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Psychotherapeutische Aspekte des Reiseerlebens

Berndt Ebler

Dipl.-Psych. & Psychologischer Psychotherapeut

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Seminararbeit von Berndt Albin Ebler

Universität Trier

Vertiefung Pädagogische Psychologie: Freizeit- und Tourismuspsychologie

Dozent: Dr. Jürgen Maes

 

 

 

Die Formatveränderung, entstanden durch den Dateitransfer, bitte ich zu entschuldigen.

 

Inhaltsverzeichnis

 

A Einleitung.............................................................................    

 

B Hauptteil...............................................................................    

1.Einbettung von Urlaub und Reisen in den Wiederherstellungszyklus............................................................        

 

2. Psychotherapeutischer Wert von
     Reisehandlungen.....................     

2.1  Psychotherapie, Erleben, Erholung –
Begriffsbestimmungen.............
          

2.2  Reisen als therapeutische Metapher.....................................................       

2.3 Explizite Therapie und Therapie-verwandte
Angebote auf Reisen/ mit
Ortswechsel...........................................................................................
       

2.4  Reisen als implizite Psychotherapie.....................................................        

2.4.1Parallelen auf der
Verhaltensebene............................................
         

2.4.2    Parallelen auf der
Motivebene....................................................
         

         
2.5 Mögliche psychotherapeutische
Wirkfaktoren des Reisens................
         

               
2.5.1 Ganzheitliches
Erleben..............................................................
         

2.5.2Flow...........................................................................................         

2.5.3 Selbstaktualisierung..................................................

2.5.4    Effekte in der Reisegruppe..........................................................          

2.5.5    Positive Illusionen.....................................................................

2.5.6    Positive Desillusionierung........................................................ 

2.6Empirische Untersuchung Reise-bedingter Erholungseffekte            

 

3. Voraussetzungen zur
Ausschöpfung psychotherapeutischer Potentiale des
Reiseerlebens.......................................................................        

3.1  Veränderung des
Alltags....................................................................
          

3.2  Konzipierung und Realisierung von
Reiseangeboten........................

3.3  Optimierung des Urlaubsverhaltens und
–erlebens............................
          

 

C Diskussion...........................................................................      

 

 


 

 

 

A Einleitung

Trotz intensiver
Aufklärungsbemühungen fällt es auch heute noch den meisten Menschen schwer,
psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bis dieser Schritt erfolgt,
gehen durchschnittlich 7 Jahre Leidensdruck ins Land. Noch zurückhaltender
werden jene Menschen sein, die von subklinischen Problemen betroffen sind und
die den Alltag noch bewältigen können, wenn auch mit eingeschränkter
Lebensqualität. Diese Menschen sind auf Selbsthilfe angewiesen. Da äußere
Bedingungen meist eine Mitursache der Probleme sind, ist eine naheliegende
Reaktion die des aus-dem-Felde-Gehens. Dafür die Urlaubsreise zu verwenden,
wäre naheliegend. Auch bei stagnierenden oder sinkenden Einkommen ist die
schönste Zeit des Jahres einer der Posten, bei denen man besonders ungern
Abstriche macht. Urlaub besitzt im Leben der meisten Menschen – zumindest in
den westlichen Industriegesellschaften – einen eminent hohen Stellenwert.

Die Psychologie
als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen mit dem Teilziel der
Verbesserung der Lebensbedingungen des Menschen wäre dafür prädestiniert, zu
erforschen, ob und wie Reisen auch psychotherapeutische Wirkungen entfalten
können. Leider hat sie diese Aufgabe bislang vernachlässigt - und das, obwohl der Tourismus auch in
wirtschaftlicher Hinsicht eine gewichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielt
und einen Wachstumsbereich par excellence darstellt. Wer sich als Psychologe
und Psychologin mit Freizeit und Tourismus beschäftigt, leistet heute noch
Pionierarbeit.

Die vorliegende
Arbeit verfolgt das Ziel, Beiträge aus Psychologie und Nachbardisziplinen
zusammenzutragen, die sich im näheren und weiteren Bedeutungshof mit der
psychotherapeutischen Dimension von Reisehandlungen befassen. Ein Blick in das
Literaturverzeichnis offenbart, dass es kaum aktuelle Beiträge gibt. Vielleicht
kann die erneute Thematisierung einen Impuls zur Wiederbelebung des Interesses
setzen. Wo Neuland betreten wird, mangelt es oft an harten empirischen Fakten.
Doch auch plausible Spekulationen und Analogiebildungen können den Weg weisen
und Anregungen für Forschung und Praxis liefern.


 

B Hauptteil

 

1. Einbettung von Urlaub und Reisen in den Wiederherstellungszyklus

Das
industriegesellschaftliche Lebensmodell Arbeit-Wohnen-Freizeit-Reisen
beinhaltet auch eine Pendelbewegung zwischen Alltag und Gegenalltag. Diese
bipolaren Rhythmen kennzeichnen den Kreislauf der Wiederherstellung.
Gewissermaßen wird Tourismus so zur Gesellschafts-Therapie. Davon profitiert
auch die Wirtschaft, wenn man bedenkt, dass der Urlauber Kunde und Arbeitnehmer
zugleich ist. Die Aussicht auf den Urlaub motiviert auch zu eifrigerer
Tätigkeit, da Arbeit eine oft bemühte Rechtfertigung fürs Verreisen ist.
(Krippendorf, 1984)

Hinsichtlich der
Ursachen der Erholungsbedürftigkeit gibt es mehrere Erklärungsansätze. Zum
einen kann Urlaub der Kompensation aufgestauter Ermüdung dienen, die von bloßer
Müdigkeit über Angespanntheit bis hin zu Erschöpfung und Burnout reichen kann.
Zur Illustration dient das „Modell der schiefen Ebene“, nach dem die tägliche
Erholungszeit nicht ausreicht, um die Auswirkungen der Anforderungen und
Beanspruchungen auf den Menschen vollständig zu kompensieren. Anton Hittmaier
(1962) definiert in ähnlicher Weise Erholung als „die durch etwa ein halbes
Jahr anhaltende Wiederherstellung normaler Reaktionsabläufe aus dem Zustand der
Abspannung.“ (zit. nach Lohmann und Mundt, 1990). Lewin gibt zu bedenken, dass
es neben physiologischer Ermüdung auch noch die psychische Sättigung gibt, die
aus monotonen Lebensbedingungen resultiert. (Keul, 1997) Die Monotonie kann
dabei ein Teilaspekt von insgesamt als frustrierend empfundenen
Arbeitsumständen sein. Nach dem transaktionalen Stresskonzept, das auf der
Betrachtung von Person-Umwelt-Beziehungen basiert, entsteht Stress durch ein
erlebtes Ungleichgewicht zwischen Anforderungen der Umgebung und Kapazitäten
der Person. Wichtige Komponenten sind dabei Stressoren, Ressourcen, primäre und
sekundäre kognitive Bewertungsprozesse, Stressbewältigung sowie kurz- und
langfristige Auswirkungen auf somatischer, kognitiv-emotionaler und
Verhaltensebene. (Gebauer, 1981)

