeit, kommt sie, die Erfahrung, dass gemäßigtere Ziele und ein
ruhigeres Tempo Raum schaffen für mehr Qualität, Freude und Kreativität.

Schmerzen nach dem Spagat im
Blitzlichtgewitter auf der Bühne des ungeliebten Schauspiels

Manchmal kann man so blind für
die Schönheit und Vielfalt des Lebens sein, als hätte sich jemand von uns
getrennt und wir würden uns der Illusion hingeben, ohne diesen Menschen wäre
unser Dasein leer, hätte keinen Sinn und nichts könnte uns mehr berühren. Die
Erfahrung zeigt jedoch, dass sich dieser Scheuklappenblick nach einiger Zeit
wieder weitet und wir oft sogar die Vorteile dieser einschneidenden Veränderung
erkennen.

Der Marktstand liegt jetzt
vielleicht noch im Nebel, ist aber prinzipiell da.

Wenn man sich einen kleinen
Gegenstand nah vor die Augen hält, sieht man nichts mehr von der Umgebung.

Eine Last / ein Schmerz ist
besser zu ertragen, wenn gleichzeitig positive neue Erlebnisse gemacht werden.

Sehenden Auges ist es leichter,
trotz Weiterexistenz einer Grube neue Wege zu finden, die in ausreichender
Distanz zu ihr verlaufen.

Man kann Mücken nicht auf einen
Schlag loswerden, aber wenn man sich konsequent auf Distanz begibt, sich mit
konkurrierenden Aromen umgibt und sich wehrt, haben sie weitaus weniger
Einfluss.

Sich zu schnell und in zu großen
Schritten mit schwierigen Situationen zu konfrontieren ist so, als würde man
ein frühes Erlebnis des fast-Ertrinkens durch Teilnahme an einem
Wasserball-Turnier bearbeiten.

Nach hilfreicher
Vergangenheitsbearbeitung kann man das Thema wie ein Geschichtsbuch ins Regal
stellen. Es ist noch da, kann einen noch bewegen, aber umgibt einen nicht
ständig mit der Illusion des Allgegenwärtigkeit. Dann können wir uns damit
beschäftigen, neue, positive Geschichten des Heute zu schaffen.

Ein Film kann starke Gefühle
suggerieren, ist aber dennoch keine direkte Realität.

Neueinrichtung einer Wohnung /
Erwerben künstlerischer Kompetenz kann mühsam sein, doch langfristig kann man
sich dann besser entfalten.

Sich nicht den Wind aus den
Segeln nehmen, dafür aber den Sturm, die heiße Luft.

Pferde mit bestimmten
Temperamenten sind vor die Kutsche gespannt, doch man selber hält die Zügel in
der Hand.

Veränderungsprojekte erinnern an
Flugversuche: wir nehmen Anlauf, vielleicht noch Ängste und Zweifel im Gepäck,
dann die ersten Luftsprünge, und wieder zurück auf den Boden, manchmal auch
ruppig und ernüchternd, schließlich werden die Flugphasen länger und länger,
bis wir frei schweben und uns selbst entscheiden, wo wir landen.

Wir können den Wind nicht sehen,
nur seine indirekten Erscheinungsformen, wie das Rauschen der Blätter in den Bäumen
oder das Streichen über unsere Haut. Wir können den Wind nicht einfangen, denn
in der ungewollten Enge stirbt die Bewegung.

Das Schöne an Gefühlen ist auch,
dass sie sich nicht einfangen, nicht unmittelbar darstellen und erklären
lassen. Sie sind lebendig und persönlich.

Felsen sind Tagebücher der
Erdgeschichte.

Das Schöne am Leben ist auch,
seinen ganz individuellen Weg zu suchen und sich gleichzeitig in bewährte
Traditionen und Rituale einzufügen.

Nach dem Aufsetzen einer
Taucherbrille, mit Blick in die faszinierende Unterwasserwelt, merken wir, dass
es nur ganz einfacher Hilfsmittel und eines kleinen Perspektivenwechsels
bedarf, um der Fülle gewahr zu werden, die uns bereits umgibt.

Wolken haben eine wirbelnde und
wogende Individualität, wachsen in die unterschiedlichsten Richtungen, lösen
sich wieder auf und doch sind sie gleichzeitig auch Teil einer umfassenden
Gesamtströmung, ziehen sie auf ähnlichen Bahnen über den Himmel.

Farbe an sich existiert nicht.
Sie erhält ihre Lebendigkeit durch den Tanz mit dem Licht, das es in unendlich
vielen Nuancen gibt. Auch Menschen unterscheiden sich in ihrer Wahrnehmung von
Farben, nicht nur rein optisch, sondern beispielsweise auch auf emotionaler
Ebene. Schließlich gibt es auch innerhalb eines Individuums Schwankungen, über
die Zeit oder auch zwischen linkem und rechtem Auge. Farbe lädt uns ein zum
Erleben und lächelt leuchtend über jeden Versuch endgültiger Definition.

Will ich in der Gesellschaft und
nicht gegen sie leben, so komme ich nicht drum herum, bestimmte Symbole zu
übernehmen, sie ausreichend zu respektieren und Konventionen zumindest teilweise
anzunehmen, wenn auch nur als vorübergehendes Arbeitsmodell. Im Interesse der
persönlichen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung ist es dabei natürlich
empfehlenswert, sich mit ihnen nicht zu identifizieren und darauf zu vertrauen,
dass es auch ein von den Gewohnheiten freieres Selbst gibt sowie alternative
Formen des Zusammenlebens. Dafür können wir uns Schritt für Schritt öffnen,
konstruktiv kritisch und neugierig.

Lebendigkeit ist, weniger zu
sagen „Ich bin…“ und „Ich muss…“ und mehr „Ich tue…“ und „Ich fühle jetzt…“.

In einer schönen Landschaft, bei
einem beeindruckenden Gebäude können sich Dramen und Verbrechen abgespielt
haben, können Menschen ihre dunklen Seiten gezeigt haben. Dies sollte nicht
ausgeblendet werden, doch wäre es ein Fehler, diese Orte darauf zu reduzieren.
Wir können uns für neue Erfahrungen öffnen und damit auch zu einem besseren
Geist an diesem Ort beitragen.

Sollten wir ein Ziel aufgeben,
nur weil wir Angst davor haben, den Weg dorthin nicht zu schaffen, weil wir uns
ausgebremst fühlen durch Ballast der Vergangenheit oder zwanghaftes Denken an
unerfreuliche Verläufe? Sollte dann etwa ein Raucher oder Alkoholiker auf ein
gesünderes, freieres Leben verzichten, sollte ein Mensch mit Prüfungsangst die
Chance vertun, eine Etappe bei der Verwirklichung persönlicher Projekte zu
meistern?

Sobald mein Bewusstsein über die
Grenzen des unmittelbar Sichtbaren, über den ersten Horizont hinausgeht,
erkenne ich, dass die Sonne auch dann noch weiterexistiert, wenn ich mich
mitten in der Nacht befinde. Das ist der Unterschied zwischen Scheinen und
Sein. Ein Blick in andere Richtungen, in den weiten Raum, zu den Himmelskörpern
kann mir Hinweise liefern auf das beständige Licht und selbst wenn unsere Sonne
vergangen ist wird eine andere weiter strahlen.

Mit dem Übergehen von Gefühlen
ist es ähnlich wie mit dem Nicht-Beachten der Sitzhaltung. Wenn ich erst warte,
bis Schmerz und Verspannung groß sind, werden sie schwer handhabbar. Ähnlich
ist es mit aufgestauten Gefühlen, die einen dann vielleicht bei kleinen
Anlässen überfluten.

Wenn wir einen
partnerschaftlichen Umgang mit uns selbst einüben wollen, kann es helfen, wenn
wir uns vorstellen, was uns jetzt die Partnerin oder ein guter Freund empfehlen
würden.

Wenn das Leben besonders mühsam
wirkt , können wir uns fragen, welche Film- und Romanhelden oder –heldinnen uns
besonders beeindrucken: diejenigen, die von Sorglosigkeit erfüllt und umgeben
sind, denen alles in den Schoß fällt oder eher mit denjenigen, die sich
schwierigen Herausforderungen stellen, auch mal zweifeln und neben Erfolgen
auch Rückschläge erleben? Dann können wir unser Leben wie einen Film oder einen
Roman betrachten, in dem wir uns unseren bisweilen komplizierten Aufgaben
widmen und uns dann in Verschnaufpausen Genüsse gönnen.

„Wenn ein Holzscheit, das gerade
zu brennen begonnen hat, in die Nähe eines starken Feuers gebracht wird, dann
wird sein Brennen verstärkt, auch wenn es nach einer Weile wieder von dem
größeren Feuer getrennt wird. Es ist schließlich dasselbe Feuer.“ (Eckhart
Tolle, "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart", S. 59f.)

„Macht über andere ist nichts
anderes als Schwäche, die sich als Stärke maskiert. Wahre Stärke findest Du im
Inneren und sie steht Dir jetzt zur Verfügung.“ (Eckhart Tolle, "Jetzt!
Die Kraft der Gegenwart", S. 62)

Akzeptanz ist wie nicht kämpfen
gegen Regenwolken oder heiße Sonne, sondern Aufspannen eines Regen- oder
Sonnenschirms.

Um die Macht innerer Anteile und
ihrer typischen Denk- und Verhaltensmuster einzudämmen, können wir, statt
automatisch zu denken und zu reagieren, eine Beobachterrolle einnehmen und
sagen: „Ein Teil von mir versucht mir einzureden, …“ oder „Ein Teil von mir
versucht mich dazu zu bewegen, …“. Für den Fall, dass wir doch dem alten Muster
gemäß denken und handeln, bleiben wir auch bewusst und können sagen: „Momentan
denke/handle ich noch, wie es mir ein Teil von mir eingeredet hat. Veränderung
ist herausfordernd, doch Schritt für Schritt möglich.“

Den intensivsten Zugang zum Kern
des Seins können wir manchmal dann haben, wenn wir aus vertrauten Strukturen
und Abläufen herausgehoben werden oder wenn diese erschüttert werden, so zum
Beispiel in Zeiten von Ortswechsel, Abschied und, ja, auch Misserfolg,
Enttäuschung und Krankheit. Dieser Verlust von gewohnter Ordnung kann Angst
machen und gleichzeitig die Wahrnehmung schärfen.

Lebensfreude ist auch Freude an
Entwicklung und Freude am Teilen von Entwicklung.

Frage des Zenmeisters Rinzai zur
Lenkung der Aufmerksamkeit aufs Jetzt: „Was fehlt in diesem Moment?“
[persönliche Ergänzung: „Was ist in diesem Moment schon da an Lebendigkeit?“] +
Weitere Frage in der Zen-Tradition: „Wenn nicht jetzt, wann?“

Wenn ich mich darauf verlassen
kann, dass ich mir auch in arbeitsreichen Zeiten täglich Momente genussvoller
und gelassener Gegenwärtigkeit schenke, kann ich mich den Herausforderungen mit
größerer Ruhe stellen.

Wichtiger als die Suche nach dem
perfekten Ort ist das Pflegen des Kontaktes zur Gegenwärtigkeit. Inspirierende
Orte können uns dabei helfen.

Menschen unterscheiden sich in
der Wahl des Punktes, an denen ihnen ein Projekt anspruchsvoll genug, ein
Ergebnis gut genug ist. Wir können auch während unserer persönlichen
Entwicklung diesen Punkt bewusst verschieben und uns damit das Leben leichter
machen.

Unabhängig davon, dass die
Startpiste auch durch Hindernisse geprägt war, kann man Freude erleben
angesichts der Tatsache, gestartet zu sein, fliegen zu können und sicher im
eigenen Leben gelandet zu sein.

Wenn wir einen Ort bereist haben,
bekommt er ein persönliches Gesicht durch das dort Getane und Erlebte, durch
die Menschen, mit denen wir dort waren und denen wir dort begegnet sind, durch
die Veränderungen, die wir dort in uns zugelassen haben.

Manchmal kehren wir zurück aus
einem warmen Land und zu Hause ist es deutlich kühler. Wenn das Wetter dann
nach einiger Zeit doch wieder angenehmer wird, kann sich das so anfühlen, als
wäre uns der Sommer hinterhergereist.

Qualitätsstreben ist etwas
Bereicherndes, solange wir unser Selbstwertgefühl nicht von Perfektion und
Applaus abhängig machen.

Je mehr wir auch die kleinen
Pausen zu schätzen und auszukosten lernen, desto mehr bietet jeder Tag
entspannende Lichtblicke.

Nach einem Knochenbruch ist es um
Welten sinnvoller, sich für kleine Fortschritte bei der Wiederherstellung der
Beweglichkeit auf die Schulter zu klopfen, anstatt sich mit einem
Marathonläufer zu vergleichen.

Der Weg des geringsten
Widerstandes wird oft genug zum Weg der größten Auszehrung.

Am schönsten ist vielleicht die
Wildnis in der Nähe menschlicher Siedlung. Die Wahl weiter entfernter Extreme
erweist sich leicht als Bumerang und in der Flucht vor den Menschen wird man
wohl feststellen, dass man selbst immer Mensch bleibt, sich nicht abschütteln
kann und in zumindest gelegentlicher Gesellschaft, am besten Gemeinschaft, auch
besser mit sich selbst klarkommt.

Eine Aufgabe, die meine
Aufmerksamkeit zu Recht fordert, wird zum unangenehmen Stress, wenn ich mich
ihr zu viel oder zu wenig widme.

Wenn der Motor der Gedanken
aufjault und die Geschwindigkeit in unangenehme Bereiche steigt, kann ich vom
überdosierten Tempomat auf manuelle Steuerung umschalten und den Fuß vom Gas
nehmen.

Vor dem Betreten von Neuland
können Zweifel aufkommen, doch ein Teil von einem hat die Wanderschuhe schon
geschnürt.

Das Hier und Jetzt übermäßig durch
den Filter der Vergangenheit zu betrachten engt die Wahrnehmung ein, beraubt
einen wertvoller Freiheiten und erzeugt unnötigen Stress. Es ist so, als würde
ich in der Begegnung mit einem Menschen, der mich äußerlich an eine andere
Person erinnert, die mich früher einmal mit Tomaten beworfen oder auf andere
Art und Weise beleidigt hat, dieser Erinnerung das Kommando überlassen und dann
auf mein Gegenüber gekränkt, misstrauisch und aggressiv reagieren.

Das aktuelle Lebensgefühl setzt
sich zusammen aus einer Abfolge von Mikrosituationen. Wenn ich jeden Tag immer
wieder nur knapp meine Termine erreiche, kann mein Dasein überschattet werden
von einem Gefühl der Enge, der Hektik, des Getriebenseins. Kleine
Veränderungen, konsequent durchgehalten, können einen großen Unterschied
machen.

Der schönste Beruf bringt auch
Anstrengungen mit sich und es wäre unrealistisch, gleichbleibende Freude zu
erwarten, vor allem bei einem Mangel an Arbeitspausen.

Emotionen sind wichtige Signale,
aber nicht immer hilfreiche Wegweiser. Manchmal sollten sie Anlass sein, die
Werthaltungen und Maßstäbe zu überprüfen, denen sie entspringen, anstatt gleich
ein Einwirken auf die Außenwelt zu initiieren.

Wir können auf Reisen nichts
Wesentliches finden, was es nicht auch schon zu Hause gibt, doch auf Reisen
kann es bisweilen leichter fallen, den Zugang zum Wesentlichen zu finden.
Unterwegssein ist auch nach-Hause-Kommen.

Ich kann etwas nur dann
loslassen, wenn ich mich damit nicht (mehr) identisch fühle.

Konstruktive Antworten auf das
Leid schenken stets einen Entwicklungsschub.

Wir sind Astronauten der
Seinsfindung im Raum der Welt.

In seinem Tun und Erleben, auch
in der Außenwelt, das Verbindende statt das Trennende zu entdecken lässt einen
die tragende Kraft des Sinnes in unserem Sein spüren und bestärkt uns in der
Überzeugung, dass in der Hingabe alles Wesentliche da ist und gefördert wird.
Das Schönste im Leben existiert also bereits, kann durch nichts mehr übertroffen
werden (wie zum Beispiel Status oder materiellen Reichtum). Deswegen ist es
überflüssig, Zielen krampfhaft hinterherzujagen. Schenken wir unsere Energie
dem Projekt, das Geschenk des Seins in seiner Fülle und Tiefe wahrzunehmen,
anzunehmen und in verantwortungsbewusster Weise durch unser Wesen und
gelassenes Schaffen zum Ausdruck zu bringen!

Die Außergewöhnlichkeit unserer
individuellen Lebensart erkennen Mitmenschen oftmals besser als wir selbst. Das
ist ein bisschen so, wie wenn wir in ein anderes Land reisen und dort die
kulturellen Unterschiede auch dort spüren, wo Einheimische vielleicht nur
Alltäglichkeiten und Selbstverständlichkeiten sehen würden.

Definitionen laufen Gefahr,
Phänomenen einen Teil ihrer Lebendigkeit zu nehmen, da schon im Wort enthalten
ist, dass es um Eingrenzung geht.

Gerade bei widrigen klimatischen
Bedingungen und Erdbeben ist das Fundament eines Hauses und die innere Struktur
seiner Wände, Böden und Decken viel wichtiger als sein äußeres
Erscheinungsbild.

Die Sonne ist unverzichtbar für
Leben auf unserem Planeten. Nur die Wechselwirkung macht das Wunder möglich.
Was ist die Sonne in uns? Was ist wirklich wesentlich und sollte zum
Bezugspunkt unseres Lebens werden?

Wir stehen auf der Oberfläche und
sehen alles getrennt voneinander. Je tiefer wir in uns hineinspüren, hinter die
Denkmaschine, hinter das Materielle, desto größer ist die Chance, dass wir bis
zu dem Fluss vorstoßen, der hell und warm strömt, der alles mit allem
verbindet.

Worte und Sätze können zu
Transportmitteln auf dem Weg in faszinierend neue Welten werden, oder Welten,
deren Faszination im Vertrauten liegt.

Eitelkeit ist wie Reden mit einer
anderen Person durch eine Glaswand, in der man sein eigenes Spiegelbild
betrachtet.

Ich habe den Eindruck gewonnen,
dass Wohlbefinden ganz wesentlich davon abhängt, ob man Wege findet, das Sein
an sich intensiv zu spüren, eine gesunde Beziehung zu sich selbst und anderen
aufzubauen und einen den eigenen Interessen und Fähigkeiten entsprechenden
Beitrag zur nachhaltigen Lebensqualität auf diesem Planeten zu leisten.

Spontan mag man beim Begriff "Produkt" an ein materielles
Erzeugnis denken, doch mindestens genauso wertvoll sind Einwirkungen auf Körper
und Seele, auf Gefühlswelt und Sichtweisen, auf die Beziehungen von Menschen
mit sich selbst und Anderen, auf das Öffnen neuer, positiver Erlebniszugänge.

Gedanken können Schlüssel werden, mit denen wir die Tür zu einem schon
existenten, aber noch nicht wahrgenommenen Raum der Möglichkeiten öffnen.

Augenblicke der Ruhe und Besinnung in arbeitsreichen Zeiten schenken
ein Gefühl von Freiheit und Dankbarkeit und können intensiver sein als viele
Stunden des Müßigganges. Sich auszukoppeln aus Hektik-Suggestionen und
überzogenen Ansprüchen wird leichter durch Kameradschaft mit dem Hier und
Jetzt.

Wie wichtig den meisten Menschen Gedankenaustausch, Entwickeln von
Haltungen und Übernehmen von Aufgaben zur Fruchtbarmachung ihrer Fähigkeiten
ist, sieht man gut an Menschen, die über viel Freizeit verfügen und sich meist
zielstrebig Beschäftigungen suchen und sei es nur eine hitzige Debatte.

„Der Körper liebt deine Aufmerksamkeit. Das ist auch eine wirksame
Form der Selbstheilung. Die meisten Krankheiten schleichen sich ein, wenn du
nicht im Körper präsent bist. Wenn der Meister nicht im Haus ist, machen sich
dort alle möglichen zweifelhaften Figuren breit. Bist du jedoch in deinem
Körper anwesend, wird der Zugang für ungewollte Gäste schwierig.“ (Eckhart
Tolle, "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart", S. 149)

Den Bach der Gefühle spüren durch Berühren mit der Haut und ihn dann
zur Quelle zurückverfolgen, ihn kennenlernen, bevor er ein reißender Fluss
wird, der einen unangenehm überrascht.

Verzweiflung angesichts eines Verlustes oder blockierten Weges ist nur
dann möglich, wenn ich mich mit einer Person, einem Objekt oder einem
Lebensentwurf identifiziere. Diese Verzweiflung raubt Lebensenergie und
vergrößert den bereits entstandenen Schaden zusätzlich. Dem Leben dienlich ist
es, wenn sich der Mensch in einer solchen Situation für Trauer öffnet und auch
Raum lässt für die allmähliche Rückkehr des Vertrauens in die Existenz anderer
Möglichkeiten, Erfüllung im Leben zu finden.

„Das innere Ziel Deiner Lebensreise: Ich kann die Wahrheit in dem sehen, was du sagst, aber ich denke immer
noch, dass wir ein Ziel für unsere Lebensreise haben müssen, andernfalls
treiben wir nur so dahin, und Ziel bedeutet Zukunft, nicht wahr? Wie bringen
wir das in Einklang mit dem Leben in der Gegenwart?
Wenn du eine Reise
machst, ist es sicher sinnvoll zu wissen, wo du hingehst, oder zumindest die
generelle Richtung zu kennen, in die du dich bewegst. Aber vergiss nicht: Das
Einzige, was letztendlich an deiner Reise wirklich ist, ist der Schritt, den du
in diesem Moment machst. Das ist alles. Deine Lebensreise hat eine äußere und
eine innere Absicht. Die äußere Absicht ist, an deinem Ziel oder Bestimmungsort
anzukommen, das zu erfüllen, was du dir vorgenommen hast, dies oder jenes zu
erreichen – und das bedeutet natürlich Zukunft. Wenn aber deine Bestimmung oder
die Schritte, die du in der Zukunft machen willst, so viel von deiner
Aufmerksamkeit beanspruchen, dass sie für dich wichtiger werden als der
Schritt, den du gerade jetzt machst, dann verpasst du die innere Absicht deiner
Reise völlig. Und die hat nichts damit zu tun, wohin du gehst oder was
du tust, sondern nur damit, wie du es
tust. Sie hat nichts mit der Zukunft zu tun, dafür alles mit der Qualität
deines Bewusstseins in diesem Moment. Die äußere Absicht gehört zur
horizontalen Dimension von Raum und Zeit; bei der inneren Absicht geht es um
eine Vertiefung deines Seins in der vertikalen Dimension des zeitlosen Jetzt.
Deine äußere Reise kann eine Million Schritte lang sein; deine innere Reise
braucht nur einen: den Schritt, den du jetzt gerade tust. Wenn dir dieser eine
Schritt bewusster wird, dann wirst du erkennen, dass er bereits alle anderen
Schritte in sich trägt, ebenso wie den Bestimmungsort. Dieser eine Schritt wird
dann zu einem Ausdruck der Perfektion, zu einer Handlung von immenser Schönheit
und Qualität. Er wird dich ins Sein bringen und das Licht des Seins wird durch
ihn leuchten. Das ist das Ziel und das ist die Erfüllung deiner inneren Reise,
der Reise nach innen, zu dir selbst. *** Macht
es einen Unterschied, ob wir unser äußeres Ziel erreichen, ob wir in der Welt
erfolgreich sind oder ob wir versagen?
Es wird dir so lange etwas
ausmachen, wie du dein inneres Ziel nicht erkannt hast. Danach ist das äußere
Ziel nur noch ein Spiel, das du einfach weiterspielst, weil es dir Spaß macht.
Es ist auch möglich, dass du dein äußeres Ziel nie erreichst, aber zur gleichen
Zeit mit deinem inneren Ziel total erfolgreich bist. Oder andersherum, was
tatsächlich viel mehr verbreitet ist: äußerer Reichtum und innere Armut oder
„die Welt gewinnen und deine Seele verlieren“, wie Jesus es ausgedrückt hat.
Letzten Endes ist natürlich jedes äußere Ziel dazu verdammt zu versagen,
einfach deshalb, weil es dem Gesetz der Unbeständigkeit aller Dinge unterliegt.
Je eher du erkennst, dass dein äußeres Ziel dir keine anhaltende Erfüllung
bringen kann, desto besser. Wenn du die Begrenztheit deines äußeren Zieles
erkannt hast, dann gibst du die unrealistischen Erwartungen auf, dass es dich
glücklich machen soll, und unterwirfst es deinem inneren Ziel.“ (Eckhart
Tolle, "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart", S. 110ff.)

„Schau über die Worte hinaus: Ich
mag das Wort Sünde nicht. Es beinhaltet, dass ich verurteilt und für schuldig
befunden werde.
Das kann ich verstehen. Über die Jahrhunderte haben sich
viele falsche Sichtweisen und Interpretationen um Worte wie Sünde angesammelt.
Sie beruhen auf Unwissenheit, Missverständnissen oder dem Wunsch nach
Kontrolle, aber sie alle enthalten einen wichtigen Wahrheitskern. Wenn du
unfähig bist, hinter solche Interpretationen zu schauen, und so die Realität, auf
die das Wort weist, nicht verstehen kannst, dann benutze es nicht. Bleibe nicht
auf der Ebene der Worte stecken. Ein Wort ist nicht mehr als ein Mittel zum
Zweck. Es ist eine Abstraktion. Nicht unähnlich einem Hinweisschild deutet es
auf etwas jenseits von sich selbst hin. Das Wort Honig ist nicht Honig. Du kannst etwas über Honig lernen oder
reden, solange du willst, aber du wirst ihn nicht wirklich kennen, bis du ihn probiert hast. Nachdem du ihn probiert hast,
wird das Wort weniger wichtig für dich. Du wirst nicht mehr an ihm hängen.
Genauso kannst du für den Rest deines Lebens ununterbrochen über Gott nachdenken oder reden, aber
bedeutet das, dass du die Wirklichkeit, auf die diese Worte zeigen, kennst oder
auch nur kurz gesehen hast? Es ist wirklich nicht mehr als ein zwanghaftes
Anhaften an einem Hinweisschild, einem geistigen Bild. Das Gegenteil trifft
ebenfalls zu: Wenn du aus welchem Grund auch immer das Wort Honig nicht mochtest, kann dich das
davon abhalten, ihn jemals zu probieren. Wenn du eine starke Abneigung gegen
das Wort Gott hättest, eine negative
Form von Anhaftung, würdest du damit nicht nur das Wort ablehnen, sondern auch
die Realität, auf die es hinweist. Du würdest dich selbst von der Möglichkeit
abschneiden, diese Realität je zu erleben. All das ist natürlich wesentlich
damit verbunden, dass du mit deinem Verstand identifiziert bist. Wenn also ein
Wort für dich nicht mehr stimmt, dann lasse es los und ersetze es durch eines,
das stimmt. Wenn du das Wort Sünde nicht magst, dann nenne es Unbewusstheit
oder Wahnsinn. Dadurch kommst du der Wahrheit, der Wirklichkeit hinter dem Wort
vielleicht näher als durch ein lange missbrauchtes Wort wie Sünde. Und es gibt
auch weniger Gelegenheit für Schuldgefühle.“ (Eckhart Tolle,
"Jetzt! Die Kraft der Gegenwart", S. 132f.)

„Die ganze Welt kommt dir vor wie große oder kleine Wellen auf der
Oberfläche eines riesigen und tiefen Ozeans. Du bist dieser Ozean und du bist
natürlich auch eine Welle, aber eine Welle, die ihre wahre Identität als Ozean
erkannt hat. Und im Vergleich mit jener Tiefe, jener Weite ist die Welt der
Wellen nicht besonders wichtig.“ (Eckhart Tolle, "Jetzt! Die Kraft
der Gegenwart", S. 205)

„Akzeptiere, was immer eingewebt in das Muster deines Schicksals zu
dir kommt, denn was könnte deinen Bedürfnissen besser entsprechen?“ (Eckhart
Tolle, "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart", S. 211f.)

Störende, zum Grübeln verleitende Gedanken sind wie ein Affe im Käfig,
der mit seinem Lärm nervt, aber einem letztendlich nichts anhaben kann.

Störende, zum Grübeln verleitende Gedanken sind wie eine andere Person
im selben Zugabteil, die mit ihrem Telefongespräch nervt, einen jedoch nicht
grundsätzlich davon abhalten kann, sich mit Lektüre oder einem persönlichen
Gespräch zu beschäftigen.

Störende, zum Grübeln verleitende Gedanken sind wie eine Wespe, die
erst dann aggressiv wird und einen sticht, wenn man sie greift.

Störende, zum Grübeln verleitende Gedanken sind wie ein Hund, der mit
seinem Bellen nervt, aber erst dann aggressiv wird, wenn man vor ihm davonrennt
oder ihn angreift.

Der Unterschied zwischen Existenz und Bewusstsein von Existenz ist wie
der Unterschied zwischen der Gegenwart einer wunderschönen Bucht auf dieser
Welt und der Entdeckung dieser Bucht, wobei es viele Stufen gibt zwischen dem
Anblick auf der Landkarte und dem Eintauchen vor Ort.

Jedes intensive Gespräch mit einem Mitmenschen ist wie ein fordernder
und dabei sehr belohnender Flug.

Das Notieren von Gedanken gibt ein Gefühl von Sammelstolz, Ordnung und
Überblick, das bisweilen noch gesteigert werden kann durch das Ablegen in einer
Computerdatei.

Belastende Verhaltensmuster zu verändern schenkt ein Gefühl von
Freiheit und Souveränität, ist ein bisschen wie Fliegenlernen.

Jede beherzt angepackte Arbeit, mit der man gut vorankommt, trägt bei
zu der Überzeugung, mit dem Leben klarzukommen und befreit Energie für Themen,
die über die Auseinandersetzung mit sich selbst hinausgehen.

Das Anpacken einer schwierigen Aufgabe ist wie das Entrümpeln:
besonders wichtig ist der erste Schritt. Nach und nach kommt ein befreiendes
Gefühl auf. Sich die Aufgabe vorher rein theoretisch vorzustellen kann
künstliche Blockaden aufbauen. Besser, man macht sich ans Werk und entwickelt
Haltungen und Strategien im Prozess. Um sich der Aufgabe stellen zu können, ist
es wichtig, dass man sich löst von der Vorstellung, dies könnte völlig ohne
Belastungen und unangenehme Gefühle über die Bühne gehen. Nicht anfangen, wenn
man sich gut fühlt, sondern das gute Befinden im Tun fördern!

Übermäßiges Grübeln ist wie der Tanz um einen Gegenstand bis zu
Erschöpfung, anstatt ihn zu benennen und sich dann anderen Themen zu widmen, um
später zurückzukehren. Wenn ich den Punkt des mich-Lösens verpasse, kippe ich
irgendwann um und kann dann nicht mal mehr auf das Angebot des freundlichen
Anbieters von Speisen und Getränken eingehen, die mir Stärkung ermöglichen
würden.

Wenn ich Unkraut nur durch oberflächliches Abschneiden bekämpfe,
wächst es nach einiger Zeit umso stärker nach. Sinnvoller ist es, alternative
Pflanzen zu setzen, die dem Unkraut das Licht nehmen oder das Unkraut bei den
Wurzeln zu packen. Genauso ist es mit dem automatisierten Nachdenken über
Probleme im Gegensatz zu einem konstruktiven Perspektivenwechsel und genauer
Prüfung der Güte des Stils der Auseinandersetzung mit dem Problem.

Problemthemen zu registrieren und sich von ihnen – zumindest
vorübergehen – bewusst zu distanzieren ist so, als würde ich im Hafen die Fähre
zu einer Insel besteigen und hitzig diskutierende Begleiter an der Mole stehen
lassen, bis ihre Stimmen immer leiser werden und schließlich nicht mehr zu
vernehmen sind. Wenn Sie versuchen, mich auf dem Handy zu erreichen, brauche
ich nicht rangehen, vor allem auch, weil ich Ihnen in Aussicht stellen konnte,
mich nach einiger Zeit wieder mit ihnen zu treffen. Dies ist wohl bei weitem
besser, als den ganzen Tag und bis tief in die Nacht hinein zu diskutieren, bis
zum Überdruss, bis die Stimme heiser ist und bis das Ganze vielleicht in einer
Schlägerei endet.

Geplagt zu werden von sorgenvollen, pessimistischen, überkritischen
Gedanken ist so, als würde auf dem eigenen Fernseher nur ein
schwarz-weiß-graues Programm mit schlechten Nachrichten über die Welt und von
Zweifeln erfüllten Prognosen anschauen. Dann ist es wichtig, dass wir uns den
Menüfunktionen widmen und wieder mehr Einfluss auf unser Bild von der Welt
nehmen. Wahrscheinlich werden wir anfangs nicht dazu in der Lage sein, den
Sender komplett zu wechseln und umzuschalten oder uns gelingt dies nur sehr
kurz. Dann kann es schon ein guter Kompromiss sein, den Bildausschnitt zu
verkleinern und parallel die Aufmerksamkeit auf ein neues, farbenfrohes
Programm zu lenken, das sich bislang vernachlässigten erfreulichen Seiten des
Lebens widmet und gute Neuigkeiten sowie optimistische Vorhersagen beinhaltet.
Dieser Blickwinkel kann immer mehr Raum einnehmen, bis sich eine
differenzierte, balancierte Betrachtungsweise entwickelt hat.

Wenn man in einer Losbude ein Los zieht, lässt man sich bewusst auf
eine Ungewissheit ein und gerade dies hat seinen Reiz.

Man kann dem pessimistischen Redner in sich ruhig zuhören, sollte aber
dessen Beitrag höflich bestimmt begrenzen und dafür sorgen, dass auch Vertreter
alternativer Sichtweisen zum Zuge kommen.

Indem man den kritisch-sorgenvollen Anteil in sich begrenzt, macht man
es sich leichter, mit ihm zusammenzuleben, weil man dann nicht mehr unter
seiner Dominanz und seiner einseitigen Sichtweise leidet, ihn stattdessen in
ein konstruktives Team einbinden kann.

Störende Gedanken sollten genauso wenig mit Wirklichkeit verwechselt werden
wie eine Fernsehserie, die Realität vorgaukelt.

Beim Ausblick auf einen arbeitsreichen Tag sollten wir nie vergessen,
dass in den Übergängen zwischen den Arbeitsschritten und sogar in der Arbeit
selbst Spielraum für Genuss, Freude und Inspiration ist und auch, wie viele
Menschen auf der Welt sich danach sehnen, auch mit ihrer Schaffenskraft
angenommen und gebraucht zu werden.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass "Alter" auch in
"Alternative Lebensentwürfe" enthalten ist. Es gibt so viel Spielraum
für Offenheit!

Auf den Schwingen des Vertrauens zum weiten Horizont.

Manchmal erscheint das Leben wie ein Episodenfilm, manchmal wie ein
Roman mit stark gewebtem rotem Faden.

Auch die Wahrnehmung von Temperatur ist eine Frage des Bezugsrahmens:
20 Grad aus Sicht des Hochsommerstandards wirken kühl, doch verglichen mit
Winterklima verbreiten sie mediterranes Lebensgefühl.

Du öffnest das Buch, liest und die Seiten werden zu Flügeln und tragen
Dich in eine neue Welt, skizziert oder in Aquarelltönen gemalt und Deine
Phantasie vollendet diese Welt.

Wir treten ein in den Raum einer Kirche und die Außenwelt ist nur noch
schemenhaft zu sehen durch die bunten Fenster, die temporeichen Geräusche des
Alltagsgetriebes dringen nur noch gedämpft zu uns vor. Vielleicht kann die Ruhe
der Kirche uns daran erinnern, dass es den Raum der Stille und gesunden Distanz
auch in uns gibt. Es ist ein von Natur geweihter Ort.

Wir kehren zurück mit frischem Fang im Netz unseres Bewusstseins.

Wenn ich Gepäck eine Treppe hinaufzutragen habe, kann ich dies
verweigern und dann mein Ziel verfehlen, den Weg gehen, darüber klagen und
dadurch meine Belastung noch steigern oder den Weg in Gesundheit gehen und bei
Akzeptanz der unvermeidlichen Anstrengungen, vielleicht verteilt auf mehrere
Etappen, mein Ziel erreichen.

Wenn der Klammergriff der Ängste und Sorgen kapituliert angesichts
unserer vertrauensvollen Hingabe an eine Beziehung, schöpferisches Tätigsein,
Genuss, das Hier und Jetzt, können wir spüren, wie der freie Atem unseren
ganzen Körper aufleben lässt.

Immer wieder kann uns die Angst vor dem Zerbrechen vertrauter
Bindungen und Strukturen einholen. Es erfordert Mut, darauf nicht mit
verkrampften Kontrollbemühungen zu reagieren, sondern stattdessen gelassenes
Engagement an den Tag zu legen und darauf zu vertrauen, dass auch schwierigen
Veränderungen stets Auftrieb für die eigenen Entwicklung innewohnen kann, auch
wenn diese förderliche Kraft manchmal erst mit Verzögerung spürbar wird.

Wenn die Angst vor dem Verlust einer Beziehung zunimmt, dann eine
unbewusste, problematische Bewältigungstendenz darin bestehen, Negativaspekte
der Bezugsperson zu fokussieren, um dann vom Verlust weniger getroffen zu
werden. Folgt man unkritisch diesem Impuls, ebnet man den Weg für den Einbruch
von Negativität in die Beziehung und beschwört genau das herauf, was man
befürchtet. Besser ist es wohl, zu vertrauen und möglichen Schmerz in seinem
Leben in Kauf zu nehmen und für mehr Unabhängigkeit lieber das innere Fundament
zu festigen und die Aufmerksamkeit auf das Erfreuliche in der Beziehung zu
lenken, ohne Garantieerwartungen.

Wenn ich positiven Einfluss auf die Gesellschaft nehmen und mich darin
gesund entwickeln will, sollte ich eine gute Mischung aus Mitmachen und
nachdenklicher Distanz finden und pflegen.

Ein Rad hat das Potenzial zum Rollen, doch dazu muss es angestoßen
werden und braucht immer wieder Impulse. Wenn es erst mal in Bewegung ist,
verringert sich der Aufwand.

Eine Wespe mag nerven, wenn ich einen Kaffee trinke und dabei lese,
doch letztendlich kann sie mich nicht davon abhalten. Erst wenn ich ärgerlich
um mich schlage oder ängstlich davonlaufe, bekommt sie Macht über mich. Erst
wenn ich reflexartig nach ihr greife, bekomme ich ihren Stachel schmerzhaft zu
spüren. So ergeben sich ein paar geeignete Wege, um mit dieser Störung
umzugehen: Ich kann ihre Anwesenheit akzeptieren, mich von ihnen umschwirren
lassen und dabei weiter meine Ziele verfolgen. Ich kann die Stoffe, die sie
anziehen, entfernen oder zwischendurch abdecken. Wenn ich mich dafür entscheide,
die Wespe zu bekämpfen, tue ich gut daran, dies besonnen zu machen, warte also
ruhig, bis sie sich setzt, beobachte sie und schnippe sie dann mit
geringstmöglichem Aufwand mit einem Finger von mir weg. Töten werde ich sie
nicht, da ich durch sie dazugelernt habe.

Wir sind nur teilweise Macher und Kontrolleure unseres Lebens und in
erheblichem Maße Zeugen des anders-Kommenden. Die ungeplanten Schwankungen
können störend sein, bieten aber auch die Chance, dass wir uns mit neuen
Erfahrungsbereichen auseinandersetzen und dazulernen.

Wenn ein Mensch die Fähigkeit zum Farbensehen hätte, bisher aber in
einer Welt der Graustufen gelebt hätte und dann zum ersten Mal einen bunt
leuchtenden Himmel vor Augen hätte, wäre das vielleicht so, als würde er das
Göttliche sehen.

Manchmal kommt es vor, dass man im Gespräch mit sich oder einem
Mitmenschen noch unentschlossen ist, hin- und herschwankt zwischen mehreren
Varianten. Hat man dann schließlich eine Entscheidung getroffen, geschieht
alles, was man tut und erlebt in unmittelbarer Nachbarschaft der anderen, nicht
gewählten Verläufe und man mag sich fragen, ob dieses in Nuancen andere Leben
eine tatsächliche Möglichkeit war oder ob es so kommen sollte wie es jetzt ist.

Wenn einem der fixe Gedanken zu schaffen macht, Lebenszufriedenheit
wäre nur auf einem ganz bestimmten Weg zu erreichen, kann man sich zur
Auflockerung vor Augen führen, welche wesentlichen Erfahrungen und
Entfaltungsmöglichkeiten auf vielen Wegen zu finden sind. Die Entscheidungen,
die wir im Leben treffen, sind ja nicht das Ziel an sich, sondern Mittel, um
einen guten Rahmen zu schaffen für das Spüren, Erkennen und Geben.

Friedensbringer für die Seele sind sie, die hilfreichen Antworten auf
die Frage, was unter allen Umständen den Kern des Selbstwertgefühls bildet und
welche Lebenserfahrungen wirklich zentral sind und auf unterschiedlichsten
Entscheidungsrouten gesammelt werden können.

Das pure Sein an einem Ort, ohne Utensilien, gibt es nur in
Ausnahmefällen und dann auch meistens nur vorübergehend, wo etwa beim
Nacktbaden. Dorthin kam und von dort geht man aber auch mit Segnungen der
Zivilisation und selbst beim Schwimmen hat man, zumindest an einem Sommertag,
oft noch einen Hauch von Kultur auf sich: Sonnencreme.

Jeder bewusst und dankbar erlebte Tag, an den wir uns noch lange
erinnern, ist wie ein Triumph gegenüber der Angst vor der fliehenden Zeit.

Sobald wir mit Hilfe unserer Imagination einen Ort aufsuchen, werden
wir im besten Falle das Bedürfnis verspüren dort zu verweilen, den
Vorstellungsraum auszuschmücken, verwandte Assoziationen an den dortigen Tisch
einzuladen und mit ganzem Herzen hineinzuspüren.

In Zeiten, in denen es uns schwerer fällt als sonst, uns der eigenen
Identität zu vergewissern, kann es zur Herausforderung werden, sich auf ein geerntetes
Feld zu stellen, von Verkehr umbrandet oder auf den Vorplatz eines Bahnhofes,
inmitten von Menschenströmen, die so zielstrebig erscheinen. Dann kann die
Versuchung groß werden, sich zu bewegen, mitzulaufen, um nichts zu verpassen,
um bloß nicht ins Fragen zu kommen. Vielleicht oder sogar recht wahrscheinlich
kommen wir weiter, wenn wir wie ein Leuchtturm auf stürmischer See verweilen
und uns vor Augen führen, was wir im Leben schon alles erlebt und erreicht
haben und dass wir manchmal ein haltgebendes Ziel aufgeben mussten, um
wichtigen Menschen zu begegnen und neue Entwicklungsräume zu entdecken. Das
Provisorische, Unvollständige mag das Bedürfnis nach Kompletteinrichtung des
Lebensgebäudes, womöglich im vorgeprägten Baukastenstil von der Stange wecken,
doch das Unfertige bietet gleichzeitig so viel Spielraum für kreative Lösungen.
Jahr für Jahr verfeinern wir so unser persönliches Ambiente, angereichert mit
den Symbolen unserer Lebenserfahrung.

Ich kann Menschen empfehlen, einen bestimmten Ort aufzusuchen, weil
ich davon ausgehe, dass diese Erfahrung sie bereichern wird und dann der
gemeinsame Nenner ähnlicher Erlebnisse größer wird. Allerdings gibt es keine
Garantie, dass diese Menschen diesen Ort genauso wahrnehmen wie ich. Wir
begegnen der Welt wie einem mehrdeutigen Gemälde oder Gedicht, das erst noch zu
interpretieren ist.

Wer immer wieder dem Sog nach unten ausgesetzt ist entwickelt stärkere
Flügel, um die Höhe zu halten und ist dann besonders angenehm überrascht, wenn
er in Aufwindzonen kommt, wo konzentrierter Segelflug genügt. Langfristig kommt
man dann weiter, wenn man achtsam in dieser Thermik kreist, um später den
Höhengewinn in Strecke zu verwandeln.

Woraus werden wir Sinn und Vergnügen schöpfen, wenn – womöglich in
nicht allzu ferner Zukunft – Rohstoffe und Finanzmittel nicht mehr ausreichen,
um den heutigen Lebensstil fortzuführen? Diese Umstellung als Chance für
inneres Wachstum zu nützen, das ist eine der großen Herausforderungen für die
Zukunft.

Bevor wir den Aufwind erreichen, müssen wir meistens Höhenverlust und
Turbulenzen in Kauf nehmen.

Wir stehen im Leben vor der reizvollen Aufgabe, eigene Prägungen zu
erkennen und anzuerkennen, größere Freiheit gegenüber fragwürdigen Mustern
aufzubauen und im Rahmen der Möglichkeiten der eigenen Entwicklung eine
selbstgewählte Richtung zu geben.

Zur Inspiration können wir greifbar reale Erfahrungsräume aufsuchen
oder aber imaginäre, etwa indem wir ein Buch lesen oder uns intensiv auf eine
Phantasie einlassen. Welche Variante wir auch wählen: die Vorerfahrungen
beeinflussen Pinsel, Farbpalette und Resonanzkörper, beeinflussen Spielräume
des Ausmalens und Mitschwingens.

Natürlich gibt es auch gegenständliche Symbole unserer Identität, doch
wir tun gut daran, mit ihnen nicht einen Hohlraum zu verkleiden, sondern
stattdessen damit einen lebendigen Wesenskern lediglich zu ergänzen.

Es ist ein schwieriger und zugleich befreiender Schritt anzuerkennen,
dass das Leben mindestens genauso viel Arbeit wie Vergnügen ist und dass eine
ordentliche Portion Kreativität erforderlich ist, um die oft überraschenden
Wendungen und schmerzlichen Übergänge zu parieren.

Da die Maßstäbe für sogenannte "gute Leben" so zahlreich und
in sich so interpretationsoffen sind, mangelt es an einer allgemeingültigen
Bemessungsgrundlage für den eigenen Erfolg im Leben. Gleichzeitig ermöglicht
uns das gelassene Distanz gegenüber anmaßender Beurteilung, sei es durch andere
oder durch uns selbst.

Oft trinken wir mit vollen Bechern aus der Quelle des Glücks und sind
uns dessen gar nicht so bewusst, weil wir schon lange keinen Durst mehr
gelitten haben.

Die maximale Schönheit einer Landschaft erkenne ich erst mit
liebevollem Blick, in Beziehung gereift.

Die Beziehung mit den Eltern kann auf unterschiedlichste Weise die
eigene Entwicklung anregen, von dankbarer Wertschätzung der Gemeinsamkeiten bis
hin zur entschlossenen Flexibilisierung bestimmter Denk- und
Verhaltenstendenzen, ohne diese in Bausch und Bogen abzulehnen.

Um seine Nerven zu schonen, kann man sich immer wieder fragen, bei
welchen Ereignissen Angst eine angemessene Reaktion ist. Bei harmlosen
Situationen braucht man diesem Gefühl keine besondere Beachtung zu schenken,
weil es dann höchstwahrscheinlich auf einer überzogenen Bedeutungszuschreibung
oder einseitig pessimistischen Prognose beruht. Angst kann dann Anlass zu einer
konstruktiven Auseinandersetzung mit den eigenen Maßstäben werden.

Ein gutes menschliches Miteinander erfordert eine persönlich passende
Balance aus sich-Einlassen und Distanzierung.

Auskosten des Augenblicks, das ist das bewusste Genießen einer
flüchtigen Sonnenphase, wenn Regenfront und Kaltluftschwall angekündigt wurden
und die Speerspitze des Wolkenmeeres bereits über den Horizont galoppiert.

Lebendige Selbstkultivierung beinhaltet eine ausgewogene Mischung aus
Erlebnissen an sich sowie deren verstehende, schlussfolgernde und verfeinernde
Vor- und Nachbereitung.

Die klassischen Sehenswürdigkeiten können beim Reisen als
Orientierungshilfe dienen, doch sollte man die Aufmerksamkeit offen halten für
ganz persönliche Entdeckungen zwischen diesen Fixpunkten des Typischen, die
lediglich den Rahmen bilden für das Alltagsleben im Zwischenraum.

Prächtige Gebäude entziehen sich eindimensionaler Bewertung. So stehen
sie einerseits für ästhetisches Gespür und handwerkliches Geschick,
andererseits aber auch für Geltungsstreben. So kann auch das Verhalten eines
Menschen je nach Ebene der Betrachtung einen unterschiedlichen Beigeschmack
bekommen.

Die meisten Menschen sind mal besser, mal schlechter gelaunt und
selten kommt es vor, dass zwei Menschen in jeder Hinsicht dieselbe Meinung
haben. Das ist ganz natürlich und im Umgang mit anderen Menschen wünschen sich
die meisten vom Gegenüber diese Natürlichkeit, um vertrauen zu können. Insofern
tut man seiner Partnerin oder seinem Partner, seinen Mitmenschen ganz allgemein
einen Gefallen, wenn man sich auch mal missgestimmt zeigt oder eine andere
Ansicht vertritt. Dadurch mögen zwischendurch mal Spannungen auftreten, doch
langfristig ist man dadurch glaubwürdiger. Ansonsten können leicht Mutmaßungen
über das unheimliche Wesen unter der stillen Oberfläche angestellt werden,
selbst wenn dieses letztendlich alles andere als monströs ist.

Wenn wir gerade harte Arbeit verrichten, sind wir wahrscheinlich
dabei, den Boden zu bereiten für das Ausbringen der Saat, auf dass ein Rasen
wachse, der uns dann später zum Bett für genussvolles Ausruhen wird und
bleibende Aufgabe.

„Hingabe ist eine rein innere Erscheinung. Sie hat nichts damit zu
tun, dass du im Außen aktiv werden und die Situation verändern könntest. In
deiner Hingabe musst du auch nie die gesamte Situation annehmen, nur ihren
kleinen Ausschnitt, der Jetzt heißt. Nehmen wir an, du stecktest irgendwo im
Schlamm fest. Dann würdest du nicht sagen: „Okay, ich stecke im Schlamm fest,
ich gebe auf.“ Aufzugeben hat nichts mit Hingabe zu tun. Du musst eine
unerwünschte oder unangenehme Lebenssituation nicht annehmen. Du musst dir auch
nicht vormachen, dass es schon in Ordnung ist, im Schlamm festzustecken. Nein.
Du weißt mit Sicherheit, dass du da herauskommen willst. Dann richtest du deine
Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, ohne ihn irgendwie zu benennen. Du
erschaffst also kein Urteil über das Jetzt. Dadurch wird auch kein Widerstand,
keine emotionale Negativität aufgebaut. Du akzeptierst das „So-sein“ dieses
Momentes. Dann schreitest du zur Tat und tust alles, was du kannst, um aus dem
Schlamm herauszukommen. Das nenne ich positive Aktion, und sie ist weit
effektiver als negative Aktion, die aus Wut, Verzweiflung und Frustration entsteht.
Bis du dein Ziel erreichst, bleibst du weiterhin in der Hingabe, indem du das
Jetzt nicht benennst und beurteilst. Ich erkläre das einmal mit einem Bild. Du
gehst in der Nacht einen Weg entlang, um dich herum dichter Nebel. Aber du hast
eine helle Taschenlampe, die durch den Nebel scheint und vor dir einen
schmalen, hellen Bereich ausleuchtet. Der Nebel entspricht deiner
Lebenssituation, in der Vergangenheit und Zukunft enthalten sind; die

Taschenlampe entspricht deiner bewussten Gegenwärtigkeit; der helle Bereich ist
das Jetzt.“ (Eckhart Tolle, "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart",
S. 242f.)

Die schönste und sinnvollste Tätigkeit kann, im Übermaß praktiziert,
Überdruss erzeugen. Es ist im Interesse der Tätigkeit und unserer Gesundheit,
sie regelmäßig ruhen zu lassen. Ein überstrapaziertes Feld wirft keine optimale
Ernte mehr ab. Kulturbrache schafft den Boden für die nächste Blütezeit.

Ich wünsche jedem Menschen dieses bezaubernde Erlebnis, wenn plötzlich
alles zusammenpasst. Die Bestandteile waren schon lange da, wurden aber nicht
in dieser Intensität als Puzzlestücke wahrgenommen, die sich zu einer
persönlichen Komposition fügen. Dann kann aus lästiger Mühsal ein
sinnstiftender Beitrag zum Gesamtprojekt werden. Umwege, Wartezeiten, Erfolge
und Rückschläge fließen dann alle ein ins Werk und Erleben.

Wenn ich in eine trichterförmige Vertiefung steige, um mich mit einem
Problem auseinanderzusetzen, sollte ich nur so weit gehen, dass Kräfte,
Proviant und Wasser auch noch für den Rückweg reichen. Am besten, ich behalte
den Ausgangspunkt, von dem aus ich einen Überblick über das gesamte Gebiet
habe, im Auge.

Im Freien einen Mix aus Wolken und Sonnenstrahlen mit gelegentlichen
Regenschauern zu erleben ist wohl besser, als sich, Plakaten mit strahlender
Sonne folgend, in ein ansonsten düsteres Gangsystem zu begeben.

Wenn ich versuche, zu viele Gegenstände auf einmal in meinem Rucksack
zu befördern oder zu viele Bücher parallel zu lesen, beschwöre ich ein
hausgemachtes Überforderungserlebnis herauf. Besser ist es, mir kleinere
Portionen vorzunehmen, dabei gesund zu bleiben und eine gute Beziehung zu
meinem Tun aufrechtzuerhalten.

Auch Menschen und Beziehungen sind Orte, die zu erkunden sind, die
viele noch unbekannte Seiten haben, die man durch die eigene Entwicklung auch
immer wieder etwas anders erleben kann. So kann sich ein reizvolles Verhältnis
aus Neuem und Vertrautem ergeben.

„Psychoanalytiker sind ebensowenig ››sprechende Attrappen‹‹, wie
Gesprächstherapeuten an ››Echolalie‹‹ (Nachplapperei) leiden (was denen schon
öfters nachgesagt wurde) und der Verhaltenstherapeut ein seelenloser
Konditionierer ist. Würde ein Therapeut wirklich nur streng schulengerecht
vorgehen, wäre Psychotherapie nur Handwerk. Es ist davon auszugehen, dass
Psychotherapie im Spannungsfeld zwischen Intuition und Technik als
Kunst[handwerk] geschieht; die klischierten Darstellungen beziehen sich eher
auf die theoretischen Darstellungen der Methoden, die freilich die intuitiven
Ausgestaltungen der Behandlung durch die einzelne Therapeutin (oder
Therapeuten) nicht in Betracht ziehen. Diese gehen aber natürlich immer über
ihre methodischen Anweisungen auch hinaus und tun etwas Ungewöhnliches, wenn es
dem Patienten und der Situation gerade angemessen erscheint. Technische
Anweisungen sind Heurismen, mehr nicht.“ (Eva Jaeggi: "Zu heilen die
zerstoßnen Herzen", S. 200)

Bei einem Übermaß an Nähe können ansonsten normale Bewegungen schon zu
schmerzhaften Zusammenstößen führen ... je näher, desto weher.

Jeder Mensch, der eine Tätigkeit in größter Ruhe ausübt, ohne dabei
anderen Menschen das Leben zu erschweren, oder der einfach mal nur dasitzt oder
der jemand anderem Zeit und Aufmerksamkeit schenkt, leistet einen Beitrag zu
einer gesünderen Gesellschaft, praktiziert eine Art soziale Aktionskunst wider
die übermäßige Beschleunigung und Produktivitätsorientierung.

Wer auf Teufel komm raus versucht, Fehler zu vermeiden und die
Denkmaschine pausenlos am Laufen hält, ist über kurz oder lang erschöpft, sieht
sich konfrontiert mit einem heiß laufenden, überlasteten Motor und bringt sich
dadurch in die verzweifelte Lage, trotz - oder gerade wegen - permanentem
Einsatz Fehler zu machen, ins Schleudern zu kommen. Dieser Mensch macht es sich
leichter, wenn er sich immer mal wieder Pausen gönnt, seine Ressourcen schont
und dabei herausfindet, dass dadurch keine wesentlichen größeren Probleme
entstehen, Prioritäten klarer werden und die wirklich wichtigen Themen dann mit
frischen Kräften kreativ bearbeitet werden können.

Problematische Gewohnheiten sind charakterisiert durch das Unbewusste,
durch einen permanenten Unterstrom, der einen in schwachen Momenten packt.
Deswegen ist es wichtig, Ihnen kontinuierliche Bewusstheit entgegenzusetzen,
so, wie ein Rad in Bewegung bleiben muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
BEWUSST BLEIBEN!

Wer sich von problematischen Gewohnheiten verabschieden will, muss
sich bewusst sein, dass dies immer auch Opfer und Verzicht bedeutet. Umso
wichtiger ist es, sich für diese schwierigen Schwellensituationen ein
motivierendes Alternativbild aufzubauen, das den Preis des Verzichtes
rechtfertigt.

Problematische Gewohnheiten sind wie gefräßige Raubtiere, die
plötzlich zupacken können, aber auch das helle Licht scheuen. Dieses Licht
entsteht durch Bewusstsein und es ist unsere Aufgabe, dieses Feuer am Brennen
zu halten. Gespräche alleine genügen nicht, um das Raubtier auf Abstand zu
halten. Was hilft, ist die Pflege des Lichtes und die Solidarisierung aller,
die sich darum versammelt haben.

Das sogenannte "schlechte Gewissen" ist anzuhören, aber
nicht grundsätzlich als Wegweiser zu verstehen. Manchmal handelt es sich auch
um eine ängstlich-übertriebene Entgleisung in der Sprache des eigenen
Wertesystems. Im Umgang mit diesem Wertesystem ist es wie im Verhältnis zu
einem grundsätzlich respektierten und wertgeschätzten Mitmenschen: Nur weil die
Beziehung gut ist, muss nicht alles, was das Gegenüber sagt, für bare Münze und
als verlässliche Orientierung verstanden werden. Auch in der besten
Partnerschaft kommen Konflikte und Meinungsverschiedenheiten vor und durch
einen sinnvollen Umgang mit diesen Spannungen kann die Partnerschaft sogar noch
wachsen.

Einem Arzt mag es gelungen sein, einen von den zu erwartenden
positiven Wirkungen einer Pille auf die persönlichen Beschwerden zu überzeugen,
mag uns über das Restrisiko im Hinblick auf Nebenwirkungen aufgeklärt haben,
letzten Endes liegt es an uns, die Pille dann einzunehmen. Diesen Schritt kann
er uns nicht abnehmen. Genauso ist es in der Psychotherapie. Die Einsicht
alleine genügt nicht. Entscheidend ist die Handlung und das Inkaufnehmen von
Strapazen und Restungewissheit.

Wenn man das Gefühl hat, dass man sich im Kontakt mit anderen Menschen
immer wieder etwas beweisen muss, um Anerkennung buhlt, kann es eine wertvolle
Übung sein, weniger Aktivität an den Tag zu legen, weniger über seine
Kompetenzen und Interessen zu reden, weniger zu bewerten und zu urteilen,
weniger zu beraten, womöglich auch weniger zu schmeicheln und freundlich zu
sein, dafür mehr zu beobachten, zuzuhören, zu spüren, zu sein.

Wenn wir unachtsam sind, kommen problematische Automatismen so richtig
in Fahrt und überrollen uns. Wir hindern sie an der Beschleunigung durch häufig
aufgestellte Barrieren der Bewusstheit.

Am Beispiel des Tanzens lässt sich gut ablesen, welchen Einfluss die
innere Haltung auf Lebensgefühl und Freiheit hat. Wer der Überzeugung ist,
viele Tänze nach Regeln variantenreich und virtuos beherrschen zu müssen, um
mitmachen zu können, kapituliert entweder von vornherein oder muss großen
Aufwand erbringen, um seine Standards zu erfüllen. Besonders belastend wird es,
wenn das gut-nach-Regeln-tanzen-Können in engen Zusammenhang gebracht wird mit
eigener Wertigkeit. Ähnlich schwer haben es Menschen, die Aktivitäten im Rahmen
bestimmter Regeln hartnäckig und unflexibel ablehnen. Sie verpassen die Chance,
innerhalb eines zumindest teilweise geordneten Rahmens Vergnügen und
Gemeinschaft zu erleben. Tanzen und Gesellschaftsleben haben da gewisse
Gemeinsamkeiten. Vielleicht geht es den Menschen am besten, die sich ein bestimmtes,
überschaubares Repertoire an Tanzschritten aneignen, dies nur dann erweitern,
wenn sie wirklich Lust darauf haben und ansonsten einen ganz persönlichen,
freiheitlichen Zugang zum Tanzen pflegen, im Vertrauen auf ihr Rhythmusgefühl
und ihre Ausdruckskraft.

Bei genauerer Betrachtung kann uns auffallen, dass wir uns bei
Tätigkeiten wie etwa dem Bügeln das Leben auch deutlich schwerer machen
könnten. Wie viel länger würde es dauern, wenn wir den Anspruch hätten, auch
noch die kleinste Falte zu glätten! Wie unzufrieden und unsicher würden wir uns
in der Öffentlichkeit bewegen, wenn wir Kleidung tragen, die diesem Maßstab
nicht gerecht wird!

Erwachsenwerden und Erwachsensein bedeutet nicht, es ähnlich oder
gleich zu machen wie die meisten über 18, sondern den Mut aufzubringen, eine
eigene Haltung im Spannungsfeld von Anpassung und Individualität zu entfalten
und zu leben.

Man selbst zu sein, sich selbst treu zu bleiben, bedeutet nicht
einfach blindes und automatisches Abspulen von Gewohnheiten und sich-steuern-lassen
von Prägungen und Vermächtnissen. Es bedeutet vielmehr, sich seiner eigenen
Tendenzen, vielleicht auch ihrer Ursprünge sowie ihrer Vor- und Nachteile
bewusst zu werden, zu entscheiden, was daran man mag, was man akzeptieren kann,
was man verändern möchte und dann, seine Spielräume erkundend, kraftvoll danach
zu leben.