Erholungsbedarf
ist dabei freilich keine objektiv quantifizierbare Größe, sondern vielmehr ein
Produkt gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, Interpretationen und
Vereinbarungen, somit ein soziopsychisches Phänomen. Nicht vergessen sollte man,
dass Urlaub und Erholung noch nicht lange Gemeinplätze unserer
Lebenswirklichkeit sind, sondern sich erst im Zuge der Industrialisierung und
Taylorisierung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts etabliert haben. Auch
im Bereich der Arbeits- und Urlaubszeitregelungen haben sich Quantensprünge
vollzogen. Während die wöchentliche Arbeitszeit kontinuierlich gesunken ist,
hat sich die Dauer des tarifvertraglich abgesicherten Urlaubs seit 1850
verzehnfacht. (Gebauer, 1981)

 

 

2. Psychotherapeutischer Wert von Reisehandlungen

 

2.1 Psychotherapie, Erleben, Erholung – Begriffsbestimmungen

Gemäß einer allgemein üblichen Definition bezeichnet
Psychotherapie die professionelle Behandlung von Personen mit psychologisch
beeinflussbaren Leidenszuständen durch wissenschaftlich ausgebildete
PsychotherapeutInnen mit Hilfe psychologischer Veränderungsmittel. Dabei bieten
verschiedene Schulen unterschiedliche Behandlungsverfahren an. Nichtsdestotrotz
gibt es de facto aber ein Bündel an gemeinsamen Behandlungsprinzipien und
Wirkfaktoren. Ein erweitertes Begriffsverständnis umfasst auch Prävention,
Behandlung von subklinischen Problembereichen sowie Förderung der
Persönlichkeitsentfaltung über den Standard des „Normalen“ hinaus.

Nach dem deutschen Wörterbuch Wahrig bedeutet Erleben denkend
und fühlend anwesend, dabei sein, erfahren, kennenlernen, zu einer bestimmten
Zeit, in der ein Ereignis eintritt, leben. Erlebnis ist dementsprechend ein
Ereignis, das man erlebt, ein Vorfall, den man miterlebt hat, ein
eindrucksvolles, aufregendes Erlebnis. Neben Verhalten und Bewerten ist Erleben
einer der drei Untersuchungsaspekte der Psychologie.

Reisehandlungen und –erlebnissen kann man sich auch
motivations- und emotionspsychologisch annähern. Gerhard Winter (1988) stellt
ein Bedingungsmodell einer Person-Umwelt-Interaktion als allgemeinen
Bedingungsrahmen zur Einschätzung von Reisewirkungen vor. Hervorzuheben ist
dabei die Verlaufsdynamik, die Erleben zu einem Prozess macht, in denen
Persönlichkeitscharakteristika, Tätigkeiten und Behavior-Setting eine Rolle
spielen. Im Mittelpunkt stehen Adaptations-, Aktivierungs- und
Selbstaktivierungsvorgänge. „Emotionen sind in den meisten Fällen m.E.
inhaltlich interpretierte Erregungszustände und enthalten über die
Intensitätsreferenz und die ihr assoziierten Empfindungszustände der
Erregung-Beruhigung, Spannung-Entspanntheit, Lust-Unlust hinaus Informationen
über involvierte Motive (z.B. Bedürfnisse nach Sicherheit, sozialer
Anerkennung, Leistung, etc.) und deren Realisierungschancen (Erfüllung/
Vereitelung) in der gerade angetroffenen spezifischen Umwelt.“ (Winter, 1988)
Sie haben Signal- und Orientierungsfunktion. Sie können als antezedente
Bedingungen, handlungsbegleitend, als Wiederspiegelung komplexer, vielfältig
gegliederter Umweltkonfigurationen – erlebt als Klima oder Atmosphäre -, als
Repräsentation innerorganismischer und personaler Lagen – erlebt als Stimmung,
Befindlichkeit oder Laune – oder als Rückmeldung bezüglich Erfolg oder
Misserfolg einer Handlung im Hinblick auf angestrebte Zielzustände auftreten.
Am angenehmsten empfunden wird eine mittlere psychophysische Erregung. Nach der
Yerkes-Dodson-Regel ist dies optimal für Erledigung von Aufgaben, speziell
solcher mit mittlerem Schwierigkeitsgrad. Übertragen auf den Urlaubskontext lässt
sich sagen, dass die Reisehandlung/ das Ferienmilieu in Verbindung mit
Persönlichkeitsdispositionen und aktueller Befindlichkeit eine
Stimmungsänderung veranlasst. Bei Sättigung kommt es zu Abflachung oder gar
Abnahme. Dieser so induzierte Stimmungszustand wirkt nun als Mediatorvariable
für die Auffächerung ferienadäquater Tätigkeiten. Schließlich ergibt sich ein
Kreislauf mit Rückmeldeschleifen für kontinuierliche Anpassungsprozesse.

Im Hinblick auf Erholung besteht Unklarheit hinsichtlich der
begrifflichen Konzeption und Methodologie bzw. Operationalisierung. Die
Arbeitswissenschaften fokussieren vor allem die kurzfristige Erholung. Dass
Urlaub und Erholung in einem Atemzug gedacht werden ist ein kaum hinterfragter
sozialer Stereotyp. Um über diese schematische Vorstellung hinauszukommen,
sollte man einige präzisierende Aspekte zur Prüfung langfristiger Erholung
heranziehen. Dazu zählen Erholungsbedürftigkeit, Erholungsgestaltung,
Erholungsziele und Erholungseffekte mit Differenzierung hinsichtlich zeitlicher,
körperlicher und psychischer Kriterien. (Hahn und Kagelmann, 1993). Winter
(1988) schlägt „Re-Animation“ als Erweiterung des Erholungs-Begriffes über die
reine Erholung und Regeneration hinausgehend hin zu einer positiven Veränderung
in der Person des Reisenden vor. Dies kann sich etwa manifestieren in einer
Wiederbelebung verschütteter kreativer Fähigkeiten, einer Re-Aktualisierung von
Erlebnisfähigkeit, der Wiederherstellung ganzheitlicher Lebensvollzüge sowie
Verbesserungen im Bereich dialogischer und selbstreflexiver
Kommunikationsmuster. „Voraussetzung hierfür ist eine – zeitlich beschränkte –
Entlastung von der Ausübung zentraler Funktionsrollen des beruflichen und
familialen Alltagsleben, womit – entwicklungspsychologisch gesehen – gewisse Verbindungen
zur Kindheit und Jugendzeit hergestellt werden.“ (Winter, 1988)

 

2.2 Reisen als therapeutische Metapher

Das Unterwegssein ist in vielen Therapierichtungen Sinnbild.
So ist die Psychoanalyse auch eine Reise ins Unbewusste, in die Vergangenheit
oder in noch nicht erforschte Winkel der menschlichen Seele. Neuland wird
betreten, es werden Entdeckungen gemacht und eigene Grenzen ausgelotet. Auch
der Begriff des Weges wird immer wieder herangezogen, so zum Beispiel, wenn
bestimmte Methoden als Via Regia zur Problemklärung betrachtet werden. In der
Jungschen Analytischen Psychologie wird der Patient als Mensch gesehen, der
viele Stationen zu durchlaufen hat.

Reisen hat starke Konnotationen von Veränderung. In einem
neuen Umfeld wandelt sich oft auch die Wahrnehmung, damit auch die Person und
Ihr Erleben des Gewohnten. In besonders eindringlicher, pointierter Weise kann
ins Bewusstsein dringen, dass die conditio humana ein ständiger Aufbruch ist.
(Schmidt, 1997)

 

2.3 Explizite Therapie und Therapie-verwandte Angebote auf Reisen/ mit Ortswechsel

Bereits bei der stationären Psychotherapie oder Kur erfolgt
eine Trennung von der gewohnten individuellen Umwelt. Das Gemeinschaftsleben
über einen längeren Zeitraum hat dabei eine nicht zu unterschätzende
sozialtherapeutische Bedeutung.

Besonders zunutze machen sich diese Effekte Arrangements des
therapeutischen Campings wo gezielt induzierte Belastungen und ihre Bewältigung
Wiedererlangung von Selbstvertrauen und Neuerprobung sozialen Miteinanders
begünstigen.

Naturnähe ist auch eine wesentliche Komponente von
Selbsterfahrungsangeboten an exponierten und ursprünglich gebliebenen Orten.
Esoterisch interessierten Menschen wird häufig die Möglichkeit geboten,
einschlägige Methoden in den Quellgebieten der jeweiligen Lehre einzuüben.

Bedenkenträger wenden häufig ein, dass die Einmaligkeit und
Kurzzeitigkeit leicht Enttäuschungen provozieren könne, zumal bei zu hohen
Erwartungen. So können sich Gefühle des Hängengelassenwerdens, Entzugssyndrome,
bis hin zu Abhängigkeit und Gruppen-Sucht einstellen.

Bei günstigen inneren und organisatorischen Voraussetzungen
stehen die Chancen für Neubesinnung und ein wirkliches Abschalten allerdings
gut. (Schmidt, 1997) Äussere Veränderungen und das Experimentieren mit neuen
Lebenspraktiken können dann auch auf innere Prozesse ausstrahlen.

 

 

 


 

2.4 Reisen als implizite Psychotherapie

 

2.4.1 Parallelen auf der Verhaltensebene

Der Psychotherapiepatient sehnt sich nach Entlastung und
Problemfreiheit, neigt jedoch zumindest anfangs zur Vermeidung anstrengender
Veränderungsprozesse, Stichwort unbewusster Widerstand. Die problematischen
Verhaltensmuster werden in der Therapiesituation reaktualisiert.

Ähnlich gebärdet sich der Tourist: Oft will er Neuland
betreten, verbarrikadiert sich dann aber aus Angst vor dem Fremden in einem
vertrauten Milieu, einer nicht selten sterilen Sicherheitszone. Gewissermaßen
handelt es sich dabei um eine Form der Abwehr gegen das Neue von außen und
eventuelle bohrende Fragen von innen, die im psychischen Gepäck mit auf die
Reise gehen. (Schmidt, 1997) Derselbe Autor stellt eine gewagte Hypothese auf:
„Danach wäre ja der Tourist letztlich als ein mehr oder weniger verborgener
Kranker zu verstehen, der seine pathogenen, vielleicht neurotischen Anteile
abspaltet, sie mit Zuckerguß umgibt und in der Absicht, sich den Freuden des
reinen Genusses, nämlich den „drei schönsten Wochen des Jahres“ hinzugeben,
diese unbesehen einer verkappten, möglichst schmerzlosen, ja freudenreichen,
unverbindlichen – Reisepsychotherapie auszusetzen, anstelle sich selbst – mit
ausreichendem Leidensdruck, Krankheitseinsicht und Behandlungswunsch versehen –
brav in die Rolle des Patienten zu begeben und so den Gang in die
psychotherapeutische Institution anzutreten.“

Problematisch dabei ist, dass die Rituale der
Selbstschädigung am anderen Ort neu aufgelegt werden, ohne dass sie einer
professionellen psychotherapeutischen Reflexion zugänglich gemacht werden. Aus
Furcht vor der Patientenrolle wird die Reise so zur kompensatorischen
Bewältigung, die aber auf halber Strecke stecken bleiben kann. Im schlimmsten
Fall besteht die Gefahr akuter Dekompensation und nachfolgender Störungen, wenn
Glücks- und Omnipotenzerwartungen nicht in Erfüllung gehen. Die an sich
wünschenswerten Selbsthilfemaßnahmen scheitern dann, wenn die Probleme auf der
Reise nur reproduziert, wiedergespiegelt oder verschoben werden, wenn es beim
bloßen Ausagieren bleibt. (Schmidt, 1997)

Beim bewussten Reisevollzug hingegen besteht die Chance,
fundamentale Gegebenheiten des Daseins, die vorher noch quälten, in dichten
Handlungs- und Erlebnismetaphern zu erkennen und anzunehmen. So kann man etwa
der Tatsache gewahr werden, dass alternative Reiseziele einen nur so lange an
den eigenen Plänen zweifeln ließen, wie man sich in der Eruierungs-Phase
befand, dass man dann aber vor Ort so im Tun aufgeht, dass einen derartige
Überlegungen nicht mehr tangieren. Eine Person mit Bindungsangst könnte dann
insofern generalisieren, dass sie zu der Einsicht gelangt, dass intensives
Engagement in einer festen Partnerschaft lohnender ist als chronisches Hin- und
Herüberlegen, Suche nach der perfekten Partnerin oder Stagnation in
unverbindlichen Affären.

Menschen mit Motivationsproblemen und Antriebsarmut können
durch den Wechsel von Aufwand und unvergesslichen Eindrücken die Einsicht
auffrischen, dass wertvolle Erfahrungen in aller Regel nicht ohne Investitionen
zu haben sind und dass dazu auch lästige Kleinarbeiten gehören, was zum
Beispiel im Rahmen eines Camping-Urlaubes besonders plastisch werden kann.

Selbstunsichere und Ängstliche können Situationen durchleben,
in denen sie sich als kompetente Problemlöser erleben, in denen sie erfahren,
dass auch einiges schief gehen kann und man trotzdem noch eine positive Bilanz
zieht. Vielleicht fällt es ihnen nach einer Reise auch leichter, zu
akzeptieren, dass mit einem erfüllten Leben unweigerlich auch Risiken verbunden
sind.

 

2.4.2 Parallelen auf der Motivebene

Die Reisemotiv-Erforschung war und ist ein schwieriges
Unterfangen. Seit den 50er Jahren wird nach Triebfedern des Reisens gesucht.
Prominent wurden in den 60er/ 70er Jahren die Enzensberger-These von der
„Flucht aus dem Alltag“ oder Hartmanns Differenzierung zwischen einer „Hin-zu“
und „Weg-von“-Haltung. Es folgten Reiseanalysen mit fragwürdigen Ergebnissen. Die
ermittelten Motive erschienen als etwas Gemachtes, als bloße Begriffshülsen mit
unklarem subjektivem Begriffsinhalt. So wurde letztendlich das gefunden, was
vorgegeben wurde. Weiterhin wird die Forschung erschwert durch den Drang des
Touristen zu Freiheit und Selbstbestimmung und mangelnde Selbstkenntnis oder
Selbstoffenbarungsbereitschaft hinsichtlich der eigentlich Motive.