Eine tragfähige Liebe erkennen und fördern wir auch in den
schwierigeren Zeiten. Ein Langstreckenflugzeug erprobt man nicht nur in der
Platzrunde, sondern legt die Route schließlich auch über Land zum Horizont, wo
nicht nur Sonnenschein und blauer Himmel herrschen.

Eine ausreichende Portion Widerständigkeit und Ungewissheit des Lebens
hilft uns dabei bewusst zu bleiben, uns in Ausdauer und Vertrauen zu üben.

Niemand hat jemals ernsthaft behauptet, an der Schwelle zu wichtigen
neuen Erfahrungen würde das Herz nur vor Freude hüpfen oder dass im Gepäck eine
Gelingensgarantie zu finden wäre.

Geschenke und Gesten können so viel Licht und Wärme verströmen, dass
wir meinen, an der Quelle des Regenbogens zu sein oder im Formationsflug mit
einigen Sternschnuppen.

Nur schlichte Gemüter brauchen einfach gestrickte Weltbilder.

Vielleicht muss man mal einen Bus verpasst haben, womöglich einen
entscheidenden für den weiteren Reiseverlauf oder den letzten des Tages, um den
Wert dieser Dienstleistung völlig wertschätzen zu können.

Expedition zu den Feldern der Lebenserfahrung

Start in einen gelebten Traum

Jeder Tag ist ein bisschen wie immer und viel wie nie zuvor.

Spaziergang durch eine neue Stadt, der Blick gleitet nicht
wertungsfrei über die Häuser, wird Teil der inneren Simulation eines Umzuges.
Das hier sind keine Häuser im Grünen, die meisten Wohnungen haben nicht einmal
Balkone. Alles strahlt eine gewisse Beliebigkeit aus. Wie oft hier Träume in
Erfüllung gegangen sind? Wie oft wurden sie frustriert? Hängt wohl auch von den
Erwartungen ab. Wer gleich nach dem Umzug die perfekte Wohnung, die perfekte
Arbeitsstelle fordert, kann bitter enttäuscht werden. Aussichtsreicher ist das
wohl die Vorstellungen eines guten Startes: eine brauchbare Wohnung für den
Anfang, eine Berufstätigkeit, die nah dran ist an dem, was einen interessiert
und was man kann, im besten Fall auch die Fortsetzung einer guten
Partnerschaft. Optimierung der beruflichen Situation, Finden einer
Traumwohnung, Aufbau eines Freundeskreises vor Ort, all dies hat noch Zeit,
kann Stoff liefern für reizvollen Wandel. Je mehr Dinge wie Beruf und Wohnung
Mittel sind und nicht Ziel, je mehr wir in der Lage sind, auch unter
wechselnden Umständen das Wesentliche als schon vorhanden zu erkennen, je mehr
wir für ein Basisprojekt des Lebens entwickelt haben, dem wir uns in den
unterschiedlichsten Situationen widmen können, desto gelassener bleib en wir im
Kompromissdruck der Veränderungswogen.

Obwohl wir und die Welt nicht identisch sind mit unseren oft
pessimistischen Gedanken, kann es sich so anfühlen, wie zwei Metallstücke, die
durch ein Vorhängeschloss eng miteinander verbunden sind. Dann können wir genau
hinsehen und uns klarmachen, dass es zweierlei ist. Weiten wir den Blick, so
entdecken wir einen Schlüssel, mit dessen Hilfe wir die Umklammerung auflösen
können. Wenn das Schloss wieder einschnappen möchte, können wir uns
distanzieren. Sollte es uns doch mal überraschen, so bleiben wir gelassen, denn
wir kennen den Weg in die Freiheit.

Einen Menschen lieben, einen Menschen annehmen bedeutet auch, einen
guten Umgang mit den Äußerungen des Unterbewusstseins des Partners, mit
Impulsivität und Widersprüchlichkeit zu finden. Selbst wenn es in dieser Hinsicht
momentan nichts oder kaum etwas zu verarbeiten gibt, berechtigt einen dies noch
nicht zur Erwartung, dass dies auch so bleibt. Gerade Krisen und
Entwicklungsschritte lassen einen Menschen auch mal ein anderes Gesicht zeigen,
das aber auch dazugehört. Vielleicht lässt sich besser damit leben, wenn wir
uns an Zeiten erinnern, in denen auch wir unseren Mitmenschen das Leben
schwerer gemacht haben, meist ohne dies zu beabsichtigen. Akzeptieren ist
natürlich keineswegs gleichbedeutend damit, alles hinzunehmen.
Selbstverständlich können wir Grenzen setzen und kritische Rückmeldungen geben,
ohne dabei selbstgerecht und ungeduldig fordernd aufzutreten. Da ich selber
menschlich bin, sind mir diese ungestümen Kräfte in Dir vertraut und sie
gehören zum Leben dazu, doch weiß ich auch, dass es mir nicht guttut, mich zu
ihrem Spielball zu machen. Wildpferde können auch auf einer großen, umzäunten
Weide Wildpferde bleiben.

Auf den sogenannten "richtigen" Tag zum Beginn von
Problemlösungsanstrengungen zu warten ist fast so, als würde man als
Voraussetzungen eine Kombination aus Vollmond, wolkenlosem Himmel und
Mittagstemperaturen von 20-22°C im Schatten erwarten.

Wenn ich erwarte, einen hohen Berg ohne Gepäck besteigen zu können,
stehe ich vor einem Problem. Dann kann ich entweder auf das Vorhaben verzichten
oder aber versuchen, den Berggipfel ohne Ausrüstung für schlechtes Wetter, ohne
Essen und Trinken zu bezwingen und damit gründlich auf die Schnauze zu fallen.
Hier ist es wohl hilfreicher, die Gegebenheiten und Erfordernisse zu
akzeptieren und die Mühen des Lastentragens auf mich zu nehmen, um schließlich
mein Ziel zu erreichen.

Je stärker meine Werteorientierung, desto besser bin ich dazu in der
Lage, Anstrengungen und Konflikte auszuhalten. Wem Zivilcourage wichtig ist,
der scheut nicht vor der Mittelpunktsituation und den womöglich anzuhörenden
Beleidigungen zurück, wenn er einem rassistischen Sprücheklopfer im Bus Kontra
gibt. Wem in der Partnerschaft Aufrichtigkeit und die Pflege auch eigener
Interessen wichtig sind, der wird leichter die Entschlossenheit aufbringen, den
Wunsch nach mehr Zeit für Aktivitäten in Eigenregie zu äußern, auch wenn die
Partnerin dann vielleicht erst mal eingeschnappt reagiert.

Wenn wir unsere Phantasien mit Realität verwechseln, berauben wir uns
der Chance, korrigierende neue Erfahrungen zu machen. Vielleicht müssen wir
erst mal einen Teller fallen lassen, um herauszufinden, dass der Partner, dass
ein Elternteil gar nicht so überempfindlich reagiert, wenn mal was zu Bruch
geht. Womöglich sind wir überrascht, wie sehr wir von Mitmenschen - eventuell
nach einer kurzen Phase der Irritation - angenommen werden, wenn wir mal nicht
so sorgfältig arbeiten oder wenn wir unüberlegt und aufbrausend reagieren,
Zerbrechlichkeit zeigen oder eine unbequeme Meinung vertreten.

Mögliches Therapieziel aus gestalttherapeutischer Sicht: „Durch die
Aufhebung der Kontaktblockierungen wird der Mensch kreativer, spontaner und
entwickelt eine gesunde Aggressivität. Die Wichtigkeit der schöpferischen
Aggression, die gegen institutionelle Zwänge und das erfahrungshinderliche
Introjekt antritt, wird bei Perls und Goodman immer wieder betont. Bei Zinker
(1977) oder Polster (1975), Gestalttherapeuten, die sehr stark von der Humanistischen
Therapie beeinflußt sind und weniger von der psychoanalytischen, geht es um
etwas Harmonischeres: um Eintracht und inneren Frieden. Goodman hingegen betont
die Wichtigkeit aggressiver Auseinandersetzung, damit Aggression nicht
"aufgestaut" wird und zu destruktiven Ausbrüchen (wie etwa zu einem
Krieg) führt. Der prinzipielle Zweifel an allen Institutionen, am Staat und der
bürgerlichen Gesellschaft scheint bei ihm immer wieder durch. Der einzelne ist
aufgerufen, sich dagegen zu wehren, wider den Stachel zu löcken. Das
schöpferische Ich wird es ermöglichen, eine neue und "gesündere" Welt
zu gestalten. “ (Eva Jaeggi: "Zu heilen die zerstoßnen Herzen", S.
244)

„Wie schon im Kapitel über die Triebkräfte der Entwicklung gezeigt,
sind alle Therapieziele nicht nur von der Therapietheorie abhängig, sondern
auch vom jeweils herrschenden Zeitgeist. Sie explizit zu machen ist aber keine
rein theoretische Angelegenheit. Auch für den Praktiker ist es wichtig zu
wissen, welche Ziele seine Therapieschule ihm "gestattet" und welche
er als Zeitgenosse favorisiert. Natürlich sind alle obengenannten Ziele jedem
Therapeuten und Patienten geläufig und akzeptabel: Abkehr von Fassaden,
Freisetzung von Kreativität, Fähigkeit zur Selbstexploration, Erringung von
Autonomie: all dies entstammt dem Arsenal moderner Vorstellungen vom gut
funktionierenden Menschen, zu dessen Kompetenzen sowohl Anpassung als auch
Empathie als auch Kreativität gehören müssen, wenn er sich in einer komplexen
Massengesellschaft zurechtfinden will. Insofern sind die Ziele der einzelnen
Therapieschulen in ihrer Unterschiedlichkeit nichts anderes als
unterschiedliche Facetten allgemein akzeptierter Werte, die gesellschaftliche
Kräfte ohne weiteres für sich "verwerten" können. Man denke nur an
das interessante und vielgelesene Buch von Christopher Lasch (1975) über
"Das Zeitalter des Narzißmus". Keines der hier vertretenen
Therapieziele lässt er außer acht, wenn er die totale Vereinnahmung des
einzelnen im Rahmen einer "narzißtisch" genannten Gesellschaft
expliziert: Empathie wird nötig, um eine geeignete Verkaufsmentalität zu
entwickeln; Kreativität muss den ständig wechselnden Anforderungen der
Produktion und der Reklame dienen, und so die ganze Skala herunter. Und gar die
als "postmodern" deklarierten Werte einer gewissen Beliebigkeit der
nur mehr als Simulacren erlebten Realitäten innerer und äußerer Art: auch hier
steuern manche Therapieformen bei zum gesellschaftlich brauchbaren, möglichst
flexiblen Zeitgenossen, der sich immer wieder neu anpassen kann und nicht ewig
lange seine alten Konstrukte mit sich weiterschleppt. Denn auch so lassen sich
manche Zielbestimmungen der Therapieschulen lesen, wenn es heißt: Man möge sich
selbst immer wieder neu definieren, der Situation anpassen und nicht in alten
und überholten Konstrukten verbleiben - dies entspricht einem modernen
Menschentyp, der wendig genug ist, unbrauchbar geworden Altes abzustreifen.
Haben dies die großen Meister der Therapieschulen gewollt? Ist es dies, was
Psychotherapie überhaupt anstrebt? Gewiss nicht! Abgesehen von einigen
Scharlatanerien in der Therapieszene, geht das ehrliche Bestreben fast aller
Schulengründer dahin, dem einzelnen mehr Freiheit zu verschaffen, ihn gegenüber
der Gesellschaft mit ihren oft zerstörerischen Anforderungen resistent zu
machen. Es gehört zu den Paradoxien unserer Gesellschaft (vermutlich jeder
Gesellschaft), dass jede Wertorientierung unterlaufen werden kann dadurch, dass
man sie zweckentfremdet anwendet. So gibt es schon in früheren Zeiten unzählige
Beispiele für die zweckentfremdete Ausbeutung der Religiosität oder der
bürgerlichen Tugenden. Aber auch die modernen "Tugenden" Echtheit und
Selbsterkenntnis können diesem Schicksal offensichtlich nicht entgehen. Schon
seit längerem sind karikaturistische Darstellungen des "durchtherapierten
Menschen" im Schwange. Derjenige, der alles "aus dem Bauch" zu
betrachten gelernt hat, ist dabei nicht weniger komisch als derjenige, der sich
immer fragt, ob er noch "im Kontakt" ist, oder der
Psychoanalysekundige, der sich und seine Mitwelt durch die Brille
psychoanalytischer Kategorien "durchschaut". Die Karikatur zeigt in
übertriebener Form, wie unser Denken über den Menschen durch die Therapieschulen
mitgeprägt wird. Die Vorstellung gutgläubiger Humanisten, es wäre möglich, auf
dem Wege subjektiver Evidenz den eigenen "innersten Kern" zu
erreichen, scheint demgegenüber naiv. Weder die Umwelt noch - was betrüblicher
ist - der einzelne kann je mit Sicherheit behaupten, er sei nun "bei sich
selbst". Jede Einsicht kann zweckentfremdet wieder zur Fassade werden. Die
Gesellschaft mit ihren vielerlei Fallen der Vereinnahmung unseres Innersten
sitzt unauflöslich in uns drin. Genau dies hat Freud gesehen - daher sein
Pessimismus in Bezug auf die Rettung des Menschengeschlechts durch
Psychotherapie“ (Eva Jaeggi: "Zu heilen die zerstoßnen Herzen", S.
246-248)

„Nun aber kann jede menschliche Begegnung zur Abstimmung über die
eigene Person werden. Die distanzierteren Treffen werden meist ohne
Schwierigkeiten gemeistert; aber schon das Treffen mit Freunden, der
Wochenendbesuch von auswärts, kann tiefe Krisen auslösen, Krisen, die in der
Therapie wie unter dem Mikroskop in aller Schärfe sichtbar werden. Und es sind
immer wieder dieselben Klagelieder: Man wurde vom anderen nicht akzeptiert, man
hat sich nicht behaupten können, man ist sich klein und mickrig vorgekommen,
man kann die Reaktionen des anderen nicht einschätzen. Mit großer Sicherheit
kann man schlussfolgern, dass auf der jeweilig anderen Seite die Klagen ganz
ähnlich gelautet haben könnten. Wenn der intime andere schwer einzuschätzen ist
und gleichzeitig über Wohl und Wehe der eigenen Person bestimmen kann (indem er
mich "so nimmt, wie ich bin"), wird die Begegnung ein waghalsiges
Abenteuer, das zu vielfachen Projektionen Anlass gibt. Angst ist die Folge. Da
man aber auch über die eigene Person nicht so ganz Bescheid weiß (wer weiß, ob
ich wirklich so bin, wie ich mir erscheine?), ist das Selbstwertgefühl in jeder
Hinsicht leicht verletzlich. Der andere kann jederzeit in mir Gefühle und
Strebungen wachrufen, die ich in dieser Weise noch nicht erkannt habe, die mich
mir selbst wieder fremd werden lassen.“ (Eva Jaeggi: "Zu heilen die
zerstoßnen Herzen", S. 275)

Wer davon redet, dass früher alles besser gewesen sei, soll mal
versuchen, mir den damals vergifteten Rhein schmackhaft zu machen oder die
immensen Kosten bei einem Telefongespräch ins Ausland, verglichen mit der
heutigen Möglichkeit, im Internet kostenfrei miteinander zu reden und sich
dabei auch noch sehen zu können.

Mit jemandem in einer intensiven Beziehung zu stehen, sollte nicht
bedeuten, wie eine Marionette an dessen Verhaltensweisen, Stimmungen,
Erwartungen oder aber Phantasien über diesen Menschen zu hängen. Das
Mitschwingen ist besser zurückzuführen auf eine freiwillig eingegangene
teilweise Abhängigkeit, auf ein Band, das prinzipiell immer auch lösbar ist,
das im Interesse der Beziehung zwischendurch gelockert werden kann. Wenn man sich
zugehörig fühlt, kann schon ein kleines Stückchen von diesem Band genügen, um
einen auch bei großer Distanz liebevoll an den Anderen denken zu lassen.

Angstvolle Gefühle liefern in aller Regel kein getreues Abbild der
Realität, sondern drängen von einer vorsichtigen Wahrscheinlichkeitsaussage zur
düsteren, pseudogewissen Prognose. Dabei fixieren sie sich auf den an sich
kleinen Ausschnitt der Eventualität und blähen diese dann so auf, dass sie den
Blick fürs Ganze verstellt. Die angstbedingte und letztendlich auch weiter
angstschürende Wahrnehmungsverzerrung wirkt so, als würden wir angesichts der
theoretischen Möglichkeit eines Tornados in Deutschland bei jedem Gewitter
damit rechnen, von einer Windhose verschluckt zu werden oder als würden wir
jedes körperliche Missempfinden gleich mit einer schweren Krankheit in
Verbindung bringen oder als würden wir das gesunde Freiheitsbedürfnis unserer
Partnerin oder unseres Partners verwechseln mit der vermeintlichen Absicht
fremdzugehen.

Eine anstrengende Arbeit, die wir auf uns nehmen müssen, um ein Ziel
zu erreichen wird erst dann zum Problem, wenn wir sie halbherzig anpacken, uns
perfektionistisch in ihr verlieren oder ihr ganz aus dem Weg gehen.

Wer nach bestem Wissen und Gewissen vertraut, wird früher oder später
belohnt, manchmal auf einer Ebene, die erst aus einer bestimmten Distanz
erkennbar wird.

Weder sind wir an belastende Ereignisse oder Vorstellungen gekettet,
noch sind wir völlig losgelöst von ihnen. Wir schwimmen in ihrem Kielwasser,
müssen manchmal mit dem vorübergehend höheren Wellengang kämpfen, doch wir sind
frei von dem Schiff, das die Unruhe erzeugte und lassen es weiterfahren.

Bisweilen mögen uns alltäglich Rituale lästig erscheinen und wir
beschweren uns, dass sie uns Zeit rauben würden. Das Duschen kann dazugehören.
Wie paradox! Wären wir in einer anderen Lebenslage, wäre genau dies für uns
Wunscherfüllung pur: in einem Land, in dem Wassermangel herrscht oder es nur
kalt aus der Leitung kommt, wo es vielleicht gar keine Dusche gibt, zumindest dort
nicht, wo man sich gerade befindet und auch keine Produkte zur Körperpflege.

Im Schwärmen für ein Land kommt letztendlich Liebe zum Tragen, mit all
ihrer Bereitschaft, vor allem das Gute zu sehen, ohne schwierige Seiten unter
den Tisch zu kehren. Vielleicht steht dieses Land dann auch symbolisch für
unsere Sehnsucht nach einer Seelenlandschaft, in der wir uns frei entfalten und
Gemeinschaft erleben können.

Ein Gartenbaugeschäft ist noch kein Garten, es ist nur ein Angebot.
Die Auswahl muss man selbst treffen, Löcher graben, die Pflanzen setzen und
pflegen.

Wenn ich meinen Garten dosiert bearbeite und pflege, wächst er mir
nicht über den Kopf und ich schufte auch nicht bis zum Umfallen.

Der Verstand kann einem einen Durchblick ermöglichen und Horizonte zeigen,
wodurch einem Perspektiven hinter zwischendurch auftretenden Nebeltöpfen
bewusst bleiben.

Angst sollte genauso kontrolliert werden wie Wirtschaftswachstum,
bevor die Nebenwirkungen überhandnehmen und sich die Dynamik verselbständigt.

Die Angst betätigt sich nebenbei auch als Fantasy-Autor.

Die Angst ist eine Verbündete, die aber auch dazu neigt übers Ziel
hinauszuschießen.

Angst ist wie eine Hecke, die durch Grübeln hochschießt und zur Mauer
wird. Steigen wir über das kleine Hindernis, bevor es zur Barriere wird, nehmen
wir sie bewusst wahr, bevor wir darüber stolpern!

Pläne sind eine feine Sache, doch manchmal taugen sie am besten als
Grillanzünder.

Manche Verkettungen von Ereignissen können uns das Gefühl vermitteln,
wir wären systematisch vom Pech verfolgt oder selber die Ursache dieser
Geschehnisse. Dabei kann es sein, dass wir gleichsam im unerfreulichen Sinne
einen Sechser im Lotto oder zumindest 5 richtig Falsche gezogen haben. Ist es
wirklich so wahrscheinlich, dass uns genau das gleiche wieder passiert? Der
partielle Glücksspielcharakter des Lebens kann auch entlastend wirken.

Dramatische Filme und Bücher können uns daran erinnern, was wirklich
gravierende Probleme des Lebens sind und uns in gesunder Trotzkraft gegenüber
relativen Banalitäten und Gebilden der entgleisten Phantasie unterstützen.

Eine der naheliegendsten Möglichkeiten, einen Ort sinnlich zu erkunden
ist das Abtasten mit den Füßen. Allein schon in Städten ist die Palette der
Empfindungen immens, reicht vom welligen Kopfsteinpflaster eines
mittelalterlichen Dorfes bis zum Schlittschuhlaufen über polierte Platten in
kroatischen Küstenperlen.

Ein köstlicher Sonntagsgenuss: einen Spaziergang durch die eigene
Stadt unternehmen, den Blick bewusst eine Etage höher oder zwei oder mehr entlanggleiten
lassen und dabei liebenswerte Details entdecken, die wir vielleicht seit Jahren
übersehen haben.

Unser Denken mag noch so sehr versuchen, uns in eine selbstschädigende
Sichtweise zu verwickeln, wir brauchen dies nicht abzukaufen, genausowenig wie
wir uns angesichts eines wortgewandten Teppichhändlers auf minderwertige oder
überteuerte oder für uns optisch unattraktive Ware einlassen brauchen.

Um uns aus einer Fessel zu befreien, brauchen wir statt
Fluchtversuchen, Ziehen und Zerren zunächst einmal Geduld. In Ruhe schauen wir
uns an, wo der Knoten sitzt, wie er aufgebaut ist, um ihn dann Schritt für
Schritt zu lösen, vielleicht auch mit Hilfe anderer.

Wenn wir uns übermäßig auf eigene pessimistische Phantasien einlassen,
dann begehen wir ähnliche Fehler wie Spekulanten auf dem Finanzmarkt, die durch
schwarzseherische Prognosen Misstrauen gegenüber Unternehmen und Ländern
schüren und diese dann tatsächlich in Schwierigkeiten bringen, obwohl sie die
Probleme sonst gemeistert hätten.

Psychotherapie ist eine aufbauende Form von Freiheitskampf.

Extreme innere Anteile schaffen aus verstreuten Indizien einen
vermeintlichen Boden der Tatsachen, verdichten ihn zu Humus, auf dem die
übelsten Phantasien munter wachsen.

Mit Bedürfnissen ist es wie mit Hunden. Werden sie längerfristig
weggesperrt, werden sie bissig und unberechenbar. Lässt man ihnen regelmäßig
Freiraum, dosiert durch eine Leine, kann man zu ihnen ein bereicherndes und
entspanntes Verhältnis aufbauen.

Der Hund neben mag knurren und ein beunruhigendes Äußeres haben, doch
Probleme bekomme ich erst, wenn ich vor ihm flüchte oder ihn angreife. Mit
einem Rest an Angst kann ich neben ihm sitzen und gehen, ohne dass etwas
passiert.

Wenn wir von der Annahme ausgehen, dass wir vor allem durch permanente
Aktivität Zufriedenheit und Wohlbefinden erreichen, provozieren wir einen
Zustand der Erschöpfung, aus dem wir dann irrigerweise ableiten können, dass
die von uns gewählten Aktivitäten hierfür ungeeignet sind, obwohl wir sie
einfach nur überdosiert hatten. Aus den Effekten exzessiven Essens und
Sporttreibens zu folgern, Essen oder Sporttreiben an sich wären schädlicher
Unsinn, wäre auch nicht besonders hilfreich. So tun wir gut daran, auch unsere
Herzensangelegenheiten regelmäßig ruhen zu lassen.

Je mehr wir an die Möglichkeit inneren Friedens glauben und uns auch
für die leiseren Ahnungen, die zarteren Berührungen sensibilisieren, desto
näher kommen wir diesem angstlösenden Leuchten.

Störende Gedanken klumpen sich zusammen und fallen dann aus ihrer
Produktionsstätte scheppernd in einen Blechbehälter. Das unangenehme Geräusch
lässt uns aufschrecken, doch nichts und niemand kann uns dazu zwingen, den
Klumpen in unser Gepäck zu tun oder die Maschine weiter zu füttern.

Auch im Alltag ist Wohlbefinden möglich, denn Alltag ist mitten im
Leben, doch dafür ist oft ein gewisses kreatives Bemühen erforderlich. Das
Reizvolle an einer Urlaubsreise besteht insofern wohl auch darin, dass der
positive Blick auf die Dinge und umfassendes Behagen hier öfters spontan und
mit größerer Leichtigkeit kommen.

Das Schlummern im öffentlichen Raum ermöglicht eine befreiend neue
Erfahrung, da wir hier meistens auf Wachsein und Aktivität getrimmt sind. Wir
legen die Beine hoch und man lässt uns, nichts Wesentliches wird verpasst, wir
nähern uns dem persönlich gesunden und komfortablen Tempo.

Bücher bringen einen Teil der Welt in ein handliches Format.

Wenn ich mein Unbewusstes leugne und die Auseinandersetzung mit ihm
vermeide, kann ich es unterschätzen oder Angst vor ihm bekommen. Erst in der
Begegnung mit unbewussten Kräften, erst wenn ich etwas aus der Bahn meiner
bewussten Kräfte drifte und durch ein starkes Ich letztendlich doch wieder auf
Kurs komme, erst dann kann ich erfahren, dass ich diesen Kräften nicht einfach
ausgeliefert bin, dass ich sie im Interesse meines längerfristigen
Wohlbefindens eindämmen kann. Dann sinkt auch die Sorge, andere Menschen
könnten ganz leicht einfach so umgehauen werden durch schlummernde Strebungen.
Ich weiß dann, dass es eine Anfälligkeit gibt, aber keinen Automatismus. Vor
einem Pferd, das ich reiten kann, habe ich Respekt, aber keine Angst. Ein
weiterer Fortschritt kann darin bestehen, Frieden zu schließen mit der
Restanfälligkeit für Eskapaden, deren Grenzen ich entschlossen ziehen kann,
rund um eine akzeptable Schwankungsbreite.

Probleme sollten mit dem unbedingt erforderlichen Aufwand bearbeitet
werden. Für die ganz normalen Zumutungen des Lebens benötigt man keine
Psychotherapie. Wer Muskelkater hat, geht schließlich auch nicht in Reha.

Wenn wir den Raum unserer inneren Ereignisse, unserer Gedanken,
Gefühle, Phantasien, Impulse und unbewussten Tendenzen vermeiden, ist das so,
als würden wir aufgrund von Ungewissheiten und nicht völliger Planbarkeit
darauf verzichten ein neues Land zu bereisen. Machen wir uns guten Mutes auf
den Weg! So können wir herausfinden, dass einige Pläne funktionieren wie vorher
ausgemalt, dass wir in der Lage sind, spontan und kreativ mit unerwarteten
Ereignissen umzugehen, dass manche von ihnen der Reise vielleicht sogar mehr
Farbe geben und dass wir einigen Missständen in dem Land mit Gelassenheit
begegnen können und das Land insgesamt liebenswert bleibt. Hier und da können
wir womöglich sogar im Rahmen unserer Möglichkeiten positiven Einfluss auf die
Verhältnisse vor Ort nehmen.

Mit der Selbstakzeptanz ist es wie mit dem Leben in einem Land, für
das man sich entschieden hat. Es bringt nichts, verbittert mit den Missständen
zu hadern oder verbissen zu versuchen das ganze Land perfekt zu machen. Besser
ist es wohl, sich erst mal einzurichten, zu prüfen, wie die eigenen Werte und
Ziele im Rahmen des Gegebenen verwirklicht werden können und dann
zuversichtlich und entschlossen die vorhandenen Spielräume auszuschöpfen.

Für ein ausgeglichenes Leben ist es wohl wichtig, sich von unrealistischen
Sehnsuchtsvorstellungen zu trennen. Das ist Trauerarbeit, die erleichtert
werden kann, wenn wir uns Inseln der Sehnsuchtserfüllung bewahren.
Kräftezehrend und innerlich unkooperativ ist auch die Selbstverurteilung, weil
man einem idealen Maßstab nicht genügt. Weiter kommt man, gesünder bleibt man
mit Akzeptanz gegenüber dem persönlichen Möglichkeitsrahmen. Wollen wir diesen
ausfüllen, ist natürlich auch Anstrengung erforderlich, doch diese fällt uns
leichter, wenn uns die angestrebten Ziele wichtig genug sind. Da wir diese
Ziele realistisch, zu uns passend gesetzt haben, kommen wir immer wieder in den
Genuss wohltuender Etappensiege.

Manchmal fühlt sich das Leben an wie eine Wanderung auf schroffem
Gestein am Rande von Abgründen. Bisweilen ist die Versuchung da, einfach
aufzugeben und sich in die Tiefe zu stürzen. Dies allerdings würde zu
Selbstzerstörung führen. Stattdessen können wir unter Inkaufnahme der Mühen den
Weg weitergehen, uns auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren. Um auf Dauer gut
vorankommen zu können, ist es wichtig, dass wir uns immer wieder auch eine
Pause gönnen. Dann werden uns auch eher die immer gleichzeitig vorhandenen
schönen Muster im Fels und kleine liebenswerte Pflanzen hier und da bewusst und
wir sehen, dass wir, egal wo wir sind, immer vom Himmel umgeben sind. Wenn wir
unseren Weg auf diese Art und Weise fortsetzen, haben wir auch die Chance, nach
einiger Zeit auch wieder leichteres Terrain zu erreichen, nun mit einem
Zugewinn an Trittsicherheit.

Problemthemen sind wie Inseln, die ich immer mal wieder zwischendurch
mit der Fähre verlassen kann, um dann wieder vorübergehend zurückzukehren. Sie
existieren weiter, sind aber nicht die ganze Welt, in der ich lebe. Mit Abstand
wird mir das noch klarer.

Mithilfe unserer Werte und Ziele können wir uns auf Erfahrungen
einlassen, die in der Anfangszeit auch durch Zweifel und unangenehme Gefühle
geprägt sein können, etwa beim Einstieg in eine neue Arbeitsstelle. In dem
Maße, in dem wir uns an das Neuland gewöhnen, uns darauf bewähren, schwindet
auch der Nährboden für die inneren Widerstände und Vermeidungstendenzen, setzt
sich das Selbstvertrauen durch.

Gedanken und Gefühle haben eine Eigendynamik wie die Wellen des
Meeres. Es macht keinen Sinn, sich vorzunehmen, das Meer zu entfernen.
Allerdings sind wir ihm nicht ausgeliefert, nicht bloßer Spielball. Wir können
Kapitän / Kapitänin an Bord unseres Schiffes werden und auch Unterstützung
durch andere Team-Mitglieder erfahren.

Eine Schlechtwetterfront kann ein Gefühl wie Weltuntergang
heraufbeschwören und doch geht sie vorbei und danach ist die Luft sogar klarer
als vorher.

Bilder zur Veranschaulichung der Vorteile vorübergehender
Abstandnahme: 1. Anstatt durch ein
Labyrinth zu hetzen ist es besser, den Weg bewusst zu gehen und Markierungen
anzulegen zur künftigen Vermeidung des erneuten Betretens von Sackgassen. Ich
kann mit größerer Ruhe auch besser über das mögliche Aufbauprinzip des
Labyrinths               nachdenken. Wenn
ich keinen großen Wert auf eigenständiges Erarbeiten lege, kann ich auch andere
Menschen nach des Rätsels Lösung fragen. 2.
Anstatt aufs Geratewohl durch einen Wald zu irren, sollte ich mir lieber die
Zeit nehmen, um in Ruhe mit Karte und Kompass zu orientieren, andere Menschen
nach dem Weg zu fragen oder einen Aussichtsturm zu besteigen, um Überblick zu
gewinnen. 3. Indem ich mit einer
Fähre auf eine Insel übersetze, lasse ich die hektische Betriebsamkeit der
Festlandsstadt hinter mir, ohne sie aus den Augen zu verlieren. Es mag sein,
dass ich nach dem Anlegen der Fähre auf der Insel erst mal einige Zeit brauche,
um anzukommen und mich innerlich getrieben fühlen. Dann sollte ich der
Versuchung widerstehen, gleich wieder zurückzufahren, sollte mich lieber auf
eine bestimmte Verweildauer festlegen und die Zeit bewusst anders zu gestalten
als auf dem Festland, um mich neuem Erleben zu öffnen. Dabei kann es durchaus
sein, dass ich gedanklich immer wieder abschweife und auch das Rumoren des
Festlandsgetriebes mag noch zu hören sein. Das irdische Paradies ist eine
Wunschvorstellung, jedoch kaum ganz erreichbar. Doch dieser Wunsch hat mir die
Kraft gegeben, diesen Ort aufzusuchen und hier viel davon zu finden. Die
Antreiber vom Festland können nicht zu mir rüberkommen, wenn keine Fähre
unterwegs ist. Vielleicht rufen sie auf dem Handy an oder chartern ein Boot, um
mich an meine Pflichten und all die Dringlichkeiten zu erinnern, doch ich
entscheide, ob ich ans Handy gehe und selbst wenn sich jemand neben mich setzt
und meine Ruhe stört, kann er mich nicht davon abhalten, so lange auf der Insel
zu bleiben, wie ich es für richtig halte.

Wenn ich einen Raum der Ruhe in mir schaffe, wird mit großer
Wahrscheinlichkeit auch eine Schicht der Unruhe um mich herum bleiben. Hin und
wieder werden die Kräfte der Unruhe in den Ruheraum eindringen. Dann kann ich
sie wieder höflich entschlossen in ihren Bereich verweisen. Der Raum der Unruhe
ist von der Schicht der Unruhe durch eine beiderseits durchlässige Membran
getrennt (Bild eines Patienten vom 06.10.2011). Genauso wie mich die Restunruhe
beeinflusst kann auch die Ruhe auf die Schicht der Unruhe ausstrahlen und neue
Ordnungen sowie einen zunehmenden Wirkungskreis der Ruhe bewirken.

Durch Gelassenheit wird aus der phantasierten Steilwand ein
herausfordernder, machbarer Berg mit gangbaren Wegen.

Hektische Betriebsamkeit als viele kleine Pfeile in unterschiedlichen
Richtungen, die sich gegenseitig fast oder ganz aufheben. Erst nach einer
Besinnungszeit ist es möglich, die Kraft in eine wohlüberlegte Richtung zu
lenken und dann eventuell nach und nach Kurskorrekturen vorzunehmen.

Wenn man in seinem Leben ein gutes Fundament für Wohlbefinden und
Sinnorientierung geschaffen hat, können auch Stimmungseinbrüche und Rückschläge
gut verarbeitet werden. Diese schaffen zwar Dellen, können das Fundament aber
nicht beseitigen. Auf dieser Basis kann man in Ruhe an langsamen, weiteren
Verbesserungen und Fortschritten arbeiten.

Manch skurrile und abenteuerliche Formen des Umgangs mit sich selbst
und anderen mögen guten Stoff für Filme abgeben, doch das Leben dauert länger
als 1,5 Stunden.

Man sollte nicht so viel Gewicht in bestimmte Themen legen, sie nicht
so schwernehmen, dass man unter der Last ächzt oder zusammenbricht. Besser ist
es, Dinge zu tragen, um damit etwas zu bewegen oder um einen anderen Menschen
vorübergehend zu entlasten.

Wenn ich an meinem Wert als Person zweifle und nur einen Weg sehe, diesen Wert zu erlangen,
dann sind alle Herausforderungen und Prüfungen auf diesem Weg bedrohliche
diagnostische Situationen. In ihnen zu scheitern wäre dann nicht nur ein
trauriger Rückschlag sondern eine tiefgreifende Krise. Je mehr ich unabhängig
von diesen Erfolgszielen meinen Grundwert als Mensch vor Augen habe und andere
Interessen und Werte verfolge, desto mehr Quellen für Ausgleich und
Zufriedenheit habe ich und desto besser kann ich die Prüfungen als
Gewinnchancen sehen, bei denen nichts Essentielles auf dem Spiel steht.

Wenn wir dieselben Gene, dieselbe Erziehung, dieselben sonstigen
Lebenserfahrungen, dasselbe Wertesystem hätten wie ein Mensch, der uns nervt
oder dessen Verhalten wir empörend finden, würden wir uns dann so viel anders
verhalten? Wie groß wären die Verhaltensspielräume, die wir mit Willenskraft
und ohne uns von uns selbst zu entfremden ausschöpfen könnten?

Statt nach einer Verausgabung der eigenen Energiespeicher nur die
Batterien zu wechseln ist es sinnvoller, Wege zu erkunden, wie ich den
Energieverbrauch reduzieren und zusätzlich auch regelmäßig Möglichkeiten des
Aufladens nützen kann.

Nur wenn ich die Vorbereitungen für ein Fest in einem gesunden Rahmen
halte, kann ich nach der Ankunft der Gäste auch selber noch Freude erleben und
mitgenießen.

Wenn ich mein Glück nur von dem Stand meiner Aktien abhängig mache,
dann schwankt meine Stimmung genauso wie das in den Börsennachrichten
vermeldete Befinden der Märkte. Sinnvoller ist es, mein Risiko zu streuen und
auch Quellen der Zufriedenheit zu finden, die weniger gekoppelt sind an die
Launen anderer Menschen und sonstige Umweltereignisse.

Man geht keine Partnerschaft ein, weil man Garantien hat, sondern aus
Begeisterung, im Vertrauen auf einen guten Verlauf und beiderseitigen guten
Willen. Wenn es nicht gut geht, ist das traurig und der Abschied schwer, doch
ändert es nichts daran, dass es rückblickend gesehen eine gute Entscheidung war
es zu versuchen, da man ja sonst eine gute Chance nicht angenommen hätte.

Was über Jahre und Jahrzehnte am eigenen Haus gewachsen ist, z.B.
Efeu, scheint dazuzugehören, haftet richtig fest an der Wand, doch es ist nicht
identisch mit dem Haus und lässt sich mit einer gewissen Mühe entfernen. Das
Ergebnis mag zunächst gewöhnungsbedürftig sein, doch es bietet viele Vorteile,
schafft freieren Blick und macht es Ungeziefer schwerer, in die eigenen
Wohnräume zu gelangen.

In einem dunklen Raum kommt die Helligkeit nicht von selbst. Man kann
aufstehen, um das Licht einzuschalten, eine Deckenplatte zur Seite zu schieben
oder ein Fenster zu öffnen. Ein kleiner Spalt und eine kleine Glühbirne kann
schon einen großen Unterschied machen. Je früher man aufsteht, desto leichter
ist es und desto weniger kann sich die Erstarrung ausbreiten.

Wenn sich die Angst als Prophet aufspielt, ist das Anmaßung.

Der schnellste Flug von A nach B bedarf am Ende doch erheblicher
Entschleunigung, damit eine sichere Landung möglich wird.

Die Orientierung an einem breiter gefächerten Wertesystem kann einen
befreien, kann einen herausheben aus einem engen Tunnel der Fixierungen.

Erfolgszuschreibungen durch andere sind nicht an sich etwas
"Gutes". In einer Diktatur mag einen Mensch als erfolgreich angesehen
werden, der in einer freiheitlichen Gesellschaft ein Verbrecher wäre. Was heute
noch als bewundernswertes Wirtschaftswachstum angesehen wird, kann in der
Zukunft als ökologisch unverantwortlich eingestuft werden. Insofern ist es
wichtiger, auf die eigenen Überzeugungen zu achten, auf die Qualität des
eigenen Tuns und nicht in erster Linie auf die Bewertung durch andere.

Wer sich ganz seiner Impulsivität oder unrealistischen Vorstellungen
(z.B. bezüglich ständiger Harmonie oder Glückszustände oder völliger Autonomie)
überlässt, macht sich innerlich abhängig. Freiheitsstreben kann sich seine
Herausforderungen somit nicht nur in der Außenwelt, sondern auch in der
Innenwelt suchen.

Manchmal fühlen wir Selbstvertrauen und Zufriedenheit spontan,
manchmal müssen wir bewusst danach schürfen, wie nach Gold, wissend, wo die
Chancen auf einen Fund besonders groß sind und mit einem bewährten Repertoire
an Strategien.

Wenn wir uns schlecht fühlen, weil wir in einen Art Zustand negativer
Selbsthypnose gerutscht sind, können wir gewissermaßen bewusst auf einen
anderen, positiveren Sender umschalten, der ein aufgelockertes Bild von uns und
der Welt vermittelt.

Es gibt Musik, es gibt eine Bilderwelt, die uns unmittelbar guttut.
Wenn wir unseren Ohren und unseren Augen diese Streicheleinheiten des
Vertrauten gönnen, spüren wir, dass schwierige Aufgaben schon weniger
bedrückend sind und wir den Schwung des Wohlbefindens in unsere Arbeit
mitnehmen. Auch hilfreiche Gedanken können wirken wie eine gute Senderwahl, wie
eine belebende Diashow und wir leiten dabei unser eigenes Studio.

Zur Lebenskunst gehört wohl auch dazu Ziele mit Leidenschaft zu
verfolgen, sich intensiv auf sein gegenwärtiges Tun und Empfinden einzulassen,
nur hin und wieder über die Vergänglichkeit nachzudenken und so weiterzumachen
bis zum Ende.

Seinen Platz im Leben suchen. Einen Platz im Leben suchen, für eine
schöne Weile zumindest. Unterwegs sein in einer belebten Stadt, Bombardement
der Gelegenheiten, Suggestionen, Lebensentwürfe. Dann entdecken wir einen
Tisch, wo wir uns genau jetzt wohlfühlen können, wir widmen uns Interessen,
vielleicht entstehen Gespräche. Womöglich vertiefen sich Kontakte,
Lieblingsplätze entstehen, Gewohnheiten, so etwas wie Heimat.

Wir können uns freuen über unsere Sehnsucht, zeigt sie uns doch, was
uns am Herzen liegt, vermutet sie doch, dass es nicht ums Ob der Erfüllung
geht, sondern vielmehr bittersüß ums Wann.

Unangemessene Angst ist wie ein Wildwuchs, dem man Einhalt gebieten
kann durch Aufbau und Pflege neuer Gedankenspuren und Vernetzungen im Gehirn
durch Entwicklung und Einüben konstruktiver Sichtweisen und Aktivitäten sowie
Sammeln neuer Erfahrungen.

Angemessene Angst herrscht dann, wenn ich sie beim Besuch einer Insel
empfinde, die für ihre Population an Menschenfressern berühmt berüchtigt ist
und ich dort auf eine Gruppe von interessiert und hungrig dreinblickenden
Personen stoße. Unangemessene Angst bestünde darin, ähnliche intensive Gefühle
zu empfinden, wenn ich meiner Stadt eine Gruppe von Ausländern treffe, die auf
Durchreise sind und alles Neue interessiert beäugen, also vielleicht auch mich,
der vor einem Monument Platz genommen hat und dabei bin, eine Spezialität der
Region zu verspeisen.

Selbst etwas an sich eher Unerfreuliches wie Nebel kann neue Eindrücke
vermitteln. Da es die Option des Fernblicks nicht gibt, widme ich der Welt vor
meinen Augen mehr Aufmerksamkeit und entdecke dadurch die mit Raureif
garnierten Spinnweben in den Hecken und an einem alten Fahrrad, stets vorhanden
und nun sichtbar geworden durch das Kontrastmittel der Kälte und offene Sinne.

Wenn man in veränderungsresistenten, starren Unternehmungsstrukturen
mit frustrierendem Klima arbeitet, hat man die Wahl zu gehen oder aber anstatt
eines zermürbenden Widerstandskampfes das Ganze als eine tägliche Seifenoper
mit freiem Eintritt zu betrachten und seine Energie auf die Arbeit am Patienten
/ Kunden und auf die noch bleibenden guten kollegialen Beziehungen zu
konzentrieren.

Zugvögel mögen die meiste Zeit des Jahres alleine, als Paare oder in
Kleinstgruppen leben, in den Phasen der Migration müssen sie größere
Gemeinschaften bilden, um in konzertierter Aktion den langen Weg zu bewältigen.
Wofür brauchen wir solche Gemeinschaft, wann kann Einordnung und Unterordnung
eine sinnvolle Wahl sein?

Tiefes Wohlbefinden, das Spüren einer Einsicht kann wie der Besuch
einer wunderschönen Insel sein. Dann entsteht die Sehnsucht, dieses Gefühl mit
in den Alltag zu nehmen. Vielleicht können wir uns eine Notiz machen, ein Foto
aufnehmen, einen kleinen Gegenstand sammeln, eine einfache Übung entwickeln, um
uns im Alltagsleben am Festland an diese Erfahrung zu erinnern, sie auch wieder
zumindest ein klein wenig wachzurufen.

Beziehungsgestaltung, Akzeptanz und Werteorientierung in die
Psychotherapie aufzunehmen kann einen auch als Therapeut davor schützen, zu
schnell in den Veränderungsmodus zu wechseln und sich zu ehrgeizige
Stundenziele zu setzen. Mindestens genauso wichtig wie Symptomreduktion ist die
Förderung von Haltung und Klima dahingehend, dass ein Raum der Gelassenheit und
Zuversicht geschaffen wird, in dem sich dann Lösungen spontan ergeben können,
Lösungen, die der Patient leichter sich selbst zuschreiben kann, als wenn ein
Standard-Lösungsverfahren zum Einsatz käme.

Stimmungsaufhellung ist wie das Verdampfen des Nebels in der darüber
scheinenden Sonne. Das Licht setzt sich mehr und mehr durch und bringt die
Farben der Welt zum Leuchten. Dann entfalten sie das ihnen innewohnende
Potential, das auch vorher schon da war.

Dysfunktionale Problemlösungsversuche sind wie das Bemühen, nach dem
Treten in ein Stück Hundescheiße auf dem Weg seinen Schuh ohne genaues
Hinschauen gleich auf dem Rasenstück direkt neben dem Weg zu reinigen, wo oft
schon der nächste Haufen liegt. Besser erst mal Zeit nehmen und ein neues,
vielversprechendes, hilfreiches Umfeld aufsuchen!

Achtsamkeit hat auch zu tun mit Vertrauen und Glauben. Ich verzichte
bewusst auf kontrollierende Bewältigungsversuche und Garantieerklärungen. Ich
lasse mich auf einen Weg ein und gehe ihn weiter auch ohne schnelle Erfolgserlebnisse.
Ich öffne mich für eine Tradition und begegne den Erfahrungsberichten von
Mitmenschen wohlwollend.

Wenn ich das Phänomen der Wendeltreppe noch nicht kenne und von oben
auf sie herabschaue, sehe ich nur die Möglichkeit einer Kreisbewegung. Erst wenn
ich meine Perspektive verändere, einen neuen, horizontalen Blickwinkel
einnehme, erkenne ich, dass auch Bewegung in der Vertikalen, in der
Tiefendimension damit verbunden ist. Noch intensiver fällt der Sinneswandel
aus, wenn ich mich persönlich auf die Bewegung einlasse, anstatt sie nur von
außen zu bewerten.

Mit zunehmender Selbstachtung sorgen wir uns nicht mehr wegen der
allgemeinen Möglichkeit von Vorwürfen uns gegenüber, sondern beschäftigen uns
nur noch mit denen, die gerechtfertigt sind oder wären. Alle anderen
Vorhaltungen sind für uns Anlass, entspannt Position zu beziehen und
gegebenenfalls die unterschiedlichen Sichtweisen akzeptierend so stehen zu
lassen, ohne Versuche, sich oder den anderen zu verbiegen.

Wenn ein Mensch gereizt oder mit Überdruss auf eine unserer
Verhaltensweisen reagiert, so ist damit in aller Regel nicht unser Wesen
gemeint, sondern eher die Dosierung (bezüglich Intensität und/oder Häufigkeit)
der Verhaltensweise oder die unterstellte Absicht, wobei diese Vermutung auch unterbewusst
entstanden sein kann, vielleicht auch vor dem Hintergrund verstörender
Vorerfahrungen mit anderen Menschen.

Mit Versuchungen, denen man in einer Partnerschaft ausgesetzt ist und
wegen derer man vielleicht sogar die Partnerschaft in Frage stellt verhält es
sich ähnlich wie mit Parties und Rauschmitteln und Urlaubsreisen: sie können
uns magisch anziehen, uns ein leichtes, unkompliziertes, genussvolles Leben
versprechen und dieses Versprechen oft sogar für kurze Zeit einlösen. Sie
bringen allerdings keine längerfristige Erfüllung, sind nichts, worauf man
bauen kann, können bei unüberlegtem oder übermäßigem Gebrauch einen
unangenehmen Beigeschmack hinterlassen. Sie sind es nicht wert, dafür die
beständige Hingabe an einen Herzenswert fallenzulassen.

Etwas egoistische Aktivitäten des Partners mögen zwar auf den ersten
Blick verunsichernd und frustrierend sein, doch eröffnen sie einem persönlich
auch neue Räume für eigenständige Aktivitäten, liefern ja auch gute Argumente.
Außerdem kann dadurch das entscheidende Quäntchen Distanz entstehen, das eine
Zutat lebendiger Partnerschaft ist.

In einer Fernbeziehung wird das
Telefonieren zu einem Raum der Intimität, besonders dann, wenn die Zeitabstände
zwischen den persönlichen Treffen groß sind. Oft wird den Gefühlen dann am
ehesten freier Lauf gelassen, wenn das Gespräch länger dauert und kein fester
zeitlicher Rahmen vorgegeben ist. Durch kurze Gespräche wird die Beziehung zwar
auch gepflegt, doch sie können sich so anfühlen, als hätte man geklingelt, wäre
an der Tür abgeholt worden, kurz in die Wohnung getreten, hätte sich an den
Tisch gesetzt, etwas getrunken, einen Happen gegessen, ein paar Worte
gewechselt, dann aber schon wieder gegangen und das, bevor ein tieferer,
spontaner Kontakt entstehen konnte.

Eine Muschel kann aus viel Auf
und Ab, Hell und Dunkel, Richtungsänderungen bestehen und ergibt doch insgesamt
etwas schönes und harmonisches Ganzes.

Statt das Produkt eigenen
künstlerischen Schaffens zu zerstören oder dauerhaft in einem Schrank
wegzusperren, weil es nicht dem eigenen strengen, früher einmal gewählten
Standard entspricht, kann man es nach einiger Zeit mal wieder akzeptierend und
aufgeschlossen anschauen, sich etwas Mühe geben, das Wertvolle und Liebenswerte
daran zu sehen (z.B. Entwicklungsschritte im kreativen Prozess; eigene
Experimentierfreude) und es auch anderen zeigen und ehrliche Resonanz erfragen,
ohne darin die letztgültige Beurteilung zu sehen.

Wir erfinden unser Leben nicht
ganz alleine, sind auch Kind unserer Eltern und Kind der Gesellschaft, bedienen
uns wenigstens teilweise an einem vorgegebenen Buffet des Erstrebenswerten.

Manchmal empfinden wir die uns
gezeigte Aufmerksamkeit in einer bedeutungsvollen Beziehung wie als eiserne
Ration, die uns grobe Hungergefühle erspart, doch weit entfernt ist von einem
genussvollen Mahl.

Sex sollte man nur dann erleben,
wenn man Lust darauf hat. Gespräche in der Partnerschaft sollten dagegen eher
auf einer regelmäßigen Basis stattfinden. Sie bilden das Fundament der
Zusammengehörigkeit.

Zwei Haltungen, einen genügsamer,
autonomer, zufriedener und belastbarer machen können: Eine Mittellage der
Stimmung und des Engagements akzeptieren und seine Aufmerksamkeit auf
persönlich beeinflussbare Aktivitäten konzentrieren, um beides zu begünstigen.
Die Illusion der vermeintlich großen Bedeutung sexueller Erfahrungen, der
Abhängigkeit von Partnerschaft und äußerlich gesehener beruflicher Karriere
auflösen und dadurch ganz neue Freiheit erleben.

Die Begegnung mit einem
erotischen, körperlich und seelisch für einen persönlich attraktiven Menschen
kann durchaus zur Herausforderung für die Bindung an den eigenen Partner
werden. Es ist also eine Konfrontation,
ein Grenzgang mit Risikopotential. Gleichzeitig birgt ein solches Experiment
aber auch die Chance, bei aller Anziehung zu spüren, dass die Bindung an den
Partner stark bleibt, während man seine Freiheit lebt. Verbietet man sich
hingegen den Kontakt mit anderen attraktiven Menschen, kann das dem Mythos der
Faszination des schönen Fremden Vorschub leisten und unnötige innere Spannungen
nach sich ziehen. Die Konfrontation kann eine konstruktive Entzauberung des
Neuen bewirken.

„Am nächsten Morgen kam der
kleine Prinz zurück. "Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde
wiedergekommen", sagte der Fuchs. "Wenn du zum Beispiel um vier Uhr
nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr Zeit
vergeht, umso glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich
schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist.
Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein
soll … ES MUSS FESTE BRÄUCHE GEBEN." "Was heißt, fester Brauch?"
"Auch etwas in Vergessenheit Geratenes", sagte der Fuchs. "Es
ist das, was einen Tag vom andern unterscheidet, eine Stunde von den andern
Stunde. Es gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am
Donnerstag mit dem Mädchen des Dorfes. Daher ist der Donnerstag der wunderbare
Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger irgendwann einmal zum
Tanze gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien." (aus
"Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry)

Wenn ich schon längere Zeit
glücklich mit meiner Partnerin zusammenlebe, wir viele schöne Erlebnisse
miteinander geteilt haben, wir uns füreinander engagiert haben,
Herausforderungen und Krisen gemeistert haben, dann ist es an der Zeit für ein
klares und zuversichtliches Bekenntnis. Wenn es dann doch einmal zu Turbulenzen
und Versuchungen kommt, können wir gelassen auf das solide Fundament der
Beziehung vertrauen, uns über Argwohn, Kontrollstreben und Kleinlichkeit
hinwegsetzen und ein entspanntes, liebevolles Engagement aufrechterhalten. Dann
können wir aus vollem Herzen sagen: „Ich glaube an die Kraft unserer Liebe!“

Wenn man miteinander auf der oft
stürmischen See des Lebens unterwegs ist, sollte man nicht über die Farbe der
Schiffsplanken streiten, sondern sich stattdessen um eine gute Navigation
kümmern und stärkende Speisen zubereiten.

Mir ist aufgefallen, dass die
Noten in den Liedern kleine Flügel haben. Sie freunden sich an mit unseren
Gefühlen und Gedanken, geben ihnen Auftrieb, befreien sie.

Partnerschaftliche
Kommunikationsgestaltung ist immer auch Nähe- und Distanzkultur.

Selbst wenn eine Liebesbeziehung
zwischen zwei Partnern zu einer starken Pflanze geworden ist, die leben und
wachsen will, braucht sie Wasser, Boden, Nährstoffe, Licht und Luft um ihre
innere Kraft zu entfalten.

„Oft hindert mich das Symptom
daran, selbstbezogener zu handeln und hilft mir, meine Bezugspersonen und meine
zentralen Beziehungen zu schonen, die ich zum emotionalen Überleben brauche.
Das Gegenteil kann auch der Fall sein, dass mein Symptom mir hilft, mich nicht
in eine nahe emotionale Beziehung zu begeben, da mich dort Selbstverlust oder
Vernichtung oder ähnliches erwartet.“ (aus Beitrag zur Strategischen KZT in : "Kurzpsychotherapien – Wege in die
Zukunft der Psychotherapie", S. 186)

„Was ich mit beiden Händen mich sträubend vor mir herschiebe, wird nie
überwunden.“ ("Kurzpsychotherapien – Wege in die Zukunft der
Psychotherapie", S. 186)

Unerfüllbare Forderungen und zum Scheitern verurteilte
Pseudolösungsstrategien: Nimm erst dann Flugunterricht, nachdem Du fliegen
gelernt hast! Fahre mit wenig Sprit ohne Tanken eine weite Strecke!

Der Preis für den zunächst erleichternden Effekt des Kleinbeigebens
vor dem Hintergrund übermäßigen Harmoniestrebens ist der Kater durch den schwer
verdaulichen Ärger und die Untreue sich selbst gegenüber.

Unflexible, erschöpfende Gespräche können genauso unergiebig und
problematisierend sein wie Grübelei.

Boden unter die Füße kriegen (aus religiöser Radiosendung vom
04.12.11)

Es ist besser, Licht zu machen als über das Dunkel zu jammern (aus
religiöser Radiosendung vom 04.12.11)

Metapher „Das Tau loslassen“
(Sulz: "Kurzpsychotherapien", S. 153)

Metapher „Polygraph“ (Sulz: "Kurzpsychotherapien", S.
153)

Metapher „Zwei Skalen“ (Sulz: "Kurzpsychotherapien",
S. 154)

Metapher „Zwei Computer“ (Sulz: "Kurzpsychotherapien",
S. 155)

Metapher von der kleinen
Seifenblase, die sich einer größeren Seifenblase in den Weg stellt. Weitergehen
nur möglich durch Integration. (Sulz: "Kurzpsychotherapien", S. 158
f.)

Geschichte vom Partybesuch von
„Joe, dem Taugenichts“ zur Vergegenwärtigung der Bedeutung von Bereitwilligkeit
und Integration des Unangenehmen [bei Missbrauchsopfern klar abgrenzen von
Thema Verteidigung von Körpergrenzen!] (Sulz: "Kurzpsychotherapien",
S. 159)

„Man kann einen Abgrund nicht mit
zwei Sprüngen überqueren“ (Zen-Spruch) >> es gibt also einige Fälle, in
denen alles-oder-nichts zutrifft.

Metapher vom „bockigen Kind“ zur
Veranschaulichung des Wertes einer beherzten Entscheidung. (Sulz: "Kurzpsychotherapien",
S. 160)

Wohlbefinden entsteht in einem
ausbalancierten Wechselspiel aus zweckfreier Anwesenheit im Hier und Jetzt,
wertorientierter Hingabe an Aufgaben, Mitmenschen und sich selbst, Auskosten
schöner Erinnerungen und zuversichtlichem Phantasieren über die persönliche
Zukunft in Gemeinschaft mit geliebten Menschen.

Welch süße Befreiung wir erleben,
wenn wir diesen Überdruss gegen das eigene Urteilen, Kontrollieren, Festhalten
und Suchen nach völlig richtigen Lösungen spüren!

Viel Stress rührt daher, dass
Menschen der Illusion aufsitzen, das Leben sei vor allem eine
Vergnügungskreuzfahrt. Das schafft Erwartungen, die zu maßlosen Enttäuschungen,
Verunsicherungen und Gefühlen der Verpassensangst führen. Ähnliches wird
hervorgerufen durch das Leitbild (kann zum Leidbild werden) einer planbaren
Serie von Erfolgen und Triumphen, fußend auf dem Irrglauben völliger
Kontrollierbarkeit. Hilfreicher ist wohl die Sicht von Leben als Abenteuer,
manchmal Kampf, oft Improvisationskunst im Umgang mit Veränderungen,
Gelegenheiten, Abschieden.

Wer sich mit der Sorge quält
verlassen werden zu können, kann bisweilen daran denken, dass es auch wirklich
drastische Probleme gibt wie tödlich verlaufende Krankheiten und Unfälle.

„Nicht die Angst vor Verlust
zerstört uns, sondern das Verleugnen dieser Angst. Wenn wir sie anerkennen und
ausdrücken, merken wir, dass sie nach und nach abklingt. Doch selbst wenn sie
noch da ist, verführt sie uns nicht zu Verhaltensweisen, durch die wir die
Liebe sabotieren. Erst wenn wir sie ins Unbewusste abdrängen, wenn wir sie
verleugnen, werden wir unwissentlich zu ihrem Opfer. Auf unerklärliche Weise
ziehen wir uns zum Beispiel plötzlich von unserem Partner zurück, werden
übertrieben kritisch, machen uns Gedanken, ob wir uns nicht vielleicht doch
nach unserer Freiheit sehnen, oder vollführen irgendein anderes Manöver, das
unser Glück untergräbt. Immer ist Unbewusstheit der Feind und Bewusstheit die
Lösung. Die Lösung heißt Wahrnehmen, Akzeptieren, Ausdrücken.“ (Nathaniel
Branden, in : "Liebe für ein ganzes Leben", S. 268)

Es tut gut, die Partnerin
liebevoll-realistisch zu sehen, frei von Idealisierung oder Abwertung,
Selbstlosigkeit oder exzessiven Erwartungen.

Die Schönheit von goldgrünem Moos
im strahlenden Gegenlicht

Wenn nach Tagen bedeckten Himmels
und Regens die Wolken aufreißen und sich die Sonne durchsetzt, wenn sich der
Raum über uns in ein barockes Deckengemälde verwandelt, kann es passieren, dass
wir meinen, unser Wesen erweitere sich, verströme sich ins transparente Blau.

Ausgeglichenheit ist auch das Ergebnis
von wechselweisem Abtauchen in Arbeit und Privatleben, mindestens ausreichend
fein säuberlich voneinander getrennt.

Eine der Quellen von
Lebensintensität ist das tatsächliche Erleben oder imaginäre Aufsuchen der
Zerbrechlichkeit unseres Daseins und die Dankbarkeit für das Gesunde in uns.

Wie mühsam das Leben erscheint,
wenn man darin eine Abfolge von Prüfungen sieht, die man allesamt mit Bravour
bestehen muss, um nicht aus dem Rennen verstoßen zu werden oder Liebe zu
verlieren, Privatleben inklusive! Menschen, denen ich am Herzen liege, werden
mein Ziel respektieren, mit mittlerem Aufwand und möglichst viel Freude meinen
Lebensweg zu gehen. Eine meiner wichtigsten Aufgaben besteht schließlich darin,
mit mir selbst gut umzugehen. Lebenskunst ist die ausgewogene Verteilung der
Energie und Aufmerksamkeit auf bewusst ausgewählte Bereiche über einen sehr
langen Zeitraum sowie die Akzeptanz der Grenzen eigener Kontrolle. Es ist eine
Sinfonie, die Ausdauer erfordert und kein kurzes und frenetisches Solo.