Es gibt in der Tat Anhaltspunkte für tieferliegende Motive.
So lässt sich eine Diskrepanz zwischen vorgeblichen Beweggründen für die
Teilnahme an Studienreisegruppen – z.B. Bildung – und retrospektiver Betonung
der Bedeutung der Gruppensituation und der Fähigkeit des Reiseleiters zur
Förderung des Gruppenklimas konstatieren. Eine ähnliche Sprache sprechen in
Interviews erhaltene Aussagen, aus denen man den Wunsch nach Realisierung eines
bislang in bestimmter Hinsicht ungelebten Lebens herauslesen kann, wobei
Problemlagen und Ziele manchmal Indikationskriterien für Psychotherapie nahe
kommen. Vergleichbare Eindrücke ergeben sich bei Verstehens-orientierter,
phänomenologischer Betrachtung: sichtbar wird hier eine Sehnsucht nach
Rollenspiel und Experimenten, nach Überwindung innerer Blockaden, nach
Sozialkontakten und selbstbewusster Umsetzung eigener Ziele, nach kindlicher
Regression und Umsorgt-Werden. Bei ausreichender Bereitschaft zu zeitlosem
Bedeutungs-Transfer erhält man sogar Hinweise auf säkularisierte
Heilserwartungen durch Ähnlichkeiten zwischen Paradiesschilderungen in Bibel
und Koran und den Arrangements von z.B. All Inclusive Clubs.

Konsequenterweise wurden auch Versuche zur Formulierung
latenter Reise-Motive unternommen. Eine Reisemotivsammlung von Opaschowski
(1977) umfasst unter anderem folgende Items: Ausgleich von Mängeln,
Neugierverhalten und Probehandeln, Bedürfnis nach Selbstbehauptung und
Selbstbestätigung, Ich-Stärke entwickeln können, Persönlichkeitsveränderung,
Ganz-sich-selbst-leben, eigene Individualität erleben, Suche nach sozialer
Geborgenheit, Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung.

Da ist kaum noch ein Kontrast zu Psychotherapiemotiven zu
spüren, wie sie zum Beispiel die Forschungsstelle für Psychotherapie in
Stuttgart zusammengetragen hat: starkes Selbstwert- und Identitätsgefühl haben,
effektive Bewältigung problematischer Situationen erlernen, Mut zur Konfrontation
mit neuen Situationen entwickeln, realistischere Selbsteinschätzung, etc.

Krippendorf glaubt folgende Strebungen erkennen zu können:
Erholung und Regeneration, Kompensation und gesellschaftliche Integration,
Flucht, Kommunikation, Horizonterweiterung, Freiheit und Selbstbestimmung,
Selbsterfahrung und Selbstfindung, Glück, etc. Demnach will der Reisende dort
zum Bewusstsein der eigenen Wirklichkeit gelangen, wo ihm alles ungewohnt und
fremd erscheint. Dies wären dann Ferien zum Ich und nicht vom Ich. (Schmidt,
1997)

Reisen können auch als Hoffnungsträger zur Realisierung
dreier fundamentaler Träume dienen. Da ist zum einen der Traum vom lebendigen
Ich. Der Entfremdung in der Gesellschaft wird das Sich-selber-Spüren
entgegengesetzt. Oft verspricht man sich vom Urlaub auch eine Wiederbelebung
der Liebe. Unzufriedenheit mit den hektisch-urbanen Lebensformen ist der
Nährboden für den Traum von der heilen Welt. Viele verbinden mit dem Aufbruch
auch die Suche nach einem Arkadien. Zweitwohnsitze werden oft nostalgisch
gestaltet, vielleicht mehrmals bereiste Landschaften bieten ruhende Pole in
einer Welt der kurzen Halbwertszeiten und Camping erlaubt eine Rückkehr zu
ursprünglicheren Lebensentwürfen. Über allem steht hier wohl der Traum vom
besseren Leben. Mit erstaunlichem Eifer wird da manchmal ein Mini-Utopia
aufgebaut. So manch einer begibt sich sogar gezielt auf eine Sinn- und
Wertsuche. Im Idealfall ist die gewählte Reiseform geprägt durch eine gewisse
ökologische Sensibilität, geht es nicht nur um das egoistische Konsumieren noch
intakter Umwelten. (Romeiß-Stracke, 1998)

2.5 Mögliche psychotherapeutische
Wirkfaktoren des Reisens

 

2. 5.1 Ganzheitliches Erleben

Diese Form des Erlebens kontrastiert mit den fragmentierten
Lebensweisen der modernen Arbeitswelt und spiegelt sich auf mehreren Ebenen
wieder.

Exploratives Erleben umfasst suchendes Erkunden,
spielerisches Probieren, Ausleben von Neugierde und Selbstbestimmung. Die
Reiseerfahrung bietet eine potentielle Alternative zum vorhersehbaren Alltag.
Bei entsprechender Gestaltung erzeugen wohldosierte Reize ohne übermäßige
Gefahr lustvolle Spannungszustände. Herausforderungen, die den eigenen
Interessen und Fähigkeiten entsprechen bieten Gelegenheit zur Bewährung und
sind ein Gegengewicht zur psychischen Sättigung. Durch diese Stimulation wird
der Abstumpfung vorgebeugt und – begünstigt durch ein anonymes Umfeld – kann
eine übermäßige Affekt- und Triebkontrolle überwunden und der Emotionsstau
gelockert werden. Nun ist auch eine gute Zeit, die eigene Person bewusster
wahrzunehmen, latente Bedürfnisse und Gefühle zu entdecken und auszuhalten.

Im Bereich sozialen Erlebens bieten sich Chancen zu Kontakten
mit geringer Verbindlichkeit. Das geringe Risiko der Rufschädigung erlaubt
Erproben neuer Umgangsformen und die Kompensation sozialer Defizite im Alltag,
sofern die Ferne zur Heimat nicht dazu missbraucht wird, sich wie die Axt im
Walde zu benehmen. Bei erfreulichen Resultaten wird das Selbstwertgefühl
gesteigert und es erfolgt eine Veränderung der Arbeitsmodelle von Kontaktaufnahme.

Biotisches Erleben umfasst alle Formen sonst nicht
vorhandener, auch ungewöhnlicher Körperreize, wie frische Luft, Wasser, Sonne –
sie ermöglicht inzidentelle Lichttherapie - , Gerüche, Geräusche, etc.

Der Begriff des optimierenden Erlebens misst dem persönlichen
Wachstum, dem Kompetenzerwerb, der Einstellungsveränderung und der Aktivierung
brachliegender individueller Potentiale besondere Bedeutung bei. Was draußen
erlernt wurde, kann zu Hause in die Waagschale der Lebensgestaltung geworfen werden.
Darüberhinaus ergibt sich ein sekundärer Erlebnisgewinn durch soziale
Verstärkung eines erfolgreichen Urlaubs durch die Reiseteilnehmer und das
soziale Umfeld in der gewohnten Alltagsumgebung. Dies ist auch ein
Resonanzboden für die gegebenenfalls erworbenen Einstellungs- und
Verhaltensänderungen.