Unnötiger Stress entsteht, wenn
man aus unwesentlichen Dingen Wesentliches macht und damit sein Leben auf Sand
baut, Trugbildern hinterherrennt.

Die größte Einsatzbereitschaft
entfaltet der Mensch als im Grunde soziales Wesen wahrscheinlich erst bei
Einbettung in eine Gruppe, der gegenüber er sich verantwortlich fühlt, deren
Anerkennung ihm wichtig ist und auf deren Loyalität er vertraut.

Angst vor belastenden Gefühlen
entsteht nur dann, wenn wir sie uns als Sumpf vorstellen, in dem wir untergehen
könnten. Wir können uns Mut machen, uns in der breiten Randzone zu bewegen, in
der der Boden schon etwas weicher ist und dabei immer noch gut trägt.

Gefühle kommen und gehen,
weswegen wir keine Angst davor haben brauchen, in ihnen festzustecken, ihnen
ausgeliefert zu sein. Erst wenn wir vor ihnen davonrennen, heften sie sich an
unsere Fersen, um endlich gehört zu werden.

Übertriebener Machbarkeitsglaube
und Kontrollillusionen schaffen in guten Zeiten das Gefühl, seines Glückes
Schmied zu sein. Dabei kann man unterschätzen, wie sehr wir auch Zufällen und
den Entscheidungen anderer Menschen ausgesetzt sind, die oft recht unabhängig
vom eigenen Handeln auftreten. Wenn wir das nicht akzeptieren, laufen wir
Gefahr, krampfhaft das perfekte eigene Einwirken auf die Umwelt anzustreben,
unser Wohlbefinden von diesbezüglichen Erfolgen abhängig zu machen und uns
selbst zu verurteilen, wenn die beabsichtigten Effekte ausbleiben.

Gefühle sind wie ein starker
Wind. Sie mögen bisweilen irritieren und stören, doch sie haben auch die Kraft,
Bewegung in die Wettersituation zu bringen, Wolken wegzupusten und der Sonne
zum Durchbruch zu verhelfen.

Natürlich können wir durch gute
Partnerwahl und eine liebevolle und lebendige Gestaltung der Beziehung großen
Einfluss darauf nehmen, dass wir zusammen in der Partnerschaft glücklich
bleiben. Allerdings gibt es keine Garantie fürs Gelingen. Wir würden uns
unnötig unter Druck setzen, wenn wir von uns selbst erwarten, die Partnerin
dauerhaft an uns zu binden. Wir würden uns unnötig quälen, wenn wir uns mit dem
theoretischen Szenario des Betrogenwerdens oder einer Trennung
auseinandersetzen mit dem Ziel, dies unter allen Umständen zu verhindern, sei
es durch Kontrolle oder Vermeidung von tiefer Nähe. Die Fixierung auf die
Abwendung dieser Situation macht uns letztendlich abhängig davon und wir leben
unter dem Damoklesschwert einer vermeintlichen Katastrophe. Eine entspanntere
Haltung dazu können wir einnehmen, wenn wir uns von der Vorstellung lösen, das
Fremdgehen stünde in Zusammenhang mit einem Mangel an eigener Attraktivität.
Viel wahrscheinlicher sind nämlich etwa folgende Ursachen: typisch menschliches
Bedürfnis nach Abwechslung und Neuem, Selbstzweifel der Partnerin und Hunger
nach Bestätigung, die auf Irrtum basierende Idealisierung der anderen Person,
Reaktion auf eine gefühlte Provokation. Wenn es zu einer Affäre kommt, muss das
noch lange nicht automatisch das Ende der Partnerschaft bedeuten. Aus gemachten
Fehlern kann gelernt werden, man kann sich verzeihen und sich nochmal eine
Chance geben. Das Szenario des 
Fremdgehens ist somit etwas Trauriges, ein Risiko, das wir in Kauf
nehmen, wenn wir uns auf das Abenteuer der Partnerschaft einlassen. Doch da es
kein berechtigter Anlass für tiefgreifende Selbstzweifel wäre und auch keine
Sackgasse fürs persönliche oder auch gemeinsame Lebensglück, sollten wir uns
diesbezüglich nicht mit Angst das Leben schwer machen. Besser ist es wohl, mit
Vertrauen und Freude die Liebe zu pflegen, sich über seine Gefühle und Gedanken
auszutauschen, sich persönlich weiterzuentwickeln und dadurch auch interessant
zu bleiben. Zusätzliche Geborgenheit finden wir im Leben durch Hingabe an
Familie, Freunde, berufliche Aufgaben, Leidenschaften und Interessensgebiete
sowie die Partnerschaft mit sich selbst, vielleicht auch Einbettung in
spirituellen Glauben. Das befreit uns zwar nicht vom restlichen Risiko
möglichen Schmerzes, kann diesen aber im Fall aller Fälle lindern und uns stets
kostbare Perspektiven offenhalten.

Wenn wir uns im Leben verzetteln,
Energie verschwenden, uns an selbstschädigenden Überzeugungen orientieren, dann
sind wir wie eine Weintraube, die ihren Saft in zu viele Äste leitet, so dass
keine Beere volle Reife erreichen kann. Kultivieren wir also uns selbst und
konzentrieren wir unser Engagement auf Wesentliches! Die Kraft der Liebe wird
die beste Ernte bringen.

Für den Menschen bedeutet
Überleben nicht allein physisches Überleben, sondern auch Sammeln wertvoller
Erfahrungen und Entfaltung persönlicher Potentiale, eingebettet in aufbauende
Beziehungen. Ich wage sogar zu behaupten, dass wirklich intensiv nur die
Menschen leben, die Wege finden, Liebe zu schenken und Liebe zu empfangen. Alles
andere ist Leben unterhalb menschlicher Möglichkeiten.

Voraussetzung für die Liebe
braucht es nicht zu sein, ständig vom Anderen begeistert zu sein. Das ist in
einer tiefgehenden Beziehung, in der man sich von den unterschiedlichsten
Seiten kennenlernt, in der auch schwierige Herausforderungen zu meistern sind,
in der jeder auch auf ganz eigene Bedürfnisse achtet, eigene Wege geht,
unrealistisch. Liebe ist ein langsam aufgebautes, hohes Fundament, auf dem
immer wieder mal Luftsprünge der Begeisterung möglich sind. Das Fundament kann
auch leicht wellig sein, doch die Schwankungen sind bei weitem nicht so stark
ausgeprägt wie die Schwankungen der Begeisterung, die sich auf diesem Boden
ereignen. Gelegentliche Frustrationen bleiben Turbulenzen an der Oberfläche mit
nur geringer Tiefenwirkung. Partnerschaftlich gemeisterte Schwankungen können
das Fundament sogar weiter festigen. Je solider mein eigenes Selbstwertgefühl
ist, desto stabiler ist gleichzeitig auch der Liebesboden.

Genauso wie sich auf einem
Planeten nur dann Leben entfalten kann, wenn er seinem Stern nah genug ist,
dass das Wasser nicht friert und weit genug davon entfernt ist, damit das
Wasser nicht verdampft, ist auch in einer Partnerschaft ein balanciertes
Verhältnis von Nähe und Distanz erforderlich, will die Liebesbeziehung
gedeihen.

„So wie eine Währung durch
fortschreitende Inflation immer mehr an Kaufkraft verliert, so büßen Wörter,
die «inflationär» gebraucht werden,
nach und nach ihren Bedeutungsgehalt ein.“ (Nathaniel Branden, in: "Liebe
für ein ganzes Leben", S. 309)

Toleranz ist Überwindung von
Rechthaberei und einengender Kontrolle, hat aber nichts zu tun mit Willfährigkeit
und Anspruchslosigkeit. Der grüne Bereich wird erweitert, doch es gibt nach wie
vor auch die orangene und rote Zone. In einer verantwortungsbewussten
Beziehungsgestaltung informiere ich den Anderen rechtzeitig, wenn er sich aus
dem grünen Bereich herausbewegt. Dann kann er darauf reagieren, seinen Kurs
korrigieren. Wenn nicht, kann man anfangen, sich zu überlegen, ob das Fundament
für die Beziehung noch ausreichend ist.

„Die Fähigkeit, das eigene Leben als Ganzes zu sehen: Die Erhaltung
der romantischen Liebe erfordert zwei Fähigkeiten, die sich, oberflächlich
gesehen, vielleicht zu widersprechen scheinen: die Fähigkeit, in der Gegenwart,
im Hier und Jetzt zu leben, und die Fähigkeit, das eigene Leben aus einer
abstrahierenden Perspektive zu betrachten und sich nicht in den uns unmittelbar
umgebenden konkreten Einzelheiten zu verlieren. Wir erkennen, dass diese beiden
Haltungen einander nicht widersprechen, wenn wir uns klarmachen, dass es
sinnvoll ist, die Bäume und den Wald
zu sehen.

Hin und wieder gibt es Streit
zwischen zwei Partnern. Hin und wieder fühlen sie sich einander entfremdet. Hin
und wieder tut unser Partner etwas, was uns verletzt oder gegen ihn aufbringt.
Hin und wieder haben wir – oder unser Partner – den inständigen Wunsch, eine
Zeitlang allein sein zu können. Nichts von alledem ist ungewöhnlich oder
anomal. Nichts davon gefährdet wirklich die romantische Liebe.

Reife Liebe ist gekennzeichnet
durch das Wissen, dass wir unseren Partner zutiefst lieben und dennoch
Augenblicke des Zorns, der Langeweile und der Entfremdung erleben können, durch
die Einsicht, dass die Gültigkeit und der Wert unserer Beziehung nicht nach den
von einem Augenblick zum anderen, von einem Tag zum nächsten, von einer Woche
zur andern eintretenden Gefühlsschwankungen beurteilt werden kann. Wir bewahren
uns einen fundamentalen Gleichmut,
eine Gelassenheit, die aus dem Wissen erwächst, dass uns eine gemeinsame
Entwicklung mit dem Partner verbindet, dass wir einen gemeinsamen Boden haben,
den wir auch unter dem Druck wechselnder äußerer Ereignisse nicht unter den
Füßen verlieren. Wir haben unsere Erinnerungen. Wir bewahren die Fähigkeit, das
Ganze zu sehen. Wir verengen unsere Wahrnehmung von unserem Partner nicht auf
eine Verhaltensweise, die er gerade gezeigt hat, legen ihn nicht auf diesen
einen Verhaltensaspekt fest.

Andererseits zeigt sich Unreife
unter anderem auch in der Unfähigkeit, zeitweilige Uneinigkeit oder Fremdheit,
vorübergehende Frustration zu ertragen, und in der Tendenz, die Beziehung beim
Auftreten bedrückender Konflikte und Schwierigkeiten als beendet anzusehen.
Manche Paare beschließen das sogar mehrmals pro Monat. Sie haben wenig oder gar
kein Beharrungsvermögen, eine geringe oder gar keine Bereitschaft, über die
unmittelbare Gegenwart hinauszublicken, eine geringe oder gar keine
Bereitschaft, sich um eine umfassendere Betrachtungsweise ihrer unmittelbaren
Probleme zu bemühen. Deshalb scheint ihre Liebesbeziehung oder ihre Ehe stets
am Rand eines Abgrunds zu schweben. Das ist jedoch kein Ort, an dem die Liebe
gedeihen kann. Unter einer solchen Voraussetzung wird sie sich früher oder
später erschöpfen.

Wir brauchen die Fähigkeit, auch
in weniger glücklichen Zeiten und angesichts vorübergehender Konflikte,
Kränkungen und Entfremdungsgefühle mit dem Kernbereich unserer Beziehung in
Berührung zu bleiben. Wir brauchen die Fähigkeit, das Wesen unseres Partners
hinter dem, was er im Augenblick tut, zu erkennen. Dazu brauchen wir nicht aus
dem Augenblick herauszutreten, sondern müssen den Wesenskern unserer Beziehung
und unseres Partners im jeweiligen
Augenblick
erkennen, selbst wenn es kein freudiger Augenblick ist. Wenn wir
das tun, können unsere Kämpfe unsere Liebe sogar noch bestärken.

Ich erinnere mich an die
wunderschönen Worte, die mir einmal ein Mann gesagt hat, der seine Frau sehr
liebte: «Egal wie sehr sie sich
manchmal über mich aufregt – und glauben Sie mir, manchmal sprühen ihre Augen
tatsächlich Funken -, in ihrem Gesicht sehe ich immer, dass sie mich liebt und
dass sie das auch in diesen Momenten weiß. Ich bin sehr froh, denn neulich hat
sie gesagt, bei mir wäre es genauso. Sie hat gesagt, meine Augen zeigten immer,
dass ich sie liebe, ganz egal, was ich im Augenblick empfinde.»

Sicher liegt darin eines der Geheimnisse der Beziehungen, die sich
immer wieder selbst erneuern.“ (Nathaniel Branden, in: "Liebe für
ein ganzes Leben", S. 299ff.)

 

„Familien sind Systeme –
Einheiten, die aus einer Anzahl von Elementen bestehen, die für gemeinsame
Zwecke oder Ziele miteinander in Interaktion treten; das Ganze ist größer als
die Summe seiner individuellen Teile. Ein Familiensystem gleicht einem Mobile:
jedes Teil bewegt sich einzeln und trotzdem sind alle miteinander verbunden.
Wenn ein Teil sich bewegt, bewegen sich auch sämtliche anderen Teile, um sich
neu zu ordnen, bis das Mobile einen neuen Ausgleichspunkt gefunden hat.“
(Stephanie Covington & Liana Beckett, in: "Immer wieder glaubst du, es
ist Liebe – Wege aus der Beziehungssucht", S. 39f.)

Eine Ausdrucksform von
Bindungsangst kann darin bestehen, dass sich ein Partner weigert, den Anderen
realistisch zu sehen, weil ein solch ungefilterter Blick die Sorge entfachen
würde, sich auf einen faulen Kompromiss einzulassen, in eine Falle des
übermäßigen Entgegenkommens und Selbstverlustes zu tappen. Eine Reaktion darauf
kann sein, dass der Bindungsängstliche den Partner idealisiert und sich über
ein gesundes Maß hinaus engagiert. Tragischerweise kann dies in Erschöpfung und
Frustration münden, wenn das erwünschte Echo ausbleibt. Entfremdung droht. Nun
ist der Bindungsängstliche vor die Herausforderung gestellt, sich mit seiner
Angst zu konfrontieren, seine Erwartungen an Partnerschaft zu überprüfen, sein
Vertrauen darin zu festigen, dass mit diesem Menschen, der neben all seinen
Stärken wie man selbst auch Schwächen hat, ein glückliches Zusammenleben
möglich sein wird, bei Aufrechterhaltung wesentlicher persönlicher Freiräume.

Angst ist eine Barriere, die
unter dem Blick dessen bröckelt, der sie überwunden hat. Sie ähnelt der
pseudorealistischen Fassade einer Filmkulisse oder Geisterbahn.

Beziehungssucht kann sich auf
sehr subtile Weise äußern. So kann hinter dem Aussenden von Liebesgesten
letztendlich unterschwellig der Wunsch nach einer ähnlichen Resonanz stehen
(dabei profitiert man von der Dynamik der Reziprozität). Unter dem Mantel der
Fürsorge kann sich die Angst vor dem Rückzug des Partners verstecken.

Es macht besondere Freude, die
Geschichte vom eigenen Leben zu erzählen, wenn es einen roten Faden gibt.
Dieser entsteht trotz aller äußeren und inneren Veränderungen auf der
naheliegenden Ebene durch Kontinuität in zwischenmenschlichen Beziehungen, berufliche
Weiterentwicklung und Pflege von Hobbies und anderen privaten Engagements (z.B.
einem kontinuierlichen persönlichen Kreativprojekt), zusätzlich aber auch durch
Gemeinsamkeiten auf einer tieferen Ebene zwischen den Kapiteln des Lebens, die
im besten Fall sinnvoll aufeinander aufbauen, sich im Wechselspiel von Planung,
Zufällen und Gelegenheiten entfalten.

Die Erinnerungen aus meinem Leben
sind wie Seidenfäden, die sich in meiner Wohnung wirbelnd treffen und zwischen
Fotos, Büchern, Muscheln und Steinen den wärmenden Mantel der eigenen
Geschichte weben oder den Teppich der fliegenden Fantasie.

Wenn sich der Schleier nach einer
depressiven Verstimmung hebt, ist das so, als würdest Du nach einer schweren
Grippe wieder schmecken und riechen lernen.

Veränderung zeigt sich am neuen
Blickwinkel, am anders-berührt-werden durch die Dinge des Lebens. Manchmal
erfüllt einen dies mit Wehmut, manchmal mit Stolz und Erleichterung, bisweilen
kommt all das zusammen. Sah ich früher nur die Schönheit des Flugzeugs, davon träumend,
es zu steuern über Wolkentürme zu fernen Zielen, kann ich ihn heute nicht mehr
ausblenden, den Kondensstreifen, den Dreck, den Schmerz des Planeten.

Es gibt sie durchaus, die
baumlosen Schatten, doch keinen Baum ohne Schatten, außer in mondloser Nacht.

Der Wert einer Fantasie bemisst
sich nicht daran, ob sie zum präzisen Drehbuch des Lebens wird, sondern ob wir
durch sie mit einer Energie in Kontakt kommen, mit der wir dann tanzen auf
neuem Parkett mit eigenen Schritten und Freiheit im Herz.

Es wäre voreilig, den Schmerz zu
verurteilen, gibt er uns doch auch Ansporn, das Tröstende, Heilende, Lindernde,
Aufbauende zu entdecken und unser Leben ein bisschen neu zu erfinden,
gegebenenfalls auch Grenzen entschlossener zu verteidigen.

Ich kann den Felsen oder
Baumstamm im Weg nicht durch Wunschdenken wegmachen, aber ich kann entscheiden,
wie ich damit umgehe, auch wenn dies anstrengende Konsequenzen mit sich bringt.

Beim Aufstehen am Morgen oder bei
einer lästigen Arbeit müssen wir oft gegen Trägheit angehen, doch dieser
Widerstand ist nur auf den ersten Blick oder in der ersten Phase wie ein
Gummiband: je mehr wir uns dem Widerstand stellen und in Aktion treten, desto
geringer wird er und nach und nach folgen Genugtuung, Stolz, vielleicht auch
Freude am Tun.

Manchmal sagt man, man sehe den
Erfolg nicht, aber vielleicht schaut man einfach nicht genau genug hin. Der
Fortschritt ist keine schrill gekleidete Diva, die auf der Bühne erscheint,
kein rauschendes Fest zum Zelebrieren des großen Triumphes, sondern eher das
zarte Aufgehen einer Knospe, eine leichte Aufhellung der Lichtverhältnisse,
eine kleine Veränderung des Zustandes meines Wohnraumes.

Wenn ich meine Angst vermeide,
spüre ich sie vielleicht kurzfristig nicht, doch sie spannt wie ein Raubtier
ihre Muskeln wieder etwas mehr für den nächsten Sprung.

In der eigenen Lebensführung ist
es ähnlich wie mit der Politik. Man kann extreme Programme so lange vertreten,
so lange man sie nicht in die Praxis umsetzen und mit anderen Interessen in
Einklang bringen muss.

Wir können mithilfe der Sprache
einen faszinierenden Treppenweg gehen von sachlicher Logik über die sanfte
Anreicherung mit Bildern bis hin zu kryptischen Kompositionen weit hinter den
Eindeutigkeiten, deren Lösungsvorschläge vor allem bestehen in der Befreiung
des Gefühls. Hier begegnen sich Sprache und Musik und Pinselschwung auf der
Leinwand.

Die Ideen und Gefühle eines
anderen Menschen können zum Trägermedium werden, mit dem unsere eigene
Kreativität entfesselt wird.

Wir sind ständig umgeben von Schönem,
das nicht als Kunst intendiert ist, die Phänomene der Natur, die Gedanken
anderer Menschen, eigene Gedanken, Handlungen. Wenn wir diese Eindrücke
benennen, ihnen einen Rahmen geben, werden sie griffig, können sie in ihrem
künstlerischen Gehalt gewürdigt werden.

Es ist kaum möglich, ein
Kunstwerk zu schaffen, ohne damit auch auf die Leistungen anderer
zurückzugreifen. Die Gegenstände und Gebäude auf Fotos sind nicht Produkt
meiner Arbeit. Ich sehe sie einfach aus einem neuen Blickwinkel, arrangiere sie.
Selbst wenn ich die Natur ablichte, kommt das Copyright-Thema ins Spiel.
Eigentlich müsste ich Gott fragen, der sich beim Einklagen von Urheberrechten
eine goldene Nase verdienen, sich einen zweiten Kosmos leisten könnte. Doch
Gott sieht das locker mit seiner Großzügigkeit.

Es mag zwar schon über das meiste
geschrieben worden sein, doch die wenigsten wissen, wo es steht.

Jeder Mensch kann etwas besonders
gut, was für die meisten ein komplizierter Kraftakt wäre, ein Buch mit sieben
Siegeln, ein Buch, das Staunen macht.

Ein Beispiel für die
Bewusstwerdung des immer schon Vorhandenen ist der Spaziergang unterm
nächtlichen Firmament, bei dem ich plötzlich stehenbleibe und den Blick nach
oben richte. Dann rieselt es schaurig-schön, wenn mir klar wird, dass die Sterne
nicht Lichtpunkte sind, sondern gigantische Himmelskörper, zwar in visueller
Nachbarschaft, doch dabei schier unendliche weit entfernt. Stoff zum Staunen,
und das ist erst der Anfang des Unermesslichen!

Kerzen sind ein bisschen wie
Menschen. Um zu leben, müssen sie vergehen.

Um arbeiten zu können, müssen wir
recht gesund sein. Somit kann Arbeit für uns auch zur Selbstvergewisserung im
Hinblick auf unsere Gesundheit, zur Quelle dankbarer Besinnung werden.

Ein gewisses Maß an Hunger ist
weitaus besser als Übersättigung, weil einen dann die Wunscherfüllungsfantasien
beflügeln, man ein verlockendes Ziel vor Augen hat.

In einer Partnerschaft, in der
man stets weiß, was der Andere macht, in der es – zumindest vermeintlich –
keine Mehrdeutigkeiten mehr gibt, herrscht zu viel Kontrolle, zu viel
Sicherheitsillusion. Vertrauen bedeutet nicht, sicher zu wissen, dass sich der
Andere wunschgemäß verhält und treu bleibt. Es bedeutet, von vielen guten
Gründen für diese Annahme überzeugt zu sein und das Restrisiko zu akzeptieren.
Vertrauen ist nicht nur Gefühl, sondern auch Haltung.

Der Anspruch, alles zu
kontrollieren, ist wie eine schwere Ausrüstung, die uns zwar das Gefühl gibt,
auf alle erdenklichen Gelegenheiten gut vorbereitet zu sein, die uns aber auch
schwerfällig und unflexibel macht, uns irgendwann in die Erschöpfung taumeln
lässt. Wenn wir den überflüssigen Ballast ablegen, fühlen wir uns zwar
womöglich anfangs verletzlicher, werden aber auch viel beweglicher.

Womöglich bietet uns das Leben
die Chance, ein Aquarell dessen zu erfahren, worin wir nach unserem irdischen
Tod voll und ganz eintauchen werden.

Natürlich geht es beim Streiten
in der Partnerschaft oft um eine vehemente Form des Verhandelns, wenn man sich
mit seinen Bedürfnissen nicht gesehen fühlt, oder aber es werden verschleppte
Verletzlichkeiten und früh entstandene Muster unbewusst am anderen
abgearbeitet. Nicht zu unterschätzen ist aber auch die mögliche Funktion von
Streit, bei einem Übermaß von Nähe, Gemeinsamkeit und Harmoniestreben wieder
etwas mehr Distanz zu erzeugen oder bei einem Mangel an Leidenschaft und
intensiver Kommunikation durch Reibung Kontakt und Stimulation zu ermöglichen.

Wir Menschen sind vor die
Herausforderung gestellt, uns nicht nur zu fragen, ob uns eine Verlockung, ob
uns ein Ziel reizt, sondern auch, ob dies mit anderen Werten und Zielen
vereinbar ist. Deswegen ist Verzichten-Können ohne Hadern ein wichtiger Teil
von Lebenskunst.

Wäre es nicht traurig, wenn wir
davon ausgingen, dass wir Menschen, die uns wirklich lieben, mehr bieten
müssten als unser Da-Sein und unsere Aufmerksamkeit?

Wind wirkt wie eine
Persönlichkeit, obwohl er doch keine Intention hat, als wirbelnder Spielball
der ihn umgebenden Druckverhältnisse. Gibt es auch in der Geschichte
windähnliche Phänomene, mächtig, bisweilen zerstörerisch und doch nicht direkt
beabsichtigt?

Reha-Kliniken und
Psychotherapie-Praxen sind wie Inseln, auf denen Patienten sich erholen und
Neues von sich selbst und dem Leben entdecken, Neues ausprobieren können, um
möglichst viel davon in ihren Festlandsalltag mitzunehmen.

„Ein weiser Mensch sagte einmal: »Die Wahrheit wird Dich befreien, aber
zuerst macht sie Dich unglücklich.« Denken Sie daran, dass das Unbehagen, das
Sie beim Erneuten Aufschlagen von verschlossenen Kapiteln Ihres Lebens
verspüren mögen, eine wichtige Funktion hat. Bevor wir Veränderungen angehen
können, gilt es herauszufinden, was denn überhaupt verändert werden muss. Der
Impuls zur Veränderung beginnt unweigerlich mit Schmerz…, dieser aber führt zu
Bewusstheit.“ (Stephanie Covington & Liana Beckett, in: "Immer wieder
glaubst Du, es ist Liebe – Wege aus der Beziehungssucht", S. 73)

Vorhin, an diesem Tag voll regenschwerer Wolken, sah ich vom Fenster
aus ein Stück blauen Himmels und fragte mich, ob es eine gute Entscheidung
wäre, jetzt einen Spaziergang zu machen, zweifelte noch. Dann fasste ich mir
ein Herz, ging raus und war freudig überrascht: ich konnte bis zum Horizont
blicken, Wolkentürme lichtgebadet und ich umhüllt von reflektiertem Orange.

Wenn wir frühmorgens nach dem Aufstehen den Drang verspüren, noch
länger liegenzubleiben, obwohl wir einen Termin haben, können wir uns nicht
gegen die Unlust und die Verlockung des Weiterschlafens entscheiden. Doch wir
können uns dafür entscheiden, uns vor Augen zu führen, mit welchen persönlichen
Zielen und Werten der Termin verbunden ist, wie gut wir uns nach dem Duschen,
beim Frühstück und am Ende des Tages fühlen werden. Außerdem haben wir die
Freiheit, zuerst den einen Fuß auf den Boden zu setzen, dann den anderen und
uns schließlich aufzurichten.

Wir bereiten uns viel hausgemachten Stress und Frustration, wenn wir
unser Leben hartnäckig so führen, als wären wir jemand anderes und nicht
lediglich versuchen, unsere Spielräume Schritt für Schritt zu erweitern. Das
zeigt sich zum Beispiel bei der Termin- und Projektplanung. Wenn wir uns jeden
Tag zu viel auf die Erledigungsliste packen, können wir uns schon am Morgen darauf
einstellen, am Abend ein Gefühl des Scheiterns zu verspüren. Irgendwann ist
vielleicht auch der Zeitpunkt gekommen, wo wir unseren Wecker besser eine halbe
Stunde früher stellen, als uns weiterhin der Illusion hinzugeben, wir könnten
sprühend vor Selbstdisziplin wie eine Sprungfeder aufstehen.

Für die Kultur ist es wichtig, dass Geschichten von Menschen
überliefert werden, die unermüdlich und ohne anfänglichen Beifall an einem Werk
gearbeitet haben, durch die Zweifel und das Belächeltwerden hindurch, angetrieben
von ihrer Begeisterung und der Überzeugung, etwas Wertvolles zu schaffen.

Manche Herausforderung wirkt von außen wie ein Feuer und erweist sich
dann im Kontakt als mäßig heiße Luft.

Mit einem Arbeitgeber ist es ähnlich wie mit einem Partner: zwar ist
wegen der Hierarchie im Falle des Verhältnisses zum Arbeitgeber keine reine
Beziehung auf Augenhöhe möglich, doch es gibt auch keinen Grund für völlige
Unterordnung und Anpassung gegenüber den Forderungen des Unternehmens.
Natürlich gehen wir freiwillig bestimmte Verpflichtungen ein und sind bereit,
entgegenzukommen und uns zu engagieren. Doch wir tun gut daran, hier gesunde
Grenzen zu pflegen und zu behaupten. Dies mag unser Gegenüber dazu
herausfordern, hartnäckig die grenzüberschreitenden Erwartungen zum Ausdruck zu
bringen. Jetzt geht es darum, in seiner Haltung standhaft zu bleiben, im
langfristigen Interesse von sich selbst und der Partnerschaft bzw.
Arbeitsbeziehung. Im besten Fall führt diese Verhandlungssituation zu einem neu
austarierten Kräftegleichgewicht, Respekt und nachlassenden Reibungen. Gelingt
dies nicht und rauben die Spannungen zu viel Lebensenergie, besteht immer noch
die Möglichkeit der Trennung.

Die hektische Betriebsamkeit und oft aufgesetzte Fröhlichkeit um einen
herum kann Zweifel nähren hinsichtlich eigener Leistungsfähigkeit und
Lebensfreude. Hilfreich ist hier ein solides Bewusstsein eigener Qualitäten und
Wertmaßstäbe, verbunden mit Toleranz gegenüber Andersartigkeit.

Einige der höchsten Güter des Lebens sind wohl Zeit und
Selbstbestimmung. Erstaunlich, wie viele Menschen sie für mehr Geld über Bord
werfen!

Sich wirklich wohl im Leben fühlen kann man wohl nur dann, wenn man
eine gewisse Freude an oder wenigstens Bereitschaft für Veränderung,
Improvisation, Ungewissheit und Risiko hat.

Da wir heutzutage einen Großteil unserer Bilderinnerungen und Gedanken
kompakt digital speichern, kann daraus eine latente Angst vor plötzlichem,
weitreichendem Datenverlust und damit auch Verlust von Spuren unserer
Biographie resultieren.

So erdrückend eine Erledigungsliste auch sein mag, es ist alles halb
so wild und wir kommen in Kontakt mit der Energie des Tuns, sobald wir damit
beginnen, uns einer Teilaufgabe zu widmen, die dafür erforderlichen Mittel
sinnlich spürend, oft auch mit Menschen kommunizierend.

Ein Sturm wird für mich nur dann zu einem großen Problem, wenn ich
mich dagegen sträube, auch mal Naturgewalten gegenüber teilweise ausgeliefert
zu sein und wenn ich den Anspruch habe, jeglichen Schaden im Leben zu vermeiden. Ich kann dem Sturm gelassener
begegnen, wenn ich einen gewissen Schwund, Grenzen der Kontrollierbarkeit und
das Nasswerden akzeptiere und wenn ich mein Leben so aufbaue, dass mein Herz
nicht zu sehr an dem hängt, was auch mal umgefegt werden kann.

Die Nachbarschaft eines dunklen Klotzes mag unangenehm sein, doch es
ist leichter, den Klotz zu akzeptieren, als mir die Aufgabe zu stellen, ihn mit
Hammer und Meißel zu beseitigen oder vor ihm zu flüchten, wenn ich vielleicht
doch noch mit einem Gummiband in Verbindung mit ihm stehe. Je mehr ich ihn
hinter mir lassen möchte, desto stärker spüre ich den Sog. Somit ist es eine
gute Zwischenlösung, das Aushalten der Gegenwart des Klotzes zu üben. Dann,
nach und nach, kann ich nach Wegen suchen, ein elastischeres Gummiband zu
wählen oder die Verbindung mit dem Klotz vielleicht sogar ganz aufzulösen und
zu akzeptieren, dass er dennoch weiterexistiert und weiterexistieren darf.

Nur weil ein Berg existiert, muss ich ihn nicht bezwingen oder einen
Tunnel durch ihn graben. Die Sonne hinter dem Berg kann ich auch dann auf mich
scheinen lassen, wenn ich einen größeren Abstand einnehme oder um ihn herum
gehe, einen neuen Blickwinkel wähle.

Glaube findet vor allem über Gefühle und Rituale seinen Weg in die
Herzen und kaum mit Argumentation.

Der Liebende kann uns zumindest optisch in einer Unmittelbarkeit
erleben, an die wir uns nur über Abbilder annähern können.

Wahrnehmung, Gedanken und Worte, sie sind wie sauerstoffatmende Kiemen
in der Wasserwelt und Blätter des Windrads im Spiel mit der strömenden Luft.
Sie werden zum Sensor für Energie und Bedeutung, geben weiter, was im Leben
bewegt.

Es ist ein erschöpfendes und explosives Beziehungsmuster, wenn der
eine am anderen zieht und dieser eigentlich gar nicht mitgehen will, es dennoch
mit überspieltem Widerwillen tut und dabei die Lust daran verliert, immer
gereizter wird. Der Ziehende merkt womöglich den Mangel an Bereitschaft und
echtem Interesse und zieht immer mehr, um endlich ein glaubwürdiges Zeichen von
Aufmerksamkeit zu erhalten. Irgendwann wird die Spannung so groß, dass sich der
Gezogene schlagartig entreißt und der Ziehende dann vor dem Kopf gestoßen ist.
Weitaus besser ist es wohl, wenn einem wirklich danach ist und ansonsten Raum
für sich zu behaupten. Diese gelegentliche Distanzierung mag zunächst eine
Herausforderung darstellen und beim anderen enttäuschend ankommen, doch wenn
sich die beiden dann wieder aufeinander zu bewegen, geschieht dies aus freien
Stücken und es entsteht neues Vertrauen, das unabhängiger wird von sehr dichter
Gemeinsamkeit.

Wenn ich mich nach außen hin übermäßig anpasse und meine Frustration,
meinen Ärger in mich hineinfresse, laufe ich Gefahr, mich innerlich zu rächen
durch Heranzüchten von Entfremdung, bis ich meine Partnerin nur noch als Zerrbild
sehe. Dadurch schade ich letztendlich mir selbst, weil ich den Kontakt mit der
Wirklichkeit verliere. Wenn ich selektiv die belastenden Indizien sammle,
gruppieren sich diese Bruchstücke zu einer Fratze, auf die ich kaum noch
ausgewogen reagieren kann. Also lieber früher kleinere Auseinandersetzungen als
der Eklat durch Aufschieben und Deckeln.

Baumschatten auf Neuschnee wie Korallen im kristallenen Meer

Wenn man seinem Partner etwas zugemutet hat, ohne dies böse zu meinen
und man dies auch seitens des Partners erlebt hat und sich beide dessen bewusst
werden ohne selbstgerecht nach Schuldigen zu suchen, ist der Weg frei für eine
realistischere Sicht von sich selbst und dem anderen und ein
verständnisvolleres Miteinander.

Ein solides, tragfähiges Selbstwertgefühl mit einem geringen Grad an
Abhängigkeit von anderen Personen und äußeren Ereignissen ist wie eine große
Kugel, auf die wir uns setzen können und dort das Kind in uns liebevoll in den
Arm nehmen.

Sich selbst zum Essen einzuladen, Lieblingsmusik aufzulegen, ins
Schwimmbad zu gehen, einen Reisewunsch zu erfüllen, all dies sind Wege,
fürsorglich mit dem inneren Kind umzugehen, es von Leistungsdruck zu befreien.

Wenn Sonnenlicht auf feuchte Pflastersteine fällt, dann wird die Stadt
zur Riviera mit goldumhüllten Menschen.

Übermäßiges Leistungsstreben kann das Kennenlernen von Menschen
beeinträchtigen. Das kann man schon im Schwimmbad erleben. Wer dort pausenlos
seine Bahnen zieht, dem entgehen die Wartezeiten an den Wendepunkten, wo doch
gerade diese Wendepunkte gute Orte für Kontaktaufnahme sind.

Eine Fernbeziehung lebt nicht nur vom Bewusstsein dieser
Partnerschaft, der Vorfreude auf das nächste Beisammensein und der Nachfreude
des letzten Treffens, sondern auch vom Gedankenaustausch in den Zwischenzeiten.
Wenn hier die Vorstellungen im Hinblick auf Häufigkeit und Intensität zu weit
auseinandergehen, kann die Bindung beschädigt werden. Deswegen ist es sehr
wichtig, in diesem Bereich Bedürfnisse und Grenzen zu signalisieren, um einen
tragfähigen Rhythmus zu finden.

Schwimmen ist eine Form der Ganzkörperstreicheleinheit.

Ideen und Melodien gefallen jemandes schwingfreudigen Saiten.

Es kann sein, dass wir eine Wolke in Herzform, die nur ein kurzes
Gastspiel am Himmel hat, erst dann entdecken, wenn wir eine Pause machen, uns
hinlegen und im wahrsten Sinne des Wortes den Blickwinkel verändern.

Gestern Abend sah ich auf dem Heimweg eine Frau mit ihrem Hund, einem
Golden Retriever. Vor meiner Wohnung stürzte sich dieser mit einer geradezu
akrobatischen Rolle zu Boden, blieb auf dem Rücken liegen, streckte alle Viere
von sich, um von seinem Frauchen ein Kraulverwöhnprogramm zu erhalten. Als ich
mein freudiges Erstaunen zum Ausdruck brachte, meinte die Frau, dies tue er
immer, kurz vor dem Erreichen des Zuhauses, stets an genau diesem Ort. Es
rührte mich, Kenntnis zu erlangen von diesem Glücksritual.

Zwar sollte man von seiner Partnerin nicht auf geradezu existenzielle
Weise abhängig werden, doch Gleichgültigkeit, Abstumpfung, arrogant
demonstrierte Autonomie kämen einer Bankrotterklärung gleich. Ja, es ist gut,
wenn einen die Höhen und Tiefen der Partnerschaft berühren, wenn man sich freut
über eine liebevolle Geste, wenn man erleichtert ist, wenn eine Krise bewältigt
wurde, aber all dies auf der Basis eines gefestigten, eigenständigen
Selbstwertgefühls. Durch die schönen Erlebnisse in der Partnerschaft kann die
Kost des Lebens reichhaltiger werden, aber sie sollen nicht die Aufgabe haben,
einen vor dem Verhungern zu retten.

Eingefahrene Einseitigkeiten mögen die Illusion einer verlässlichen
Routine erzeugen, doch für einen selbst und die Beziehungen mit anderen
Menschen können sie sehr schädlich wirken. Es gibt etwas zwischen
selbstverleugnender Anpassung und kontrollierendem Machtstreben, zwischen
Gleichgültigkeit und Überengagement, zwischen belastender Abhängigkeit und
Bindungsverweigerung, zwischen hermetischer Verschlossenheit und Hysterie. Die
Loslösung von einem extremen Pol kann mit der Angst verbunden sein, ins
Gegenteil zu kippen. Der Mittelweg stellt uns vor die Herausforderung,
Mehrdeutigkeit und Kompromisse auszuhalten. Der Lohn für dieses Wagnis ist ein
Zugewinn an Freiheit.

Immer wieder mal geht es im Leben darum, den Ort, an dem wir einige
Zeit verbracht haben, geordnet zu verlassen, ein nächstes Ziel zu wählen, die
Ausrüstung für den Weg und unsere Vorhaben am neuen Ort zusammenzustellen,
Abschied zu nehmen, loszugehen, anzukommen. In diesen Schwingungen, mal mehr,
mal weniger deutlich, mal dichter getaktet, mal mit größeren Abständen,
ereignet sich Entwicklung.

Zwei Bücherstapel drohen zu
kippen, wenn sie zu wenig in ihrer jeweiligen Mitte ruhen, wenn sich einer zu
sehr an den anderen anlehnt oder wenn sich beide zu sehr voneinander weg
bewegen. Stabilität entsteht auch durch wechselseitiges Anlehnen und wird noch
gesteigert, wenn sie auf solidem Boden stehen und wenn auf ihnen ein
verbindendes Buch positiver Erinnerungen sowie gemeinsamer Projekte und Werte
steht. Das wirklich Verbindende, die Liebe, ist unvereinbar mit übermäßiger
Einseitigkeit und Schieflage. Sie ermöglicht Bewegung, Flexibilität, Wachstum
und schützt gleichzeitig vor leichtfertiger Zerstörung. So ist der Turm
resistenter gegen Erschütterungen, wenngleich auch trotz alledem zerbrechlich.

Natürlich kann es bisweilen
mühsam sein und Geduld erfordern, im eigenen Garten Pflanzen und Bäume zu
pflegen, deren Früchte Zutaten eines selbstgekochten Liebesmenüs werden, doch
dabei bleiben wir achtsam, erleben tiefe Freude und die Mahlzeit wird besonders
lecker und nahrhaft sein. Der Besuch in einem Fastfood-Lokal hingegen mag zwar
hin und wieder verlockend sein und es ist auch OK, dem Bedürfnis mal
nachzugeben, doch als beständige Grundlage für die Ernährung taugt diese Küche
nichts. Dort erleben wir zwar schnellen Genuss, ohne Vor- und Nachspiel, ohne
Verantwortung, doch das eher lieblos zubereitete, einseitige und austauschbare
Essen wird schnell fad im Geschmack und hinterlässt mal ein Völlegefühl, mal
eine Leere und lässt die Abwesenheit vollwertiger Nährstoffe spüren.

Wenn wir eine über Jahre
gewachsene, lebendige, auf vielen Ebenen intime Partnerschaft aus Angst vor
Verbindlichkeit und aus Hunger nach Unabhängigkeit beenden, ist das so, als
würden wir einen Baum, der immer wieder blühen und Früchte tragen kann, fällen
und ihn gegen einen grellbunten, schnell verwelkenden Blumenstrauß eintauschen.

Der letzte und vielleicht größte
Liebesdienst besteht darin, den anderen Menschen in Frieden gehen zu lassen.

Wir können nicht jeden Tag die
ganz tiefen, ja geradezu dramatischen Daseinserfahrungen haben und die ganz
großen Gesten der Hingabe und Kreativität zeigen. Doch wir haben jeden Tag die
Chance, achtsam zu sein, offen zu bleiben für die Zerbrechlichkeit und die
Kraft des Lebens sowie für unsere Einbettung ins Allumfassende.

Die Suche nach "der Wahrheit" auf Erden ist wie
ein Topfschlagen ohne endgültige Auflösung. Wir können nur ahnen, wenn es warm,
wärmer, heiß wird und wir uns an die Wahrheit angenähert haben. Auf dieser Welt
werden wir jedoch nicht den Topf mit dem Löffel treffen und die Augenbinde
abstreifen können.

Hinter der Bindungsangst einer Frau kann sich auch ein trotziger
Autonomieimpuls vor dem Hintergrund der langen Geschichte patriarchalischer
Unterdrückung verstecken.

Es wäre unrealistisch, in einer Partnerschaft keine oder fast keine
Erwartungen an das Engagement des Anderen zu haben. Ob man will oder nicht, es
existieren zumindest ungeschriebene und unausgesprochene Vereinbarungen. Wenn
ich zulasse, dass zu gravierend und zu lange von meinen angemessenen Ansprüchen
abgewichen wird, ist das wie Verrat am Selbst und das Gift der Frustration
breitet sich zerstörerisch aus. Dies mündet entweder in Krankheit oder in
Racheimpulse. Man tut der Partnerschaft den größten Gefallen, wenn man seine
Wünsche und Ansprüche klar formuliert, auch wenn sich das vielleicht etwas
anfühlt wie sachliches Verhandeln. Wenn ich mit jemandem eine Reise unternehme
oder an einem Projekt arbeite, darf ich ja auch zu Recht eine deutliche
Hingabe an die gemeinsame Sache
erwarten, wobei die Details der Gestaltung im Team und auf Augenhöhe
beschlossen werden. So macht es dann Freude, zu zweit unterwegs zu sein.
Letztendlich rechtfertigt nur Krankheit eine Aufhebung des balancierten
Engagements. Auch dann kann der Erkrankte Verantwortung übernehmen, nämlich
indem er sich für erfolgversprechende Behandlung öffnet.

Die wichtigsten Veränderungen sind oft die schwierigsten und die
einfachsten zugleich. Schwierig, weil tief gespurte Gewohnheitsmuster zu überwinden
sind, weil wir immer wieder von automatischen Impulsen überflutet werden.
Einfach, weil dieser neue Weg schließlich, nach einer anstrengenden Zeit der
Umstellung, Energie sparen wird.

In der Psychotherapie ist es vor allem wichtig, eine gute Beziehung
aufzubauen, schmerzhaft-belastenden Gefühlen genügend Raum zu geben, sie lange
genug auszuhalten, auf die Einzigartigkeit des Patienten und seiner
Erfahrungswelt einzugehen, den Zugang zu zentralen Ressourcen freizulegen und
den Optimismus auszustrahlen, dass in der mutigen Auseinandersetzung mit den Problemen das
Potential steckt, das Leben freier und erfüllender zu gestalten.

Wir Menschen sind gleichzeitig sehr stark und sehr schwach. Stark,
weil wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst sind und das Leben meistern, dabei
auch lieben und Schönes hervorbringen können. Schwach, weil unsere Existenz
letztendlich zerbrechlich ist, wir die wichtigsten Dinge des Lebens weder
erschaffen haben noch kontrollieren können. Dieses Spannungsfeld anzunehmen und
darin schöpferisch zu leben macht einen großen Teil der Würde des Menschen aus.

Mann und Frau leben auch in einer Partnerschaft immer noch auf zwei
Planeten. Es erfordert Mut und Energie, den Anderen in seiner Welt zu besuchen,
doch dadurch lernt man sich kennen. Wenn einer von beiden zu sehr mit sich
selbst beschäftigt ist und der Andere übermäßig entgegenkommt, dann verbraucht
der Besucher seine Energie und droht, sich selbst zu verlieren. Viel besser ist
ein ausgeglichener Besuchsrhythmus, zusammen mit Treffen auf einem neu
entstehenden Planeten in der Mitte, dem Planeten der Partnerschaft, den man
gemeinsam aufbaut. Gründliche Erkundungen auf dem individuellen Planeten sind
eine intensive Bereicherung, sollten aber nicht zu oft unternommen werden. So
bleibt eine gesunde Distanz und Fremdheit erhalten.

In einer Partnerschaft sollte ein Mann nie zu sehr in die Vaterrolle
schlüpfen. Deswegen gilt es Folgendes tunlichst zu vermeiden:

  1. Belehren
  2. Bedingungslos lieben (diskussionswürdig)

Nicht minder verlockend und gefährlich,
vor allem für engagierte und einfühlsame Männer, ist die Therapeuten- und
Beraterrolle. Was können wir hier ausblenden?

  1. Übermäßiges
    Verstehenwollen
  2. Vernachlässigung
    eigener Bedürfnisse

Natürlich fühlen sich Frauen beim
Vater- und Therapeutentyp vorübergehend wohl, doch auf Dauer sind die Partner
nicht mehr auf Augenhöhe und welche Frau ist schon gerne Kind oder Patientin?
Als Mann stehe ich also vor der Herausforderung, der Partnerin zuzutrauen,
alleine sowie mit Freundeskreis, Familie und eventuell auch professioneller
Hilfe Lösungen zu finden. Auf diesem Weg begleite ich sie mit ausgeprägter,
aber nicht grenzenloser Geduld und
achte auch mindestens genauso sehr auf mein eigenes Wohlbefinden.

Vorsicht ist etwas anderes als schwarzseherisches Misstrauen. Vorsicht
ist gesunder Selbstschutz und zeigt, dass man sich seines Wertes und seiner
Würde bewusst ist. Wenn man verletzt wurde, einen Schlag aufs Knie bekommen
hat, kann niemand erwarten, dass man schon nach kurzer Zeit und vor Abschluss
der Genesung auf Fingerschnipp von außen begeistert mittanzt oder laufen geht.
Wer einen respektiert, wird verstehen, dass einem anfangs erst mal nach einem
ruhigen Spaziergang zumute ist.

Wie erleichternd, wenn man es zusammen geschafft hat, eine Liebe aus
dem Trudeln abzufangen und damit vor dem Beinaheabsturz zu retten. Mag sein,
dass man in diese Situation kam, weil man einzelnen Außenreizen zu viel
Aufmerksamkeit schenkte, den Überblick verlor, den Instrumenten nicht mehr
traute und man als sonst eingespieltes Team nicht mehr so gut harmonierte. Das
Flugzeug kann noch so gut gebaut und getrimmt sein, es will gesteuert werden
und ist nicht grenzenlos belastbar. Wenn man mit einer solchen Lage keine Erfahrung
hat, kann einen die Panik überkommen und man ist kurz davor, mit dem Fallschirm
auszusteigen und den an sich noch flugfähigen Vogel aufzugeben. Da heißt es
Ruhe bewahren und sich gegebenenfalls dem Erfahreneren anzuvertrauen. Übrigens
beendet man das Trudeln, indem man die Ruder in eine neutrale Position bringt
und Schub rausnimmt. Brüskes Gegensteuern verschärft das Problem. Mut zum
Abwarten ist gefragt, dann folgt der langsame Abfangbogen. Nun können wir den
Flug um eine Erfahrung reicher fortsetzen. Durch gelegentliche gewagte Manöver
und Zwischenlandungen an faszinierenden Orten können wir immer wieder neuen
Schwung in die gemeinsame Unternehmung bringen. Doch manchmal müssen wir auch
längere Zeit auf einem Kurs bleiben, um voranzukommen. Das kann mitunter etwas
monoton wirken und in solchen Momenten wirkt das Flugzeug vielleicht wie ein zu
enger Raum. Um ein noch besseres Team zu werden, führt kein Weg daran vorbei,
auch solche Phasen auszuhalten. Außerdem können wir uns über die geteilten und
noch kommenden Abenteuer freuen und uns vor Augen führen, dass wir so oder so
das Wunder des Fliegens erleben.

Anstatt mich der Gier nach der perfekten Auswahl oder Angst vor dem
Verpassen auszuliefern, suche und schaffe ich Lebensqualität lieber in der
Hingabe.

Wie gut es tut, mit der geliebten Partnerin einen Reiseführer
aufzuschlagen, eine Landkarte zu entfalten. Dann streichen ihre und meine
Finger darüber, berühren sich mehr oder weniger zufällig und erkunden weiter,
bis hin zu den schönsten Stellen.

Beten ist wie sich erinnern daran, in welch großes Wunder wir ständig
eingebettet sind, dass wir schon jetzt ein Teil Gottes sind. Durch das Beten
reduzieren wir das Rauschen um uns und schenken unsere Aufmerksamkeit dem
Wesentlichen. Das, was uns im Kern ausmacht tritt in Kontakt mit dem Besten um
uns herum. So können wir uns in Freiheit entfalten.

Vielleicht ist das Leben wie eine Fotocollage oder eine Komposition
aus Worten und Melodien, deren geheimen goldenen Schnitt, deren halbverborgenen
Sinn wir erst mit gewachsener Erfahrung erkennen.

Hin und wieder entdecken wir im Leben Musik, die zu unseren Stimmungen
und Visionen passt wie ein Schlüssel in
sein Schloss. Wir machen ihre Bekanntschaft unter den Duschen der Lautsprecher
der Welt, weil ein Cover die Sprache unseres Unterbewusstseins spricht und dann
unsere Hand lenkt, manchmal auch, weil ein Mensch, der uns gut kennt, uns eine
Empfehlung gibt. Es kann vorkommen, dass wir uns mit einem Anflug von Empörung
fragen „Warum nicht früher? Warum musste ich so lange suchen? Warum gab es
keinen direkten Weg dorthin?“ Doch dann ahnen wir, dass es besser ist, selber
zu suchen und zu finden, inspiriert durch kleine Anstöße und zu warten, bis die
Zeit reif genug ist, um sich uns anzubieten mit leuchtender Frucht am Baum des
Lebens.

Suchbild Leben, wild wimmelnde Reize, deren Bedeutung und zarte Fäden
wechselseitiger Bezogenheit sich oft erst mit einem gewissen Abstand
erschließen, oder auf der nächsten Seite, im nächsten Kapitel.

Morgenstimmung, diese Mischung aus Espressoduft und Eau de Toilette,
im Idealfall auch mit Liebesaroma über zerwühlten und durchgefühlten Betten!

Zartes Blumenband, im Sommer gewoben, jetzt liegst Du zerbrechlich vor
dem Winterhimmel, doch wir schützen Dich und Du schenkst uns warme Erinnerungen
an Lachen im Gras und die Zuversicht auf Wiederkehr im Zeichen neuer
Jahreszahlen.

Eine prickelnde Mischung aus Sicherheit und Unberechenbarkeit in der
Partnerschaft ergibt sich, wenn vor dem Hintergrund balancierter, mutiger und
nicht allzu häufiger Liebesgesten, gepaart mit der Bereitschaft zu gesunder
Aggressivität und Selbstbehauptung, beide Partner auch ihr ganz eigenes Leben
führen und von anderen attraktiven Menschen umgeben sind, ohne hierbei jedoch
die Grenze zum gravierenden Betrug zu überschreiten. Selbst wenn der Partner
nicht fremdgeht, besteht die nicht ganz auszuschließende Gefahr, dass aus dem
gelegentlichen Appetit auf das Neue ein drängender Hunger wird. Diese
prinzipielle Zerbrechlichkeit der Bindung macht dankbarer für das Zauberband der
Liebe. Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer in der Partnerschaft kann
gesteigert werden durch gelegentliche gemeinsame Experimente, Grenzgänge und
Neulanderkundungen.

Eine Pflanze ist Symbol für Lebens- und Entfaltungswillen, ist aber
auch teilweise abhängig von Pflege und ausreichend guten Boden- und
Klimabedingungen.

Gewissermaßen kann ich Partnerschaft auch wie ein Land sehen,
in dem man sich gut auskennt, in dem man bei wiederholten Besuchen aber in
einen gewohnten Trott verfallen kann und wo es neben den ausgetretenen Pfaden
noch viel zu entdecken gibt. Zudem verändern sich ja im Laufe der Zeit auch
beide, man selbst und das Land.

Partnerschaft ist teilweise mit
einem Tanz vergleichbar. Wenn zu wenig geführt und zu selten die Initiative
ergriffen wird, sei es hinsichtlich des Besuches einer Tanzveranstaltung oder
in puncto Tanzfiguren, wenn zu wenig mitgegangen wird, wenn bei der gemeinsamen
Bewegung zu wenig konstruktiver Gegendruck aufgebaut wird, drohen Frustration
und Gleichgültigkeit, gehen die Wünsche ins Leere, laufen die beiden Gefahr,
einander zu verlieren.

Ich möchte ein Fels in der
Brandung sein, für mich selbst mindestens genauso sehr wie für andere.

Oberflächlich betrachtet ähneln
sich interessierte Blicke. Allerdings verstecken sich dahinter auch solche, die
überwiegend nach Selbstbestätigung fischen und den Mitmenschen somit
instrumentalisieren. Ist der andere allerdings auch genau darauf aus und
erfährt er anerkennende Beachtung, ist die Situation zumindest ausgeglichen.
Die wirklich funkelnden Juwelen unter ihnen sind jedoch jene Blicke, die die
Welt hinter den fremden Augen kennenlernen wollen, in denen schon ein spürbarer
Hauch von Hingabebereitschaft mitschwingt.

Ein Übermaß an konstanter
Zuwendung kann für Partnerschaft ähnlich schädigend sein wie Vernachlässigung.
Wichtig ist eine Balance aus Geben und Nehmen und die Verteilung von
liebevoller Energie auf verschiedene Lebensbereiche, wobei die Partnerschaft
schon eine herausgehobene Stellung einnehmen kann.

Entgegenkommen sollte eine Handlung
bleiben und nicht zum Reflex verkommen.

Es ist illusorisch, Partnerschaft
als Ort letzter Geborgenheit und bedingungsloser Liebe zu sehen.

Sich in einer Partnerschaft
abhängig zu machen von Harmonie und intensiver Zuwendung des Anderen ist so,
als würde man seine Zufriedenheit mit einer Urlaubsreise an die Bedingung
permanenten Sonnenscheins knüpfen. Man tut gut daran, vielseitige Interessen zu
entwickeln und sein Reiseziel so auszuwählen, dass Erfüllung auch bei
wechselhaftem Wetter gefunden werden kann. Wenn man den Strand vor lauter Regen
kaum noch sieht, bleiben immer noch die Innenräume der Kultur,
zwischenmenschliche Begegnungen, kulinarische Genüsse, Lektüre, die eigene
Kreativität und Humor.

Aus dem Blickwinkel der Macht
kann in einer Partnerschaft tatsächlich ein Gefälle bestehen, kann einer von
beiden mehr Kontrolle haben, überlegen sein. Natürlich kann diese
Beziehungsdynamik Resultat eines zu abhängigen, anklammernden Verhaltens des
Ausgelieferten sein. Allerdings sollte man auch in Betracht ziehen, dass es dem
vermeintlich Überlegenen an Entschlusskraft, Ausdauer, Mut zu Verbindlichkeit
und Hingabefähigkeit mangelt.

Wenn sich der Partner
distanziert, sollte zumindest als eine mögliche Erklärung in Betracht gezogen
werden, dass man zu viel auf Gemeinsamkeit und Harmonie hingedrängt hat,
vielleicht auch zu viel gegeben und damit unterschwellig gefordert, ja
überfordert hat. Was dann hilft, ist, entgegen aller Impulse, Reduzierung von
Engagement, Tolerieren des Abstands, Pflege von Eigenständigkeit und Abwarten,
vor allem aber das Gespräch, besser früher als später, mit einer gesunden
Mischung aus Schilderung von Beobachtungen, Fragen, Verständnis,
Bedürfnisbekundung und Verhandlungsangeboten.

In einer Partnerschaft
zwischendurch von erhöhter Warte über die Art des Umgangs miteinander zu
diskutieren kann eine reizvolle Prise Gewürz liefern, doch bei der Dosierung
sollte man umsichtig sein. Das Leben von Partnerschaft ist wichtiger als das
Drüber-Reden.

Was wirklich traurig machen kann
ist die Tatsache, dass Hingabe, Begeisterungsfähigkeit, Geduld und Toleranz oft
mit Abhängigkeit und Bedürftigkeit verwechselt wird, dass der leidenschaftlich
engagierte Mensch Gefahr läuft, einen Teil seiner Lebendigkeit zu unterdrücken,
um von bestimmten Personen respektiert, anerkannt, begehrt zu werden. Er würde
ja so viel lieber aus sich heraus gehen als sich rar zu machen.

Viele Frauen mögen sich aus archaischen,
stammesgeschichtlichen Gründen zu dominanten Alphamännchentypen hingezogen
fühlen. Traurig ist nur, dass sich hinter der machtvollen Fassade oft ein
Mangel an innerer Souveränität verbirgt, eine ständig kompensierte Leere, dass
diese Männer so viel Zeit in ihren beruflichen Aufstieg investieren, dass kaum
noch Raum für die Pflege der Partnerschaft bleibt, dass sie vor lauter
Selbstbezogenheit nur wenig Einblick in ihre Gefühlswelt gewähren und oft auch
dazu neigen, sich neue Selbstbestätigung bei fremden Frauen zu suchen, was
letztendlich dazu führt, dass die Partnerin emotional verhungert. Sie geht ein
in der schattigen Höhle des Anführers.

Das Schwierige nach einem
Vertrauenseinbruch in der Partnerschaft ist, dass ein bejahendes Bekenntnis seitens
des zuvor schwankenden Partners zumindest für einen Übergangszeitraum
mehrdeutig gelesen werden kann:

  1. Eine
    in der Tiefe des Herzens getroffene Entscheidung, bei der sich Gefühl und
    Verstand einig sind.
  2. Ausdruck
    eines Versuches, Ambivalenz mit viel gutem Willen zu beenden, wobei auch
    Selbstschutz, Schuldgefühle, Mitleid und Wehmut im Spiel sein können.
  3. Eine
    eher spontane, wenig überlegte Schwankung in der Pendelbewegung der Ambivalenz.
  4. Eine
    Maßnahme zur Bekämpfung von Verlustangst am Rande des Abgrunds.

Insofern ist es nachvollziehbar, wenn der in seinem Vertrauen
verletzte Partner zunächst einmal vorsichtig und verhalten optimistisch ist.
Wenn es der Andere ernst meint, wird er diese Haltung respektieren. Nach und
nach kann dann der gemeinsame Boden wieder verlässlicher werden.

 

Die Wahrnehmung und Verarbeitung der Welt ist von Mensch zu Mensch
unterschiedlich. Der eine mag in einem Baum das Symbol des Lebens sehen, der
andere sieht darin ein Hindernis, das den Blick auf Häuser oder Maschinen
verstellt und denkt sich „Baum, Du bist des Todes.“

In einer unausgeglichenen Beziehung mit belastend schwankender
Nähe-Distanz-Dynamik kann es sich nach einer Zeit frustrierender Zumutungen,
die dazu geführt haben, dass man reservierter wird und sich mehr um sich selbst
kümmert, so anfühlen, als würde einen der andere aus der Reserve herauslocken
und einen dazu ermuntern, über die eigenen Gefühle zu reden und miteinander Arm
in Arm spazieren zu gehen. Auf den ersten Metern geht das dann auch gut und
macht Mut. Doch dann wird es Nacht und man teilt weiter zuversichtlich seine
inneren Regungen mit und bei Anbruch des Tages bemerkt man, dass der andere gar
nicht mehr da ist, oder ganz weit weg und die eigenen Worte ihn nicht mehr
wirklich erreichen und wenn was zurückkommt, dann von einer Brieftaube gesandt,
die hinausflog aus der Burg, in der sich der Partner nun wieder verschanzt hat.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine Partnerschaft lebendig zu halten
und eine gesunde Spannung zu pflegen: Zum Beispiel gemeinsam Neuland erkunden,
jeder für sich Aktivitäten nachgehen und dann davon erzählen, Kommunikation mit
anderen Menschen pflegen und davon berichten. So entsteht das Bewusstsein, dass
der andere auch ein Leben außerhalb der Partnerschaft führt, seine Energie
nicht einseitig fokussiert, es einem selber indirekt leichter macht, solche
Freiheiten in Anspruch zu nehmen und darüber hinaus auch die fruchtbar
prickelnde Überzeugung, dass sich der Partner auch noch für andere Menschen
interessiert und sie für ihn und dass es keineswegs eine Selbstverständlichkeit
ist, dass er einen erwählt hat und mir besonders viel Liebe und Aufmerksamkeit
schenkt.