Die ersten vier Ebenen – formuliert von Reinhard Schober
(1979) – sollten noch ergänzt werden durch die Dimension des Relaxations- und
Regenerationserlebens, was schließlich ein Leitmotiv des Urlaubmachens ist.
Jene Erholungsoasen im Arbeitsprozess bieten einen Ausgleich von
Arbeitsbeanspruchungen. Umfassende Serviceleistungen ermöglichen gar eine
gewisse Regression. So kommt es zu einer Reduktion des psychophysischen
Aktivierungsniveaus und der intrapsychischen Spannung durch Regulation des
Inputs und Erzielung eines Fließgleichgewichtes von Ruhe und Erregung.
Erschwert wird dies freilich, wenn der Reisende in Stress-steigernden
Verhaltensmustern gefangen bleibt. (Hahn und Kagelmann, 1993; Krippendorf, 1984)

 

2.5.2 Flow

Dieser daseinssteigernde Zustand ergibt sich durch eine
Tätigkeit, bei der ein Anforderungs-Können-Gleichgewicht besteht, deren
Ausführung ausgesprochenen Genuss bereitet und bei der das Zeitgefühl verloren
geht. Der einzelne taucht in den Handlungsprozess ein, Handlungen sind im
Fluss. Strukturmerkmale sind klare Handlungsanforderungen und Ziele, direkte
Rückmeldung, Herausforderung an die Problemlösekompetenz sowie eine
Steigerungsfähigkeit der Schwierigkeit.

Auf Reisen bieten sich dafür günstige Rahmenbedingungen durch
das Kennenlernen neuer Kulturen und Lebensweisen, die Bewährung im neuen
Umfeld, das Erproben neuer Aktivitäten mit Geschicklichkeitsanforderungen und
gegebenenfalls auch die Auflösung der alltagsüblichen Zeiteinteilung, was einer
Harmonisierung mit inneren Rhythmen Vorschub leistet. Dies gelingt allerdings
nicht durch Passivität und stellvertretende Teilnahme, oder durch
oberflächliche „thrills“ und „kicks“. Urlaub ist also nicht per se auf Flow
abonniert. Zumindest kurzfristig verblassen so Alltagsprobleme und es erfolgt
eine Kompensation auf Zeit. Bestenfalls persistiert der Zustand, dass alle
Inhalte des Bewusstseins zueinander und zu den Zielen, die das Selbst der
Person definieren, in Harmonie stehen. Dann ist der Reisende in den Genuss
eines Schlüsselerlebnisses mit integrierender Langzeitwirkung gekommen und er
hat sein Bewusstsein dafür, wie gut er sich fühlen kann, wieder aufgefrischt.

Im diametralen Gegensatz zum Flow-Zustand steht die
psychische Entropie, die starke Ähnlichkeit mit Merkmalen psychischer Sättigung
aufweist. Sie ist gekennzeichnet durch Zielkonflikte im Selbst, Unordnung,
Integritätsverlust, Angst, Langeweile, Apathie, Verwirrung, Effizienzminderung
und Aufmerksamkeitsprobleme. (Hahn und Kagelmann, 1993)

 


 

2.5.3 Selbstaktualisierung

Als erste Orientierung lässt sich Selbstaktualisierung als
sublimes Bedürfnis in der Maslowschen Bedürfnispyramide verorten. Auch im
Reisekontext zeigen sich allerdings die Schwächen dieses Modells. So gibt es
auch beim wohlhabenden Touristen unbefriedigte untergeordnete Bedürfnisse und
dennoch lässt der immer wieder erlebte Schub an Selbst-Erleben darauf
schließen, dass Bedürfnisse auch übersprungen werden können. Bisweilen kann
auch der Verzicht zu einem Wachstum der Persönlichkeit führen.

Wenn ein ausreichendes Maß an Zufriedenheit und Gelassenheit
im Umgang mit den Defiziten des eigenen Lebens besteht, bietet das Reisen dann
Chancen zu einem gesteigerten Gefühl der Selbstwirksamkeit als Ausgleich zum
Entfremdungserleben in der Arbeitswelt, gekoppelt an eine Befriedigung von
Autonomiebedürfnissen. (Hahn und Kagelmann, 1993)

Es lassen sich Reize und Situationsmomente spezifizieren, die
– bei entsprechender Motivationslage – Wachstums- und
Selbstaktualisierungsimpulse vermitteln können oder aber im Sinne von Anreizen
solche Motivationslagen hervorrufen. Winter (1988) führt diesbezüglich
symbolisch-expressive Situationsmomente an, in denen existenzielle Werte und
Möglichkeiten in komprimierter Form erfahren werden.

 

2.5.4 Effekte in Reisegruppen

Zweifelllos kann die Gruppe im Falle schlechter
Zusammensetzung zum Stressor sui generis werden. Doch das Phänomen Gruppe ist
janusgesichtig. Genauso birgt sie nämlich das Potential, als Heilfaktor zu
wirken. Dann bietet sie Schutz, Möglichkeit zur Auseinandersetzung und
Selbstbehauptung und mithin einen Zugewinn an Selbstsicherheit und
Risikobereitschaft. „Unzählig sind die Beispiele für „mächtige“ Reisegruppen:
Da gibt es touristische Gruppen, die selbstgefällig ganze Straßenzüge einer malerischen
Altstadt vereinnahmen, sich so stark fühlen, dass sie den Individualgast zur
Seite drücken – ein für den sonst Selbstunsicheren vielleicht erhabenes
Erlebnis, das als gefährlich wahrgenommene Fremde mittels der Gruppe
unerschrocken erobern zu können.“ (Schmidt, 1997)

Nach außen leistet sie also dem Erlebnis der Stärke durch
Gruppenmitgliedschaft Vorschub. In der Innenperspektive können, begünstigt
durch noch nicht vorgefertigte Rollenzuschreibungen, neue Erfahrungen gemacht
werden, vergleichbar mit gruppendynamischen Übungen.

„Da gibt es den zwanghaften Patienten, der bei aktiven
Mitgestaltungsmöglichkeiten auf einmal völlig aufblüht und so mitgerissen wird,
dass er seine Symptome ablegt,...“ (Schmidt, 1997). Oder der Depressive, der
durch ein reiches Angebot an Kommunikationsmöglichkeiten sein Vertrauen in die
Erreichbarkeit anderer wiedergewinnt und durch die täglichen Anforderungen im
Sinne eines Aktivitätsaufbaus vom Grübeln abgelenkt wird und wichtige
Selbstwirksamkeitserfahrungen sammelt. Denkbar auch, dass sozial Gehemmte durch
Aufgabenzuweisung, etwa beim Camping, Anerkennung und eine sichere Position in
der sozialen Hierarchie erhalten. Auf der Organisationsseite ist dann auch noch
der Reiseleiter zu berücksichtigen, der zu Interaktion und Austausch ermuntert
und so quasi-therapeutisch tätig wird.

Die Reisegruppe ist aber wie gesagt ein zweischneidiges
Schwert, da sie auch zum Problemherd werden kann. Unmittelbar geschieht dies
durch sozialen Stress, wenn etwa durch die Unmöglichkeit sozialen Rückzugs auf
einem Kreuzfahrtschiff oder im Verlaufe einer Expedition schizoide Symptome
wieder aufflackern. Die Querelen in der Erlebnistruppe können auch an
konfliktreiche Beziehungsmuster im Alltag erinnern, so zum Beispiel das
Klammern anderer Mitglieder oder das Auftrumpfen dominanter Besserwisser.
Mittelbar und mit zeitlicher Verzögerung können Probleme aus einem
Kontrasteffekt erwachsen, wenn die ideale Ausnahmesituation im Urlaub zum
Maßstab gemacht wird, zu Hause dann aber nicht reproduziert werden kann.
(Schmidt, 1997)

 

2.5.5 Positive Illusionen

Die Reiseindustrie ist eine Traumfabrik. Dabei müssen die
Träume nicht unbedingt in Erfüllung gehen. Die Sehnsucht ist auch Selbstzweck
und schenkt die Hoffnung auf ein erfüllteres Leben. Da irdische Paradiese heute
leichter erreichbar sind denn je, kann sich ein Selbstwirksamkeitsgefühl
bezüglich der Erschließungskompetenz wohltuender Regionen ausbilden. In Zeiten
von Last Minute und Internet kann man so das Gefühl haben, über Rettungsinseln
per Mausklick zu verfügen.