Je mehr Vertrauenseinbrüche es in einer Partnerschaft gab, desto
schwieriger wird es, Worten wieder Glauben zu schenken. Dann ist es
nachvollziehbar und gesund, längere Zeit verhalten optimistisch zu sein und vor
allem die Kontinuität wohlwollender Gesten des anderen und die gespürte
Veränderung aus Einsicht zur Quelle einer langsamen Wiederherstellung des
Vertrauens zu machen. Wenn man mehrere Male auf dünnem Eis eingebrochen ist und
vielleicht auf diesen unsicheren Boden gelockt wurde, ist es das natürlichste
auf der Welt, dass man sich vortastet, nach und nach die Tragfähigkeit des
Eises testet und über ein Seil, das an einen starken, gut verwurzelten Baum
gebunden ist, in Verbindung mit dem sicheren Ufer bleibt. Später dann kann man
wieder Freude haben am gemeinsamen Schlittschuhlaufen.

Das Partnerschaftsmeer hat sich beruhigt und Schiffbruch ist
unwahrscheinlich.

Mehr desselben trotz frustrierender Rückschläge ist so, als würde man
versuchen, eine festsitzende Schraube mit bloßen Fingern zu lösen oder einen
schweren Gegenstand zu heben, indem man ihn direkt anpackt. In solchen Fällen
ist es sinnvoller, erst mal auf Abstand zu gehen, in Ruhe alternative
Ansatzpunkte zu suchen und so herauszufinden, dass es besser ist, einen
Schraubenschlüssel zu verwenden oder seine Kraft an anderer Stelle einzusetzen,
um dann indirekt, mit Hebelwirkung und geringerem Aufwand insgesamt betrachtet
mehr zu erzielen.

Das Leben setzt sich immer wieder durch, wie die Schneeglöckchen,
Primeln und Hyazinthen, die den gefrorenen Boden auch bei klirrender Kälte
durchstoßen.

Auch wir selbst sind wie ein Naturpark und die Gefühle wie manchmal
scheue und exotische Tiere, deren Schönheit und Kraft wir erst bei genauerem
Hinschauen und geduldigen Beobachten erkennen können.

Manchmal besteht die größte Kunst darin, etwas nicht zu tun und damit
den Rahmen dafür zu schaffen, dass das eigentlich Gewünschte zu einem späteren
Zeitpunkt mit größerer Leichtigkeit passiert. Wer Konfliktgespräche zu führen
hat, sollte nicht gleich zur Sache gehen, sondern erst mal einen schönen Raum
aufsuchen und mit etwas Unkompliziertem einsteigen. Auch in der Musik kommen
bestimmte Läufe besser zur Geltung, wenn sie eingebettet sind in ruhigere
Phasen.

Der Weg zu größerer Freiheit ist mit Schiss gesät, doch dies kann der
Dünger werden für das Wachstum von überraschend Neuem.

Ungünstige Rahmenbedingungen für Entscheidungen: a) Tätigkeit mit
Bedarf für ruhige Hand in ruckelndem, schwankendem Zug, b) auf leise Töne hören
in Raum mit Rauschen und Lärm

Im Hinblick auf die Aufmerksamkeitsverteilung ist es wohl am besten,
ein Mittelding zu sein aus Streulicht und fixiertem Laser, also letztendlich
ein Laser mit flexiblem Fokus.

Beispiel für einen unglaubwürdigen Veränderungsversuch: Bei Alkoholproblemen geloben, davon
loszukommen, dann aber doch eine Flasche kaufen, sie einlagern, später dann
öffnen, dann den ersten Schluck nehmen und schließlich ein Glas und noch eins
und noch eins.

Man kann sich überlegen, ob man eine Gewohnheit fortsetzt, wenn sie
einem zwar vorübergehende Leichtigkeit beschert, dabei aber auch Abhängigkeit
und Zerstörung droht, wie z.B. bei übermäßigem Alkoholkonsum und
Vergnügungsexzessen auf Kosten innerer Freiheit und Beziehungskultur. Klarheit
ist wichtiger als der Rausch nach dem Klaren.

Manche Städte sind auf den ersten Blick eine Schönheit, doch dann geht
recht schnell der Stoff für weitere Entdeckungen aus, wie beim Gesprächsstoff
in einem Kontakt und man findet keinen Halt an den glatten Oberflächen. Andere
Städte, so etwa Marseille, entziehen sich einer schnellen Kategorisierung,
haben rauen Charme und Geschichte, in diesem Fall 2600 Jahre. Hier ist der
Beziehungsaufbau zwar schwieriger, doch die gemeinsamen Themen und die
Neugierde gehen nie ganz aus und das Miteinanderleben und Miteinanderwachsen
bleibt spannend.

Sowohl das Experimentieren als auch das Bewahren und Festigen kann auf
das gleiche Bedürfnis zurückzuführen sein, das Bedürfnis nach intensivem Leben
und Klarheit.

In einer stark unausgeglichenen Beziehung, in der einer bedürftig
klammert oder sich selbst aufopfert und der andere flüchtet und übermäßig
selbstbezogen experimentiert, ist es so, als ob einer im gemeinsamen Haus der
Partnerschaft bliebe, sich um Instandhaltung, Dekoration, Verpflegung und
Wäschewaschen kümmert und wartet, während der andere manchmal euphorisch,
manchmal mit zweifelndem Blick über die Schulter zum Haus Neuland erkundet,
unterbrochen von Intermezzos reumütiger Rückkehr, zum Krafttanken vor der
nächsten Eskapade.

Es kann ein Unterschied bestehen zwischen der Existenz eines Kerns an
Liebe und der momentanen Leichtigkeit des Spürens. Vorübergehend kann das
Gefühl unter einem verwirrenden Geflecht von Verhaltensmustern, Frustrationen
und Rückschlagserfahrungen verdeckt werden, wobei diese Verhaltensmuster ein
gemeinsames Problem sind, in dem einseitige Schuldzuweisungen vielleicht
verlockend sind, die Partner aber nicht weiter bringt.

Eine Partnerschaftskrise kann wie ein großes Abenteuer sein, das man
gemeinsam besteht, um dann gestärkt und erfahren daraus hervorzugehen. Und
schon sind die angstweißen Flächen auf der Landkarte des Lebens weniger
geworden, ersetzt durch vielfarbiges und gangbares Terrain.

Ich will ein bisschen exzentrisch leben! Die meisten Menschen müssen
ins Kino gehen, um Abenteuer, etwas sympathisch Verrücktes zu erleben. Ich
möchte Regisseur und Mitwirkender zugleich sein.

Entscheidungen auf der Basis unvollständiger, realitätsferner
Eindrücke zu treffen ist so, als ob man mit geschlossener Nase versuchen würde,
die Geschmacksqualität einer Speise in allen Nuancen wahrnehmen zu wollen.

Die intimen Partnerschaftserfahrungen umgeben uns wie ein
Goldschimmer, der auch durch Zweifel und irritierende Verlockungen nicht so
schnell verschwindet, denn das Licht kommt aus unseren Herzen, die tief
geschützt und treu in uns schlagen.

Liebe ist wie ein Kind, das aus Intimität und Vertrauen entsteht. Um
es am Leben zu halten, bedarf es des Engagements beider. Wenn sich nur einer
dafür einsetzt, dem Kind Essen, Trinken, Zuwendung und einen sicheren Ort zu
geben, wird es auf Dauer verhungern und verdursten und irgendwann ist der Tod
des Kindes zu beklagen, wo es doch so gerne gelebt hätte und alle
Voraussetzungen dafür mitbrachte.

Wenn wir alle für uns wichtigen Erfahrungen in diesem Leben gesammelt
haben, können wir eine größere Bereitschaft für den Übergang des Sterbens
empfinden, ja vielleicht sogar den Hauch eines Bedürfnisses, nach Hause zu
gehen. Einen Vorgeschmack darauf spüren wir nach der erfolgreichen Bewältigung
einer Lebenskrise, wenn wir eine weitere Reifestufe erreicht haben. Dann können
Tränen der Erleichterung und der Traurigkeit fließen, weil wir merken, dass wir
wieder ein Stück näher sind an der Freiheit loszulassen, dieses Loslassen aber
auch Abschiednehmen von so viel Liebgewonnenem bedeutet.

Um entspannt flirten zu können, braucht man ein solides
Selbstwertgefühl und wirkliches Interesse an der Einzigartigkeit des
Gegenübers.

Kreischende Jazz-Saxophone erinnern mich an die durchgefochtenen
Kämpfe und ertragenen Schmerzen in unserer Lebensgeschichte und verbinden mich
mit ähnlichen Erfahrungen anderer Menschen.

Ein subtiler Aspekt des Reiseerlebens kann darin bestehen, Affinitäten
zu Ländern, Kulturen, Menschen zu erspüren in der Ahnung, dort womöglich vor
vielen Generationen seine Wurzeln gehabt zu haben oder aber in einem früheren
Leben dort Erfahrungen und Prägungen gesammelt zu haben, die jetzt diese
magische Resonanz erzeugen.

Nähe-Distanz- und Gefühlsdynamik kann Dynamit für eine Partnerschaft
werden. Je mehr man sie sich selbst überlässt, desto mehr Sprengstoff sammelt
sich an. Irgendwann werden dann an sich unspektakuläre Situationen zu Funken,
die die Lunte entzünden. Die Partner können dann froh sein, wenn sie diesen
Prozess erkennen und den auf den ersten Blick harmlosen, aber im Endeffekt
bedrohlichen Brand löschen und den Sprengstoff entschärfen. Das enthaltene
Dynamit kann besser verwendet werden, um das knisternde Feuer der Leidenschaft
aufrechtzuerhalten und Hindernisse in die Luft zu jagen, anstatt das gemeinsame
Haus der Liebe in Gefahr zu bringen.

Erotisches Material kann Lebensenergie aufbauen, doch wenn es
übermäßig konsumiert wird, hält es den Menschen davon ab, seine Libido auf
andere Personen oder kreatives Schaffen zu richten. Dann droht die Energie ins
Leere zu laufen, zu verpuffen.

Paare sind Träger positiver Energie und haben dadurch Potential zur
Einflussnahme und insofern auch eine gewisse Verantwortung. Sie können sich
abschotten und Neid erzeugen oder sie öffnen sich und lassen andere teilhaben
an ihrem Glück. Sie können als Mutmacher auftreten.

Wärmende Wintersonne, die durch große Glasscheiben dringt, welche zwei
Welten zugleich trennen und verbinden.

Es ist ein erstrebenswertes Ziel, immer wieder neues Leben in eine
Partnerschaft zu bringen, doch dieses Engagement sollte nicht in rastlosen,
getriebenen, erschöpfenden Belebungsstress ausarten. Genauso steht ja auch
Freizeitstress wirklicher Lebensqualität im Weg. Als gesundes Gegengewicht
empfiehlt sich Achtsamkeit und Dankbarkeit für das Geschenk der Ruhe und
Normalität, für die Faszination der intimen Begegnung zwischen zwei
einzigartigen Individuen an sich.

Ein guter Weg, seine Partnerschaft immer wieder zu beleben, besteht
darin, in der Erinnerung die letzten Tage und auch sein Leben zu durchstreifen
und von prägenden, interessanten, amüsanten Episoden zu erzählen und danach zu
fragen.

Nur wenn wir Ängste, Wut und Zweifel benennen, können wir erkennen,
dass sie überschaubar, greifbar und bewältigbar sind. Anstatt dass sie als
diffuses Gift oder dunkles Tabu ihr zersetzendes Unwesen treiben, werden sie
nun zum Gegenstand des Lernens und bieten Ansatzpunkte, um sie letztendlich
auszuhebeln.

Tägliche Meditation der dankbaren Demut: Das Wichtigste an diesem Tag,
die größten Wunder des Lebens, werde ich nicht kontrollieren können. Sie werden
mir als Geschenk zuteil. Präsenz ist ein Präsent, Presence is a Present.

Das Prickeln des Lebens wird noch stärker spürbar, wenn wir immer
wieder charmant, humorvoll und mit einem echten Interesse am Mitmenschen
Kontakt mit Fremden aufnehmen. Damit bringen wir Herzlichkeit in die Welt,
machen sie selbst ein bisschen mehr zu dem Ort, von dem wir träumen.

Es ist ein belastender Irrtum, zu denken, Begehren müsste impulsiv und
direkt ausgelebt werden. Nur weil uns ein Gemälde oder Haus gefällt und unsere
Phantasie beflügelt, müssen wir es nicht besitzen. So ist es auch mit
attraktiven Menschen. Begehren an sich ist Energie, zeigt uns, dass wir
lebendig sind, ist ein Geschenk der Natur. Wir können uns an dieser Energie
erfreuen, sie dosiert verwenden zur Anregung von Kommunikation und Begegnung,
wir können sie übertragen und fokussieren auf unsere Partnerin und andere
geliebte Menschen, wir können mit ihr den Motor unserer Kreativität antreiben.

Die wertvollsten Kämpfe des Lebens widmen sich der Liebe, der
Mitmenschlichkeit, der Gesundheit und der Kreativität.

Wer auf die Idee kommt, Sex als etwas Schmutziges zu betrachten, ist
irgendwie krank, da Sex die Wiege der Menschheit ist. Eine Überbewertung ist
aber auch fragwürdig, da es auch andere, ebenso faszinierende Phänomene gibt
wie Liebe, Freundschaft, Kreativität, Natur.

Auch die beste Inspiration kann zur schweren Kost werden, mit der man
sich den Magen verdirbt. Genießen und geben wir sie in Maßen und nicht in
Maßkrügen!

Bewusstsein von Zerbrechlichkeit und Nichtselbstverständlichkeit
schafft Demut und Dankbarkeit.

Im Grunde genommen kann ich es einem anderen Mann nicht übelnehmen,
wenn er mit meiner Partnerin flirtet und sie erobern will. Es ist gesunder
Egoismus und schafft eine ganz normale Rivalitätssituation. Dieser Kampf kann
allerdings mehr oder weniger ritterlich ablaufen. Besonders unfair ist es, wenn
Mann und Frau verheiratet sind, vielleicht sogar Kinder haben, relativ unfair
ist es, wenn die beiden eine gute Partnerschaft aufgebaut haben und sich der
Mann aus ganzem Herzen engagiert oder wenn der Mann weit entfernt ist und somit
eine direkte Konfrontation im Stil eines Duells seitens des Herausforderers
ganz oder beinahe vermieden werden kann. Hauptverantwortliche für den Schutz
der Partnerschaft ist die Frau. Sie darf sich gerne geschmeichelt fühlen und
dem Bewerber zurückmelden, dass sie ihn durchaus attraktiv findet. Dann ist es
aber an der Zeit für ein entschiedenes Nein. So werden klare Verhältnisse
geschaffen, niemand wird hingehalten und die Partnerschaft wurde sogar
gefestigt, ja auch das Bild von den Frauen und von Liebesbeziehungen behält für
alle Beteiligten seinen positiven Glanz.

Es ist anstrengend, sein Fahrzeug aus einer tief eingefahrenen Spur zu
befreien. Die Versuchung kann groß sein, die Mühe zu vermeiden und stattdessen
mit unverminderter Geschwindigkeit seinen Weg in der starren Richtung
fortzusetzen. Doch es lohnt sich, Kraft und Zeit zu investieren, um die
schematische Fahrt zu unterbrechen und neue Bewegungsfreiheit zu gewinnen.

Sinnvoll gestaltetes Arbeitsleben ist wie eine Meeresbucht: sie gibt
Struktur, Orientierung und reizvolle Stimulation und ist dabei gleichzeitig zum
Horizont hin offen.

Je stärker die Zugkraft der eigenen Werteorientierung ist, desto
leichter fällt es einem, den Ballast verunsichernder Gefühle auf dem Weg der
persönlichen Weiterentwicklung zu tragen.

Manchmal sind wir enttäuscht, weil die Übereinstimmung des
tatsächlichen Lebens mit dem ursprünglichen Plan immer geringer wird. Bei
näherer Betrachtung allerdings können wir womöglich feststellen, dass in vielen
Bereichen und darüber hinaus auch noch auf einer tieferen Ebene der rote Faden
weiterhin existiert und die anfangs störenden Einsprengsel sich womöglich sogar
als golden erweisen.

Lebendigkeit ergibt sich durch eine gute Mischung aus Ordnung
einerseits und kreativer Rebellion dagegen andererseites. Beides zusammen ist
Rhythmus, ist Puls.

Übergänge sind ein Grundthema des Lebens, sind meistens auch verbunden
mit Ängsten. Geburt und Tod sind nur die greifbarsten Repräsentanten.
Erwachsenwerden bedeutet auch, die Übergänge zunehmend aktiv mitzugestalten,
sich gleichsam immer wieder fürs Hineingeborenwerden in neue Lebensphasen
mitzuentscheiden.

Lebenskunst zeigt sich auch darin, dass man seine eigenen Tendenzen
und Veranlagungen akzeptiert, in diesem Bereich aber zusätzlich auch Spielräume
des Andersseins ausschöpft.

Manchmal ist zum Beispiel eine Partnerschaftskrise erforderlich, damit
wir lernen, eigenständiger zu sein oder wirklich tiefgehende Gespräche mit
Freunden zu führen.

Manchmal muss man sich von einem Ziel lösen oder von außen dazu
gezwungen werden, damit sich ein unerkannter Tunnelblick öffnet und weitet.

Meine Stimmung hebt sich wie Kraniche auf ihrem Heimflug in der
Thermik. Damit sie die aufsteigende Luft nützen können, um Höhe zu gewinnen und
segelnd Energie zu sparen, müssen sie dazu bereit sein, für einige Zeit ihre
horizontale Reise zu unterbrechen und sich geduldig kreisend auf das Herz des
Aufwindes zu konzentrieren.

Sozialer Rückzug ist so, als würde man sich in einer Burg verschanzen,
die zwar starke Mauern bietet, die aber auch viel Schatten wirft, die
Lebensenergie versichern lässt und einen davon abhält, die Farben der Welt zu
sehen.

Ein erheblicher Teil schädigenden aggressiven Potentials kann abgebaut
werden, wenn auch andere emotionale Zustände, wie z.B. Traurigkeit und
Sehnsucht wahrgenommen und ausgedehnt werden, wenn ausreichende körperliche
Aktivität betrieben wird, Ziele gesetzt und erreicht werden und aufbauende
Sozialkontakte gepflegt werden. Der Rest an Aggression ist vitale Energie und
hilft bei der Selbstbehauptung.

Manchmal sind die vermeintlich einfachsten Handlungen die
schwierigsten und die Chancen stehen gut, dass wir sie uns nie im Leben gönnen,
wie zum Beispiel eine halbe Stunde lang oder länger einen Felsen am Meer oder
in einem Wald zu bestaunen.

Wenn man sich von einem Zug abkoppelt, rollt man in dem Schwung noch
weiter und Distanz entsteht nur allmählich, man bleibt also immer noch in
Beziehung und sogar noch im selben Gleis. Zudem hat man in seinem Wagen auch
einen eigenen Motor eingebaut und kann dann nach Belieben wieder Fahrt
aufnehmen und sich annähern. Im wirklichen Leben können wir auch das Gleis verlassen
und auf Augenhöhe fahren und dann zusätzlich von neuen Seiten erleben.

Kraftvolles Leben ist wie eine Spirale aus Nähe und Distanz, ein
Vibrieren rhythmischer Erneuerung, Wiederholung und Veränderung, ein wirbelnder
Kreisel, der in Bewegung ist und gerade dadurch in sich ruht.

Dreh- und Angelpunkt einer nachhaltigen Lebensgestaltung ist die
eigene Gesundheit, das eigenen Wohlbefinden. Dies ist die Basis für
werteorientiertes Handeln. Das Wohlbefinden nährt sich aus unmittelbarer
Selbstfürsorge und aus dosiertem Engagement für Mitmenschen. Sondereinsätze in
der Arbeit sollten besondere Gesten des Engegenkommens bleiben und nicht von
der Umwelt per Fingerschnipp oder indirekt geäußerte Forderungen mobilisiert
werden können.

Wir können in einer zwischenmenschlichen Beziehung durch eine
aufbauende Gestaltung des Miteinanders dafür sorgen, dass sich das
Beziehungspotential so gut wie möglich entfalten kann, doch auf das Potential
an sich haben wir keinen Einfluss.

Es kann sich auf eine Partnerschaft durchaus belebend auswirken, wenn
beide Kontakt zu attraktiven Menschen des anderen Geschlechts haben und diesen
Kontakt aufrichtig und im Bewusstsein der Verantwortung für die Partnerschaft
in einem freundschaftlichen Rahmen pflegen, also ohne den Partner damit
fahrlässig zu provozieren. Dazu kann etwa der Verzicht auf Treffen unter vier
Augen in der Wohnung des anderen gehören. Da ein angemessener Anspruch auf
freundschaftliche Beziehungen besteht, kann letztendlich niemand dem anderen
einen gut begründeten Vorwurf machen, besonders dann, wenn die Begegnungen in
einem unverfänglichen Rahmen stattfinden. Dieser Rahmen kann bewusst
ausgehandelt werden. Dennoch kann eine prickelnde Ungewissheit entstehen und
somit der Anreiz, sich um den Partner verstärkt zu bemühen, auf dem Boden einer
gesunden Rivalität gegenüber dem potentiell konkurrierenden Menschen. Ob diese
relative Gratwanderung gelingt oder in zerstörerische Vergeltungs- und
Entfremdungsprozesse kippt, hängt natürlich von der Veranlagung der Beteiligten
und der daraus entstehenden Beziehungsdynamik ab.

 

Reaktionen, die auf Reaktionen erfolgen und Reaktionen hervorbringen

Die Beziehungs-Perspektive zu verstehen ist ein zentrales Anliegen
dieses Buches, weshalb ich die gegenseitigen Reaktionen der Partner aufeinander
und deren Ergebnis anhand von Bildern näher erläutern möchte.

Wenn sie Phosphor und Wasser zusammenführen, entstehen Hitze und
Qualm. Wer ist deren Verursacher? Der Phosphor oder das Wasser? Wenn Sie H2 und
O zusammenbringen, kommt es zu eine Explosion, und es entsteht Wasser. Liegt
das am H2 oder am O? Wenn Sie ein Flamme an Holz halten, entsteht Asche. Wer
trägt die Verantwortung dafür? Die Flamme oder das Holz? Hält man ein Feuerzeug
an ein Stück Metall, passiert nichts. Wer von beiden hat das zu verantworten?
Keiner von beiden, werden Sie sagen, es liegt in jedem dieser Fälle an der
Reaktion der Substanzen aufeinander. Stimmt!

Das können Sie als Zuschauer der Reaktionen sagen, indem sie die
Beziehung von Holz und Feuer in den Blick nehmen und zu dem Schluss kommen,
dass diese Beziehung den Namen »Asche« trägt. Wenn Sie dann die Reaktionen von
Feuer und Metall betrachten, wird Ihnen klar werden, dass dadurch keine
Beziehung entsteht. Sie würden weder dem Feuer noch dem Metall die Schuld daran
geben, sondern sagen: »Die reagieren nicht aufeinander«. Aus Sicht der
Beteiligten sieht die Angelegenheit anders aus. Aus deren Partner-Perspektive
gesehen, würde das Feuerzeug das Metall dafür verantwortlich machen, dass keine
Asche entsteht; und das Metall würde das Feuer beschuldigen. Beide Substanzen
wünschen sich das Gleiche – miteinander zu verglühen und zu Asche zu werden -,
aber dennoch bekommen sie es nicht miteinander hin.

Wenn ein Mann und eine Frau zusammenkommen, entsteht eine Anziehung,
oder es passiert nichts. Vielleicht
schlägt ein gewaltiger Blitz ein, oder es flackert nur ein schwaches Blitzchen
auf, oder es überträgt sich gar nichts. Hitze entsteht, oder es wird lauwarm,
oder es bleibt kalt. Eine Beziehung bleibt aus, oder eine fängt an. Wenn eine
Beziehung entsteht, dann kann diese erotisch, freundschaftlich, sexuell,
feindlich, liebevoll, partnerschaftlich oder sonst wie sein, und sie kann sich
zudem im Laufe der Zeit stark verändern. Wer ist dafür verantwortlich? Die
meisten werden sagen: Die Partner natürlich, wer sonst! Die Partner haben sich
schließlich ausgesucht, und es liegt an ihnen, was aus ihrer Beziehung wird.

Ich halte diese Sichtweise für falsch. Nicht etwa deshalb, weil sie
völlig danebenläge. Natürlich können Partner das eine oder andere beeinflussen.
Aber gerade das Grundlegende, beispielsweise ob und wozu sie sich lieben oder
welcher Art ihre Liebe sein wird, ob sie sich der Leidenschaft oder der
Partnerschaft oder der Freundschaft zuneigt oder wo zwischen diesen Extremen sie
sich ansiedelt, das können die Partner nicht bestimmen. Das bestimmt ihre
Verbindung. Das hängt von der Reaktion aufeinander ab, davon, ob Flamme und
Holz oder Flamme und Metall oder eine Mischung davon oder sonstige Materialien
aufeinandertreffen. Deshalb ist es sinnlos, zu sagen, Partner seien für ihre
Beziehung verantwortlich. Verantwortlich ist vielmehr ihre Verbindung, also die
Art und Weise, wie die Partner aufeinander reagieren. Damit etwas für beide
Seiten Gutes herauskommt, muss etwas zueinander passen; und daran, ob etwas
passt oder nicht, können die Partner wenig ändern.“ (Michael Mary in:
"Lebt die Liebe, die ihr habt – Wie Beziehungen halten", S. 66 ff.)

 

Was sich zwischen den Partnern bildet

Die gerade benutzte Formulierung, die aussagt, dass etwas zwischen den Partnern entsteht,
beschreibt den Ort, an dem Beziehung stattfindet: zwischen den Partnern, dort,
wo ihre Reaktionen aufeinandertreffen. Dort wird aus Handlungen, die auf
Gefühlen, Hoffnungen und Sehnsüchten beruhen, etwas zum Leben erweckt, das
weder von dem einen noch von dem anderen Partner bestimmt wird. Diese zwischen
den Partnern stattfindende Beziehung lässt sich anhand farbiger Glühlampen
veranschaulichen.

Farben stellen physikalisch gesehen unterschiedliche Schwingungen des
Lichts dar. Man kann zwei unterschiedlich gefärbte Glühlampen
nebeneinanderstellen und anschalten. Dann durchdringen sich die
Strahlungsfelder dieser Glühlampen, und zwischen
ihnen bildet sich ein Farbfeld. Dieses Farbfeld entspricht weder dem der einen
Lampe noch dem der anderen, es ist etwas Drittes. Man kann es als die Beziehung
zwischen den Lampen oder als die Beziehung der Lampen bezeichnen. Kommen beispielsweise eine rote und eine
grüne Lampe zusammen, entsteht eine gelbe Beziehung. Kommen eine blaue und eine
grüne Lampe zusammen, entsteht eine zyanfarbene Beziehung. Rote und blaue
Lampen lassen eine magentafarbene Beziehung entstehen. Da es Hunderte oder je
nach Grad der Farbdifferenzierung Tausende und Millionen Farbvarianten gibt, sind
entsprechend viele unterschiedliche Beziehungen möglich. Das gilt
uneingeschränkt auch für Paarbeziehungen. Keine Beziehung gleicht einer
anderen, so wie kein Mensch mit einem anderen identisch ist. Das Bild der
verschiedenfarbigen Lampen ist, übertragen auf eine Paarbeziehung, recht
aufschlussreich. Es zeigt die Partner in ihrer individuell unterschiedlichen
Verfassung, und es zeigt, dass zwischen ihnen etwas Drittes entsteht, dessen
Farbe weder von der einen noch von der anderen Lampe festgelegt werden kann.“ (Michael
Mary in: "Lebt die Liebe, die ihr habt – Wie Beziehungen halten", S.
83 f.) Die Lebendigkeit dieses Wechselspiels wird noch dadurch gesteigert, dass
im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung sozusagen die Materialien oder Farben
ihre Beschaffenheit verändern können, wodurch wieder neue Dynamiken ausgelöst
werden.

Partnerschaften in der Krise können sich heilen und retten lassen
durch offene Kommunikation ohne Schuldzuweisungen, durch die Interpretation der
Lage als gemeinsames Problem, Chance und Herausforderung sowie durch den
Vorsatz, in einem gesunden und fairen Rahmen alles zu tun, um das noch
vorhandene Potential zu befreien, bekräftigt durch kurz- bis mittelfristige,
verbindliche Abmachungen, die von gutem Willen getragen sind. Wenn beide ihr
Bestes gegeben haben und es trotzdem nicht reicht, kann man sich mit der
geringsten Reue trennen.

Wenn sich die Partner in einer Liebesbeziehung bereiterklären, auf
amouröse Versuchungssituationen weniger zuzugehen oder bestehende Kontakte zu
attraktiven Personen des anderen Geschlechts deutlich begrenzender zu
gestalten, üben sie damit einen gewissen Verzicht, gewinnen damit aber auch die
Freiheit zur starken Geste, die einer Verlobung ähnelt, setzen ein starkes
Zeichen. Letztendlich ist der Mensch am attraktivsten, von dem man weiß, dass
er in sich selbst ruht und der die Gelegenheit hätte, andere Interessante
Personen intim kennenzulernen, sich allerdings bewusst dagegen entscheidet, aus
Liebe.

Vielleicht sollte man in einer Partnerschaft vorsichtig damit sein,
sich zu viele Freiheiten rauszunehmen oder einander zuzugestehen. Das könnte
als gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Verbindlichkeit der Liebesbeziehung
gedeutet werden und beide in Versuchung bringen, die Grenzen immer mehr zu
überschreiten, bis Entfremdung und zerstörerische Revanchegelüste ihr Unwesen
treiben.

Auch erwachsenen Menschen tut man manchmal den größten Gefallen, wenn
man in einem gesunden Rahmen Forderungen stellt und Grenzen setzt. Das schützt
vor Beliebigkeit und provokantem Verhalten des Grenzentestens.

Leider denken viele Menschen bei Streit zu sehr an Nudelholzeinsatz,
fliegende Teller und verletzende Wortpfeile. Dabei kann Streiten in erster
Linie authentischer und leidenschaftlicher Ausdruck von Gefühlen und Gedanken sein,
der befreiend wirkt und es dem anderen ermöglicht, zu erkennen, woran er ist,
womit er sich jetzt auseinanderzusetzen hat. Anfangs kann es schon laut und
chaotisch wirken, wenn der Stoff auf den Tisch geknallt wird, doch dann kann
man gemeinsam daran gehen, das Material zu sortieren und ein für beide
passendes neues Arrangement zu schaffen. Bei konstruktivem Streit geht es nicht
um Sieg oder Niederlage, sondern um partnerschaftliche Entwicklung, um das
Finden und Gestalten besserer Wege.

Worte sind mächtig. Wenn sie leichtfertig verwendet werden und den
Ankündigungen keine Handlungen folgen, werden sie zur Quelle von Enttäuschung
und Schmerz. Im besten Fall jedoch beleben und vertiefen sie eine Beziehung und
schaffen einen geschützten Raum, in dem sich die Zeugen dieser Worte
vertrauensvoll entfalten können. Das macht den Unterschied aus zwischen
Wunschdenken und Simulation einerseits sowie authentischem Fühlen und
kraftvollem Entscheiden andererseits.

Was für eine schwierige Situation, wenn wir einen Menschen festhalten,
weil wir fest und unbeirrbar daran glauben, dass wir gut zusammenpassen und
genau hier schon alles Wesentliche existiert und wachsen kann, wenn wir ahnen,
dass der Befreiungsimpuls des Anderen in zweifelhafte Alternativen, in Land
voller Dornengestrüpp hineinkatapultieren würde. Etwas leichter wird es, wenn
der Andere erkennen ließ, dass seine Innenwelt tatsächlich von vielen
widerstrebenden Bedürfnissen, Gefühlen und Gedanken bestimmt ist und es somit
legitim ist, an der Glaubwürdigkeit einer momentanen extremen Tendenz zu
zweifeln. Trotz alledem ist zu signalisieren, dass wir das grundsätzliche Recht
des Anderen, seinen Impulsen zu folgen, respektieren, auch wenn dann für alle
Beteiligten Verluste und schmerzhafte Erfahrungen in Kauf zu nehmen sind.

Wir alle sind Zeugen des Mysteriums Leben und somit miterleuchtet.

Nur wer überwiegend auf dem Boden bleibt, kann sich auf Augenhöhe mit
anderen Menschen und dem Leben auseinandersetzen, kann Erdung erleben und
Anlauf nehmen, um gelegentliche beflügelte Luftsprünge zu unternehmen.

In einer guten Partnerschaft braucht man sich nie damit
zufriedenzugeben, ein Dasein zu fristen als Dosennahrung im Vorratskeller. Du
sollst täglich frisches Brot sein und Festessen für besondere Augenblicke!

Wer das Leben mit all seiner manchmal verwirrenden Intensität liebt,
wird auch Kinder lieben, die für das Leben stehen, für ungestüme
Entfaltungskraft.

Charmant frech sein – Lebenselixier und Medium der Kontaktaufnahme,
bisweilen auch Flirten genannt. Liebeserklärung ans Abenteuer der Existenz.

Für eine Partnerschaft ist es weitaus weniger bedrohlich, wenn beide
wissen, dass der Andere von attraktiven Personen umgeben ist, gelegentliche
Flirtangebote bekommt und vielleicht auch selbst manchmal flirtet, als wenn bekannt
wird, dass auch in Eigeninitiative regelmäßiger Kontakt gepflegt wird zu einer
bestimmten Person, mit der unter anderen Rahmenbedingungen durchaus eine
leidenschaftliche und verbindliche Beziehung entstehen könnte. Das kann leicht
als eine Provokation gewertet werden, was den Boden bereitet für entsprechende
Ausgleichsanstrengungen und eine Erosion des Fundamentes der Partnerschaft.

Zu den faszinierendsten Phänomenen des Lebens gehört es wohl, dass wir
uns mit Menschen verbunden fühlen, die weit entfernt wohnen, uns für ihr
Wohlergehen interessieren, auch wenn wir sie nicht sehen, uns so verhalten,
dass wir ihre Gefühle nicht fahrlässig verletzen, obwohl sie uns nicht
beobachten und kontrollieren können. Wir tragen diese geliebten Menschen als
lebendige Bilder in uns.

In einer Partnerschaft einander zu vertrauen bedeutet auch, das Risiko
einzugehen, dass sich der Andere ein Partnerschaftsmodell zurechtzimmert, in
dem eine verbindliche Kernpartnerschaft in Einklang gebracht wird mit lockeren
Affären drum herum, ohne dass der Partner in diese Philosophie eingeweiht wird.
Insofern ist es ein nachvollziehbares Bedürfnis, das Gespräch über
Treuevorstellungen zu suchen, auch wenn ein hier erzielter Konsens noch keine
absolute Garantie dafür ist, dass er auch konsequent gelebt wird.

In einer Partnerschaft ist es auch wichtig, miteinander auszuhandeln,
wie wichtige Bedürfnisse innerhalb gesunder Grenzen integriert werden können.
Dazu kann auch das Ausleben einer Freundschaft mit einem Menschen des anderen
Geschlechts gehören, einer Beziehung, die in einer Situation der Ungebundenheit
auch das Potential haben könnte, sich in eine erotische Partnerschaft zu
verwandeln. Wird dieses Thema tabuisiert oder das Pflegen einer Freundschaft
autoritär zu verhindern versucht, können mächtige Gefühle und Bedürfnisse
übergangen werden und es entsteht die Gefahr, dass diese im Untergrund ihren
Einfluss entfalten und es zu Romeo-und-Julia-ähnlichen Trotz- und
Befreiungsreaktionen kommt. Laissez-faire hingegen kann zu Beziehungsverwahrlosung
führen und zu provozierenden Ausbrüchen, eventuell auch, um auf die Bedeutung
von Grenzziehung hinzuweisen. So stellt sich also die Frage, wie viel Kontakt
mit dem Dritten möglich ist, so dass die Gesundheit des Paares und des Dritten
gewährleistet bleibt. Totale Abstinenz ist nur dann erforderlich, wenn es sich
um suchtähnliches Impulsverhalten handelt, das die betroffene Person aus
eigenem Antrieb überwinden möchte. Ansonsten ist limitierter Kontakt sinnvoll,
so als würde man ein schönes Bild in einer Galerie anschauen, ohne es zu klauen
und mit nach Hause zu nehmen, als würde man ein Glas Wein trinken und nicht
eine Flasche oder zwei bis hin zum Kontrollverlust.

Was hätte die Welt verloren durch konsequent angewandten
Perfektionismus! Kunstschaffende etwa hätten ihre Bilder, Lieder, Skulpturen,
Filme und Texte vernichtet – womöglich schon während der ersten Schritte der
Entstehung - , weil sie ihren überzogenen Ansprüchen nicht genügten – womöglich schon während der ersten Schritte
der Entstehung – und hätten es ihren Mitmenschen verwehrt, sich daran zu
erfreuen, hätten sic h damit auch den Weg zum Erfolg verbaut. Wir können uns
glücklich schätzen, wenn sie einfach Niveau, Sorgfalt und Enthusiasmus walten
ließen und auch Kompromisse präsentierten. Vielleicht können wir daraus auch
für unser eigenes Leben lernen, indem wir unsere Ideen mit größerer
Leichtigkeit und Experimentierfreude in Handeln umsetzen, sie damit
veröffentlichen.

Wenn man in einer Partnerschaft lebt und parallel sowie transparent
freundschaftliche Kontakte mit attraktiven Personen des anderen Geschlechts
pflegt, kann das durchaus belebende und festigende Auswirkungen auf die
Liebesbeziehung haben: dadurch wird dem Partner klar, dass es durchaus auch
attraktive Alternativen für den Anderen gäbe, man sich seiner beziehungsweise
ihrer also nicht völlig sicher sein kann. Darüber hinaus besteht durch das
Einhalten miteinander vereinbarter Nähegrenzen die Chance, durch bewussten
Verzicht auf mögliche Verlockungen eine Geste der Verbindlichkeit zu schenken.

Eine Form von Pseudo-Verbindlichkeit besteht darin, mit seiner
Partnerin oder seinem Partnerin bezüglich des Umgangs mit potentiellen Rivalen
oder Rivalinnen Vereinbarungen zu treffen und sich dann nur am Wortlaut dieser
Absprache zu orientieren und nicht an der tieferen Bedeutung. Dann hat man
vielleicht versichert, dass keine Treffen in der Wohnung der anderen Person
stattfinden werden und sieht sich dann in einem Hotelzimmer oder man hat sich
darauf geeinigt, auf körperliche Intimitäten zu verzichten und führt
stattdessen miteinander laszive Gespräche am Telefon.

Mit dem Einstieg in die Veränderung zäher Gewohnheiten verhält es sich
wohl ähnlich wie mit der Auflösung einer Wolkende>Womöglich kann es von Vorteil sein, seiner Partnerin / seinem Partner
gegenüber nicht zu viele Zugeständnisse zu machen, da man sich sonst recht bald
eingeengt fühlen kann und dann womöglich trotzig und kopflos ausbricht oder
durch Missmut Lebensfreude einbüßt und
weil die Partnerin / der Partner den Verdacht entwickeln kann, mit einem leicht
manipulierbaren und kontrollierbaren Menschen zusammenzuleben.

Engagement für die Partnerschaft sollte insgesamt wohl in einem
gesunden Mittelbereich schwingen, mit genügend Abstand gegenüber Gleichgültigkeit
einerseits und Perfektionismus andererseits, der in ausbrennende Hingabe oder
Überdruss münden kann.

In aller Regel lässt die anfängliche Verliebtheit nach, verwandelt
sich in etwas anderes, in dem sie im besten Fall auch immer noch enthalten ist,
immer wieder mal aufleuchtet. In aller Regel werden im Laufe der Zeit auch
Probleme sichtbar, die gemeistert werden wollen. Insofern wäre es unfair, eine
Partnerschaft mit viel Potential und den ganz normalen Herausforderungen des
Liebeslebens aufzugeben für das vergängliche Prickeln des Neubeginns mit einem
anderen Menschen. Wer sagt denn, dass mit dieser Person nicht ähnliche Probleme
entstehen oder andere oder gravierendere?

„Fast alle Probleme enthalten Hinweise zu ihrer Lösung. Das hört sich
kompliziert an, ist aber ein leicht zu verstehender Mechanismus. Nehmen wir zur
Erläuterung ein Beispiel aus einem anderen Lebensbereich. Stellen Sie sich vor,
in Ihrer Wohnung wird ein Heizungsrohr, das unter dem Fußboden verlegt ist, ein
wenig undicht. Lange Zeit bemerken Sie gar nichts, bis Sie eines Tages einen
Schimmelfleck im Holzboden entdecken. Bis zu diesem Moment fühlten Sie sich
wohl, aber jetzt haben Sie ein Problem, nämlich den besagten Schimmelfleck. Er
liefert den Hinweis, dass etwas nicht stimmt. Dieser Hinweis veranlasst Sie
dazu, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie öffnen den Boden, suchen und finden
die undichte Stelle und lassen sie verlöten. Nachdem Sie das Problem auf diese
Weise bewältigt haben, sagen Sie: Gott sei Dank habe ich das Leck anhand des
Schimmelflecks bemerkt, sonst wäre der ganze Fußboden zerstört worden. Ebenso
gut könnten Sie sagen: Gott sei Dank habe ich das Problem bekommen, sonst hätte
ich die ihm zugrunde liegende Veränderung übersehen und nicht darauf reagieren
können.

Bevor der Schimmelfleck auftauchte, war nur eine Seite da – Sie hatten
eine gemütliche und sichere Wohnung. Durch den Schimmelfleck ist die andere
Seite deutlich geworden. Diese zweite Seite stört zwar, weil sie nicht zur
ersten Seite passt, aber sie liefert auch den Hinweis auf die unbemerkte
Veränderung, die unter dem Fußboden stattfand. Der Schimmelfleck stört, er
schafft das Problem (besser: das Problembewusstsein) und weist auf die
Lösungsrichtung hin. Insofern liegt die Lösung stets im Problem.

Man kann dieses Beispiel auf Beziehungen übertragen. Ihre Gefühle
verändern sich «unter dem Fußboden», also im Bereich des Unbewussten. Eines
Tages schnauzen Sie Ihren Partner heftig an, wodurch ein Problembewusstsein
entsteht, der besagte Schimmelfleck. Jetzt müssen Sie sich mit Ihrem kleinen
Ausbruch befassen, weil Ihr Partner verletzt reagiert und sie zur Rede stellt.
In der folgenden Auseinandersetzung entdecken Sie, dass Sie schon lange genervt
waren, das aber verschwiegen. Jetzt liegt das Problem frei, der Fußboden ist
sozusagen geöffnet, und Sie besprechen das Thema mit Ihrem Partner, bis eine
Verständigung erreicht ist. Anschließend hätten Sie alles Recht zu sagen: «Gott
sei Dank ist mir diese dumme Bemerkung rausgerutscht, sonst hätte ich das Problem
noch lange mit mir herumgetragen, und es wäre ein dicker Streit entstanden»,
und womöglich ein größerer Schaden an der Beziehung. Man braucht ein Problem =
ein Problembewusstsein, um sich an die Bewältigung einer Veränderung zu machen.
Dieses Problembewusstsein besteht schlicht darin, eine Störung zu bemerken.
Auch in Beziehungen braucht es Störungen, sonst läuft alles wie gewohnt, die
Veränderung bleibt unberücksichtigt, und die Beziehung geht den Bach hinunter.“
(Michael Mary in: "Lebt die Liebe, die ihr habt – Wie Beziehungen
halten", S. 112 ff.)

Wenn wir mit unserem Kompass in ein störendes Magnetfeld geraten,
spielt die Nadel zunächst verrückt und stabilisiert sich dann vielleicht in
einer neuen Richtung. Dies könnte uns dazu veranlassen, unseren Kurs zu ändern,
obwohl wir dann die natürliche Quelle der Orientierung außer Acht ließen.
Deswegen ist es hilfreich, sich bei der Verfolgung seiner Ziele auch anderer
Anhaltspunkte zu bedienen. Landkarte und Himmelskörper können wertvolle Dienste
leisten. Ähnlich sind auch im zwischenmenschlichen Bereich Wertmaßstäbe
wichtig, damit wir uns nicht zu schnell von den Argumenten oder raffinierteren
Beeinflussungsversuchen rhetorisch und suggestiv talentierter Menschen
einlullen lassen.

Störungen und Probleme in der Partnerschaft können so bedrohlich
wirken wie ein Wirbelsturm, doch letztendlich sind sie wie beim Wettergeschehen
ein Hinweis darauf, dass es stark unausgewogene Druckverhältnisse gibt und dass
es an der Zeit ist, eine neue Balance zu finden.

Manche Menschen sind wie autochthone Weinreben. Sie gedeihen am besten
dort, wo sie ihren Ursprung haben, leiden darunter, wenn sie entwurzelt werden.

Es bedarf einer gewissen Radikalität, starke Interessen und innovative
Projekte zu verfolgen, da man sich meist einen Weg bahnen muss, das aus den
Unkenrufen von außen und den inneren Zweifeln wächst.

Wenn wir uns für ein bestimmtes Interessensgebiet entschieden haben
und uns ausdauernd darin bewegen, bauen sich durch Recherche, Gespräche,
kreatives Schaffen und Erlebnisse ständig neue, sich festigende Verästelungen
auf, wie Links in einer Computerdatei oder Nervenzellen oder wie schöne
Korallen.

Manche Phänomene, wie die Liebe oder Geschmacksempfindungen, möchte
ich vor allem auf mich wirken lassen, so wie sie für mich sind und vorsichtig
damit sein, sie in Worte zu packen. So präzise Beschreibungen und Erklärungen
auch sind, was bleibt, ist ein Großteil an Mysterium.

„An dieser Stelle wird ein zentraler Unterschied der beiden
Vorgehensweisen deutlich. Bei der Partner-Perspektive liegt der Fokus auf dem Tun, bei der Beziehungs-Perspektive auf
dem Sein. Ich bevorzuge es in meiner
Arbeit, den Fokus auf das Sein zu richten. Auf diese Weise unterstütze ich
jeden Partner darin, bisher aus der Beziehung ausgeschlossene oder neue
auftauchende Persönlichkeitsaspekte in die Beziehung hineinzutragen. Ich mache
dies, weil ich glaube, dass jemand nur dann dauerhaft in einer Beziehung
bleiben kann, wenn er Akzeptanz und Bestätigung für die Person findet, die er
mittlerweile geworden ist. (…) Die Frage «Was tun?» muss sich an den
veränderten Persönlichkeitsteil richten, der ja schon etwas Neues tut, etwas
Störendes zwar, aber etwas Wichtiges. Dieser Person, im oberen Beispiel der
Zigeunerin [hier symbolisch für Freiheitsdrang und Lust am Feiern verwendet],
braucht man keinen Rat zu geben, sie weiß genau, was sie zukünftig tun und
lassen möchte. Wenn die Frau sich (mehr) als Zigeunerin verhält, dann verändert
sich ganz automatisch die Beziehung. Vielleicht kümmert sich der Mann selbst um
seine Wäsche und räumt seine Schränke selbst auf. Vielleicht wird die Beziehung
dadurch weniger alltagsbezogen und weniger partnerschaftlich, aber dafür
leidenschaftlicher und lustvoller. Wenn Partner direkt danach fragen, was sie tun sollen, kann ein
entsprechender Ratschlag hilfreich oder ganz nutzlos sein. Meist ist er
ziemlich nutzlos. Wer sich beispielsweise in einer Beziehung dem Partner
anpasst, der kann mit dem Ratschlag «Behaupte dich» nicht viel anfangen.
Anpassung ist nämlich kein Problem, solange man darunter nicht leidet. Wer
allerdings einen Rat sucht, der leidet schon. Der begehrt bereits innerlich
gegen seine Anpassung auf, und der braucht den Ratschlag nicht. Der entdeckt
besser, dass und wie er bereits
aufbegehrt, also wer er bereits ist. Ihm hilft es, seine rebellische Seite zu
entdecken, und einem Rebellen braucht man nicht zu sagen, was er tun soll, der
weiß das selbst am besten. (…) Die Entspannung der Situation, die momentane
Lösung kam nicht über die Frage «Was soll ich tun?», sondern über die
Entdeckung «Wer will ich sein?». Die Lösung kam nicht über den Versuch, einen
Mangel zu beseitigen, sondern indem eine Störung auf ihren Sinn hin erforscht
und so für die Beziehung genutzt wurde. Ist den Partnern klar, wer jeder sein
möchte, weiß jeder auch, welches Verhalten dazu erforderlich ist. Und
logischerweise ändert sich eine Beziehung, sobald sich das Verhalten eines oder
beider Partner verändert.“ (Michael Mary in: "Lebt die Liebe, die ihr habt
– Wie Beziehungen halten", S. 155 ff.)

Es ist wohl recht wahrscheinlich, dass die Bereitschaft zum
nachhaltigen Entgegenkommen in einer Partnerschaft dann am größten ist, wenn
gespürt wird, dass man als Persönlichkeit in allen wesentlichen Bereichen
respektiert wird und die Liebe nur so viel wie unbedingt nötig an Bedingungen
geknüpft ist, dass man also bereits der Mensch ist, mit dem der Andere
zusammenleben will und nicht erst eine noch weiterzuentwickelnde Rohversion.

Durch das ausgeprägte Effizienzstreben in unserer heutigen
Gesellschaft und die damit einhergehende Zeitverdichtung sind wir wohl auch
anfälliger geworden für das Erleben von Ungeduld und das Gefühl, bei einer
Aktivität eigentlich schon wieder woanders sein zu müssen. Das Ankommen und das
sich-Einlassen sind also erschwert. Mehr denn je sind wir dazu aufgefordert,
eine bewusste Haltung einzunehmen, werteorientiert Schwerpunkte zu setzen, zu
verzichten, Ablenkungen zu widerstehen und offen zu bleiben für andere Formen
von Zeitausschöpfung als nur oberflächlich greifbare Produktivität.

Wer seine eigenen Bedürfnisse ernst nimmt und Vertrauen hat in
Festigkeit und Flexibilität der Partnerschaft, kann dem Partner auch mal
Abweichungen von bisherigen Gewohnheiten zumuten, kann Toleranzgrenzen
ausloten.

„In jeder sogenannten Beziehungsstörung liegt die Aufforderung
versteckt, sich als ein Veränderter zu offenbaren. (…) Die Bedingung, um eine
Beziehung weiterzuführen, lautet irgendwann immer: Ich mache nur weiter mit,
wenn ich in unserer Beziehung «ich selbst» sein kann, wenn ich so sein kann,
wie ich inzwischen geworden bin. (…) Halten wir fest: Wenn es in Beziehungen zu
unerwünschten Verhaltensänderungen der Partner kommt, zu Klagen, Streit,
Kämpfen oder Distanz, dann haben sich grundlegende Dinge wie Bedürfnisse, Interessen,
Körperzustände, Denkweisen, Gefühle, Lebensträume, Einstellungen oder
Überzeugungen eines oder beider Partner verändert. Dann gilt es, diese
individuellen Veränderungen zu erforschen und anzuerkennen. Aufgrund dessen
werden neue Umgangsweisen miteinander sichtbar, bei deren Anerkennung sich
zeigt, welche Beziehung dann entsteht. Dieses Vorgehen bezeichne ich als das
Ausloten einer Beziehung. Eine Beziehung auszuloten erfordert die
Selbstoffenbarung der Partner und darüber hinaus, die Reaktion der Beziehung
darauf wahrzunehmen. (…) Ein Mann, dem jetzt eine selbstbestimmtere Frau
gegenübersteht, kann sich nicht länger als Pascha verhalten. Eine Frau, der
jetzt ein egoistischerer Mann gegenübersteht, kann sich nicht länger auf dessen
Versorgung ausruhen. Die Beziehung kommt in Bewegung, und das muss so sein,
wenn sie Bestand haben und Qualität aufweisen soll. Selbstoffenbarung zwingt
Partner, die Karten neu zu mischen. Das Risiko der Selbstoffenbarung besteht
allein darin, vorher nicht zu wissen, wie sich die Beziehung aufgrund der
eingebrachten individuellen Veränderungen entwickeln wird. Dieses Risiko ist
unvermeidlich. Die Liebe hat keinen doppelten Boden. Es gibt keine Garantie,
keine Gewährleistung dafür, dass eine Beziehung jede Veränderung übersteht.
Insofern gleicht die Fortführung einer Beziehung einer Fahrt in unbekannte
Gewässer; und gerade das macht Beziehungen lebendig. So wie Seefahrer in
vorelektronischen Zeiten ein Lot auswarfen, um festzustellen, wie viel Wasser
sich unter dem Kiel befindet und ob sie Untiefen durchqueren können, so können
Partner mit Verhaltensänderungen experimentieren, die sich aus der jeweiligen
individuellen Verfassung ergeben. Die Beziehung wird auf jede
Verhaltensänderung reagieren, sie wird sozusagen antworten, indem sie ihren
Zustand verändert. (…) Beziehungen antworten meist anders, als Partner das
befürchten. Das zeigt sich in der Beratung beispielsweise dann sehr deutlich,
wenn Partner, die bisher einen harmonischen Umgang miteinander pflegten, in
heftigen Streit geraten. Die Harmonie kehrte einiges unter den Teppich, das auf
einmal auf den Tisch kommt. Endlich ist es raus, und das tut gut. Die Beziehung
ist dann nicht wie befürchtet zerstört, sondern geklärt. Keiner hat die
Scheidung eingereicht, keiner hat sich abgewendet, vielmehr sagt jeder: «Warum
hast du das nicht längst gesagt?» Die Beziehung hat sich verbessert, die
Antwort ist positiv. Andere Paare liegen in dauerndem Streit miteinander und
machen sich ständig Vorwürfe. Insgeheim fürchtet sich jeder davor, seine
verletzlichen Seiten zu zeigen, seine scheinbare Schwäche zu offenbaren. Wenn
die Verletzungen dann offengelegt sind, wird entgegen allen Befürchtungen
keiner verachtet oder abgewertet. Vielmehr sagen die Partner: «Ich habe nicht
gewusst, wie viel dir das ausmachte.» Die Beziehung hat sich verbessert, die
Antwort ist positiv. Andere Paare verwickeln sich in halbherzige Kompromisse,
die sie «der Liebe zuliebe» eingehen. Doch über die Liebe lässt sich nicht
feilschen. Wenn die Partner dann zeigen, wer jeder geworden ist, was er
vermisst und wovon er träumt, wenden sie sich oft einander zu, anstatt wie
befürchtet voneinander ab. Das Herz, das sich zeigt, hat die Chance, angenommen
zu werden, und oft ist die Antwort der Beziehung auf die Selbstoffenbarung der
Partner positiv. Man darf sich den Prozess der Auslotung einer Beziehung
allerdings nicht als einen schlagartigen Vorgang vorstellen. Er verläuft am
besten Schritt für Schritt, mit langem Atem und ergebnisoffen. Manchmal wird
die Antwort der Beziehung sogar erst dann deutlich, wenn die Beziehung schon
beendet scheint. Das Thema Trennung ernsthaft aufzuwerfen und Schritte dorthin
einzuleiten führt in den meisten Fällen dazu, dass sich das Verhalten auf
beiden Seiten grundlegend ändert. (…) Es kommt aber selten zu solch extremen
Situationen. Meist gelingt es den Partnern, ihre individuellen Veränderungen
gegenseitig anzuerkennen, und dann lautet die Antwort nicht selten: Liebe.
Sicherlich können Partner die Antwort ihrer Beziehung nicht festlegen. Keiner
weiß, was passiert, wenn er sich als der zeigt, in den er sich verändert hat.
Aber erstaunlicherweise haben Partner meist eine sehr hohe Akzeptanz für die
Beziehung, die sich so ergibt. Diese Beziehung ist dann vielleicht nicht
perfekt, sie bietet vielleicht nicht alles, was man sich wünscht, aber sie
bietet das Wichtigste: die Möglichkeit,
darin als die Person aufzutreten und anerkannt zu sein, die man ist.
Und
solch eine Beziehung ist erfahrungsgemäß wertvoll und wird nicht einfach für
sonst noch vorhandene Wünsche und Sehnsüchte aufs Spiel gesetzt.“ (Michael Mary
in: "Lebt die Liebe, die ihr habt – Wie Beziehungen halten", S.
162-169)

„Mit dem Vorwurf, ich würde Desillusionierung betreiben, kann ich
indes gut leben. Ich glaube nämlich nicht, dass sich jemand Illusionen rauben
lässt, die er dringend braucht. Würde ich einem frisch Verliebten klarmachen
wollen, dass diese Gefühle nicht ewig halten, er würde mich auslachen; und das
mit Recht. Würde ich jemandem, der an die grenzenlosen Möglichkeiten einer
Arbeit an der Liebe glaubt, erklären wollen, dass Liebe dem Willen nicht zur
Verfügung steht, er würde das mit dem Recht desjenigen abstreiten, der meint,
noch nicht alles versucht zu haben. Wie sieht es aber bei denjenigen Partnern
aus, die sich nach mehreren Anläufen ernsthaft die Frage nach der Dauer einer
Beziehung stellen? Die sich nicht schon wieder trennen wollen, nur weil ihre
ansonsten gute Beziehung den einen oder anderen Wunsch nicht erfüllt? Ich
meine, diese Menschen machen sich mit ihren Erwartungen das Leben schwer und
brauchen dringend Desillusionierung. Wer an die Grenzen der Machbarkeit und
seiner Bereitschaft gekommen ist, wer sich an seinen Idealen abgearbeitet hat,
wer die zweite, dritte oder vierte Beziehung nicht an seine Erwartungen anzupassen
vermochte, der mag bereit sein, sich auf die Möglichkeiten seiner Beziehung
einzustellen. Dann gerät eine Desillusionierung zur Befreiung von der Last des
AMEFI [Alles Mit Einem/Einer Für Immer]-Ideals.“ (Michael Mary in: "Lebt
die Liebe, die ihr habt – Wie Beziehungen halten", S. 190)

Ich halte es für sinnvoll, einen Unterschied zu machen zwischen
initiativer Ehrlichkeit und Ehrlichkeit auf Anfrage. Im Bereich der initiativen
Ehrlichkeit sollte ich mir gut überlegen, wie ich meine Offenheit dosiere,
damit ich nicht verletze und provoziere, wo ich eigentlich Aufrichtigkeit
praktizieren und damit die Beziehungsqualität fördern wollte. Wird mir eine
konkrete Frage gestellt, habe ich zunächst einmal die Freiheit, eine Antwort zu
verweigern, laufe damit aber natürlich Gefahr, dass mein Gegenüber davon
ausgeht, dass ich etwas zu verbergen habe. Wenn ich wahrheitsgemäß antworten
möchte, sollte ich mich vergewissern, dass ich die Frage richtig verstanden
habe, beispielsweise bezüglich der Bedeutung von Schlüsselbegriffen wie
"Freundin/Freund", "verliebt", "Intimität"
oder "treu". Um auf wirklich klärende Weise antworten zu können, muss
zunächst mal ein möglichst übereinstimmendes Begriffsverständnis gewährleistet
sein. Ehrlichkeit ist riskant, doch wo Risiko ist, ist auch die große Chance
auf Lebendigkeit und Wachstum.

Eine Beziehung kann noch so gut sein, kann noch so viel Potential
haben, einer der Partner kann sich dennoch gegen die Beziehung entscheiden,
weil andere Ziele, die tatsächlich oder vermeintlich mit der Beziehung nicht
vereinbar sind, größere Wichtigkeit erlangt haben oder weil ein anderer
potentieller Partner auf der Bildfläche erschienen ist und angenommen wird, mit
diesem Menschen könnte noch größeres Beziehungsglück erlebt werden. Das ist dann
natürlich schwer hinzunehmen, weil die Möglichkeiten der Partnerschaft noch
lange nicht ausgeschöpft waren und es zweifelhaft ist, ober der alternative Weg
wirklich das in der Verlockung enthaltene Versprechen einlöst.

Hinter einem impulsiven, hochdosierten Verhalten kann sich ein ganz
anderes Gefühl verbergen, dem man sich selbst nicht stellen oder das man nach
außen nicht zeigen möchte, oder aber ein Bedürfnis, eine Sehnsucht nach einer
Veränderung im Sinne einer abgemilderten Variante des impulsiven Verhaltens,
zum Beispiel statt Nörgeln mehr eigene Wege zu gehen, statt verletzender
Provokation etwas weniger harmonieabhängig miteinander umzugehen.

Manche Tatsachen – zum Beispiel, dass man auch andere Menschen
attraktiv finden, mit ihnen in Kontakt treten und dabei bestimmte Grenzen der
Annäherung wahren kann – sind erstaunlich gut vereinbar mit einer lebendigen
und stabilen Partnerschaft, solange man dies nicht über Gebühr thematisiert.
Wichtig sind eben die schon angesprochenen klaren Grenzen des Austausches von
Intimitäten, bestenfalls im Sinne einer expliziten, klar zum Ausdruck
gebrachten Vereinbarung, mindestens aber für sich selbst geregelt. Auf diesem
Fundament können wir uns getragen von Vertrauen und in Freiheit unserer Liebe
widmen. Gespräche über andere Personen sollten nur so viel Raum wie unbedingt
nötig einnehmen.