Die Aussicht auf die jährliche Phase der Entlastung und
Selbstverwirklichungsmöglichkeiten kann das Ertragen der gegenwärtigen
Belastungen erleichtern und die Arbeitsmotivation steigern. Man könnte das
Coping durch Vorfreude oder antizipatorische Entlastung nennen. Vielleicht
greift hier ein ähnlicher Wirkmechanismus wie bei einer Wartekontrollgruppe.

Ebenso kann die retrospektive Verklärung der
Urlaubserlebnisse den Glauben an die Machbarkeit der Glückseligkeit festigen
und die subjektive Lebensbilanz aufbessern. (Schmidt, 1997) So kann die
Urlaubsreise auch Sinn und Hoffnung stiften, dies auch und vor allem bei
SeniorInnen, für die das Verreisen zu einer kreativen Gestaltungsaufgabe als
Alternative zu Erwerbsarbeit werden kann.

 

2.5.6 Positive Desillusionierung

Die Realität vor Ort ist dann natürlich oft alles andere als
der Himmel auf Erden. Doch selbst enttäuschte Erwartungen können noch etwas
gutes für sich haben. Sie können die Vorteile der alltäglichen Lebensweise ins
Bewusstsein heben und die Angst, etwas zu verpassen, abbauen. Bei besonders
strapaziösen Reiseformaten kann das Leben zu Hause sogar als regelrecht
erholsam erlebt werden.

In einem eher reizarmen Urlaub kann das Gefühl der Leere im
Zustand des Müßiggangs zu einer Aufwertung der eigenen Arbeit führen und die
Bereitschaft steigern, auch frustrierende Teilaspekte eher hinzunehmen, was der
Resilienz Auftrieb verleiht.

Beim Eintauchen in massiv unvertraute Gefilde kann der
Kulturschock zu Rückbesinnung auf die Selbstverständlichkeiten der eigenen
Gesellschaft führen, die Wertschätzung ihnen gegenüber steigern und die soziale
Identität über Gefühle der Verbundenheit mit dem eigenen Kulturkreis festigen.

 

2.6 Empirische Untersuchung Reise-bedingter Erholungseffekte

Gebauer (1980) hat eine Studie über psychosomatische und
psychologische Erholung von 112 TeilnehmerInnen zweier Kreuzfahrten in der
Karibik und Fernost mittels Interviews und klinischer Tests durchgeführt.

Unterm Strich sind Diskrepanzen zwischen bewusst berichteter
Erholung und psychosomatisch-symptomatischen Kennwerten zu verzeichnen, was zu
Zweifeln an der objektiven Messbarkeit von Erholung und der Zuverlässigkeit
subjektiver Aussagen Anlass gibt.

Erholung stellte sich vor allem im psychosomatischen Bereich
ein, wobei der Erholungseffekt aber der dritten bis vierten Kreuzfahrtwoche
stagnierte und sogar – bedingt durch den Einfluss sozialer Enge – wieder
abfiel.

Keinesfalls sollten methodische Probleme außer acht gelassen
werden. So ergeben sich Artefakt-Quellen durch Vorfreude und Euphorie
einerseits und Depressivität durch Abschiedsschmerz und Antizipation des
Alltags andererseits. Auch Schönfärberei und Bemühungen zur Dissonanzreduktion
– insbesondere angesichts der immensen Kosten bei dieser Reisevariante – können
ihre Spuren hinterlassen.


 

3.Voraussetzungen zur Ausschöpfung psychotherapeutischer Potentiale des
Reiseerlebens

 

3.1 Veränderung des Alltags

Der gelingende Urlaub beginnt zu Hause. Erst eine
Humanisierung des Alltags kann psychischen Störungen vorbeugen und die Reise
von übertriebenen Heilserwartungen befreien.

Bei der Gestaltung der Arbeit sollten den individuellen
Bedürfnissen, zum Beispiel nach Entfaltung von Talenten und Mitbestimmung,
verstärkt Rechnung getragen werden. Wenn Teilzeitarbeit praktikabler gemacht
wird, kommt es nicht mehr in gleichem Maße zu einer Ermüdungsaufstockung.

In der Freizeit liegt es an jedem selbst, Abstand zu nehmen
von überzogenem Leistungs- und Konsumdenken. Es ist eine Aufgabe ersten Ranges,
bewusst zu entspannen, Freizeitaktivitäten kreativ zu gestalten und durch
Ausleben seiner Neugierde wieder mehr zu sich selbst und anderen zu finden.

Wohnraum ist Privatraum und im Idealfall Oase der
Regeneration. Eine Annäherung an dieses Optimum ist nur möglich, wenn die
Wohnwelten lebenswerter gestaltet werden, damit sie zu einem Ort sowohl des
Rückzugs als auch der Begegnung werden und so Fluchttendenzen abgemildert
werden. Schließlich sollen auch diejenigen, denen es an Geld für eine
Urlaubsreise fehlt, die Chance haben, qualitativ hochwertige Freizeit zu
verbringen. Ausflugsmöglichkeiten in einem durch den öffentlichen Nahverkehr
gut erschlossenen Umland spielen dabei eine wesentliche Rolle. (Krippendorf,
1984)

 

3.2 Konzipierung und Realisierung
von Reiseangeboten

Hier ist ein ehrliches und verantwortungsbewusstes
Reise-Marketing gefragt, das mit weniger Klischees auskommt, um
Enttäuschungs-Risiken zu verringern. Dafür ist es erforderlich, die
Tourismusverantwortlichen besser auszubilden, um den tieferen Bedürfnissen
besser Rechnung tragen zu können und um eine Begegnung zu ermöglichen, die von
beiderseitigem Respekt getragen ist. Vor Ort könnten stärkere Anreize für
Sozialkontakte, Selbstfindung und kreative Aktivitäten geschaffen werden. Dies
wäre Animation in einem wohlverstandenen Sinne. Einfallsreiche
Urlaubsbegleitung sollte nicht wenigen zumeist sehr teuren
Spezialreiseveranstaltern überlassen werden. (Krippendorf, 1984)

 

3.3 Optimierung des Urlaubsverhaltens und –erlebens

Krippendorf (1984) unterbreitet Ratschläge für ein
bewussteres Reisen:

Ferien können nur dann ihren vollen Wert entfalten, wenn man
sie als Gelegenheit nutzt, zu sich selber – und anderen – zu finden und ein
gemütvolles, beschaulich-reflexives Verhalten einzuüben. Wenn man sich Zeit
nimmt, um vernachlässigte Anteile auszuleben und Freiräume für sich
einzufordern, werden es Ferien zum Ich, die es überflüssig machen, drängende
Fragen zu Hause einzusperren. Es macht auch durchaus Sinn, einen Nachurlaub zu
Wiedereingewöhnung einzuplanen. Man muss sein Urlaubsbudget ja nicht bis zum
letzten Tag in der Ferne verbrauchen.