Wenn jemand den Partner fragt, ob er sich frei genug fühlt, kann, aber
muss das nicht ein Hinweis darauf sein, dass die jeweilige Person sich für sich
selbst mehr Freiräume wünscht. Zumindest sollte man damit rechnen, dass dies so
verstanden werden kann. Im Zweifelsfall hilft Unterstreichen dessen, worum es
einem geht und Nachfragen.

Partner sind wie die Flügel eines Schmetterlings. Die entstehende
Beziehung ist der Körper. Damit der Schmetterling fliegen kann, muss es beiden
Flügeln gut gehen. Die Flügel können auch getrennt voneinander existieren, doch
in die Welt der gemeinsamen Liebe können sie sich nur erheben, wenn sie Teil
von etwas Neuem werden.

Wenn man seinem Partner eine bestimmte Verhaltensweise nicht zumuten
möchte, kann der Grund dafür darin liegen, dass man Schwierigkeiten damit hat,
selbst mit solchem Verhalten konfrontiert zu werden und sich dann immer noch
geliebt zu fühlen.

Jeder von Herzen kommende und nicht nur strategisch formulierte
Liebesbrief, auch in SMS- und E-Mail-Form ist eine Verlobung im Kleinformat.

Die Dramatisierung des Unternehmenszustandes seitens der Führung zur
Mobilisierung von Leistungsreserven in der Belegschaft mutet bisweilen an wie
das wiederholte Ankündigen des vermeintlichen Sinkens der Titanic, während im
Salon munter weitergefeiert wird, und das nicht aus philosophischer
Gelassenheit angesichts der unabwendbaren Katastrophe, sondern aus Kenntnis des
ausreichenden Abstandes zum Eisberg. Das Einzige, was sinken wird, ist die
Gesundheit der Mitarbeiter, wenn sie wie verrückt an Bord malochen und das
letzte aus sich herausholen.

Wer sich viel für andere einsetzt und bereit ist für Zugeständnisse,
wünscht sich oft insgeheim, dass ein wachsendes Guthaben auf dem Konto des
Entgegenkommens berücksichtigt wird und in der Zukunft mal ohne große
Diskussionen darauf zurückgegriffen werden kann, wenn man sich eine stärkere
Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse wünscht. Allerdings kann man leider nicht
immer erwarten, dass sich die Mitmenschen dieses Ungleichgewichtes bewusst
werden. Insofern liegt es an einem selbst, sich des Überschusses an eigenem
Engagement bewusst zu sein, dafür zu sorgen, dass die Schieflage nicht zu groß
wird und sich regelmäßig darin zu üben, eigene Wünsche und Ansprüche anzumelden
und nicht zu warten, bis die Mitmenschen einen Ausgleich anregen.

Phantasien schaffen eine Welt für sich und benötigen keine praktische
Umsetzung, um ihren Wert zu entfalten. Wenn wir Lust darauf haben, können wir
allerdings ein bisschen an den Grenzen dieser Welt und der sogenannten Realität
experimentieren. Ein erster Schritt in diese Richtung, ein großer Schritt
sogar, kann darin bestehen, diese Phantasien einem anderen Menschen
mitzuteilen. Von dort aus können wir ein bisschen so tun, als würden wir uns
daran machen, Nägel mit Köpfen zu machen, etwa durch Recherchen und die
Skizzierung von Plänen. Womöglich finden wir schon in dieser Phase heraus, dass
wir gar nicht weiter gehen wollen.

Wenn jemand als xy behandelt werden möchte und in der Lage ist, den
Wert seines Rechts auf körperlich-seelische Unversehrtheit zu erkennen und man
ihn dann als xy behandelt, wird die Würde dieser Person nicht verletzt.

Wir sollten uns von den elektrisierenden Tentakeln der Stimulanzien
anregen lassen, uns aber nicht in ihren Fängen verlieren.

Es wäre ein Trugschluss, anzunehmen, dass pure sexuelle Erregung das
höchste der Gefühle ist. Wehmut, Dankbarkeit, Ästhetik, Einsicht, Erhabenheit
und freundschaftliche Zuneigung können uns, wie andere Empfindungen auch, viel
tiefer im Herzen berühren.

Je öfter und intensiver Landschaften und Orte unsere Sinne in
Schwingung versetzt haben, desto mehr kann schon der Anblick eines Fotos die
Sehnsuchtsbilder in uns pulsieren lassen, als wären Städte, Berge, Weiten und
Wasserflächen ein Teil unseres Körpers geworden. Das Meer schwappt an die
Erinnerungsküsten wie ein Spiegel unserer Gefühlswelt, verflüssigte Seele
unseres Planeten.

Jede Reise ist auch ein bisschen Auflehnung gegen das skandalös
schnelle Dahinfegen des Windes unserer Lebenszeit. Im Unterwegssein wie in der
Entwicklung von Beziehungen bekommt die Zeit ein greifbares Profil und wenn wir
die Erinnerungsbilder hochhalten, verlangsamt sich die Strömung und tanzt um
sie in fröhlichen Kapriolen.

Wenn man das Band der Liebe zu viel analysiert, kann es zerreißen. Man
tut gut daran, zu spüren, wann es Zeit ist, weniger über die Partnerschaft zu
reden, sie mehr zu leben – und es dann auch zu tun.

Wer mit der Liebe zündelt, kann sich die Finger verbrennen. Eifersucht
kann Begehren schüren, aber auch einen Brand der Zerstörung auslösen.

Emotional auf einer Welle reiten

Gelegentliche Irritationen unserer Alltagsroutinen sind wie kleine,
aktivierende Nadelstiche, die insgesamt eine recht heilsame Akupunktur ergeben
können.

Das Phantasieren über Gruppensex mit der Partnerin / dem Partner kann
eine clevere, kreative Möglichkeit darstellen, ein bewusstes oder
unterschwelliges Bedürfnis nach Sammeln erotischer Erfahrungen mit anderen
Menschen zu integrieren in das Ideal einer aufrichtigen Beziehungsgestaltung.

Man sollte aufpassen, seinem Partner nicht vorschnell Nachlässigkeiten
oder provozierendes Verhalten in puncto Treue und Aufrichtigkeit zu
unterstellen, da diese unterbewusst von der Motivation getrieben sein könnte,
sich einen Vorwand zu suchen für eigene Eskapaden.

Man sollte sich gut überlegen und aufmerksam hinspüren, wie viel
Flirtaktivität neben der Partnerschaft – so folgenlos, wie diese Kontakte auch
vermeintlich sein mögen – einem auch längerfristig gut tut. Ansonsten schlägt
die anfängliche Belebung um in Verzettelung und Zersplitterung der eigenen
Energie, in Überstrapazierung des geschenkten Vertrauens.

Das offene Pflegen von nicht-sexuellen Freundschaften mit Personen des
anderen Geschlechts im Rahmen einer Partnerschaft ist natürlich praktizierte
Toleranz, Freiheit und Aufrichtigkeit, kann durch die verstärkte Bewusstwerdung
der Nichtselbstverständlichkeit der Paarbindung auch einen angenehmen Grad an
Spannung erzeugen. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man
sich damit auch auf ein riskantes Spiel einlässt, denn es ist nicht
ausgeschlossen, dass dadurch eine Spirale kleiner Verdächtigungen und
Vergeltungen ausgelöst wird, die sich bis zu Entfremdung und Ausrichtung auf
Alternativpartner hochschaukeln kann. Wenn es einem nicht wirklich um
Freundschaft, sondern eher um folgenloses Flirten geht, tut man vielleicht gut
daran, sich diese Erlebnisse hin und wieder zu gönnen, ohne groß Worte darüber
zu verlieren. Über jedes charmante Gespräch in der Partnerschaft Bericht zu
erstatten, weckt schlafende Hunde, kann – wenn auch als Akt der Ehrlichkeit
gemeint – aufgefasst werden als Provokation, mit anderen Worten: diese Form der
Beichte grenzt an Dummheit und ist weit entfernt von dem Ziel, den Partner gut
zu behandeln.

Wenn wir unsere Partnerin oder unseren Partner lieben, sind wir damit
auch ein bisschen in Kontakt mit allen Frauen oder Männern der Welt und
Geschichte.

Manchmal hat man jahrelang mit einem Menschen sporadisch Kontakt und
eines Tages wird einem klar, dass sich hier, durch eine Folge von Gesten, die
das Liebenswerte und Begabte des eigenen Wesens würdigen und einem durch
schwere Zeiten hindurchhelfen, Freundschaft entwickelt hat.

So reizvoll Gedankenexperimente auch sein mögen, sollte man sie in
einem gesunden Rahmen halten, bevor das Ganze kippt in Phantasieraumüberdruss.

Mit der größten Selbstverständlichkeit entfalten wir unser Wesen,
strahlen hinaus ins Leben und sind uns dabei meist nicht der Tatsache bewusst,
dass wir dabei Eindrücke hinterlassen, die für viele Menschen weitaus größere
Bedeutung haben als berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen oder famose
Kunstwerke. Ich wage zu behaupten, dass die mächtigsten Kräfte im realen,
direkten Kontakt wirken.

Komplizierende Kontakte kann man verblassen lassen.

Irgendwann ist es im Leben an der Zeit, die Gedanken an das, was man
nicht kann und nicht hat, hinter sich zu lassen, bremsenden Ballast abzuwerfen
und im klaren Bekenntnis zur Individualität seinen Neigungen und Fähigkeiten
Raum zu schenken.

Wenige Tage vor dem Wiedersehen mit einem geliebten Menschen kann man
bei strahlendem Sonnenschein hin- und hergerissen sein, ob man den Feuerball um
ein Innehalten bitten soll, weil es so schön ist, bei milden Temperaturen im
Freien zu lesen oder ob man sich über den Lauf der Sonne zum Horizont mehr
freuen soll, weil einen das der Partnerin näher bringt. Ach, wie gut, wenn
momentan von allem das Beste geboten wird!

Die Luft, noch halb Alpenbergrestaurant, ist schon erfüllt mit der
Vorahnung von Frühlingsblütenduftgirlanden.

Der Charme verwitterter Holzbodenterrassen, gesegnet mit der
Handschrift durchziehender Jahreszeiten

Sich bewusst oder unbewusst durch verkomplizierende Verhaltensweisen
Chancen zu verbauen, kann letztendlich der größte Gefallen sein, den man sich
selber tut, etwa wenn es um den Umgang mit Flirtverlockungen geht, während man
in einer glücklichen Partnerschaft lebt.

Verzeihen bedeutet auch Selbstbefreiung aus einem Teufelskreis von
offenen oder einsickernden Vergeltungsphantasien, die sich ja nie mit dem
ganzen anderen Menschen beschäftigen, sondern nur mit einem kleinen Teil von
dessen Repertoire an Eigenschaften und Verhaltensweisen. Somit richtet sich die
Vergeltung letztendlich auf eine fiktive Person, während die Folgen auf
zumindest eine reale Person zurückfallen: einen selbst. Statt mit gleicher oder
ähnlicher Münze heimzuzahlen, ist man in der Partnerschaft und in
Freundschaften besser beraten, Ideen abzuleiten, wie die Beziehung und das
eigene Wohlbefinden künftig besser geschützt und gestärkt werden können.

Vergeltungsmaßnahmen, die mit angezogener Handbremse durchgeführt
werden, sprechen dafür, dass man ein gesundes Gespür für bessere Alternativen
hat.

Wenn ich in einer von Liebe getragenen Partnerschaft lebe, dann wäre
es ein Trugschluss, anzunehmen, jenseits der Freundschaft mit einer anderen
Frau oder jenseits eines kurzen Flirts mit Blicken, vielleicht auch mit Worten
würde etwas noch besseres auf mich warten, das sich in jeder Hinsicht gut
anfühlt und mich mit gutem Gewissen schlafen lässt.

Flirts von Angesicht zu Angesicht bereichern das Leben auf sehr
wirkungsvolle Weise: sie sind anregend, auch, weil sie den Charakter von
Mutproben haben, liefern Bestätigung für die eigene Attraktivität auf
körperlich-geistigen Ebenen und auch Bestätigung für die eigene Fähigkeit,
Grenzen zu ziehen, seinen Werten und seiner Partnerin treu zu bleiben. Wenn mit
der Partnerin das Thema Flirten offen besprochen wurde und man zur Vereinbarung
von Toleranz innerhalb bestimmter Grenzen gekommen ist, ist ein schöner
Nebeneffekt des Flirtens auch, dass die in der Partnerschaft gewährte Freiheit
spürbar wird. Zugleich schafft das Bewusstsein, dass der Partner auch Kontakt
zu anderen Menschen haben kann, eine prickelnde Mischung aus Ungewissheit,
leichter ängstlicher Sorge, Aggression und Rivalität, Zutaten der Leidenschaft,
die sich gut vertragen mit Begeisterung für den geliebten Menschen.

Flirts sind Annäherung an die Schwelle einer radikalen Veränderung der
eigenen Lebensgeschichte, an die Welt eines fremden Menschen, sind Spiel mit
dem ich-könnte-machen-dass-es-ganz-anders-wird, sind Vergewisserung
prinzipieller Freiheit, erleichtern letztendlich die Freiheit zum
miteinander-weiter-Gehen.

Manche Menschen befürchten, sie könnten ihre Neugierde, ihr
Kontaktbedürfnis nicht genügend ausleben, wenn sie sich für eine Partnerschaft
entscheiden. Dabei vergessen sie, dass sich auch innerhalb der Partnerschaft
immer wieder Potential für Neuentdeckungen ergibt, wenn man nur aufmerksam
bleibt, und dass schon ein Blickkontakt, ein Gespräch mit einem anderen
Menschen einen Quantensprung von der Anonymität in den Kontakt darstellt.

Wie schön ist die erkundende, spielerische Sexualität, die auch den
zarten Empfindungen Aufmerksamkeit schenkt, die nicht ausschließlich
vorprescht, nicht in Routine erstarrt, deren genaues Ziel sich der völligen
Durchschaubarkeit entzieht.

Zum größten Glück auf Erden kann es zählen, den Plan einer Reise zu
entwerfen, mit sich und der Partnerin in den Hauptrollen, Unterkünfte zu
buchen, all dies geheimzuhalten, sie damit zu überraschen, sie allenfalls über
das Zeitfenster zu informieren, in dem sie sich freinehmen möge. Hin und wieder
kannst Du ihr dann ein Foto von diesen Orten schicken, ohne Namen zu nennen und
dann freust Du Dich auf ihr Erstaunen, wenn sie eines Tages merkt, dass sie
mittendrin steht, in diesen Bildern.

Gemeinsame Projekte, so wie Reisen oder der Umzug in eine neue Stadt,
können eine Partnerschaft beleben und stabilisieren.

Es wäre ein sehr einseitiger, absurder Perfektionismus, wenn er das
Ziel beinhalten würde, dass es allen gut geht, dabei aber Raubbau an der
eigenen Gesundheit betrieben wird. Dies wäre nämlich ein trauriger Hinweis
darauf, dass man sich selbst nicht wichtig genug nimmt, um zum Kreis derer zu
gehören, deren Wohlbefinden einem am Herzen liegt.

Man kann sich auch das eigene
Leben wie eine Landschaftsaufnahme vorstellen. Wenn man sich übermäßig auf
einen kleinen Ausschnitt (z.B. Arbeitsleben) konzentriert, entsteht ein
Tunnelblick und das Bewusstsein der Vielfalt des Lebens leidet. Wie kann man
wieder Überblick gewinnen? Ich kann zum Beispiel das Bild nehmen und mit meinen
Händen auf Abstand bringen. Womöglich hat sich durch einige negative
Erfahrungen und angestaute Belastung das Bild, das man von der Welt hat,
verdüstert, man sieht nur noch Graustufen. Dann kann es helfen, wenn man sich
vor Augen führt, dass dieses Bild, das man hat, nicht die Wirklichkeit an sich
ist, sondern nur ein gefiltertes Abbild. Wir haben die Freiheit, uns an die
Farben zu erinnern, durch ein bisschen Vorstellungskraft das leuchtende
Potential im schwarz-weiß zu sehen, als wäre es eine Landschaft im Mondlicht,
die wenige Stunden später in der Sonne ihre Farbigkeit erneut offenbart. Darüber
hinaus können wir phantasieren, wie wir uns in dem Bild bewegen, wie uns die
Landschaft dazu einladen kann, wir selbst zu sein. So erinnern wir uns selbst
an die Gestaltungsspielräume, die uns zur Verfügung stehen. Es liegt an uns,
die ersten Schritte in diese Richtung zu tun.

So sehr wir uns auch für den
Arbeitgeber und Kunden/Anvertraute einsetzen, es gibt Grenzen. Wir haben nicht
nur eine Vertrag mit dem Arbeitgeber, sondern auch mit uns selbst, haben
Verantwortung für uns und die uns Nahestehenden im privaten Bereich. Wenn wir
eine Flasche Wasser auf mehrere uns wichtige Gläser verteilen, kann nicht jedes
maximal gefüllt sein.

Nur weil ein Stein bricht, ist er
noch lange nicht entwertet. Natürlich ist da erst mal Traurigkeit und Schock
wegen der plötzlichen Veränderung und Verlust des Liebgewonnenen und Gewohnten.
Es besteht Akzeptanzbedarf bezüglich des Wesens des Steines, dem innewohnenden
Naturell, der Sollbruchstelle, dem Gang der Dinge. Wir sind vor die
Herausforderung gestellt, Abschied zu nehmen von der Vorstellung des Perfekten,
es ist gewissermaßen eine Ent-Täuschung. Es stellt sich die Frage, ob das, was
bleibt, trotzdem als etwas Wertvolles integriert werden kann. Die beiden
Hälften können sich immer noch gut ergänzen. Sie bilden jetzt ein Puzzle. Auch
ist nun ein besserer Einblick ins Innenleben möglich, neue Ecken und Kanten
werden sichtbar, die vormals glatte Oberfläche wird nun ergänzt durch auch
rauhe Anteile. Viel Schönes Vertrautes bleibt trotzdem erhalten und durch
aktiven Umgang mit den Teilen kann die wechselseitige Ergänzung wieder erlebbar
werden.. Selbst wenn sich der Stein weiter zersetzt, geht die Substanz nie
verloren. Zum Schluss kann der Stein Sand werden am Meeresstrand.

Gespräche können den Boden
auflockern für die Saat, doch die Saat muss ausgebracht und die Pflanzen wollen
gepflegt werden, bis schließlich die Ernte eingeholt werden kann.

Um allmähliche Veränderungen zu
würdigen und pflegen zu können, ist es wichtig, dass man auch die kleinen
Unterschiede registriert und sich auch den Verlauf vor Augen führt, so wie man
es auch macht, wenn man durch eine ausgewogenere Lebensgestaltung sein Gewicht
reduziert und die Entwicklung auf einem Zettel aufzeichnet oder wenn man sich
Notizen macht zu all den kleinen Schritten, aus denen schließlich der Erfolg
eines Projektes resultiert.

Wie organisiere ich mitten im
Alltag ein Rendezvous mit den Regionen meiner südlichen Lieblingsländer? Ich
spaziere entlang der Riviera eines gut sortierten Wein- und Lebensmittelregals
und treffe auf den Etiketten gute Bekannte wieder. Andere, kaum oder nicht
vertraute Namen wecken meine Entdeckungslust. Was für ein Segen, dass wir die
Vielfalt eines Landes auch kulinarisch verinnerlichen können!

Zur Grundpraxis der Lebenskunst
zählt es, sich immer wieder dankbar den Wert der eigenen Gesundheit vor Augen
zu führen, trotz aller Schwierigkeiten, mit denen man sich womöglich parallel
auseinanderzusetzen hat.

Eine wesentliche Strategie zur
Förderung von Orientierung und Widerstandskraft besteht darin, sein Wertesystem
einer Revision zu unterziehen, es gegebenenfalls zu flexibilisieren, um sich
dann schließlich der Konsolidierung und Umsetzung in gelebtes Leben zu widmen.

Es ist schon ein gewisses Spagat
und ein Ausweis des Einfühlungsvermögens und der Toleranz, ja und auch der
Treue sich selbst gegenüber, zum Beispiel im Hinblick auf ein Nahrungsmittel,
ein Auto, ein Kleidungsstück, eine Urlaubsform oder einen gewählten Partner dem
Mitmenschen gegenüber erkennen zu lassen, dass dies nicht den eigenen Geschmack
trifft und gleichzeitig Verständnis zu zeigen, dass man sich gut vorstellen
kann, dass das Produkt in der jeweiligen Kategorie gut gelungen ist, dass das
Gegenüber mit seinen Neigungen von einer Sache oder einer Person angezogen
wird. Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass die Qualität von etwas eine
Zuschreibung aus dem Blickwinkel eines bestimmten Bezugsrahmens oder
Wertesystems ist. Wir können größere Nähe zu Mitmenschen erleben, wenn wir uns
klar machen, dass wir uns letztendlich nach vergleichbaren Gefühlen sehnen und
dafür halt oft unterschiedliche Wege beschreiten.

Es wäre töricht, alles für etwas zu geben, was einem nicht wirklich am
Herzen liegt.

In der Psychotherapie geht es oft um die Förderung von Fokussierung
ohne Fixierung, um Aufbau von Motivation und Sinnerleben auf dem Fundament
eines bewussten Wertesystems, um eine optimistisch getönte und doch überwiegend
realistische Einschätzung von sich selbst und anderen, um die befreiende
Entfesselung von Bindungs- und Liebesvermögen, um Regenerations- und
Genussfähigkeit, um einen guten Rhythmus aus Anspannung und Entspannung im
Umgang mit dem Energiehaushalt sowie um die Weiterentwicklung der
Selbstachtung.

Die Gestaltung einer guten Reise ist wie die Anfertigung eines
Bildbandes mit Unterschriften des Augenblicks und der Erinnerung.

Nach der Rückkehr in die Heimat noch einen Zwischenstopp zu machen in
einer romantischen Stadt ist wie eine Reise in der Reise, erleichtert den
Übergang und macht dankbarer für die Schönheit des eigenen Landes.

Tiefere Wahrnehmung auf Reisen bedeutet auch Betrachtung von
Gewohnheitsmustern der Einheimischen, von Refrains in der Alltagsmelodie.

Intensives Reiseerleben entsteht auch dann, wenn wir in
Resonanzschwingung mit Einheimischen kommen, durch Blicke, Fragen, Kommentare,
durch Verwendung von Schlüsselbegriffen, die für Interesse an Kultur und
Lebensart sprechen.

Schöne Augenblicke, Momente zauberhafter Zweisamkeit in der
Partnerschaft sollte man zelebrieren, denn oft ist die Erinnerung an sie ein
wesentlicher Teil dessen, was einen als Paar in schwierigen Zeiten
zusammenhält.

Anstatt mich, am Meer angekommen, zu fragen, wo die nächste
Szene-Kneipe oder Shopping-Meile ist, schaue ich lieber zum weiten Horizont,
verspüre ich Hochachtung vor der Natur, blicke ich in die Augen anderer
Menschen im Bewusstsein, dass wir alle Brüder und Schwestern sind und im Grunde
unseres Herzens dieselbe Sprache sprechen.

Wenn man vermeintlich bestimmt eine Tür schließt, sie nach längerem
Klopfen und Betteln dann aber wieder öffnet, wird die Abgrenzung unglaubwürdig
und die Tür zu einer belächelten Pseudobarriere.

SMS können, obwohl sie Kommunikation suggerieren, zum Medium
schleichender Entfremdung werden. Das geschieht dann, wenn sie zum Ersatz für
Telefongespräche oder persönliche Begegnungen werden, wenn mit Minimalaufwand
das Kontaktsoll erfüllt wird und wenn Zweifel, Ängste, Wut und Gleichgültigkeit
hinter oberflächlich freundlichen Formulierungen versteckt werden und somit
Konfrontation vermieden wird. SMS können zur Quelle von Missverständnissen
werden und machen es fast unmöglich, einzuschätzen, ob das Gesagte auch so
gemeint ist.

Wenn ich mir mit meinem Espressokocher ein belebendes Heißgetränk
zubereiten möchte, den oberen Teil aber vorschnell aufs Gewinde setze und die
Bewegung blockiert, macht es keinen Sinn, mit Gewalt weiterzudrehen.
Stattdessen mache ich Fortschritte, mit dem Druck nachzulassen, ein paar
Schritte zurück zu machen, den Fehler zu korrigieren.

Zwei Männer, die um die Gunst einer Frau rivalisieren, teilen eine
paradoxe Gemeinsamkeit, die sie aber nicht in Eintracht genießen und ausleben
können: die Begeisterung für eben diese Frau.

Zivilcourage macht Freude, denn sie ist Kampf für eine gute Sache.

Das Traurige ist, dass sich der Neid, die Unsicherheit, die Angst des
(antisemitischen) Rassisten hinter einer pseudostarken Fassade verbergen.
Gleichzeitig sind Rassisten so feige, dass sie ihre Ressentiments oft nur
indirekt witzelnd vortragen. So ist es unsere Aufgabe, sie öffentlich an den
Pranger zu stellen, ihre Aussagen gleichsam mit einem Lautsprecher zu
verstärken und zur Diskussion zu stellen. Der Druck, den sie verbreiten, muss
um ein Vielfaches auf sie zurückfallen. Sie müssen sich die Frage gefallen
lassen, wie es sich lebt mit der Schuld, indirekt zu befürworten, dass ein
kleines Kind nur wegen seiner Herkunft – und wir alle kommen irgendwoher – in
die Gaskammer geworfen und grausam ermordet wird.

Aus dem klaren Nein gegenüber einzelnen Forderungen und Aktionen kann
in Freiheit das große Ja zur Partnerschaft erwachsen.

Wenn ich in mir ein klares Nein spüre, sollte ich auch Nein sagen.
Wenn ich am Schwanken bin, sollte ich mich Argumenten gegenüber öffnen, dabei
aber auf einer Bedenkzeit bestehen. Wenn ich schwanke und eine schnelle
Entscheidung gefragt ist, kann ich durchaus Ja sagen, um herauszufinden, ob mir
etwas gefällt oder um dem anderen bewusst einen Gefallen zu tun. Dann trage
allerdings ich die Verantwortung für diese Entscheidung mit allen Risiken und
Nebenwirkungen. Es ist ein Gebot der Fairness und Partnerschaftlichkeit, nicht
dem anderen die Schuld für einen möglicherweise unglücklichen Verlauf in die
Schuhe zu schieben.

Wir Menschen sind einzigartig und unterscheiden uns voneinander. Diese
Unterschiede kommen umso mehr zur Geltung, je mehr Nähe wir teilen und je mehr
Entscheidungen miteinander zu treffen sind. Das gilt in besonderem Maße für die
Partnerschaft zwischen Mann und Frau, wo dann auch noch die
geschlechtstypischen Eigenheiten hinzukommen. Insofern wird es eher die Regel
als die Ausnahme sein, dass in einer Partnerschaft Meinungsverschiedenheiten
entstehen. Wer sich einbildet, diese durch Dominanz einzuebnen, öffnet das
Ventil für ein schleichendes Gift, das in Entfremdung mündet. Weitaus gesünder
ist es, die Differenzen zu respektieren, ja vielleicht sogar ihren belebenden
Reiz zu erkennen.

Es gibt zwei wesentliche Möglichkeiten, seine Bedürfnisse zum Ausdruck
zu bringen: Reaktiv als Antwort auf Forderungen und Erwartungen der Umwelt oder
proaktiv aus der Entschlossenheit heraus, dem eigenen Leben kreativ und
gesundheitsbewusst Richtung zu geben.

Auch und gerade in den schönsten Lebensmelodien existiert ein
Unterstrom des Dramas.

Wenn wir uns die Anforderungen des ganzen Lebens, manchmal auch nur
der nächsten Woche oder des kommenden Tages vor Augen führen, fühlen wir uns
bisweilen wie gelähmt. Nichtsdestotrotz können wir uns dafür entscheiden, den
linken Fuß auf den Boden zu bringen, dann den rechten und aufzustehen, um
loszugehen.

In jeder Partnerschaft sollte es noch lockende, nicht geschaute Filme
geben, deren Betrachtung die beiden miteinander verbindet.

Für jede Partnerschaftsgeschichte gibt es eine Filmmusik, die aber nie
veröffentlicht wird, weil dieses Abenteuer real ist.

Ein Vorteil von Phasen der Projektarbeit und Zeiten intensiven Lernens
für das Wohlbefinden kann darin liegen, dass man seine Aufmerksamkeit
fokussiert, sich besser gegen ansonsten mächtige Ablenkungen abschirmen kann,
die Welt dadurch übersichtlicher wird und man einen markanten Wechsel aus
Anspannung und Entspannung sowie die Genugtuung von Fortschritten auf dem Weg
zu seinen Zielen erlebt.

In der Stadt unterwegs zu sein und dabei immer mal wieder ein
freundliches Wort oder einen aufmerksamen Blick übrig zu haben, lässt einen mit
dem guten Gefühl heimkehren, ein paar erfreuliche Schwingungen mehr in diesem
lebendigen Mikrokosmos hinterlassen zu haben.

Es ist erfrischend neu, das Bild einer Landschaft oder eine Stadt
anzuschauen, ohne es verorten zu können. Es wird dadurch gleichsam utopisch,
losgelöst, pures Gefühl. Es ist wie das Verkosten eines Weines, ohne vorher
aufs Etikett zu blicken oder Kommentare zu hören. So können wir
unvoreingenommen erspüren, ob’s schmeckt.

Jede Wohnung ist auch anwachsender Spiegel der Lebensgeschichte mit
der allmählichen Herausbildung von Vorlieben beim vagabundierenden Beschreiten
eines Weges der Geschmacksexperimente.

Verführung bedeutet auch, immer wieder durch Andeutungen eine Vorschau
zu bieten auf verlockende Welten, dann Einladungen auszusprechen, den nächsten
Schritt zu tun, es ist doch nur ein Schritt, bis der Wunsch beim anderen
Menschen wächst, einzutauchen in diese Sehnsuchtsbilder.

Die Karriere aus dem engen Begriffsverständnis geht oft einher mit
einem Abstieg in puncto Muße und Selbstbestimmung. Hohes Einkommen kann kaum
kompensieren, dass man in so großem Ausmaß 
fremden, recht unpersönlichen Interessen zur Verfügung steht.

Je klarer die eigene Werteorientierung, desto geringer die
Anfälligkeit für irreführende Suggestionen.

Auch wenn wir nur alle paar Tage etwas rein bedürfnisorientiert und
mit Muße tun, strahlt die Energie und Entspannung dieser Erlebnisse auf die
Phasen dazwischen aus, in denen wir eher nach Zeitplänen und aufgabenbezogen
handeln.

Erfüllt von den Erlebnisbildern einer Reise kann ich mich wochenlang
auf einer Fläche von ein paar Quadratkilometern aufhalten ohne das geringste
Gefühl, etwas zu verpassen. Dankbar schwelge ich in Erinnerungen, widme mich
meinen Aufgaben und erfreue mich an den immer auch vorhandenen Parallelen
zwischen meiner Alltagswelt und der erkundeten Ferne.

Man sollte das beruflich in die Waagschale werfen, was den eigenen
Neigungen am meisten entspricht, wofür man am leichtesten Energie mobilisiert.
Je mehr ich davon in meine Tätigkeit einbringe, desto mehr bin ich mit meiner
Persönlichkeit und Geschichte präsent, desto mehr habe ich Zugang zu meinen
natürlichen Antriebsquellen.

An der Grenze, Werte neu entdecken, Rückbesinnung, nach vorne schauen.

Wenn man völlige Diskretion wahren möchte bezüglich Verhaltensweisen
eines anderen Menschen, die einen persönlich betreffen, darf man einem Dritten
gegenüber letztendlich gar nichts von dem Thema erzählen, muss auf Andeutungen
verzichten. Durch bruchstückhafte Darstellungen kann viel Verwirrung entstehen
und früher oder später kommt es zu gezielten Nachfragen. Wenn man daraufhin
bekundet, darüber nicht reden zu wollen, wird schnell die pikanteste,
problematischste Variante unterstellt. Indiskretion zur Stabilisierung der
eigenen Gefühlslage, nachdem man Verletzungen erlitten hat, ist ein Grenzgang.
Wenn überhaupt, sollte man ihn nur glaubwürdigen Vertrauenspersonen gegenüber
wagen und wenn es für einen selbst ein tiefgreifendes Bedürfnis ist, in der
eigenen Situation verstanden zu werden, gerade von diesem bestimmten Menschen.
Nichtsdestotrotz bleibt es eine ethisch brisante Entscheidung. Ausgeglichen
werden kann es höchstens durch den möglichen Effekt, dass sich etwas von der
Seele zu reden, auch wenn dabei teilweise ein schlechtes Licht auf eine andere
Person fällt, Druck rausnimmt. Neue Blickwinkel und Deutungen des vielleicht
nur allzu menschlichen Verhaltens des anderen können vorgeschlagen werden und
so kann es sein, dass auf diesem Wege die Heilung der Beziehung weitere
Fortschritte macht. Es liegt natürlich in der eigenen Verantwortung, das
Verhalten der anderen Person möglichst präzise zu beschreiben und es auch
einzuordnen in Rahmenbedingungen, zu denen auch eigene Charakteristika und
Handlungen zählen. So wird vieles nachvollziehbarer und primitive Begriffe wie
"Schuld" können in der Kiste der Utensilien für grobe, schädigende
Vereinfachungen bleiben.

Verzeihen spielt nicht nur im Umgang mit Verstößen gegen vermeintlich
allgemeingültige Moralvorstellungen eine Rolle. Es ist auch dann angebracht,
wenn man vor dem Hintergrund eines Wertesystems und bestimmter Veranlagungen
verletzt wurde und der Mensch, der einem dies zugemutet hat, wusste, dass einem
bestimmte Dinge wichtig sind und andere einem besonders zu schaffen machen
würden. Verzeihen ist besonders dann wichtig, wenn in einer Beziehung mehr oder
weniger eine Vereinbarung getroffen wurde, sich in diesen Punkten zu
respektieren, dann aber leichtfertig Grenzen überschritten wurden. Verzeihen
wird natürlich erleichtert durch einen gebotenen Ausgleich, etwa Engagement für
die Beziehungspflege oder eine Zuwachs an Einfühlungsvermögen und
Wertschätzung.

Der Arbeitsplatz erlangt seine Bedeutung nicht allein als Quelle von
Einkommen sondern auch dadurch, dass er uns einen vertrauten, im besten Falle
ästhetischen Ort, Tagesstruktur, Sozialkontakte, Anerkennung und eine sinnvolle
Aufgabe sowie den Rahmen, diese zu erfüllen, liefert.

Der Mehrwert einer Reise kann auch darin bestehen, dass wir mit
einfacheren Lebensverhältnissen konfrontiert werden, der Kunst, in diesem
Rahmen Daseinsfreude zu kultivieren und der Dankbarkeit für eine Arbeitsstelle.
Das begünstigt eine größere Wertschätzung für all das, was wir in der Heimat
aufgebaut haben und was uns dort geboten wird, anstatt uns über Details den
Kopf zu zerbrechen.

Paradoxerweise können ausgeprägte Freundlichkeit, Toleranz und
Verzicht auf Kontrollverhalten seitens des Partners beim Gegenüber zur Quelle
von Misstrauen werden, wenn vermutet wird, dass damit Freiraum erarbeitet
werden soll zur Pflege brisanter Sozialkontakte, ganz im Sinne einer
unterschwelligen Vereinbarung: ich stelle keine kritischen Fragen und Du dann
bitte auch nicht.

Das Leben ist über weite Strecken unberechenbar. Wir können nur nach
bestem Wissen und Gewissen handeln und entscheiden. Der Rest bleibt Risiko.

Bevor ich begeistert von etwas spreche, kann ich in mich hineinspüren,
ob ich es wirklich so empfinde oder ob ich es so empfinden möchte und deswegen
den Ton der Begeisterung wähle, um mich selbst zu überzeugen.

Ein Bestandteil des Flirtens, auch in schon länger bestehenden
Beziehungen, ist eine gewisse Synchronisierung von Verhaltensweisen, als Geste
der Betonung von Gemeinsamkeit und Wunsch, sich in einer Richtung zu bewegen,
sei es beim Schwimmen, beim Griff zum Getränk oder bei der Wahl der Worte.

Wichtiger als das starre Einhalten von Regeln ist das Spüren der
Auswirkungen der Befolgung oder des Verstoßes. So kann es zu hilfreichen
Feinjustierungen kommen. Eine zu strenge Regel kann Frustration schüren, ein
Gefühl von Knebelung vermitteln und Ausbruchsversuche provozieren. Eine liberaler
formulierte Regel gibt Freiheiten, die vielleicht selten oder nie ausgeschöpft
werden, auch aus Wertschätzung gegenüber demjenigen, der einem diese Freiheit
gewährt. Eine zu lasch gestaltete Regel dagegen kann schnell als
Gleichgültigkeit gedeutet werden und Eskapaden herausfordern, vielleicht auch
um den anderen dazu zu bringen, Flagge zu zeigen, um eine Krise zu erzeugen,
deren Verarbeitung zu mehr Offenheit und Verbindlichkeit führt.

Gemeinsam einen Traum zu entwickeln, optimistisch vom besten Verlauf
auszugehen, verpflichtet einen nicht dazu, genau diese Vorstellungen in die Tat
umzusetzen, doch aus diesen Phantasien schöpfen wir zusammen mit dem wachen
Leben im Jetzt die Energie, um das zu verwirklichen, was uns miteinander
möglich ist.

Wenn ich mich aus freien Stücken dafür entscheide, den
aussichtsreichen Berg hinter der Stadt vor Sonnenuntergang zu besteigen und ich
auf dem Weg dorthin durch die Fußgängerzone gehe, dann fällt es mir mit dieser
Entschlossenheit im Herzen leichter, auf die Versuchung zu verzichten, mich im
Konsum zu verzetteln, dann kann ich laute Kneipen ohne Reue links liegen
lassen.

Sich gegenseitig in einer Partnerschaft Freiheiten zu gewähren im
Umgang mit Menschen des anderen Geschlechts kann eine gewisse Genugtuung
bereiten, weil man sich so tolerant zeigt und nun auch unverkrampfter neue
Erfahrungen sammeln kann, so etwa beim Aufbau einer Freundschaft mit einem
interessanten Menschen. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass es alles
andere als leicht sein kann, die Spannungen und Sorgen auszuhalten, die
womöglich damit einhergehen. Es kann zu regelrechtem Freiheitsstress kommen.

Wenn man in einer Partnerschaft betrogen wurde und dann in einer
mehrdeutigen Situation Misstrauen entsteht, ist der Partner nicht direkt dafür
verantwortlich, da das Misstrauen ja Ergebnis einer automatischen Deutung der
Situation ist, jedoch nicht Bestätigung oder Beweis für einen erneuten
Missbrauch des Vertrauens. Insofern besteht kein Anlass, sich auf die eine oder
andere Weise zu rächen. Allerdings hat man Grund dazu, dem anderen eine
Mitverantwortung dafür zuzuschreiben, dass durch die Zumutungen in der
Vergangenheit die Schwelle für solche spontanen Mutmaßungen gesunken ist und
man berechtigterweise Traurigkeit und Ärger verspüren angesichts der Tatsache,
dass man nun vor der Herausforderung steht, innerlich oder durch Kommunikation
mit diesen belastenden Regungen umzugehen.

Manches wirkt auf den ersten Blick so verführerisch, hat dann aber
doch zweifelhaften Inhalt. In solchen Fällen kann es vorkommen, dass man erst
davon kosten muss, damit einem der Appetit vergeht.

Aufschub und Verzögerung bei der Arbeit an Projekten ist oft darauf
zurückzuführen, dass man sich zu lange in sogenannten Vorarbeiten aufhält.
Diese sind angenehmer und oft auch intrinsischer motiviert als die
bevorstehenden Aufgaben und sind dabei doch ernst genug, um ein gutes Alibi
abzugeben.

Der Frühling sensibilisiert uns für die Wahrnehmung der kleinen,
zarteren Unterschiede, Übergänge und Veränderungen. Durch frische Luft und
warme Sonne ist es so, als würden sich zwei Jahreszeiten küssen.

Liebe ist kein Gegenstand, den man einmal modelliert und sich dann als
Besitz in den Schrank stellen kann. Liebe ist aber auch kein labiles Phänomen,
das man jeden Tag neu erfinden und austarieren muss.

Seine Vorstellungen von Treue und Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit
kann man in der Partnerschaft entweder direkt thematisieren oder aber vorleben
und dann hoffen, dass der andere das Signal versteht und ähnlich handeln wird,
etwa wenn es darum geht, den Partner darüber zu informieren, wenn man eine
andere Person kennengelernt hat und diese regelmäßig per Verabredung trifft.

Eine Partnerschaft kann leiden unter einem Übermaß an Offenheit, wenn
jedes Gespräch mit einem neuen Menschen und dabei aufgetretene Gefühle und
Gedanken berichtet werden. Sie kann aber auch leiden unter einem Mangel an
Offenheit, wenn bedeutsame Bekanntschaften, die regelmäßig gepflegt werden, mit
dem Mantel des Schweigens bedeckt werden. Alles auf sogenannter Vertrauensbasis
laufen zu lassen, kann als Gleichgültigkeit erlebt werden, kann verleiten zu
einer zunehmenden Lockerung der Selbstkontrolle, bis durch fahrlässiges Spiel
mit der Gefühlsverwirrung eine gesunde Partnerschaft aufs Spiel gesetzt wird,
bis der andere auf Umwegen erfährt, welche Treffen da regelmäßig stattfinden
und dann Betrug gewittert wird, wo es sich womöglich nur um einen rein
freundschaftlichen Kontakt handelt.

Zu einem gangbaren Weg gelingender Partnerschaft gehört Toleranz
innerhalb vereinbarter Grenzen, zusammen mit Offenheit über wichtige
Veränderungen.

Toleranz und Vertrauen in der Partnerschaft, etwa bezüglich des
Umgangs des anderen mit Dritten, ist ein hohes Gut, doch ist dafür auch ein
Preis zu bezahlen, zum Beispiel die Spannung, die auszuhalten ist, wenn man
weiß, dass sich der andere mit einer neu hinzugekommenen, befreundeten Person
des anderen Geschlechts trifft.

Wenn man sich in einer Partnerschaft damit einverstanden erklärt hat,
dass Personen des anderen Geschlechts in einem freundschaftlichen Rahmen
getroffen werden, räumt man damit zwar viel Freiheit ein, steht damit aber auch
immer wieder vor schwierigen Entscheidungssituationen und Herausforderungen des
emotionalen Selbstmanagements: wenn ich darauf verzichte, Auskünfte bezüglich
solcher Treffen einzufordern, beweise ich damit zwar viel Vertrauen und
Toleranz, kann aber auch gleichgültig wirken und muss permanent mit der
Eventualität leben, dass jetzt gerade in meiner Abwesenheit ein solches Treffen
stattfindet und die Dynamik der Annäherung womöglich nach und nach eskaliert.
Frage ich nach, zeige ich mich zwar von einer sehr menschlichen Seite, riskiere
aber auch, als misstrauisch kontrollierend erlebt zu werden. Ein Patentrezept
gibt es nicht. Jede Entscheidung bringt Risiken und Nebenwirkungen mit sich.
Die Restspannung ist auszuhalten als Preis für den damit verwirklichten Wert.

Eine der Möglichkeiten, Anwesenheit des Partners in einer
Fernbeziehung zu spüren, besteht darin, den Umgang mit anderen Personen so zu
gestalten, dass man sich dabei an Vereinbarungen hält, die Gefühle und
Bedürfnisse des Partners respektiert und somit die Partnerschaft schützt.

Reisevorbereitungen sind ein Modellfall fürs Leben. Wir haben uns ein
attraktives Ziel gesetzt, doch die Arbeiten im Vorfeld sind oft alles andere
als aufregend, Wäsche waschen und Müll wegbringen etwa. Bisweilen mögen wir
sogar das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten oder dass das Ziel diesen
ganzen Aufwand, diese Anspannung angesichts des Zeitplanes gar nicht wert ist.
Sobald die Reise dann aber beginnt, sobald wir einen Sehnsuchtsort erreicht
haben, sind die Zweifel weggeblasen wir Morgennebel. Dann verstehen wir, wie
wichtig es war, am Ball zu bleiben, bei all den kleinen Schritten.

Therapie der Psyche ist über weite Strecken Anwendung von Sprachmagie.

Ein guter Plan ist wie ein Tunnel aus Raum und Zeit. Auch dieser Plan
ist gewissermaßen ein greifbares Produkt, zumindest ein spürbares. Das wird uns
bewusst angesichts des Wohlbehagens, wenn er gut läuft, oder aber durch den Stress,
der entsteht, wenn es in der Durchführung zu Verzögerungen oder Ausfällen
kommt, wenn Fristen nicht eingehalten, Orte und Ziele nicht erreicht werden.
Wenn wir im richtigen Bus zum Flughafen oder Bahnhof sitzen, können wir den
Genuss steigern, indem wir uns vorstellen, dass genau dieser Bus auch ein
verpasstes, entscheidendes Verbindungsstück hätte sein können.

Welche Voraussetzungen erfüllt werden mussten, welcher Weg zu gehen
war, bevor wir in unser Tagebuch oder auf eine Postkarte schreiben können
"Ort", "Datum", "ich", "hier",
"Erlebnis", diese abstrakten Begriffe mit Inhalt füllend!

Reisen, besonders Flugreisen, verlangen uns ein erhebliches Maß an
Selbstdisziplin ab. Zeitfristen und Gepäcklimits müssen eingehalten werden. Der
Lohn ist der Genuss der Beschränkung aufs Wesentliche, der sich spätestens nach
einiger Zeit einstellt, das Erlebnis der Kompakten.

Führung hilft Menschen dabei, das Beste aus sich herauszuholen und dem
Sog problematischer Gewohnheiten zu widerstehen. Insofern führen wir auch uns
selbst auf dem Weg durchs Leben. Achten wir darauf, dass wir dabei Werte und
Ziele möglichst bewusst wählen und nicht in sinnentleerten Routinen oder in der
Befolgung fremden Willens erstarren! Selbstführung, Selbstbegleitung ist ein
kreatives Abenteuer.

Jedes Land, jede Gesellschaft, ist ein Club mit Spielregeln, Rechten
und Pflichten für die Mitglieder. Der Reisepass ist der Ausweis.

Oftmals berühren wir auf Reisewegen vertraute Orte. Unterwegssein wird
so auch zu einem Rundflug über der Biographie.

Wir nehmen Anlauf und sehen noch die einzelnen Körner des Asphalts der
Startbahn, dann heben wir ab, jetzt sind die einzelnen Bäume noch klar
voneinander zu unterscheiden, doch schon bald verschmelzen sie mit den
Waldgebieten. So zoomen wir hinauf, von den Pixeln zum Panorama der großen
Formen. Gleich nah bleiben wir nur uns selbst.

Wenn wir aus der Luft ein Gebiet überblicken, in dem Hunderttausende
oder gar Millionen von Menschen leben, wirkt es umso erstaunlicher und
faszinierender, wie stark wir unser Dasein auf wenige ausgewählte Menschen
ausrichten, dort unser Engagement und unsere Hoffnungen verankern.

Gerade die Mäander des Lebensflusses machen die Landschaft unserer
Geschichte so interessant.

Wenn ein Paar durch das Gröbste einer Krise hindurch ist, kann die
Erleichterung und die Freude über die neue Chance so groß sein, dass alle
Zweifel und Verletzungen überstrahlt werden. Allerdings ist damit zu rechnen,
dass nach einem Abflauen dieses Euphorieschubes Nachwirkungen der Krise ans
Tageslicht kommen, Frustrationen, Verunsicherungen, Empfindlichkeiten. Diese
Verarbeitung in Etappen ist ganz natürlich und gelingt am besten auf einem
Mittelweg zwischen Gefühlsunterdrückung und unreflektiertem Überreagieren und
Schuldzuweisungen. Gelegentliche Streits können dazu gehören, dabei sollten
aber auch die Hintergründe für momentane Irritierbarkeiten berücksichtigt und
angesprochen werden und es tut gut, einander trotz alledem spüren zu lassen,
dass der Wiederaufbau von Vertrauen und Leichtigkeit das wichtigste Ziel ist.
Von Ärger, von Enttäuschung, kann man sich besser distanzieren, wenn es zum
Ausdruck gebracht wurde. Benannte Gefühle können zum Gesprächsgegenstand
werden, nicht bedachte Perspektiven können eingebracht werden, Dampf wird
abgelassen und im besten Fall bleibt am Ende ein handhabbarer Rest an Spannung
und das gute Gefühl, miteinander aufrichtig und offen umgehen zu können.

Was uns Energie fürs Handeln gibt, ist oft die Beziehung zu einem
geradezu greifbaren Sehnsuchtsbild, in dem wir unseren persönlichsten
Bedürfnissen ganz nahe sind, in dem sichtbar wird, dass wir selbstwirksame
Gestalter unseres Lebens sind.

Ein paar Worte, eine Geste, all dies mag unproblematisch oder gut
akzeptabel sein, doch nach einer labilisierenden Vorgeschichte und im Zusammenwirken
mit anderen Irritationen kann daraus Sprengkraft entstehen. Wenn wir Worte und
Gesten kritisieren, sollten wir sie in Beziehung bringen zu diesen anderen
Ereignissen und Handlungen, damit unsere Reaktionen nachvollziehbarer werden.

Die Worte und Gesten der Versöhnung nach einem Streit brauchen
meistens wie Feuchtigkeitsmilch oder ein Medikament Zeit, um einzuziehen und
die Wirkung zu entfalten.

Wie man nach einer Trennung die Diskussionen vermissen würde, wenn
diese Diskussionen ein Zeichen waren, dass man sich füreinander interessiert
und einen gemeinsamen Weg auf Augenhöhe gestalten möchte!

Mit zur kostbarsten Freiheit in einer Partnerschaft zählt es, wenn man
miteinander diskutieren, ja auch streiten kann, ohne dass der andere sich der
Auseinandersetzung entzieht, abblockt, aus dem Felde geht und ohne dass der
andere völlig egozentrisch oder gar entwertend auftritt.

Im Zug sprach ich mal mit einem Einheimischen über die bemerkenswert
begünstigten Wetterverhältnisse im Nordosten Englands während der letzten
Monate. Er bestritt dies hartnäckig. Sind sie hier vielleicht stolz aufs
garstige Klima, wollen sie ein Klischee verteidigen als wär’s ein Teil der
Identität, ist es defensiver Pessimismus?

Es ist faszinierend, wie wir uns durch sinnliche Erfahrungen Orte
aneignen, bis sie als pulsierende Muster ein Teil von uns werden und dabei auch
mit verwandten Erinnerungsbildern verschmelzen.

Letztendlich sind wir immer ganz wir selbst, doch manchmal spüren wir
es besonders intensiv, vor allem dann, wenn wir uns ganz unseren Neigungen
hingeben, nah dran sind an den Träumen unserer Kindheit und Jugend, wenn die
Welt wieder ein bisschen mehr wie ein Abenteuerspielplatz wirkt.

Traumgleich gleiten durch fremde Lande, vorbei an unzähligen
Einladungen zu reizvollen Zwischenstopps und Seitenwegen, einige annehmend,
andere mitnehmend als Sehnsuchtssouvenir.

Es kann für einen sehr aufschlussreich sein, wenn einem ein anderer
Mensch eine Rückmeldung gibt über Stärken, Potentiale, Problemmuster, vermutete
Sehnsüchte und Ambivalenzen, genährt aus Gesprächen und Beobachtungen. Eine
zusätzliche Ebene an Intensität und Greifbarkeit kann erreicht werden durch
Verschriftlichung dieser Eindrücke und Schlussfolgerungen.

In jedem Gespräch erfahre ich etwas von meinem Gegenüber, von mir
selbst sowie von Menschen ganz allgemein.

In der glücklichsten Liebesbeziehung existiert zumindest ein kleiner
Unterstrom von Freiheitsverzicht und Freiheitssehnsucht. Die Partner tun gut
daran, sich Spielräume für Selbstbestimmung bewusst zu geben, bevor das Gefühl
des Eingeengtseins so stark wird, dass es zu zerstörerischer Reaktanz kommt.

Überengagement kann sich in der Partnerschaft ähnlich auswirken wir im
Arbeitsleben: während man noch aus voller Überzeugung und auch mit Begeisterung
Energie investiert, baut sich unter der Oberfläche schon
Kompensationserwartung, Erschöpfung und Überdruss auf. Da empfiehlt sich
vorausschauende Neudosierung und sparsamerer Umgang mit den großen Gesten.

Ein ganzheitlicher Begriff von Karriere schenkt auch der Vereinbarkeit
von beruflichem Erfolg und anderen Herzensangelegenheiten Aufmerksamkeit, hier
besonders der körperlich-seelischen Gesundheit sowie der Einbettung in ein
wohltuendes Netzwerk zwischenmenschlicher Beziehungen.

Würde man Menschen von oben als Lichtpunkte auf ihren Alltagswegen, an
ihren Lieblingsorten beobachten und das Ganze dann im Zeitraffer abspielen,
ergäbe sich in der Regel ein charakteristisches Muster, mit gelegentlichen
experimentellen Kontrapunkten. Wenn Menschen sich begegnen, begegnen sich auch
Gewohnheiten der Bewegung in Raum und Zeit, rituelle Figuren im Tanz mit dem
Lebensthema.

Ein Produkt erhält bereits im Prozess der Erschaffung seinen Wert,
nicht erst nach der geldwerten Vermarktung.

Der Reisegenuss steigt mit der Fähigkeit zu Auswahl,
Schwerpunktsetzung und Verzicht, mit der Freiheit von übermäßigem
Vollständigkeitsstreben und Verpassensängsten.

Erfolg kann nur haben, wer auch Enttäuschungen riskiert.

Der kreative Mensch muss sich zur Pflege seiner Ressourcen
zwischendurch ausruhen auf dem Polster seiner Schaffensphasen. Wenn er hin und
wieder eher passiv und mal nicht so originell ist, ist die Freude an der Arbeit
danach umso größer, weil klar wird, das die Kreativität nicht aus einem Zwang
heraus entsteht, sondern aus Freiheit.

Was hilft aller Status, wenn man es nicht gelernt hat, das Leben auch
mit einfachen Mitteln zu genießen?

Der Vorhang öffnet sich auf der London Bridge. Die östliche Nachbarin,
die Tower Bridge, dient heute als magisches Sonnentor, vor dessen Silhouette
der unablässige Strom der Morgeninfanterie entlangzieht. Die Menschen wirken
wie Teilnehmer des New York Marathon im Anzug. So gut wie keiner würdigt die
bezaubernde Szenerie eines Blickes, als ginge es darum, der Medusa nicht in die
Augen zu schauen, aus Angst, dem Alltagstakt entrissen zu werden. Einen Ort
unverbraucht und mit Muße wertschätzen zu können, ist ein großes Geschenk,
allerdings auch Resultat einer Haltung. Als Reisender hat man es da natürlich
leichter.

Dass es gefährlich sein kann, andere Menschen sehenden Auges blind zu
imitieren, merkt man auch in Großstädten, wo Zeitdruck und Erlebnishunger einen
dazu drängen können, bei Rot über die Straße zu gehen.

Das ursprünglichste und wichtigste Transportmittel des Reisenden ist
der Körper und die Phantasie.

Flughäfen sind wie sich drehende Karussells, aus denen sich mit
Einverständnis der Passagiere gelegentlich Gondeln lösen.

Die Selbstachtung profitiert keinesfalls nur durch unmittelbare
soziale Bestätigung. Manchmal verbessert sich das Selbstbild gerade dadurch,
dass man sich von Anerkennung unabhängiger macht, selbstgenügsamer lebt und
geheime Projekte schmiedet, über deren vorhergesagten und sich allmählich
abzeichnenden Erfolg man sich im Stillen freuen kann und somit zum Fan und
Förderer seiner selbst wird.

Eine Variante der Unaufrichtigkeit ist darin zu sehen, wenn recht
offensiv ein oberflächlicher Aspekt der Wirklichkeit genannt wird, vielleicht,
um das Befragtwerden zu vermeiden, die heiklen Inhalte aber verschwiegen
werden.

Die Selbstrechtfertigung eigenen problematischen Verhaltens kann ihren
Ursprung in Projektionen haben: man übte ja nur ausgleichende Vergeltung für
ein tatsächliches oder beabsichtigtes Verhalten des Anderen, wobei diese
Zuschreibung ein Ableger der eigenen, eher uneingestandenen Phantasien und
Wünsche ist.

Ein entwicklungsfördernder, bisweilen sogar psychotherapeutischer
Aspekt des Reiseerlebens kann sich daraus ergeben, dass inspirierende,
klärende, motivierende und heilsame Metaphern – also bildhafte Vergleiche – für
Schwierigkeiten und Lösungswege entdeckt und mit nach Hause gebracht werden.

Reisen bieten uns die Chance, in Ruhe über Verletzlichkeiten und
problematische Gewohnheiten nachzudenken, uns persönliche Stärken und
Möglichkeiten ihrer Anwendung vor Augen zu führen, uns bewusster zu machen wer
wir sind und was wir wollen, um dann auch im Alltag noch konsequenter nach
diesen Einsichten zu handeln. So lassen sich Belastungen besser abfedern, Ziele
wirkungsvoller erreichen.

Reisen laden ein zur Inventur unseres Lebensstils und unserer
Gewohnheitsmuster, zur Steigerung des Bewusstseins für Werte und Ziele, zur
gesunden Optimierung.

Jeder Reiseprospekt weckt unterschwellig Erfüllungserwartungen von
Paradiesvorstellungen und Verwandlungswünschen.

Wenn nach der Rückkehr aus dem warmen Süden kühles Wetter herrscht,
kann dies ein wohliges Bewusstsein unterstreichen, in einer beinahe unwirklich
schönen Parallelwelt gewesen zu sein. Das Kontrasterleben kann unser Glück also
noch verstärken und wir stellen mit Erstaunen fest, dass vermeintlich
schlechtes Klima, aus einer anderen Perspektive betrachtet, Rückenwind schenken
kann für unseren Lebensgenuss.

Lebenszufriedenheit wird begünstigt durch das Anstreben und Erreichen
ausreichend fordernder, insgesamt überschaubarer beruflicher Erfolgsziele –
wobei ein mittleres Risiko, ein hoher Grad an Selbstwirksamkeit und
Verfügbarkeit äquivalenter Alternativen im Falle von Fehlschlägen hilfreich
sind - , Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und der eigenen Gesundheit,
Genuss grundlegender Geschenke des Lebens wie Natur und Körperfreuden sowie
Hingabe an ethisch-moralische Werte. Die Zufriedenheit wird wohl zusätzlich in
dem Maße vertieft, in dem man das Gefühl hat, etwas Wertvolles an andere
Menschen weitergeben zu können.

Was für ein Glücksgefühl, wenn sich digitalisierte Reisebilder von
Daumennagelgröße erstmalig zu voller Blüte entfalten, den Bildschirm füllen und
unser Gesicht erstrahlen lassen!

Je mehr uns auf einer Reise Natureindrücke und Gemeinschaftserlebnisse
tief berührt, ja vielleicht sogar manchmal zu Tränen gerührt haben, desto mehr
haben wir eine Ahnung vom Paradies gewonnen.

Wenn ich mich an eine gelungene Reise erinnere, kann es vorkommen,
dass warme Tränen des Glücks und der Wehmut über meine Wangen rollen, mit Kurs
auf den Süden meiner Seele, in Richtung meines Herzens.

Qualität braucht Zeit. Wenn wir ständig versuchen, schneller zu sein,
als wir in einem gesunden Rahmen sein können, wenn wir ständig hadern mit dem
tatsächlichen Zeitbedarf, dann machen wir uns das Leben schwer, ohne dadurch
besser voranzukommen.

Selbstbestimmung, zeitliche Flexibilität und Muße sind für viele
Menschen hohe Werte. Deswegen haben für jenen Personenkreis viele klassische
Karriereziele nur wenig Anziehungskraft, da sie mit diesen Merkmalen von
Lebensqualität schwer in Einklang zu bringen sind.

Eine gelingende Partnerschaft ist wie eine Heimat, die einem auch nach
vielen Jahren noch das wohlige Gefühl von Vertrautheit schenkt, in der man aber
gleichzeitig Neues entdecken und sich selbst weiterentwickeln kann. Dabei wird
respektvoll umgegangen mit dem natürlich Gewachsenen.

Vorfreude und Rückblick sind wesentliche Bestandteile des
Reiseerlebens. Wenn ich ein Buch lese, das mich einlädt zu Entdeckungstouren,
verbinden sich die Gedanken des anderen Menschen mit meinen Erinnerungen und
Zukunftsphantasien.

Im besten Falle erleichtern uns Reisen den Zugang zu unserer
Gefühlswelt, lassen uns ganz ursprünglich spüren, bringen uns in Kontakt mit
unseren Möglichkeiten und Träumen, vermitteln uns ein Gefühl von
Vollständigkeit, machen Mut, lassen uns Frieden schließen mit der Vergangenheit
und schenken ein gutes bisschen mehr von der Zufriedenheit, die das Leben
versüßt und am Ende auch das Sterben erträglicher macht.

Gerade in einer psychologisch gut geleiteten Reisegruppe kann der Gast
Geborgenheit in der Gemeinschaft, Inspiration, Leichtigkeit und Auftrieb für
die Selbstachtung erleben.

In der Psychotherapie beschäftigen wir uns mit den Wegen, die in die
Welt der psychischen Störungen führen, mit den Lektionen, die dort gelernt
werden können sowie mit den Fähigkeiten und Mitteln, die wieder heraushelfen
und hinein in ein besseres Leben.

Ein Vorteil des Eingebundenseins in fordernde Aufgaben ist, dass man
durch die erforderliche Fokussierung immuner wird gegenüber
Konsumaufforderungen des Marketing.