Nur wenn der Reisende eine kritische Konsumhaltung einnimmt,
kann er Zerrbilder durchschauen, mit unausweichlichen Enttäuschungen rechnen
und sich von Erwartungen eines Dauer-Glücks freimachen. Man sollte sich gut
überlegen, ob der niedrigste Preis wirklich das entscheidende Kriterium sein
muss.

Auch ein rücksichtsvolleres Reisen kann einen wesentlichen
Beitrag zu besseren Erfahrungen leisten. Auf der Grundlage von Offenheit und
Toleranz wird wachstumsfördernden Begegnungen der Weg geebnet, kann ein Gefühl
der Verbundenheit entstehen.

Auch beim Reisen gilt: weniger ist mehr. Das ist ein Appell
zum selbstbeschränkten Reisen, weniger weit – der Aufwand schafft oft
unrealistische Erwartungen und die Unfähigkeit, sich Mußestunden zu gönnen - ,
weniger wechseln – stattdessen wider das Leistungsprinzip Refugien schaffen - ,
weniger oft – also hin und wieder auch mal zu Hause bleiben.

Reinhard Schober formuliert im Handbuch von Hahn und
Kagelmann (1993) Empfehlungen zur Erlebnissteigerung für die eigene
Reisekomposition und für die touristische Angebotsgestaltung:

Voraussetzung für eine Erlebnisintensivierung ist die
Verbesserung der Erlebnisfähigkeit. Gegebenenfalls ist hier sogar ein
Genusstraining angezeigt. Hilfreich ist auf jeden Fall eine Aufwertung des
Ziels, etwa durch Aufbau einer persönlichen Beziehung zum Reisegebiet und durch
Einbettung der Reise in einen Sinnzusammenhang. Kleine Kunstgriffe sind ferner
bewusst eingebaute Verzögerungen der Zielerreichung sowie deutliche, wenn auch
nicht zu starke Überraschungseffekte. Das Beisammensein mit anderen bietet den
Vorteil der Gefühlsansteckung und des Erlebnisaustausches.

Eine Erlebnisverlängerung kann erreicht werden durch den
Wechsel von Reiz und Besinnung, Veränderungen des Settings, facettenreiche
Reizsituation und Schärfung des Bewusstseins für die feineren Nuancen,
Überhöhung durch Phantasiearbeit und Bedeutungszuschreibung über den bloßen
Urlaub hinaus. Auf diese Weise kann selbst eine weitgehend vororganisierte
Reise zur sinnlich-kreativen Expedition werden. Besonders hier wirkt die
Kommunikation über das Erlebte als Katalysator für ein langwährendes
Urlaubs-Echo.

Die Strategien zur Erlebnissteigerung und –verlängerung
weisen deutliche Überlappungen mit den Gestaltungsprinzipien für Flow-fördernde
Aktivitäten auf. Dieses erfreuliche Gefühl kann sich am besten dann in einem
ausbreiten, wenn man aktiv ist, besonders in Sport, Spiel und kreativem
Ausdruck. Oft ist es ein Begleiter, wenn man Neuland betritt auf der Basis
persönlicher Interessen und Fertigkeiten. Klare Ziele und Regeln sind dabei von
Vorteil, ohne dass alles vorausgeplant werden sollte. Optimal ist also ein
strukturierender Rahmen mit Spielräumen. Herausforderung bei gleichzeitiger
Kontrolle ist nur dann möglich, wenn sowohl Über- als auch Unterforderung
vermieden wird. So wertvoll das Rasten und Ruhen im Urlaub auch sein mag, ist
ein Mindestmaß an Fortbewegung doch erforderlich, damit der Puls des Daseins
voll empfunden werden kann.

 

 

 


 

C Diskussion

Es ginge sicherlich zu weit, zu behaupten, Reisende würden
ihre Koffer in erster Linie packen, um auf Schleichwegen in den Genuss einer
Psychotherapie zu kommen. Die meisten Menschen mögen zwar Lebensprobleme im
Gepäck haben, womit aber noch lange nicht die Indikationskriterien für eine
Psychotherapie erfüllt sind. Außerdem ist auf Reisen der institutionelle Rahmen
für eine derartige Behandlung gar nicht gegeben, zumindest in aller Regel. Den
Reisenden in die Krankenrolle zu zwängen, würde außerdem Widerstand gegen
Stigmatisierung auf den Plan rufen und sich somit als kontraproduktiv erweisen.
Man muss also aufpassen, die Begriffe nicht allzu sehr aufzuweichen, um sie
dann ins Prokrustes-Bett der eigenen Ideen einpassen zu können.

Nichtsdestotrotz spricht vieles dafür, dass sich viele
Urlauber – wenn oft auch nur unterschwellig – von der Reise Impulse für
nachhaltige Erholung, Wachstum und Veränderung erwarten. Das Unterwegssein ist
offensichtlich ein geeigneter Rahmen, um diesen Zielen näher zu kommen.

Es wäre jedoch ein großer Fehler, diese wenigen
Ausnahmewochen mit Erwartungen zu überfrachten. Sinnvoller wäre es wohl, die
quasi-therapeutische Urlaubsreise zu kombinieren mit einem Vor- und
Nachbereitungsprogramm zu Hause. So können im Vorfeld wesentliche Themen
gefunden und durchgearbeitet und die Einsichten im Verlauf der Reise abgerundet
werden. Das Debriefing erleichtert eine Integration der Veränderungen in den
Alltag und motiviert die Teilnehmer dazu, sich Rechenschaft darüber abzulegen,
ob der Geist des Erfahrenen weiterlebt.

Aus dieser Perspektive betrachtet erweitert sich der
Zuständigkeitsbereich von Reiseveranstaltung. Damit ergeben sich neue
Tätigkeitsfelder für Psychologen und Psychologinnen mit dem Ziel der Steigerung
des psychotherapeutischen Wirkungsgrades von Urlaubsreisen.

Ein Ansatzpunkt ist die Beratung von Reiseveranstaltern bei
der Kreation von Urlaubs-Erlebnis-Arrangements. Reiseleiter und Animateure
sollten verstärkt in Methoden zur Gruppenprozesssteuerung, Verbesserung der
Kommunikation, Aktivierung von Emotionalität und Kreativität und in Strategien
zur intrapsychischen und zwischenmenschlichen Konfliktbearbeitung trainiert
werden.

Doch auch eigene Domänen warten darauf, geschaffen zu werden.
So könnte der Urlaubs- und Freizeitmarkt mit in Eigenregie durchgeführten
Angeboten bereichert werden, die implizite Psychotherapie-Bedürfnisse behutsam
aufgreifen und Impulse für Selbsterfahrung, Auseinandersetzung mit eigenen
Stärken und Schwächen, Persönlichkeitsentfaltung sowie intensive Begegnung mit
anderen liefern. Die Ausbildung und Praxiserfahrung ermöglicht nicht nur die
Stimulation des Erlebnisses, sondern auch den reflektierend-integrierenden
Umgang mit den Erlebnisinhalten, der so wichtig ist für Klärung und ohne den
der Betroffene in einem Zustand der Verwirrung und Orientierungslosigkeit
verharren kann.

Der Wellness-Boom liefert Hinweise darauf, dass das Bedürfnis
nach ganzheitlicher Erholung mit professioneller Unterstützung wächst und
zusehends leichter artikuliert wird. Damit bietet sich ein hervorragender
Ansatzpunkt für Prävention. Die Angebote in solchen Einrichtungen beschränken
sich bislang allerdings auf überwiegend physiologische Anwendungen oder eher
halbseidene Arrangements „mentalen Coachings“. Hier sollten sich Psychologen
und Psychologinnen dazu aufgefordert fühlen, den Bedarf präziser zu ermitteln
und qualitativ hochwertige Lösungen zu entwickeln, die über wohlklingende
Begriffshülsen hinausgehen und den Kunden nachhaltige Genesungs- und
Wachstumsimpulse vermitteln.

Jeder Angehörige unseres Berufsstandes muss mit sich selber
ausmachen, ob er es verantworten kann, etwas Psychotherapie-ähnliches zu
offerieren, ohne es explizit so zu titulieren. Keine Frage, hierbei handelt es
sich um eine Grauzone. Doch es kann eine Überlegung wert sein, ob es nicht
sinnvoll wäre, diese Lücke zu schließen und somit Bedürftige schneller und
unkomplizierter zu erreichen.

Professionelle, unaufdringliche Erlebnisbegleitung könnte so
die Wahrscheinlichkeit steigern, dass in der inspirierenden und befreienden
Atmosphäre des Reisens Veränderungen stattfinden, die beim Wiedereintritt in
die Alltagswelt nicht verglühen, sondern überleben und dabei helfen, die
Realität zu Hause neu zu gestalten oder anders zu sehen.


 

Literaturverzeichnis

 

Gebauer, Olaf-J.: Urlaub und Erholung in psychologischer
Sicht. Eine Modellstudie zum psychotherapeutischen Wert des Urlaubs, Freie
Universität Berlin, Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften I, 1981

 

Hahn, Heinz und Kagelmann, H.-Jürgen: Tourismuspsychologie und
Tourismussoziologie. Ein Handbuch zur Tourismuswissenschaft, München:
Quintessenz, 1993

 

Keul, Alexander-G.: Reise, Erholung, Urlaub, Gesundheit. Ein
Feld zwischen Mythos und Empirie, in: Psychosozial, 1997, 20(3)

 

Krippendorf, Jost: Die Ferienmenschen. Für ein neues
Verständnis von Freizeit und Reisen, Zürich: Orell Füssli, 1984

 

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Thesen zu einem vernachlässigten Forschungs- und Praxisbereich, in: Psychologie
für Menschenwürde und Lebensqualität. Aktuelle Herausforderungen und Chancen
für die Zukunft. Bericht über den 15. Kongress für Angewandte Psychologie des
Berufsverbandes Deutscher Psychologen, München, 1989, Band 2, Bonn: Deutscher
Psychologen Verlag, 1990

 

Romeiß-Stracke, Felizitas: Tourismus – gegen den Strich
gebürstet, Wien: Profil, 1998

 

Schmidt, Burkhard: Psychotherapeutische Aspekte des Reisens –
vor allem in Gruppen, Psychosozial, 1997, 20(3)

 

Winter, Gerhard: Motivations- und emotionspsychologische
Aspekte von Reisehandlungen, in: Moderner Tourismus. Tendenzen und Aussichten,
Trier: Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft Trier, 1988

Unser Mitglieder-Einzugsgebiet von A bis Z (Auswahl)

Aachen, Ahlen, Alpen, Altena, Arnsberg, Attendorn, Bad Godesberg, Balve, Bedburg-Hau, Bensberg, Bergheim, Bergisch Gladbach, Bergkamen, Beyenburg, Bocholt, Bochum, Bönen, Bonn, Borbeck, Borken, Bottrop, Breckerfeld, Brüggen, Brühl, Burscheid, Castrop-Rauxel, Datteln, Deggendorf, Dinslaken, Dormagen, Dorsten, Dortmund, Drevenack, Düren, Düsseldorf (Altstadt, Angermund, Benrath, Bilk, Carlstadt, Derendorf, Düsseltal, Eller, Flehe, Flingern Nord, Fllingern Süd, Friedrichstadt, Garath, Gerresheim, Golzheim, Grafenberg, Hafen, Hamm, Hassels, Heerdt, Hellerhof, Himmelgeist, Holthausen, Hubbelrath, Itter, Kaiserswerth, Kalkum, Lörick, Lichtenbroich, Lierenfeld, Lohausen, Ludenberg, Mörsenbroich, Niederkassel, Oberbilk, Oberkassel, Pempelfort, Rath, Reisholz, Stadtmitte, Stockum, Unterbach, Unterbilk, Unterrath, Urdenbach, Vennhausen, Volmerswerth, Wersten, Wittlaer), Duisburg, Eichstätt, Elfringhausen, Emmerich, Engelskirchen, Ennepetal, Ense, Erftstadt, Erkelenz, Erkrath, Eschweiler, Essen, Euskirchen, Finnentrop, Frechen, Fröndenberg, Geilenkirchen, Geldern, Gelsenkirchen, Gevelsberg, Gladbeck, Goch, Grefrath, Grevenbroich, Gummersbach, Haan, Hagen, Haltern, Halver, Hamm, Hamminkeln, Hasslinghausen, Hattingen, Heiligenhaus, Heinsberg, Hemer, Hennef, Herdecke, Herne, Herten, Hiddinghausen, Hilden, Hohenlimburg, Holzwickede, Homberg, Hückelhoven, Hückerswagen, Hünxe, Iserlohn, Isselburg, Issum, Jüchen, Jülich, Kaarst, Kalkar, Kamen, Kamp-Lintfort, Kempen, Kerken, Kerpen, Kettwig, Kevelaer, Kleve, Koblenz, Köln, Königswinter, Korschenbroich, Kranenburg, Krefeld, Langenberg, Langenfeld, Lendringsen, Letmathe, Leverkusen, Lüdenscheid, Lünen, Marl, Meerbusch, Meinerzhagen, Menden, Mettmann, Mönchengladbach, Moers, Monheim, Much, Mülheim / Ruhr, Münster, Neheim, Neukirchen, Nettetal, Neuss, Neviges, Niederkrüchten, Oberhausen, Odenthal, Oer-Erkenschwick, Olfen, Olpe, Opladen, Overath, Plettenberg, Pulheim, Radevormwald, Ratingen, Recklinghausen, Rees, Remscheid, Rheinberg, Rheurdt, Rheydt, Rommerskirchen, Sankt Augustin, Schermbeck, Schwalmtal, Schwelm, Schwerte, Selm, Siegburg, Siegen, Soest, Solingen, Sonsbeck, Sprockhövel, Steele, Stolberg, Straelen, Süchteln, Sundern, Tönisberg, Tönisvorst, Trier, Troisdorf, Uedem, Unna, Velbert, Viersen, Vluyn, Voerde, Vohwinkel, Vorhalle, Wachtendonk, Waldbröl, Walsum, Waltrop, Wanne-Eickel, Wassenberg, Wattenscheid, Weeze, Wegberg, Werden, Werdohl, Wermelskirchen, Wesel, Wetter, Wickede, Willich, Wipperfürth, Witten, Wülfrath, Wuppertal, Xanten, Zons, Zülpich

 

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