Wenn ich alternativen, nicht realisierten Lebensentwürfen
hinterhertrauere oder mit dem Gedanken spiele, umzusatteln beziehungsweise
aufzustocken, wenn ich darüber grüble, ob ich genug aus mir mache, dann kann
ich mir vor Augen führen, welcher Preis zu bezahlen wäre für diese Wahl, auf
was zu verzichten wäre. Oft erweist sich die Annahme, Erhöhung des äußeren
Status würde zufriedener machen, als Illusion. Wer viel investiert hat, um
etwas zu erreichen, will meistens auch was draus machen. So entstehen
Folgeverpflichtungen und nach oben bleibt die Skala immer offen, mit viel
Spielraum für frustrierende Vergleiche, wenn man es vernachlässigt hat, inneren
Frieden aufzubauen. Gesünder ist Qualitätssteigerung im Tun und Zugewinn an
Freiheit.

Natürlich gehört es zur Psychotherapie auch, die Menschen wieder fit
zu machen für ihr Arbeitsleben, doch es geht nicht darum, sie zu automatisch
funktionierenden, pflegeleichten Maschinen zu machen, sondern sie darin zu
fördern, sich souverän und mit ausreichender kritischer Distanz gegenüber
Vereinnahmung ihren Aufgaben zu widmen.

„Welchen Zweck erfüllen Abwehrmechanismen? Abwehrmechanismen dienen
dazu, unserem Bewusstsein schmerzliche Gefühle oder unangenehme Gedanken zu
ersparen. Es ist im übrigen normal, dass wir auf sie zurückgreifen, wenn wir
mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, denn sie wirken wie Stoßdämpfer. Wenn
man eine peinliche Erinnerung ins Vergessen abdrängt oder sich in Augenblicken
des Kummers in Träumereien flüchtet, sind das zwei Strategien, die es einem
erlauben, nicht mehr über seine unangenehmen Erlebnisse nachdenken zu müssen.
Je anfälliger wir sind, desto mehr neigen wir dazu, auf Abwehrmechanismen
zurückzugreifen, schützen sie doch unsere Selbstachtung. Sie verhindern, dass
man sich allzu abrupt in Frage stellt, und sind ein Mittel, um die Realität
umzumodeln und ihr auszuweichen. Wie alle Vermeidungshaltungen verstärken sie
allerdings unsere Fragilität nur noch. Sie funktionieren wie Höflinge, die einem
in seinem Palast abgeschotteten König pausenlos beteuern: »Es läuft alles
ausgezeichnet, Euer Gnaden«, während draußen die Revolution tobt. Der Souverän
wird in diesem Falle keinerlei Anstrengungen zur Veränderung unternehmen, denn
die einzigen Botschaften, die er an sein Ohr dringen lässt, sind die
beruhigenden. Unsere Patienten gehen genauso vor; sie filtern buchstäblich die
Informationen, um nur solche zurückzubehalten, die ihnen Sicherheit einflößen
und keine Anpassungsbemühungen abverlangen. Abwehrmechanismen sind also in
gewisser Weise ein unbewusst vorgenommener Tauschhandel, bei dem das Individuum
seine persönliche Entwicklung zugunsten eines (künstlichen) Gefühls von Sicherheit
aufgibt.“ (Christophe André & François Lelord, in : "Die Kunst der Selbstachtung",
S. 241 f.)

Eine Frist nicht einhalten zu können, einen Plan aufgeben oder in
wesentlichen Aspekten ändern zu müssen, an etwas zu scheitern, kann wie ein
heilsamer Schock wirken. Wir sind gezwungen zu aufrichtiger Bestandsaufnahme
und müssen auch anderen Menschen gegenüber Farbe bekennen. Wir werden
realistischer und ernster und finden heraus, wer zu uns hält, wer uns
akzeptiert und schätzt und wie robust unsere Selbstachtung ist.

Wenn uns jemand kritisiert, können wir ihn dazu auffordern, eine Alternative
vorzuschlagen, mit der wir uns selbst weiterhin in wichtigen Punkten treu
bleiben würden. Hat die Person das nicht zu bieten, liegt der Verdacht nahe,
dass nur aus dem eigenen Bezugssystem heraus beurteilt wird.

Zu erleben, dass die Angehörigen des Freundeskreises, mit denen man
früher noch recht spontan gemeinsame Unternehmungen planen konnte, nun mehr und
mehr ihre zeitliche Flexibilität verlieren und zunehmend vereinnahmt werden
durch berufliche und familiäre Projekte, zu erfahren, dass man auch selbst
davon betroffen ist, kann einen erheblichen Anpassungsbedarf mit sich bringen
und ist dann auch trauriges Abschiednehmen von einem Lebensgefühl der
Leichtigkeit und spielerischen Selbstbestimmung.

Wir können jede Veränderung in unserem Lebensplan, jede Entscheidung
ohne Scham und Schuldgefühl offenbaren, solange wir selbst dahinter stehen, ein
plausibles Erklärungsmodell haben und wissen, für welche Werte wir so handeln
und auch, welche Fehler wir gemacht haben und wie wir in Zukunft daraus lernen
können, ohne uns dafür selbst zu verurteilen.

Der Lohn für den Verzicht auf die Buchung eines Flugschnäppchens ist
der Zugewinn an zeitlicher Flexibilität, die Genugtuung, freier geworden zu
sein gegenüber Marketing-Suggestionen und das bessere Gefühl bei Wahl einer
umweltschonenderen Reiseform.

Lebenskunst besteht auch darin, Mitmenschen mit ihren liebenswerten
Eigenschaften sowie der Schönheit des Wohnortes auch im Alltag hin und wieder
besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Ja, es gibt viele Wege, diese Haltung zu
verwirklichen. So zeigt sie sich etwa darin, dass man beim Warten auf den Bus
oder Zug ein bisschen weiter geht, um in der Sonne stehen zu können.

Das Risiko von überdurchschnittlichem Engagement in Partnerschaft und
Freundschaften kann darin gesehen werden, dass sich womöglich bewusst oder
unbewusst eine Erwartung aufbaut, dass sich die anderen erkenntlich zeigen,
früher oder später. Wenn dies nicht wie erwünscht eintritt, können sich
Frustrationen anstauen und es ist nicht auszuschließen, dass man zunehmend
deprimiert oder ungenießbar wird. Womöglich spürt auch das Gegenüber den
unterschwelligen Erwartungsdruck, zwingt sich dann zu Gegenleistungen, fühlt
sich überfordert, vielleicht auch minderwertig oder verweigert sich trotzig dem
Tauschhandel. So kann aus übermäßig großzügigen Gesten eine Quelle der
Spannungen werden. Moderates Engagement kann die Nerven schonen.

In der Partnerschaft die Tagesaktivitäten transparent zu machen ist
einerseits eine Geste der Offenheit und Aufrichtigkeit, kann aber auch mit der
tatsächlichen oder vom Gegenüber vermuteten Erwartung vergleichbarer
Berichterstattung verknüpft sein.

Man kann noch so sehr von seiner Toleranz und seinem Verständnis
überzeugt sein und dies zum Ausdruck bringen, auf einer archaischen Ebene und
in einem Nachhall früherer Verletzungen kann man auf bestimmte Verhaltensweisen
des Partners, zum Beispiel freundschaftliche Treffen mit Personen des anderen
Geschlechts, dennoch recht heftig reagieren. Es ist dann eine Herausforderung,
diese Gefühle zu akzeptieren, vielleicht auch etwas zu offenbaren, ohne den
anderen subtil oder direkt daran zu hindern versuchen, berechtigte Freiräume in
Anspruch zu nehmen.

Jede Äußerung belastender Gefühle erzeugt zumindest tendenziell einen
Veränderungsdruck auf das Gegenüber, wenn ein Zusammenhang mit dem eigenen
Verhalten gesehen wird. Dem kann allenfalls entgegengewirkt werden, indem offen
darauf hingewiesen wird, dass man bereit ist, diese Gefühle zu akzeptieren im
Interesse eines höher angesiedelten Wertes, zum Beispiel sich gegenseitig
Freiheit zu gewähren.

Optimismus, Aufmerksamkeitslenkung auf Unkompliziert-Positives sowie
vorteilhafte Selbstdarstellung sind nicht zu verwechseln mit Oberflächlichkeit.
Vielmehr handelt es sich dabei um wichtige Facetten von Lebenskunst und
Beziehungspflege. In Verbindung mit Mut zur Problematisierung ergibt sich so
eine konstruktive Mischung aus Leichtigkeit und Kritikfähigkeit.

Leichte positive Illusionen in der Planung, ein gewisses Übermaß an
Optimismus in der Zeiteinteilung können – sofern man dadurch nicht für einen
persönlich wirklich wesentliche letzte Chancen verspielt – einem Energie auf
dem Weg der Arbeit und die Gelassenheit für Aktivitäten drumherum geben, so
dass wir in Balance bleiben und unsere Ziele letztendlich erreichen, wenn auch
womöglich mit einer ursprünglich nicht vorgesehenen Verzögerung.

Wenn jemand ein Ziel zu einer bestimmten Zeitmarke noch nicht erreicht
oder dieses Ziel eventuell auch aufgegeben hat, sollte man sich statt
engstirniger Kritik lieber fragen, welchen Werten sich die Person zusätzlich
oder alternativ gewidmet hat und was ihr durch das Nichteinhalten des Planes
vielleicht auch erspart geblieben ist.

Wir Menschen neigen dazu, uns an die Bedingungen anzupassen. Wenn wir
unter Hochdruck arbeiten müssen, tun wir tendenziell dies. Wenn wir mehr Zeit
und finanzielle Mittel haben, gehen wir die Dinge in aller Regel mit mehr Muße
an und interessieren uns auch für andere Themen um uns und am Horizont.

Bei Menschen, die ihre Selbstachtung einseitig von Leistung abhängig
machen ist es so, als wäre beinahe ihr ganzer Lebensrahmen durch Aktivitäten in
diesem Bereich gefüllt. Muße, Genuss, Leichtigkeit, nicht-instrumentalisierte
Beziehungen fristen eine Randexistenz. Wenn diese Menschen Rückschläge erleiden
– zum Beispiel Scheitern in einem ehrgeizig verfolgten Projekt, Krankheit,
Zusammenbruch oder Verlust des Arbeitsplatzes – bildet sich ein bedrohliches
Vakuum, woraus die Angst resultiert, das Lebensgebäude könnte einstürzen und
man selbst entwertet werden. Wenn den langegehegten und zielstrebig
vorangetriebenen Plänen ein Strich durch die Rechnung gemacht wird, bietet sich
allerdings auch die Chance, den Rahmen neu abzustecken und das
Mischungsverhältnis der Füllung zu verändern. Es mag sein, dass es dann gilt,
die Sorge auszuhalten, ins Gegenteil umzukippen und ein Faulenzer zu werden.
Sind wir dazu bereit, dann kann es uns gelingen, eine neue Balance herzustellen
aus Leistungszielen und Entspannung, wobei diese Balance kein statisches
Gleichgewicht sein muss, sondern auch in Form einer regelmäßig schwingenden
Wippe hergestellt werden kann, auf der es nie zu lange zu einer Schieflage
kommt. Wenn wir unsere Leistungsziele weniger verbissen verfolgen, können wir
auch die Erfahrung machen, dass die Arbeit mehr Freude bereitet, weil wir uns
nicht mehr so sklavisch an eng formulierte Standards ketten. Mit die größte
Kunst kann darin bestehen, auch bewusst den Rahmen zu schaffen für das bloße
Sein und Wahrnehmen. In solchen Phasen können wir uns mutig der Angst vor der
Leere stellen, uns in Achtsamkeit üben und neue, überraschende Seiten an uns
erleben.

Das Faszinierende an Landschaften ist auch, dass sie zwar sinnlich und
greifbar sind, wir sie aber nicht besitzen können. Selbst wenn jemand ein Stück
Land erworben hat, kann er in aller Regel nicht verhindern, dass sich andere
Menschen dieses Stück Erde visuell aneignen. Der Blick ist letztendlich stärker
als die Kaufkraft und der Blick freut sich am Teilen.

Wenn wir eine Reise organisieren, erzeugen wir zwar kein
gegenständliches Produkt, doch erschaffen wir damit einen so intensiven
Erlebniswert, dass dieser geradezu ein Wohlfühlmöbel wird im Haus der
persönlichen Geschichte.

Bewusstes Zeit- und Naturerleben, das ist auch, kurz vor dem
Herannahen einer Wolken- und Regenfront noch einmal für ein paar Minuten
innehalten und die Sonnenstrahlen auf der Haut genießen. Dies gelingt umso
besser und fühlt sich besonders intensiv an, wenn wir uns vorher ein Bild der
Wetterlage verschafft haben und ungefähr vorhersagen können, was geschehen
wird. Vielleicht verhält es sich ähnlich mit der Vorbereitung auf andere Formen
von Abschiednehmen und das Sterben.

Bewusstes Erleben von zeitlich begrenzten Möglichkeiten, der
Kostbarkeit des Augenblicks spüren wir auch, wenn wir Kinder in einer
Entwicklungsphase mit besonderer Aufmerksamkeit beobachten und begleiten.

Wenn man sich gegenüber bestimmten irritierenden Erfahrungen
abschirmt, um die gefühlsmäßige Ausrichtung auf seine Partnerin zu schützen –
dabei kann es sich um Verabredungen mit attraktiven Personen des anderen
Geschlechts handeln – ist es wichtig, dass man das vor allem aus Überzeugung,
für sich und die Beziehung tut. Man kann nicht erwarten, dass sich die
Partnerin die gleiche Zurückhaltung abverlangt. Wünschen kann man es natürlich,
doch liegt es dann in der eigenen Verantwortung, sich offen zu diesem Wunsch zu
bekennen.

Gelegentliche Reibungen sind ein Beweis dafür, dass man ein markantes,
individuelles Profil hat und dies auch zeigt. Wer auf Profil verzichtet, kommt leicht
ins Schleudern.

Hinter unsensiblen, provozierenden, lieblosen Verhaltensweisen kann
sich mehr verbergen als nur gelegentliche Nachlässigkeit oder tatsächlicher
Rückgang an Zuneigung. Hier einige Erklärungsmöglichkeiten:

  1. Ein trotziger Unabhängigkeitsbeweis nach
    dem Motto „Schau, ich bin so unabhängig, dass ich das Risiko in Kauf nehmen
    kann, Dich vor den Kopf zu stoßen!“
  2. Eine Vergeltung gegenüber einer
    phantasierten Missetat des Anderen
  3. Der Versuch, den Anderen so lange zu
    provozieren, bis dieser in seinem Verhalten eine Grenze überschreitet, was man
    dann für sich selbst als Anlass nimmt, sich einen bislang uneingestandenen
    Freiheitswunsch zu erfüllen oder als Beweis für vorherige Verdächtigungen
  4. Aufmischen festgefahrener Harmonie /
    Bremsen von Überengagement des Anderen, sozusagen als Vorbeugemaßnahme
    gegenüber Entwicklung unrealistischer Standards

Einer der traurigsten Fehler besteht in dem Bemühen, keine Fehler zu
machen.

Es ist eine Geste der Liebe, in der Partnerschaft gewährte großzügige
Freiräume nur gelegentlich und sehr umsichtig auszuschöpfen.

Ein Buch über Land und Leute, einen Sprachführer zu lesen, das sind
Gesten der Dankbarkeit und Ehrerbietung vor einer Reise.

Personen mit labiler Selbstachtung haben zumindest unterschwellig
Zweifel an der Berechtigung ihres Lebensentwurfes, ihres Wertesystems und der
Qualität ihres Tuns. Damit schaffen sie Verletzlichkeiten, Andockstellen für
die Kritik von Mitmenschen. Diese Kritik geht für sie eher als für andere
Personen in Mark und Bein und erschüttert sie im Kern ihres Selbstbildes.
Deswegen neigen diese Menschen dazu, kaum Risiken einzugehen und wenig von dem
über sich selbst zu offenbaren, was Widerspruch auslösen könnte. Das kann so
weit gehen, dass sie den sozialen Rückzug antreten, um möglichen Kritik- und
Bewertungssituationen zu entgehen, die sie sonst als eine bloße
Meinungsverschiedenheit ohne Infragestellung von Wesenszügen oder der
Möglichkeit eines Miteinanders einordnen könnten. Auch denkbar ist die Flucht
nach vorne mit aggressiver Abgrenzung und präventiver Gegenkritik, was ebenso
Entfremdung nach sich ziehen kann. Insofern ist es bei Problemen mit der
Selbstachtung von entscheidender Bedeutung, einen klareren Blick für die eigene
Wertigkeit und ein plausibles Erklärungsmodell für die eigene Biographie zu
entwickeln und darüber hinaus Akzeptanz aufzubauen gegenüber eigenen Fehlern
und Versäumnissen sowie gegenüber der Möglichkeit von Auseinandersetzungen auch
in den besten Beziehungen.

Es ist viel leichter, für seinen eigenen Lebensstil geradezustehen,
wenn er Resultat der Hingabe an Werte ist statt überwiegend das Ergebnis von
Angst, Vermeidung und exzessiver Selbstbezogenheit.

In einer guten Beziehung ist auch Raum für Kritik, Kopfschütteln und
Beeinflussungsversuche, solange der Andere nicht in seinem Wesen abgelehnt wird
und solange ausreichendes Bemühen gezeigt wird, sich in die Welt des Gegenübers
und sein Wertesystem hineinzuversetzen.

Das Leben zu genießen und sich Zeit dafür zu nehmen bedarf keiner
weiteren Rechtfertigung, solange man damit nicht anderen schadet.

Viel wichtiger als die Vermeidung von Konflikten sind Treue sich
selbst gegenüber und Aufrichtigkeit.

Grenzgänger der Normen zu sein, ein sehr individuelles Verständnis von
gelingendem Leben zu vertreten, kann im Umgang mit anderen Menschen
Konfliktspannung hervorrufen, doch ist dies die beste Schule für Selbstachtung
und geistige Freiheit, ist das die beste Prüfung für die Tiefe von Beziehungen.

Wenn wir Normen neu interpretieren und alternative Lebensentwürfe
praktizieren, sind wir konsequent wir selbst und liefern gleichzeitig unsren
Mitmenschen stimulierende Impulse zur Überprüfung der eigenen Gewohnheitsmuster
und Wertvorstellungen. Freiheitsbetont zu leben ist eine Form der Aktionskunst.

Dem Partner zu versprechen, etwas nicht zu tun, mag von gutem Willen
motiviert sein, ist aber auch eine problematische Beruhigungsquelle. Denn damit
bringt man indirekt zum Ausdruck, dass man den Anderen nicht für fähig hält, zu
vertrauen und mit der Restungewissheit umzugehen. Außerdem beeinträchtigt man
damit auch die Freiheitsgrade in der Partnerschaft, engt sich ein,
gewissermaßen auch den Anderen und schafft so womöglich den Nährboden für
reaktante, trotzige Ausbruchstendenzen. Nicht zuletzt kann auch eine
Abhängigkeit von den beruhigenden Versicherungen entstehen, so dass sich bei
ausbleibender Erneuerung des Versprechens leicht Misstrauen breit machen kann.
Besser ist es wohl, sich gegenseitig Ungewissheiten zuzumuten und sich
gleichzeitig engagiert und glaubwürdig für die Partnerschaft einzusetzen.

Ein Problem der leichten und kostengünstigen Erreichbarkeit kann darin
bestehen, dass die Versuchung entsteht, zu viel miteinander zu kommunizieren,
zu wenig Zeit für sich selbst zu reservieren. Außerdem kann es vorkommen, dass
spekuliert wird, die Beziehung hätte sich verschlechtert, wenn die
Kontaktmöglichkeiten nicht ausgeschöpft werden.

Eine bevorstehende Reise motiviert mich auch dazu, mein Leben
bewusster wahrzunehmen und zu gestalten. Ich nehme vor dem Start und auch
während der Tour vermehrt Kontakt mit Freunden und Freundinnen auf, packe
Erledigungen mit größerer Entschlossenheit an und bringe mehr Ordnung in meine
Wohnung. Reisen ermuntert uns zu Achtsamkeit. Vielleicht erinnert es uns durch
die Situation von Abschied und Übergang auch an unsere Vergänglichkeit, macht
uns dankbarer.

Ein allzu direktes Anstreben der Sexualität kann über kurz oder lang
zu Abstumpfung und Überdruss führen. Am schönsten ist Sexualität dann, wenn sie
aus Liebe und Hingabe ans Leben entsteht.

Um Menschen mit ihren Bedürfnissen abzuholen, muss man genau hinhören
und hinschauen, die wesentlichen Problem- und Zielstichwörter erfassen und
ansprechen und einen Ausblick auf Lösungsperspektiven bieten.

Lieben nicht verwechseln mit abhängigem Liebedienern!

Wenn uns ein Fehler unterlaufen ist und wir unzufrieden mit uns sind,
gilt es zunächst einmal, dies anzuerkennen, das Gefühl als Signal ernst zu
nehmen, jedoch nicht mit der Wahrheit an sich oder der Weisheit letzter Schluss
zu verwechseln. In einem nächsten Schritt können wir uns fragen, ob wir eigene
Standards nicht erfüllt haben oder ob es sich um die Erwartungshaltung anderer
Menschen handelt. Dann können wir diese Standards einer kritischen Prüfung
unterziehen und ihren Stellenwert für unsere Selbstachtung unter die Lupe
nehmen. Soll dies wirklich so bleiben? Folgen wir hier bei der
Selbstbeurteilung vielleicht vorschnell Automatismen? Dann können wir dazu
übergehen, zu rekonstruieren, wie es zu diesen Fehlern gekommen ist. Hatten wir
vielleicht gute Gründe dafür? Was ist uns dadurch erspart geblieben? Was haben
wir dadurch womöglich dazugewonnen und gelernt, sowohl durch die Verarbeitung
des Fehlers und als Alternative zur bloß korrekten Erfüllung anfänglicher
Standards?

Manchmal sind es gerade die liebevollsten und kreativsten Beiträge,
die wir zum Leben auf dieser Welt leisten, die zu Kurven und Verzögerungen auf
dem Weg führen. Verzögerungen sind es nur bei eindimensionaler Betrachtung aus
der Zeitperspektive, einer Perspektive von vielen.

Wer hat je überzeugend bewiesen, dass ein Leben auf der Autobahn
erfüllend sei? Ich bevorzuge die kurvenreiche Küstenstraße mit weitem Horizont
und Parkbuchten.

Eine der zentralen und gleichzeitig schwer verdaubaren Einsichten des
Lebens ist, dass die Dinge meistens länger brauchen als geplant und nur ein
Teil der Vorhaben und Träume zu verwirklichen ist, will man sich nicht völlig
verausgaben.

Bei allem Ehrgeiz, mit dem wir ambitionierte Projekte anpacken,
sollten wir nie den Kern unseres Selbstwertgefühls vom Erfolg dabei abhängig
machen.

Gerade dann, wenn wir Ziele nicht erreichen oder Verzögerungen auf dem
Weg zu diesen Zielen auftreten, wenn wir Fehler machen, gerade dann, wenn
Reibungen auftreten zwischen unserem Lebensstil und den Konzepten anderer,
gerade dann können wir am besten rausfinden, ob wir uns im Kern unseres Wesens,
als Mensch an sich und nicht nur als Erzeuger von Produkten, Erfüller von
Vorstellungen, Anpassungsleister annehmen und lieben und ob wir auch von
besonders wichtigen anderen Menschen wirklich respektiert oder sogar geliebt
werden.

Leistung und Anerkennung durch andere ist kein Garant für
Lebensqualität.

Entscheidend ist die Qualität unseres Tuns und nicht die Frage, ob
sich das Produkt umgehend verwerten lässt und Anerkennung findet. Nicht nur die
zertifizierten Leistungen haben Einfluss auf unsere Freude am Leben, mit großer
Wahrscheinlichkeit sind es sogar die Fähigkeiten, die sich zwischen den Zeilen
und inoffiziell entwickeln.

Wenn ein Mensch als Erwachsener an Fehlerangst leidet, kann es sich
lohnen, sich mit Blick auf Kindheit und Jugend die Frage zu stellen, ob es
demütigende, Scham erzeugende Erlebnisse des Bestraft- und Vorgeführtwerdens
gab. Nach solch verstörenden Erfahrungen besteht die Gefahr, dass ein
überdurchschnittliches Maß an Kraft darauf verwendet wird, Erfolge zu erzielen
und es der Umwelt recht zu machen, um Kritik zu vermeiden und Anerkennung zu
erzielen. Selbst an sich harmlose Kritik kann einen tief treffen, wenn eine
solche früh erworbene Verletzlichkeit besteht. Nun kann es aber auch sein, dass
ein Anteil dieses Menschen nicht einverstanden ist mit der angstgetriebenen
Anpassungsarbeit. Dies kann sich äußern in einem Schwanken zwischen Rebellion
und vorbildlicher Pflichterfüllung, was für die betreffende Person und auch für
die Umwelt verwirrend sein kann. In einem solchen Fall wirkt es für den
Menschen befreiend, die Hintergründe für eigene Reaktionstendenzen zu
verstehen, eine klarere Trennung vorzunehmen zwischen Erfahrungen von damals
und der Erlebniswelt von heute und schließlich ganz bewusst eigene Maßstäbe für
lohnenden Energieeinsatz und sinnvolle Anpassung zu entwickeln.

Jede Wahrnehmung, jede Erinnerung beinhaltet eine Form von
Bildbearbeitung. Nicht einmal ein Fotoapparat liefert neutrale, uneingeschränkt
vergleichbare Ergebnisse. Je nach Empfindlichkeit der Bildsensoren und
Bevorzugung bestimmter Farbnuancen fallen die Resultate unterschiedlich aus.

Manchmal kann uns der Blick in das traurige oder fröhliche Gesicht
eines Kindes mehr über die eigene Befindlichkeit und Sehnsuchtswelt sagen als
das tiefgründigste Kopfzerbrechen.

Wenn Du Dich im Detail zu verlieren drohst, wenn Dich die Arbeit mehr
absorbiert, als Dir gut tut, dann blicke in die Weite des Himmels, lausche den
Klängen der Natur, bedenke, dass der Beruf teilweise einfach ein Spiel ist,
führe Dir Deine Sterblichkeit vor Augen und frage Dich, was Dir am Ende des
Lebens rückblickend wohl besonders wichtig gewesen sein wird und dann handle
demensprechend.

Wenn Gesundheit tatsächlich das höchste Gut ist, Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter dies auch so sehen und diese Priorität in ihrem eigenen Leben
umsetzen wollen, dann ist davon auszugehen, dass es zum persönlichen Begriff
von Karriere auch gehört, dabei gesund zu bleiben und nicht nur eine
interessante Aufgabe zu haben, Geld zu verdienen, stolz zu sein und Anerkennung
zu erlangen. Insofern wäre dann davon auszugehen, dass diese Erwartung auch
Teil eines impliziten Vertrages ist und dass für ein Unternehmen dann
besonderer Einsatz gezeigt wird und man in der Zugehörigkeit zu diesem
Unternehmen besondere Zufriedenheit empfindet, wenn gespürt wird, dass die
Führung sich glaubwürdig dafür engagiert, einen Rahmen zu schaffen, der gute
Voraussetzungen auch fürs Gesundbleiben bietet.

Metapher des Unternehmensberaters Oliver Bartels, die er
Führungskräften anbietet: Wir alle müssen einen Berg besteigen, gesund oben
ankommen und unverletzt den Abstieg schaffen. Ein Projekt ist aber nur dann
erfolgreich geschafft, wenn bei diesem Abenteuer keiner zurückbleibt.

Wer sich selbst keine Schwankungen der Leistungsfähigkeit zugesteht,
konstruiert sich einen Maßstab, an dem man nur scheitern kann und dessen
Erfüllung allenfalls eine angespannte Form von Zufriedenheit erzeugt. Das
Optimum wird zur Normalität und so wird ein Nährboden für Fehlerangst
geschaffen. Viel hilfreicher ist das Konzept eines Toleranzbereiches, in dem
man einverstanden mit sich selbst ist.

Wer sich selbst als Einzelkämpfer sieht und Anlehnung an andere als
ehrenrührig betrachtet, wird über kurz oder lang einsam werden und lebt mit der
ständigen Angst, in Abhängigkeit zu geraten, verpasst die Chance zu tieferen
Beziehungen und verzichtet auf das Gefühl, geborgen und eingebettet zu sein.

Die Angst vor dem Raub geistigen Eigentums wird geringer, wenn es mein
Hauptziel ist, der Welt etwas zu schenken, etwas in Bewegung zu bringen und
wenn ich mir bewusst bin, dass meine Ideen in ihrer Einzigartigkeit nie völlig
kopiert werden können.

Genauso wie wir die Kultur
unseres eigenen Landes nie ganz kennen, immer wieder überraschend neue Seiten
kennenlernen, können wir auch immer wieder unsere Selbstkenntnis erweitern und
vertiefen, neue Facetten im Mikrokosmos der eigenen Persönlichkeit entdecken.
Das gelingt besonders leicht, wenn wir die eingefahrenen Spuren der
Gewohnheiten verlassen, wie etwa im Rahmen einer Reise, die auch das
faszinierend Fremde oder in Vergessenheit geratene in uns zum Schwingen und ans
Tageslicht bringt.

Wir können von Reiseerlebnissen
auf unterschiedlich tiefen Ebenen berührt werden. Manches sehen wir nur mit
großer Distanz, lehnen es vielleicht sogar ab – wohinter natürlich auch eine
uneingestandene Sehnsucht stehen kann - , oder wir konsumieren es ohne größere
Nachwirkungen. Manch anderes nehmen wir als Ansatzpunkt für spielerische
Identifikation, so etwa Verhaltensweisen von Einheimischen oder die Vorstellung
des Lebens in bestimmten Räumlichkeiten und Tätigkeitsfeldern. Es macht Freude,
durch Gedankenexperimente ein bisschen ein anderer zu sein. Dann sind da aber
auch die Eindrücke, die so tief gehen, dass wir das Gefühl bekommen, dass
dadurch etwas lange schlummerndes geweckt wird, dass wir etwas Neues
integrieren und aus uns selbst heraus entfalten können, ja vielleicht geradezu
müssen, um vollständig, um ganz wir selbst zu werden. Diese Wandlungen sind
irritierend und faszinierend zugleich. Das sind friedliche Attacken aufs
Eingefahrene und Lockrufe aus dem Entwicklungsraum, den wir durchschreiten.

Die Geburt war ein Übergang, der
wahrscheinlich Angst machte und doch war er wichtig, weil der bisherige Raum zu
eng und es Zeit für Neues wurde. Nur das Verharren wäre wirklich gefährlich
gewesen. Die Bedrohung, die durch die Abnabelung entstand, wurde ausgeglichen
durch das Vertrauen, das wir in unsere Eltern aufbauten. Später konnten wir uns
dann zunehmend auch auf uns selbst verlassen. Die Geburt und die kurz darauf
folgenden Übergänge wurden vor allem durch äußere Kräfte ausgelöst. Wir konnten
wohl wenig Einfluss darauf nehmen. Es hat sein Gutes, dass wir hinausgestoßen
wurden. Im Erwachsenenleben verfügen wir über weitaus mehr
Entscheidungsfreiheit. Allerdings kann sich diese auch gegen uns wenden, wenn
wir aus Angst einen Entwicklungsschritt, eine Chance mit all ihren Risiken
vermeiden. Heute sind wir dazu aufgefordert, genau in uns zu spüren, um die
Wehen und Kontraktionen der Wandlungsangebote wahrzunehmen und kluge
Konsequenzen daraus zu ziehen.

„Was wäre der nächste Schritt für
… gewesen? … hätte zum Beispiel mutig und vertrauend durch die Angst hindurch
auf die dahinterliegende Sehnsucht schauen können. Mit dieser Sehnsucht hätte …
einen Mangel erlösen können, der Einstellung und Verhalten prägte. Was war das
für ein Mangel?“ (Hans Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision", S.
98)

Was ist schon eindeutig? Starten
wir, hilft Gegenwind, fliegen wir, schiebt Rückenwind.

„Eltern können ihren Kindern viel
vererben. Manches davon wird unwichtig, anderes einfach vergessen. Aber eines
wartet lange auf Erlösung: der Mangel oder genauer das Gefühl, irgendetwas
blieb ungestillt. Vielleicht erinnern Sie sich noch: Dieser gefühlte Mangel hat
oft etwas mit Vertrauen und Liebe zu tun. Mit einer Liebe, die nicht an
Bedingungen geknüpft ist. Viele Mütter missbrauchen, oft unbewusst, die
Sehnsucht ihrer Kinder nach Liebe. Dann fühlen sich die Kinder schuldig, wenn
Liebe nicht fließt. Da sie den Mangel so gern beheben möchten, tun sie alles
dafür, dass die Eltern endlich lieb sind, so lieb, dass aller Mangel gestillt
ist. Eltern missbrauchen oft auch unbewusst diese Wiedergutmachungsfantasien.
So übernehmen Kinder nicht nur Aufgaben, die zum Scheitern verurteilt sind,
sondern auch Schuldgefühle von den Eltern. Aber auch aus derart missbrauchten
Kindern werden Eltern und aus Opfern werden Täter – mit fatalen Folgen, wie wir
später noch lesen werden.“ (Hans Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision",
S. 101)

„Ängste und die damit verbundenen
Konflikte haben also sehr oft eine lange Geschichte, auch wenn sie scheinbar
aktuell sind. Meist sind es nur aktualisierte alte Geschichten, verwoben mit
alten Traumata, die verhindern, das Visionen blühen. Deshalb ist es sinnvoll,
diese zu entzaubern.“ (Hans Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision",
S. 104)

„So lange liegt die Geburt
unserer Angstbilder teilweise zurück. Manche Ängste sind sogar älter als die
Menschen, die wir jetzt Menschen nennen. Immer sind es Bilder von
lebensbedrohlicher Kraft. Aber immer sind es Bilder, die in unserem Kopf
entstehen. Diese Bilder haben immer etwas mit Trennungen zu tun. Fachleute
behaupten sogar, dass wir die Bilder unserer Geburt und die damit verbundene
erste Trennung nie ganz überwinden. Die Existenzangst aus dieser Zeit bleibt
uns, als Erinnerung oder als Trauma, ein Leben lang erhalten. Auch die
Sehnsucht stammt aus dieser Zeit. Die Sehnsucht nach Sicherheit, Geborgenheit,
Heimat und dieser Alleinheit sind in uns ebenso angelegt wie die Sehnsucht nach
Neuem, Unbekanntem, nach Entgrenzen und Aufgehen in ein Großes, Ganzes, ganz
Großes. Die Mutter aller dieser Ängste und Sehnsüchte ist die Sehnsucht nach
Leben. Viele andere Ängste und Sehnsüchte sind Kinder dieser Ureltern.“ (Hans
Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision", S. 105f.)

„Auch Ihre Verirrungen auf den
Straßen der Angst, Ihre Schuldgefühle und Zwänge, Ihre Abhängigkeitsspiele und
Entfremdungen, sogar Ihr Verzetteln und Überfordern dienten dem großen Traum,
weil es auch auf der Straße der Angst zu gewissen Zeiten in die richtige
Richtung geht. Nie gab es und nie gibt es ein »zu spät« für einen Richtungswechsel. Immer lässt uns die Seele Zeit,
versäumtes Leben nachzuholen. Wir nennen das »Leben«. (Hans Kreis, in:
"Die Kraft der Lebensvision", S. 125)

Sich zu verzetteln kann
unterschiedliche Hintergründe haben. Es kann die Angst dahinterstehen, sich
fokussiert auf etwas einzulassen, sich damit auch festzulegen und Erfolg oder
Misserfolg zu riskieren. Mit im Spiel sein kann aber auch die Sehnsucht danach,
einen Weg zu finden, der optimal zu einem passt, wobei dann Tagträume und erste
Experimente als versuchsweise Schritte auf diesem möglichen Weg zu verstehen
sind.

Die Tatsache, dass wir geboren
wurden und immer noch am Leben sind spricht dafür, dass wir ganz wesentlich
tauglich sind für unseren Weg, dazu auserwählt zum Leben und Entfalten unserer
Fähigkeiten. Verzögerungen und Misserfolge gehören dazu und erweisen sich oft
sogar als Inspirationsquelle und Training für die Widerstandskraft.

Auf Reisen wie anderswo auch kann
es passieren, dass sich das Leben wie Musik anfühlt, mit jedem Augenblick als
Note in dieser Melodie, komponiert durch unsere Träume im Wechselspiel mit den
Kräften von Zufall und Schicksal.

„Mit dem Burnout ist es wie mit
einem Vexierbild, das sich je nach Sichtweise verändert. Auf den ersten Blick
ist es ein Problem der Arbeitswelt, ein Problem von Leistungsdruck und
Entgrenzung. Auf den zweiten Blick ist Burnout ein Problem des Einzelnen, der
zu hohe Erwartungen an sich selbst stellt, immer perfekt sein will. Sieht man
noch einmal mit Abstand auf das Bild, erkennt man, wie beide Seiten ineinander
greifen. Erst wenn der eigene Anspruch ins Leere läuft, weil Job und Einkommen
nicht die erhoffte Befriedigung bringen, weil ein neuer Chef unerfüllbare
Aufträge gibt oder gar mit Entlassung droht, oder weil ein Unfall oder ein
Pflegefall in der Familie das bisher irgendwie funktionierende Leben
durcheinanderbringen, dann erscheinen all die Anstrengungen sinnlos.“
(Eva-Maria Schnurr, in Spiegel Wissen, 01/2012, S. 81)

„Gesellschaftliches Engagement
empfiehlt Jon Kabat-Zinn sogar – um das Gefühl zu überwinden, den Dingen
hilflos ausgeliefert zu sein. Und weil man im Einsatz für andere oder ein
Anliegen spüre, wie sehr man mit allem verbunden sei. Denn darum geht es, am
Ende: irgendwie mit allem eins zu werden. Kabat-Zinn zitiert dazu Albert
Einstein. Den Eindruck, mit seinen Gedanken und Sorgen ganz allein zu sein,
nannte der Physiker einmal »eine Art
optische Täuschung des gewöhnlichen Bewusstseins«. Diese Täuschung sei ein
Gefängnis, aus dem man sich laut Einstein befreit, »indem wir unser Mitgefühl
auf alle Wesen und die Natur ausrichten.« (Annette Bruhus, in Spiegel
Wissen, 01/2012, S. 89)

„Wie aber können diese Menschen
die Mangel-, Hoffnungslosigkeits- und Frustspirale erlösen? »Nie mehr so ohnmächtig sein«, flüstert es
aus der Straße der Angst. Die Flucht in die Größe, die Macht und das Geld
werden zu einer Suche ohne Ende. Ich kenne viele erfolgssüchtige Machtmenschen.
Sie leiden alle an einem Mangel an Lebensfreude und Liebe. Sie wissen nicht
mehr, wer sie wirklich sind, und werden deshalb nur als Image gesehen. Images
aber sind unmenschlich, nicht greifbar und machen einsam. Krankheit übersetzen einige
Sprachen nicht umsonst mit »nicht mehr wissen, wer ich bin«. Wer nicht mehr
weiß, wer er wirklich ist, der fantasiert sich ein großartiges Image. So wird
das Himmelsgeschenk Fantasie zum Sklaven der Angst scheinbar Mächtiger und
Erfolgreicher. Die Sehnsucht wartet derweil tief im Keller auf ihre Freiheit.
Oben ersetzt die Angst unmerklich das Wort »Vision« durch »Ziele«. Ziele aber
machen eng und enger, wenn sie dem Tyrannen dienen statt dem König. (Hans
Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision", S. 136)

„An den Wendepunkten unseres
scheinbar erfolgreichen Weges glauben wir oft, wir wären einen falschen Weg
gegangen. Aber wir gehen nie einen falschen Weg. Das Wie und das Warum stimmen
vielleicht nicht mehr. Aber wenn wir wie der große Held Parzival in der Krise
die richtigen Fragen stellen, dann beginnt jetzt ein wirklicher Befreiungsweg.
Mache ich es, um bewundert, beklatscht, bemitleidet oder geliebt zu werden? Was
mache ich mit dem Leben, das mir jetzt noch möglich ist? Wem soll es dienen?
Verwundert und verschämt schauen erfolgsverwöhnte Menschen in Zeiten des
Scheiterns, wenn sie solche Worte hören.“ (Hans Kreis, in: "Die Kraft der
Lebensvision", S. 139)

Wenn ein Baum nur in die Höhe
wächst, werden irgendwann die Wurzeln überfordert. (in Hans Kreis: "Die
Kraft der Lebensvision")

„Wir ahnen etwas von unserer
Großartigkeit. Aber diese Großartigkeit möchte entwickelt, gefördert, geliebt
und begleitet werden. Es gibt aber nur eine Möglichkeit, seine eigene
Großartigkeit und Einmaligkeit zu eigenem und gemeinsamem Wohl sichtbar zu
machen und zu leben: Das ist unsere Vision. Gehetzten und vom Machtwahn
besetzten Menschen fällt dieser freie Blick auf die eigene wirkliche
Großartigkeit und Einmaligkeit besonders schwer. Menschen im Egowahn möchten
nie wieder so klein sein, dass sie einen Schutzengel brauchen, und tauschen
diesen Schutzengel lieber gegen Armeen oder Bankkonten ein. Statt in Wachheit
üben sie sich in Kontrolle. Sie quälen sich lieber, statt sich selbst das zu
geben, was sie wirklich brauchen: bedingungslose Liebe. Gebraucht, aber nicht
missbraucht. Sinnvoll eingebunden in eine größere Ordnung, statt als scheinbar
Mächtiger ausgegrenzt – das wäre die Richtung für den nächsten Schritt auf dem
Weg der Sehnsucht. Der Weg vom Geliebt-werden-Müssen zum Liebenkönnen ist
genauso weit wie der Weg vom Kopf zum Herz und der kann durchaus der längste
unserer Wege sein.“ (Hans Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision", S.
141f.)

Es gibt zwei Tragödien, ließ
Sokrates seine Schüler wissen. Die eine Tragödie beginnt damit, dass wir unser
Ziel erreichen. Die andere Tragödie beginnt damit, dass wir unser Ziel nicht
erreichen. Die erste Tragödie, fand er, wäre die Schlimmere.

„Aus dem fernen Osten brachte mir
ein Bekannter eine kleine Geschichte mit. In der Stadt herrschte Aufregung. Es
hatte sich herumgesprochen, dass ein großer Heiliger kostenlos Früchte
verkaufte. Aufgeregt ging der erfolgreiche Kaufmann zu dem Stand, um sich
einzudecken und dann die Früchte teuer zu verkaufen. Der heilige schaute ihm
tief ins Herz und sagte dann zu dem erfolgreichen Kaufmann: »Tut mir leid, ich verkaufe keine Früchte.
Ich verschenke nur Samen.« (Hans Kreis, in: "Die Kraft der
Lebensvision", S. 144)

Grüblerische Sorgen sind
kräftezehrend wie Efeu, der einen Baum aussaugt.

„Schauen Sie in einer klaren
Nacht zum Himmel. Sie sehen viele Sterne. So reich könnte Ihr Leben sein.
Schauen Sie dann mit einem Fernrohr zum Himmel. Sie sehen zwar einen Stern
größer, dafür aber verzichten Sie auf alle anderen Sterne. Das ist die Situation
der Mangelmenschen: Sie erleben nur einen kleinen Ausschnitt ihrer
Möglichkeiten. Deshalb nenne ich Sie in der Businesswelt die Leanmanager. Sie
sind nur auf Zielerreichung konditioniert. Diese Ziele sind Wunschziele, die
eine Sicherheit vortäuschen sollen, die es in Wahrheit nicht gibt. Leanmanager
aber sehnen sich wie die meisten Mangelmenschen nach einer anderen Sicherheit.
Nach einer Sicherheit, die aus der Tiefe des Herzens kommt. Wer sich nur einem
Ziel verschreibt, vergisst oft, dass Ziele einer Vision dienen sollen und nicht
umgekehrt. Sonst verlieren Ziele ihren Sinn. Ziele ohne Sinn kennen nur
Verlierer. Wenn Sie mit den scheinbaren Helden unserer neuen Zeit arbeiten,
dann wird Ihnen schnell klar, dass sich solche Heldenreisen nicht allzu sehr von
den Heldenreisen vergangener Jahrtausende unterscheiden. Dort war es der Schatz
von Troja, heute ist es die Abfindung oder die Entwicklung des Börsenkurses.
Das Goldene Vlies oder der Heilige Gral wird erst später gesucht und noch
später gefunden. Das Goldene Vlies oder der Heilige Gral, das ist für mich die
Vision des Helden.“ (Hans Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision", S.
146f.)

„Meist sind Mangelmenschen sogar
besonders erfolgreiche Menschen. Solange Mangelmenschen noch hoffen können,
dass sich der gefühlte Mangel in Fülle verwandelt, kämpfen sie bis zur
Selbstaufgabe. Wenn die Hoffnung schwindet, gewinnt der Frust. Mit dem Frust
tauchen dann die Gespenster der bösen Gefühle aus den Schattenreichen auf. Sie
haben Namen wie Hass, Neid, Gier, Rache oder Sucht. Mangelmenschen sind so
lange Mangelmenschen, bis sie die richtigen Fragen stellen. Diese Fragen haben
oft damit zu tun, dass wir auch unsere Einstellungen infrage stellen.“ (Hans
Kreis, in: "Die Kraft der Lebensvision", S. 146)

Besonders in depressiven Phasen
sehnen sich Menschen oft danach, einfach im Bett liegen zu bleiben und die
Decke über den Kopf zu ziehen. Doch was würde passieren, wenn sie es wirklich
längere Zeit täten? Zunächst treten Hunger und Durst auf, dann kommt die
Langeweile. Nach wenigen Tagen bereits bauen die Muskeln massiv ab, man wird
ein Schatten seiner selbst und wenn man weiter in dieser Haltung verharrt,
liegt man sich schließlich sogar wund. Wir sind als Menschen dazu geboren, um
in einem Wechsel aus Bewegung und Ruhe zu leben. Wie kann ich mein
in-Bewegung-Sein wieder so gestalten, dass das Tempo zu mir passt? Welche Werte
helfen mir dabei, mich auf den Weg zu machen, mich Ängsten und Zweifeln zu
stellen?

Der Ballast der Ängste auf
unseren Schultern bringt uns in Versuchung, uns in einen tiefen Sessel sinken
zu lassen und das schwere Bündel auf dem Tisch daneben abzulegen. Das bringt
uns vorübergehende Erleichterung, ändert aber nichts an dem Inhalt des Gepäcks
und hindert uns daran, uns weiter zu bewegen und neue Räume zu entdecken. Wir
haben die Wahl. Wir können aufstehen, das Bündel mitnehmen, die Mühe
akzeptieren und so an Orte kommen, wo wir die Ängste nach und nach tauschen
können gegen stärkende neue Erfahrungen, um Freiheit zu erleben.

Durch das Scheitern am Perfektionismus
bleibt einem das Schicksal der Menschen erspart, die die nötige Disziplin
haben, um sich an diesem unmenschlichen Maßstab abzukämpfen, die letztendlich
doch nie mit sich zufrieden sind und dann vielleicht eines Tages an Herzinfarkt
oder Verbitterung sterben

Egal welchen Weg wir wählen und
wie viele Rückschläge wir erleben, findet all das mitten im Leben statt. Auf
jedem der Weg können wir alles Wesentliche spüren und lernen. Am Ende unseres
Lebens werden es wahrscheinlich die menschlichen Begegnungen und sinnlichen
Erlebnisse sein, die wir als besondere Bereicherung sehen werden und der
gewählte Beruf wird rückblickend wohl keinen so großen Stellenwert haben. Egal
was wir tun, es findet statt im Abenteuer Leben und diese faszinierende
Grunderfahrung machen wir so oder so.

Für die Wahrnehmung von sich
selbst und dem Leben macht es durchaus einen Unterschied, ob man sagt „Ich habe
keine Zeit“ oder „Ich habe das Gefühl, keine Zeit zu haben und nehme mir keine
Zeit“. Der letzte Satz bringt zwar nicht die Erleichterung des Vorwandes mit
sich, erinnert uns mehr an unsere Verantwortung, selbstbewusst Prioritäten zu
setzen im Dienste unserer Gesundheit, macht uns aber auch die
Gestaltungsspielräume bewusst, die wir doch stets haben, wenn wir nur den Mut
dafür aufbringen, sie auszuschöpfen.

Wenn wir Arbeit und Freizeit
konsequent und effizienzorientiert durchplanen, werde wir zwar wahrscheinlich
großen Erfolg bei der Erreichung der gesetzten Ziele haben – vorausgesetzt, wir
klappen nicht zusammen vor Erschöpfung – doch lassen wir uns zu wenig Raum für
spontane, individuelle Erlebnisse und Ideen, die womöglich weitaus
interessanter und erfüllender wären als das Ergebnis des strikten Planes. Wir
sind dazu eingeladen, unsere Planungskompetenz auch dafür einzusetzen, Zeit für
das Ungeplante zu reservieren.

Zeit und Muße kommen nicht
einfach zu uns geflogen. Sie warten auf uns in einem Regal, an dem wir
vorbeigehen oder vor dem wir verweilen können, um dann bewusst danach zu
greifen, in Berührung zu kommen mit diesen kostbaren Gütern.

Regenschauer auf freier Flur sind
nur dann ein Problem, wenn man den Anspruch hat, seine Ziele ohne Verzögerung
zu erreichen oder sich dagegen auflehnen will, dass einen die Einflüsse des
Lebens auch mal berühren, ohne dass man vorher darum gebeten oder dies geplant
hat. Wenn wir bereit sind, uns ein bisschen auszuliefern und uns in sinnvollem
Maß an die veränderten Gegebenheiten anzupassen, durch einen Schirm oder Tanzen
im Regen etwa, können wir der Situation sogar etwas abgewinnen, erfreuen uns an
den Kontrasten, dem Symbol für Veränderung und Wachstum, an dem reinigenden
Erlebnis und der Erfrischung.

Manchmal träumen wir uns
vielleicht neidisch hinein in die Weite Kaliforniens und manche ihrer
hyper-modernen Städte und unterschätzen dabei womöglich, dass es dort viele
Menschen gibt, die lieber wie wir in historisch gewachsenen Orten leben würden,
die nicht so weit voneinander entfernt liegen. Manchmal sehnen wir uns
vielleicht danach, wie ein Star oder Geldreicher oder Machtmensch zu leben und
vernachlässigen dabei womöglich, dass diese oft sehr einsam und gehetzt sind
und davon träumen, wieder mehr sie selbst zu sein und weniger abhängig von
Varianten der Gier. Bei aller kreativen Kraft der Phantasie und aller Energie,
die Ehrgeiz uns schenkt, kann es sich also durchaus lohnen, sich darauf zu
besinnen, dass wir schon vieles von dem leben, was andere Menschen noch nie
genießen konnten oder auf ihrem Weg verloren haben.

Wir können der Illusion des
endlos langen schwarzen Tunnels erliegen, solange wir nicht verstehen, dass wir
kurz vor einer Kurve sind, hinter der das Licht zu sehen sein wird.

Vielleicht müssen wir manchmal
erst in den Strudel von Verzettelung, Gier und Erschöpfung kommen, um wieder
mit jeder Faser unseres Körpers zu verstehen, dass wir letzten Endes am
zufriedensten sind, wenn wir essen, trinken und schlafen können, Zeit und
Aufmerksamkeit haben für geliebte Menschen und wenn wir uns an der Natur
erfreuen, an Wiesen, die in der Sonne leuchten, an Blüten von Ahorn, Kastanien
und Ginster, wenn wir keine nagenden Zweifel und Selbstvorwürfe in uns
verspüren.

Domain-Reservierung im Internet
hat schon was von Landnahme und Revierverteidigung.

Wenn sich viele Menschen mit
gemeinsamen Zielen zusammenfinden, wird ein Vogel geboren mit breiten
Schwingen, sich sehnend nach dem Flug zu weiten Horizonten.

Je mehr wir in Situationen
kommen, in denen uns kritisch, besorgt oder vorwurfsvoll Abweichung von Normen
zugeschrieben wird, desto mehr lernen wir, unsere eigenen Muster und Werte zu reflektieren
und zu uns selbst zu stehen.

Wenn jeder Mensch eine Feder
mitbringt, wird daraus ein Flügel.

Auf unserer Lebensreise
verschleißen unsere Koffer und Dokumentenmappen und werden gleichzeitig gefüllt
mit Erfahrungsschätzen.

Durch den Spiegel der Welt können
wir nach innen schauen und Glück entdecken.

Es ist schon was dran an der
Beobachtung, dass Wissen die Wahrnehmung verfeinert, dass man ein Phänomen dann
besser wahrnehmen kann, wenn man zumindest eine Ahnung davon hat, man denke nur
an die Besichtigung eines Bauwerkes oder das Verkosten eines Weines. Allerdings
birgt das Bezeichnen auch seine Risiken, nämlich dann, wenn wir Dinge zu
schnell in Schubladen stecken, vorschnell einordnen und urteilen. Unser Blick
auf die Welt kann facettenreicher werden, wenn wir Begriffe wie „Ausländer“,
„richtig“ oder „Erfolg“ seltener verwenden und unsere Empfindungen mit
präziseren Wörtern unterhalb der Überschriftenkategorie beschreiben und damit
eine eigene Sprache zum Verständnis unserer Erfahrungswelt pflegen.

Das vermeintlich Falsche von
heute kann das Richtige von morgen sein und danach wiederum einen Wandel
erleben, um dem Wohle der Menschen noch besser dienen zu können. Es gibt wohl
nicht das immer und uneingeschränkt Gute, aber sinnvolle Wege, mit sich und der
Welt im Hier und Jetzt umzugehen und Wandel zu gestalten, Wandel zu
berücksichtigen.

Wenn man aus gewohnten Bahnen
geworfen wird, wenn Verluste zu beklagen sind, wenn Sand ins vertraute
Rollengetriebe gekommen ist, kann es uns sein, als würden wir den festen Boden
unter den Füßen verlieren und Angst steigt in uns empor. In solchen
Lebensphasen haben wir allerdings auch die Chance, uns auf die Frage zu
besinnen, wer wir im Kern sind, welcher Mission wir uns unter allen Umständen
widmen können, wer unsere wahren Freunde sind.

Wir haben in unserer heutigen,
durch Vernetzung geprägten Zeit bessere Chancen denn je, den guten Geist in der
Welt zu vermehren. Wir können uns zum Beispiel über das Internet weiterbilden
und verbinden und ja, wir können auch eine eigene Internetseite gründen.
Mitmenschen lesen diese Seite und ein Teil unseres Bewusstseins dringt über die
Netzhaut in die Psyche dieser Person, beeinflusst sie. Diese Person wiederum
kann ihre eigenen Gedanken auf dieser Internetseite veröffentlichen, die eigene
Meinung, eigene Ideen kundtun und auch durch persönliche Begegnungen, die wir
teilweise auch arrangieren können, positiv auf andere Menschen einwirken.

Wenn jemand sich einem gewagten
Projekt mit ungewissem Ausgang widmet und wir dieser Person Zeit, Energie und
Aufmerksamkeit widmen, ist das so, als würden wir Aktien eines gerade
entstehenden Unternehmens erwerben. Wir tragen das Risiko mit und gleichzeitig
auch das Potential des Erfolges.

Etwas zu gründen, sei es eine
Familie oder ein Unternehmen, bedeutet auch Erforschen der eigenen Fähigkeiten,
des eigenen Mutes, aber auch Konfrontation mit Angst und Ungewissheit.

In der Traumphase gewagter
Projekte können wir nie mit Sicherheit wissen, ob wir uns auf dem Holzweg oder
dem Königsweg befinden. Bisweilen können wir uns fragen, ob wir wie in Trance
verblendet sind oder ob sich unsere Begeisterung aus der Ahnung speist, gerade
etwas faszinierend Neues zu entdecken. Wer uns auf dieser Achterbahnfahrt loyal
begleitet, uns den Rücken stärkt, trotz all des vielleicht etwas verrückten
Beiwerks nie den sinnvollen Kern unseres Bemühens aus den Augen verliert, wer
uns Anerkennung schenkt für unseren Mut, uns auf ungewisses Terrain vorzuwagen,
Rückschläge zu bewältigen, weiter Energie zu investieren, Enttäuschungen zu
riskieren, um am Ende dann doch vom Erfolg belohnt zu werden, zeigt damit
menschliche Größe und Liebe. Wer uns diese Unterstützung schenkt, dessen guter
Geist wird Teil der Seele der Unternehmung. Worte der Anerkennung unterwegs in
Zeiten voller Fragezeichen sind tausendmal mehr wert als Applaus angesichts
messbarer Erträge.

Wie lange könnten wir den
Versuch, von anderen Menschen unabhängig zu sein, überleben? Wir dürften in
diesem Experiment ja nicht mal die einfachsten Hilfsmittel verwenden, die von
Menschenhand hergestellt wurden, dürften auf keine Vorerfahrung zurückgreifen.
Wir müssten inmitten der Natur die Kultur neu erfinden. Selbst wenn uns dies
einige Zeit, bis zur ersten schwereren Krankheit, gelänge: wie kämen wir mit
der unveränderlichen Tatsache zurecht, dass wir uns nicht selbst geschaffen
haben? Das Leben annehmen heißt: Verbundenheit bejahen, was wohl auch einer
urreligiösen Erfahrung vor aller konfessionellen Auffächerung entspricht.

Damit ein Rad auf Dauer stabil
fahren kann, braucht es nicht nur einen Reifen mit Profil, sondern auch eine
solide Felge und Speichen, die in einem Zentrum ruhen und dort fest verankert
sind. Wo finden und schaffen wir diesen Halt in unserem Leben?

Erinnerungen an Augenblicke
beflügelnder Lebensfreude ermöglichen zusammen mit dem Bewusstsein eigener
Gestaltungskraft und Problembewältigungsfähigkeiten die Entstehung eines
starken Felsplateaus, auf dem man auch bei Hochwasser noch trockenen Fußes fest
stehen kann, auf dem man auch bei wolkenreicher Wetterlage gute Chancen auf ein
Stück vom blauen Himmel hat. Diese wohltuenden Erinnerungen, dieses Bewusstsein
der Selbstwirksamkeit, all dies wirkt wie ein strahlender Schatz, der bisweilen
aktiv freizuschaufeln ist, wenn sich trübe Gedanken wie eine dicke Staubschicht
darauf abgelagert haben.

Gegen den ganz normalen Wechsel
aus Höhen und Tiefen des Lebens lässt sich nichts unternehmen und es ist wohl
auch gut so, da es sonst an Dynamik fehlen würde. Grübelspiralen und
Pseudo-Erleichterung durch Vermeidung von Auseinandersetzung mit Problemen
hingegen machen aus Tälern dunkle Schluchten mit glatten Wänden. Wir können die
Kraft unserer Gedanken bewusst dazu nützen, um in den Tiefen die Chance zu
nützen, von der Quelle der Erkenntnis zu trinken, die dort unten sprudelt und
uns dann Mut zu machen, die Anstrengung zu akzeptieren, die erforderlich ist,
um den kurvenreichen Pfad zu gehen, der uns wieder nach oben führt, damit wir
uns auf der Terrasse einer Herberge stärken können, Zufriedenheit angesichts
des Geschafften erleben und die erhebende Aussicht, den neuen Überblick
genießen.

Hilfreiche Gespräche mit anderen
Menschen - Gespräche, die nicht immer durchgängig angenehm sein müssen -
ermöglichen es uns, ein berührendes Thema facettenreicher in Worte zu
fassen, Bilder und Symbole für Probleme und Lösungswege zu finden. Dadurch
nehmen wir neue Blickwinkel ein, entwickeln eine umfassendere Vorstellung des
besprochenen Gegenstandes und entdecken womöglich geeigenete Ansatzpunkte, um
zuzupacken und die Dinge in Bewegung zu bringen, vielleicht auch Ideen,
um eine Verhedderung des Verbindungsfadens aufzulockern und dadurch mehr
Abstand zu gewinnen. Eventuell entscheiden wir uns dann sogar
dafür, den Knoten einer übermäßigen Bindung zu lösen, um Abschied zu
nehmen oder uns in Freiheit neu zuwenden zu können.

Leider funktioniert ein zu großer
Teil der Spaß- und Zerstreuungs-Arrangements unserer Gesellschaft nur auf Basis
der Ausblendung von kritischer Urteilskraft und Verantwortungsbewusstsein, so
etwa in den Bereichen Produktkonsum und Mobilität. Die schädigenden
Nebenwirkungen der eigenen Entscheidungen werden billigend in Kauf genommen
oder geleugnet. Wer diese Verhaltensmuster in Frage stellt, muss
bedauerlicherweise damit rechnen, belächelt oder als Spielverderber gerügt zu
werden. Dies ist allerdings ein akzeptabler Preis und eine Voraussetzung, um
den Weg bis zur überfälligen Systemveränderung in konzertierter Aktion
durchzuhalten.

Das egoistische Verfolgen eigener
Ziele und die fahrlässige Beeinträchtigung der Lebensqualität anderer Menschen
kann nur wuchern, wenn vergessen wird, dass wir Blüten desselben Baumes, also
auf einer tieferen Ebene alle miteinander verbunden sind. Wenn wir die Wurzeln
des Baumes zerstören, schneiden wir uns von der Energie unseres natürlichen Seins
ab und werden mehr und mehr zu Plastikblüten, verlagern unsere Identität in den
virtuellen Raum, suchen im Konsum von Dingen eine Pseudo-Antwort auf das
Problem der Sinnleere.

Nach einem besonders schönen
Erlebnis können wir uns fühlen wie ein Schmetterling, der seinen Rüssel tief in
den süßen Nektar getaucht hat, und, nach oben gehoben, jetzt weit gleiten kann.

Da wir bis jetzt nur einen Teil
der Wahrheit unserer Selbst, unseres Planeten und des Kosmos erkannt haben,
sind wir in gewisser Weise unbekannte fliegende Objekte im Weltall, partielle
UFOs, wenn man so will. Anlass zum Staunen und Suchen gibt es genug, doch da
wir mit ähnlichen Eindrücken Tag für Tag konfrontiert werden, kann die Illusion
der Normalität entstehen und es entsteht das Risiko, dass wir uns überwiegend
den sachlichen "Geschäften" widmen und vernachlässigen, dass wir ja
auch spirituelle Wesen sind und die Zeit auf Erden uns die einzigartige Chance
bietet, auch in diesem Bereich zu wachsen. Ich vermute, dass die zunehmende
Häufigkeit der Sichtung oft kugelförmiger, plötzlich auftauchender und wieder
verschwindender, mal ruhender und sich dann blitzartig bewegender Flugobjekte
einen Signal- und Aufforderungscharakter für uns Menschen hat. Indem sie
sichtbar sind und von gewohnten Phänomenen abweichen, ziehen sie unsere
Aufmerksamkeit auf sich und laden uns dazu ein, über sie zu reden. Indem sie
anscheinend nicht greifbar sind, eher an Licht und komprimierte Energie
erinnern, spiegeln sie symbolisch wieder, dass wir ständig von Dimensionen und
Ebenen des Seins umgeben sind, die wir mit unserem Intellekt nicht ganz
erfassen können und sie führen uns vor Augen, dass es Dinge gibt, die wir nicht
völlig kontrollieren und erklären können, sie schenken uns eine befreiende
Bescheidenheit, verzaubern uns durch ihren sanften Fingerzeig in Räume neuer
Möglichkeiten.

Spirituelles Suchen und Erkennen
ist meistens kein systematisch geplantes Projekt, sondern entsteht daraus, dass
wir uns einlassen auf Signale in unserem Erlebnisraum und uns öffnen, bereit,
einen Teil alltäglicher Kontrollbemühungen aufzugeben, uns verwirren und
verstören zu lassen, um schließlich neue Perspektiven zu gewinnen. Es ist
Eintauchen und Auftauchen ins große Unbekannte, das sich herkömmlichen
Begriffen und gewohnten Strukturen der Logik entzieht. Damit steht der Weg der
Spiritualität in einem gewissen Konkurrenz- und Spannungsverhältnis zu den
Anforderungen des eindeutiger geregelten, im konventionelleren Sinne
"produktiven" Lebens. Es kann durchaus eine Herausforderung werden,
aus einem höheren Orbit den Weg zurück auf den Boden der greifbaren, von der
Mehrheit der Menschen als "wahr" deklarierten Tatsachen zu finden und
ja, es kann teilweise auch ernüchternd sein. Allerdings ist hier keine
entweder-oder-Entscheidung zu treffen. Auch mitten im Alltag bleibt uns die
Freiheit, tatsächlich oder sinnbildlich zum Himmel zu schauen, einen Menschen,
ein Tier, eine Pflanze oder einen Stein liebevoll zu betrachten, damit in der
Geschäftigkeit innezuhalten ohne den geplanten Weg aus dem Auge zu verlieren.
So finden wir die Mitte zwischen Abgehobensein und Selbstverlust in Detailkram.
So können wir den neuen Geist, den wir auf unsere Suche in unserer Leben
gelassen haben einströmen lassen in unsere Beziehungen, unsere Arbeit, unser
Kämpfen, unser Genießen.

Vielleicht gelingt es uns, einen
entspannteren Blick auf unsere Beziehungen zu entwickeln, wenn wir uns weniger
fragen, ob sie uns Spaß machen oder ob wir sie in unserem Sinne kontrollieren
können, sondern wenn wir bereiter werden, anzuerkennen und wertzuschätzen, was
wir durch sie lernen, wie wir in ihnen wachsen können. Geborgenheit und Freude
verbinden sich mit diesem tieferen Sinnaspekt zu intensiver Fülle.

Mit jedem Ausflug, mit jeder
Reise verfeinern wir unsere Fähigkeit, in dem von uns besuchten Raum sowie in
unserem eigenen Tun Muster zu erkennen, die Wohlbefinden fördern, so dass wir
fortan auf zunehmend direktem Wege Zufriedenheit erleben können. Die Pflege des
Bewährten schenkt uns eben die Stabilität, die wir brauchen, um uns dann immer
wieder auch für neue Eindrücke zu öffnen.

Voreingenommenheit ist wie eine
nach innen verspiegelte Sonnenbrille. Sie verstellt uns den Blick auf die ganze
Farbenvielfalt der Welt und führt dazu, dass wir überwiegend uns selbst sehen.
Offenheit, Mut und Liebe geben uns die Kraft, die Erkenntnisfilter aufzulösen.

Wenn wir uns übermäßig davon
abhängig machen, für unser Engagement Geld und Anerkennung zu erhalten und
schnelle Effekte zu sehen, wenn wir der Illusion erliegen, großen Einfluss nur
in konventionellerweise als "hoch" eingestuften gesellschaftlichen
Positionen ausüben zu können, verzichten wir auf immense Spielräume der
gesunden Macht, die wir als im Kern vollkommene geistige Wesen haben. Durch
unsere Vorstellungskraft, unseren Glauben, unsere Liebe und unser Wirken als
Vorbild können wir Kettenreaktionen mit unberechenbarer Breiten- und
Tiefenwirkung in Gang setzen, während sich andere in Grabenkämpfen der Profit-
und Statusgier verzetteln und dabei ihre seelische Energie verschwenden. Wir
hingegen nützen die Chance, uns durch Rückbesinnung auf die Essenz des Seins in
Richtung der in uns angelegten Vollständigkeit zu entwickeln und auf diesem Weg
Glück und Freiheit zu erleben.

Ich vermute, dass ein erheblicher Anteil der in unserer Gesellschaft
weit verbreiteten Angst-, Depressions- und Burnout-Symptome nicht nur auf den
von Reizüberflutung, Hektik und Wertemangel geprägten Lebensstil eines zu sehr
materialistisch orientierten Systems zurückzuführen ist, sondern auch auf das
unterschwellig oder klar vorhandene Bewusstsein, dass die Muster unseres
Verhaltens über weite Strecken nicht im Einklang sind mit unserem innersten
Wesen und dem Ziel der Bewahrung der wunderbaren Schöpfung, die uns anvertraut
wurde.

 

Wir sind alle Pixel im Bild einer wunderschönen Blüte. Wenn wir uns im
Detail verlieren, wirkt alles langweilig quadratisch. Erst wenn Du Deinen
Standpunkt veränderst und ausreichend Distanz aufbaust, erkennst Du, in welch
bezaubernde, lebendige Formen Du eingebettet bist.

 

Hast Du schon mal darüber nachgedacht, wozu uns John Lennon, Earth
Wind & Fire, Thomas D., Tim Bendzko und andere mehr oder weniger direkt
ermutigen wollen? All dies ist der Soundtrack der großen Veränderungsbewegung,
von der wir gerade auf so faszinierende Weise berührt werden.

 

Wenn Menschen auf der ganzen Welt den Kern ihres Wesens und ihres
höheren Selbst erkennen und damit beginnen, unabhängig von institutionellen
Vorschriften auf dieser Ebene miteinander in Kontakt zu treten, Grenzen der
Voreingenommenheit überwindend, Gemeinsamkeiten wertschätzend, sich aus Angst
und Ohnmacht befreiend, Verantwortung für den Planeten übernehmend, ihr Ego
transzendierend, dann, ja dann vielleicht bekommen wir eine Ahnung vom Wirken
einer Kraft, die man als heiligen Geist bezeichnen könnte, auf jeden Fall als
Liebe zum puren Sein.

 

Die nächste prophetische Kraft wird höchstwahrscheinlich nicht von
einer Einzelperson ausgehen, sondern von einem Netzwerk erwachender Seelen,
Gehirnzellen gleich, die lange Zeit ungenutzt geschlummert haben und nun die
Chance nutzen, sich wie leuchtende Energiepunkte des Bewusstseins miteinander
zu verbinden und ihr ganzes wunderbares Potential in helleres Leben zu
verwandeln. Wir brauchen niemanden mehr, der Wahrheiten definiert, um eigene
Macht zu begründen, wenn wir uns dafür öffnen, die Wahrheit der Natur, die Wahrheit
des Kosmos in uns zu spüren. Mit Worten können wir uns an dieses Geheimnis nur
annähern, genauso wie jede wissenschaftliche Erklärung von Liebe dem Wunder
einfach nicht gerecht wird, das darin in Freiheit strömt. Vertraue Deiner
eigenen Erfahrung!

 

Vorhin, an diesem wunderschönen Sommertag, hatte ich ein Erlebnis, das
mich nachdenklich stimmte: Auf dem Weg zur Arbeit sah ich im Vorbeigehen auf
dem Boden einen Regenwurm, der dort reglos lag. Ich bremste meine Bewegung kaum
und vermutete, dass er wohl tot sei. Doch sicher war ich mir nicht. Also machte
ich kehrt, nahm einen kleinen Zweig und berührte ihn damit. Da bemerkte ich,
dass doch noch Leben in ihm war. Ich beförderte ihn auf ein schattiges
Wiesenstück, legte ihn auf den Erdboden und goss meine Trinkwasserflasche über
ihm aus, was er bestimmt als außerordentlich wohltuende Simulation eines
Starkregens erlebte. Ich wünsche ihm. dass er seinen Durst gestillt hat und in
sein Element zurückgekehrt ist. Zu dieser kleinen Aktion hätte ich mich
vielleicht nicht entschieden, wenn ich sehr unter Zeitdruck gestanden wäre. Ich
ziehe für mich daraus die Konsequenz, dass es am besten ist, sich Termine nicht
zu dicht zu legen und sich im Leben nicht zu viel vorzunehmen. Nur so erhalten
wir uns die Spielräume für Aufmerksamkeit und liebevolle Gesten. Heute mag es
ein Regenwurm sein dem Du begegnest, morgen vielleicht einer neuen Freundschaft,
übermorgen Dir selbst.

 

Ich bin vollkommen begeistert vom Geschmack regionaler und saisonaler
Produkte: im Sommer kann es ein Pfirsich aus dem nahen Frankreich sein oder ein
Pflaumenkuchen aus Deutschland.

 

In der Neuen Zeit werden wir zu zielbewussten Kolibris, die sich am
Nektar stärken und in Freiheit fliegen.

 

Kennst Du den "Scheinriesen" aus der Geschichte von Jim
Knopf und Lukas dem Lokomotivführer? Die Angst vor bestimmten Situationen und
Handlungen verhält sich oft ähnlich: aus der Entfernung betrachtet wirkt ein
Wagnis bisweilen unüberwindbar groß, doch je mehr wir auf die Herausforderung
zugehen, desto mehr erweist sich die Angst als schrumpfende Illusion, die durch
das Spiel mit unserer Phantasie Macht über uns hatte. Je mehr wir dazu
entschlossen sind, ein persönlich wertvolles Ziel hinter der Angst zu
erreichen, desto mehr Kraft haben wir, um den Showeffekt zu durchschauen, der
sich dann rückblickend als Geisterbahn entpuppt, als effektvolle Inszenierung
zwar, nicht jedoch als reale Gefahr.

 

Vermutlich ist es in einer Partnerschaft eher ein inspirierendes
Leitbild, sich bedingungslose Liebe zukommen zu lassen, jedoch wohl kaum ein
realistischer Maßstab. Schließlich haben die beiden meist auch nicht
bedingungslos zueinander gefunden, sondern auf der Basis einer jeweils
passenden Mischung aus Gemeinsamkeiten und angenehm irritierend Neuem.
Erstrebenswert ist es in meinen Augen, wenn die Voraussetzungen für das
Zusammenbleiben, Zusammengenießen, Zusammenaufbauen und Zusammenentdecken
großzügig formuliert sind und eben nicht kleinlich, übermäßig egoistisch,
engstirnig und festgemacht an der Erfüllung oberflächlicher Leistungs-,
Anpassungs- und Bequemlichkeitskriterien. Entwicklung in der Partnerschaft ist
nur möglich, wenn beide das Gefühl haben, auch Experimente und Schwankungen
riskieren zu können, statt nur einer streng definierten Linie folgen zu müssen.
Liebe ist eine Expedition und keine Autobahn. Die sich selbst und dem geliebten
Menschen gewährten Spielräume haben immer noch ein Profil, das weit entfernt
ist von Beliebigkeit und dabei genügend Luft zum freien Atmen lässt.

 

Da wir in Deutschland naturräumlich gesehen in einer begünstigten Zone
liegen, besteht die Versuchung, die Folgen des Klimawandels, der ja wiederum -
die Kritik sei erlaubt ;-) - überwiegend auf unseren tendenziell
ressourcenverschwendenden Lebensstil in den Industrienationen zurückzuführen
ist, auszublenden. Poleisschmelze, Überflutungen, Dürrekatastrophen,
Hungersnöte, Verdursten, all das bleibt uns hier erspart und das Risiko des
Wegsehens und Festhaltens an gewohnten Komfort-, Wachstums- und
Vergnügungsansprüchen steigt. Genauer betrachtet ist der Klimawandel allerdings
bereits bei uns angekommen, wenn auch auf einer anderen Ebene. Obwohl wir uns
keine Sorgen ums Überleben machen brauchen, leben wir nicht gerade im Himmel
der Leichtigkeit, Herzlichkeit, Dankbarkeit, Solidarität und liebevollen Gesten.
Der hektische, konsumorientierte, auf materielle Anhäufung und äußere
Sicherheit ausgerichtete, sich in gelegentlicher Zerstreuung verlierende,
teilweise sinnentleerte Lebensstil in unseren Breiten fordert seinen Tribut:
Stresserkrankungen, Übergewicht, Herzinfarkte, Krebs, Angst, Depression,
Partnerschaftsprobleme und Ehescheidungen, Essstörungen, Sucht, ... nur ein
paar von den Geistern, die der konkurrenzbetonte Kapitalismus mit seinem
oberflächlichen Profitstreben und seiner Entfernung von unserem natürlichen
Wesen gerufen hat. Es ist immer wieder schockierend, wie frustriert und
verzweifelt oft die Menschen sind, die es vermeintlich bis "ganz
oben" geschafft haben ... man kann ihnen nur wünschen, dass sie früh genug
damit beginnen, sich zu fragen, ob sie es selbst sind, die frei bestimmen, was
die Maßstäbe ihres persönlichen Glücks sind oder ob sie nur fremde
Regieanweisungen befolgen und Rollen spielen, die im Grunde genommen gar nicht
zu ihnen passen. Erfolg neu zu definieren und Kurskorrekturen vorzunehmen, das
kann mit das größte Abenteuer des Lebens werden und der Beginn wohltuender
Selbstbestimmung.

 

Quizfrage für aufgeweckte Leute: Welche Kräfte in der Gesellschaft
haben wohl das geringste Interesse daran, dass wir herausfinden, wie wir noch
mehr mit einfachsten Mitteln und aus uns selbst heraus glücklich werden? Was
werden diese Kräfte versuchen uns einzureden und zu verkaufen? Wie kannst Du
die Masche durchschauen und den Weg der Freiheit wählen?

 

Im Glück angekommen sein ... Du raffst es manchmal in Situationen, die
keinen Stoff abgeben für einen Film mit Oscar, dafür aber die Essenz des Lebens
enthalten. Die Einsicht kann Dir auf die Schulter tippen, wenn Du an einem
Sommerabend auf Deinem Balkon Platz genommen hast, allein und doch mit der Welt
verbunden, die Farbmelodie der Zeit auf den Wolkend genießend, an die Menschen
denkend, die Dich auf Deinem Weg begleiten, mit all den Widersprüchen, die das
schlagende Herz so mit sich bringt, wenn sich Deine Hand auf einen vom Tag noch
warmen Stein legt, Reisesouvenir und Ahnung des Unvergänglichen in all dem
Wandel. Ja! Danke! Ich bin!

 

Abschied von der Angst. Sich einverstanden erklären, nach oben zu
fallen, sich dem Mut und Glauben anvertrauend, Figuren des schwerelosen Tanzes
wiederfinden, keine Definitionen, kein Ende mehr brauchen.

 

Lebe wie ein V, im Grunde zentriert und stets nach oben
aufgeschlossen.

 

Führen wir uns den Aktionsradius unserer Seele vor Augen, dann können
wir selbst dem schnellsten Flugzeug nur noch ein Lächeln schenken, doch keine
Verehrung mehr.

 

Unser innerstes Verbundensein mit der Göttlichkeit ist im Alltag oft
recht gut getarnt durch Sorgen und Begehren fragwürdiger Dinge. Sie leuchtet
auf im Lieben und Glauben, im Mut und Vergeben, in der Freude am nackten Sein.

 

Bei uns sprudeln jeden Tag die Gründe für ein Fest der Dankbarkeit, da
wir sauberes Wasser aus der Leitung trinken können.

 

Jede Stunde in der Natur berührt uns, manchmal heftig wie eine
Sturmböe, manchmal sanft wie ein Grashalm am Wegesrand, der über unser Bein
streicht. Dadurch wird in uns ein Profil herausgekitzelt, das mehr und mehr dem
entspricht, was wir sein können und im Kern unseres Selbst schon immer waren.

 

Ärgerliche Anspannung aus Unzufriedenheit findet Erlösung weder in der
aggressiven Explosion noch im bloßen Aushalten und Zurückstecken, sondern im
Gewinnen von Klarheit über die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen und im
offenen Mitteilen dieser Klarheit, auch wenn diese Klarheit natürlich ein Konfliktrisiko
mit sich bringt. Früher oder später würde der Konflikt allerdings sowieso
auftreten und je früher, desto überschaubarer der Stoff und desto griffiger die
Ansatzpunkte für Verständigung auf einen gemeinsamen Weg.

 

Es ist so einfach und dabei so wirkungsvoll, sich im Alltag
Erinnerungen an erfrischende Badeerlebnisse in der Natur ins Bewusstsein zu
holen: Das Duschen mit einem kühlen Durchgang beenden und sich anschaulich vor
Augen führen, wie es dort war, im Gebirgsfluss, im Felsbassin oder See, unter
dem Wasserfall. Aus jedem Grad Celsius weniger wird so ein Plus an Genuss, der
sich nährt aus der Quelle unserer persönlichen Erfahrungen.

 

In meiner bisherigen
Arbeit als Psychologe und Psychotherapeut habe ich den Eindruck gewonnen, dass
Menschen dann leichtere Beute von Angst und Depression werden, wenn ein zu
großer Teil ihrer Aufmerksamkeit und ihres Engagements darum kreist, Dinge zu
kontrollieren, die bestenfalls teilweise direkt herbeiführbar oder
kontrollierbar sind wie etwa Liebe oder Glück. Selbst wenn's mal gut
läuft, bleibt unterschwellig die sorgenvolle Vermutung, dass Verluste drohen,
wenn man es sich mal gönnen würde, die Anstrengungen zu reduzieren. Besonders
traurig sind die Geschichten, wo Indizien dafür vorliegen, dass auf dem Wege
der Leistung versucht wird, den Hunger nach Liebe zu stillen, was ja ein
Widerspruch in sich ist, da Liebe als Antwort auf Leistung ja nur ein
jämmerlicher Schatten wahrer Liebe wäre. Solche Menschen stehen ständig unter
Strom und kämpfen für Dinge, die sich nicht erkämpfen lassen, bis die
Erschöpfung in ihr Leben kommt, was dann zumindest noch die Chance bietet,
endlich aufzuwachen und damit aufzuhören, lebende Blumen auf dem Asphalt einer
Schnellstraße zu suchen.

 

Am Anfang einer Wanderung ist
man oft noch voller Optimismus, was die eigene Ausdauer und Trittsicherheit
anbelangt, das Gelände ist noch leicht begehbar und die Phantasien über den
Ausblick vom Gipfel dienen als Ansporn. Im Verlauf der Tour ist es umso
wichtiger, seine Verfassung und die Grenzen des Zumutbaren immer wieder achtsam
zu erspüren, was etwas Überwindung kosten kann angesichts der ursprünglich
uneingeschränkten Zuversicht und der Verlautbarungen über die eigenen Ziele. Da
fällt es durchaus schwer, sich einzugestehen, dass man sich womöglich zu viel
in den Rucksack gepackt hat, die Tagesetappe zu lang ist und der Weg zunehmend
zur Gratwanderung wird. Gerade wenn man sich dazu entschieden hat, den Weg
gemeinsam zu gehen, ist es wohl gesünder und verantwortungsbewusster,
miteinander im Kontakt zu bleiben über die Grenzen des Machbaren und als Team
Entscheidungen über Tempo, Route und Ziel zu treffen. Bisweilen kann das Gefühl
entstehen, der andere würde einen bremsen, einen daran hindern, sich
schnellstmöglich ins Gipfelbuch einzutragen, doch vielleicht ist gerade diese
Planänderung die Voraussetzung dafür, wohlbehalten anzukommen und das
Unterwegssein an sich mit all den Wundern des Lebens am Rande des Pfades
genießen zu lernen.

Erst wenn uns bewusst wird,
dass wir uns an etwas klammern, zum Beispiel Besitz oder Vorstellungen von
absoluter Sicherheit, wird uns klar, warum wir unsere Hand und unsere Finger
bei der Erkundung der Welt nicht frei bewegen konnten und erst dann können wir
loslassen, zumindest, um uns vorübergehend von dem Objekt der Anklammerung zu
befreien und beruhigt festzustellen, dass wir es nicht verlieren, wenn wir es
mal ablegen.

Der Kern Deines Selbstwertes,
der an keine Bedingungen geknüpft ist, lädt Dich ein zur Begegnung mit Deinem
Wesen und der unerschöpflichen Quelle der Energie des Seins. Auch in
schwierigen Zeiten kannst Du hier immer wieder auftanken und von dieser inneren
Mitte aus entfaltest Du den besten Einfluss auf die Welt, unabhängig davon, mit
welchen Noten oder Geldeinheiten dieses Wirken etikettiert wird. Spätestens am
Ende Deines Lebens wirst Du erkennen, dass das Handeln aus dem Zentrum Deines
Herzens heraus Dein kostbarstes Geschenk war, an Dich selbst und an Deine
Mitmenschen.

Vergebung bedeutet nicht, dass
der dunkle, schwere und schmerzende Inhalt des Bündels geleugnet wird, der
einem aufgebürdet wurde. Vergebung bedeutet vielmehr, dass die Kette, durch die
man mit der Vergangenheit verbunden ist, gelöst wird, dass man sich von der
Trübung des Blicks durch Bilder der damaligen Last befreit, die sich zwischen
einen selbst und die Welt von heute schieben, befreit auch von der illusionären
Hoffnung, der Schmerz würde in magischer Wiedergutmachung in Gold verwandelt.
Vergebung öffnet den Blick für all das Lindernde, Heilsame, Bunte und Helle,
was es in der Welt auch damals schon gab und was vor allem jetzt und morgen auf
uns wartet, wenn wir damit aufhören, mit den Schatten zu kämpfen, anstatt uns
mit ihnen auf dem Weg der Liebe auszusöhnen.

Jeder Mensch, der bewusst lebt, statt den Einflüsterungen des Wollen-Sollens
zu folgen ist ein heilsames Energiezentrum in unserer Gesellschaft und genauso
jedes Gespräch, das nicht zwischen Tür und Angel, eingeklemmt zwischen Terminen
stattfindet, sondern in einem Rahmen, der Offenheit erlaubt, in dem das
Geschenk der ungeteilten Aufmerksamkeit möglich wird.

Wir könnten so viel zufriedener
sein, so viel mehr spielerische Leichtigkeit und Ruhe erleben, würden wir nicht
so oft bestürmt durch mehr oder weniger direkte Behauptungen, wir wüssten und
könnten noch nicht genug, hätten noch nicht genug erlebt oder geleistet,
bräuchten noch mehr Garantien und Versicherungen, würden noch zu wenig
darstellen, zu wenig besitzen. Wer uns mit solchem Mist bombardiert, ist
entweder selber noch nicht in der eigenen Mitte oder hat ein Interesse daran,
uns zu verunsichern, um Herrschaft über uns auszuüben oder uns Produkte
anzudrehen. Wollen wir unseren Seelenfrieden kultivieren und schützen, dann tun
wir gut daran, uns recht konsequent gegen diese Irritationen zur Wehr zu
setzen, indem wir einen Bogen machen um die Düsen, aus denen der mit Glanz und
Glitter getarnte Dreck kommt und indem wir einen eigenen Standpunkt mit
Spielraum für Beweglichkeit entwickeln. Wie im Kampfsport können wir durch
bewusste Aufmerksamkeit und geschmeidige Bewegungen die Attacken ins Leere
laufen lassen und es uns hin und wieder auch einfacher machen, indem wir
gezielt Orte des Friedens und der wohltuenden Gemeinschaft aufsuchen.

Idealismus ist wie ein kräftiges, lebensfrohes Tier, das weder im zu
engen Stall des bloßen Nachdenkens gefangen gehalten noch sich selbst
überlassen, die eigenen Kräfte aufzehrend, in unwegsames Gelände geschickt
werden sollte. Am wohlsten fühlt sich der Idealismus, wenn er sich mit
Gleichgesinnten auslaufen und dabei Werte über hoffnungsvoll grüne Wiesen
transportieren kann, sich regelmäßig an frischem Wasser und stärkender Nahrung
labend. So bleibt der Idealismus vital und kann sich vermehren.

Was auch zur Grundtraurigkeit in unserem Land beiträgt ist die
Tatsache, dass immer öfter der Arbeitgeber genauso viel oder sogar noch mehr
Aufmerksamkeit erfährt als die Familie, wobei hinter der nach außen
präsentierten Begeisterung nicht selten die Angst steht, im Wettbewerb nicht
mitzuhalten und austauschbar zu werden. Manchmal kommt es einem fast so vor,
als würde da um die Liebe eines patriarchalischen, Anerkennung nur für Leistung
zeigenden Elternteils gekämpft werden. Wer weiß, wie oft heutzutage familiäre
Altlasten, Kränkungen und Verunsicherungen in die Arbeitswelt projiziert
werden? Schon bedenklich, wie viel Lebensenergie investiert wird, um
wohlhabende Unternehmen noch wohlhabender zu machen, mehr oder weniger
geschenkt an Menschen, die oft auf Listen schauen müssen, um sich später zu
erinnern, wer da seine halbe Lebenszeit gegeben hat. Ein Unternehmen, das im
jährlichen Mitarbeitergespräch den so wichtigen Punkt Familie vermeidet,
handelt egoistisch, verführt zur Selbstausbeutung und wird seiner
gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. Vergessen wir also nie, dass
der Begriff Unternehmensfamilie ein leicht durchschaubarer Versuch ist, uns mit
Pseudo-Gefühlen einzulullen und vom Wesentlichen abzulenken, damit wir die
Taschen fremder Menschen füllen, für die wir letzten Endes nur Nummern sind.
Kein Geld der Welt und kein Statusversprechen, mit dem diese Menschen uns
kaufen wollen, kann Lebenszeit, Aufmerksamkeit und echte Gemeinschaft ersetzen.

Wenn wir an einen Reiseort zurückkehren, kann
es uns manchmal so vorkommen, als würde das Echo des Lachens und der Ausrufe
des Staunens der Menschen, mit denen wir die ersten Male dort waren, noch sanft
durch die Straßen, über die Wiesen und das Wasser hallen, reflektiert von
unserem Geist und unserer dankbaren Erinnerung.

Wenn Du in Deinem Leben das
Gefühl hast, Dich zu sehr überwinden zu müssen zu Deiner Arbeit, wenn Du einen
Mangel an Sinn und Motivation spürst, so kannst Du folgendes ausprobieren: nimm
einen Stift und ein Blatt, frage Dich, welchem Zweck das, was gerade ansteht
dient und vor allem, mit welchen Dir am Herzen liegenden Projekten es in
Verbindung steht. Dann wandle Deine Einsichten in eine Zeichnung um und Du
wirst vielleicht feststellen, dass Deine Energie schon wieder etwas freier
fließt, wenn Du siehst, dass die Anforderungen der Gegenwart in einem
Zusammenhang stehen mit den Werten, für die Du Dich in Deinem Leben engagierst,
ganz unabhängig davon, dass auf dem Weg dorthin auch Abhängigkeiten,
Anpassungen und Kompromisse in Kauf zu nehmen sind. Du erfreust Dich an der
Schönheit des roten Fadens in Deiner Geschichte. Wenn Du Dir den Kopf darüber
zerbrichst, ob Du Dein Privat- und Berufsleben nun auch wirklich optimal
gestaltest, kann es sein, dass Du Deine Seele übermäßig an oberflächliche
Detailfragen kettest und darunter leidest. Ich lade Dich dazu ein, zu erleben,
wie befreiend es wirken kann, wenn Du bei näherer Betrachtung erkennst, dass Du
auf einer tieferen Ebene an den unterschiedlichsten Orten, mit den
unterschiedlichsten Menschen und in den unterschiedlichsten Tätigkeiten Deine
zentralen Werte verwirklichen kannst. Es gibt so viele Wege, Deine Mission,
Deine Berufung zu verwirklichen!

 

Die Erfahrung zeigt, dass wir
manchmal in den Zeiten der größten Verletzlichkeit und Verunsicherung
gleichzeitig am offensten sind für Einsichten, die uns in Kontakt bringen mit
der essentiellen Stabilität, die wir im Zentrum unseres Wesens, im Kern des
Seins finden. Dann werden wir durchlässig und empfänglich für den belebenden
Hauch der Freiheit, die gerne dort zu Besuch ist, wo gerade noch Tränen
flossen.

 

In der kognitiven Verhaltenstherapie
ist es eine unserer Hauptaufgaben, unseren Patientinnen und Patienten dabei zu
helfen herauszufinden, nach welchen Programmierungen, ungeprüften Annahmen,
Mottos und Parolen sie bislang recht automatisch gelebt oder vielmehr
funktioniert haben - manchmal wie Maschinen - ohne diese Kommandos bewusst
hinsichtlich der Auswirkungen auf ihre Gesundheit zu hinterfragen. Dabei
handelt es sich oft um Druck- und Angst-machende, tendenziell
Gefühls-betäubende Devisen wie "Nur das Beste ist gut genug!" oder
"Ein Indianer kennt keinen Schmerz!" oder "Nur wer 100%-ige
Leistung ohne Fehler bringt und ständig versucht besser zu werden hat ein Recht
auf Anerkennung und Liebe!". Es ist teilweise tragisch zu sehen, wie sich
Menschen in Burnout, Angst, Depression, Partnerschaftskrisen, Schlaflosigkeit,
Magengeschwüre, Herzinfarkt und andere Krankheitsbilder mehr hinein
abstrampeln, um den Forderungen der inneren Antreiber-Anteile zu entsprechen,
die oft zu verselbständigten Stellvertretern äußerer Einpeitscher geworden
sind. Die Patientinnen und Patienten führen dann oft einen regelrechten
Befreiungskampf gegen diesen absorbierten Schwachsinn und es ist faszinierend,
solche Menschen beim Aufwachen und Erwachsenwerden zu begleiten. Leider ist
seit der jüngsten Vergangenheit in vielen Unternehmen und Institutionen eine
Tendenz zu beobachten, ihre Belegschaft mehr oder weniger offen dahin zu
treiben, an ihre Grenzen zu gehen, mehr und mehr aus sich herauszuholen,
meistens kaschiert durch eine ordentliche Portion Zuckerbrot in Form von
Zulagen, Förderprogrammen, schickem Ambiente und flexiblen Arbeitszeiten,
Schmankerln also, für die man dann aber bitteschön die entsprechende
Gegenleistung erbringen soll. Zusammen mit der Angst vor Arbeitsplatzverlust
oder zumindest Ansehenseinbußen innerhalb des Unternehmens ergibt sich so ein
ungesundes Gebräu an unterschwelligen Erwartungen und subtilen Erpressungen, in
dem Durchschnittlichkeit und Pflege des Bestehenden fast schon den Beigeschmack
eines Tabus bekommt und Spitzenleistungen mit Einsatz von Leib und Seele in
einen vermeintlichen Standard verwandelt werden, an dem sich alle ständig
orientieren sollen. Einige Zeit lang mag das gutgehen, macht es wahrscheinlich
sogar Spaß, ermöglicht durch den Reiz der Tätigkeit, die Illusion von
Sicherheit, das Klingeln in der Kasse und die Dopaminausschüttung durch Applaus
und Schulterklopfen. Fragwürdig wird es nur dann, wenn den unausgesprochenen,
atmosphärisch wirkenden Verträgen weiter Folge geleistet und Raubbau am
Organismus betrieben wird, zum langfristigen Schaden aller Beteiligten.

 

Ich habe einen Riesen-Respekt
vor all den Menschen, die in den schnelllebigen, effizienzorientierten
Unternehmen und Institutionen von heute, inmitten all des Konkurrenzdrucks,
achtsam und mutig und täglich neu das innere Orchester der unterschiedlichsten
Werte und Bedürfnisse dirigieren und einen gangbaren Weg gestalten, um mit der
Außenwelt in Einklang zu leben. Menschen, die sich für Arbeitgeber und Kunden
mit Herzblut engagieren, ohne sich dabei selbst auszubeuten, ohne auszubluten,
ohne unter der Oberfläche schleichend zusammenzubrechen, während sie nach außen
hin noch mit wehender Fahne ihr Leben Profit und Tempo und Prestige hingeben.
Ich bewundere die Menschen, die rechtzeitig genug die Courage aufbringen, zum
weiteren Verrücken der Messlatte nach oben "Nein" zu sagen im Tausch
für ein "Ja" gegenüber Familie, Freunden, sich selbst, einem
naturverbundeneren, freudvolleren Lebe und, ja, auch im Interesse ihrer
nachhaltigen Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. Ich bewundere auch all die
Verantwortlichen in Unternehmen und Institutionen, die ihren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern Spielräume zugestehen in der Feinjustierung ihres
Arbeitsstils, die sie lieber gesund sehen als getrieben vom Optimierungswahn
und permanent an der Grenze des Machbaren, Verantwortliche, die den Mut dazu
haben, herauszufinden, dass man auch und wahrscheinlich gerade so langfristig
in der komplexen Welt von heute bestehen und ein besseres Morgen gestalten
kann, reicher in einem menschlichen Sinne.

 

Entscheidend ist nicht, in
welchen Wohnungen oder Häusern wir wohnen und mit welchen
Einrichtungsgegenständen wir uns umgeben. Entscheidend ist, ob wir in unseren
Herzensbeziehungen, umgeben vom schwebenden Mobiliar unserer Lebenserfahrungen
und im Licht unserer Werte eine Heimat finden.

 

Wenn der beinahe oder ganz
volle Mond vereinzelt segelnde Wolken küsst, werden wir zu Zeugen und Zeuginnen
des zärtlichen Zusammenspiels von Nacht und Lichterglanz.

 

Beziehungen haben wir nicht nur
mit den Menschen, die unseren Namen und unser Wesen kennen, sondern auch mit
jenen, die wir gern beobachten, besonders dann, wenn sich Blicke berühren.
Lasst uns also achtsam durchs Leben gehen, denn durch unsere Haltung prägen wir
das Klima auch des beiläufigen Miteinanders!

 

In den späten Abend- und den
frühen Morgenstunden unterwegs, in scheinbar halb entvölkerter Welt, zwischen
Schlaf und Wachen weit ausholend in die Spielräume unserer Phantasie, dankbar
für das leichteste Menschenflackern in unserer Nähe und ein helles Licht mit
heißem Kaffeeduft.

 

Wenn wir umziehen, dann bauen
Fotos, Bilder und andere Gegenstände, die wir angesammelt haben, eine Brücke
zwischen dem gewohnten Umfeld und dem neuen Lebensraum, dienen als
Übergangsobjekte, genauso wie ein Kind auf Reisen gerne Kuscheltiere oder ein
Schnüffeltuch mitnimmt. Sie repräsentieren als beispielhafte, greifbare Spiegel
einen kleinen Teil des reichen Schatzes der in uns gespeicherten Erfahrungen,
die wir immer bei uns hatten und gleichzeitig mit Menschen teilen können. Sie
bilden den wesentlichen Stoff unserer persönlichen Lebensgeschichte.

 

Wir mögen noch so viele
Talente, Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen haben und brauchen doch auch
ein geeignetes Umfeld, mit dem wir in Wechselwirkung treten können, um sie zum
Ausdruck zu bringen. Im gesellschaftlichen Leben kann es sich dabei teilweise
kränkend anfühlen, wenn man erlebt, dass genauso oder weniger begabte Menschen
mehr Resonanz erfahren, weil sie durch strategisches Geschick, Berechnung, Selbstvermarktung
oder Zufallsglück Zugang gefunden haben zu Systemen, die ihrem Tun Requisiten,
Bühne und Publikum zur Verfügung stellen und sie somit sichtbarer machen.

 

Manchmal sind wir unseren
innersten Möglichkeiten beim kühnen Tagträumen näher als während
dienstbeflissener Pflichterfüllung. Zwischen uns und dem Land unserer
unverwechselbaren Chancen befindet sich allerdings oft ein Graben der Angst und
Selbstzweifel und nur wenige auserwählte Menschen, echte Wegbegleiterinnen und
Wegbegleiter werden Dir dabei helfen, diese Kluft zu überwinden. Den Graben
bewältigen wir am besten mit einem entschlossenen Sprung, unsere Vision fest im
Blick. Einige Menschen mögen uns bei diesen Pioniertaten belächeln. Sollen sie
nur ... es ist alles Gesichtsmuskeltraining für ihr Staunen von morgen, wenn
ihnen unser Neulandglück bewusst wird.

 

Als Quelle der Visionen Deiner
Zukunft kannst Du am besten erahnen, was alles in Dir steckt und was Du eines
Tages bewirken wirst. Gratuliere Dir jeden Tag zum Glauben an Dich selbst und
das Leben, genieße die Vorfreude auf die Früchte Deiner Schaffenskraft. Was
jetzt noch als Kern im Boden schlummert, für viele unsichtbar, wird schon bald
in ganzer Pracht erstrahlen, erfüllt von der Macht natürlichen, gesunden
Wachstums. Behandle Dich selbst wie den, der Du in ein paar Jahren sein wirst
und Du hast schon den halben Weg zum Ziel geschafft!

 

Der Blick in den Himmel und zu
den Sternen verschafft uns selbst in der quirligsten Großstadt Zugang zu einem
Stück allgegenwärtiger Wildnis.

 

Am größten ist unsere
Schaffenskraft, wenn das Interesse an einem Thema aus uns selbst heraus und
mitten im Leben entsteht. Dann kristallisiert sich die Überschrift aus den
Erfahrungen heraus. In einem nächsten Schritt können wir uns zu dieser
lebensbasiert gefühlten Überschrift weiterführende Gedanken machen und mit
anderen Menschen dazu ins Gespräch kommen. Das ist die natürliche Dynamik der
Selbsterfahrung im Wirkungsfeld des Seins.

 

Die größtmögliche
Wertschätzung für unsere Lebenserfahrungen mit anderen Menschen, an
ausgewählten Orten und in einem bestimmten Tun zeigen wir, wenn wir auch dann
noch Dankbarkeit empfinden, wenn diese Menschen nicht mehr in unserer Nähe
leben, die Erreichbarkeit der ganz besonderen Orte erschwert oder unmöglich ist
und sich die Schwerpunkte unseres Tuns verlagert haben.

 

Uns wurde die Freiheit
geschenkt, einander unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe,
Religion und Weltanschauung, Bildung, Beruf, Einkommen und Freizeitinteressen
von Mensch zu Mensch zu begegnen. Manchmal mag es so wirken, als wären die
Unterschiede unüberwindbar, als würden die mit Klebestreifen etikettierten
Schubladen klemmen, doch kann es eine Brücke bauen, wenn wir uns vor Augen
führen, dass unser Gegenüber sich nicht alle Aspekte seines Lebensstils bewusst
ausgesucht ist, in vielerlei Hinsicht einfach auch Spiegel seiner Prägungen
ist. Unter all diesen Anpassungsleistungen schlummert immer auch eine
unverwechselbare Persönlichkeit, die noch einzigartiger ist als die Kleidung
der Individualität, ein Kern, der diesen Menschen gleichzeitig in Resonanz mit
dem ganzen Sein schwingen lässt. Um auf dieser Ebene miteinander in Kontakt zu
kommen, brauchen wir nur wenige, dafür aber unbezahlbare Zutaten: Bewusstsein,
Zeit, Aufmerksamkeit und ein großzügiges Verständnis von Liebe.

 

Wenn wir weitestgehend frei
geworden sind von Angst, Neid, Besitzstreben und Egozentrismus, dann haben wir
es im wesentlichen Karrierebereich unseres Lebens, im Bereich des seelischen
Wachstums, "bis ganz nach oben" geschafft und der Weg zu den Sternen
ist frei.

 

Im Beruf eine Rolle zu spielen
ist so lange kein Problem, wie diese Rolle schon immer Teil des Repertoires
unserer Neigungen und Interessen war. Die einzige Anstrengung besteht dann
darin, diese Facette unseres Selbst vielleicht etwas zu stark für unseren
Geschmack in den Vordergrund zu stellen. Riskant wird es erst dann, wenn wir
etwas vorgaukeln, was wir nicht oder so gut wie gar nicht sind, uns damit
innerlich zerreißen. Vielleicht schaffen wir es eines Tages, diese neue Rolle
perfekt zu spielen. Doch ist das dann eine Errungenschaft? Dann verkommt unser
Berufsleben zur puren Show, wir entfernen uns mehr und mehr von uns und
Entfremdung droht. Wenn wir uns nach langer Zeit einbilden, die Rolle "zu
sein", dann kann das nur geschehen um den Preis des Vergessens, wer wir
ursprünglich mal waren oder hätten werden können. Wie viel reizvoller es doch
ist, die Herausforderung anzunehmen, sich selbst treu zu bleiben und
Aufforderungen zur Anpassung stets achtsam und mit gesunder Distanz zu sehen.
Anpassung ist dann gesund, wenn sie bewusst erfolgt und frei von Angst.

 

Konflikte zwischen Menschen
können entstehen, weil sie unterschiedliche Maßstäbe anlegen, weil ihr
Bezugssystem ein anderes ist. Dabei müssen die Differenzen gar nicht so groß
sein, damit Spannungen aufkommen. Die Diskrepanz in den Standards kann zudem
unbewusst sein. Nehmen wir als Beispiel die Zeitmessung. Wenn ich in eine
Kantine oder ein Geschäft mit bestimmten Öffnungszeiten gehe, ist es denkbar,
dass meine Uhr etwas nachgeht oder die Uhr im Laden etwas vor. Im ersten Fall
fühle ich mich bei ungenügender Prüfung der Konfliktursache vielleicht zu
Unrecht angemault, im zweiten Fall ärgert sich das Personal an der
Essensausgabe eventuell über meine vermeintliche Unpünktlichkeit und beklagt
die Überstrapazierung des Entgegenkommens. Denkbar ist natürlich auch, dass dem
Kriterium der Pünktlichkeit in dieser Situation keine so große Bedeutung
beigemessen wird und somit das Konfliktpotential durch falsch gestellte Uhren
nicht zur Entfaltung kommt. Konflikt erfordert also Differenzen und Bewertung
der erkannten Differenzen als störend, zumindest von einer Seite aus. Wir
stellen unsere Uhren und genauso stellen wir uns seelisch ein auf Wertesysteme.
Dabei ist nicht das eine oder andere von vornherein richtig oder falsch. Es
muss stets in seinem Kontext gesehen werden. Wir wachsen in so vieles hinein
und neigen dazu, es einfach deswegen gut zu finden, weil wir es gewohnt sind
und weil eine Veränderung anstrengend wäre. Dass es an der Ostküste der USA 6
Stunden früher ist, das ist kein Fehler, sondern eine sinnvolle Anpassung an
die Gegebenheiten des Planeten. Es wäre Unfug, darüber zu streiten, weil der
gemeinsame Bezugspunkt die Akzeptanz der Naturgesetze, der Wechselwirkung
zwischen Erdrotation und Lichteinfall ist. In anderen Themenbereichen des
Lebens kann es natürlich viel schwerer fallen, den Konflikt aufzulösen, da der
gemeinsame Bezugspunkt nicht oder noch nicht zu erkennen ist. So ist es ein
trauriges Phänomen, dass sich immer noch viel zu viele Menschen als
konkurrierend und die persönlichen Besitzstände bedrohend wahrnehmen, anstatt
sich auf die im Grunde genommen offensichtliche Tatsache zu besinnen, dass wir
alle Bewohnerinnen und Bewohner desselben Planeten sind, den wir für unsere
Existenz und die Existenz der nächsten Generationen brauchen und den es zu
schützen gilt, dass die Ressourcen allen gehören. Zurück zum Beispiel der
Uhren: selbst wenn man in derselben Zeitzone lebt und alle Uhren akkurat
gestellt sind, heißt das noch lange nicht, dass damit diesbezüglich alle
Spannungsquellen aus der Welt sind. Mit der Uhr wird nämlich nur ein Aspekt von
Zeit gemessen und es kann sein, dass einer der beteiligten Personen die
numerischen Zeiteinheiten lange nicht so wichtig sind wie die gefühlten. Für
die eine Person kann pünktlich erscheinen bedeuten auf die Sekunde genau, für
die andere plus minus fünf Minuten und für wieder eine andere dann, wenn
gefühlsmäßig die Zeit reif ist. Um Konflikte zu erkennen und auszuloten, ob
statt bloßer Angleichung und (Pseudo-)Harmonisierung der Einstellungen ein
Respektierten und Nachvollziehen unterschiedlicher Gewichtungen,
Begriffsverständnisse und Bezugssysteme zum Miteinander beitragen kann, statt
die Differenzen vorschnell als unerträgliche Provokation oder unüberwindbare
Kluft zu betrachten, dafür müssen die Differenzen zunächst mal registriert und
angesprochen werden, bevor sie unter der Oberfläche ihr Unwesen treiben, ihr
schleichendes Gift verströmen und dann zu Frustration, Aggression und
Entfremdung führen. Das offene Thematisieren mag schwierig sein, doch es bietet
allen Beteiligten die Chance, ihren Horizont zu erweitern, Missverständnisse
aufzuklären, Engstirnigkeiten zu lockern, Unterschiede kreativ zu integrieren,
ja vielleicht sogar wertzuschätzen sowie die Kunst und Tugend der Akzeptanz zu
üben.

 

Zu erleben, wie Menschen über
die Grenzen eines Tisches, über die Fixierung auf den privaten Kreis hinweg
miteinander ins Gespräch kommen ist wie die Vorschau auf eine Gesellschaft, in
der Gemeinschaft und Aufgeschlossenheit wichtiger werden als ängstliches
Kreisen um die eigene Position und die Aufrechterhaltung von Mauern und Zäunen.

 

Anfangs kann es belastend
wirken, den Stein eines schweren, persönlich wichtigen Themas in die Hand zu
nehmen, wir sind in Versuchung nicht hinzuschauen und ihn liegenzulassen, doch
nach einiger Zeit stolpern wir wieder drüber. Dann heben wir den Stein auf und
merken, dass dies zwar anstrengend ist, gleichzeitig aber auch eine Last von
uns weicht, in den Stein fließt und wir erleichtert sind, wenn wir ihn wieder
absetzen, dort, wo er uns nicht mehr im Weg ist.

 

Die Angst ist immer nur ein
Anteil von uns, doch die Angst ist nie identisch mit uns, auch wenn sie uns das
vielleicht manchmal einzureden versucht. Ihr das Ruder zu überlassen ist
genauso schädlich wie das Bemühen, sie zu verdrängen durch einen aufgeblähten,
pseudo-selbstsicheren Anteil. Wenn dieser nämlich durch Rückschläge in die
Krise kommt, erobert sich die Angst ihr Territorium schnell zurück und selbst
in vermeintlich guten Zeiten ist ihr Gegendruck immer bedrohlich zu spüren. Am
besten ist wohl die Koexistenz wie in einer Wohngemeinschaft. Hier gehört die
Angst dazu, doch ihr wird nur ein kleines Zimmer zugewiesen. Der Großteil des
Raumes wird erfüllt von Gelassenheit, Mut und Werteorientierung. Hin und wieder
ist die Angst auch ein gern gesehener Gast im Gemeinschaftsbereich, da alle
mittlerweile erkannt haben, dass die Angst im Grunde genommen nur eine gesunde
Vorsicht oder ungeklärte Fragen zum Beispiel hinsichtlich des Sterbenmüssens
zum Ausdruck bringt, wenn auch oft übertrieben und verallgemeinernd. In dieser
Wohngemeinschaft der Anteile wird immer klarer, dass man sich mit der Angst am
besten arrangieren kann, wenn man aufhört, sie zu bekämpfen, wenn man sie
gelegentlich zur Kenntnis nimmt, rauszuhören versucht, was sie einem sagen will
und sich dann wieder dem widmet, was einen begeistert, was dem eigenen Leben
Sinn verleiht.

 

Aufwühlende Gefühle gehören
zum Konzert des Lebens wie ein gelegentlicher Paukenschlag. Problematisch wird
es nur, wenn er zu oft erklingt und die anderen Instrumente übertönt oder wenn
er Erinnerungen wachruft an einen Tag, wo er einen in einem dunklen Raum
erschreckte. Es ist natürlich, wenn wir dann auch später beim Klang der Pauke
zusammenzucken, doch ist dies noch lange kein Grund, dieses Instrument zu
verbannen. Schnell würden wir merken, dass etwas fehlt, dass die Melodie
irgendwie zu flach geworden ist und dass mit der Pauke vielleicht auch leisere
Töne wie der Triangel-Spieler abgewandert sind. Lassen wir also auch diese
Teile der Lebensmusik zu und finden wir heraus, dass wir uns an ihre Gegenwart
gewöhnen können, ja sie nach einiger Zeit vielleicht sogar wertschätzen.

 

Übertriebene Angst ist wie ein
Winkeladvokat vor Gericht, der durch windige Indizien und raffinierte Rhetorik
zu beweisen versucht, dass etwas Schlimmes passiert ist und extreme Maßnahmen
zu ergreifen seien, damit eine Wiederholung ausgeschlossen ist. In einer
Wohnsiedlung lag ein Messer auf dem Boden ... keine Frage, ein Mörder ist
unterwegs und nun sollen überall Überwachungskameras aufgestellt werden oder
besser noch: Ausgehverbot nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn sich ähnliche bizarre
Verhandlungen in einem abspielen, vielleicht zum Thema Arbeit, Gesundheit,
Partnerschaft, so tun wir gut daran, zwischen Vermutungen, Phantasien und
Tatsachen zu unterscheiden und uns zu überlegen, ob die vorgeschlagenen
Maßnahmen für vermeintliche Sicherheit nicht letzten Endes eine Bedrohung
unserer Freiheit und unserer Bereitschaft zu vertrauen bedeuten würden. Die
Angst sollte also niemals das letzte Wort haben.

 

Wenn wir den Mut haben, uns
auch mit den schwierigen Kapiteln unseres Lebens aktiv auseinanderzusetzen,
dann können wir die Bestandteile sortieren, zusammenfügen und zu etwas
Handhabbarem umwandeln. Wenn wir allerdings versuchen, vor ihnen zu fliehen,
holen sie uns früher oder später ein, werden uns zu Stolperfallen oder
schwirren um unseren Kopf, uns den Blick versperrend. Wir jedoch sind nicht
davongerannt und können das vorher nur Angstmachende greifen, spüren das
Gewicht, die Last und haben gleichzeitig die Chance, diesen Teil unserer
Geschichte nun in die andere Waagschale unseres Lebens zu legen, ein Teil von
uns, aber nun auf größerer Distanz. So erleben wir auf der Seite der
Daseinsbejahung einen Aufstieg, mitermöglicht durch das Annehmen der bleiernen
Nachtseiten, durch die wir hindurchgegangen sind und uns dadurch erleichtert haben.

 

Spannungsabfuhr durch
exzessives Essen oder Einkaufen ist ein Selbstbetrug mit Teufelskreischarakter.
Nur für kurze Zeit füllen wir damit die innere Leere, die ja in erster Linie
eine seelische ist. Der Stoff, den wir uns einverleibt haben, verwandelt sich
dann schnell in Ballast und in ein weiteres Indiz für das unterschwellig
negative Selbstbild, dem wir durch die zügellose Selbstverwöhnung entkommen
wollen, das wir paradoxerweise aber eben dadurch erneut bestätigen und
verfestigen. Was sind also Wege der Selbstfürsorge, die sich nicht schon nach
der ersten Kurve im Dickicht verlieren oder in den Abgrund münden? Nehmen wir
uns die Zeit, abseits der ausgetretenen Pfade Neuland zu entdecken und vor dem
Lossprinten erst mal ein inneres Gespräch mit uns selbst zu führen, uns zu
fragen, was wir im Grunde unseres Herzens wünschen, wohin die Reise gehen soll,
mit welchen Entscheidungen wir auch im Übermorgen noch einverstanden sein
werden und uns damit in einem ganzheitlichen Sinne einen Gefallen tun.

 

Durch all die Erlebnisse, die
wir mit unserer Wohnung verbinden, die uns dort zuteil wurden, die wir hier
vorbereitet haben und nachwirken ließen, durch die Gegenstände, die wir in den
Kapiteln unserer Lebensgeschichten gefunden und dort gesammelt haben, ist dieser
Raum wie ein Projektor unserer Biographie, wie ein greifbarer Spiegel unseres
Selbst. Der Umzug, das Sortieren und Packen unserer Sieben- oder
Siebentausendsachen wird so auch ein Streifzug im Zeitraffer über unsere
Erlebnis- und Reifungslandschaften, fordert uns mit sanftem Druck zum
Bilanzieren auf, ja auch zum Abschiednehmen von Anteilen unserer
Persönlichkeit, die womöglich überholt geworden sind und gibt uns auch die
wertvolle Chance zum dankbaren Rückblick sowie zum Tanz mit der Aufbruchstimmung.
Wir können uns auf einen Wirbelwind der Gefühle einstellen. Mal fühlen wir
Erleichterung angesichts des Ausmistens, mal sind wir in der Konfrontation mit
dem Besitzballast schockiert, mal fragen wir uns unruhig, ob uns seit dem
Einzug wesentliche Fortschritte in der Selbstentwicklung gelungen sind, mal
spüren wir Trauer, wenn wir sehen, wie sich die Regale leeren und es ein
bisschen so ist, als würden wir die Wohnung des verstorbenen früheren Ich
ausräumen. Jede Wohnung ist wie eine bunte Blüte mit Blättern aus den Jahren
unseres Lebens, ist Landeplatz für die Schmetterlinge der Erinnerung und wenn
wir gehen, wird diese Blume ein buntes Bild der Vergangenheit, das wir in uns
tragen auf dem Weg zu neuen Gärten.

 

Vielleicht fühlen wir uns
inmitten kreativen Schaffens auch deswegen getragen vom Fluss des Lebens, weil
wir dadurch eine Ahnung der Kräfte verspüren, die den Kosmos entstehen ließen
und weiter gestalten.

 

Umziehen ist ein bisschen wie
Abschiednehmen von einem Raumschiff, mit dem man eine Zeitreise durch Kapitel
der eigenen Lebensgeschichte unternommen hat, neue Welten in sich und der
Galaxie der Beziehungen entdeckend.

 

Angesichts der
Unermesslichkeit des Universums kann eine Tendenz aufkommen, die eigenen
Anstrengungen auf Erden als vergleichsweise bedeutungslos einzustufen. Dabei
ist es doch eher so, dass die unvorstellbaren Dimensionen des Kosmos die
Beurteilung anhand von Kriterien wie Größe und Entfernung ohnehin irrelevant
machen. Dieser gigantische Raum kann uns dazu inspirieren, uns nicht mehr
anhand oberflächlicher Maßstäbe zu vergleichen, sondern vielmehr auf Qualität
und Intensität zu achten. Welche Bedeutung haben für mich denn ferne Galaxien,
wenn ich in den Augen eines anderen Menschen das Fenster zur Essenz des Seins
sehen kann, wenn ich durch die Innenschau eine Ahnung von der allumfassenden
Seele verspüre? Die Wunder des Universums werden auf unseren Planeten
projiziert wie auf eine Leinwand der Schöpfung. Die Bedeutung irdischer
Ambitionen zu relativieren macht meines Erachtens nur Sinn im Hinblick auf
Dinge wie Gebäude und Maschinen, die nicht geeignet sind als letzte Ziele
unseres Lebens, die dann zu falschen Götzen würden, die ihren Sinn nur dann
entfalten, wenn sie als Hilfsmittel dienen auf dem Weg des Fühlens und
Verstehens.

 

Das Wesen essentieller
Wahrheit gleicht einem Regenbogen: trotz der Illusion der Stofflichkeit ist sie
kein verfügbarer Gegenstand, hat keinen festen Ort, kann von niemandem in
Besitz genommen und verwaltet werden. Sie ist eine permanente Möglichkeit, die
sich in Wechselwirkung mit den Elementen hin und wieder offenbart, in der
Begegnung von Licht und Schatten, als Begleiterin des Wachstumsregens, als
Geschenk für aufmerksame Sinne. Das persönliche Erleben überstrahlt bei weitem
jegliche Beschreibung und Erklärung.

 

Es ist eine große
Herausforderung, sich über Transzendenz, also die Wirklichkeit jenseits der
irdischen Erlebniswelt zu unterhalten. Obgleich wir Signale aus dieser Sphäre
erhalten und deuten können, ist ihr Ursprung nun halt eine andere Dimension und
es liegt in der Natur unbekannter Dimensionen, dass wir sie uns nicht oder nur
sehr schwer vorstellen können. So wäre es eine grobe und irreführende
Vereinfachung, sich "ewiges Leben" als im herkömmlichen Sinne
zeitlich unbegrenzt vorzustellen. Warum sollte in Dimensionen, die über die für
uns erfahrbaren Naturgesetze hinausgehen, so etwas wie Sekunden, Minuten,
Stunden, Tage, Monate, Jahre, Jahrhunderte, Jahrtausende, Jahrmillionen,
Jahrmilliarden, Jahrbillionen, etc. eine Rolle spielen? Was wäre dann wirklich
neu? Und mal ganz davon abgesehen ... wer würde es wirklich als Geschenk
empfinden, Jahrbillionen zu leben, zumal das, gemessen an zeitlicher
Unendlichkeit, nur ein Sandkorn im Universum wäre, wobei selbst dies eine
Untertreibung ist. Somit macht es wohl mehr Sinn, davon auszugehen, dass sich
"ewig" auf eine faszinierend neue Qualität von Existenz, auf eine
unvorstellbare Intensität bezieht, in der bisherige Annahmen über
Individualität, Dauer und Entfernung an Bedeutung verlieren, um Raum zu schaffen
für etwas Umfassendbefreiendes.

 

Durch die Wahl des
Erfolgskriteriums entscheiden wir maßgeblich, ob wir zufrieden sind oder
unzufrieden. Messe ich ein Ergebnis in Zahlen, geht es mir um Quantität, kann
die Bilanz frustrierend ausfallen. Achte ich hingegen mehr auf Qualität,
Intensität und Nachhaltigkeit, sehe ich in derselben Lebenslage deutlich mehr
Fortschritte und Perspektiven.

 

Das Schöne am Werben ist, dass
es mich in Kontakt mit den Menschen bringt und mir zum Anreiz wird, Klarheit zu
gewinnen, was meine Botschaft ist, wie die Bedürfnisse meines Gegenübers
beschaffen sind und welcher Weg geeignet ist, um eine Brücke zu bauen.

 

Die Bezeichnung der Weltmeere
mit Namen kann über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sie alle miteinander
verbunden sind und den umfassenden Ozean bilden, dessen Quellgebiet die Flüsse
sind, die durch unsere Alltagswelt strömen. Ja und selbst der geheimnisvolle
Ozean, der über seine Oberfläche in den Himmel verdunstet, ist eingebettet in
ein noch größeres Ganzes, ist Foyer des Kosmos.

 

Im großen, zeitlosen Zyklus
von Werden und Verwandlung sind wir Menschen wie Regentropfen im freien Fall
durch den Himmel, aus dem Ozean kommend, zurückfließend in diesen, mit allen
anderen in der Essenz vereint durch Herkunft, Weg und Ziel.

 

Genauso wie die begrifflich
künstlich getrennten Meere Teil des weltumspannenden Ozeans sind, können auch
die Religionen als menschlich mitdefinierte Ausdrucksformen der
zugrundeliegenden, natürlichen Spiritualität gesehen werden.

 

Der Ozean, die Wiege des
Lebens, ist unbegrenzt, horizontal und vertikal. Der Ozean ist immer und
überall.

 

Der beste Weg zur Erkenntnis
ist nicht die Lehre, sondern das Erlebnis. Kein anderer Mensch sollte sich
anmaßen, die "Wahrheit" zu definieren und Gott zu spielen oder im
Namen dieser Kraft zu sprechen. Alle Worte bleiben Gedankenspiele und bloße
Annäherung an das Mysterium. Alle darüber hinausgehenden Ansprüche sind
Ausdruck von Hybris, Machtbesessenheit, Naivität oder mangelnder
Ungewissheitstoleranz. Weil menschlich, sind sie verzeihlich, bleiben jedoch
unterhalb unserer Entwicklungspotentiale.

 

Ein Strahlen, das einer tiefen
Liebe zum Leben, einem Hochgefühl des Seins entspringt, das sich auch nährt aus
einer guten Partnerschaft mit uns selbst, das wir ohne Berechnung in unsere
Umwelt hinaussenden, wird auch unsere Mitmenschen berühren und wird ein Echo
auslösen, das uns noch weiter bestärkt, auch wenn dies nicht Ziel und Absicht
war.

 

Wenn wir mit Begeisterung von
unseren Projekten und Visionen erzählen, können wir nicht davon ausgehen, immer
auf Zuspruch und Ermutigung zu stoßen. Gelegentliche kritische Bemerkungen
können ja durchaus hilfreich sein und dafür sorgen, dass wir Maß und Ziel im
Auge behalten. Die Skepsis unseres Gegenübers kann teilweise auch auf den
abhandengekommenen Glauben an die Macht der Eigeninitiative zurückzuführen
sein, vielleicht auch auf die Abwehr des Schmerzes, der entstehen kann, wenn
ein Mensch an ungelebte eigene Träume erinnert wird.

 

Genauso wie die Farben durchs
Licht kommen wir als Menschen erst durch intensives Erleben und Beziehungen
voll zum Leuchten. Durch Wechselwirkung mit unserem Gegenüber entsteht etwas
Neues, so wie Blau auf goldenem Boden von einem grünen Strahlen umgeben wird.
Erst durch das Miteinander entsteht der Zauber des Regenbogens.

 

Menschen haben beim Schlachten
von (anderen) Tieren oft auch deswegen wenig Skrupel, weil sie sich irgendwie
überlegen fühlen, auf einer höheren Stufe von Bewusstsein ... und das, obwohl
sie noch nie fühlen und wahrnehmen konnten wie beispielsweise ein Delphin oder
ein Schwein. Wahrscheinlich sind uns viele Tiere in einigen Punkten weit
voraus. Es ist nicht auszuschließen, dass eines Tages eine andere Spezies auf
unserem Planeten landet. Was, wenn es sich um Lebewesen handelt, die es
geschafft haben, mit ihrer Umwelt in Einklang zu leben, die nicht mal im
entferntesten auf den Gedanken kämen, die Natur auszubeuten oder einander zu
übervorteilen, zu schaden oder gar umzubringen, die mit ihrer Umwelt mitfühlen
als wäre sie ihr eigenes Kind? Was, wenn diese Spezies uns Menschen deswegen
als verhältnismäßig primitive Kreaturen einstufen würde, als geeignet für
Züchtung, Einsatz als Nutztiere und womöglich sogar zur Schlachtung? Was, wenn
diese Spezies argumentieren würde, dass sie durch solche Maßnahmen die
"Menschheit" sogar vor der Selbstausrottung schützen kann? Es bleibt
zu hoffen, dass die Besucher stattdessen Mitgefühl aufbringen und Wege finden,
uns ihr fortgeschrittenes Bewusstsein zu vermitteln. Welche Konsequenzen
könnten wir aus diesem Gedankenexperiment ziehen im Hinblick auf unseren Umgang
mit Tieren, im Hinblick auf unser Konsumverhalten und unser Selbstbild?

 

Sobald wir uns längere Zeit
leidenschaftlich auf ein schöpferisches Werk einlassen, stehen die Chancen gut,
dass wir bisher verborgene Zusammenhänge erspüren, manchmal sogar erkennen und
unserer eigenen, ursprünglichen Natur näher kommen.

 

Es ist nicht in erster Linie
die gläserne Oberfläche des Spiegels, die das Phänomen ermöglicht, an dem wir
uns erfreuen, sondern die Schicht im Hintergrund. Das Essentielle bleibt
verborgen, während es uns dazu einlädt, uns selbst tief in die Augen zu sehen,
uns anzulächeln und dann guten Mutes hinauszugehen in die Welt.

 

Um wirklich klar sehen zu
können, müssen wir manchmal unser Lebensgebäude verlassen oder zumindest das
Fenster öffnen, den gewohnten Ort aus neuer Perspektive von außen betrachten
und ... schließlich ... zum Lappen greifen, um die Scheibe zwischen uns und der
Welt gründlich zu putzen, auf dass wir den Staub der Trägheit und alltäglichen
Geschäftigkeit nicht mit der Wirklichkeit an sich verwechseln.

 

Ich möchte den Versuch
unternehmen, in einigen Stichpunkten wichtige Faktoren psychischer Gesundheit
und eines erfüllten Lebens zu skizzieren: 1. Werteorientierte Hingabe an eine
freiwillig gewählte Aufgabe, die den reinen Eigennutz übersteigt, mit Akzeptanz
persönlicher Grenzen und einer der Welt innewohnenden Tendenz, skeptisch und
träge auf Veränderungsimpulse zu reagieren (wirkt als Burnout-Prophylaxe). 2.
Bereitschaft zum Perspektivenwechsel dahingehend, dass ich vorsichtig damit
bin, über andere Menschen zu urteilen und mir immer wieder vor Augen führe,
dass ich mit derselben Veranlagung, derselben Lebensgeschichte und demselben
sozialen Umfeld womöglich ähnlich handeln würde oder es in meiner eigenen
Biographie vielleicht sogar schon getan habe. 3. Eine gute Partnerschaft mit
mir selbst pflegen, was sich in stabilem Selbstwertgefühl und Zugang zu inneren
Zufriedenheitsquellen zeigt. 4. Herzliche Beziehungen mit anderen Menschen
aufbauen und lebendig halten und dabei auf der Basis eines gemeinsamen Nenners
auch Unterschiede und Auseinandersetzungen zulassen, im Idealfall auch als
Entwicklungsanreiz sehen. 5. Auch fremden Menschen gegenüber, die nicht zum
"innersten Kreis" gehören und von denen ich nicht anderweitig
"profitiere" immer wieder mal Gesten der freundlich zugewandten
Aufmerksamkeit und des Mitgefühls zeigen und damit das soziale Klima in der
Weltgesellschaft verbessern. 6. Meine Sinne für bewusstes Genießen, für die
Schönheit der Natur öffnen und mit dafür Zeit nehmen. Dankbarkeit für das Geschenk
des Lebens kultivieren. 7. Die Möglichkeit der Geborgenheit in einer
allumfassenden, bedingungslosen Liebe in Betracht ziehen, des Eingebettetseins
in eine Dimension des Seins, die von Zeit und Raum unabhängig ist, was die
Angst vor dem Tod verringert und mich weniger davon abhängig macht, die
Gedanken an die Vergänglichkeit zu vermeiden, mich in Zerstreuung zu flüchten.
Die Vergegenwärtigung der Begrenztheit irdischen Lebens steigert meine
Wertschätzung für jeden Augenblick und das Erspüren transzendenter, nicht
logisch verständlicher Existenzweisen schenkt mir die tröstende Vorstellung,
dass die Reise weitergeht, selbst wenn ich noch nicht genau weiß, wohin.

 

Das Licht der Gegenwart und
der angehäufte Ballast des Gestern kann miteinander in Wechselwirkung treten,
so dass die Schatten der Vergangenheit in unsere heutige Lebenswelt projiziert
werden. Wenn sie uns ganz in ihren Bann ziehen durch die aufwühlenden
Erinnerungen, die sie wachrufen, wenn sie irritierend auf der Tür in neue
Möglichkeitsräume flackern, können sie uns davon abhalten, wichtige
Entwicklungsschritte zu tun. Durchschauen wir sie als die Nachhallphänomene,
die sie sind und verwechseln wir sie nicht länger mit der Realität, dann gehen
wir durch die unangenehmen Gefühle hindurch, nehmen die Klinke mit festem Griff
und gehen zuversichtlich über die Schwelle und merken befreit, dass Gedanken
und Gefühle uns nicht davon abhalten können, das zu tun, was wir als persönlich
wertvoll erkannt haben.

 

Wenn jeder Mensch eine Feder mitbringt, wird
daraus ein Flügel.

 

Wir können Glück finden, indem wir durch den Spiegel der Welt nach
innen schauen.

 

Wenn man aus gewohnten Bahnen geworfen wird,
wenn Verluste

zu beklagen sind, wenn Sand ins vertraute Rollengetriebe gekommen ist, kann es

uns sein, als würden wir den festen Boden unter den Füßen verlieren und Angst

steigt in uns empor. In solchen Lebensphasen haben wir allerdings auch die

Chance, uns auf die Frage zu besinnen, wer wir im Kern sind, welcher Mission

wir uns unter allen Umständen widmen können, wer unsere wahren Freunde sind.

 

Wir haben in unserer heutigen, durch
Vernetzung geprägten Zeit bessere Chancen denn je, den guten Geist in der Welt
zu vermehren. Wir können uns zum Beispiel über das Internet weiterbilden und
verbinden und ja, wir können auch eine eigene Internetseite gründen.
Mitmenschen lesen diese Seite und ein Teil unseres Bewusstseins dringt über die
Netzhaut in die Psyche dieser Person, beeinflusst sie. Diese Person wiederum
kann ihre eigenen Gedanken auf dieser Internetseite veröffentlichen, die eigene
Meinung, eigene Ideen kundtun und auch durch persönliche Begegnungen, die wir
teilweise auch arrangieren können, positiv auf andere Menschen einwirken.

 

Wenn jemand sich einem gewagten Projekt mit
ungewissem Ausgang widmet und wir dieser Person Zeit, Energie und
Aufmerksamkeit widmen, ist das so, als würden wir Aktien eines gerade
entstehenden Unternehmens erwerben. Wir tragen das Risiko mit und gleichzeitig
auch das Potential des Erfolges.

 

Etwas zu gründen, sei es eine Familie oder
ein Unternehmen, bedeutet auch Erforschen der eigenen Fähigkeiten, des eigenen
Mutes, aber auch Konfrontation mit Angst und Ungewissheit.

 

In der Traumphase gewagter Projekte können
wir nie mit Sicherheit wissen, ob wir uns auf dem Holzweg oder dem Königsweg
befinden. Bisweilen können wir uns fragen, ob wir wie in Trance verblendet sind
oder ob sich unsere Begeisterung aus der Ahnung speist, gerade etwas
faszinierend Neues zu entdecken. Wer uns auf dieser Achterbahnfahrt loyal
begleitet, uns den Rücken stärkt, trotz all des vielleicht etwas verrückten
Beiwerks unserer Gedanken nie den sinnvollen Kern unseres Bemühens aus den
Augen verliert, wer uns Anerkennung schenkt für unseren Mut, uns auf ungewisses
Terrain vorzuwagen, Rückschläge zu bewältigen, weiter Energie zu investieren,
Enttäuschungen zu riskieren, um am Ende dann doch vom Erfolg belohnt zu werden,
zeigt damit menschliche Größe und Liebe. Wer uns diese Unterstützung schenkt,
dessen guter Geist wird Teil der Seele der Unternehmung. Worte der Anerkennung
unterwegs in Zeiten voller Fragezeichen sind tausendmal mehr wert als Applaus
angesichts messbarer Erträge.

 

Wenn nach einem Regenschauer auf
Blütenblättern Wassertropfen glitzern wie Edelsteine im neu erwachten Licht, kann
es uns vorkommen, als würden wir diese Blume zum ersten Mal in unserem Leben
wirklich sehen.

 

Wir haben jeden Tag die Chance, etwas früher
aufzustehen, neue Wege zu gehen und den Tau auf den Gräsern zu
berühren, die sich im göttlichen Wind wiegen.

 

Besser als das aus-dem-Boden-stampfen
eines glänzenden, prunkvollen Wolkenkratzers, von Wüste umgeben, ist der
Bau eines kleinen Hauses mit Garten, in dem Mitmenschen herzlich willkommen
sind, in dem Zeit ist für Begegnung.

 

Wir können die Turbulenzen des Lebens nicht
beseitigen, doch wenn wir uns tragenden Werten widmen, Fähigkeiten aufbauen,
uns in Gelassenheit üben, bekommen wir Schwingen, die uns helfen, diese
Turbulenzen zu durchfliegen.

 

Wie lange könnten wir den Versuch, von
anderen Menschen unabhängig zu sein, überleben? Wir dürften in diesem
Experiment ja nicht mal die einfachsten Hilfsmittel verwenden, die von
Menschenhand hergestellt wurden, dürften auf keine Vorerfahrung zurückgreifen.
Wir müssten inmitten der Natur die Kultur neu erfinden. Selbst wenn uns dies
einige Zeit, bis zur ersten schwereren Krankheit, gelänge: wie kämen wir mit
der unveränderlichen Tatsache zurecht, dass wir uns nicht selbst geschaffen
haben? Das Leben annehmen heißt: Verbundenheit bejahen, was wohl auch einer
urreligiösen Erfahrung vor aller konfessionellen Auffächerung entspricht.

 

Eine gelingende Partnerschaft braucht keine
Dauerharmonie, sondern ein tragfähiges Fundament, auf dem Glück genossen,
Konflikte ausgetragen und Durststrecken ausgehalten werden können. Problematisch
ist nicht der Wechsel von Höhen und Tiefen, da dieser eher ein Zeichen für
Lebendigkeit und Entwicklung ist. Problematisch ist die Vermeidung des
Bekenntnisses zu eigenen Bedürfnissen und die Vermeidung von Reibung. Wenn dies
zum chronischen Muster wird, drohen Gleichgültigkeit, Entfremdung,
Flucht und der Aufbau einer immer explosiveren Spannung. Dieses Muster
fräst sich schleichend und doch mit Macht in das Fundament der Beziehung ein
und kann dieses schließlich zum Zerbrechen bringen. Deswegen ist es wohl
sinnvoller, schwierige Themen rechtzeitig zu benennen, um den zerstörerischen
Effekten im Untergrund vorzubeugen.

Manchmal empfinde ich die Schönheit der
Pflanzen als Finger göttlicher Kraft, die in unser Leben hineinragen, ohne uns
zu umklammern, die uns dazu einladen, uns von ihnen berühren zu lassen. Ob
wir darauf zugehen oder daran vorbei, liegt nur an uns.

 

Was ich nun sage, hat keinen
Wahrheitsanspruch: Die Religionen unserer Welt bieten inspirierende
Bilderbücher zur Annäherung an das Geheimnis des Allumfassenden, geistreich und
auch von menschlicher Fehlbarkeit durchzogen zugleich. Sie erzählen von
etwas, das sich ständig in unserem Leben ereignet, mal sanft, mal erhaben, mal
erschütternd, ganz egal, welcher Konfession wir angehören oder ob überhaupt.
Gott kann ich mir am besten vorstellen als die Überwindung aller
Gegensätze, weder Mann noch Frau. Alle, die behaupten, dieses
Phänomen erklären und dessen Prinzipien in Dogmen fassen zu
können, sind mir verdächtig. Das Göttliche ist nichts außerhalb von uns. Wir
sind ständig darin eingebettet, sind von Natur aus ein Teil davon, unabhängig
von Zeit und Raum.

 

Inmitten der Nacht kann es uns geschehen,
dass wir einen duftenden Busch am Wegesrand entdecken. Wir können uns die Zeit
nehmen, hinzugehen, die Augen zu schließen und unsere Nase in die Blütenstände
zu tauchen. Wenn wir unsere Augen wieder öffnen, lassen wir vielleicht den
Blick zum Himmel schweifen und sehen die Sterne und wir sehen die Sterne anders
als sonst, irgendwie verstehen wir sie jetzt.

 

So nett Adrenalin und Dopamin zwischendurch
auch sein mögen ... viel faszinierender als Kicks, Käufe und Kontrolle sind
innerer Frieden und gesunde zwischenmenschliche Beziehungen. Dies erreicht man
nicht durch Maloche, Macht und Freizeitstress, sondern durch Arbeit an sich
selbst, Hingabe an eine sinnvolle Aufgabe, Bildung, Konzentration auf
Wesentliches, befreienden Verzicht, Achtsamkeit, aufmerksame Kommunikation ...
und sicherlich auch noch auf anderen Wegen, die auf uns warten, die jede und jeder
für sich selbst entdecken kann.

 

Damit ein Rad auf Dauer stabil fahren kann,
braucht es nicht nur einen Reifen mit Profil, sondern auch eine solide Felge
und Speichen, die in einem Zentrum ruhen und fest verankert sind. Wo finden und
schaffen wir diesen Halt in unserem Leben?

 

Gelassenheit ist zum Beispiel, auf noch nicht
ausgepackten Umzugskisten mit sich selbst oder anderen Freunden ein Glas Sekt
zu trinken. (inspiriert durch den Bericht eines Patienten)

 

Je mehr wir herausfinden, wofür unser Herz schlägt,
je mehr wir erkennen, dass es in uns einen Kern gibt, der schon immer gut war
und immer gut sein wird, ganz egal, was wir äußerlich erreichen und andere von
uns denken, desto mehr Energie strömt in unser Handeln und desto besser gelingt
es uns, trotz aller Hindernisse und gelegentlichem Selbstzweifel unserem Weg
treu zu bleiben.

 

Das Leben wurde uns geschenkt und dann
gestalten wir es, im Wechselspiel mit den Ereignissen, die uns begegnen,
manchmal willkommen geheißen, manchmal Herausforderung an unsere Fähigkeit zur
Akzeptanz. In gewisser Weise ist somit unser Leben und unser Selbst ein
Gesamtkunstwerk, das ganz natürlich weiter wächst, stetig verfeinert wird. Für
welche Werte stehe ich dabei? Welche Aussagen verkörpere ich? Ich kann mir dies
immer wieder vor Augen führen und mich aktiv dafür entscheiden, ein bisschen
mehr von dem zu tun, was meine positive Spur auf unserer Erde wird.

 

Je mehr ich mich mit der Schönheit der Welt
beschäftige, der Schönheit, in die wir trotz aller Missstände immer eingebettet
sind, desto mehr entdecke ich den Zauber des Seins auch in den vermeintlich
kleinen Phänomenen des Alltags, in der Farbe eines erfrischenden Getränks im
beschlagenen Glas an einem Sommertag, im Lächeln eines Menschen, das von Herzen
kommt.

 

Die Welt braucht den Superstar nicht suchen,
weil sie es selbst schon ist.

 

Wenn wir uns Zeit nehmen, um die Schönheit
der Welt in Ruhe zu betrachten, dann

begleiten uns die Nachbilder der gesammelten Eindrücke wie ein wunderbares

Wasserzeichen auf dem Papier unserer Lebensgeschichte.

 

Das Bedürfnis des Menschen nach Ordnung,
Bezeichnung, Erklärung, Kategorisierung, Abgrenzung, nach Kontrolle,
Registrierung, übermäßiger Verwaltung und Rechthaberei, ja auch nach
Identität und nationaler Zugehörigkeit kann den Blick trüben für die
tiefere Gemeinsamkeit der Phänomene des Lebens. Schubladen sind Konstruktionen
des Menschen. Die Inhalte bleiben trotzdem miteinander in Verbindung, durch die
Wände hindurch.

 

Unsere Pläne können inspiriert sein von dem,
wonach wir uns sehnen. Oft genug sind sie jedoch Ableger des Wollen-Sollens und
zwingen unsere Kreativität in reizlos asphaltierte, monoton
effizienzorientierte Autobahnen des Denkens, Fühlens und Handelns. Lassen wir
den Blick offen für Ausfahrten und aussichtsreiche Nebenstrecken!

 

Einsicht ist ein Aspekt von Ästhetik, wenn
auch nicht immer der angenehmste.

 

Menschen haben schon so viel verstanden und
entwickelt! Da ist es schon eine große Herausforderung, die existierenden
Entdeckungen zu entdecken. Besonders faszinierend bleibt es natürlich, den
Wundern des Lebens durch eigene Erfahrungen näher zu kommen. Hilfsmittel
schmälern dabei nicht die Intensität des Abenteuers. Wir sind ja auch damit
einverstanden, für eine Wanderung Schuhe anzuziehen, vielleicht auch eine
Landkarte zu verwenden.

 

Selbst wenn wir ein Phänomen nicht völlig
berühren und begreifen können, haben wir die Chance, dessen Energie in unser
Leben zu lassen und in ein Strömen zu verwandeln, das voranbringt, so wie wir
von der Kraft der Sonne profitieren. Ehrliche Kritik ist eine Gratwanderung
zwischen Beziehungsvertiefung und Beziehungsbelastung. Die Wahrscheinlichkeit
für positive Auswirkungen ist dann höher, wenn sie sich auf bestimmte Verhaltensweisen
und nicht auf die ganze Person bezieht, über eigene Gefühle diesbezüglich und
nicht über vermeintlich allgemeingültige Regeln geredet wird und wenn man auf
einen Schatz gemeinschaftsbildender, tragender Erfahrungen zurückblicken kann,
wenn Vertrauen gewachsen ist.

 

Mit der Suche nach Erkenntnis verhält es sich
ähnlich wie mit der Erforschung einer Tropfsteinhöhle oder eines artenreichen
Urwaldes: Wir können wunderbare Schöpfungen der Natur entdecken, die unser
Bewusstsein erweitern, doch wir sind auch dem Risiko der Gier nach immer mehr
ausgesetzt und laufen dann Gefahr, uns im Höhlensystem oder den Tiefen des
Waldes zu verirren, uns darin zu verlieren, an die Grenzen unserer Kräfte und
Ressourcen zu geraten. Kontakt mit Menschen und Hingabe an Aufgaben werden uns
zum Ariadnefaden, der Verbindung mit Tageslicht und überschaubaren Regionen
ermöglicht.

 

Wir brauchen keine Angst zu haben vor
vermeintlicher Ohnmacht angesichts der Geschehnisse auf diesem Planeten.
Genauso wie ein Schmetterling mit seinem Flügelschlag das Wetter beeinflussen
kann, sind wir dazu in der Lage, durch eine Lebensführung im Geiste der
Mitmenschlichkeit und Aufgeschlossenheit systemverändernde Spuren zu
hinterlassen, auch wenn die Effekte im Augenblick noch nicht offensichtlich
sind. Was genügt, ist das Bewusstsein dieser Resonanzschwingungen. [In diesem
Zusammenhang ist vielleicht auch die Erkenntnis hilfreich, dass Menschen zu 88%
bereit sind, Mitmenschen zu helfen, z.B. heruntergefallenes Papier vom Boden
aufzuheben, wenn sie vorher ein 10-Cent-Stück gefunden haben, im Vergleich zu
4% ohne vorherigen Glücksfund. Wie können wir dazu beitragen, dass Menschen
solche Glückserlebnisse haben und dadurch bereiter dazu werden, Andere zu
unterstützen? Ich bin mir sicher, dass etwa ein Lächeln oder ein gutes Wort
noch viel mehr wert ist als ein 10-Cent-Stück.
Siehe auch: Isen, A.M. & Levin, P.F. (1972): Effect of feeling good on helping:
Cookies and kindness.
Journal of Personality and Social Psychology,
21, 384-388]

 

Je mehr ich daran glaube, in ein sinnvolles
Ganzes eingebettet, geborgen zu sein, je mehr ich mir bewusst bin, für welche
Werte ich mich in meinem Leben einsetzen möchte, desto eher bin ich dazu
bereit, Risiken einzugehen und mutig zu handeln.

 

Wenn wir ein Licht in uns tragen, wenn wir
aus uns selbst heraus leuchten, können wir uns auch in Regionen des Lebens
vorwagen, die zunächst dunkel wirken, in denen aber ein Schatz darauf wartet,
von uns gehoben zu werden.

 

Wir können äußere Heimaten gelassener und
ohne Abhängigkeit genießen, wenn wir ein Bewusstsein für unsere innere Heimat
entwickeln und pflegen.

 

Entspannungs-Meditation im Alltag: sich ein
klein bisschen Zeit nehmen und sich in einer angenehmen Haltung vor Augen
führen, dass wir auf einer tieferen Ebene mit allen Menschen und anderen
Lebewesen verbunden sind und vielleicht auch mit einer wunderbaren weiteren
Sphäre, in die wir alle eingebettet sind. Solange wir überwiegend das Greifbare
und Erklärbare als das Wichtigste nehmen, kann der Blick hierfür noch getrübt
sein, ganz so, wie der Horizont verschwommen ist, wenn wir nur auf das schauen,
was in Reichweite unserer Hände liegt.

 

Reden über Wahrheiten wird in Verbindung mit
Herrschaftsansprüchen, Dogmen und Selbstbereicherung der Verkünder und
Verkünderinnen unglaubwürdig. Verblendung und Machtstreben sind zwar
typische menschliche Schwächen, doch wir müssen uns nicht zu ihrem Opfer
machen. Wir Menschen können eigenständig, ganz natürlich und in freier
Begegnung entdecken, was unser Herz berührt, bewegt und zur Ruhe bringt.

 

Wir Menschen neigen dazu, uns in unserem
Verhalten an unserer Umgebung zu orientieren und das für "normal" zu
halten, was die meisten tun. Dies machen wir besonders in verwirrenden
Situationen. Dass dies gefährlich ist, zeigt nicht nur der Effekt der
sogenannten "Verantwortungsdiffusion" ("bystander effect",
Darley & Latané, 1968), der dazu führt, dass die Hilfsbereitschaft und
Initiative der Menschen sinkt, wenn viele Anwesende Zeugen eines Verbrechens
oder einer rassistischen Beleidigung werden. Eine schleichende Gefahr
resultiert in diesem Zusammenhang auch aus der Normalitäts-Illusion im Hinblick
auf unseren "westlichen" Lebensstil mit seiner Tendenz zur
Überbetonung von Leistung, Effizienz und materiellem Wachstum. Was die meisten
machen, kann ja nicht falsch sein ... oder doch? Tatsache ist: würden alle
Menschen so leben wie wir (wobei wir unbestreitbar in ein paar Punkten schon
viel dazugelernt haben), ginge die Welt den Bach hinunter. Es erfordert Mut,
das Eingefahrene in Frage zu stellen. Der Lohn dafür ist das gute Gefühl, Teil
der friedlichen Speerspitze einer zukunftsweisenden Kraft zu werden. Wer hier
mitmacht, erlebt verbindende Gemeinschaft statt sich-Verlieren in einsamen
Cliquen oder der konformen Masse bloß Funktionierender, deren einzige Individualität
noch im Konsum von Lifestyles besteht.

 

Den Anschlag auf das World Trade Center in
New York überlebten nur diejenigen, die viel Glück hatten und sich zusätzlich
auf ihre eigenen Wahrnehmungen und Einschätzungen verließen und nicht der
Aufforderung Folge leisteten, Ruhe zu bewahren und in den Büros zu bleiben. Wo
lassen wir uns im Alltag einlullen von Beschwichtigungen, wo laufen wir Gefahr,
uns vorschnell an der Mehrheit zu orientieren, der Statistik statt Werten zu
folgen, wo setzen wir dafür Freiheit und Gesundheit aufs Spiel?

 

Verantwortungsbewusste Psychotherapie leistet
mehr als nur die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit im Getriebe der
Gesellschaft. Sie sieht den Menschen mit seinen individuellen Wünschen, Werten
und Visionen, seiner einzigartigen Sensibilität, die nun mal leider auch das
Risiko des Leidens im Hamsterrad mit sich bringt. Die anderen Nager können
irritiert oder gar grimmig schauen, wenn man sich das Ganze mal mit Abstand
betrachten und zu sich selbst finden möchte.

 

Wenn wir uns durch äußeres oder inneres
Geschehen übermäßig in Beschlag genommen, ja geradezu hypnotisiert fühlen -
Indizien dafür sind etwa lähmende Angst, ständige Unruhe oder gedankliche
Fixierung - kann es helfen, wenn wir uns vorstellen, die Situationen
zwischendurch wie einen Film auf einem Monitor oder einer Leinwand zu
betrachten, bevor wir wieder handeln, aktiv gestaltend daran teilnehmend. Was
da in diesen Situationen passiert, fesselt uns zwar sehr, das haben solche
Filme eben so an sich, doch wir sind nicht identisch mit diesem Geschehen. Wir
werden berührt, aber nicht aufgesogen. Die Distanz ergibt sich aus der
Tatsache, dass wir aus einer Vergangenheit kommen und in eine Zukunft reisen
und die erlebte Situation zwar intensive Gegenwart ist, letztendlich jedoch
auch nur Durchgangsstation und dass es vielleicht noch etwas anderes gibt als
die lineare Zeit. Der gesunde Abstand wird auch begünstigt durch das
Bewusstsein, dass wir mit dem unverletzlichen Kern unseres Selbst, auf dessen
Oberfläche die Schwingung aus Höhen und Tiefen stattfindet, dass wir mit diesem
Selbstkern eingebettet sind in etwas größeres Ganzes, rätselhaft,
geheimnisvoll, tröstend, über Zeit und Raum erhaben. Dieser relativierende
Blickwinkel ermöglicht uns vielleicht ein bisschen mehr, die Dinge des Lebens
gelassen anzupacken und anzunehmen.

 

Heilung entsteht aus der ausgewogenen
Mischung von aktiver Problembewältigung und Akzeptanz von Einschränkungen, von
Grenzen des Machbaren, zufälligen und schicksalhaften Kräften. Exzessives
Selbstoptimierungsstreben, Gier nach Vollkommenheit, Perfektionismus und
statische Vorstellungen von Ankommen am Ziel erschweren inneren Frieden und
machen das Herz unruhig.

 

Was wir oft vorschnell als "psychische
Störung" etikettieren, kann Teil einer konstruktiven, inspirierenden
Instabilität sein, die irritiert, die durch die Verwirbelung und Auflockerung
des Gewohnten aber auch öffnen kann für neue Sicht- und Fühlweisen, die dann zu
Reorganisation des Selbstsystems auf einem höheren Niveau führt. Horchen wir
also auf die Botschaft der sogenannten "Symptome", bevor wir hektisch
daran arbeiten, sie im Interesse des "Funktionierens" (wer hat daran
außer einem selbst Interesse?) zu beseitigen.

 

Nur weil wir nicht so gut riechen können wie
ein Hund, heißt das noch lange nicht, dass das, was der Hund wahrnehmen kann,
nicht existiert. Ziehen wir in unserem Leben nur das in Betracht, was
offensichtlich ist, oder sind wir auch offen für das nicht oder noch nicht
Erklärbare? Warten wir darauf, dass die Wissenschaft oder eine andere
Institution es absegnet oder sind wir bereit, aus freien Stücken all
unsere Sinne zu aktivieren, auch jene, die in unserer "modernen" und
gerade dadurch oft sehr einseitigen Lebensweise verkümmert sind? Haben wir den
Mut zu eigenen Erfahrungen?

 

Emotionen, Seele, Intuition und
Schaffenskraft unterscheiden uns von der künstlichen Intelligenz denkbarer
Supercomputer und verbinden uns geistig mit der göttlichen Dimension des Seins.

 

Der Kompass besteht aus 360°. Kein Grad ist
richtiger oder wichtiger als der andere. Alle sind erforderliche Facetten des
Phänomens Orientierung. Alle haben ein gemeinsames Zentrum.

 

Ist Perfektion wirklich sympathisch? Freuen
wir uns im Hotelzimmer eher über eine fehlerfreie Übersetzung oder über die mit
leichten sprachlichen Unschärfen, die schmunzeln lässt?

 

Wir können uns zugleich erden und himmelwärts
orientieren, wenn wir den Ast eines Baumes nehmen, eventuell auch ein Blatt an
die Stirn legen und uns vorstellen, dass wir jetzt wie der Baum sowohl
verwurzelt sind als auch zum Himmel hin wachsen und durch die eigenen Blüten
Leben anlocken und vermehren und zur Schönheit der Welt beitragen.

 

Bis jetzt ist es meines Wissens noch
keiner Religion gelungen, die ganze Welt auf friedliche, liebevolle,
erlebnisbasierte, Gleichberechtigung pflegende und herrschaftsfreie Art und
Weise sowie unter Verzicht auf Früherziehung von ihrer Botschaft zu überzeugen.
Insofern handelt es sich bei den Religionen wohl nur um Vorstufen, um
Hilfsmittel eines umfassenden Erkenntnisweges, auf dem die Menschheit über einen
natürlichen Bewusstseinswandel die Einbettung in ein umfassendes Sein auf einer
tieferen Ebene spürend versteht und sich dann befreiend an höhere Dimensionen
zurückbindet, unabhängig von irdischen Autoritäten, um sich ins Gesamtwesen
hinein zu entfalten, alles Trennende aufatmend hinter sich lassend.

 

Wenn alles miteinander verbunden ist - und es
spricht weitaus mehr dafür als dagegen - dann sind wir jetzt schon in Gott,
wenn auch noch gebunden an Raum und Zeit. Die Bedingungen irdischer Existenz
schaffen enorme Erlebnis- und Handlungsmöglichkeiten, gleichzeitig aber auch
Wahrnehmungs- und Erkenntnisfilter. Somit sind wir stets auf Deutungen unserer
Erlebnisse angewiesen. Dogmen gehen darüber hinaus und sind Anmaßung, zeugen
von einem Mangel an Bereitschaft, das Rätselhafte auszuhalten.

 

Wenn das Leben zu sehr gemäß den eigenen
Plänen verläuft, drohen geistige Trägheit und Selbstüberschätzung.

 

Das Erwachen der Menschheit in ein neues,
gesünderes, zukunftsweisendes Bewusstsein hinein wird nicht auf eine Einzelfigur
gerichtet sein oder von dieser ausgehen. Der evolutionäre Sprung wird viele
Menschen relativ zeitgleich erreichen und diese Phase ist weder auf 2012
beschränkt noch wird sie in diesem Jahr enden. Wir haben gerade begonnen, auf
der Welle zu reiten. Diese Menschen werden die Veränderungen in ihren Denk- und
Verhaltensmustern nicht immer direkt als bereichernd, sondern bisweilen auch
als verstörend empfinden. So ist das nun mal, wenn Eingefahrenes ins Wanken
kommt. Es ist ein großes Abenteuer auf der Reise des Lernens und Reifens. Umso
wichtiger ist es, dass die Menschen, bei denen der Wandel zuerst ins Leben
kommt, Kontakt miteinander aufnehmen, um den neuen Weg im Bewusstsein der
Verbundenheit gemeinschaftlich zu gehen. Dieser Zusammenhalt wird auch dabei
helfen, den Gegenwind derjenigen auszuhalten, die aus Angst oder Berechnung am
überholten System mit seinem beschränkten Horizont festhalten wollen. Eine
Balance aus entschlossenem Selbstvertrauen und visionärem Pioniergeist
einerseits sowie Geduld und Verständnis andererseits begleitet die nachhaltige
Neujustierung des Weltgeschehens. Wir, die wir in einer Gesellschaft
leben, in der Frieden und  existenzielle Absicherung gegeben sind,
erfreuen uns der besten Chancen hierfür, tragen eine besondere Verantwortung
und dürfen uns glücklich schätzen, als Vorbilder zu wirken. Alles Gute und
Liebe!

 

Die reifen Menschen des baldigen Morgen
werden wieder mehr wie Kinder sein.

 

Welche Atmosphäre spüren wir, wenn wir uns in
der Gesellschaft bewegen? Ist sie tendenziell hektisch, ängstlich, von Besitz-,
Status- und Kontrollstreben geprägt? Wenn ja, fühlt sich das gut an? Wenn es
sich nicht gut anfühlt, zeigt das wohl, dass es Zeit ist für Veränderung. Wo
beginnt die Veränderung? In uns und durch unsere Taten.

 

Welche Religion sollte für Bewohner eines
anderen Planeten verbindlich sein? Eine der unseren? Warum nicht eine der
ihren? Insofern ist es angebracht, davon auszugehen, dass der Kern der
Religionen zwischen ihnen und den Welten, also mitten im Leben und im Kosmos zu
suchen ist.

 

Besonders raffiniert sind die manipulativen
Systeme, die sich nicht direkt als solche zu erkennen geben, die die Illusion
erzeugen, in einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft zu leben, etwa
durch Medien, die Informationen pseudodifferenziert und letzten Endes doch
gefiltert verbreiten oder durch Instanzen, die sich von den Menschen wählen
lassen und dann trotzdem nicht viel mehr sind als Erfüller verborgen agierender
Interessengruppen. Das Internet macht es uns glücklicherweise leichter denn je,
die Augen zu öffnen und bessere Alternativen zu wählen und selbst zu entwickeln.
Auf geht's, aufwärts geht's!

 

Das klassische, zu einfach gestrickte
Verständnis von Wachstum kann leider in den Abgrund führen, auch wenn der Weg
dorthin glitzert und mit Vergnügungsstationen, erfüllt von Lounge-Atmosphäre
aufgepeppt ist. Wir sind frei zu wählen, uns gegen den Weg
der ferngesteuerten und bequemen Lemminge zu entscheiden und für den
Weg des aufgeklärten, liebevollen, verantwortungsbewussten Geistes, den Weg des
Reifens und der wirklich intensiven Freude.

 

Eine der für mich schönsten Formen, um mich
zu erfrischen und mit den Naturenergien in Kontakt zu bringen: an einer Quelle,
zum Beispiel im würzigen Apennin, wo lebendiges, klares Wasser über Moos aus
dem Fels strömt, die Füße ins Wasser tauchen. Der Plätscherspray benetzt den
Leib. Dann mit den Händen schöpfen fürs Gesicht. Dabei die Küsse der Sonne auf
der Haut spüren. Zum Nachtisch erntefrisches Obst aus der Region.

 

Eine alltagstaugliche Form der Annäherung an Meditation
besteht etwa darin, ein Stück Obst bewusst langsam und konzentriert zu genießen
und den Blick ganz bedächtig über eine Landschaft oder den Körper eines
geliebten Menschen gleiten zu lassen.

 

Eine Variante des Fliegens ist das Schweben
mit dem eigenen Blick über Landschaften in Reichweite der Hände.

 

Wir haben die Chance, im Leben Balance zu
finden, indem wir uns so positionieren und unseren Weg so gehen, dass wir der
geistig-spirituellen Dimension genauso nahe bleiben wie den greifbar-irdischen
Projekten, uns auf keiner Seite verlieren, wie ein Kreuz zentriert bleiben, mit
Herz und Seele in der Mitte.

 

Das Meer kann Mittel sein, um sich selbst zu
finden. Wir werden eingeladen vom Mittelmeer und ihren Geschwistern und Eltern.

 

Eine Reise zu sich selbst führt auch in die
friedlichen Tiefen des Kosmos.

 

Wer überwiegend an seinen eigenen Vorteil und
den seines privaten Umfeldes denkt und zusätzlich primär danach strebt, seinen
materiellen Besitz zu vermehren, nutzt nur einen Bruchteil seines Potentials
und läuft somit Gefahr, auf einer verhältnismäßig primitiven Entwicklungsstufe
steckenzubleiben, oberflächlich betrachtet intelligent und erfolgreich,
sozusagen clever, doch weit unterhalb der im Kern vorhandenen geistigen und
humanen Wachstumsmöglichkeiten. Solches Verhalten wird immer weniger
Anerkennung erfahren, genauso wie der falsche Lack der Wall Street zerbröckelt
ist. Es ist faszinierend, dabei sein zu können, wenn die Menschheit es schafft,
über die Schwelle einer neuen Reifungsphase zu kommen. Wir können uns
entscheiden, vorne mit dabei zu sein, mit Pioniergeist und Liebe in unseren
Herzen. Der sogenannte Stolz aus Zugehörigkeit zu Nation oder Konfession wird
dann abgelöst durch aufrichtige Freude an weltgemeinschaftlicher Teilhabe,
an Aufstieg in den Möglichkeitsraum unseres Kosmos.

 

Eines der größten Entwicklungshemmnisse
resultiert daraus, dass manche Menschen das als unglaubwürdig zurückweisen, was
sie (noch) nicht verstehen oder was bei oberflächlicher Betrachtung ein Produkt
der Phantasie zu sein scheint. Solchen Menschen fehlt der visionäre
Realitätsbezug. Wir haben heute Möglichkeiten, dich noch vor Jahrzehnten schier
undenkbar gewesen wären. Solche Spielräume haben wir auch im geistigen
Bereich. Noch klarer wird dies, wenn wir weiter zurück gehen in der
Geschichte der Menschheit: nur weil im Mittelalter noch keine Computer und
kein Internet existierten, wäre es töricht gewesen, die prinzipielle
Möglichkeit neuer Verarbeitungs- und Vernetzungstechnologien grundsätzlich in
Frage zu stellen. Glücklicherweise sind wir hinsichtlich der Überwindung von
Angst, Egoismus, einseitig materialistischen Wachstumsvorstellungen und
kulturellen Barrieren nicht mehr so weit von der nächsten Entwicklungsstufe
entfernt und immer mehr Menschen wagen schon jetzt freudig die ersten Schritte
in diese neue Ära, verabschieden sich leichten Herzens von überholten
Glücksverheißungen und Glaubensvorschriften, fangen damit an, Freiheit und eine
tiefere Liebe zum Leben zu empfinden. Genauso wie die Atomkraftwerke abgeschaltet
werden, werden nach und nach auch andere Systeme und Denkmuster
heruntergefahren, die den Menschen unnötig daran hindern, im Einklang mit der
Natur zu leben, der inneren und äußeren. Auslaufmodelle der Gesellschaft - und
dazu zählt nicht nur der spritsaufende Geländewagen auf der Asphaltstraße ohne
Tempolimit - landen auf dem Schrottplatz, wo kulturpessimistische
Wagenburgdefizitdenker wie Sarrazin und Konsorten auf dünnem Blech
disharmonisch die schräge Melodie der Nabelschau trommeln, die Luft wird hinter
dieser Deponie der Altlasten wieder klarer und wir können weiter blicken als
wir bislang glaubten.

 

Die Midlife-Crisis ist ein Hinweis darauf,
dass die betroffene Person auf überholte Erfolgs- und Glücksmodelle
reingefallen ist, Konstruktionen, die nur einen kurzen Rausch bescherten.
Vielleicht wurde viel erreicht, doch im Kern wird dann ein Sinnvakuum verspürt,
wird sich gelangweilt, ja eventuell sogar Angst empfunden. Erfreulicherweise
bietet diese Krise auch die Chance zur Kurskorrektur, zum Erwachen aus der
Kollektivhypnose materialistischer quasi-Ideologien.

 

Als ich während einer Reise eine Treppe
hinunterging, um ein Stück gefallenes Papier aus dem Terrassengarten zu
entfernen, bemerkte ich, dass das Papier in einen kleinen Wald aus wohlduftender
Minze gesegelt war. Es ist lustvoll, die eigene Welt zu einem schöneren Ort zu
machen.

 

Wenn wir uns zu Hunderttausenden zusammentun
und gemeinsam beschließen, unser Leben neu zu gestalten, können wir die
Gesellschaft verändern. Wenn wir lange genug das Tanken verweigern und auf
öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, wird der Sprit wahrscheinlich preiswerter
und die Natur mit Sicherheit sauberer. Wenn wir alle unseren Mitmenschen immer
wieder mal ein Lächeln schenken, verbessert sich das soziale Klima. Wenn wir
auf Billigprodukte verzichten, verbessert sich die Situation der Erzeuger und
die Tierhaltung und die Qualität der Waren. Wenn wir so handeln, spüren wir,
was es bedeutet, Einfluss zu nehmen, wenn wir so handeln, erleben wir
Gemeinschaft und lassen das Stadium der Marionette hinter uns.

 

Natürliche Quellen befinden sich so gut wie
nie auf geraden Strecken oder auf der Höhe, viel eher in Kurven und Tälern.

 

Leben mit wachen Sinnen und
Aufgeschlossenheit kann uns Erfahrungen vermitteln, die uns wieder an Gott
glauben lassen. Durch den Glauben bekommen wir feine Antennen für die mehr oder
weniger dezenten Signale allumfassender Präsenz. So entsteht eine Vorratskammer
an kraftschenkenden Erlebnissen und wir sehen unser Tun und Spüren in einem
größeren Sinnzusammenhang.

 

Urlaub, mit seinen schier grenzenlosen
Möglichkeiten, ein umfangreiches Sightseeingprogramm zu konstruieren und
abzuspulen, dabei viel zu sehen, wenig zu spüren und neben bekannter Hektik
auch noch das ungute Gefühl zu empfinden, trotzdem etwas verpasst zu haben,
Urlaub ist also eine hervorragende Chance, sich in Verzicht und Auswahl zu üben
und dadurch reicher zu werden, in Erholung zu sich selbst zu finden.

 

Wer eins und eins zusammenzählen kann,
menschengemachte Katastrophen wegen ihrer Naturferne herausrechnet und
akzeptiert, dass Krankheiten zu den möglichen Risiken und Nebenwirkungen des
Lebens gehören, findet viele Gründe für die Annahme, dass unser Planet schon
sehr oft Wesenszüge eines Paradieses zu bieten hat.

 

Um sich an begehrten Küstenorten gut erholen
zu können, sind Ortskenntnisse von Vorteil. Wo liegen die schönsten Strände und
Buchten? Wie ist es um die Parkmöglichkeiten oder die Erreichbarkeit mit
öffentlichen Verkehrsmitteln bestellt? Wie ist der Zugang geregelt? Wo isst man
gut? Welche Reize bietet das Hinterland? Ein gewisses Maß an Suchen und Finden
trägt natürlich auch zum Genuss bei.

 

Wir stehen vor der Herausforderung, uns der
faszinierenden, ursprünglichen Kraft mystischer Erlebnisformen zu öffnen, also
auch Kontrolle abzugeben und in ausreichendem Maße Destabilisierung zu
akzeptieren, ohne uns überschwemmen und erschöpfen zu lassen.

 

Wie lange halten wir es an einem
paradiesischen Ort aus, ohne damit anzufangen zu grübeln, zu problematisieren,
Konflikte zu schüren oder planerisch in die Zukunft, an die nächsten Etappen
eines vermeintlichen Wettlaufes mit der Uhr zu denken? Wie gut haben
wir's drauf, mal anzukommen und daran zu glauben, dass es das Geschenk des
Glücks wirklich geben kann? Haben wir Angst davor, im Hier und Jetzt nicht
glücklich sein zu können und verschieben unsere Hoffnung auf den nächsten
Versuch? Du bist jetzt da. Erlaube dem guten Geist, mit Dir gemeinsame Sache zu
machen und nimm Dir Zeit!

 

Die wunderbare Melodie des Universums ist in
ihren zarten Spuren allgegenwärtig in unserem Leben, wie auf einer
Schallplatte. Wir sind die Tonabnehmer und es liegt an uns, die Sinne bewusst
auszurichten auf dieses harmonisch klingende Weltprofil, das wahrnehmbar wird,
sobald wir uns geistig bewegen.

 

Der Weg in tiefere Ruhe führt oft kreuz und
quer durch Regionen der Unruhe.

 

Gedankliche Unruhe können wir auch dadurch
mildern, dass wir die Inhalte ebenfalls auf sprachlicher Ebene überlagern, und
zwar durch einfache, meditative Wortwiederholungen. Beim Duschen etwa kann ich
in kurzen Abständen zum Beispiel "Wasser", "Körper" oder
"Genuss" sagen.

 

Am Frühstückstisch steht ein Bonsaibaum, der
vom Licht der Morgensonne geküsst wird.

 

Glauben lernen wir in aller Regel nicht durch
auf den ersten Blick spektakuläre Ereignisse. Glauben lernen wir durch die
Bereitschaft, in den Mehrdeutigkeiten des Gesamtfaszinosums Leben den
göttlichen Hauch zu erkennen. Natürlich brauchen wir Phantasie, um darüber hinaus
bestimmten Situationen und Eindrücken Zeichen-, ja sogar Fingerzeig-Charakter
zuzuschreiben und wir können auf erhebliche Skepsis stoßen, wenn wir anderen
davon erzählen. Entscheidend ist, was wir im Augenblick der Deutung empfinden
und ob wir daraus Kraft und Inspiration schöpfen, um unser Leben dankbarer,
achtsamer, mutiger und freudvoller zu gestalten. Es ist durchaus möglich, dass sich
durch größeren inneren Frieden auch die Beziehungen zu unseren Mitmenschen
verbessern. Wenn all dies geschehen kann, warum dann noch sich übermäßig
abhängig machen von beweisbaren Fakten und materiellen Objekten? Der Schlüssel
zu den Tiefen der Erfahrungsräume liegt in der Öffnung für die in uns angelegte
spirituelle Intuition.

 

An einem Ort in Italien gespürt: Qui è pui
facile trovare l'àlbero della vita / Hier ist es einfacher, den Baum des Lebens
zu finden.

 

Auch die Müslischale an einem dankbar begrüßten
Urlaubsmorgen kann zum heiligen Gral werden und es ist nicht ausgeschlossen,
dass uns dieses Bewusstsein auch vor und nach dem Urlaub besuchen kann.

 

Ich empfehle Dir eine schöne Möglichkeit, um
einen Ort noch achtsamer und intensiver zu genießen: stell Dir vor, Du wärst
ein Filmemacher: wo würdest Du Dich positionieren, wie würdest Du Dich bewegen,
welche Perspektive würdest Du wählen, wie würdest Du die Kamera schwenken, wie
schnell, oder besser, wie langsam?

 

Das bewusste Abschiednehmen von einem
wunderbaren Ort ist immer auch Annäherung ans Sterbenlernen.

 

Fest der Schmetterlinge am Lavendelbusch über
dem Wasser des Friedens.

 

Gedanken nach der Entdeckung des
"Higgs-Bosons": Ein Echo der Geburt des Universums durchzieht unser
Leben wie ein roter Faden. Nach dem Big Bang vereinigte sich wohl die Urmaterie
zu neuen Formen, so dass Sterne, Planeten und Monde entstanden. Vermutlich
durch einen sehr intensiven Kontakt von Blitzen und Meer wurde auf der Erde die
Initialzündung für die Entwicklung von Leben gegeben. Aus dieser Evolution
gingen Menschen hervor. Liebe wächst und so der Wunsch nach Augenblicken
größtmöglicher Nähe. Natürlich geht es dabei auch um den Fortbestand der
Gattung, doch ist es zu verwegen, davon auszugehen, dass darin auch die Liebe
und der Schaffenswille eines göttlichen Hintergrundprinzips zum Ausdruck kommt?
So verschmelzen Samenzelle und Eizelle und wieder kommt es zur
Ausdifferenzierung von Formen, Organen diesmal, aus einer anfangs noch recht
unkonkreten Substanz, die jedoch schon den gesamten Bauplan für das entstehende
Lebewesen in sich trägt. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch der gesamte
Kosmos durchströmt wird von einem allumfassenden Plan, sozusagen einer
göttlichen DNA. Das Kind wächst im Bauch der Mutter und wird eine kleine Welt
für sich, eingebettet in eine weitere Leibeswelt, die wiederum Teil eines
umfassenden Ganzen ist, so wie auch das uns mehr oder weniger bekannte
Universum umgeben oder durchwirkt sein kann von einer ergänzenden Realität.
Schon vor der Geburt entsteht Beziehung und dies geht danach weiter. Die
kindliche Seele, gerade aus dem Kosmos angekommen (das ist natürlich
"nur" eine Vermutung ;-), beginnt nach und nach, sich durch die
Reaktionen seiner Bezugspersonen und das Hineinwirken in die dreidimensionale
Welt seiner selbst bewusst zu werden. Auch die Eltern erweitern ihre
Selbstkenntnis durch den Kontakt mit dem Kind, was an die Annahme erinnert,
dass Gott bewusste Lebewesen geschaffen hat, um von außen über sich selbst
reflektieren und so kosmische Reifung ermöglichen zu können. Durch Vererbung
und Kommunikation kommt es zu einem wechselseitigen Austausch von Informationen
und einem Fortschritt an Erfahrung. Es ist denkbar, dass dieses liebende und
lernende System auch in Kontakt mit der göttlichen Dimension steht und hier
eine konstante intuitive Wechselwirkung in Aktion ist. Alle Beteiligten
brauchen den Kontakt, um sich durch die Resonanz mit der Außenwelt selbst
erkennen zu können. Wenn die Eltern sterben, vereinigen sie sich wieder mit der
Basisenergie. Sie sind zwar nicht mehr körperlich präsent, beeinflussen die
Kinder aber weiter durch die geteilte Liebe, genetische Verbundenheit,
Erinnerungen und ihr Wirken als Vorbild, vielleicht auch durch ein Zugegensein
auf einer direkt nicht wahrnehmbaren Ebene. Nach dem Tod der Eltern wird ihre
Beziehung zu den Kindern derjenigen zwischen der göttlichen Urkraft und den
Lebewesen immer ähnlicher. Lieben und Loslassen wird so zum Rahmen für
spirituelles Wachstum.

 

Bienen, Hummeln und Schmetterlinge fliegen von Blüte
zu Blüte, stillen dabei ihren Hunger und arbeiten für ihre Nächsten.
Wahrscheinlich ohne es zu wissen übertragen sie dabei auch Informationen,
dienen der Fortpflanzung des Lebens. Wir, als bewusste Beobachter, durschauen
dies. Welchen Auftrag erfüllen wir wohl unbewusst, während wir unsere
Lebensziele verfolgen? Empfangen, transportieren und verströmen wir eine
wunderbare Energie, die zur Weiterentwicklung des Kosmos beiträgt?

 

Um einen Menschen tiefer zu verstehen, sollte ich auch
wissen, ob die Person Vorstellungen von Transzendenz hat, wenn ja, welcher
Natur diese sind, was die umfassendste Einbettung ist, auf die vertraut wird,
was die höchsten Werte sind, für die sich die Person engagiert, wodurch sie am
intensivsten Sinn im eigenen Leben spürt und erkennt.

 

Wenn wir uns den Rücken streicheln, kratzen, eincremen
oder massieren lassen, erleben wir auf anschauliche und genussvolle Weise, dass
wir für bestimmte Erfahrungen auf Mitmenschen angewiesen sind, sofern wir uns
nicht verrenken wollen.

 

Symptome der Psyche sind nicht einfach lästige
Moskitos, sondern Hinweise auf tiefere Themen, Veränderungsbedarf und
Lernchancen.

 

Wer sich Besinnungszeit nimmt für die Erforschung
seiner innersten Sehnsüchte, wird wohl früher oder später Symbole entdecken,
die Kosmos, Selbst und Erdenleben miteinander verbinden, wie den Baum oder die
Vorstellung des kreuzförmigen Ein- und Ausatmens von Energie.

 

Wenn Reisen zum Ziel des Lebens werden, entsteht ein
fluchtartiges Begehren, das schwer mit alltäglichen Anforderungen und der
Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen in Einklang zu bringen ist. Ihren
größten Wert entfalten Reisen, wenn sie uns nicht nur Erholung und Abenteuer
schenken, sondern auch Anregungen zur Selbstfindung, zur Entwicklung
tragfähiger Haltungen sowie zum Erkennen ortsunabhängiger Sinnzusammenhänge und
Intensitäten. Dies sind die größten Schätze, die wir entdecken und mit nach
Hause bringen können.

 

Emotionen sind oft wie grellbunte, riesige Vögel, die
wichtige Themen aus den Tälern des Unterbewussten auf das Hochplateau tragen,
wo wir unseren Mitmenschen begegnen. Wenn sie plötzlich über uns kreisen, kann
ihr aufsehenerregendes Erscheinen und ihr lautstarker Flügelschlag irritieren,
manchmal auch ängstigen und Konflikte schüren. Nach einiger Zeit des erhitzten
Redens über den Vogel werden wir ruhiger, wenn wir erkennen, dass der Vogel ein
überschaubares Thema vor unseren Füßen abgelegt hat, dem wir uns nun
rechtzeitig widmen können, bevor das Paket so schwer wird, dass der Vogel es
nicht mehr aus dem Tal nach oben befördern kann.

 

Die Sehnsucht nach dem harmonischen, stimmigen, reinen
Ort, dem magischen Ort, der uns Inspiration und Frieden schenkt, mit dem wir
eine Herzensbeziehung aufbauen ist vergleichbar mit der Faszination des Suchens
und Findens von Beziehungen zu uns selbst und anderen Menschen, Sichtweisen
und Erkenntnissen, mit denen wir uns klar und geborgen fühlen. Diese Orte
sind zwischendurch greifbar werdende Traumbilder, deren Nachleuchten uns auch
aus der Ferne begleiten kann.

 

An magischen Orten befinden wir uns im Zentrum einer
Konstellation von Spiegeln der Schönheit und Harmonie des Universums. Das dort
aufstrahlende Licht bringt uns auch wieder intensiver in Kontakt mit dem
Wunderbaren in uns selbst. Solche Verdichtungspunkte des Schöpfungszaubers
ermöglichen einen freien Blick auf die Brücke zwischen dem Kosmos und unserer
Seele.

 

Paradoxerweise kann gerade durch einen Streit nach
einem ersten Reflex der Distanzierung die Nähe entstehen und
Verständigung gewonnen werden, nach der sich beide sehnten. Emotionen
werden befreit, die sonst unverarbeitet schwere Klumpen bilden, die sich
immer weiter vom ursprünglichen Anlass entfernen. Verborgene Bedürfnisse werden
sichtbar und können künftig besser beherzigt werden. Durch den Übergang vom
Streit zur Versöhnung und Lösung wächst auch das Vertrauen in die Tragfähigkeit
der Beziehung. Sich hinreißen zu lassen zu leichtfertigen Vorwürfen,
vorschnellen Unterstellungen und impulsiven Übertreibungen kann zum Anlass
werden dafür, eigene Denk- und Verhaltensmuster konstruktiv in Frage zu
stellen. Der Wunsch nach einem Ausgleich für die erlebten Spannungen kann zum
inspirierenden Anstoß dafür werden, wieder achtsamer miteinander
umzugehen. Obwohl der Streit ein ungebetener Gast in unserer Wohnung ist, kann
es durchaus sein, dass wir schon nach kurzer Zeit angesichts seines
Überraschungsbesuches lächeln, vielleicht sogar mit einem Anflug von
Dankbarkeit.

 

Wenn wir uns zu sehr auf den
geplanten Weg konzentrieren, kann es sein, dass wir die Blume übersehen, deren
Duft die Angst löst und den Vogel, dessen kräftiger Flügelschlag unsere
Phantasie befreit.

 

Der Zauber unserer Lieblingsorte
entsteht auch aus ihrer Eigenschaft, beständige Inseln zu sein im wogenden Meer
der Zeit.

 

Die Magie eines Ortes ist die
Wechselwirkung zwischen seiner Schönheit und unseren wachen Sinnen, sie
entsteht aus Begegnung.

 

Je mehr ich mir vor Augen führe,
dass in der Mitte eines jeden Menschen ein Kern existiert, der sich nach Liebe und
Sinn sehnt, der mehr oder weniger überlagert sein kann furch Allüren des Ego
und Prägungen durch die individuelle Erfahrungswelt, desto mehr kann ich Nähe
zu diesen Menschen erleben oder zumindest gelassener mit den Verhaltensmustern
umgehen, die mich stören.

 

Wer sein Selbstwertgefühl zu sehr
abhängig macht von einer äußerlich sprudelnden Quelle, ist darauf angewiesen,
sich in der Nähe dieses Ortes aufzuhalten und beschränkt damit den eigenen
Aktionsradius. Zudem ist das Wohlbefinden dann nur in guten Zeiten
gewährleistet und unterschwellig lauert die Angst vor dem Austrocknen der
Quelle. Nur wer ein positives Selbstbild primär aus sich selbst schöpft und
seiner Zugehörigkeit zu einem allumfassenden Ganzen, das über
Gruppenzugehörigkeit hinausgeht, lebt innerlich frei und in Frieden.

 

Wenn einem die
Vermutung zu schaffen macht, dass sich der Partner vermeintlich mehr für
das berufliche Fortkommen als für die Partnerschaft engagiert, wäre es
vorschnell, hier gleich mangelnde Wertschätzung gegenüber der Liebe zu
unterstellen. Schließlich kann es sein, dass sich der Partner in der lebendigen
Liebesbeziehung bereits geborgen spürt, im professionellen Umfeld aber noch
nach Anerkennung und Bestätigung strebt, vielleicht auch manchmal irritiert
durch Selbstzweifel und deshalb dort einen auffällig großen Einsatz an den Tag
legt, so dass dann eventuell der irrtümliche Eindruck entsteht, dies würde
wichtiger genommen als die Liebe.

 

Eine Welt, in der es vor allem um
das opportunistische Ausnutzen von Überlegenheit in einer bestimmten Dimension
geht, droht menschlich und emotional zu verarmen. Ihr fehlt es an Mitgefühl und
Demut, an der Einsicht, dass sich die Rahmenbedingungen nur geringfügig ändern
müssen, damit man selber in die Situation kommt, auf Rücksichtnahme,
Solidarität, Empathie oder Großzügigkeit angewiesen zu sein.

 

Wenn einige Unternehmen und
Institutionen durch glitzernde Gehaltsversprechen, Statusverheißungen,
Ego-Bauchpinseln und eine exklusive Arbeitsatmosphäre ihre Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen dazu verlocken, immer mehr von ihrer Lebenszeit und
Vitalenergie zu investieren, sich bis tief ins Privatleben hinein in Beschlag
nehmen zu lassen, dann gehen sie gar nicht so viel anders vor als Sekten, denen
die schleichende Vereinnahmung der Anhänger und Anhängerinnen vor allem dadurch
gelingt, dass sie mit einer Aufbesserung des Selbstwertgefühls locken, freilich
zum Preis der Selbstauslieferung an das System mit seinen raffinierten Regeln
und Mechanismen.

 

Aufklärung über problematische
Entwicklungen kann noch so richtig und wichtig sein, dennoch ist es nicht
auszuschließen, dass sie auf die Beharrungstendenz von Menschen stößt, einen
manchmal starren Eigensinn, Trägheit und die Angst davor, jemand Fremdes könnte
einem Konkurrenz machen,  oder sich in die eigenen Angelegenheiten
einmischen und damit die Selbstbestimmung bedrohen. Heute besuchte ich eine
Kantine. Im gläsernen Ofen näherte sich Pizza dem Punkt des goldbraunen
Fertigseins, nun ja, bei näherem Hinsehen bemerkte ich den beunruhigend
blubbernden Belag und konnte mich nicht dem Eindruck erwehren, dass das
Zubereitungsoptimum vielleicht schon überschritten war. Der Koch war in
ein Gespräch mit Kunden vertieft, mit einem Hauch von Selbstverliebtheit
in seinem Gebaren. Ich fasste mir ein Herz und sagte so was ähnliches wie:
"Obwohl ich kein Koch bin, wage ich zu behaupten, dass die Pizza schon
fertig ist". Der Angesprochene schaute flüchtig zum Ofen und sagte dann
mit einer demonstrativen Note: "Noch 30 Sekunden." Es wurden 30
Sekunden zu viel und die Pizza war deutlich dunkelkrosser, als ihr
gut tat. Es blieben der Erkenntnisgewinn und eine immer
noch annehmbare Mahlzeit.

 

 

© Berndt Albin Ebler

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